2024-09-21

Fortschritte müssen sich auszahlen

Es wird eine schwierige Saison. Wieder einmal. Davon kann man zumindest ausgehen, wenn man die ersten vier Bundesligapartien betrachtet.

Klar, mit Leverkusen, Stuttgart und Frankfurt waren drei Gegner dabei, die deutlich höher eingeschätzt werden können oder müssen. Gegen alle drei musste man eine Niederlage einkalkulieren. Ja, in jedem dieser drei Spiele hat Borussia sehr gute Phasen gehabt, in allen drei wäre mehr drin gewesen. 

Und es stimmt auch, dass sich das Verhalten der Mannschaft erheblich verbessert hat: im Pressing, im mutigen und effektiveren Anlaufen, in der Gesamtverteidigung als Einheit. Das Spiel nach vorne ist zielstrebiger geworden und gerade durch die Mitte häufig schneller und weniger ausrechenbar. Das zeigt, dass die Neuzugänge ihre Sache gut machen, aber auch, dass sich Spieler wie Weigl und Elvedi wohler in ihrer Rolle fühlen und in der Regel besser performen. 

Fakt ist aber auch: Teilweise haarsträubende Fehler haben in diesen drei Spielen letztlich einen besseren Ertrag gekostet. Nicht durch Aussetzer eines einzigen Spielers, nein, meist durch Kettenreaktionen aus mehreren verlorenen Zweikämpfen, aus zu naivem Verteidigungsverhalten, falschen Entscheidungen, aus vogelwildem Verhalten im eigenen Strafraum. Dazu kommt, dass Borussia einen bundesligatauglichen Kader hat, dieser aber immer noch nicht in allen Mannschaftsteilen ganz austariert ist. Bei Ausfällen zentraler Spieler wie Plea, Honorat oder Stöger droht schnell, dass die mühevoll gewonnene Balance wieder flöten geht.

Die nächsten Spiele werden daher, früher als sonst vielleicht in einer Saison, schon darüber Auskunft geben, wohin Borussias Weg dieses Jahr führt - in sichere Gewässer oder wieder mal in die Zitterregionen der unteren Tabelle. Denn mit dieser Fehlerquote wird man es schwer haben, Spiele in der Liga zu gewinnen, egal ob der Gegner Bayern München oder Heidenheim, Kiel oder Leipzig heißt. 

Als nächstes hat Borussia in Union Berlin, Augsburg, Heidenheim, Mainz und Bremen ausschließlich Gegner vor sich, die auf Augenhöhe operieren. Allerdings sind das alles auch äußerst unangenehme Gegner, die andere Herangehensweisen erfordern als eher mitspielende oder dominante Teams wie Leverkusen, Stuttgart oder Frankfurt. Traditionell tut sich der VfL mit solchen Kontrahenten besonders schwer. 

Es wird also Zeit, hier schnell mehrere Schritte nach vorn zu machen. Dass die Seoane-Elf mit dem Ball etwas anfangen und durchaus eigene Dominanz ausstrahlen kann, hat sie auch diese Saison schon gezeigt. Sie muss es aber verstetigen, nicht nur über 20 Minuten wie heute, oder erst dann, wenn der Gegner es zulässt. 

All das ist ein Entwicklungsprozess. Aber Zeit gibt es dafür im Wettbewerb selten. Falls die nächsten beiden Spiele punktemäßig nicht positiver ausfallen, kann das eine ungute Entwicklung in Gang setzen. Denn dann würde wieder der Trainer in den Fokus rücken. Es wäre gut, wenn wir uns das dank einer steigenden Punktausbeute ersparen könnten. 

Saison 2024/25, Bundesliga, 2. Spieltag: VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach 0:2. Tore für Borussia: 0:1 Kleindienst, 0:2 Honorat.

Saison 2024/25, Bundesliga, 3. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 1:3. Tor für Borussia: 1:1 Plea. 

Saison 2024/25, Bundesliga, 4. Spieltag: Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 2:0.

Saisonspende: 20 Euro gab es als "Startkapital", im Pokal und den ersten vier Bundesligapartien kamen 8 Euro für 8 Tore dazu und 2 Euro für ein Zu-Null gegen Bochum. Der gehaltene Elfmeter gegen Leverkusen zählt 2,50 Euro, auch wenn der Nachschuss im Tor landete. Damit sind jetzt 32,50 Euro im Spendentopf. Nicht schlecht für einen relativ mäßigen Saisonstart. 

Das gilt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-08-24

Mehr, als zu erwarten VAR

Willkommen in der neuen Spielrunde unter dem Motto "VAR da was?" Borussia ist mit einem Sieg im DFB-Pokal in Aue und einem Fast-Erfolgserlebnis gegen den amtierenden Meister nach einem mehr als ordentlichen Spiel in die Bundesliga-Saison gestartet. Das ist deutlich mehr, als man noch vor zwei Wochen erwarten konnte.

Ich habe mir - wegen der sehr zweifelhaften Entwicklung dieses Sports und seiner Profiteure - vorgenommen, künftig deutlich weniger Engagement (und Geld, z.B. für DAZN) in die Begleitung des Ganzen zu stecken und Borussias verzweifelten Weg in einer Sportwelt der vielen Ungleichen mit mehr Gelassenheit zu betrachten. 

Deshalb wären die Ergebnisse der ersten beiden Spiele im Normalfall auch geeignet gewesen, das Gemüt in dieser Hinsicht gleich etwas zu beruhigen. Natürlich kam es anders und ich war die guten 100 Minuten gegen Leverkusen sowas von "on fire". Aus vielen Gründen.

Fangen wir mit dem Positiven an. Die Fans sind wieder ok mit dem Club und der Mannschaft. Das ist wichtig.

Der Fanmarsch war klasse anzusehen, die Bökelberg-Choreo überragend, die Stimmung im Park mitreißend, selbst die (natürlich teuren) Pyrogrüße gaben dem Saisonauftakt einen guten Rahmen. Irre: Der Verband, der das sanktioniert und verteufelt, macht genau mit diesen stimmungsvollen Bildern dann Werbung in aller Welt für das Premiumprodukt Bundesliga. Finde den Fehler.

Das Drumherum stimmte also. Und auch die Mannschaft von Gerardo Seoane lieferte. Sie hatte in der schlimmen Endphase der letzten Saison und auch in der Vorbereitung auf die neue zwar nur wenig aufblitzen lassen, was auf eine sichere Saison ohne Abstiegssorgen schließen lassen würde.

Doch diese Zweifel sind ein wenig kleiner geworden. Nach den ersten mauen Minuten gegen Aue mit der Reproduktion altbekannter Fehler bekam das um Kevin Stöger und Tim Kleindienst verstärkte Team in der vergangenen Woche die Nervosität und die eigene Spielidee besser in den Griff und brachte die nicht nur für die Stimmung im Anhang sehr wichtige Partie letzlich sicher ins Ziel. Erster Grundstein also gelegt.

Ob damit sportlich gegen den ungeschlagenen Übermeister der letzten Saison etwas zu holen sein würde, war zum Abpfiff in Aue allerdings noch äußerst fraglich. Eine Woche später wissen wir: Der VfL hat standgehalten. Die Trainingswoche wurde offensichtlich gut genutzt, und Borussia zeigte sich im Gegensatz zu den beiden letzten eher chancenlosen Treffen mit Xabi Alonsos Bayer-Team erheblich besser gerüstet, als das zu erwarten war.

Die Gäste waren zwar am Freitagabend durchweg die reifere und erheblich besser eingespielte Mannschaft, doch Borussia verdichtete ihrerseits die eigenen Räume fast über die gesamte Spielzeit mit großem läuferischen Einsatz, mutigem und gutem Angriffspressing und einer tadellosen kämpferischen Einstellung. 

Dass Leverkusen durch zwei eiskalt genutzte Chancen frühzeitig zu enteilen drohte, war dennoch nicht überraschend. Denn die niederrheinische Defensive neigt nach wie vor zur Anfälligkeit, das war schon gegen Aue zu beobachten. Hier fehlt einfach noch die adäquate Verstärkung, die es im Offensivbereich mit Kleindienst, Stöder und Sander schon gegeben hat. Und Fehlpässe wie der von Elvedi vor dem 0:1 werden von Spitzenteams nun mal gern konsequent ausgenutzt.

Doch Borussia zog weiter durch, blieb giftig und fleißig, ließ sich zu keinem Zeitpunkt des Spiels hängen und wurde, angetrieben vom unermüdlichen Stöger, selbst phasenweise spielbestimmend und immer wieder mal gefährlich. 

Mit etwas Glück und viel Einsatz verdiente sich die Seoane-Elf kurz vor Schluss dann auch den von Kleindienst auf unnachahmliche Mittelstürmer-Art erzielten Ausgleichstreffer. 

Dass der gegen die "Nachspielzeit-Monster" vom Bayer-Kreuz aber dann doch nicht zu einem Punktgewinn reichte, war ärgerlich. Nein: Es war zum Kotzen. Denn wieder waren es diverse fragwürdige äußere Eingriffe, die dafür sorgten, dass am Ende weniger die beherzte Leistung der Borussia im Vordergrund stand, sondern wieder einmal das versagende Schirihilfsmittel VAR.

Ich habe mich am Freitagabend und am Samstag schon wieder viel zu lange mit den strittigen und möglicherweise spielentscheidenden Szenen beschäftigt, aufgehalten, darüber diskutiert und mich geärgert. Deshalb wollte ich sie hier auch bewusst nicht mehr in den Vordergrund stellen. Allerdings leistete das schwache Schiripärchen Robert Schröder (Feld) und Benjamin Cortus (VAR) so gründliche Arbeit, um das von mir immer wieder verteidigte Korrektur-Hilfsmittel zur Zumutung verkommen zu lassen, dass man nicht dran vorbeikommen kann.

Viermal griff der VAR ein, zweimal überprüfte er dabei Abseitsentscheidungen, die bei den Toren jeweils haarscharf zugunsten der Gladbacher ausfielen. Glück gehabt, denn auch wenn es sich hier um messbare, "unparteiische" Ergebnisse handelt, ist "Abseits oder nicht" heute in 90 Prozent der Fälle eine reine Glückssache, die weder ein Verteidiger noch ein Stürmer bewusst durch das eigene Verhalten steuern können. Aber: Geschenkt.

Dass das vermeintliche 1:2 durch Kleindiensts Kopfballhechter knapp über der Grasnarbe nicht zählte, war nicht nur aufgrund der Energieleistung und des brachialen Durchsetzungswillens des Torschützen sehr schade. Es säte auch erste Zweifel daran, ob der VAR Cortus seine Aufgabe kannte, nämlich den Schiedsrichter nur auf drohende klare Fehlentscheidungen aufmerksam zu machen. 

Ja, ich kann damit leben, dass der Treffer zurückgenommen wurde, weil es bei der Grätsche um den Ball zu einem wahrscheinlich eher leichten Kontakt gegen Hincapies Wade kam, die Schröder vermutlich nicht sehen konnte. Doch weder war das ein Tritt, der den Abwehrspieler behinderte, noch einer, der den Ablauf der gesamten Aktion bis zum Torerfolg verändert hat. Das Tor wäre auch sonst genauso gefallen, da Hincapie die Aktion nicht besser hätte klären können. Klare Fehlentscheidung also? Mitnichten.

Spielentscheidender und vollends unerträglich wurde es in der Nachspielzeit, als Itakura gegen Adli im Strafraum klären wollte und beide Spieler nahezu zeitgleich den Fuß an den Ball brachten. Der kullerte aus dem Strafraum heraus, genau in der Richtung, in die Itakura gegrätscht hatte, bevor der Japaner dann unzweifelhaft Adlis Fuß traf. 

Der wiederum ging mit langem Bein in den Zweikampf, um den Ball zu erreichen oder zumindest möglichst vom Gegner getroffen zu werden. Adli fiel theatralisch zu Boden, doch Schiri Schröder sah die Richtung des Balles und ließ weiterlaufen. Auf Intervention aus dem Kölner Keller änderte er seine Meinung, wobei unklar ist, ob er alle zur Verfügung stehenden Perspektiven ausreichend betrachtete. 

Ein Kamerawinkel entlastet Itakura, andere legten den Schluss nahe, das der Gegner eher am Ball war. Diese Blickwinkel waren allerdings nicht geeignet, die Richtung deutlich zu machen, in die der Ball nach dem Kontakt lief. Es ist jedenfalls kaum realistisch, dass Adli in dieser Situation den Ball statt geradeaus nach links hätte spielen können und wollen. 

Ohne Zweifel eine sehr verzwickte Szene, die wie die beim 1:2 über mehrere Minuten gecheckt wurde und aus der vor allem eins klar wurde: eine eindeutige Fehlentscheidung des Schiedsrichters lag nicht vor, Schröder hatte in der Realgeschwindigkeit richtig gelegen - etwas, was ihm an diesem Abend nicht immer gelungen war. 

Auch ganz am Ende der Partie übrigens nicht, als eine fast identische Grätsche von Itakura gegen Adli - diesmal ohne Ballberührung - zu einem Elfmeter hätte führen müssen. Hier blieben Schiri und VAR allerdings untätig, vermutlich, weil das Spiel beim Stand von 3:2 für Leverkusen ohnehin kurz vor dem Abpfiff stand. Was es nicht richtiger macht. Genausowenig allerdings wie die Tatsache, dass der VAR sich in diesem Spiel einfach öfter hätte zurückhalten müssen.  

Fazit: Auf der Leistung der Borussia lässt sich aufbauen, auch defensiv. Dennoch gilt es abzuwarten, ob und wie sich die unrunde Kaderstruktur angesichts noch möglicher Transfers von Koné, Neuhaus, Itakura oder Elvedi bis zum Monatsende noch verändert. Und ob Borussia nach dem mutigen Auftritt gegen den übermächtigen Gegner die Spannung auch gegen andere Gegner zu halten imstande ist.

Saison 2024/25, DFB-Pokal, 1. Runde: Erzgebirge Aue - Borussia Mönchengladbach 1:3. Tore für Borussia: 1:1 Honorat, 1:2 Netz, 1:3 Plea.

Saison 2024/25, Bundesliga, 1. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen 2:3. Tore für Borussia: 1:2 Elvedi, 2:2 Kleindienst. 

Das gilt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.