2022-08-27

Grandiose Rautenverteidiger

Borussia-Fans selig, die Bayern richtig angepisst: Das war ein schönes Spiel, auch wenn es diesmal nicht ganz zum Pflichtsieg gegen den Lieblingsgegner FC Bayern gereicht hat.
Aber im Ernst: Das hart erkämpfte 1:1 in München war ein ganz wichtiger Baustein auf dem Weg zur neuen Borussia.

Nur für die Bundesliga waren auch diese 90 Minuten eine schlechte Nachricht. Denn es wird wohl auch in dieser Saison kein Team geben, das dem Rekordmeister über mehr als ein, zwei Spiele ein echter Konkurrent sein kann. Das schreibe ich nicht, weil Borussia heute insgesamt in vielen Belangen so deutlich unterlegen war. Sondern weil sich diese von den Bayern gezeigte Dominanz und spielerische Wucht und Finesse, die auch jederzeit von der Bank gebracht werden kann, über 34 Spieltage einfach klar und deutlich durchsetzen wird und muss. Es müsste im Team Nagelsmann schon sehr viel schief laufen, wenn das nicht passiert.

Für den Moment ist mir das aber herzlich egal, denn ich schaue nur auf unser Team und das - wie es sich gehört - auch nur von Spiel zu Spiel.
Und da muss ich sagen: Hut ab, Jungs! Hut ab, Daniel Farke! Nach dem guten Saisonstart mit zwei Siegen, einem Remis und einigen phasenweise offensichtlichen Schwächen wartete heute eine eigentlich noch zu frühe Monsteraufgabe gegen die Münchner, die in glänzender Frühform bisher alles auseinandergenommen hatte, was sich ihnen in den Weg gestellt hatte.
Das hatten sie sichtlich auch mit dem "Angstgegner" Mönchengladbach vor, der in den vergangenen Jahren die mit Abstand beste Bilanz aller Bayern-Gegner vorzuweisen hatte. Das war von der ersten Minute an zu spüren.

Die Gastgeber starteten furios, und wären gleich der erste oder zweite Ball ins Tor gefallen (wie es Bochum in der Vorwoche passiert war), hätte es eine bittere Partie werden können. Doch Borussias Defensive schien vorbereitet und hielt stand, bis auf einmal erfolgreich - aber durchweg in imponierender Art und Weise.
Natürlich war das Ergebnis in erster Linie dem Hexer Yann Sommer zu verdanken, der insgesamt rekordverdächtige 19 Torchancen parierte, manche davon mit Weltklasseparaden, andere immer noch sehr überdurchschnittlich. Das war auch insofern äußerst guter Zeitpunkt, weil er zu Beginn der Saison noch nicht wieder auf dem ganz hohen Niveau zu halten schien wie in der Vorsaison. Zwar machte er keine wirklichen Fehler, aber spielbeeinflussende Paraden waren eben auch nicht dabei. Heute aber wurde er von Beginn an warmgeschossen und brachte die Gegner reihenweise zur Verzweiflung. Ein Wahnsinns-Spiel des Schweizers, aber keineswegs so überraschend, wie es die Sky-Fußballplauderer offensichtlich empfanden, die nur Augen für seine Leistung hatten.

Auf der anderen Seite war Borussias Angriffsspiel ein  nicht einmal laues Lüftchen. Auch das überraschte kaum. Farke-Ballbesitz-Fußball war gegen diesen Gegner nicht zu erwarten gewesen, aber selbst zu Ballbesitz über ein paar Sekunden hinaus reichte es nur selten, und wenn, dann meist dann, wenn der Ball nicht im Spiel war - bei Yann Sommers Abstößen ;-).
Die logische Folge: Es war eine reine Abwehrschlacht. Das umso mehr, nachdem Marcus Thuram einen Befreiungsschlag von Chris Kramer und einen groben Patzer von Upamecano dankbar angenommen und sehenswert zum Führungstor in Manuel Neuers Tor versenkt hatte.

Der Gegner arbeitete sich wütend an dieser Aufgabe ab. Doch auf den dareaus resultierenden Dauerdruck schien die Farke-Elf gut vorbereitet. Äußerst diszipliniert, sehr konzentriert und so dicht gestaffelt, wie es sonst eher Gladbachs Gegner tun, bearbeiteten Koné und Co. den Sturmwirbel des Gegners. Die Bayern kamen zu Chancen, sie kamen zu guten Chancen, aber zumindest in Halbzeit eins noch nicht zu Hochkarätern wie im weiteren Spielverlauf. Gut, bei den zurecht abgewunkenen beiden Abseitstoren waren sie nah dran am erwarteten Spielverlauf - aber eben nur nah dran.

Aber auch mit der Führung im Rücken wurde es eine echt aufreibende Partie - für die Jungs auf dem Platz, aber auch für uns Fans. Aber zumindest mich begleitete über das gesamte Spiel ein gutes Gefühl, keine Ohnmacht wie öfter in der vergangenen Saison.

Es war zu sehen, dass da zwar fast die gleiche Mannschaft, aber ein komplett anderes Team auf dem Platz stand. Es ist das, was Daniel Farke bei seinem Amtsantritt versprochen hatte: ein Team, das stolz und bereit ist, die Raute auf dem Trikot mit allem zu verteidigen, was sie hat. Das war schon in den ersten Saisonspielen zu spüren, aber heute unter dem noch erheblich höheren Druck noch viel mehr. Da stand "ein Team" auf dem Platz, das sich für Borussia zerriss. Und vielleicht war es auch nur so möglich, diese von Farke angesprochene Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, zu zeigen, mit der man Angriffswelle um Angriffswelle erfolgreich abwehrte.

Hätten die Bayern das Spiel am Ende noch gedreht, wäre das zwar ärgerlich gewesen - und gemessen am Aufwand, den die Mannschaft trieb, auch unverdient. Aber es hätte diesen wichtigen Eindruck nicht getrübt.

Borussia ist wieder da - und zwar so, wie wir sie lieben. Das schon am vierten Spieltag nach einer schwierigen Zeit und einem erneuten erzwungenen Trainerwechsel sagen zu können, stimmt mich sehr positiv. Denn derzeit hat man den Eindruck, dass alle voll mitziehen, dass alle Spaß an diesem neuen Fußball haben - und an den Zielen und Reizen, die Daniel Farke setzt. Und das überträgt sich auf den Platz. Nicht alle Spieler wuchsen heute über sich hinaus, für Plea und Neuhaus etwa, die ziemlich in der Luft hingen, war es sicher kein vergnügliches und auch nicht ihr stärkstes Spiel. Aber alle gaben das, was sie konnten. Und das machte den Unterschied aus.

Denn wie der Trainer es nach dem Spiel auch noch mal verdeutlichte: Ein Lars Stindl war offenbar noch nicht so weit, dass er heute eine Option war. Bensebaini und Lainer fehlten, sodass stattdessen die immer noch jungen und vergleichsweise unerfahrenen Scally und Netz sich der wahrscheinlich stärksten Flügelspieler der Liga erwehren mussten. Luca Netz musste dies völlig ohne Spielpraxis tun, genauso wie Hannes Wolf, der sich sehr gut einführte und - angesichts der stets großen Kritik auch der eigenen Fans an ihm - sehr teuer verkaufte. Ebenso wie später Fußballgott Tony Jantschke, der auf der ungewohnten Sechserposition reinkam, um das Ergebnis zu verteidigen.

Da dann so zu bestehen, ist nicht selbstverständlich. Und das hat aus meiner Sicht auch damit zu tun, wie Daniel Farke mit dem Team umgeht und wie er es auf die wechselnden Aufgaben einstellt. Das ist keine Garantie, dass am kommenden Wochenende gegen Mainz alles wie am Schnürchen läuft. Aber es beruhigt doch sehr, wenn man sieht, wie flexibel die Mannschaft sich gegen unterschiedliche Gegner auf- und anstellt. Ich würde sagen, Borussia ist in der Saison endgültig angekommen. Das Spiel von heute ist kein Grund für Euphorie, aber es ist ein wichtiger Fingerzeig, in welche Richtung es gehen könnte. Und das macht große Lust auf mehr!

Meine paar Cents zum Schiedsrichter kommen heute vor allem wegen der albernen Kritik, die der schlechte Punkteverlierer Julian Nagelsmann nach dem Spiel im Interview äußerte. Das, nachdem er schon versucht hatte, Yann Sommers Leistung zu relativieren, indem er die Abschlüsse seiner Spieler schlechtgeredet hatte. Aber das nur am Rande.

Dass Nagelsmann mit Schiri Daniel Schlager unzufrieden war, hat er immerhin mit mir gemeinsam. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Nagelsmann und seine kleine Giftschleuder Joshua Kimmich fühlten sich ja quasi in allen 50:50-Situationen benachteiligt. Das ist natürlich Quatsch. Schlager bewertete eine Reihe von Szenen offensichtlich falsch, davon auch einige zugunsten von Gladbach, das stimmt.
Aber er gewährte auch einen großzügigen Rekordmeisterbonus, was das konsequente Ahnden von gelbwürdigen Fouls und anderen Unsportlichkeiten wie Reklamieren, Pöbeln, die Ausführung von Freistößen verhindern (man erinnere sich an das neue Schiri-Commitment, dafür konsequent Gelb geben zu wollen) anging.
Kimmich fand es zum Beispiel doof, dass er eine Verwarnung bekommen hatte, obwohl diese Szene doch gar nicht so schlimm gewesen sei. Kann sogar sein. Aber dennoch kann er von Glück sagen, dass er von den durchaus möglichen fünf Verwarnungen bis dahin nur die letzte bekommen hatte.
Der aggressive Auftritt von Sané war wiederum zwar in der Sache nicht ganz unberechtigt, denn er wurde klar gefoult. Aber sich so respektlos gegenüber dem Schiedsrichter aufzuführen, war auch eher eine Rote als eine Gelbe wert. Zum Vergleich erinnere ich gern mal an eine Gelb-Rote Karte wegen "Abwinkens", die Alassane Plea erleiden musste.
Unter dem Strich blieb die Ansetzung von Schlager ohne spielentscheidende Wirkung, und das ist doch auch schon mal was. Also: Schwamm drüber. Und ob Julian Nagelsmann noch lernt, in den richtigen Momenten sportliche Größe zu zeigen - ist mir eigentlich auch egal.

Denn ich freue mich auf die weitere Saison mit meiner Borussia - und auf eine Mannschaft, die mit Herz und Verstand unsere Raute verteidigt! Egal, wer sich ihr entgegenstellt. Die Seele brennt! 

Saison 2022/23, Bundesliga, 4. Spieltag: Bayern München - Borussia Mönchengladbach 1:1. Tor für Borussia: 0:1 Thuram.

Ein Tor reicht fast zum erneuten Sieg in München. Yann Sommer hätte heute allerdings wirklich ein Zu-Null verdient gehabt. Damit bleibt es bei nur einem Euro für ein fesselndes Spiel - aber so sind die Regeln. Der neue Stand: 27 Euro.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2022-08-20

Freigearbeitet

Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey hey!
Nein, das war sicher kein Spiel nach Daniel Farkes Geschmack, auch wenn er am Mikro nach dem Spiel viele lobende Worte für seine Mannschaft fand. Die hatte ja auch den guten Saisonstart perfekt gemacht und kam durch das 1:0 im Freitagsspiel auch zugleich in den Genuss einer - wahrscheinlich sehr flüchtigen - Tabellenführung. Das muss man wahrlich nicht zerreden. Aber man sollte sich davon eben aber auch nicht blenden lassen.

Denn den Nachweis, dass Borussia diesen ersten Platz derzeit zu Recht belegen könnte, blieb die Mannschaft über weite Strecken des Spiels schuldig. Und wenn wir ehrlich sind, war das auch gar nicht die an sie gestellte Aufgabe. Außerdem verkaufte sich der Gast aus Berlin teuer, zeigte sich als mutiger und herausfordernder Gegner, der nicht mehr viel mit dem Trümmerhaufen der vergangenen Saison gemein hatte.

Die Mannschaft von Sandro Schwarz stand defensiv kompakt, unterband Borussias Plan vom gepflegten Ballbesitz lange und recht effektiv und hielt die Farke-Elf sogar phasenweise erfolgreich davon ab, überhaupt tief in die Hertha-Hälfte einzudringen - sogar in Unterzahl. Im eigenen Umschaltspiel kamen Lukebakio und Co. immer wieder zu gefälligen Angriffen und zu guten Tormöglichkeiten. Und hätte ebenjener Lukebakio heute nicht so oft so weit an Yann Sommers Tor vorbeigezielt, hätte es durchaus brenzlig werden können.

Doch auch wenn den Borussen im eigenen Ballbesitz längst nicht so viel gelang wie in den beiden Spielen zuvor, waren die Mannen um Marcus Thurem und Alassane Plea zugleich schon in der ersten Hälfte deutlich näher an einem Torerfolg als der Gegner. Dies verhinderte in erster Linie dann Hertha-Keeper Christensen mit viel Einsatz.

Und so brauchte es dann doch wieder einen Impuls vom Gegner, um auf den richtigen Pfad einzubiegen. Mittelstädts unstrittiges Handspiel ermöglichte Plea aus elf Metern seinen ersten Saisontreffer in der Liga. Was er auch erheblich souveräner erledigte als später Jonas Hofmann, der nach einem weiteren klaren Handspiel im Strafraum die Möglichkeit erhielt, den Deckel auf das Spiel drauf zu machen. 

Doch sein Elfmeter war leichte Beute für Christensen, und das war vor allem deshalb ärgerlich, weil dem auch noch eine kleine Diskussion um die Ausführung zwischen Thuram, Hofmann und Bensebaini vorangegangen war. Das braucht nun wirklich kein Mensch. Zumal das ausbleibende 2:0 dafür sorgte, dass Borussia trotz Überzahl nach der gelb-roten Karte gegen den Handsünder Uremovic bis zum Schluss um die drei Punkte bangen musste.

Denn auch da gelang es den Berlinern noch, ihre Unterzahl weitgehend durch geschicktes Verschieben und mutiges Anlaufen des Gegners wettzumachen.

Letztlich reichte es aber zum knappen Arbeitssieg ohne Gegentor und zur fast optimalen Punktausbeute nach drei Spielen. Doch auch dieser Gegner zeigte Daniel Farke auf, wo und wie viel es in seinem Team noch zu verbessern gibt.
Positiv bleibt festzuhalten, dass die Widerstandsfähigkeit in der Defensive weiter da ist, und auch viele gefährliche Aktionen des Gegners am Ende gut wegverteidigt werden können oder frühzeitig geschickt abgelaufen werden. Besonders Ko Itakura zeigte sich da heute wieder in exzellenter Verfassung, während sich etwa bei Bensebaini Genie und Wahnsinn immer wieder mal die Hand geben.

Doch das Spiel nach vorne war heute längst nicht so dominant, oft nicht sehr präzise, auch nicht immer ansehnlich. Aber man merkt der Mannschaft den Glauben an sich selbst an. Sie wissen, dass sie sich ihre Chancen erspielen werden, sie lassen sich von Fehlpässen und Missverständnissen auch nicht entmutigen und halten am geduldigen Spielansatz fest. Allerdings muss dann auch irgendwann die Effektivität vor dem Tor stimmen. Nicht immer geht ein Gegner vorzeitig duschen, nicht immer reicht ein geschossenes Tor zum Sieg.

Aber das ist ja Teil der Entwicklung, insofern muss man das auch noch nicht zu kritisch sehen. Wer allerdings erwarten würde, dass mit den Leistungen der ersten drei Partien nun nächste Woche auch der Lieblingsgegner und Abonnementmeister so nebenbei erlegt werden könnte, wäre vermessen.
Ich bin aber sehr gespannt darauf, wie Farkes Elf auf den ersten spielstarken und selbst überaus dominant auftretenden Gegner reagieren und selbst agieren kann.
Insofern hat Hertha uns heute schon einmal einen Gefallen getan, indem sie dies in Ansätzen herausforderten. Dennoch wird das Spiel nächsten Samstag wenig bis nichts mit den ersten drei Saisonspielen zu tun haben. Aber das muss ja nicht schlecht sein - denn es bietet ja auch Räume zum Bespielen, die man sonst nicht hat.

Bleibt noch ein Satz zu Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck. Der hatte das Spiel gut im Griff, blieb verbindlich und bei seiner Linie. Gut, dass er Unsportlichkeiten wie das Belabern des Elfmeterschützen ahndete, was Uremovic letztlich zum Verhängnis wurde. So richtig verstanden habe ich zwar nicht, warum er für sein Handspiel Gelb sah, Patrick Herrmann letzte Woche auch, aber Mittelstädt in der ersten Handszene heute nicht. Kriterium für Gelb ist, dass ein Torschuss geblockt wurde. Das war aber weder bei Herrmann noch bei Uremovic klar der Fall. Diesmal hat es Borussia geholfen, aber etwas unglücklich fand ich die Entscheidung zur zweiten Verwarnung schon.

Einen dritten Elfmeter hätte es allerdings aus meiner Sicht auch noch mindestens geben müssen. Denn in der zweiten Halbzeit wurde Neuhaus doch sehr deutlich von Mittelstädt an der Wade getroffen, ohne dass der Verteidiger den Ball gespielt hätte. Und die Boxeinlage von Torwart Christensen, der beim Herauslaufen statt dem Ball klar Elvedis Kopf traf, wäre aus meiner Sicht zumindest mal einen VAR-Hinweis wert gewesen. Auch da kam der Berliner deutlich zu spät - für mich ein Strafstoß. Ansonsten aber eine unaufgeregte Leistung des Unparteiischen, der durch seine klare Linie auch gar keine unnötigen Härten aufkommen ließ. Das hat mir gefallen.

Saison 2022/23, Bundesliga, 3. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC 1:0. Tor für Borussia: 1:0 Plea (HEM).

Ein Tor reicht zum ersten Sieg mit einer weißen Weste von Yann Sommer seit langem. Damit kommen zwei Euro dazu, neuer Gesamtstand: 26 Euro.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2022-08-14

Vollauf verdient

Schalke 04 ist zurück in der Liga, und damit offenbar auch die Schwierigkeiten, die Borussia in der Gelsenkirchener Turnhalle seit jeher hat. Zwar war das Dach diesmal offen, aber lange Zeit sorgte das zumindest bei den Borussen nicht für frischen Wind im Spiel.
70 Minuten lang fiel dem Team von Daniel Farke deutlich zu wenig ein, für eine sehr vorhersehbare Spielsituation: Einen bissigen Aufsteiger, der vor allem die eigene Hälfte verteidigen und dabei die liebsten Gladbacher Räume in der Mitte eng machen würde - und auch knackig und bisweilen rücksichtslos in die Zweikämpfe geht.

Also war es wie gegen Hoffenheim, der Ball zirkulierte bei den im neuen Auswärtsgrün gekleideten Akteuren immer wieder kurz vor und hinter der Mittellinie und wurde beim Anlaufen durch gegnerische Stürmer viel quer und leider auch zurück zum Torwart gespielt. Das machte es den Schalkern recht einfach, Borussia vom eigenen Tor wegzuhalten. Dazu kam eine leichte Schlampigkeit in den Aktionen nach vorne, die meisten Bälle, die tief gespielt wurden, kamen nicht an.

In der vergangenen Woche half den Borussen die frühe zahlenmäßige Überzahl, sich mit fortschreitender Spielzeit besser in Szene zu setzen. Diesmal taten sie sich ungleich schwerer, auch weil Koné und Plea, aber auch Thuram längst nicht so zum Zug kamen wie am ersten Spieltag.

Schalke schaffte es mit seinem Anlaufverhalten zudem, das Gladbacher Aufbauspiel immer wieder auf Elvedi zu lenken, der unter Druck dann aber fast immer den sicheren Weg wählte und das Spiel verlangsamte. Ihm fehlte auf der gegenüberliegenden Seite allerdings auch ein Abnehmer für einen öffnenden Diagonalball.
Joe Scally gab zwar den vorgezogenen Außenverteidiger, konnte mit der Rolle aber irgendwie gar nichts anfangen und stahl eher noch Jonas Hofmann Räume. Auf der anderen Seite wurde der oft tiefer stehende Ramy Bensebaini dadurch in der Offensive etwas verschenkt.

Wie auch immer, es war in der ersten Halbzeit kein gutes, aber ein weitgehend kontrolliertes Spiel von Sommer und Co. In der Defensive allerdings zeigten sich alte Schwächen. Das 0:1 war einer jener Konter, von denen Borussia in den vergangenen beiden Jahren schon so viele geschluckt hat.
Natürlich hätte Koné in der Konsequenz kurz vor Salazars Schuss das taktische Foul ziehen müssen, aber der Angriff hätte auch schon vorher mit einer besseren Abstimmung verteidigt werden können (müssen). Das passiert natürlich, aber die Mannschaft hat in den ersten Wochen unter Farke da schon durchweg cleverer und effektiver verteidigt als in diesem Spiel.

Wenn man ehrlich ist, hätte das Spiel bis zu 70. Minute auch längst entschieden sein können, weil Gladbach zur eigenen offensiven Harmlosigkeit auch zu viele gute Schussgelegenheiten des Gegners zuließ. Insofern kam trotz des geduldigen und ballbesitzorientierten Spiels und dem einen oder anderen spielerischen Geistesblitz der Ausgleich eher überraschend. Wie gut er durch herausgespielt wurde, zeigt einmal mehr das Potenzial dieser Mannschaft. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sowohl da als auch bei Thurams technisch anspruchsvollem Drehschuss zur Führung die Schalker etwas mithalfen.

Mit dem Rest und somit auch dem Ausgang des Spiels kann ich dann aber auch ganz gut leben. Gladbach hat sich in Gelsenkirchen in den vergangenen Jahren eigentlich fast immer schwer getan. Insofern nehme ich einen Punkt gern mit, auch wenn man nicht weiß, wie sehr man sich vielleicht später noch darüber ärgert, zwei Punkte in letzter Sekunde liegengelassen zu haben.

Ohne Frage: Wie Schalke zum Last-Minute-Ausgleich kam, ist einfach unnötig. Aber an dem Elfmeterpfiff führt aus meiner Sicht kein Weg vorbei. Blöd, dass aus dem Freistoß wahrscheinlich auch nicht mal eine gefährliche Situation geworden wäre, wenn Flaco die Hand weggelassen hätte.

Streiten könnte man darüber, dass der Freistoß zuvor eigentlich für Gladbach hätte gepfiffen werden sollen, weil Plea von zwei Gegnern angegangen und unterlaufen wurde. Aber eine klare Fehlentscheidung sehe ich da auch nicht. Fragen muss man sich, warum Plea in der letzten Spielminute überhaupt in der eigenen Hälfte an der Außenlinie so in Bedrängnis kommt und klären muss. Wie so oft beginnt die Fehlerkette ja deutlich früher.

Was positiv stimmt, ist der allgemeine Zustand der Mannschaft. Die Resilienz, also Widerstandsfähigkeit bis zum Schluss, die Farke einfordert, hat seine Mannschaft jetzt schon mehrfach demonstriert, auch wenn der späte Ausgleich vermeintlich dagegen spricht.
Aber wenn man das bärenstarke Verteidigen des besten Gladbachers gestern, Ko Itakura, als Beispiel nimmt, konnte man genau diese Resilienz im Einsatz sehen. Gegen körperlich klar überlegene Schränke wie Bülter, Polter und Terodde so fokussiert und präzise zu verteidigen - zumal in schwierigen Spielphasen - ist eine große Stärke. Die Mannschaft steckt Rückstände weg und bleibt in der Ordnung.

Außerdem fällt auf, dass Gladbach wieder Luft für 90 Minuten plus hat. Zusammen mit den spielerischen Stärken ist das eine gute Basis. Vielleicht ist es auch für etwas gut, dass der späte Ausgleich den perfekten Start und die (vorübergehende) Tabellenführung verhindert hat. Denn so wird der Blick auf die vorhandenen Defizite - etwa im Spiel gegen "destruktive" Gegner nicht zu schnell von leicht aufkeimender Euphorie vernebelt. 

Komme ich noch zum Schiedsrichter. In den entscheidenden Szenen kann ich Sven Jablonski folgen, beim Elfmeter, aber auch bei Gelb statt Rot nach dem Foul an Hofmann in der ersten Hälfte. Klar hätte ich den Platzverweis gern gehabt, aber ich habe auch gelernt, dass dazu der gefoulte Spieler, der allein aufs Tor zuläuft, klare Ballkontrolle haben soll und niemand anderes mehr eingreifen kann. Hofmann hätte noch ein, zwei Schritte gebraucht, um den Ball unter Kontrolle zu bringen und wäre dadurch auch etwas nach außen abgedrängt gewesen. Insofern kann ich die Entscheidung schon akzeptieren.

Was mir nicht gefallen hat, war die Linie, die der Fifa-Schiri von Beginn an gefahren hat. Wie schon im Hoffenheim-Spiel gab es für Gladbachs Akteure in jedem Zweikampf auf die Socken, dreimal davon mit klaren Tritten auf den Fuß bzw. den Knöchel, also mit Gelb-Potenzial. Teilweise sah Jablonski nicht einmal ein Foul darin, und das ist problematisch. 

Ich wiederhole mich, aber wenn in einem Spiel in der Anfangsphase einseitig gefoult wird, kann ich das nicht großzügig laufen lassen. Das wird dem Spiel nicht gerecht und es schützt nicht die Opfer dieser Spielweise. Es ist kein Zeichen von guter Spielleitung, zumal es sich oft im Spielverlauf rächt, weil das Spiel entgleitet oder später für vergleichsweise weniger harte Szenen reihenweise Gelb gezeigt wird, um Ruhe ins Spiel zu bekommen. 

Zum Glück ist es diesmal nicht eskaliert. Bei der ersten Gelbsperre von Manu Koné werde ich übrigens daran erinnern, dass die Karte auf Schalke ein Witz war, denn Koné stellte sein Bein vor das des Schalkers und spielte dabei den Ball. Auch das gab übrigens eine gefährliche Freistoßsituation am Strafraum, wo man sich bei einem Tor darüber hätte unterhalten müssen, ob der Freistoß überhaupt gerechtfertigt war. Das ist am Ende alles nichts Wildes, aber ich kann Daniel Farke schon verstehen, der fand, dass der Schiri die 50:50-Entscheidungen eher für die Gastgeber gepfiffen hat. 

Aber das ist etwas, was man eh nicht groß beeinflussen kann. Aufbauen lässt sich auf der Leistung vor allem in der letzten halben Stunde dennoch sehr gut. Ich hatte ja vergangene Woche geschrieben, dass es interessant wird zu beobachten, wie die Mannschaft gegen einen defensiven Gegner, der nicht in Unterzahl ist, zu Lösungen kommt.

Da  gibt es noch keine wirklich überzeugenden Erkenntnisse. Aber die Saison ist noch lang. Und die Mannschaft ist jetzt schon in der Lage, auch aus wenig etwas zu machen. Dass es diesmal "nur" ein Punkt war, ist aber von allen Seiten betrachtet verdient - so realistisch und fair muss man sein. 

Saison 2022/23, Bundesliga, 2. Spieltag: FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach 2:2. Tore für Borussia: 1:1 Hofmann, 1:2 Thuram.

Zwei Auswärtstore, zwei Spendeneuro, der Stand steigt auf 24 Euro.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2022-08-08

Zwischen 0 und 100

Von Hütter getrennt.

Um Vertrauen und für eine neue, alte Spielphilosophie geworben.

Farke verpflichtet.

Itakura verpflichtet.

Fraulo verpflichtet.

Plea verlängert.

Hofmann verlängert.

Das kann sich wirklich sehen lassen.

Und es sieht so aus, als folgten bei Borussia in den nächsten Tagen noch weitere gute Nachrichten von der Transfer- bzw. Vertragsverlängerungsfront.

Roland Virkus hat also jede Menge Nägel mit Köpfen gemacht, seit er überraschend als Nachfolger von Max Eberl den Sportdirektorposten übertragen bekommen hat. Hut ab!

Und mit jedem gelungenen Baustein fliegen ihm mehr Fanherzen zu. Das sei ihm gegönnt, denn er musste gerade zu Beginn seiner Amtszeit auch einiges an Häme und voreiligen Schlüssen über sich ergehen lassen. Und mancher, der ihn nun hochleben lässt, hat ihn am Anfang leichthin belächelt.

Von der Witzfigur "Onkel Rollo" zum "König Virkus und seiner Transferrunde" - das ist für Fußballfans kein weiter Weg. Und es ist für viele, die sehr schnell zum Urteil bereit sind, auch gar kein Widerspruch, jemanden heute in den Himmel zu loben und morgen wieder zu verdammen. Heute der Depp, morgen der King - und umgekehrt. Das geht schnell im Fußball, auf den Rängen und vor dem Fernseher.

Und das ist etwas, was mich an dem gerade ausbrechenden Virkus-Hype etwas stört. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch dem erst unter- oder gar gering Geschätzten und jetzt so Gefeierten selbst so geht. "Beurteilt mich am Ende der Saison", hat er sinngemäß in der letzten Pressekonferenz gesagt. Und er hat recht damit.  Denn es gibt nicht nur 0 und 100. Es gibt auch noch viel dazwischen.

Ob Virkus' Arbeit die Früchte trägt, von denen mancher schon träumt, kann man heute nicht sagen. Es lässt sich gut an, mehr wissen wir noch nicht.

Ohne Zweifel: Es ist geradezu sensationell, dass es in dieser kniffligen Vertragslage - mit mehreren diese Saison auslaufenden Verträgen von absoluten Stammspielern - gelingt, mit Alassane Plea und Jonas Hofmann überraschend, vorzeitig und langfristig zu verlängern. Möglicherweise klappt das ja auch bei Sommer, Stindl, Kramer, sogar bei Thuram und am Ende mit Ramy Bensebaini. Vielleicht auch nicht.
Wenn nicht, ist auch nicht alles wieder gleich total schlecht, denn schon Hofmanns und Pleas Ja nehmen eine ganze Menge sportlichen und finanziellen Druck und Konfliktpotenzial raus. Es scheint aber mit diesen Signalen in die und aus der Mannschaft deutlich wahrscheinlicher geworden zu sein, dass der Verein weitere ablösefreie Wechsel von Spielern mit hohem Marktwert vermeiden kann, was für die Wettbewerbsfähigkeit in der Liga kaum hoch genug einzuschätzen ist.

Aber: Das alles hat nicht "Rollo" alleine eingefädelt und durchgezogen. Es steckt eine Teamleistung dahinter, wie in all den Jahren vorher auch. Max Eberl hat nicht als einsamer Wolf gehandelt, Virkus tut das auch nicht. Das Team ist sogar weitgehend das Gleiche wie in der Ära Eberl.
Es ist undenkbar, dass Roland Virkus reinkam, sah und siegte, ohne dass er von der Vorarbeit und der Unterstützung von Steffen Korrell und seinem Team profitiert hätte.
Ohne die Assistenz durch einen Trainer, der vom ersten Tag in Gladbach verstanden hat, wie er die Spieler packen und für seine Vorstellungen von Fußball begeistern kann. Der Wertschätzung ausstrahlt, der aufzeigen kann, warum es sich für Spieler auszahlen kann, wenn sie bei Borussia bleiben. Virkus ist aber genausowenig ein Grüßaugust, der nur den finalen Handschlag mit Spielern macht und den Vertrag unterschreibt.

Hinter den Vertragsverlängerungen steckt allerdings auch kein magischer Spruch eines Zauberers. Wie auf dem Rasen geht es auch in Vertragsverhandlungen um die beste Taktik und die beste Ausgangsposition zum Erfolg. Und da sind derzeit die Spieler im Vorteil. Was die ganze Geschichte teuer machen kann.

Spieler entscheiden selten aus dem Bauch heraus, ob sie bleiben oder gehen. Sie wägen ab, was sich für sie am besten auszahlt, und wo die Wahrscheinlichkeit, selbst gesetzte Ziele zu erreichen, am höchsten ist. Gladbach kann gute Argumente liefern, aber niemanden zum Bleiben überreden oder zwingen.

Wenn Jonas Hofmann bei der Winter-WM mitmachen will, wäre es jetzt ein schlechter Zeitpunkt, sich auf ein Wechselwagnis einzulassen und am Ende irgendwo anders auf der Bank zu sitzen. Ließe er den Vertrag auslaufen, wie es Matze Ginter gemacht hat, weiß er, was auf ihn zukommt: Unmut im Verein, vor allem aber Unruhe, Gerüchte und wöchentliche Nachfragen aus den Medien, wohin es denn jetzt geht. Was also bringt ihn wahrscheinlich dazu, jetzt zu verlängern? 

Solche Überlegungen. Das Wissen, dass er beim VfL immer eine Hauptrolle spielt. Ein merklicher Gehaltsaufschlag. Und möglicherweise eine moderate Ausstiegsklausel, die ihm den ganz großen Schritt bei Bedarf im kommenden oder übernächsten Jahr immer noch erlauben würde. Man muss realistisch davon ausgehen, dass er so etwas ausgehandelt hat.

Nicht viel anders wird es sich bei Alassane Plea verhalten, und bei Yann Sommer und den anderen, so sie denn verlängern. Denn natürlich geben die Spieler ihre starke Verhandlungsposition nicht einfach auf, weil sich der Verein und die Fans das (aus moralischen oder sonstigen Gründen) wünschen. Warum sollten sie auch.

Wenn es so ist, verlangt das Borussia finanziell einiges ab, erhöht aber auch die Chance, kommende Saison vielleicht doch international spielen zu können oder zumindest mit Spielertransfers mehr Geld zu generieren als im Moment. Im Fall Hofmann bringt es Borussia im besten Fall durch dessen Abstellung zur WM sogar sehr bald schon eine erkleckliche Summe ein. 

Wir alle können froh darüber sein. Denn selbst wenn eine Ausstiegsklausel vorhanden ist und gezogen würde, wäre Borussia in der Lage, einen angemessenen Preis aufzurufen und mit dem Erlös einen Ersatz mit Potenzial zu verpflichten. Und es vermeidet in den kommenden Monaten viel böses Blut und ständige leistungsbeeinträchtigende Unruhe durch die köchelnden Gerüchte. Es ist also eine Win-Situation für beide Seiten. 

Was will ich mit all dem sagen? Feiert alles, was gerade gut läuft, was zukunftsweisend klingt und dazu beiträgt, die Lethargie und die schlechten Vibes der vergangenen eineinhalb Jahre loszuwerden. Borussia ist im Aufwind und diese Wochen haben Begeisterungspotenzial.
Umso wichtiger ist es aber, trotzdem bei der Einschätzung von Leistungen auf und abseits des Feldes realistisch zu bleiben und vor allem nichts und niemanden zu überhöhen - davon hat keiner etwas, es sei denn, er hat genausoviel Spaß daran, Denkmäler bei erstbester Gelegenheit wieder vom Sockel zu stoßen. Dann wäre er aber kein Borusse.

2022-08-07

Ein gutes Fundament

Was für ein Tag! Das Drumherum für den Start in die neue Saison stimmte, über Wochen verbesserte sich die Laune der Borussia-Fans Stück für Stück. Erst der wichtige personelle Cut auf der Trainerposition nach der enttäuschenden letzten Saison. Gute Entscheidungen des neuen Managements um Roland Virkus. Eine konzentrierte Vorbereitung. Die so wichtige enge Tuchfühlung, die Fans und Mannschaft am Tegernsee und während der Vorbereitung endlich wieder aufnehmen konnten, nachdem die coronabedingten Abstandsregeln, die zeitweise leeren Stadien und die sportliche Stagnation in den vergangenen zwei Jahren zu einer merklichen Distanzierung vieler Fans geführt hatte. 

Die Freude auf den Neustart war umso greifbar, je näher der Anpfiff rückte. Auch weil es der geschickte Kommunikator Daniel Farke von Anfang an verstanden hat, mit emotionalen Worten über die Traditionen, Werte und Ziele des Clubs die Liebe zu Borussia glaubhaft zu erklären und wachzurufen, bei den Anhängern und den Spielern.
Er lebt den Stolz auf das "Verteidigen des Borussia-Trikots" vor und zeigt mit seiner Art (und Trainingsarbeit) offenbar auch dem einen oder anderen vertraglich zaudernden Profi eine Perspektive in diesem Club auf. Sonst wäre es wohl kaum denkbar gewesen, dass ein Alassane Plea zu diesem Zeitpunkt seinen Vertrag vorzeitig bis 2025 verlängert - und hoffentlich noch einige diesem Beispiel folgen werden.

Nach Lassos für wohl alle überraschende Vertragsverkündung am Freitag setzte zumindest in den sozialen Netzwerken eine fast euphorische Verliebtheit ein, die die Vorfreude auf den Saisonstart gegen die TSG Hoffenheim noch einmal zu steigern in der Lage war. Dazu der eindrucksvolle Fanmarsch durch die Stadt vor dem Spiel, die strahlende Sonne, das erwartungsvoll gespannte und aktionsbereite Stadion. Alles war gerichtet. Es konnte also eigentlich alles nur schief gehen, wird mancher erfahrene Borusse geunkt haben.

Denn als einzige offene - und entscheidende - Frage nach diesen ersten Wochen unter Daniel Farke blieb: Wie setzt die Mannschaft das alles beim Ernstfall, in den ersten Bundesliga-Minuten der Saison, auf dem Platz um? 

Nach den ersten 90 Minuten kann man sagen: Es ist sehr gut gegangen. Die Startelf hatte einen klaren Plan und setzte ihn mit Ernsthaftigkeit, Spielfreude, Geduld und intelligentem Spiel um - mit Erfolg. Der Sieg war Lohn eines aktiv geführten Spiels, das 3:1 war hoch verdient, aber doch keineswegs selbstverständlich.

Denn natürlich lief noch nicht alles wie geschmiert. Es gab Missverständnisse bei Pässen und Laufwegen, manchen ungewohnt groben Fehler (Bensebaini), zu häufiges Querspielen, zu langsames Zirkulieren des Balles in ungefährdeten Räumen im Mittelfeld, zu wenig direktes Spiel - gerade in der ersten Halbzeit tat sich Borussia auch in Überzahl noch oft schwer, den Ball schnell in die gefährlichen Zonen im letzten Angriffsdrittel zu bringen.
Hier wurde das Fehlen von Lars Stindl deutlich, der sehr viel häufiger als sein Vertreter Flo Neuhaus oder der oft zentral im Spiel eingebundene Chris Kramer den schnellen, die Abwehr zerschneidenden Pass in die Spitze spielt.

Die Zielstrebigkeit und Direktheit im Spiel nach vorne wurde mit zunehmender Spielzeit besser, einfach weil der Gegner in Unterzahl natürlich müder wurde. Weil mit steigendem Selbstbewusstsein auch die Gladbacher Spieler mutiger im Spiel nach vorne wurden und sich so nicht nur die Tore verdienten, sondern leicht auch noch zwei oder drei Tore mehr hätten nachlegen können. Allerdings ist es schwer zu sagen, ob das gegen elf Gegner an diesem Tag genauso gelungen wäre.

In der Defensive sah man einen im Vergleich zur Vorsaison erheblich stabileren Auftritt. Die TSG konnte das Tor von Yann Sommer seltenst gefährden, brachte überhaupt nur zwei Torschüsse an. Aber natürlich gilt auch hier die Einschränkung, dass Hoffenheim die Angriffsbemühungen nach dem Platzverweis und der eigenen Führung weitgehend einstellte und erst wieder nach dem Rückstand stärker Richtung Gladbacher Tor strebte. Es war also auch hier ein Muster mit begrenztem Aussagewert. Aber wie konzentriert gegen den Ball gearbeitet wurde, das war dennoch nicht zu übersehen.

Nun wissen wir heute nicht, ob das Hoffenheim dieser Saison am langen Ende ein harter Prüfstein gewesen sein wird. Welche Rolle der Hopp-Club in der Liga spielen wird, muss sich erst erweisen. Gestern war er vor dem Platzverweis ein Gegner auf Augenhöhe, das danach lässt sich nur schwer einordnen. 

Mit dieser Einschränkung lässt sich für die Gladbacher Elf immerhin ein sehr positives Fazit ziehen. Defensive Stabilität, Torgefahr und gute Kombinationen im Angriff, dazu eine aufmerksame und kompromisslose, aber nicht überharte Zweikampfführung - mehr kann man von einem ersten Saisonspiel nicht erwarten. Sehr stark, wie sich Manu Koné ins Spiel einfügte, nachdem er in der Saisonvorbereitung und im Pokal nicht eine Minute in Testspielen auf dem Platz gestanden hatte. 

Eindrucksvoll, wie variabel sowohl im zentralen Mittelfeld Kramer und Koné als auch in vorderster Reihe Neuhaus, Hofmann, Plea und Thuram die Räume nutzten. Sehenswert, wie Ramy Bensebaini in Embolo-Manier den wichtigen Ausgleich markierte und wie Elvedi abgezockt zum 3:1 vollendete. Und beruhigend, einen so abgeklärten Passspieler wie Ko Itakura in der letzten Reihe zu haben. 

Gut, fraglich ist, ob man sich gegen elf Mann einen so hoch stehenden und eher nachlässig verteidigenden Bensebaini hätte erlauben dürfen. Denn das Gegentor war ein Beispiel dafür, dass es auch bei einer eigentlich guten Staffelung mal unordentlich werden kann, wenn der Gegner sehr schnell nach vorne spielen kann. Vorne verlor Geburtstagskind Thuram den Ball mit einem etwas lässigen Einsatz, der Direktpass erreichte Rutter am rechten Flügel, und letztlich war es dort Bensebainis unmotivierte und schlecht getimte Grätsche ins Leere, die den Torerfolg doch sehr erleichterte.

Doch davon ließ sich die Mannschaft nicht verunsichern, sie verlor nicht die Ruhe, wie oft unter Rose und Hütter, spielte stattdessen weiter geduldig und abgeklärt nach vorn und belohnte sich ja dann auch dafür.

Damit komme ich zum Platzverweis. Wie ich heute las, lamentieren die Gäste inzwischen offener als gestern nach dem Spiel damit - und mit einer angeblichen Tätlichkeit gegen Rutter. Letzteres ist aus meiner Sicht ein Witz, weil Kramer mit seiner Schulter im Zweikampf niemals unabsichtlich den Kopf des Gegners traf, auch wenn er den TSG-Angreifer damit kurz anknockte, war das ein "normales" Foul. Kurz vorher hätte es aber durchaus eine Gelbe Karte gegen Koné geben können, wegen eines doch sehr rustikalen Einsatzes gegen Rutter. 

Auch an Poschs Platzverweis gibt es nichts zu diskutieren - außer vielleicht den Zeitpunkt. Denn wenn man es genau betrachtet, war schon das erste Foul von Posch an Neuhaus eine glatte Rote Karte. Der Hoffenheimer rutschte mit seinen Stollen am rechten Unterschenkel des Gegners entlang und brachte ihm eine sofort durch den Stutzen blutende Wunde weit oberhalb des Knöchels bei, bevor er ihm  das Fußgelenk von oben "stempelte", die die Schiedsrichter gern sagen.
Für mich Rot, weil es eben nicht nur das leichte Zuspätkommen im Zweikampf war, sondern eine bewusste Aktion, die in Kauf nimmt, den Gegner zu verletzen, wenn der den Ball spielt. Da wäre ein Hinweis des VAR angesagt gewesen.

Mit Poschs rücksichtslosem Tritt gegen Bensebaini kurz darauf ist aus meiner Sicht aber sowieso jegliche Diskussion über die Berechtigung dieses Platzverweises überflüssig. Der war einfach selbstverschuldet und hochverdient.

Da diese Art der Zweikampfführung in den ersten Minuten ganz deutlich zum Konzept des Hoffenheimer Spiels gehörte, hat aus meiner Sicht aber auch der Schiedsrichter Daniel Siebert ein paar Aktien an der Eskalation. Der Unparteiische war sichtlich bemüht, bei zwei - nominell relativ spielstarken - Teams eine großzügige Linie zu fahren. 

Aber wenn vor allem eine Mannschaft von Beginn an überhart und rücksichtslos in die Zweikämpfe geht, kann das nicht funktionieren. Siebert gab früh eine Gelbe Karte gegen Scally, der zwar mit hoher Geschwindigkeit grätschte, seinen Gegner aber ohne Intensität und ohne Absicht zu foulen, von den Beinen holte. Eine eher zweifelhafte Bestrafung der einen Mannschaft kann aber nie für eine Beruhigung des Spiels sorgen, wenn vor allem das andere Team rustikal zu Werke geht.

Dagegen ließ er mit Ausnahme der Karten gegen Posch die Hoffenheimer in der ersten Halbzeit - allen voran Grischa Prömel, der ohne Verwarnung blieb - ungestraft auf alles treten, was sich bewegte. Poschs erste Gelbe Karte war nämlich schon die vierte oder fünfte hässliche Szene der Gäste, nach der sich ein Borusse schmerzerfüllt am Boden wälzte. 

Erst danach griff Siebert konsequenter ein. Im weiteren Verlauf des Spiels gab es zugebenenermaßen dann auch ein paar Szenen, wo er eher zweifelhaft Szenen zugunsten der Borussia entschied. Das hatte aber nichts Spielentscheidendes. Für die vielleicht spielentscheidende Schwächung müssen sich die Akteure der Treter- und Schauspielergemeinschaft aus Sinsheim schon an die eigene Nase fassen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Borussia ist gut in der Saison angekommen. Die Umstände des Spiels verhindern, dass die Euphorie sofort unangemessen hochschwappt. Denn es war, bei allen positiven Eindrücken, ein Sieg gegen einen dezimierten Gegner. Es war aber auch ein Sieg, der ein Fan-Fundament hat.
Der Fanmarsch hat auch die Spieler beeindruckt. Und die Unterstützung von den Rängen, das Zusammenrücken von Fans und Mannschaft, kann sowieso einiges bewegen und Kräfte freisetzen. Der Grundstein für ein fruchtbares Miteinander ist also gelegt. Das Trainerteam hat daran sowohl auf als auch abseits des Rasens seinen Anteil, und die Fans nehmen diesen Spirit gern und dankbar an. Das weckt Lust und Hoffnung auf mehr. Aber es war eben auch nur ein erster Schritt - 33 weitere müssen erst noch gegangen werden.

Saison 2022/23, Bundesliga, 1. Spieltag: Borussia Mönchengladbach  - TSG Hoffenheim 3:1. Tore für Borussia: 1:1 Bensebaini, 2:1 Thuram, 3:1 Elvedi.

Die ersten drei Tore in der Bundesliga bringen drei Euro ein, damit sind jetzt 22 Euro in der Spendenkasse.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2022-08-01

Balsam im Dreisam

Willkommen in der Saison 2022/23. Und dies gleich mit einem überzeugenden Pokaleinstand. Ein Sieg, und dann gleich mit 9:1 im inzwischen für Bundesligafußball ausgemusterten Dreisamstadion, das war für Fans und Mannschaft eine wirklich ungewohnte Erfahrung. Denn die bisherige Heimstätte des SC Freiburg war in dieser Beziehung bis zuletzt nichts anderes als eine Horror-Arena für Borussia.
Gewiss, dass Erstrundenspiel gegen den SV Oberachern war nicht die Art Härtetest, die ab kommendem Samstag Woche für Woche auf die Mannschaft des neuen Trainers Daniel Farke warten wird. Die Erkenntnisse aus diesem Spiel sind daher auch mit Vorsicht zu genießen.

Und doch war es ein guter Test für den Start in der Liga gegen Hoffenheim. Denn auch wenn der Oberligist spielerisch klar unterlegen war, meinte er es in den Zweikämpfen und im fleißigen Anlaufverhalten durchaus ernst und ging bis zum Schluss beherzt zur Sache. Da der gute Schiedsrichter Nicolas Winter auch eine eher großzügige Linie walten ließ, waren die Borussen oft gezwungen, doch den einen Schritt mehr zu gehen, als es ihnen lieb war -  oder einfach schneller weiterzuspielen. In der ersten Halbzeit hatte so zum Beispiel Ramy Bensebaini ungewohnt oft Probleme, sich seiner Gegner zu erwehren. Das nervte ihn merklich, sorgte aber auch für die richtige Wettkampfsimulation für die Liga. Das freche Auftreten des unterklassigen Gegners tat dem Spiel gut und verhinderte auch, dass das Spiel trotz der früh geklärten Fronten eine zu langatmige Angelegenheit wurde. 

Den Ehrentreffer hatten sich die mit großem Aufwand agierenden Gastgeber allemal verdient. Und sie zeigten den Borussen mit 9 Torschüssen und zwei bis drei hochkarätigen Chancen auch deutlich auf, wo er in der Abwehr bisweilen noch zu nachlässig war. Das wird auch Farke registriert haben, der sich sonst mit dem Spiel sehr zufrieden zeigte.

Denn im Spiel nach vorn zeigten Lars Stindl und seine Kollegen, dass sie die Handschrift des neuen Trainers und dessen Vorstellungen schon ganz gut verinnerlicht haben. Es wurde viel durch die Mitte und dabei gekonnt vertikal nach vorne gespielt. Damit nahmen Neuhaus, Hofmann, Thuram und Plea heute die gegnerische Defensive ein ums andere Mal gekonnt auseinander. Allerdings lassen sich daraus noch keine Schlussfolgerungen ableiten, wie weit das Team wohl gegen Gegner auf Augenhöhe ist. 

Insgesamt war es aber eine sehr konzentrierte Leistung der Borussen, die durch die Bank Selbstvertrauen tanken konnten. Und gerade für einige junge Spieler war es ein Meilenstein der Karriere: Sowohl der sicher auftretende Moritz Nicolas, den der Ausfall von Sommer und Sippel überraschend ins Tor gespült hatte, als auch Yvandro Borges Sanches feierten ihr Pflichtspieldebüt für Gladbach, für Rocco Reitz war es die Rückkehr nach seiner Leihe.

Einen deutlichen Makel hatte der angenehme Fußballnachmittag in Freiburg aber doch. Die Muskelverletzung von Lars Stindl könnte die enge Personalsituation im Sturm in den kommenden Wochen noch verschärfen. Zwar will Borussia dort nach dem Embolo-Abgang noch nachlegen, ob dies bis Samstag gelingt und ob bis dahin jemand schon als Alternative bereit stünde, ist jedoch mehr als fraglich. Insgesamt sind schon wieder einige Spieler (zu viel) mit Muskelverletzungen auf der Verletztenliste. Ein Umstand, der beobachtet werden muss. Denn so dick, dass man das einfach so wegstecken könnte, ist die Personaldecke dann diese Saison auch wieder nicht.

Saison 2022/23, DFB-Pokal, 1. Runde: SV Oberachern - Borussia Mönchengladbach 1:9. Tore für Borussia: 0:1, Thuram 0:2 Thuram, 0:3 Thuram, 0:4 Hofmann, 0:5 Bensebaini, 0:6 Hofmann, 0:7 Stindl, 0:8 Scally, 1:9 Neuhaus.

 

Hui, meine Saisonspende geht ja richtig gut los. 9 Tore bringen 9 Euro ein, und weil das Spiel gegen Oberachern im Dreisamstadion stattfand, gilt es natürlich auch als Sieg in Freiburg, was weitere 10 Euro für die Spendenkasse bedeutet. Erster Stand also: 19 Euro.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.