Es gibt heute ein paar positive Dinge zu berichten:
- Seit langem spielte Borussia mal wieder zu Null - und das, obwohl selbst der ansonsten wieder famose Torwart Yann Sommer mit der einen oder anderen Harakiri-Aktion auch dieses kleine Erfolgserlebnis noch in Gefahr brachte.
- Es wurde nicht die Niederlage, die eigentlich verdient gewesen wäre.
- Stattdessen reichte der Punkt sogar zur schnellen Rückkehr auf Platz vier.
- Es gab (so ist zumindest mein Stand am Abend) keine weiteren Verletzten zu beklagen.
- Ein Manuel Gräfe auf Valium ist immer noch besser für Gladbach als manch anderer hellwacher Referee.
Das war es dann aber eigentlich auch schon, was man an Positivem aus dem Bremen-Spiel mitnehmen kann. Es war für mich eins der schwächsten unter Rose. Der VfL hatte nicht nur in der ersten Halbzeit ähnlich viele Probleme wie bei der Niederlage am Samstag gegen Leverkusen, gegen einen geschickt die Räume verdichtenden Gegner gute Angriffe zu kreiern.
In der zweiten Halbzeit zerfiel die fragile Ordnung trotz des erkennbaren Willens dagegenzuhalten, von Minute zu Minute mehr und mehr. Kramer und Co. ließen den angesichts der laschen Linie des Schiedsrichters immer mutiger und herber in die Zweikämpfe gehenden Gastgebern die Initiative, verloren viele zweite Bälle und brachte sich so immer wieder selbst in die Bredouille.
Werder hingegen tat das, was man von Kohfelds Mannschaft in ihrer prekären Situation erwarten musste - sie liefen um ihr Leben. Und das Gladbacher Glück an diesem Abend war, dass sie mit ihrer Abschlussschwäche einmal mehr demonstrierten, warum sie im Tabellenkeller stehen.
Bei Borussia schien es dagegen eher so, als seien zu viele Spieler zu schnell müde. Die, die neu ins Spiel kamen, konnten keine rechte Werbung für ihre Stammelf-Ambitionen machen, während Routiniers wie Raffael und Traoré einmal mehr ohne Einsatzminute blieben.
Bezeichnend, dass in Sommer und Florian Neuhaus die beiden Spieler am auffälligsten waren, die zugleich die größten "Pulstreiber" für die Fans im Negativen waren. Sommer mit seiner aufreizenden Gelassenheit, unter Druck nach vorne zu spielen, was zweimal fast ins Auge gegangen wäre. Und Flo Neuhaus, dem das Etikett Chancentod schon fast aufs Trikot geflockt werden muss. Dass er kein Torjäger ist, wissen wir zur Genüge. Ich mag ihn und seine elegante Spielweise auch wirklich sehr. Aber mehrfach frei zum Schuss zu kommen und dabei nicht einen Ball wirklich gefährlich (oder mal unhaltbar) aufs Tor zu bringen, das ist zu wenig - vor allem, wenn wie heute kein anderer beim Toreschießen in die Bresche springt.
Getoppt wurde das nur noch von den unterirdischen Standards. Gegen die bei ruhenden Bällen mit Abstand schwächste Mannschaft kam nicht eine brauchbare Flanke heraus. Das ist schon blamabel.
Gut, ich will nicht alles schlecht reden. Immerhin gelang es, wo vorne schon nichts lief, den Laden irgendwie hinten dicht zu halten. Da steckt nicht nur Glück, sondern auch Einsatzwille und Defensivqualität dahinter. Und wer weiß, wofür der eine Punkt in der Endabrechnung noch gut sein kann. Die Leverkusener Niederlage hätte aber eigentlich den Weg für eine noch etwas komfortable Ausgangsposition für die letzten sechs Spiel geebnet. Einmal mehr: Chance vertan.
So, und damit noch kurz zum Thema Schiedsrichterglück. Das hatten wir heute in der 18. Minute. Es tut mir zwar gut, dass ein Schiedsrichter für eine Szene wie die zwischen Kramer und Klaassen keinen Elfmeter gibt und auch Bremens Trainer nach dem Spiel damit gut leben konnte. Denn die unbeabsichtigte leichte Berührung am Fuß, die Klaassen aus dem Tritt brachte, während er den Strafraum gerade verließ - das ist grundsätzlich einfach kein Vergehen, das eine so harte Strafe wie einen Elfmeter nach sich ziehen sollte. Schließlich wird dadurch keine Torchance verhindert, es gibt nicht einmal den Hauch einer Torgefahr. Aber egal, ich weiß natürlich auch: Der Regel nach wäre es ein Foulelfmeter für Bremen gewesen. Ob ein möglicher früher Rückstand Gladbach wachgerüttelt oder die Mannschaft noch mehr durcheinandergeschüttelt hätte, ist Spekulation. Nur beschweren hätte man sich über einen Pfiff nicht dürfen.
Überhaupt war es ein Spiel mit merkwürdigen Strafraumszenen. Denn streng genommen wäre Pavlenkas seltsamer Aussetzer in der ersten Hälfte auch ein Strafstoß gewesen. Der Bremer Torwart verschätzte sich beim Rauskommen völlig, verpasste den Flankenball und faustete stattdessen gegen Marcus Thurams Waschbrettbauch. Torwart nicht am Ball, Angreifer nicht am Ball - streng genommen aber ein ahndungswürdiges Foulspiel im Strafraum. Auch Klaassens Klammerschlag gegen Ginters Hals bei einer Ecke in der zweiten Halbzeit erfüllt die Kriterien eines Foulspiels im Strafraum. Doch für uns alle war es am Ende glaube ich gut, dass Gräfe nach keiner dieser seltsamen Szenen auf den Elfmeterpunkt zeigte. Vor allem, wenn man bedenkt, wofür man manchmal in der Bundesliga keinen Elfmeter zugesprochen bekommt.
Ich jedenfalls war froh, als das Spiel halbwegs glimpflich rum war. Ich fand es anstrengend und nicht schön anzusehen, weil Gräfes sehr großzügige und phlegmatische Linie, mit zunehmenden Spielminuten immer seltener in die Pfeife blasen zu wollen, zu einer ziemlichen Hackerei in den Zweikämpfen führte. Die Spielkultur blieb dabei mehr und mehr auf der Strecke, was bei zwei offensiv ausgerichteten Mannschaften etwas schade ist. Immerhin ging es dadurch wild hin und her, Aufregung gab es also vor allem in Halbzeit zwei für beide Fan-Lager genug.
Doch wohin führt nun der Weg des VfL? Die letzten beiden Spiele waren ganz sicher keine Offenbarung. Und ich wage derzeit nicht einzuschätzen, ob die Rose-Elf die Kraft hat, sich gegen alle Widerstände durchzuboxen oder ob ihr auf den letzten Metern doch wieder die Puste ausgeht. Aber angesichts der Tatsache, dass sich die Bayern aller Voraussicht nach heute zum achten Mal hintereinander die Meisterschaft gesichert haben (gähn!), ist mir der Abschluss der Saison auch irgendwie wieder ein Stückchen egaler geworden.
Bundesliga
2019/20, 28. Spieltag: SV Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 0:0
Offensichtlich ist es ermüdend ohne Publikum über den Rasen zu gallopieren. Das war wirklich grausam anzusehen! Raffael hätte ich gerne für 20-30 Minuten gesehen. Irgendwie mit der Hoffnung, dass der Majesto mit einem Zuckerpässchen alle aus dem Schlummer holt ...
AntwortenLöschenTja, warum Raffa nicht spielen darf... diese Frage stelle ich mir auch ein ums andere Mal. Das ist das Geheimnis unseres Trainers... Gruß, Fohlen
AntwortenLöschenEs ist wie immer......meines Erachtens haben wir keinen lesader auf dem Platz, sondern nur "Schönspieler". Ein Stranzl, ein Xhaka, etc....würde uns gut tun, abgesehen davon, dass wir zum gefühlt 12442 mal eine Riesenchance vergeigt haben, uns abzusetzen...trotzdem eine insgesamt gute Saison, Leverkusen ist ja nicht umsonst Vizekusen….
AntwortenLöschenJa, der "Leader" ist auf dem Platz offensichtlich inzwischen Zakaria, und gegen Leverkusen und Bremen hat man ihn in seiner Dynamik schon vermisst. Lars Stindl könnte es eigentlich auch sein - wenn er gerade nicht selbst genug damit zu tun hätte, seinen eigenen Platz im Offensivspiel zu finden. Raffael kann sicher immer noch Spiele entscheiden oder wichtige Tore einleiten. Aber er gibt der Mannschaft keinen Halt, wenn es auf dem Platz man etwas rauher zugeht. Mal sehen, wie es weitergeht.
AntwortenLöschenDas mit Raffael als "Leader" stimmt (leider), aber ich finde, dass sich der Trainer eines, sagen wir mal: Stilmittels beraubt, indem man nur auf "Büffelpower" setzt. Ich denke, ein Gegner müsste sich erstmal umstellen, wenn da plötzlich ein Filigrantechniker daherkommt. Aber gut, so ist das halt, wenn man als Fan danebensteht und "Bundesligatrainer" spielt. Ich hoffe, dass man sich gegen Union wieder fängt und die Pleite aus dem Hinspiel nicht wiederholt wird. Aber die Eisernen sind eben ein unangenehmer Gegner. Auf Ausrutscher der Pillen wie gegen WOB dürfen wir nicht hoffen, wenn wir in die Königsklasse einziehen wollen...
AntwortenLöschenAch ja, dass wir mal wieder eine Riesenchance verdaddeln, das ist typisch Borussia. Im Grunde habe ich schon drauf gewartet - neu ist aber, dass wir nicht gleich zu Anfang der Rückrunde die Puste verloren haben! Mal sehen, was Motivator Rose noch rausholen kann und hoffentlich auch wird.
Viele Grüße, Fohlen