Fünf Spiele vor Schluss elf Punkte Vorsprung auf Abstiegs- und Relegationsplätze und damit der nahezu sichere Klassenerhalt nach einem nie wirklich gefährdeten Zu-Null-Sieg: Normalerweise wäre heute ein Tag zum Feiern, wo doch nach dieser wechsel- und oft grauenvollen Saison der größte anzunehmende Unfall abgewendet scheint. Borussia spielt auch in der kommenden Saison in der ersten Liga, davon sollte man jetzt ausgehen können.
Und doch spüre ich weder echte Erleichterung noch so etwas wie Zufriedenheit über den Sieg beim Schlusslicht aus Fürth, der auch heute unser absoluter Lieblingsgegner blieb.
Denn auch die Vorstellung am Fürther Ronhof heute war nicht geeignet, den Eindruck einer phlegmatischen Mannschaft wegzuwischen, die nur das tut, was unbedingt notwendig ist, die keine überzeugenden Lösungen findet, sobald der Gegner sein Spiel umstellt und sie selbst vor eine neue Aufgabe stellt. Und die Zweifel daran, was der Trainer der Mannschaft an Input gibt, konnte der lockere Sieg heute bei mir auch nicht zerstreuen. Eine Woche vor Köln stehe ich wieder ratlos da, und habe keinen Schimmer, was Neuhaus und Co. am kommenden Samstag zu leisten in der Lage sein werden.
Das Spiel heute und vor allem der Gegner war dafür kein Prüfstein. Und dennoch blieb am Ende einmal mehr vieles Stückwerk. Nach einer guten halben Stunde mit einigen feinen Kombinationen der Hütter-Elf hatten Thuram und Plea den VfL zwar zu einer sicheren Führung geschossen. dies aber mit freundlicher Unterstützung der Gastgeber, die in der ersten Halbzeit eindrucksvoll nachwiesen, warum sie mit Abstand auf dem letzten Platz stehen. Die Borussen ruhten sich fortan aber auch schon aufreizend lässig darauf aus.
Es brauchte keine besondere Energieleistung, keine tollen Sprint- oder Laufwerte, keine Zweikampfhärte, um dem harmlosen Gegner den Schneid abzukaufen und ihn dann über weite Strecken glanzlos in Schach zu halten. Und doch gab es durch Nachlässigkeiten in der Rückwärtsbewegung und meist wenig effektivem Pressing, das leicht zu überspielen war, die eine oder andere gute Chance des Gegners, die das Spiel nochmal unnötig hätte spannend werden lassen können.
Am Ende war es ein glatter Sieg, bei dem sich die Mannschaft von Adi Hütter frühzeitig, so schien es jedenfalls, schonen wollte oder konnte. Doch wofür, wenn das nächste Spiel eine ganze Woche entfernt ist und es schon lange keine Doppelbelastung mehr gibt?
Es war kein besonderer Ehrgeiz zu entdecken, sich mit einem klareren Erfolg noch ein bisschen mehr Selbstvertrauen anzuschießen, vor dem letzten wirklich wichtigen Spiel der Saison, dem Heimderby gegen Köln in der nächsten Woche.
Vor allem in der zweiten Halbzeit gab es zu wenig Zug zum Tor, um die noch immer unterirdische Tordifferenz vielleicht etwas aufhübschen zu können. Und natürlich, um nach einer auf dem Papier ziemlich guten Punktebilanz aus den letzten vier Spielen (10 von möglichen 12) auch so noch das Signal zu senden, dass man aus den restlichen Spielen das Maximum herausholen möchte.
Der Sommerfußball von heute gegen einen Gegner, der sich der schwachen Leistung vom Hinspiel verblüffend anglich, obwohl er in der Rückrunde schon viel viel bessere Leistungen gezeigt hatte, ist ein Muster ohne Wert. Und das vor allem mit Blick auf die Mentalität, mit der der Club aus der verbotenen Stadt vermutlich nächsten Samstag anreisen wird.
Ob Ginter und Co. den Schalter da rechtzeitig umlegen und gegenhalten können, haben sie heute nicht erahnen lassen. Nach dem Verlauf dieser Spielzeit bin ich da sehr skeptisch. Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
Egal wie, egal gegen wen - immerhin war es am Ende heute ein unbestritten verdienter Auswärtssieg. Den konnte selbst der unter der Woche noch wegen seines Versagens als VAR zu Recht kritisierte Schiedsrichter Tobias Stieler nicht verhindern. Obgleich es ihm scheinbar schwer fiel, Gladbach auf die Siegerstraße bringen zu müssen, als er das sehr klare Foul an Stevie Lainer erst nicht selbst wahrnahm und dann auch relativ lange am Stadionmonitor darüber nachsann, ob er den fälligen Elfmeter wirklich geben muss. Letzteres ist natürlich Spekulation, angesichts des klaren Treffers war die lange Review-Dauer durch VAR Markus Schmidt und Stieler allerdings schon etwas seltsam.
Ein bisschen mag es Stieler aber gefreut haben (auch das unterstelle ich mit Augenzwinkern), dass er dann das schöne Solo von Florian Neuhaus zum 3:0 annullieren konnte, weil sich Marcus Thuram - weitab von der entscheidenden Szene zum Tor - etwas zu sehr mit den Armen Freiraum verschafft hatte und sein Gegner dabei ins Straucheln geriet. Natürlich war das - wie meist bei Stielers Spezial-Entscheidungen - regelkonform. Denn ein Foul kann auch gepfiffen werden, wenn es nicht in unmittelbarer Ballnähe stattfindet.
Angesichts von Stielers Linie heute, der sehr viel laufen ließ; angesichts von sehr sehr häufig bei Kontern ungeahndeten ähnlichen Fouls gegen (Gladbacher) Stürmer und angesichts der Tatsache, dass der gefoulte Abwehrspieler überhaupt nicht mehr ins Spiel hätte eingreifen können, war es eine Entscheidung, die man hinnehmen kann und muss. Die man aber genauso auch für fragwürdig im eigentlichen Sinne des Spiels halten darf, weil sie eben keinen Einfluss auf die Erzielung des Tores hatte.
Allerdings muss ich klar sagen, dass mich heute nicht die Leistung des Schiedsrichters zum Stirnrunzeln brachte, sondern der schaumgebremste Auftritt der Mannschaft. Auch die eingewechselten Kramer, Stindl und Hofmann passten sich dem sehr mauen Niveau ihrer Sportkameraden an - von der ersten Einsatzminute an.
Vielleicht sehe ich das alles etwas zu negativ, vielleicht komme ich auch in der kommenden Woche noch in Derby-Stimmung. Im Moment allerdings bin ich davon noch weit entfernt. Denn das, was ich über die gesamte Spielzeit in den vergangenen sechs Spielen nach dem 0:6 von Dortmund gegen ausnahmslos tabellenbenachbarte Gegner gesehen habe, versetzt mich nicht in positive Aufregung für den Endspurt gegen ausnahmslos stärker einzuschätzende, weil unangenehmere Gegner.
Ein starker und erfolgreicher Auftritt gegen Köln könnte mich nochmal packen, und zugleich die Chance erhalten, das Spieljahr eventuell doch noch auf einem einstelligen Tabellenplatz zu beenden. Das wäre, so blöd es klingt, ein guter Erfolg. Und da diese Mannschaft ja offenbar auch manchmal in der Lage ist, mehr als das unbedingt Notwendige zu tun, ist nichts auszuschließen. Aber nach ebensovielen kleinen und großen Enttäuschungen muss das Team um Kapitän Lars Stindl da bitteschön in Vorleistung treten. Nicht mit markigen Sprüchen in der Derbywoche, sondern in echten Taten am Samstagabend auf dem Rasen des Borussia Park. Ich bin gespannt.
Bundesliga, 29. Spieltag: SpVgg Greuther Fürth - Borussia Mönchengladbach 0:2. Tore für Borussia: 0:1 Thuram, 0:2 Plea (FEM, Foul an Lainer).
Zwei Tore und eine weiße Weste für einen fast nicht beschäftigten Yann Sommer lassen den Spendenstand heute um 3 auf 114 Euro steigen.
Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
Danke für deinen Text! Du sprichst mir wieder mal aus der Seele! Klar freue ich mich über 3 Punkte und den Klassenerhalt, aber das ist es auch schon. Der Auftritt hat mir einmal mehr jede Illusion uber Mannschaft, Trainer und den Rest der Saison genommen. Vorfreude aufs Derby sieht anders aus.
AntwortenLöschenNachtrag:es ist nochmal ganz offensichtlich geworden: ein Teil der Truppe kann nicht mehr, ein Teil kann noch nicht und ein Teil will nicht mehr die Intensität und Konzentration auf den Platz bringen, die man braucht um erfolgreich Bundesligafussball zu spielen.
AntwortenLöschenDie Beschreibung deines Gemütszustandes nach diesem Spiel, trifft sicherlich auf viele Fans unserer Borussia zu.
AntwortenLöschenAuch auf mich.....
Da ist zum einen die Erleichterung über 3 wichtige Punkte im Abstiegskampf, zum anderen aber auch eine gewisse Enttäuschung über die 60minütige Darbietung der Mannschaft.
Nicht auszudenken, wenn dem Gegner, begünstigt durch eine wiederholt unerklärliche Passivität, noch zeitnah der Anschlußtreffer gelingt.
Erneut hat das Trainer-Team (scheinbar!) keine taktischen Lösungen
präsent, um auf Umstellungen des Gegners adäquat reagieren zu können...
Vor allem die zweite Halbzeit gibt genügend Anlass, um seit vielen Jahren dem Derby mit entsprechender Skepsis und erheblichen Zweifeln entgegenzusehen...selbst für ein Heimspiel!!
Die Raute im Herzen!
Danke für diesen Kommentar. Er spricht mir aus dem Herzen. Ich kann mich da nur den Vorrednern anschließen. Ich vermute stark, dass der regelmäßige Leistungseinbruch trotz Hinweisen des Trainers erfolgt. Es scheint zum einen ein individuelles Motivationsproblem (Wechsel, schon persönlich genug erreicht) und zum anderen auch ein Problem in der Kommunikation auf dem Platz vorzuliegen. Das gründet aus meiner Sicht in einer seit langem fehlenden Hierarchie in der Mannschaft. Es gibt keinen Boss auf dem Feld. Auch erfahrene Nationalspieler sind da "zu lieb" und reden, erklären, haben Verständnis. Ich wünsche mir einen Typ wie Martin Stranzl oder Stefan Effenberg für nächste Saison. Ihre Aufgabe Roland Virkus!
AntwortenLöschenDanke Hr. Hütter,
AntwortenLöschennachdem das Derby ein Live-Erlebnis zum Abgewöhnen gewesen ist, brauchte ich den Rest der Woche, um mich wieder zu beruhigen. Gerade stellte sich die Frage, was machen wir mit dem Spiel in Freiburg? Doch noch hinfahren und sich traditionell die Punkte abgeben? Oder im TV ansehen mit der Möglichkeit als Couchpotato rechtzeitig abschalten zu können? Oder doch den Radausflug mit der Familie? Es wird der Radausflug - Danke Hr. Hütter. Nach dieser unterirdischen PK habe ich Brechreiz: "Nocheinmal alles raushauehn" ist ein sprachliches Wunder... "nocheinmal" - wann war das letzt Mal? "alles" - was ist alles? schon wieder? "raushauen" - wer geht da aus sich raus? ... Alles schon wieder so eine Platitüde alla Hütter. Das hat den Eindruck, als ob er seinen Rauswurf bewust provozieren will!? Ich mag es nicht mehr hören! Oh, wie ist das traurig.