Ein Punkt auf der Alm - das ist sicher besser als nichts, aber doch auch kein Ergebnis, mit dem man zufrieden sein kann. Vor einem Jahr wäre es ein Ärgernis gewesen, zwei Punkte gegen ein Team auf dem Relegationsplatz liegenzulassen, heute muss man schon deutlich bescheidener und vor allem realistischer sein und sich fast freuen, einen direkten Konkurrenten auf (wenn auch schmalem) Abstand gehalten zu haben. Denn nach dem Spielverlauf hätte dieses Spiel natürlich auch 1:2 ausgehen können - so wie die beiden zuvor.
Allerdings war das heute eine tadellose Leistung der Mannschaft, im Gegensatz zu Leverkusen und Phasen im Union-Spiel. Deshalb wäre ein Sieg heute nicht nur an der Zeit, sondern auch wirklich verdient gewesen. Besonders Alassane Plea war nicht wiederzuerkennen, er sprühte vor Willen, Laufbereitschaft, Einsatz und Spielwitz. Die Räume, die sonst Lars Stindl beackert, waren heute seine und er fühlte sich sichtlich wohl damit. Vor allem scheute er sich auch nicht, bis tief in den eigenen Strafraum mitzugehen und dort Defensivaufgaben für fehlende Mitspieler zu übernehmen.
Das war bärenstark. Aber es sagt einiges über die Saison und den bisherigen Zustand der Mannschaft, wenn man dies so herausstellen muss. Und man muss kein Prophet sein, wenn man sagt, dass Borussia in anderen Sphären stünde, wenn sich jeder zu jeder Zeit und so sichtbar entschlossen in jeden Zweikampf geworfen hätte wie heute.
Es wäre dabei aber unfair, nur auf Lassos Leistungsexplosion hinzuweisen. Es war durch die Bank eine starke kämpferische Leistung. Es war in der Defensive eine sehr solide Leistung. Bis auf die Szene beim 0:1 stand die Abwehrkette meist gut und gewann die entscheidenden Duelle. Umso ärgerlicher, dass ein schwach verteidigter Angriff am Ende wieder ausreichte, um der Hütter-Elf Punkte zu rauben.
Dass das Verteidigen der eigenen Hälfte doch recht gut funktionierte, war nicht selbstverständlich. Durch Kramers kurzfristigen Ausfall wegen Corona und Zakarias Wechsel nach Turin war die Mittelfeldzentrale mit Koné und Neuhaus notgedrungen eigentlich zu offensiv aufgestellt. Gerade in Halbzeit eins kamen die Gastgeber auch - vor allem über den überragenden Wimmer - immer wieder viel zu schnell durch das Mittelfeld und zwangen die Gladbacher Verteidigung in enge Eins-gegen-Eins-Duelle.
Nach der Pause gelang es aber gerade durch die spielerisch starke Mittelfeldreihe, den Druck auf den Gegner hochzuhalten und ihn damit von allzuvielen Gegenangriffen abzuhalten. Am Ende stand da auch noch der bekannte Weltklassekeeper im Tor, der die drei Topchancen der Bielefelder, die dann doch aufs Tor kamen und - so ehrlich muss man sein, ebenfalls über Remis oder Niederlage entschieden - mit tollen Reflexen entschärfte.
Ja, und woran lag es dann, dass Borussia sich für enormen kämpferischen Aufwand und eine erhebliche spielerische Steigerung nicht belohnte? Es lag vor allem daran, dass wieder einmal der Ball den Weg nicht ins Tor fand, trotz drückender Überlegenheit in den zweiten 45 Minuten, trotz viel Ballbesitz, der diesmal auch viel besser für vertikales Spiel in die Spitze genutzt wurde.
Was fehlt, ist die Effektivität. Alassane Pleas schönes Tor zum 1:1 war über mehrere Stationen förmlich erzwungen und mit aller Entschlossenheit vollendet. Ein Tor, dass mich aus Genugtuung förmlich mal wieder aus dem Sessel aufspringen ließ - eben weil sich nicht nur in dieser Szene jeder für diesen Erfolg zerrissen hat. Es war wieder eine Mannshcaft zu sehen, die füreinander gearbeitet hat. Eine Reihe weiterer Torchancen zeigten auch diese Entschlossenheit, das Tor machen zu wollen. Manchmal auch dann, wenn der Winkel vielleicht nicht günstig genug war oder eine andere Entscheidung vielleicht besser gewesen wäre. Das ist ok, nicht jeder Ball kann ins Tor gehen, nicht jede Idee für einen Pass oder Schuss ist gut - oder gut ausgeführt. Das passiert. Das ist dennoch ein gutes Zeichen und ist wichtig, weil es auf Sicht auch Selbstbewusstsein gibt und zurück zum Erfolg führt.
Aber: Wir brauchen diese Effizienz eher heute als morgen zurück. Dass der VfL heute keinen Befreiungsschlag landen konnte, lag am Ende an dieser einen Sache, die die Mannschaft wieder besser hinbekommen muss: Der Ball muss aufs Tor, damit er ins Tor kann.
21 Torschüsse zählt die Statistik, aber wieder nur vier, die auf den Kasten von Bielefelds Torwart Ortega gingen. Gladbach erarbeitete sich außerdem heute unzählige Freistöße in der gegnerischen Hälfte (und spielte diesmal die meisten auch wirklich nach vorne und nicht zum Torwart zurück). Dazu kamen 11 (!) Ecken. Doch keiner dieser Standards brachte ein Tor ein. Das ist in dieser Saison nichts Neues - aber wo könnte Gladbach stehen, wenn wenigstens ab und zu aussichtsreiche Standards auch zu Toren genutzt würden?
Nun, es ist, wie es ist. Und auch wenn es von einem sehr abgesenkten Anspruch herrührt, muss man der Mannschaft attestieren, dass sie es heute sehr gut gemacht hat. Aus meiner Sicht war das das beste Spiel in diesem Jahr. Spielerisch und vom Auftreten her war es für mich auch besser als der bisher einzige erfolgreiche Auftritt in der Rückrunde bei den Bayern.
Das immerhin gibt Hoffnung, weil die Mannschaft annimmt, was die restlichen Saisonspiele von ihr fordern werden. Das war heute deutlich zu sehen.
Andererseits haben wir in jüngerer Vergangenheit auch schon sehr viele Gesichter dieser Mannschaft gesehen. Ich würde mich daher davor scheuen, schon auszurufen, dass das Team über den Berg ist. Man kann sich - aus Erfahrung - leider nicht zu sicher sein. Umso schmerzlicher finde ich, dass es heute auf der Alm nur zu einem Punkt gereicht hat. Am ende könnte morgen dadurch der Abstand zum Relegationsplatz sogar noch geschrumpft sein. Das erhöht den Druck für das Augsburg-Spiel nochmals.
Aber: Am Ende der Saison kann auch dieser Punkt gegen die Arminia entscheidend sein. Insofern: Warten wir es ab.
Zum Schiedsrichter wollte ich heute eigentlich nichts schreiben. Erstens habe ich über Benjamin Cortus schon oft geschrieben, und das selten, weil er so gut gepfiffen hat. Dafür, dass seine Leistungen als Referee oft eher kritikwürdig sind, ist er in der Arroganzklasse immerhin schon ganz weit oben angekommen. Heute war auch nichts dabei, was das Spiel erheblich zum Nahcteil einer Mannschaft beeinflusst hat. Allerdings, und das liegt nicht nur an ihm, hätte ich mir gewünscht, dass nach den ganzen abenteuerlichen Elfmetern gegen Borussia in letzter Zeit dann auch mal wieder einer einfach für die Mannschaft von Adi Hütter gepfiffen würde. Es gab heute zwei Handspiele von Bielefeld, die ich - aus sportlicher Sicht - gerne als nicht strafbar durchwinken würde. Da aber genau solche Szenen immer wieder mal (durch das dehnbare Regelwerk und auch mit teilweise ungerechtfertigtem VAR-Einsatz) gegen den VfL ausgelegt wurden, nervt es mich trotzdem. Ich bin inzwischen einfach nur noch müde, mich jede Woche aufs Neue fragen zu müssen, warum dies jetzt doch oder doch nicht zum strafbaren Handspiel wird. Es ist ein Jammer, denn das Märchen von sich am Ende irgendwie ausgleichenden Fehlentscheidungen glaubt ja doch auch längst schon keiner mehr.
Egal. Ich hoffe, dass Jonas Hofmann und Co. diesen Weg genau so beibehalten. Dass das heute nicht wieder nur ein Strohfeuer war und wir alle Borussen mit der gleichen Gier und dem gleichen Einsatz auch in die nächsten Spiele gehen sehen. Dann wird's auch was mit dem Klassenerhalt. Oder: Muss einfach werden.
Bundesliga, 21. Spieltag: Arminia Bielefeld - Borussia Mönchengladbach 1:1. Tor für Borussia: 1:1 Plea.
Saisonspende:
Ein Euro für ein Tor - neuer
Spendenstand: 97 Euro.
Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
Der Einsatz stimmte und ich möchte auch das Positive sehen, aber insgesamt immer noch viel zu wenig. Ich kann nach wie vor kein System erkennen, das meiste Stückwerk, technische Unzulänglichkeiten, Abschlußschwäche, Standardschwäche. Baustellen ohne Ende. Wie das Gegentor verteidigt wurde! Ein schlechter Witz. Wir stehen genau da wo wir hingehören. Hoffentlich geht das gut...
AntwortenLöschenNachtrag: gefühlt hält uns Sommer am leben
AntwortenLöschenAugsburg wird es cleverer machen als die "Fielebelder", hinten reinstellen mit zwei-drei präzis abgeschlossene Konter werden gegen "uns" reichen.
AntwortenLöschenEs wird Hütters letztes Spiel als VFL Trainer sein.
H.R.