Thank god it's Länderspielpause.
Man kann es nicht anders sagen: Für Borussia zählt im Moment nur eins - Zeit gewinnen. Zeit, um die in relativ kurzer Zeit panisch neu aufgemachten Baustellen im Verein nicht noch größer werden zu lassen; um andere Baustellen zu schließen; um daran zu arbeiten, den Verein sportlich wieder sicher auf die Beine zu stellen - und um insgesamt auf Besserung zu hoffen.
Zugegeben: Es ist schon krass, dass ich jetzt das schreibe, nachdem ich vor drei Wochen noch den Eindruck hatte, dass mit der Demission von Gerardo Seoane und unter dem Eindruck des 1:1 gegen Leverkusen ein erster Schritt zurück aus dem Koma gelungen war, in das der Verein sich hatte fallen lassen.
Aber wie sich zeigte, ließ sich auch Roland Virkus nicht halten, nachdem Seoane weg und kein Konzept zu erkennen war, wie es denn jetzt kurzfristig mit der Perspektive Borussia in der ersten Liga aussehen soll.
Es ist im Verein fraglos einiges in Bewegung, nicht nur erdbebenmäßig im Führungspersonal. Die Jugendarbeit verspricht einiges in den kommenden Jahren, auch die Neuzugänge haben das Potenzial, den Club mehr als nur in der Liga zu halten. Aber wohl erst mittelfristig, wie die ersten Saisonspiele andeuten. Oder zumindest, solange wichtige Stammkräfte wie Kleindienst und Honorat sie nicht ergänzen oder entlasten können.
Dass sich der Fokus deshalb jetzt endlich auf die Schritte richtet, die unmittelbar bevorstehen, ist wichtig und richtig. Leider macht die Vereinsführung auch hier keine gute Figur. Es scheint so, als sei man nicht nur vom lange verschleppten Seoane-Aus unvorbereitet getroffen worden, sondern stehe auch nach dem freiwilligen oder nicht so freiwilligen Rückzug von Roland Virkus (das kann und will ich nicht beurteilen) blank und unvorbereitet da.
Wer soll nachfolgen, auf der wichtigen Position des Sportvorstands oder Sportdirektors, je nachdem, wie und wo man sich neu aufstellen will? Damit kann und will ich mich an dieser Stelle nicht beschäftigen, weil mir dazu die Einblicke in den Verein fehlen.
Zu der Personalie Rouven Schröder, der ja offenbar Favorit auf den freien Posten ist, aber mit einer Ablösesumme erst aus Salzburg freigekauft werden muss, will ich dennoch zwei, drei Sätze schreiben.
Bekanntermaßen war Schröder schon in der Zeit von Max Eberl Thema bei Borussia, als Ergänzung, wohl auch später als möglicher Ersatz. Ein Mann mit einem guten Ruf, der nachweislich gute Arbeit in Fürth, Bremen und Mainz geleistet hat. Dann folgten immer kürzere Intervalle, bei Schalke, sein vorzeitiges Aus wegen eines Burnouts dort und mit den folgenden fragwürdigen Engagements bei den Dosenclubs Leipzig und Salzburg, wo er jeweils nach kurzer Zeit offenbar schon verzichtbar war.
Fraglos ist Schröder ein Fachmann und kann für eine Phase der Konsolidierung bei Borussia stehen. Nach der Art und Weise, wie er von Verein zu Verein hüpfte, wenn es für ihn Angebote gab, gefällt es mir dennoch nicht, vor allem, weil er eher der Typ Rose zu sein scheint, der den möglichen Absprung schon eingeplant hat, wenn er kommt.
Das wirft für mich schon zu früh einen Schatten auf eine solche Verpflichtung. Denn ob Schröder an seine guten Zeiten als Manager anknüpfen kann, ist nach den letzten drei Jahren nicht sicher.
Es tut mir leid, das zu sagen, aber es ist tatsächlich eine nicht unwichtige Frage, ob sich ein angeschlagener Verein auf Schlüsselpositionen Personal leisten kann, von dem man nicht weiß, ob es die Kurve nochmal kriegt. Das mag bei einem Gio Reyna weniger Risiko bergen als bei einem Sportdirektor. Aber es zeigt auch, dass Borussia entweder keine Wahl hat oder zu schlecht vorbereitet ist, um auf dem Markt besser zu agieren.
Aber das sind wie gesagt nur die Gedanken eines vereinsfernen Beobachters.
Mein Blick richtet sich ansonsten eher auf Eugen Polanski und die Mannschaft, denn das ist das, was sich von außen für mich noch halbwegs nachvollziehen lässt. Und damit zum sportlichen Eindruck.
Die Heimspiele gegen die Eintracht und den SC Freiburg waren insofern sehr aufschlussreich, weil sie gezeigt haben, was geht und was nicht. Sie haben deutlich gemacht, dass es in dieser Saison nur ums Überleben gehen kann, zumindest in dieser Phase der Saison.
Möglicherweise tun sich schon in einem halben Jahr andere personelle und taktische Möglichkeiten auf. Aber darauf verlassen darf man sich nicht. Es gibt keine Garantie, dass die Langzeitverletzten Kleindienst, Ngoumou, Hack (und zunächst noch Honorat) das Blatt sofort wieder mit herausragenden Leistungen wenden können, sobald sie spielfit sind.
Für die nächsten Spiele muss Eugen Polanski das Maximum aus dem Kader herausholen, der ihm zur Verfügung steht. Dass er das mit Bedacht, aber auch mit Mut zum Risiko angeht, hat er in seiner kurzen Amtszeit schon mehr als angedeutet.
Der Einsatz von Charles Herrmann und Jan Urbich, aber auch die Reaktivierung von Flo Neuhaus zeigt, dass er klare Vorstellungen hat, denen sich auch mancher arrivierte Spieler beugen muss. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen. Mir gefällt es aber erstmal sehr gut, vor allem, nachdem dieses Leistungs- und Vertrauensprinzip in den Jahren zuvor bei Borussias Übungsleitern doch einfach zu häufig unter die Räder gekommen ist.
Das heißt nicht, dass ich erwarte, dass die jungen Wilden und der Teilzeit-Regisseur Neuhaus in den nächsten Wochen auf märchenhafte Weise das Ruder rumreißen können werden. Auch dazu fehlt sichtlich noch einiges. Doch wenn sich der eine oder andere jetzt im Ernstkampf bewährt, wird es für ihn auch dann eher Einsatz-Chancen geben, wenn Kleindienst und Co wieder da sind. Was wiederum nur gut sein kann für die Entwicklung aller.
Nun muss Polanski aber auch noch die in der Gruppe in die Spur bringen, die unter seiner Verantwortung bisher die Verlierer sind (und es teilweise auch unter Seoane waren). Bislang sieht es aber so aus, als würden alle so mitziehen, wie es der Situation angemessen ist. Was wiederum die Chancen erhöht, dass irgendwann doch die Ketchupflasche aufgeht und die ersten Punkte fließen.
Gegen Union wird Eugen Polanski auf jeden Fall nochmals an der Linie stehen. Und ich gehe auch einfach mal davon aus, dass er dies auf absehbare Zeit weiterhin tun darf, sofern er anfängt, mit dem Team auch dreifach zu punkten. Bislang ist mir auch ehrlicherweise kein realistischer Trainername untergekommen, dem ich mehr Zuneigung und Vertrauen entgegenbringen würde.
Aber das muss nichts heißen. Lucien Favre war auch keiner, den ich vor seiner Verpflichtung hätte einschätzen können oder den ich auf dem Zettel gehabt hätte. Das zu bewerten, dafür sind ja auch andere zuständig. Das Vertrauen in manche der handelnden Personen ist im Moment bei mir allerdings eher mittelmäßig ausgeprägt. Deshalb ist hoffen alles, was für die nächste Zeit bleibt. Aber das soll ja mitunter auch Berge versetzen können.
Bundesliga, 5. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 4:6. Tore für Borussia: 1:6 Castrop, 2:6 Tabakovic, 3:6 Engelhardt, 4:6 Ranos.
Bundesliga, 6. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 0:0.
Saisonspende: 6 Spiele sind gespielt, vier weitere Tore geschossen und ein weiteres zu Null eingefahren. Damit verdoppelt sich der Spendenstand auf 12 Euro. Das
gilt in der Saison 25/26: Für jedes erzielte Tor von Borussia in
Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für Derbysiege gegen K***
gibt es 10 Euro.
Gehaltener Elfmeter: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2
Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder
Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 20 Euro. Einstelliger
Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am
Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 125 Euro. DFB-Pokalsieg: 50
Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
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