Bin ich froh, dass dieses Spiel vorbei ist! Gut, jetzt nicht so, wie es dann vorzeitig sein Ende fand. Aber dass ich schon nach fünf Minuten zum ersten Mal das Spielende herbeigesehnt habe, hat schon viel mit der Atmosphäre zu tun, die später in dem irren Becherwurf eines Bochumer Fans auf den Schiedsrichter-Assistenten gipfelte.
Ich kann verstehen, dass das Stadion in Bochum ein tolles Erlebnis für Fußballfans ist. Und die Stimmung war bestimmt klasse, auf beiden Seiten.
Aber: Auch wenn ich nicht im Stadion war, fand ich, dass dort heute eine sehr toxische Mischung zusammenkam. Eine aufgepeitschte Gastgeber-Mannschaft, die eigentlich in jedem Zweikampf über die Grenzen des Erlaubten ging, ein Schiedsrichter, der sehr viel Mühe hatte, das Spiel im Griff zu behalten und dem das vor allem zum Ende der ersten Halbzeit kaum gelang.
Und ein Spielverlauf, der die Bochumer Fans natürlich frustete, nachdem sie bis zum Rückstand eigentlich die deutlich klareren Chancen gehabt hatten. Das darf natürlich aber trotzdem nie eine Rechtfertigung sein, gegen irgendjemanden handgreiflich zu werden oder gar Gegenstände nach ihm zu werfen. Für so etwas gibt es keine Rechtfertigung oder Entschuldigung.
Bei mir sorgte das Ganze allerdings vor allem in der ersten Halbzeit dafür, dass ich mich mit dieser Partie, mit den immer heftigeren Zweikämpfen, oft knapp vor der Tätlichkeit, selbst auf meiner heimischen Couch unwohl fühlte - weil ich auch nicht den Eindruck hatte, dass Schiedsrichter Benjamin Cortus die Lage wirklich im Griff hatte (mehr werde ich zu seiner Leistung heute nicht schreiben, auch wenn sie mich keineswegs überzeugt hat).
Ich
kann und will gar nicht bewerten, wie sich die Fanszene oder einzelne
Stadionbesucher aus Bochum grundsätzlich verhalten. Fakt ist offenbar, dass nicht zum
ersten Mal Dinge passieren, die mindestens grenzwertig sind. Das
süffisante Video von Max Kruse nach dem Union-Sieg dort ist nur ein
Indiz dafür. Das im Nachhinein katastrophale Video des Vereins selbst, nach dem Motto "Trinkt das Bier, werft nicht damit", ist ein weiteres. Aber das ist auch nicht mein Bier (sorry für den schlechten Wortwitz).
Wahr ist aber auch: Idioten gibt es auf den Tribünen jedes Vereins, auch im Borussia Park würde ich so eine Aktion nie ganz ausschließen. Es sind immer nur einzelne, die für solchen Schwachsinn verantwortlich sind. Die Konsequenzen werden natürlich dann wieder ganz viele ausbaden müssen, die damit überhaupt nichts zu tun gehabt haben.
Der an sich durchaus sympathische Verein VfL Bochum wird - abgesehen von möglichen weiteren Strafen - damit leben müssen, dass sein Ruf durch die heutige Aktion fürs erste ramponiert ist. Immerhin ließen die ersten Reaktionen der Verantwortlichen keine Klarheit in der Formulierung vermissen. Gut so!
Der getroffene Assistent Christian Gittelmann, dem ich natürlich alles Gute wünsche, muss außer dem körperlichen Schmerz möglicherweise auch erst wieder Vertrauen fassen, bevor er weitermachen kann. Sich nach so etwas wieder unbefangen mit dem Rücken zu den Fans zu stellen, stelle ich mir nicht ganz einfach vor. Und auch das ist einfach scheiße. Wir vergessen manchmal (auch bei mitunter harter verbaler Kritik, da nehme ich mich nicht ganz aus), dass da eigentlich auch Menschen am Werk sind, die den Fußball genauso so lieben wie wir. Die das nicht in erster Linie machen, um Geld zu verdienen, sondern weil sie den Sport lieben.
So, Themenwechsel. Aus meiner Sicht war der Spielstand bis zu jener 69. Minute durchaus verdient, moralisch sogar mehr als das. Denn Plea und Co. zeigten heute etwas, was ihnen in der Saison lange abging: Dass sie sich auch gegen enorm physisches Spiel des Gegners erfolgreich wehren können.
Und mit dem kämpferisch überzeugenden und zudem im Spiel nach vorne ordentlich kreativen Mittelfeld mit Luca Netz, Florian Neuhaus und Manu Koné plus der Sturmreihe Thruam, Embolo und Plea war auch spielerisch eine klare Weiterentwicklung sichtbar - wenn auch erst, als sich die Mannschaft um Matze Ginter aus dem Würgegriff der klammernden, beißenden und kratzenden Bochumer befreit hatten.
Es wäre fahrlässig, über dem (vermutlichen) 2:0-Sieg weite Teile der ersten Halbzeit zu vergessen, in der sich die Mannschaft von Interims-Chef Christian Peintinger mehr schlecht als recht gegen die Wucht der Bochumer zu wehren wusste. Als sie die lang geschlagenen oder über wenige Stationen flach nach vorne getragenen Angriffe zwar meist stoppen, aber fast immer wieder in die Beine des Gegners klärten, der folglich fast alle zweiten Bälle für sich gewann und so die Gladbacher Hintermannschaft ausgiebig auf ihre Haltbarkeit testete.
Vieles wurde - gemeinsam! - sehr vehement und gut verteidigt, es gab aber auch einige brenzlige Situationen, in denen Yann Sommer, Jordan Beyer oder der liebe Gott helfen mussten, um einen Rückstand zu verhindern. Spielkontrolle konnte man dem Gäste-VfL jedenfalls in den ersten 50 Minuten nicht wirklich attestieren. Was das Spiel, nebenbei gesagt, zu einer ziemlichen Bolzerei mit ständigen Ballbesitzwechseln, heftigem Geklammere und vielen Fouls machte, was nun wirklich das Gegenteil von ansehnlich war.
Das wurde nach der Halbzeitpause besser, das Spiel ging hin und her, aber nicht mehr ganz so fahrig und auf Crashkurs in jedem Zweikampf. Dennoch war es so wichtig, als Lasso Plea endlich eine Lücke fand. Das Führungetor kam nicht völlig aus dem heiteren Himmel. Es war auch nicht durch spielerische Überlegenheit erzwungen. Aber es war auch kein Zufallsprodukt.
Denn seit Luca Netz wieder einmal eine Chance bekommen hat, hat er sich nicht nur auf der linken Abwehrseite ganz robust und gut verkauft. Er hat auch zum wiederholten Mal ein Tor vorbereitet. Die Ecke auf den im Rückraum lauernden Plea sah einstudiert aus, und zum Glück fand der Ball seinen Weg durch die Abwehrbeine ins Tor. Die Standards der jungen Ex-Berliners stellen derzeit jedenfalls einen echten Mehrwert in der Mannschaft dar. Das freut mich sehr.
Das zweite Tor nur sechs Minuten später war wiederum sehr fein herausgespielt und mehr als die halbe Miete zum ersten Erfolg in Bochum seit Urzeiten. Und endlich konnte sich da auch Breel Embolo mal wieder in die Torschützenliste eintragen, mit einem überlegten wie sehenswerten Schuss ins Eck, den ihm Stevie Lainer vorgelegt hatte.
Auch danach hatte man das Gefühl, dass Borussia bemüht war, den Druck auf den Gegner hochzuhalten, um sich nicht wieder wie gegen Stuttgart einschnüren zu lassen. Die Konterversuche, auch wenn sie bis zum Spielabbruch nicht zu weiteren Chancen führten, gefielen mir dabei schon erheblich besser als über weite Strecken der Saison. Und jeder einzelne scheint erkannt zu haben, dass man demütig bleiben und weiter hart arbeiten muss, um die Saison zu einem versöhnlichen Ende zu bringen. Es bleibt auch in der Länderspielpause noch genug zu tun.
Dennoch: Das alles lässt uns, nicht nur wegen der zu erwartenden drei Punkte, die das Sportgericht noch offiziell zuerkennen muss, nun deutlich positiver in den Endspurt der Liga schauen. Die Formkurve zeigt klar nach oben, aus den letzten sieben Spielen sollten vier Punkte zum sicheren Klassenerhalt reichen. Und wenn die Mannschaft das stabilisiert, was sie gegen Hertha und Bochum bewiesen hat, nämlich dass sie als Team auftritt und auch bereit ist, dahin zu gehen, wo es wehtut, dann könnte man sogar noch ein bisschen auf die Einstelligkeit in der Tabelle schielen. Etwas, was auch Ex-Manager Max Eberl am Ende der Saison sicherlich noch mal eine Spur besser schlafen lassen würde.
Das werde ich wohl heute auch gut können. Denn ich habe beschlossen, mir von dem unschönen abrupten Spielende nicht den Gladbacher Erfolg schmälern zu lassen. In dem Moment, als der Becher flog, war ich zumindest schon recht entspannt, dass heute nichts mehr anbrennen würde. Ich hoffte nur, dass sich niemand mehr verletzen würde und das Spiel am Ende nicht noch einmal so eskalieren würde wie in der ersten Halbzeit. Aber das hatte sich dann ja erledigt, wenn auch auf keine schöne Art. Bald schon wird man sich an das Spiel nur noch erinnern, weil es abgebrochen wurde. Was vorher passiert ist, wird verblassen. Sicher nicht zu unrecht. Denn ein großer Wurf war die Partie heute unter dem Strich ganz sicher nicht.
Bundesliga, 27. Spieltag: VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach beim Stand von 0:2 abgebrochen. Tore für Borussia: 0:1 Plea, 0:2 Embolo.
Unabhängig von der offiziellen Spielwertung berechne ich den Spendenstand natürlich nach den gespielten Minuten:
Zwei Tore und das zweite Zu-Null
innerhalb einer Woche bringen drei Euro ein. Neuer Stand: 110 Euro.
Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.