2024-05-10

Jedem Ende wohnt ein Anfang inne

Die Ziellinie der Saison ist endlich in Sicht, nach ernüchternden Monaten im Jahr 2024, die die Hoffnung auf eine schnelle Entwicklung des angekündigten Borussia-Weges mehr als deutlich erstickt haben. Und anders als in den 12 Jahren zuvor wissen wir noch nicht einmal, ob die Borussia vom Niederrhein überhaupt rechtzeitig den Saisonabschluss einleiten darf oder sogar noch eine Extrarunde mit dem Risiko des Abstiegs über die Relegation ansteht. 

Am Vorabend des letzten Heimspiels gegen Frankfurt ist diese Gefahr jedenfalls alles andere als gebannt, zumindest für alle, die der Mannschaft von Gerry Seoane zuletzt aufmerksam bei der Arbeit zugesehen haben.

Ich erspare mir, auf die Spiele 29 bis 32 im einzelnen einzugehen. Es wiederholen sich die guten wie die schlechten Dinge, und es deutet derzeit nichts darauf hin, dass sich der VfL mit einer eigenen Energieleistung die notwendigen Punkte zum Klassenerhalt sichern kann. Es liegt, so scheint es, in erster Linie an der Performance der Teams hinter Gladbach, die darüber entscheiden wird, wo der Verein in der (Fernsehgeld-)Tabelle am Ende stehen wird.

Gehen wir mal zweckoptimistisch vom Klassenerhalt aus, dann heißt es mit dem Abpfiff der Bundesligasaison am 18. Mai, alles abzuhaken, was in den letzten drei Jahren von der oberen Tabellenhälfte an den Rand des Abgrunds geführt hat. Es gilt die Karten auf den Tisch zu legen und nicht nur zu sagen, wofür Borussia stehen will, sondern auch danach zu handeln. Die Idee, was und wie man spielen lassen will, darf sich nicht ständig wieder verändern. 

Der Verein muss kommunikativ um die Mannschaft herum wieder aktiver und präsenter werden, darf den Trainer nicht immer nur alleine in die PKs schicken und dann, wenn es nicht so läuft, ihn auch noch auf diese Weise im Regen stehen lassen. Und es muss klar werden, welches Risiko man bereit ist zu gehen, und wie man die große und leidensfähige Anhängerschaft des Vereins einbinden und wieder zum Faktor im Spiel machen will. Denn es brodelt an vielen Ecken in und um den Verein. Und besonders sauer stößt auf, dass Roland Virkus und Co das nicht oder wenn, dann nicht gut moderieren.

Denn so, wie es jetzt ist, droht die Zustimmung und die Bereitschaft, das Projekt Borussia neu aufzusetzen und mitzutragen, in kurzer Zeit zu kippen - ganz egal übrigens, was die Verantwortlichen in Management und Präsidium denn auch genau darunter verstehen. Denn das, was als der Borussia-Weg öffentlich angekündigt wurde, wurde nicht so umgesetzt wie erwartet und auch nicht so, dass es von außen nachvollziehbar wurde. Es wurde sogar mehrfach die Richtung verändert und umdefiniert, was denn nun der gewählte Weg auf und neben dem Rasen ist, und wie man wieder in die Spur finden will. 

Fakt ist, nach Roses Abgang haben es aus unterschiedlichen Gründen weder Hütter noch Farke noch Seoane verstanden, innerhalb einer Saison zu vermitteln, was sie aus der Mannschaft herausholen wollen - und können. Möglicherweise ist es zu viel verlangt, dies in der Zeitspanne in der notwendigen Deutlichkeit nachzuweisen. Aber mehr Zeit haben Seoanes Vorgänger nun mal nicht bekommen. 

Und wenn man ehrlich ist, spricht auch im Moment nicht viel dafür, dass man dem Schweizer die Zeit geben wird, wenn die Leistungskurve in der Rückrunde doch derart nach unten zeigt (ohne große Verletzungsausfälle) und die immer wieder sichtbaren, vor allem defensiven Probleme über die gesamte Runde hinweg nicht abgestellt werden können.

Ich will mir ein Urteil darüber nicht anmaßen, ob der Trainer mit Zeit und gezielten Kaderergänzungen den Turnaround schaffen kann. Auf dem Papier ist der Kader ausreichend gut besetzt, um in der ersten Tabellenhälfte eine sichere Saison zu spielen. Die geschossenen Tore zeigen das, nach vorne ist Borussia ein durchaus ernstzunehmender Gegner. Bei der Verteidigung des eigenen Tores ist man ein Abstiegskandidat. Und steht zurecht dort, wo man gerade steht. Das spricht nicht für Seoane und den Impact seines Trainerteams.

Doch egal, wie schwierig diese Saison für uns alle war: Jedem Ende wohnt auch ein Anfang inne. Und Hoffnung auf Besserung. Und egal, mit welchem Trainer und in welcher Liga Borussia im Sommer in die neue Saison startet: die Mannschaft wird sich erneut deutlich verändert haben. 

An erster Stelle ist da das nachvollziehbare Karriereende von Tony Jantschke und Flaco Herrmann zu nennen. Sportlich spielten beide schon länger nur noch eine Notnagelrolle, wobei zumindest auf den "Fußballgott" stets Verlass war, wenn er nochmal ins Spiel geschickt wurde. Die Frage ist, wie sich ihr Fehlen in der Kabine und für die Teamhierarchie auswirken wird. Ich bin mir heute noch sicher, dass der Weggang von Oscar Wendt und Ibo Traoré gerade im Zwischenmenschlichen eine unterschätzte (negative) Auswirkung gehabt hat.

Egal wie man dazu steht: Es wird ganz sicher ein trauriger Abschied, nach so langer gemeinsamer Borussenzeit. Aber beide Legenden bleiben im Verein, und es scheint auch sinnvolle Aufgaben für sie zu geben. Deshalb sollten wir lieber nach vorne und darauf schauen, welche Chancen es bietet, zwei Kaderplätze neu besetzen zu können.

Auch für manch anderen Spieler, der sich in den vergangenen Jahren nicht mehr weiterentwickelt hat, könnte ein Ortswechsel ein guter Weg - und für beide Seiten von Vorteil sein. Doch der Verein wird bei der Besetzung der Kaderplätze auch einmal mehr darauf achten müssen, was dafür als Ablösesumme reinkommen würde, und wieviel man demnach für Ersatzlösungen investieren kann. 

Das macht die Planung auch diesmal wieder kompliziert, und das gerade auch dann, wenn man auf den zentralen Positionen Handlungsbedarf hat, in sportlicher Hinsicht, und ebenso in der Persönlichkeit und beim Hunger auf Erfolg.

Immerhin: Viele gute junge Spieler drängen aus dem Nachwuchs in Richtung Profikader. Man kann gespannt sein, ob jemand schnell genug so weit sein kann, dass er sich zum Überraschungsspieler entwickelt. Und genauso gespannt muss man sein, was die Verantwortlichen personell sonst so auf die Beine stellen können. 

Mehr Robin Hack wäre wünschenswert. Aber das Fußballgeschäft ist kein Wunschkonzert.  Sonst würden ja alle oben mitspielen. Wollen wir hoffen, dass Borussia auf allen Positionen so gut aufgestellt ist, dass sie sich durch gute Entscheidungen bald wieder in Richtung der angenehmeren Tabellengefilde orientieren kann. Wetten würde ich nach den letzten drei Jahren nicht darauf. Aber auch hier hoffe ich auf Lerneffekte bei den handelnden Personen. 

Aber nun gilt es erstmal, mit voller Kraft voraus in die letzten zwei Spiele zu gehen. Der beste Rückenwind wäre, wenn die Mannschaft sich aus eigener Kraft vor der Relegation rettet und mit einem Erfolgserlebnis in die Sommerpause verabschiedet. 

Zähne zusammenbeißen und durch! Und dann alles auf Neustart, die negativen Erfahrunen löschen und die Systeme rebooten. Das gilt auch für alle, die im Stadion sind. Denn wir brauchen einander, auf und neben dem Feld. Schließlich sind wir alle Borussia.            

Saison 2023/24, Bundesliga, 32. Spieltag: Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 2:2. Tore für Borussia: 0:1 Hack, 2:2 Neuhaus (HEM). 

 Saison 2023/24, Bundesliga, 31. Spieltag: Borussia Mönchengladbach -Union Berlin 0:0. 

Saison 2023/24, Bundesliga, 30. Spieltag: TSG Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach 4:3. Tore für Borussia: 1:1 Hack, 3:2 Hack, 3:3 Hack.  

Saison 2023/24, Bundesliga, 29. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - BVB 1:2. Tor für Borussia: 1:2 Wöber.  

 

Saisonspende: 6 Tore und nur zwei Punkte aus drei Spielen - der Spendenstand steigt genauso lahm an wie Borussias Punktestand in der Rückrunde. Immerhin kommt noch ein Euro für das 0:0 gegen Union dazu. Neuer Spendenstand: 74,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-04-11

In der Dauerfindungsphase

Es geht munter weiter mit dem aufreibenden Hü und Hott im Fohlenstall. Eine insgesamt wieder nur zeitweise gute Leistung gegen den überraschend erfolgreichen Aufsteiger aus Heidenheim endete leistungsgerecht und zugleich etwas glücklich mit 1:1. Das zeigt einerseits die Mittelmäßigkeit der Borussensaison gut auf. Andererseits ist dieses Heidenheim bis dato auch einer der wenigen Lieblingsgegner der Saison. Schließlich gab es gegen das Team von Frank Schmidt zwei Siege und ein Remis in Liga und Pokal. 

Diese positive Bilanz toppte die Seoane-Elf gegen den VfL Wolfsburg sogar noch. Dem 4:0 im Hinspiel und dem Pokalkrimi mit Konés Last-Minute-Treffer zum 1:0 in der Verlängerung folgte am Sonntag auch noch der dritte Sieg gegen die Wölfe, diesmal in der VW-Stadt. 8:1 Tore in drei Spielen, das kann sich sehen lassen. Dass gerade dieses 3:1 eine so große Erleichterung im Anhang der Borussia auslöste, hatte mit dem kraft-, ideen-, sang- und klanglosen 0:3 in der Vorwoche gegen nicht einmal besonders überzeugende Freiburger zu tun. Das brachte Gladbach erstmals seit langem wieder in die Reichweite der Plätze 16 und 17, weil Mainz und Köln am vergangenen Wochenende dann auch mal dreifach punkteten. Ob die Mannschaft in diesem Jahr mental auf einen Abstiegskampf vorbereitet wäre, dürfte man getrost bezweifeln.

Umso wichtiger war die Reaktion gegen die punktgleichen Niedersachsen, gegen die es sich Weigl und Co. aber von Beginn an erstmal wieder selbst schwer machten. Ein frühes Gegentor, das in seiner Schlichtheit erschreckend verteidigt war, brachte Borussia schnell unter Druck, und die Partie hätte jederzeit auch in Richtung der Gastgeber kippen können. 

Doch diesmal war das Glück auf der richtigen Seite. Aus dem Nichts fand Itakura mit einem eigentlich wenig erfolgversprechenden Weitschuss einen abfälschenden Verteidiger und erzielte so den Ausgleich. Danach reichten ein feiner Spielzug für die schnelle Führung und eine entschlossene Aktion von Cvancara zum entscheidenden 3:1 durch Rocco Reitz. Das macht wieder Mut, dass nun doch noch so etwas wie ein kleiner Aufschwung im Saisonfinale denkbar sein könnte. Doch ob das ausgerechnet im nächsten Spiel gegen Dortmund zu halten sein wird, ist mehr als offen. Die Schwarz-Gelben spielen zwar derzeit auch keine Sterne vom Himmel, sind aber dennoch zumindest von der Papierform eine Nummer zu groß für die launische Borussia vom Niederrhein.  

Saison 2023/24, Bundesliga, 28. Spieltag: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 1:3. Tore für Borussia: 1:1 Itakura, 1:2 Ngoumou, 1:3 Reitz.  

Saison 2023/24, Bundesliga, 27. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 0:3. 

Saison 2023/24, Bundesliga, 26. Spieltag: 1. FC Heidenheim - Borussia Mönchengladbach 1:1. Tor für Borussia: 0:1 Hack. 

Saisonspende: Vier Tore aus drei Spielen bedeuten ein Plus von 4 Euro. Und weil es doch recht selten ist, lege ich für den Sieg bei VW noch die Sonderprämie von 10 Euro drauf, die ich in den Vorjahren immer noch drin hatte, für diese Saison aber nicht mehr für so exotisch hielt. Aber in dieser Spielzeit erfreut man sich auch an solchen Dingen. Neuer Spendenstand: auf 77,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-03-13

Hier gibt's nichts zu sehen

"Geh'n Sie bitte weiter, hier gibt's nichts zu sehen." Das neue Lied von Stefan Stoppok passt hervorragend als Hymne in die Borussenzeit. Auf und Ab, mehr Ab als wieder auf, alte Fehler in Serienproduktion, fahrlässiges Wegwerfen einer einmaligen Pokalchance, und dazwischen ein paar wenige helle Momente. 

Doch auch die können nicht darüber hinweg täuschen, dass bei Borussia nichts mehr stimmt. Dass es anders sein kann, anders werden kann, sich das Pendel zum Besseren wendet, wenn nach mehreren Jahren Trial-and-Error erst einmal die Spur gefunden ist - alles Makulatur. Das peinliche Aus im Pokal und der schwer herausgearbeitete und dann viel zu einfach wieder hergeschenkte Derbysieg haben dieser Entwicklung das Krönchen aufgesetzt. Das war selbst für die gleichmütigsten Charaktere im Fohlenlager ein Tiefschlag zu viel.

Selbst die positivsten Fans sind tief desillusioniert und sind die vielen Versprechen vor und die leeren Erklärungen nach verlorenen Spielen leid. Die Vereinsführung scheint ohnmächtig oder noch immer nicht dessen gewahr, was vor der Tür gerade passiert. Die Entfremdung, die aus den Reaktionen vieler Fans spricht, sie wird langsam dem ganzen Verein gefährlich. 

Die sportlich-wirtschaftliche Seite ist es schon - zumindest, wenn man konkurrenzfähig bleiben möchte. Es ist nur nicht klar, ob diese Botschaft im Vorstand und Management ankommt. Und ob irgendjemand dort eine andere Antwort hat als den, der die vergangenen drei Jahre immer nur kurzzeitig neue Hoffnung gebracht hat: einen Trainer zu kippen und einen neuen vor das schwer trainierbare Ensemble zu werfen. 

Alles Weitere ist schon vor mir exzellent beschrieben worden von den anderen Gladbach-Blogs wie Seitenwahl, BorussiaXplained, Fohlen Hautnah und und und. Auch die RP findet klare Worte. Ob es was nützt? Schaun mer mal.

Saison 2023/24, DFB-Pokal, Viertelfinale: 1.FC Saarbrücken - Borussia Mönchengladbach 2:1. Tor für Borussia: 0:1 Hack.

Saison 2023/24, Bundesliga, 25. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - 1. FC K*** 3:3. Tore für Borussia: 1:1 Honorat, 2:2 Hack, 3:2 Hack.

Saison 2023/24, Bundesliga, 24. Spieltag: FSV Mainz - Borussia Mönchengladbach 1:1. Tor für Borussia: 1:1 Ngoumou.

Saison 2023/24, Bundesliga, 23. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfL Bochum 5:2. Tore für Borussia: 1:0 Ngoumou, 2:0 Weigl FEM, 3:0 Reitz, 4:1 Jordan, 5:2 Honorat.

Saison 2023/24, Bundesliga, 22. Spieltag: RB Leipzig - Borussia Mönchengladbach 2:0. 

Saisonspende: 10 Tore, wenig Ertrag für Borussia und viel Ärger im Umfeld. Immerhin steigt der Spendenstand auf 63,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-02-10

Wie Schilfrohr im Wind

In meinem bisher letzten Text schrieb ich: "Mit 20 Punkten in die zweite Saisonhälfte zu gehen, das ist insgesamt unter dem Strich in Ordnung und lässt auch genug Abstand nach hinten." Vier Spiele, zwei Punkte und ein ins Wasser gefallenes Pokalviertelfinale später weicht diese Zuversicht zunehmender Ratlosigkeit.

Eigentlich hatte ich geglaubt, dass es mir in dieser Saison helfen würde, wenn ich nicht mehr nach jedem Spiel, sondern alle drei bis vier Wochen etwas über Borussia schreibe. Denn bei einer unsteten Mannschaft im Umbruch sollte man meinen, dass es auf diese Weise leichter fallen würde, Entwicklungen über ein Spiel hinaus zu erspüren oder verfolgen zu können - statt wöchentliche Wasserstandsmeldungen abzugeben.
Doch dieser Verein und seine Mannschaft bleiben auch über mehrere Wochen gesehen und zusammengefasst ein Mysterium. Das einzige Beständige ist, dass man sich nie sicher sein kann, wie das Team um Julian Weigl im nächsten Spiel aufgelegt sein wird.

Bestes Beispiel sind die Spieltage 18 bis 21 der laufenden Saison. Ein fahrig und unnötig hergeschenktes Spiel gegen Augsburg mit der xten hergegebenen Führung ließ den Sieg gegen Stuttgart innerhalb von 90 Minuten gleich wieder recht derbe verblassen. Denn es weckte Erinnerungen an viele ähnliche Partien der vergangenen Jahre.

Darauf folgte das hart und mit Glück und Geschick ermauerte 0:0 beim Tabellenführer Leverkusen, das zugleich ein positives Novum bedeutete. Es war bis heute das einzige Saisonspiel, an dem der Gegner kein Tor erzielen konnte. Das ließ hoffen, zumindest, was die verbesserte defensive Stabilität anging.

Ein ähnlich erarbeiteter Punkt wäre auch gegen überlegene, aber auch selten besonders einfallsreiche Münchner, in der Woche darauf drin gewesen. Die Führung von Elvedi brachte den Münchnern ob des Aufflackerns ihres ehemaligen Angstgegners ein paar Schweißperlen auf die Stirn. Doch letztlich besiegelten vor allem individuelle Fehler auf Gladbacher Seite als die Klasse von Kane und Co. die am Ende verdiente Niederlage.

Nach zwei durchaus respektablen Auftritten gegen Spitzenteams durfte man also gespannt sein, ob dem Seoane-Team gegen "Underdogs" - oder sollten wir sie nicht inzwischen lieber "Gegner auf Augenhöhe" nennen - mehr gelingen würde als in so vielen Spielen dieser Art in dieser und den vergangenen Spielzeiten. Gegen die spucken-kratzen-beißenden Teams der Liga tat und tut sich Borussia schon traditionell schwer, und das ganz unabhängig von der Klasse der Spieler auf dem Platz und des Trainers an der Seitenlinie. 

Der Tabellenletzte SV Darmstadt 98 war heute der erste Gegner aus den unteren Gefilden, der sich dem VfL im letzten Saisondrittel in den Weg stellt. 

Und wieder zeigte ein spielerisch recht limitierter Gegner, wie man es gegen Gladbach anstellen muss, um zumindest nicht zu verlieren. Es war damit auch schon der sechste Tabellenletzte in Folge, gegen den Borussia kein Sieg gelang. 

Und obwohl Jordan und Co. heute die klar besseren Chancen hatten und mit 24 Torschüssen und einem Expected-Goals-Wert von über 2 für die eigenen Verhältnisse unüblich gute Werte in diesen Kategorien aufwies, gelang wieder kein Tor und nur ein sehr ernüchterndes Unentschieden. Denn berauschend war die Gladbacher Leistung nicht. Und auch Darmstadt gelang es kaum, das Tor der Hausherren mal in Gefahr zu bringen.

Neben dem Ärger über zwei bittere Verletzungen von Hack und Jordan, die jeweils nach üblen Fouls von Darmstädter Verteidigern ausgewechselt werden mussten und vorher zu den Aktivposten im Spiel gezählt hatten, blieb also auch sonst nicht viel Gutes hängen.

Die Lehren aus diesem Spiel (und den dreien zuvor) sind folglich wenig verheißungsvoll: Borussia ist nicht beständig.

Borussias Tagesform ist absolut nicht vorherzusehen oder auszurechnen - außer für den Gegner, der sich zumindest im Laufe eines Spiels ganz gut darauf einstellen kann.

Fortschritte im Spiel sind flüchtig, im jeweils nächsten Spiel muss man wieder mit den gleichen alten Macken und Fehlern rechnen, die sich durch die vergangenen drei oder vier Saisons ziehen - und die leider auch in diesem Jahr das Trainerteam um Gerry Seoane offenbar nicht in der Griff bekommt. 

Und das wirft auch nach gut 25 Pflichtspielen der Saison auch langsam einen Schatten auf den Trainer, dessen Handschrift mal mehr und oft gar nicht zu erkennen ist. Mit der Viererkette stabilisierte sich die Mannschaft zuletzt gegen die Spitzenteams defensiv, war offensiv aber fast gar nicht zu sehen. Diese Aufstellung war unter anderem auch dem anhaltenden Verletzungspech geschuldet, und auch dem monatelangen Fehlen von Ko Itakura.

Nun waren der Japaner und auch Wöber wieder da, und Seoane kehrte zurück zur Dreierkette, mit Honorat und Netz als vorgelagerte Flügelspieler. Das war defensiv keineswegs ein Downgrade, aber im eigenen Ballbesitz half es eben auch nicht, den Gegner besser zu bespielen. Stattdessen scheuten die Borussen vor allem im Spielaufbau über die Verteidiger oft jegliches Risiko und spielten schon bei nur einem anlaufenden Darmstädter Stürmer hintenrum und wieder viel über Torwart Nicolas. Das war gegen den heutigen Gegner zu viel der Ehrfurcht.

Was konstant bleibt, ist, dass die Mannschaft will. Sie bemüht sich, sie kommt auch in gute Positionen für den vorletzten oder letzten Pass, doch allzuoft sind diese Zuspiele dann zu ungenau oder enden in Missverständnissen. So bringt sich die Mannschaft immer wieder um den Lohn ihrer Arbeit. 

Dass in dieser Saison jeder Mannschaftsteil mal so von Verletzungen gebeutelt war, dass der Konkurrenzkampf darunter litt, macht es auch nicht leichter, in die Spur zu finden. Aber dennoch muss man erwarten können, dass gegen Gegner vom Kaliber Darmstadt spielerisch, taktisch und punktemäßig mehr drin ist als ein glücklicher Punkt im Hinspiel und ein weiterer glanzloser im Rückspiel.

Denn die Konkurenz, die längst schon nicht mehr vor Borussia, sondern hinter ihr in der Tabelle platziert ist, schläft nicht. Um die Saison zumindest ohne große Sorgen und schadlos über einen ergehen lassen zu können, muss deutlich besser gepunktet werden als in den letzten vier Spielen. Zwei Punkte aus vier Partien sind trotz der Gegner Bayern und Bayer nicht dafür geeignet, beruhigt in die nächsten Wochen zu gehen.

Und solange Woche für Woche wieder so rätselhafte Auftritte gegen kampfstarke Gegner drohen, kann man nicht einmal gegen den Drittligisten aus Saarbrücken guten Gewissens auf Sieg Richtung Pokalhalbfinale setzen. Das wäre tatsächlich etwas, was für diese Saison nochmal viele Kräfte freisetzen könnte. Oder was bei einem Scheitern für ein ganz schwieriges Klima im Verein und seinem Umfeld sorgt. Ich wünschte, ich könnte mehr Zuversicht vermitteln. Aber das heutige Spiel gibt dafür leider nichts her. Borussia 2024 wogt auch im Jahr 2024 wie Schilfrohr im Wind hin und her. Es bleibt kompliziert.

Saison 2023/24, Bundesliga, 21. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Darmstadt 98 0:0.

Saison 2023/24, Bundesliga, 20. Spieltag: Bayern München - Borussia Mönchengladbach 3:1. Tor für Borussia: 0:1 Elvedi.

Saison 2023/24, Bundesliga, 19. Spieltag: Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach 0:0.

Saison 2023/24, Bundesliga, 18. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg 1:2. Tor für Borussia: 1:0 Jordan.

Saisonspende: 2 Tore aus vier Spielen bringen 2 Euro, zwei Zu-Null-Spiele auch. Damit steht es nun 53,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-01-19

Wird schon

Drei Spiele mit einigen Ähnlichkeiten und sehr unterschiedlichen Ausgängen runden die Hinrunde ab. Zweimal brachte Borussia Führungen nach guten Phasen nicht ins Ziel, beim Spiel gegen Stuttgart lief auch alles darauf hinaus, dass die Gäste noch zumindest zum ausgleich kommen würden. Doch der massierte Abwehrverbund hielt diesmal, der wichtige Sieg konnte durch einen späten Konter am Ende durch Jordans Treffer zum 3:1 abgesichert werden.

Doch es bleibt dabei. Borussia kann brillant aufspielen, Borussia kann äußerst effektiv nach vorne spielen. Doch eine Garantie, dass hinten dicht gehalten werden kann, gibt es nicht. Nicht einmal eine halbwegs erträgliche Wahrscheinlichkeit. Das ist unser Los als Fans diese Saison. Und wir dürfen gespannt sein, ob die Mannschaft in der Rückrunde einen dauerhaften Schritt nach vorne macht, was die Anfälligkeit für Gegentore angeht.

Ohne wird es nicht leichter, aber das ist es auch in den vergangenen 17 Spielen nicht gewesen. Denn in keiner Phase der Saison blieb das Team von Gerardo Seoane von Verletzungen gleich mehrerer Stammspieler verschont. Torwart Jonas Omloin konnte da noch am besten ersetzt werden. Doch mal fehlte die halbe Abwehr, dann hakte es im Mittelfeld und im Sturm gab es in der gesamten Hinrunde gefühlt keine volle Besetzung.

Auch zuim Start der Rückrunde scheint sich dieser unschöne Serie fortzusetzen. Toma Cvancara fällt erneut aus, Jordan ist gerade aus der Verletzung gekommen, nun ist auch Plea lädiert. Doch wenn es eins gibt, was Mut macht, dann ist es die Fähigkeit, trotz mehrerer Ausfälle immer eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz schicken zu können. Es gab nur ein Spiel, in dem Borussia komplett chancenlos war, und das war das gegen den Tabellenführer aus Leverkusen. In allen anderen Partien hatte der VfL seine Chancen, nutzte sie allerdings zu wenig, meist, weil die guten Phasen im Spiel weniger als eine Halbzeit umfassten.

Aber mit 20 Punkten in die zweite Saisonhälfte zu gehen, das ist insgesamt unter dem Strich in Ordnung und lässt auch genug Abstand nach hinten. Das könnte der Mannschaft die Nervosität eines drohenden Abstiegskampfs ersparen - wenn sie in der Rückrunde zumindest im gleichen Umfang punktet. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.  

Saison 2023/24, Bundesliga, 17. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 3:1. Tore für Borussia: 1:0 Hack, 2:0 Hack, 3:1 Jordan.

Saison 2023/24, Bundesliga, 16. Spieltag: Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 2:1. Tor für Borussia: 0:1 Wöber.

Saison 2023/24, Bundesliga, 15. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SV Werder Bremen 2:2. Tore für Borussia: 1:1 Reitz, 2:1 Reitz.

Saisonspende: 6 Tore aus drei Spielen bringen 6 Euro in der Spendenkasse -Zwischenstand nun 49,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.