Auch nach 5 Spieltagen sieglos, auch das dritte Heimspiel hintereinander verloren - es könnte Weltuntergangsstimmung herrschen am Borussia Park. Dass das nicht der Fall ist, ist einerseits dem Realitätssinn im und um den Verein herum geschuldet. Und andererseits dem Vertrauensvorschuss, den die Mannschaft von Gerardo Seoane für den Neustart von den Fans bekommen hat und auch in der dritten Halbzeit nach dem bitteren Offenbarungseid aus der ersten Darmstadt-Halbzeit sehr anständig verteidigt hat!
Es ist klar: Borussia kann im Moment weder defensiv noch offensiv über ein ganzes Spiel voll mithalten. Es fehlt ihr an personellen Alternativen, um einige müde gelaufene Spieler gleichwertig oder vielleicht besser zu ersetzen. Nicht jeder Spieler ist bereits auf dem notwendigen körperlichen Level. Wenn wie in diesem Spiel jemand wie Cvancara ausfällt, fehlt der Backup, der zum Beispiel Jordans Rolle 1:1 übernehmen kann. Für ihre Verhältnisse macht die Mannschaft das dennoch inzwischen über größere Phasen sehr gut. Es wird gefightet, es wird viel versucht, die Spieler zeigen, dass sie wissen, worum es geht. Dass nicht alles klappt, geschenkt. Aber der Aufwärtstrend ist sichtbar, nur an den Ergebnissen bisher nicht ablesbar.
Das Problem, dass man entweder hinten sehr anfällig und vorne durchschlagskräftig ist oder komplett umgekehrt, das ist in den ersten Spielen ebenfalls nicht zu übersehen gewesen. Die richtige Balance wird sich einstellen, so sieht es jedenfalls nach dem doch sehr konzentrierten Auftritt gegen den Brausekonzern aus, der außer dem Siegtor überhaupt nur eine halbwegs gefährliche Torchance herausarbeiten konnte. Aber die Frage ist, wann die Fortschritte für Zählbares ausreichend sind.
Dass Leipzig heute gewann, war zwar trotz großem Ballbesitzanteil nicht wirklich verdient und wieder einmal einem maximal unglücklich verteidigten Glückstor von Timo Werner zu verdanken, der den Ball gar nicht bekommen hätte, wenn ihm Itakura diesen nicht unfreiwillig genau in den Lauf gegrätscht hätte. Dann auch noch mit Pfosten-Unterstützung, eigentlich die Höchststrafe, so zu verlieren.
Andererseits hatte der VfL über die gesamte Spielzeit neben ein paar vielversprechenden, aber doch versandeten Angriffsversuchen ebenfalls nur sehr wenig Gefahr (ausschließlich) durch Standardsituationen zu bieten. Das ist dann im Zweifel dann auch zu wenig, um einen möglichen Sieg als verdient zu reklamieren. Immerhin gelang es über weite Strecken der Partie, selbst in längere Ballbesitzphasen zu kommen und den Gegner weit genug weg vom eigenen Tor zu halten. Das ist eine wichtige und mutmachende Erkenntnis.
Wo stehen wir? Drei absolute Topteams und zwei aus dem unteren Kämpferlager als Gegner, da kommen nur zwei Punkte nicht ganz überraschend. Es sind aber eigentlich zu wenige. Egal, wie man es einschätzt: Es bedeutet auf jeden Fall, dass der Druck jetzt enorm steigt. Mainz und Bochum sind ebenfalls schon unten drin, das wird also eher Keilerei. Danach kommt das Derby, das dieses Jahr auch in Richtung Kellerduell tendiert. Und dann Heidenheim. Es wird also nur auf dem Papier leichter.
Saison 2023/24, Bundesliga, 5. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Dosenpfand Leipzig 0:1.