2025-10-13

Hochgelobte Länderspielpausetaste

Thank god it's Länderspielpause.

Man kann es nicht anders sagen: Für Borussia zählt im Moment nur eins - Zeit gewinnen. Zeit, um die in relativ kurzer Zeit panisch neu aufgemachten Baustellen im Verein nicht noch größer werden zu lassen; um andere Baustellen zu schließen; um daran zu arbeiten, den Verein sportlich wieder sicher auf die Beine zu stellen - und um insgesamt auf Besserung zu hoffen.

Zugegeben: Es ist schon krass, dass ich jetzt das schreibe, nachdem ich vor drei Wochen noch den Eindruck hatte, dass mit der Demission von Gerardo Seoane und unter dem Eindruck des 1:1 gegen Leverkusen ein erster Schritt zurück aus dem Koma gelungen war, in das der Verein sich hatte fallen lassen.

Aber wie sich zeigte, ließ sich auch Roland Virkus nicht halten, nachdem Seoane weg und kein Konzept zu erkennen war, wie es denn jetzt kurzfristig mit der Perspektive Borussia in der ersten Liga aussehen soll.

Es ist im Verein fraglos einiges in Bewegung, nicht nur erdbebenmäßig im Führungspersonal. Die Jugendarbeit verspricht einiges in den kommenden Jahren, auch die Neuzugänge haben das Potenzial, den Club mehr als nur in der Liga zu halten. Aber wohl erst mittelfristig, wie die ersten Saisonspiele andeuten. Oder zumindest, solange wichtige Stammkräfte wie Kleindienst und Honorat sie nicht ergänzen oder entlasten können.

Dass sich der Fokus deshalb jetzt endlich auf die Schritte richtet, die unmittelbar bevorstehen, ist wichtig und richtig. Leider macht die Vereinsführung auch hier keine gute Figur. Es scheint so, als sei man nicht nur vom lange verschleppten Seoane-Aus unvorbereitet getroffen worden, sondern stehe auch nach dem freiwilligen oder nicht so freiwilligen Rückzug von Roland Virkus (das kann und will ich nicht beurteilen) blank und unvorbereitet da.

Wer soll nachfolgen, auf der wichtigen Position des Sportvorstands oder Sportdirektors, je nachdem, wie und wo man sich neu aufstellen will? Damit kann und will ich mich an dieser Stelle nicht beschäftigen, weil mir dazu die Einblicke in den Verein fehlen.

Zu der Personalie Rouven Schröder, der ja offenbar Favorit auf den freien Posten ist, aber mit einer Ablösesumme erst aus Salzburg freigekauft werden muss, will ich dennoch zwei, drei Sätze schreiben.

Bekanntermaßen war Schröder schon in der Zeit von Max Eberl Thema bei Borussia, als Ergänzung, wohl auch später als möglicher Ersatz. Ein Mann mit einem guten Ruf, der nachweislich gute Arbeit in Fürth, Bremen und Mainz geleistet hat. Dann folgten immer kürzere Intervalle, bei Schalke, sein vorzeitiges Aus wegen eines Burnouts dort und mit den folgenden fragwürdigen Engagements bei den Dosenclubs Leipzig und Salzburg, wo er jeweils nach kurzer Zeit offenbar schon verzichtbar war.

Fraglos ist Schröder ein Fachmann und kann für eine Phase der Konsolidierung bei Borussia stehen. Nach der Art und Weise, wie er von Verein zu Verein hüpfte, wenn es für ihn Angebote gab, gefällt es mir dennoch nicht, vor allem, weil er eher der Typ Rose zu sein scheint, der den möglichen Absprung schon eingeplant hat, wenn er kommt. 

Das wirft für mich schon zu früh einen Schatten auf eine solche Verpflichtung. Denn ob Schröder an seine guten Zeiten als Manager anknüpfen kann, ist nach den letzten drei Jahren nicht sicher. 

Es tut mir leid, das zu sagen, aber es ist tatsächlich eine nicht unwichtige Frage, ob sich ein angeschlagener Verein auf Schlüsselpositionen Personal leisten kann, von dem man nicht weiß, ob es die Kurve nochmal kriegt. Das mag bei einem Gio Reyna weniger Risiko bergen als bei einem Sportdirektor. Aber es zeigt auch, dass Borussia entweder keine Wahl hat oder zu schlecht vorbereitet ist, um auf dem Markt besser zu agieren.

Aber das sind wie gesagt nur die Gedanken eines vereinsfernen Beobachters.  

Mein Blick richtet sich ansonsten eher auf Eugen Polanski und die Mannschaft, denn das ist das, was sich von außen für mich noch halbwegs nachvollziehen lässt. Und damit zum sportlichen Eindruck.

Die Heimspiele gegen die Eintracht und den SC Freiburg waren insofern sehr aufschlussreich, weil sie gezeigt haben, was geht und was nicht. Sie haben deutlich gemacht, dass es in dieser Saison nur ums Überleben gehen kann, zumindest in dieser Phase der Saison. 

Möglicherweise tun sich schon in einem halben Jahr andere personelle und taktische Möglichkeiten auf. Aber darauf verlassen darf man sich nicht. Es gibt keine Garantie, dass die Langzeitverletzten Kleindienst, Ngoumou, Hack (und zunächst noch Honorat) das Blatt sofort wieder mit herausragenden Leistungen wenden können, sobald sie spielfit sind.  

Für die nächsten Spiele muss Eugen Polanski das Maximum aus dem Kader herausholen, der ihm zur Verfügung steht. Dass er das mit Bedacht, aber auch mit Mut zum Risiko angeht, hat er in seiner kurzen Amtszeit schon mehr als angedeutet. 

Der Einsatz von Charles Herrmann und Jan Urbich, aber auch die Reaktivierung von Flo Neuhaus zeigt, dass er klare Vorstellungen hat, denen sich auch mancher arrivierte Spieler beugen muss. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen. Mir gefällt es aber erstmal sehr gut, vor allem, nachdem dieses Leistungs- und Vertrauensprinzip in den Jahren zuvor bei Borussias Übungsleitern doch einfach zu häufig unter die Räder gekommen ist.

Das heißt nicht, dass ich erwarte, dass die jungen Wilden und der Teilzeit-Regisseur Neuhaus in den nächsten Wochen auf märchenhafte Weise das Ruder rumreißen können werden. Auch dazu fehlt sichtlich noch einiges. Doch wenn sich der eine oder andere jetzt im Ernstkampf bewährt, wird es für ihn auch dann eher Einsatz-Chancen geben, wenn Kleindienst und Co wieder da sind. Was wiederum nur gut sein kann für die Entwicklung aller.

Nun muss Polanski aber auch noch die in der Gruppe in die Spur bringen, die unter seiner Verantwortung bisher die Verlierer sind (und es teilweise auch unter Seoane waren). Bislang sieht es aber so aus, als würden alle so mitziehen, wie es der Situation angemessen ist. Was wiederum die Chancen erhöht, dass irgendwann doch die Ketchupflasche aufgeht und die ersten Punkte fließen.   

Gegen Union wird Eugen Polanski auf jeden Fall nochmals an der Linie stehen. Und ich gehe auch einfach mal davon aus, dass er dies auf absehbare Zeit weiterhin tun darf, sofern er anfängt, mit dem Team auch dreifach zu punkten. Bislang ist mir auch ehrlicherweise kein realistischer Trainername untergekommen, dem ich mehr Zuneigung und Vertrauen entgegenbringen würde.

Aber das muss nichts heißen. Lucien Favre war auch keiner, den ich vor seiner Verpflichtung hätte einschätzen können oder den ich auf dem Zettel gehabt hätte. Das zu bewerten, dafür sind ja auch andere zuständig. Das Vertrauen in manche der handelnden Personen ist im Moment bei mir allerdings eher mittelmäßig ausgeprägt. Deshalb ist hoffen alles, was für die nächste Zeit bleibt. Aber das soll ja mitunter auch Berge versetzen können. 

Bundesliga, 5. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 4:6. Tore für Borussia: 1:6 Castrop, 2:6 Tabakovic, 3:6 Engelhardt, 4:6 Ranos.

Bundesliga, 6. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 0:0. 


Saisonspende: 6 Spiele sind gespielt, vier weitere Tore geschossen und ein weiteres zu Null eingefahren. Damit verdoppelt sich der Spendenstand auf 12 Euro. Das gilt in der Saison 25/26: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für Derbysiege gegen K*** gibt es 10 Euro. Gehaltener Elfmeter: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 20 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 125 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2025-09-21

Erleichtert, aber noch nicht beruhigt

Ein guter Monat ist seit meinem letzten Eintrag vergangen. Und seitdem sind bei Borussia nur noch der Vorstand, Roland Virkus und das neue Stahlfohlen an seinem angestammten Platz.

Bundesliga-Fehlstart im viel bemühten Jubiläumsjahr, Torlospanik. Leistungen, die Rätsel aufgeben. Eine Trainerentlassung, die sich über Monate immer wieder angebahnt hatte und dann die Führenden des Vereins doch sehr überraschend getroffen zu haben schien. Am Freitag zuvor war es noch der "richtige Trainer" und Ergebnisse nicht alles, zwei Tage später nach der zehnten sieglosen Bundesligapartie in Folge dann wohl doch alles etwas anders. 

So unlogisch der Weg dahin in den vergangenen Monaten war: Das war vielleicht der Schritt, der einen im eigenen Gespinst verfangenen Club wieder freilegen und befreien könnte. Aber nicht sofort, nicht im Hurra-Stil und ohne weitere mutige und notwendige Entscheidungen. Und natürlich mit der ausdrücklich bestehenden Gefahr, daran zu scheitern und nächste Saison eine Etage tiefer wieder angreifen zu müssen. Denn auch wenn die Erkenntnisse aus dem Spiel heute überwiegend erfreulich waren: Das war nur ein kleiner Schritt aus dem Schlamassel.

Nun soll also mit Eugen Polanski ein neuer (Vielleicht-Zwischen)-Trainer (man weiß es ja nicht) den halb entgleisten Zug wieder auf die Gleise stellen - mit einem für einen anderen Trainer so halbundhalb fertig zusammengestellten Kader - und mit einigen langfristigen Verletzungen an Schlüsselstellen. 

Dafür wünschen wir ihm alle - natürlich - maximalen Erfolg, und wohl niemand hätte etwas gegen eine Dauerlösung, sofern der bisherige U23-Trainer sein Talent auch in die Profimannschaft und auf den Platz bringen kann.

Der verdiente Punktgewinn in Leverkusen kann dafür aber nur ein Fingerzeig sein. Zu kurz war seine Vorbereitungszeit, zu eingeschränkt seine personellen Möglichkeiten durch die Verletzung von Robin Hack und das Fehlen von Honorat. Am Ende tat es gut, mit einer sehr ordentlichen Leistung gepunktet und den Torbann gebrochen zu haben. Im Normalfall wäre aber auch das Spiel verloren gegangen, ohne dass man Borussia eine schlechte Leistung hätte attestieren können. Und das sind immer schlechte Vorzeichen. 

Dass sich das Team für ein mutiges und giftiges Auftreten in Leverkusen in letzter Minute noch belohnt hat, ist ein gutes Omen, auf jeden Fall aber eine ganz wichtige Botschaft, die Mut macht. Weil es wieder an die Torgefahr von Haris Tabakovic glauben lässt, der bei den ersten Fans schon nach eineinhalb eher rumpeligen Spielen unten durch war und auch heute bis auf die eine Szene eher schwer in seinen Kurzeinsatz fand.

Es bringt aber vor allem ein wenig Selbstvertrauen zurück, und die Gewissheit, dass dann doch nicht alles gegen einen laufen muss, so wie es gegen Stuttgart war und heute nach dem späten Bayer-Führungstreffer schien. Die Blamage gegen Bremen und das maue 0:0 gegen den HSV dürfte auch den Spielern selbst manch unbeantwortete Zweifel ins Gehirn gebohrt haben und dem Nervenkostüm nicht zuträglich gewesen sein. 

Doch auch durch einen Punktgewinn in Leverkusen ist das nicht alles mit einem Schlag vorbei. Auch heute gab es noch genug zu sehen, was die Mannschaft und einzelne Spieler abstellen müssen. 

Aber die Struktur in der Defensive und die Laufwege und das Pressing in der Offensive wirkten über weite Strecken der Partie robuster und konzentrierter als zuletzt. Darauf lässt sich aufbauen. Vor allem, wenn Rocco Reitz nicht wie zuletzt als hyperaktives Eichhörnchen überall auf dem Platz nach versteckten Nüssen sucht, sondern sich wie heute primär auf klare Aufgaben und daher zuerst auf die Verteidigung wichtiger Räume konzentriert. 

Ich denke, dass Polanski das explizit von ihm eingefordert hat, und nur so hat er auch bei der U21-EM ein tragende Rolle in der Mannschaft spielen können: Mit vollem Einsatz, wo es Sinn ergibt, aber mit kühlem Kopf dort, wo die Hauptaufgabe liegt. Das ist das, was man als Kapitän einschätzen können muss, um ein Teams zu führen. Auch Granit Xhaka hat ein bisschen gebraucht, bis er das verinnerlicht hatte.

Als nächstes wird Polanski das auch Kevin Stöger noch näherbringen müssen. Der blüht als Freigeist im Mittelfeld merklich auf, macht viel Überraschendes, aber auch er will oft zu viel und zerschießt sich damit selbst den Impact, den er haben könnte. Er ist nicht geholt worden, im Alleingang das spielerische Herz Borussias zu sein. Er muss abgeben lernen, um den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu gehen.

Das sind zwei Beispiele dafür, was der neue Trainer angehen muss und wird und was er in den nächsten Tagen - schnell - korrigieren kann, neben der Verbesserung der taktischen Struktur natürlich. Und dann sehen wir in ein paar Wochen, welche Früchte das trägt. Bis dahin gehe ich weiterhin von der schwerstmöglichen Saison (oder zumindest Halbserie) seit vielen Jahren aus. 

Erleichterung heute ja - aber für eine Entwarnung ist es mir nach den letzten Wochen noch viel zu früh.

DFB-Pokal, 1. Runde: Atlas Delmenhorst - Borussia Mönchengladbach 2:3. Tore für Borussia: 0:1 Hack, 1:2 Hack, 2:3 Elvedi.

Bundesliga, 1. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - HSV 0:0.

Bundesliga, 2. Spieltag: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach - 1:0.

Bundesliga, 3. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Werder Bremen 0:4.

Bundesliga, 4. Spieltag: Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach - 1:1. Tor für Borussia: 1:1 Tabakovic.


Saisonspende: Fünf Spiele sind gespielt, vier Tore geschossen. Dazu kommt das zu Null zum Auftakt gegen den HSV (danke für den Hinweis an die treue Leserin Elke, sonst hätte ich das vergessen). Der Spendenstand somit: 6 Euro. Das gilt in der Saison 25/26: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für Derbysiege gegen K*** gibt es 10 Euro. Gehaltener Elfmeter: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 20 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 125 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.