Wieder einmal ein gebrauchter Tag in Mainz. Man muss sich ärgern, dass ein Spiel trotz solch großer Chancen am Ende mit 0:1 verloren geht, aber das war in der Hinrunde gegen Mainz auch schon so. Aber es ist (noch) kein Beinbruch, weil die Leistung zumindest über 60 Minuten recht gut war. Auch defensiv - wobei die Mainzer die Abwehr der Borussia auch nicht oft vor Probleme stellen konnten.
Einmal allerdings mit Folgen, und das war erneut ein dummes Gegentor, wieder eingeleitet durch einen überflüssigen Ballverlust von Ibo Traoré, der wie Fabian Johnson einen schwachen Tag erwischt hatte. Vier Gladbacher begleiteten Jairo in der Folge durchs Mittelfeld, ohne ihn (notfalls mit einem Foul) vom Ball zu trennen, und dafür war dann keiner mehr nah genug bei Clemens, der mutterseelenallein vor dem Strafraum das 1:0 erzielte: Das Toreschießen gegen Borussia ist im Moment einfach zu leicht.
Der VfL ist nicht in der Krise, aber es ist noch viel zu tun. Das hat auch das zweite Rückrundenspiel gezeigt. Zumindest stand das Team deutlich stabiler als gegen Dortmund - Mainz war aber auch ein viel schwächerer Gegner. "Strafmildernd" muss man berücksichtigen, dass in Xhaka und Dahoud das Herzstück des Spiels fehlte und damit der gesamte Spielaufbau lahmte. Nordtveit ist ein tapferer Kämpfer, aber er war nicht ansatzweise in der Lage, diese Rolle zu übernehmen. Das wiederum muss zu Sorgenfalten führen, denn für den Ausfall von Xhaka und Dahoud ist Borussia personell nicht gewappnet. Weder Stindl noch Raffael noch Johnson können die defensive Zentrale dicht machen, Marvin Schulz und Nico Elvedi fehlt wohl auch noch etwas, sonst hätte Schubert sie sicher gebracht.
Nach der Schwächephase Mitte der ersten Halbzeit lief
es insgesamt aber hinten recht gut, zumindest im Vergleich mit den
vorherigen Spielen. Martin Hinteregger machte einen recht passablen
Eindruck, mit einigen gelungenen Bällen nach vorne und robusten
Zweikämpfen hinten. Allerdings merkt man schon, dass er sich noch an das
Tempo der Bundesliga gewöhnen muss. Manchmal lässt er sich am Ball noch
zu viel Zeit, das kann zu gefährlichen Ballverlusten führen. Dass er beim Gegentor zu weit weg war, will ich ihm nicht ankreiden. Da war der größere Fehler, dass der Vorlagengeber nicht gestoppt werden konnte.
Vorne
ist immer etwas möglich, das war gegen Dortmund so und das war es am
Freitag auch. Dass es Spiele gibt, in denen die glasklarsten Chancen vergeben
werden, damit muss man leben. Das geht auch wieder andersherum. Festzuhalten ist allerdings, dass der VfL erneut (wie gegen Darmstadt und Ingolstadt) über weite Strecken von einem fußballerisch unterlegenen, aber giftigeren und lauffreudigeren Gegner erfolgreich an seinem gewohnten Spiel gehindert wurde. Auch darauf muss André Schubert eine Antwort finden, denn mittlerweile dürfte es sich in der Liga herumgesprochen haben, welches Rezept gegen Gladbachs Kombinationsfußball am besten wirkt.
Meine Warnung vom letzten Mal ist trotz der verbesserten Leistung in Mainz nach wie vor aktuell. Die beiden Niederlagen haben die Mannschaften hinter Borussia zum Glück nicht erheblich näher herankommen lassen, der Blick nach vorne ist derzeit eher nicht angebracht, aber auch da ist noch Kontakt zu Platz 4 vorhanden. Allerdings sind es auch "nur" 10 Punkte bis zum Relegationsplatz und 8 zu Platz 15. Dass Borussia ganz hinten reinrutschen könnte, wie Frankfurt in unserer "Rettungssaison"), will ich zwar nicht für möglich halten. Doch es zeigt, dass unter Umständen schon eine kleine Fortsetzung der Misserfolge in die zweite Tabellenhälfte führen kann.
Bundesliga 2015/16, 19. Spieltag: FSV Mainz - Borussia Mönchengladbach 1:0 (29.1.16)
2016-01-31
2016-01-24
Nicht ganz dicht
Borussia hat auch nach der fulminanten Aufholjagd und Platz vier zum Ende der Hinrunde die
Zielsetzung "einstelliger Tabellenplatz" nicht korrigiert. Und man tut
gut daran. Denn nimmt man die Spiele vor der Winterpause, die
Testspiele und den Hinrundenauftakt gegen Dortmund zum Maßstab, dann
muss man sich - Stand heute - eher nach hinten orientieren und sollte es sich lieber verkneifen, auf die Champions-League-Plätze schielen. Ich hatte schon während der Winterpause überlegt, meine (wenig euphorischen) Eindrücke zu den Testspielen hier zu schreiben. Ich habe mich dann aber dagegen entschieden. Schließlich ist es ja auch so, dass Testspiele mit wechselndem Personal und unterschiedlichem Trainings- und Ermüdungszustand nur begrenzt aussagekräftig sind. Das Spiel heute hat mich allerdings in meinen dortigen Beobachtungen bestärkt. Leider.
Mit inzwischen 33 Gegentoren, der "zweitschlechtesten" Abwehr der Liga, kann man theoretisch zwar in der Tabelle relativ weit oben bleiben, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Natürlich, 12 der Gegentore fielen noch in der Startphase unter Favre, 14 allerdings auch in den vergangenen fünf Bundesligaspielen (davon nur eins ausgerechnet gegen Bayern). Man muss also konstatieren: Wir stehen, was die Entstehung und Häufigkeit der Gegentore angeht, wieder am Anfang der Saison. Klar, der VfL hat eine beeindruckende Offensive, die auch heute drei oder vier Tore hätte erzielen können. Hat sie aber nicht. Und das ist das Problem. Ein Tor mehr zu schießen als der Gegner wird umso schwerer, je mehr man hinten reinlässt. Und das ist das Problem. Das Toreschießen ist gegen den VfL im Moment einfach zu leicht. Natürlich wird über weite Strecken hervorragend verteidigt, viel auch vom eigenen Tor weggehalten. Man tut Christensen, Elvedi, Korb oder Wendt auch unrecht, wenn man pauschal von schlechter Abwehrarbeit redet. Sie stehen oft auch nur am Ende der Fehlerkette. Doch wie die Tore dann fallen, darf das auf diesem Niveau eigentlich nicht passieren.
Gegen Dortmund und seine Ausnahmekönner kann man verlieren. Das wussten wir auch schon vor der Partie. Dass es so kam, hat mir trotzdem ziemlich den Abend versaut. Denn es hätte nicht sein müssen - und war zugleich fraglos verdient. Ich gebe "strafmildernd" zu Protokoll, dass Schiedsrichter Brych vor dem Konter zum 1:3 bei der Dortmunder Balleroberung ein klares Foulspiel an Dahoud übersah (wie in ein paar weiteren Szenen in der letzten halben Stunde), aber das war nicht der Grund für die Niederlage. Die liegt tiefer, in der phasenweise gestörten Balance zwischen agressivem Anlaufen und Pressen des Gegners, dem extrem offensiven Spielaufbau, der zu sehr schönen Aktionen vor dem gegnerischen Tor führt - und der Anfällligkeit für einfach ausgespielte Konter bei Ballverlusten. Die haben uns letztlich zum Jahresende die Teilnahme an zwei Wettbewerben gekostet und sie gefährden jetzt auch die gute Arbeit der Schubert-Schützlinge in der Hinrunde.
So gut sich das nach vorne anschauen lässt - auch heute waren wieder Angriffe zum Zunge schnalzen zu sehen - die entscheidenden Dinge passieren vor Yann Sommers Tor. Sicher, Borussia Dortmund hat ein starkes Spiel abgeliefert. Aber wenn man nur die drei Tore sieht und deren Entstehung, dann muss man sagen: Diese Tore spielt jede Mannschaft in der Bundesliga so heraus, wenn man sie einlädt. Die Räume sind offen, die Passwege auch und dreimal steht der Torschütze mutterseelenallein vor dem Torwart, der nicht einmal mehr die Chance bekommt, einzugreifen. Das darf einfach nicht sein.
Natürlich muss man berücksichtigen, dass da zwei 19-Jährige gegen Leute wie Aubameyang, Reus oder Mikhitarian verteidigen und ein 20-Jähriger im Mittelfeld die Hauptarbeit leistet (neben einem heute wenig überzeugenden, wesentlich erfahreneren Havard Nordtveit). Natürlich muss man hinnehmen, dass man großes Risiko eingeht, wenn man vorne extrem auf Ballgewinn aus ist. Man muss auch akzeptieren, dass der Mannschaft in Stranzl, Xhaka, Jantschke, Dominguez hinten erfahrene Stützen fehlen, an denen sich ein junger Spiele orientieren könnte. Und dass speziell heute einige Spieler nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Insofern ist es von André Schubert auch in Ordnung, wenn er nach dem Spiel das Positive betont. Intern müssen aber klare Worte fallen und die richtigen Schlüsse gezogen werden - sonst rennt der VfL weiter in sein "Verderben" - er ist nämlich im Moment eindeutig hinten "nicht ganz dicht".
Bundesliga 2015/16, 18. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 1:3 (23.1.16)
(Tor für Borussia: 1:2 Raffael)
Mit inzwischen 33 Gegentoren, der "zweitschlechtesten" Abwehr der Liga, kann man theoretisch zwar in der Tabelle relativ weit oben bleiben, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Natürlich, 12 der Gegentore fielen noch in der Startphase unter Favre, 14 allerdings auch in den vergangenen fünf Bundesligaspielen (davon nur eins ausgerechnet gegen Bayern). Man muss also konstatieren: Wir stehen, was die Entstehung und Häufigkeit der Gegentore angeht, wieder am Anfang der Saison. Klar, der VfL hat eine beeindruckende Offensive, die auch heute drei oder vier Tore hätte erzielen können. Hat sie aber nicht. Und das ist das Problem. Ein Tor mehr zu schießen als der Gegner wird umso schwerer, je mehr man hinten reinlässt. Und das ist das Problem. Das Toreschießen ist gegen den VfL im Moment einfach zu leicht. Natürlich wird über weite Strecken hervorragend verteidigt, viel auch vom eigenen Tor weggehalten. Man tut Christensen, Elvedi, Korb oder Wendt auch unrecht, wenn man pauschal von schlechter Abwehrarbeit redet. Sie stehen oft auch nur am Ende der Fehlerkette. Doch wie die Tore dann fallen, darf das auf diesem Niveau eigentlich nicht passieren.
Gegen Dortmund und seine Ausnahmekönner kann man verlieren. Das wussten wir auch schon vor der Partie. Dass es so kam, hat mir trotzdem ziemlich den Abend versaut. Denn es hätte nicht sein müssen - und war zugleich fraglos verdient. Ich gebe "strafmildernd" zu Protokoll, dass Schiedsrichter Brych vor dem Konter zum 1:3 bei der Dortmunder Balleroberung ein klares Foulspiel an Dahoud übersah (wie in ein paar weiteren Szenen in der letzten halben Stunde), aber das war nicht der Grund für die Niederlage. Die liegt tiefer, in der phasenweise gestörten Balance zwischen agressivem Anlaufen und Pressen des Gegners, dem extrem offensiven Spielaufbau, der zu sehr schönen Aktionen vor dem gegnerischen Tor führt - und der Anfällligkeit für einfach ausgespielte Konter bei Ballverlusten. Die haben uns letztlich zum Jahresende die Teilnahme an zwei Wettbewerben gekostet und sie gefährden jetzt auch die gute Arbeit der Schubert-Schützlinge in der Hinrunde.
So gut sich das nach vorne anschauen lässt - auch heute waren wieder Angriffe zum Zunge schnalzen zu sehen - die entscheidenden Dinge passieren vor Yann Sommers Tor. Sicher, Borussia Dortmund hat ein starkes Spiel abgeliefert. Aber wenn man nur die drei Tore sieht und deren Entstehung, dann muss man sagen: Diese Tore spielt jede Mannschaft in der Bundesliga so heraus, wenn man sie einlädt. Die Räume sind offen, die Passwege auch und dreimal steht der Torschütze mutterseelenallein vor dem Torwart, der nicht einmal mehr die Chance bekommt, einzugreifen. Das darf einfach nicht sein.
Natürlich muss man berücksichtigen, dass da zwei 19-Jährige gegen Leute wie Aubameyang, Reus oder Mikhitarian verteidigen und ein 20-Jähriger im Mittelfeld die Hauptarbeit leistet (neben einem heute wenig überzeugenden, wesentlich erfahreneren Havard Nordtveit). Natürlich muss man hinnehmen, dass man großes Risiko eingeht, wenn man vorne extrem auf Ballgewinn aus ist. Man muss auch akzeptieren, dass der Mannschaft in Stranzl, Xhaka, Jantschke, Dominguez hinten erfahrene Stützen fehlen, an denen sich ein junger Spiele orientieren könnte. Und dass speziell heute einige Spieler nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Insofern ist es von André Schubert auch in Ordnung, wenn er nach dem Spiel das Positive betont. Intern müssen aber klare Worte fallen und die richtigen Schlüsse gezogen werden - sonst rennt der VfL weiter in sein "Verderben" - er ist nämlich im Moment eindeutig hinten "nicht ganz dicht".
Bundesliga 2015/16, 18. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 1:3 (23.1.16)
(Tor für Borussia: 1:2 Raffael)
2016-01-08
Frühzeitige Kaderoptimierung
Da sind sie ja dann
doch, die Winterneuzugänge bei Borussia. In Jonas Hofmann von
Borussia Dortmund ist der erste schon zur Vorbereitung auf die
Rückrunde zur Mannschaft gestoßen. Der dänische Probespieler
Kristian Pedersen könnte sich ebenso aufdrängen, wäre aber wohl
noch nicht für den sofortigen Einsatz gedacht. Zumal nun mit dem
schon lange in der Gerüchteküche gehandelten Martin Hinteregger die
erhoffte Verstärkung für die Abwehr offenbar jetzt eingetütet ist, wenn man den einschlägigen Quellen glauben darf.
Flügelspieler Jonas
Hofmann ist jung, talentiert und hat seine Bundesligatauglichkeit
schon nachgewiesen. Er passt also gut in das Profil des Vereins und
sorgt für etwas mehr Konkurrenz auf den personell ausgedünnten
Flügelpositionen. Mein Eindruck ist aber, dass er nicht in erster
Linie deswegen jetzt schon verpflichtet wurde, sondern weil sich auch
andere Vereine um Hofmann bemüht haben. Das Gleiche gilt wohl für
den Österreicher Hinteregger.
Bei Borussia muss
man ja – wie immer - davon ausgehen, dass zum Sommer erneut Spieler
den Verein (gewinnbringend) verlassen werden. Einer der Kandidaten in
der Offensive wäre Patrick Herrmann, so er denn in der Rückrunde
fit wird und sich wieder in der Form des vergangenen Jahres
präsentieren sollte. Auch die Leistungen von Granit Xhaka, Mo Dahoud
und Fabian Johnson haben andere Vereine aufmerksam gemacht. Und da im
Fußballmarkt derzeit so gigantische Geldsummen im Umlauf sind,
sollte man nichts ganz ausschließen. Nicht mal das neueste Gerücht,
dass Hertha im Sommer um André Hahn buhlen will.
Deshalb ist es umso
wichtiger, rechtzeitig Ersatz zu präsentieren. Daran, dass man doch
recht viel Geld für Hofmann und Hinteregger in die Hand nimmt, falls
man letzteren nach der Leihe im Sommer kauft, sieht man, dass man
beiden diesen Schritt bei Borussia zutraut.
War es das mit den
Verstärkungen? Ich denke schon. Wäre Borussia noch in den
Pokalwettbewerben, gäbe es vielleicht Bedarf, um nach dem
Verletzungspech in diesem Jahr auf Nummer sicher zu gehen. Aber für
die 17 Rückrundenspiele müsste der Kader auch so reichen. Spieler
wie Stranzl und Dominguez kommen hoffentlich bald zurück und werden
für ausreichend Defensiv-Alternativen sorgen. Und Roooooel ist ja
auch noch da, wenngleich ihm Schuberts Abwehrsystem, das schnelle
Verteidiger fordert, nicht gerade in die Karten spielt.
Und was ist mit
Abgängen? Im Winter sicher nichts mehr. Und im Sommer werden wir
sehen, wie sich die Einsatzzeiten (vor allem abseits der von mir
zuletzt gekürten „Elf der Hinrunde“) auf die Wechselwilligkeit
auswirken.
Havard Nordtveits
angeblicher Flirt mit der gelben Borussia sorgte vor einigen Tagen
für einige Schlagzeilen. Ich glaube allerdings nicht, dass der
Norweger uns verlassen wird. Er pokert aus meiner Sicht um einen
neuen, besseren Vertrag. Unter Favre hatte er als Ergänzungsspieler
eher mittelmäßige Karten, nach den zuletzt gezeigten Leistungen ist
es auch legitim, dass er die Gunst der Stunde nutzen will. Ich glaube
auch, dass der BVB grundsätzlich Interesse am „Nordfighter“ hat.
Aber auf mehr Spielzeit würde er auch dort nicht kommen. Ein Wechsel
würde aus meiner Sicht daher nur dann Sinn ergeben, wenn ein
reizvoller englischer Verein käme (schließlich versuchte er sich
einst dort durchzusetzen) oder ein Verein, der ihm einen Stammplatz
garantieren kann. Das wird nicht Borussia Dortmund sein.
Einschränkung: Dass der Wechsel zu Schalke abgesehen von monetären
Unterschieden keine Alternative ist, habe ich bei Roman Neustädter
damals auch gedacht. Letztlich hängt es ja auch immer davon ab, wie
weit sich ein Spieler auch darauf einlassen will. Dass es derzeit
wohl gerade Gespräche über eine Vertragsverlängerung Nordveits in
Gladbach gibt, stützt aus meiner Sicht aber die Hoffnung, dass er
bleibt.
Verlust droht im
Sommer vor allem auf der Mittelstürmerposition. Da auf den
Außenpositionen, wenn alle gesund sind, ein Überangebot an Spielern
herrscht und auch noch der Österreicher Florian Kainz für den
Sommer als möglicher Zugang gilt, wird es für die zentralen Stürmer
nicht leichter, sich auf einer anderen als der zentralen Position
anzubieten. Das Spiel des VfL ist auf viel Bewegung der nominellen
Stürmer ausgelegt, das wird sich auch nicht grundlegend ändern.
Raffael, Stindl und auch Hazard (bei ausreichend Spielzeit)
verkörpern diesen Spielertyp perfekt, Branimir Hrgota mit
Abstrichen auch. Sein Vertrag läuft aber aus und es wird ihm in der
Rückrunde voraussichtlich nicht so viel Einsatzzeit gegeben, dass er
seinen Vertrag bei Borussia verlängert.
Josip Drmic ist noch im
Lernmodus, macht aber gute Fortschritte. Doch ob er an Raffael und
Stindl vorbeikommt, steht in den Sternen. Marlon Ritter spielt
derzeit keine Rolle im Kader. Man darf sehr gespannt sein, wie André
Schubert und Max Eberl auf diesen Positionen planen und ob sie Drmic
und Hrgota in der Rückrunde angemessen einbinden können. Im Moment
sehe ich in der Bundesliga keinen erschwinglichen Spieler, der viel
besser (und für das System besser geeignet) ist als die beiden schon
vorhandenen.
In der Abwehr stehen
mit Stranzl, Brouwers, Dominguez, Jantschke, eventuell auch Nordtveit
sowie den jungen Christensen, Elvedi, Hinteregger (und Marvin Schulz)
bis zu neun Spieler für die Innenverteidigung zur Verfügung. Klar,
fast jeder kann auch noch andere Positionen bekleiden, aber für eine
gesunde Mischung ist das eigentlich zu viel. Ohne die
Verletzungsmisere wären gerade die jungen Spieler in der Hinrunde
vermutlich auch weitgehend außen vor gewesen. Doch wie geht es
weiter?
Mit einem langfristigen Verbleib von Christensen sollte
man angesichts seiner guten Entwicklung nicht rechnen. Fragezeichen
stehen hinter der Genesung von Alvaro Dominguez und der Formkurve von
Martin Stranzl, der ja jetzt fast ein Jahr außer Gefecht war. Ob er
unter diesen Umständen seine Karriere im Sommer fortsetzt? Ich
vermag es nicht zu sagen.
Abschied nehmen müssen wir daher nach
jetzigem Stand am ehesten von Roel Brouwers, wobei ich ihn nie
abschreiben würde. Er wurde schon öfter auf dem Abstellgleis
gesehen und war dann stets mit guten Leistungen zur Stelle, wenn er
gebraucht wurde. Sollten die beiden alten Haudegen von Bord gehen,
wäre Borussias Abwehr sehr jung. Diese Rückrunde sollte zeigen, ob das
ein (zu) großes Risiko wäre oder ob Elvedi, Christensen und
Hinteregger das zusammen mit den erfahrenen Nebenmännern (und den
erfahrenen Jantschke und Dominguez) in den Griff bekommen.
2016-01-04
Sieben Neue in der Hinrunden-Elf
Selten war eine
Winterpause wohl so willkommen wie in dieser Saison. Durchschnaufen,
neu ausrichten, den eingeschlagenen Weg beibehalten, das ist das, was
im kommenden halben Jahr zählt. Denn die unerwartete Entwicklung im
Spätsommer hat wieder einmal bewiesen, dass die guten Leistungen der
Vorjahre keine Garantie auf Fortsetzung beinhalten. Weil Borussia
inzwischen auf allen Positionen (ausdrücklich nicht nur im
Profikader, sondern in allen Schlüsselpositionen des Vereins
hervorragend besetzt ist, gelang die Reparatur des Saisonstarts trotz
des Verlustes des Erfolgstrainers und einer Horrorserie bei den
Verletzungen von Spielern.
Letzteres macht es
auch schwer, eine Rangliste der aller Borussen für die Hinrunde
aufzustellen, wie ich es im vergangenen Jahr gemacht habe. Ich werde
es deshalb diesmal etwas anders anlegen.
Als erstes fällt
auf, dass – bedingt vor allem durch Verletzungen – viele der
Topspieler der Hinrunde 14/15 in dieser Saison keine tragende Rolle
spielten. Aus meiner Top 5 vom Januar 2015 sind weder Martin Stranzl
noch Tony Jantschke in dieser Hinrunde eine Option gewesen,
naturgemäß auch nicht der abgewanderte Max Kruse (gleiches gilt für
Christoph Kramer, der in meiner Vorrunden-Elf auftauchte.) Bleiben
als Konstante Yann Sommer und Granit Xhaka, die ihre Führungsrolle
in der Mannschaft auch bestätigt haben – bei aller berechtigten
Kritik an Xhakas Abo auf Platzverweise. Wie wichtig die beiden
Schweizer für den VfL sind, muss man keinem mehr erklären. Aber
auch wenn man meine Elf der Hinrunde von vor einem Jahr betrachtet,
bleiben nicht wirklich viele Spieler für die Hinrunden-Elf 15/16
übrig. Es sind die vier fett markierten Spieler:
Sommer
Korb
Stranzl Jantschke
Dominguez
Kramer
Xhaka
Traoré
Herrmann
Kruse
Hazard
Patrick Herrmann und
Alvaro Dominguez kosteten die Verletzungen ihre Chance auf die
Hinrunden-Elf-Nominierung. Bis dahin waren sie mit teils sehr guten Leistungen
auf klarem Kurs „Stammspieler“. Bei Thorgan Hazard hat sich der
Aufwärtstrend des vergangenen Jahres in der Hinrunde nicht
bestätigt, wobei dies zu einem großen Teil auch dem sportlichen
Verlauf beim VfL geschuldet war. Als Borussia ins Rollen kam, war er
nicht in der Stammelf, danach war es schwer, dort wieder
reinzukommen. In der Schlussphase der Saison zeigte er mit mehr
Spielzeit auch wieder, warum ihn Borussia im vergangenen Jahr fest
verpflichtet hat. Mal sehen, wie es für ihn in der Rückrunde läuft.
So, und wer schafft
es nun in meine Hinrunden-Elf? Die Wahl für die freiwerdenden Plätze
von Kramer und Kruse fällt nicht schwer. Lars Stindl trat mit etwas
Anlaufschwierigkeiten mit großem läuferischen Einsatz und Torgefahr
gekonnt in Kruses Fußstapfen, und Mo Dahoud hat sich neben Granit
Xhaka mit hervorragenden Leistungen festgespielt. Der junge
Mittelfeldspieler ist einer von nur drei Borussen, die alle 17
Bundesligaspiele absolviert haben. Dass er auch der Auswechselkönig
ist (12mal) liegt weniger an seinen Leistungen als an
Spielsituationen, wo zum Beispiel taktische Wechsel vonnöten waren
und natürlich daran, dass man einen so jungen Spieler nicht
verheizen will. Der 20-Jährige hat jedenfalls seine Chance genutzt
und ist auch nicht vom zuletzt so stark aufspielenden Havard
Nordtveit von dieser Position zu verdrängen.
Auf den offensiven
Außenbahnen gibt es auch keinen größeren Diskussionsbedarf. Da in
Patrick Hermann, André Hahn und Neuzugang Nico Schulz gleich drei
Alternativen langfristig fehlten und Hazard wie geschildert nicht wie
erhofft zum Zuge kam, sind diese Positionen mit Ibrahima Traoré und
Fabian Johnson besetzt. Traoré, der durch den Afrika-Cup zum
Jahresbeginn ein sehr intensives Jahr hinter sich hat, profitierte
davon, dass er dank fehlender Konkurenz diesmal nicht einer Rotation
unterworfen war. Er braucht das Vertrauen, sich über mehr als ein
Spiel zeigen zu können. Und das durfte er bis zu seiner Verletzung
letztlich auch sehr erfolgreich tun.
Dass 2015 das Jahr
von Fabian Johnson war, kann man getrost behaupten. In meiner
Rangliste vor 12 Monaten tauchte er nur unter ferner liefen auf, doch
in der Rückrunde drehte er auf und avancierte zum zeitweise vielleicht sogar
wichtigsten Spieler auf dem Platz. In seinem oft unauffälligen Spiel
werden die enormen Wege, die er ohne Ball geht, aber auch die vielen
Balleroberungen in der Defensive manchmal unterschätzt. Fakt ist: Ohne ihn war
Borussia deutlich anfälliger, und ohne ihn kann auch ein Oscar Wendt
nicht das Spiel spielen, was ihn nach vorne in dieser Hinrunde so
ausgezeichnet hat.
Damit wäre ich auch
beim Schweden, der auf der linken Seite wichtiger Teil der
„Wiederauferstehung“ unter Schubert war. Woran das liegt? Auch
„Oscar, Oscar Wendt“ spielt nur dann gut, wenn er über längere
Zeit durchspielen darf. Die Rotation in der Vorsaison war Gift für
ihn, in der zweiten Saisonhälfte, wo er sich links festgespielt hatte, lief es für ihn besser. Über seine Leistungen in der Vorrunde 2015/16 muss man nicht
mehr viel sagen, die waren ganz überwiegend hervorragend, vor allem
im Spiel nach vorne. Gemeinsam mit Johnson hielt er aber auch die
linke Abwehrseite weitgehend dicht, erst im Endspurt der Saison ging
auch ihm die Puste aus. Kein Wunder: Der Schwede ist der Feldspieler
mit den meisten Einsatzminuten im Team. Er stand in allen 26 Spielen
(17 Buli/3 DFB-Pokal/6 CL) auf dem Platz und wurde nur im letzten
Champions-League-Spiel in Manchester sechs Minuten vor Schluss
ausgewechselt. Damit liegt er mit Lars Stindl und Yann Sommer
(verpassten je ein Spiel) in dieser Statistik vorne und
logischerweise steht er auch in meiner Hinrunden-Elf.
Bleiben noch die
beiden Sturmpositionen und die Innenverteidiger.
Vorne stehen in Lars
Stindl (5Tore, 5 Vorlagen in der Bundesliga und Raffael (6/10) fast
logischerweise die beiden torgefährlichsten Borussen, die im Laufe
der Saison auch immer besser miteinander harmonierten. Auffällig ist, wie Raffael
nach Favres Abgang aufgeblüht ist. Im vergangenen Januar hatte ich
ihm Hazard noch knapp vorgezogen, in der Form dieser Hinrunde führt
am Brasilianer allerdings kein Weg vorbei – zumal er nun auch
merklich Fühlung zu den Fans aufgenommen hat.
Dauerläufer Lars
Stindl hat es mit seinen Auftritten geschafft, dass der Name Max
Kruse rund um den Borussia Park kaum noch zu hören ist. Er traf in
allen drei Wettbewerben zuverlässig, ist damit auch bester
Torschütze im Team. Zu den fünf Bundesligatoren kommen drei in der
Champions League und vier im Pokal. Falls also jemand im Sommer
Zweifel gehabt haben sollte, ob Stindl der richtige für Borussia
wäre, kann sich heute freuen, dass er nicht Recht behalten hat.
Welche Auswirkungen dies auf andere Borussen hat, beleuchte ich in
einem weiteren Teil der Halbzeitbilanz.
Nun zur
Innenverteidigung, die man sich vor der Saison sicher ganz anders
vorgestellt hatte. Dort hat angesichts der Verletzungsprobleme
(Stranzl, Dominguez und Jantschke) Andreas Christensen
gezwungenermaßen schneller Fuß fassen müssen als gedacht, doch mit
einigen kleinen Ausnahmen hat er sehr routiniert und abgeklärt
erledigt. Gegen Dortmund zum Auftakt noch (wie die ganze Mannschaft)
schwindelig gespielt, zeigte er unter Schubert, warum man auch bei Chelsea
mit ihm plant. Klare Aktionen im Zweikampf, kaum Fouls, blendende
Spieleröffnung. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass
der Däne seinen Platz in der Innenverteidigung in der Rückrunde
nicht mehr hergeben wird.
Noch nicht ganz so reif, aber mit
bemerkenswerten Auftritten, zeigte sich Nico Elvedi. Doch mein
zweiter Innenverteidiger in der Hinrunden-Elf heißt aus ganz
praktischen Erwägungen Havard Nordtveit. Auch wenn ich den Norweger
auf der Position des Innenverteidigers nicht am stärksten sehe:
Angesichts der Tatsache, dass Christensens Nebenmänner häufig
wechselten und somit keiner auf eine ausreichende Zahl von Spielen
kam, bekommt „Howie“ hier den Stammplatz, den ihm Dahoud auf der
„Sechs“ abgenommen hat. Das erscheint mir auch seiner Rolle in der
ersten Halbserie angemessen. Dass er dort bleibt, sollten Stranzl
und/oder Alvaro Dominguez wieder eingreifen können, muss sich dann aber erstmal
zeigen.
Meine Elf der
Hinrunde sieht demnach so aus:
Sommer
Korb
Nordtveit
Christensen Wendt
Dahoud
Xhaka
Traoré
Johnson
Stindl
Raffael
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