2021-09-18

Im alten Trott

Einmal mehr Augsburg. Es ist Borussia gegen den FCA ja noch nie leichtgefallen, Punkte zu holen. Es waren gute und überlegene Leistungen dabei, wie letzte Saison. Es waren Grottenkicks dabei oder solch wenig mitreißenden Mittelklassepartien wie heute. 

Dass die Gastgeber auch heute wieder das bessere Ende für sich hatten, war am Ende aufgrund der Chancen nicht unverdient. Aber es war aus Gladbacher Sicht überflüssig wie lange nicht.

Dieses Augsburg war bei weitem die schwächste Mannschaft aus den bisherigen Duellen der beiden Vereine. Wenig Selbstvertrauen, bei jeder schnellen Kombination des Gegners überfordert, im Konterspiel im Zweifel überhastet oder ungenau.

Hätte Borussia heute nur ein bisschen gespielt wie in der zweiten Halbzeit gegen Bielefeld, es hätte nichts anbrennen dürfen.

Dass das Spiel dennoch verloren wurde, lag an den gleichen Dingen, die auch schon in den Spielen zuvor (mit Ausnahme des Bayern-Spiels) zu kritisieren waren. Es wirkt fast so, als hätte Adi Hütter das Launische von der Diva aus Frankfurt mitgebracht.

Punkt 1: Individuelle Fehler entscheiden Spiele. Immer wieder. Es ist egal, ob es jetzt Elvedi war, der vor dem 0:1 gepatzt hat. Es wurden auch vorher schon teils krasse Aussetzer im letzten Moment noch repariert – und nicht jeder Schiri hätte wohl die Szene zwischen Neuhaus und Vargas abgepfiffen. Aber es ist auch klar: Wenn man vorne nicht trifft, kann jede Ungenauigkeit hinten die Entscheidung gegen einen sein.

Punkt 2: Die Strafraumbesetzung war zwar auch heute besser als noch ganz zu Beginn der Saison. Das nützt allerdings nichts, wenn jede Flanke weit über den Strafraum segelt oder hängenbleibt. Die Standards waren eine Katastrophe – auch weil bis zu Benes‘ später Einwechslung kein einziger Spezialist in der Fohlenelf stand. Herrmanns gute Vorlagen aus der Vorwoche nahmen sich angesichts seiner heutigen Versuche fast schon wie Zufallsprodukte aus. Es ist fraglich, warum hier nicht ein stärkerer Fokus drauf liegt, wo man doch sieht, dass auch aufgrund der Ausfälle derzeit nur wenig Durchschlagskraft im Angriff kreiert werden kann.

Immerhin: Hätte der tolle Angriff beim Abseitstor doch gegolten, hätte der Gegner das Spiel wohl genausowenig
noch drehen können wie es der VfL heute vermochte.

Und das führt zum Hauptpunkt, dem Punkt 3:
Borussia verplempert zu viel vom Spiel, weil sie zu schnell zu zufrieden mit dem sicheren Ballkreisen in der eigenen Hälfte ist. Jeder Gegner, der entschlossen auf einen ballführenden Spieler zuläuft, erreicht, was er will – den Quer- oder Rückpass, mit dem sich auch der Gegner wohlfühlt, weil er dann bequem ohne Lücken verschieben kann. 

Das sorgt oft dafür, dass selbst ein Einwurf auf Höhe des gegnerischen Strafraums binnen kürzester Zeit wieder bei Yann Sommer landet. Gegen die Bayern war zu sehen, dass die Mannschaft es anders kann. Da war der Wille erkennbar, auch auf engstem Raum nach vorne zu kombinieren und den Gegner damit in die Unordnung zu zwingen. So knackt man auch biedere Gegner wie Bielefeld oder Augsburg. Aber man muss präzise und schnell spielen. Und mutig. Das alles zusammen bekommt die Hütter-Elf zu selten auf die Reihe.

Das fehlte nicht nur heute, man konnte das zähe Ballgeschiebe auch in der Vorsaison unter Rose oft beobachten. Aber es zog sich heute wieder durch das gesamte Spiel. Das sieht statistisch im Ballbesitz dann hübsch aus, bringt aber nichts ein. 

Im Gegenteil: Man öffnet so Tür und Tor dafür, dass am Ende ein individueller Fehler den Unterschied machen kann, obwohl man das Spiel vorher sicher in der Hand hatte.

Punkt 4: Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Wie immer gibt es einen Strauß an Dingen, die man dafür verantwortlich machen kann. Fakt ist: Es liegt offenbar mehr als uns lieb ist auch an den fehlenden Spielern. Thuram, Hofmann in der Offensive, aber auch Bensebaini und vor allem Lainer mit ihrer aggressiven Art und den tiefen Vorstößen sind offenbar die Bindeglieder, die einem Stindl oder Neuhaus derzeit fehlen. Manchmal lässt sich das kompensieren wie gegen Bielefeld. Aber starke Einzelaktionen klappen eben nicht jede Woche und gegen jeden Gegner, wie auch Denis Zakaria heute einmal mehr aufgezeigt bekam.

Auch wenn sich die Nachrücker wirklich alle Mühe geben, und man etwa einem Joe Scally sowieso nichts vorwerfen kann: Es reicht derzeit insgesamt nicht, um eine Mannschaft aus dem unteren Tabellendrittel souverän zu bespielen und vor allem glatt zu besiegen.

Das ist der Grund, warum Borussia derzeit selbst nicht unverdient zu diesen Teams zählt, und es sich jetzt, nach dem 5. Spieltag, bereits abzeichnet, dass es eine sehr komplizierte Saison werden wird.

Ich bin gespannt auf die Reaktion und die Ideen des Trainerteams. Denn die habe ich heute trotz offensichtlicher Probleme auf dem Rasen nicht wirklich ausmachen können.

Ein Lob will ich dennoch loswerden, auch wenn es keinem Gladbacher gilt. Schiedsrichter Badstübner war für mich heute der beste Mann auf dem Platz. Er pfiff zwar äußerst großzügig, lag aber bei allen kniffligen Entscheidungen richtig oder fällte nachvollziehbare Entscheidungen. Vor allem aber ließ er zu keiner Zeit Hektik aufkommen, war klar und ruhig in der Gestik. Allein das zu frühe Abpfeifen der Nachspielzeit störte mich, wobei dies an diesem Nachmittag wohl auch keinen Gladbacher Ausgleich mehr verhinderte. Das war ein durchweg souveräner Auftritt.

Bundesliga, 5. Spieltag: FC Augsburg – Borussia Mönchengladbach 1:0.

Saisonspende: Leere Hände nach dem Auswärtsspiel, somit bleibt der Spendenstand ebenfalls bei 7 Euro. 

Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

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