2016-01-31

Aus dem Gröbsten noch nicht raus

Wieder einmal ein gebrauchter Tag in Mainz. Man muss sich ärgern, dass ein Spiel trotz solch großer Chancen am Ende mit 0:1 verloren geht, aber das war in der Hinrunde gegen Mainz auch schon so. Aber es ist (noch) kein Beinbruch, weil die Leistung zumindest über 60 Minuten recht gut war. Auch defensiv - wobei die Mainzer die Abwehr der Borussia auch nicht oft vor Probleme stellen konnten.

Einmal allerdings mit Folgen, und das war erneut ein dummes Gegentor, wieder eingeleitet durch einen überflüssigen Ballverlust von Ibo Traoré, der wie Fabian Johnson einen schwachen Tag erwischt hatte. Vier Gladbacher begleiteten Jairo in der Folge durchs Mittelfeld, ohne ihn (notfalls mit einem Foul) vom Ball zu trennen, und dafür war dann keiner mehr nah genug bei Clemens, der mutterseelenallein vor dem Strafraum das 1:0 erzielte: Das Toreschießen gegen Borussia ist im Moment einfach zu leicht.
Der VfL ist nicht in der Krise, aber es ist noch viel zu tun. Das hat auch das zweite Rückrundenspiel gezeigt. Zumindest stand das Team deutlich stabiler als gegen Dortmund - Mainz war aber auch ein viel schwächerer Gegner. "Strafmildernd" muss man berücksichtigen, dass in Xhaka und Dahoud das Herzstück des Spiels fehlte und damit der gesamte Spielaufbau lahmte. Nordtveit ist ein tapferer Kämpfer, aber er war nicht ansatzweise in der Lage, diese Rolle zu übernehmen. Das wiederum muss zu Sorgenfalten führen, denn für den Ausfall von Xhaka und Dahoud ist Borussia personell nicht gewappnet. Weder Stindl noch Raffael noch Johnson können die defensive Zentrale dicht machen, Marvin Schulz und Nico Elvedi fehlt wohl auch noch etwas, sonst hätte Schubert sie sicher gebracht.

Nach der Schwächephase Mitte der ersten Halbzeit lief es insgesamt aber hinten recht gut, zumindest im Vergleich mit den vorherigen Spielen. Martin Hinteregger machte einen recht passablen Eindruck, mit einigen gelungenen Bällen nach vorne und robusten Zweikämpfen hinten. Allerdings merkt man schon, dass er sich noch an das Tempo der Bundesliga gewöhnen muss. Manchmal lässt er sich am Ball noch zu viel Zeit, das kann zu gefährlichen Ballverlusten führen. Dass er beim Gegentor zu weit weg war, will ich ihm nicht ankreiden. Da war der größere Fehler, dass der Vorlagengeber nicht gestoppt werden konnte.

Vorne ist immer etwas möglich, das war gegen Dortmund so und das war es am Freitag auch. Dass es Spiele gibt, in denen die glasklarsten Chancen vergeben werden, damit muss man leben. Das geht auch wieder andersherum. Festzuhalten ist allerdings, dass der VfL erneut (wie gegen Darmstadt und Ingolstadt) über weite Strecken von einem fußballerisch unterlegenen, aber giftigeren und lauffreudigeren Gegner erfolgreich an seinem gewohnten Spiel gehindert wurde. Auch darauf muss André Schubert eine Antwort finden, denn mittlerweile dürfte es sich in der Liga herumgesprochen haben, welches Rezept gegen Gladbachs Kombinationsfußball am besten wirkt.

Meine Warnung vom letzten Mal ist trotz der verbesserten Leistung in Mainz nach wie vor aktuell. Die beiden Niederlagen haben die Mannschaften hinter Borussia zum Glück nicht erheblich näher herankommen lassen, der Blick nach vorne ist derzeit eher nicht angebracht, aber auch da ist noch Kontakt zu Platz 4 vorhanden. Allerdings sind es auch "nur" 10 Punkte bis zum Relegationsplatz und 8 zu Platz 15. Dass Borussia ganz hinten reinrutschen könnte, wie Frankfurt in unserer "Rettungssaison"), will ich zwar nicht für möglich halten. Doch es zeigt, dass unter Umständen schon eine kleine Fortsetzung der Misserfolge in die zweite Tabellenhälfte führen kann.

Bundesliga 2015/16, 19. Spieltag: FSV Mainz - Borussia Mönchengladbach 1:0 (29.1.16)

2016-01-24

Nicht ganz dicht

Borussia hat auch nach der fulminanten Aufholjagd und Platz vier zum Ende der Hinrunde die Zielsetzung "einstelliger Tabellenplatz" nicht korrigiert. Und man tut gut daran. Denn nimmt man die Spiele vor der Winterpause, die Testspiele und den Hinrundenauftakt gegen Dortmund zum Maßstab, dann muss man sich - Stand heute - eher nach hinten orientieren und sollte es sich lieber verkneifen, auf die Champions-League-Plätze schielen. Ich hatte schon während der Winterpause überlegt, meine (wenig euphorischen) Eindrücke zu den Testspielen hier zu schreiben. Ich habe mich dann aber dagegen entschieden. Schließlich ist es ja auch so, dass Testspiele mit wechselndem Personal und unterschiedlichem Trainings- und Ermüdungszustand nur begrenzt aussagekräftig sind. Das Spiel heute hat mich allerdings in meinen dortigen Beobachtungen bestärkt. Leider.

Mit inzwischen 33 Gegentoren, der "zweitschlechtesten" Abwehr der Liga, kann man theoretisch zwar in der Tabelle relativ weit oben bleiben, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Natürlich, 12 der Gegentore fielen noch in der Startphase unter Favre, 14 allerdings auch in den vergangenen fünf Bundesligaspielen (davon nur eins ausgerechnet gegen Bayern). Man muss also konstatieren: Wir stehen, was die Entstehung und Häufigkeit der Gegentore angeht, wieder am Anfang der Saison. Klar, der VfL hat eine beeindruckende Offensive, die auch heute drei oder vier Tore hätte erzielen können. Hat sie aber nicht. Und das ist das Problem. Ein Tor mehr zu schießen als der Gegner wird umso schwerer, je mehr man hinten reinlässt. Und das ist das Problem. Das Toreschießen ist gegen den VfL im Moment einfach zu leicht. Natürlich wird über weite Strecken hervorragend verteidigt, viel auch vom eigenen Tor weggehalten. Man tut Christensen, Elvedi, Korb oder Wendt auch unrecht, wenn man pauschal von schlechter Abwehrarbeit redet. Sie stehen oft auch nur am Ende der Fehlerkette. Doch wie die Tore dann fallen, darf das auf diesem Niveau eigentlich nicht passieren.

Gegen Dortmund und seine Ausnahmekönner kann man verlieren. Das wussten wir auch schon vor der Partie. Dass es so kam, hat mir trotzdem ziemlich den Abend versaut. Denn es hätte nicht sein müssen - und war zugleich fraglos verdient. Ich gebe "strafmildernd" zu Protokoll, dass Schiedsrichter Brych vor dem Konter zum 1:3 bei der Dortmunder Balleroberung ein klares Foulspiel an Dahoud übersah (wie in ein paar weiteren Szenen in der letzten halben Stunde), aber das war nicht der Grund für die Niederlage. Die liegt tiefer, in der phasenweise gestörten Balance zwischen agressivem Anlaufen und Pressen des Gegners, dem extrem offensiven Spielaufbau, der zu sehr schönen Aktionen vor dem gegnerischen Tor führt - und der Anfällligkeit für einfach ausgespielte Konter bei Ballverlusten. Die haben uns letztlich zum Jahresende die Teilnahme an zwei Wettbewerben gekostet und sie gefährden jetzt auch die gute Arbeit der Schubert-Schützlinge in der Hinrunde.  

So gut sich das nach vorne anschauen lässt - auch heute waren wieder Angriffe zum Zunge schnalzen zu sehen - die entscheidenden Dinge passieren vor Yann Sommers Tor. Sicher, Borussia Dortmund hat ein starkes Spiel abgeliefert. Aber wenn man nur die drei Tore sieht und deren Entstehung, dann muss man sagen: Diese Tore spielt jede Mannschaft in der Bundesliga so heraus, wenn man sie einlädt. Die Räume sind offen, die Passwege auch und dreimal steht der Torschütze mutterseelenallein vor dem Torwart, der nicht einmal mehr die Chance bekommt, einzugreifen. Das darf einfach nicht sein.

Natürlich muss man berücksichtigen, dass da zwei 19-Jährige gegen Leute wie Aubameyang, Reus oder Mikhitarian verteidigen und ein 20-Jähriger im Mittelfeld die Hauptarbeit leistet (neben einem heute wenig überzeugenden, wesentlich erfahreneren Havard Nordtveit). Natürlich muss man hinnehmen, dass man großes Risiko eingeht, wenn man vorne extrem auf Ballgewinn aus ist. Man muss auch akzeptieren, dass der Mannschaft in Stranzl, Xhaka, Jantschke, Dominguez hinten erfahrene Stützen fehlen, an denen sich ein junger Spiele orientieren könnte. Und dass speziell heute einige Spieler nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Insofern ist es von André Schubert auch in Ordnung, wenn er nach dem Spiel das Positive betont. Intern müssen aber klare Worte fallen und die richtigen Schlüsse gezogen werden - sonst rennt der VfL weiter in sein "Verderben" - er ist nämlich im Moment eindeutig hinten "nicht ganz dicht".

Bundesliga 2015/16, 18. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 1:3 (23.1.16)
(Tor für Borussia: 1:2 Raffael)

2016-01-08

Frühzeitige Kaderoptimierung

Da sind sie ja dann doch, die Winterneuzugänge bei Borussia. In Jonas Hofmann von Borussia Dortmund ist der erste schon zur Vorbereitung auf die Rückrunde zur Mannschaft gestoßen. Der dänische Probespieler Kristian Pedersen könnte sich ebenso aufdrängen, wäre aber wohl noch nicht für den sofortigen Einsatz gedacht. Zumal nun mit dem schon lange in der Gerüchteküche gehandelten Martin Hinteregger die erhoffte Verstärkung für die Abwehr offenbar jetzt eingetütet ist, wenn man den einschlägigen Quellen glauben darf. 

Flügelspieler Jonas Hofmann ist jung, talentiert und hat seine Bundesligatauglichkeit schon nachgewiesen. Er passt also gut in das Profil des Vereins und sorgt für etwas mehr Konkurrenz auf den personell ausgedünnten Flügelpositionen. Mein Eindruck ist aber, dass er nicht in erster Linie deswegen jetzt schon verpflichtet wurde, sondern weil sich auch andere Vereine um Hofmann bemüht haben. Das Gleiche gilt wohl für den Österreicher Hinteregger.

Bei Borussia muss man ja – wie immer - davon ausgehen, dass zum Sommer erneut Spieler den Verein (gewinnbringend) verlassen werden. Einer der Kandidaten in der Offensive wäre Patrick Herrmann, so er denn in der Rückrunde fit wird und sich wieder in der Form des vergangenen Jahres präsentieren sollte. Auch die Leistungen von Granit Xhaka, Mo Dahoud und Fabian Johnson haben andere Vereine aufmerksam gemacht. Und da im Fußballmarkt derzeit so gigantische Geldsummen im Umlauf sind, sollte man nichts ganz ausschließen. Nicht mal das neueste Gerücht, dass Hertha im Sommer um André Hahn buhlen will.
Deshalb ist es umso wichtiger, rechtzeitig Ersatz zu präsentieren. Daran, dass man doch recht viel Geld für Hofmann und Hinteregger in die Hand nimmt, falls man letzteren nach der Leihe im Sommer kauft, sieht man, dass man beiden diesen Schritt bei Borussia zutraut.

War es das mit den Verstärkungen? Ich denke schon. Wäre Borussia noch in den Pokalwettbewerben, gäbe es vielleicht Bedarf, um nach dem Verletzungspech in diesem Jahr auf Nummer sicher zu gehen. Aber für die 17 Rückrundenspiele müsste der Kader auch so reichen. Spieler wie Stranzl und Dominguez kommen hoffentlich bald zurück und werden für ausreichend Defensiv-Alternativen sorgen. Und Roooooel ist ja auch noch da, wenngleich ihm Schuberts Abwehrsystem, das schnelle Verteidiger fordert, nicht gerade in die Karten spielt.

Und was ist mit Abgängen? Im Winter sicher nichts mehr. Und im Sommer werden wir sehen, wie sich die Einsatzzeiten (vor allem abseits der von mir zuletzt gekürten „Elf der Hinrunde“) auf die Wechselwilligkeit auswirken.
Havard Nordtveits angeblicher Flirt mit der gelben Borussia sorgte vor einigen Tagen für einige Schlagzeilen. Ich glaube allerdings nicht, dass der Norweger uns verlassen wird. Er pokert aus meiner Sicht um einen neuen, besseren Vertrag. Unter Favre hatte er als Ergänzungsspieler eher mittelmäßige Karten, nach den zuletzt gezeigten Leistungen ist es auch legitim, dass er die Gunst der Stunde nutzen will. Ich glaube auch, dass der BVB grundsätzlich Interesse am „Nordfighter“ hat. Aber auf mehr Spielzeit würde er auch dort nicht kommen. Ein Wechsel würde aus meiner Sicht daher nur dann Sinn ergeben, wenn ein reizvoller englischer Verein käme (schließlich versuchte er sich einst dort durchzusetzen) oder ein Verein, der ihm einen Stammplatz garantieren kann. Das wird nicht Borussia Dortmund sein. 
Einschränkung: Dass der Wechsel zu Schalke abgesehen von monetären Unterschieden keine Alternative ist, habe ich bei Roman Neustädter damals auch gedacht. Letztlich hängt es ja auch immer davon ab, wie weit sich ein Spieler auch darauf einlassen will. Dass es derzeit wohl gerade Gespräche über eine Vertragsverlängerung Nordveits in Gladbach gibt, stützt aus meiner Sicht aber die Hoffnung, dass er bleibt.

Verlust droht im Sommer vor allem auf der Mittelstürmerposition. Da auf den Außenpositionen, wenn alle gesund sind, ein Überangebot an Spielern herrscht und auch noch der Österreicher Florian Kainz für den Sommer als möglicher Zugang gilt, wird es für die zentralen Stürmer nicht leichter, sich auf einer anderen als der zentralen Position anzubieten. Das Spiel des VfL ist auf viel Bewegung der nominellen Stürmer ausgelegt, das wird sich auch nicht grundlegend ändern. Raffael, Stindl und auch Hazard (bei ausreichend Spielzeit) verkörpern diesen Spielertyp perfekt, Branimir Hrgota mit Abstrichen auch. Sein Vertrag läuft aber aus und es wird ihm in der Rückrunde voraussichtlich nicht so viel Einsatzzeit gegeben, dass er seinen Vertrag bei Borussia verlängert.
Josip Drmic ist noch im Lernmodus, macht aber gute Fortschritte. Doch ob er an Raffael und Stindl vorbeikommt, steht in den Sternen. Marlon Ritter spielt derzeit keine Rolle im Kader. Man darf sehr gespannt sein, wie André Schubert und Max Eberl auf diesen Positionen planen und ob sie Drmic und Hrgota in der Rückrunde angemessen einbinden können. Im Moment sehe ich in der Bundesliga keinen erschwinglichen Spieler, der viel besser (und für das System besser geeignet) ist als die beiden schon vorhandenen.

In der Abwehr stehen mit Stranzl, Brouwers, Dominguez, Jantschke, eventuell auch Nordtveit sowie den jungen Christensen, Elvedi, Hinteregger (und Marvin Schulz) bis zu neun Spieler für die Innenverteidigung zur Verfügung. Klar, fast jeder kann auch noch andere Positionen bekleiden, aber für eine gesunde Mischung ist das eigentlich zu viel. Ohne die Verletzungsmisere wären gerade die jungen Spieler in der Hinrunde vermutlich auch weitgehend außen vor gewesen. Doch wie geht es weiter? 
Mit einem langfristigen Verbleib von Christensen sollte man angesichts seiner guten Entwicklung nicht rechnen. Fragezeichen stehen hinter der Genesung von Alvaro Dominguez und der Formkurve von Martin Stranzl, der ja jetzt fast ein Jahr außer Gefecht war. Ob er unter diesen Umständen seine Karriere im Sommer fortsetzt? Ich vermag es nicht zu sagen. 
Abschied nehmen müssen wir daher nach jetzigem Stand am ehesten von Roel Brouwers, wobei ich ihn nie abschreiben würde. Er wurde schon öfter auf dem Abstellgleis gesehen und war dann stets mit guten Leistungen zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Sollten die beiden alten Haudegen von Bord gehen, wäre Borussias Abwehr sehr jung. Diese Rückrunde sollte zeigen, ob das ein (zu) großes Risiko wäre oder ob Elvedi, Christensen und Hinteregger das zusammen mit den erfahrenen Nebenmännern (und den erfahrenen Jantschke und Dominguez) in den Griff bekommen.

2016-01-04

Sieben Neue in der Hinrunden-Elf

Selten war eine Winterpause wohl so willkommen wie in dieser Saison. Durchschnaufen, neu ausrichten, den eingeschlagenen Weg beibehalten, das ist das, was im kommenden halben Jahr zählt. Denn die unerwartete Entwicklung im Spätsommer hat wieder einmal bewiesen, dass die guten Leistungen der Vorjahre keine Garantie auf Fortsetzung beinhalten. Weil Borussia inzwischen auf allen Positionen (ausdrücklich nicht nur im Profikader, sondern in allen Schlüsselpositionen des Vereins hervorragend besetzt ist, gelang die Reparatur des Saisonstarts trotz des Verlustes des Erfolgstrainers und einer Horrorserie bei den Verletzungen von Spielern.
Letzteres macht es auch schwer, eine Rangliste der aller Borussen für die Hinrunde aufzustellen, wie ich es im vergangenen Jahr gemacht habe. Ich werde es deshalb diesmal etwas anders anlegen.

Als erstes fällt auf, dass – bedingt vor allem durch Verletzungen – viele der Topspieler der Hinrunde 14/15 in dieser Saison keine tragende Rolle spielten. Aus meiner Top 5 vom Januar 2015 sind weder Martin Stranzl noch Tony Jantschke in dieser Hinrunde eine Option gewesen, naturgemäß auch nicht der abgewanderte Max Kruse (gleiches gilt für Christoph Kramer, der in meiner Vorrunden-Elf auftauchte.) Bleiben als Konstante Yann Sommer und Granit Xhaka, die ihre Führungsrolle in der Mannschaft auch bestätigt haben – bei aller berechtigten Kritik an Xhakas Abo auf Platzverweise. Wie wichtig die beiden Schweizer für den VfL sind, muss man keinem mehr erklären. Aber auch wenn man meine Elf der Hinrunde von vor einem Jahr betrachtet, bleiben nicht wirklich viele Spieler für die Hinrunden-Elf 15/16 übrig. Es sind die vier fett markierten Spieler:


Sommer

Korb        Stranzl     Jantschke       Dominguez

Kramer             Xhaka

Traoré                                     Herrmann

Kruse

Hazard


Patrick Herrmann und Alvaro Dominguez kosteten die Verletzungen ihre Chance auf die Hinrunden-Elf-Nominierung. Bis dahin waren sie mit teils sehr guten Leistungen auf klarem Kurs „Stammspieler“. Bei Thorgan Hazard hat sich der Aufwärtstrend des vergangenen Jahres in der Hinrunde nicht bestätigt, wobei dies zu einem großen Teil auch dem sportlichen Verlauf beim VfL geschuldet war. Als Borussia ins Rollen kam, war er nicht in der Stammelf, danach war es schwer, dort wieder reinzukommen. In der Schlussphase der Saison zeigte er mit mehr Spielzeit auch wieder, warum ihn Borussia im vergangenen Jahr fest verpflichtet hat. Mal sehen, wie es für ihn in der Rückrunde läuft.

So, und wer schafft es nun in meine Hinrunden-Elf? Die Wahl für die freiwerdenden Plätze von Kramer und Kruse fällt nicht schwer. Lars Stindl trat mit etwas Anlaufschwierigkeiten mit großem läuferischen Einsatz und Torgefahr gekonnt in Kruses Fußstapfen, und Mo Dahoud hat sich neben Granit Xhaka mit hervorragenden Leistungen festgespielt. Der junge Mittelfeldspieler ist einer von nur drei Borussen, die alle 17 Bundesligaspiele absolviert haben. Dass er auch der Auswechselkönig ist (12mal) liegt weniger an seinen Leistungen als an Spielsituationen, wo zum Beispiel taktische Wechsel vonnöten waren und natürlich daran, dass man einen so jungen Spieler nicht verheizen will. Der 20-Jährige hat jedenfalls seine Chance genutzt und ist auch nicht vom zuletzt so stark aufspielenden Havard Nordtveit von dieser Position zu verdrängen. 

Auf den offensiven Außenbahnen gibt es auch keinen größeren Diskussionsbedarf. Da in Patrick Hermann, André Hahn und Neuzugang Nico Schulz gleich drei Alternativen langfristig fehlten und Hazard wie geschildert nicht wie erhofft zum Zuge kam, sind diese Positionen mit Ibrahima Traoré und Fabian Johnson besetzt. Traoré, der durch den Afrika-Cup zum Jahresbeginn ein sehr intensives Jahr hinter sich hat, profitierte davon, dass er dank fehlender Konkurenz diesmal nicht einer Rotation unterworfen war. Er braucht das Vertrauen, sich über mehr als ein Spiel zeigen zu können. Und das durfte er bis zu seiner Verletzung letztlich auch sehr erfolgreich tun.

Dass 2015 das Jahr von Fabian Johnson war, kann man getrost behaupten. In meiner Rangliste vor 12 Monaten tauchte er nur unter ferner liefen auf, doch in der Rückrunde drehte er auf und avancierte zum zeitweise vielleicht sogar wichtigsten Spieler auf dem Platz. In seinem oft unauffälligen Spiel werden die enormen Wege, die er ohne Ball geht, aber auch die vielen Balleroberungen in der Defensive manchmal unterschätzt. Fakt ist: Ohne ihn war Borussia deutlich anfälliger, und ohne ihn kann auch ein Oscar Wendt nicht das Spiel spielen, was ihn nach vorne in dieser Hinrunde so ausgezeichnet hat.

Damit wäre ich auch beim Schweden, der auf der linken Seite wichtiger Teil der „Wiederauferstehung“ unter Schubert war. Woran das liegt? Auch „Oscar, Oscar Wendt“ spielt nur dann gut, wenn er über längere Zeit durchspielen darf. Die Rotation in der Vorsaison war Gift für ihn, in der zweiten Saisonhälfte, wo er sich links festgespielt hatte, lief es für ihn besser. Über seine Leistungen in der Vorrunde 2015/16 muss man nicht mehr viel sagen, die waren ganz überwiegend hervorragend, vor allem im Spiel nach vorne. Gemeinsam mit Johnson hielt er aber auch die linke Abwehrseite weitgehend dicht, erst im Endspurt der Saison ging auch ihm die Puste aus. Kein Wunder: Der Schwede ist der Feldspieler mit den meisten Einsatzminuten im Team. Er stand in allen 26 Spielen (17 Buli/3 DFB-Pokal/6 CL) auf dem Platz und wurde nur im letzten Champions-League-Spiel in Manchester sechs Minuten vor Schluss ausgewechselt. Damit liegt er mit Lars Stindl und Yann Sommer (verpassten je ein Spiel) in dieser Statistik vorne und logischerweise steht er auch in meiner Hinrunden-Elf.

Bleiben noch die beiden Sturmpositionen und die Innenverteidiger.

Vorne stehen in Lars Stindl (5Tore, 5 Vorlagen in der Bundesliga und Raffael (6/10) fast logischerweise die beiden torgefährlichsten Borussen, die im Laufe der Saison auch immer besser miteinander harmonierten. Auffällig ist, wie Raffael nach Favres Abgang aufgeblüht ist. Im vergangenen Januar hatte ich ihm Hazard noch knapp vorgezogen, in der Form dieser Hinrunde führt am Brasilianer allerdings kein Weg vorbei – zumal er nun auch merklich Fühlung zu den Fans aufgenommen hat.
Dauerläufer Lars Stindl hat es mit seinen Auftritten geschafft, dass der Name Max Kruse rund um den Borussia Park kaum noch zu hören ist. Er traf in allen drei Wettbewerben zuverlässig, ist damit auch bester Torschütze im Team. Zu den fünf Bundesligatoren kommen drei in der Champions League und vier im Pokal. Falls also jemand im Sommer Zweifel gehabt haben sollte, ob Stindl der richtige für Borussia wäre, kann sich heute freuen, dass er nicht Recht behalten hat. Welche Auswirkungen dies auf andere Borussen hat, beleuchte ich in einem weiteren Teil der Halbzeitbilanz.

Nun zur Innenverteidigung, die man sich vor der Saison sicher ganz anders vorgestellt hatte. Dort hat angesichts der Verletzungsprobleme (Stranzl, Dominguez und Jantschke) Andreas Christensen gezwungenermaßen schneller Fuß fassen müssen als gedacht, doch mit einigen kleinen Ausnahmen hat er sehr routiniert und abgeklärt erledigt. Gegen Dortmund zum Auftakt noch (wie die ganze Mannschaft) schwindelig gespielt, zeigte er unter Schubert, warum man auch bei Chelsea mit ihm plant. Klare Aktionen im Zweikampf, kaum Fouls, blendende Spieleröffnung. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass der Däne seinen Platz in der Innenverteidigung in der Rückrunde nicht mehr hergeben wird. 

Noch nicht ganz so reif, aber mit bemerkenswerten Auftritten, zeigte sich Nico Elvedi. Doch mein zweiter Innenverteidiger in der Hinrunden-Elf heißt aus ganz praktischen Erwägungen Havard Nordtveit. Auch wenn ich den Norweger auf der Position des Innenverteidigers nicht am stärksten sehe: Angesichts der Tatsache, dass Christensens Nebenmänner häufig wechselten und somit keiner auf eine ausreichende Zahl von Spielen kam, bekommt „Howie“ hier den Stammplatz, den ihm Dahoud auf der „Sechs“ abgenommen hat. Das erscheint mir auch seiner Rolle in der ersten Halbserie angemessen. Dass er dort bleibt, sollten Stranzl und/oder Alvaro Dominguez wieder eingreifen können, muss sich dann aber erstmal zeigen.


Meine Elf der Hinrunde sieht demnach so aus:


Sommer

Korb        Nordtveit     Christensen       Wendt

Dahoud             Xhaka

Traoré                                     Johnson

Stindl Raffael