2015-02-27

Selbst schuld, Fußballgott!

Selbst schuld, lieber Fußballgott! Du hast es nicht anders gewollt, also erfreue dich in der nächsten Runde weiter am FC Sevilla - einer Mannschaft, die du dafür belohnst, dass sie das Fußballspielen weitgehend verweigert und den Fairness-Gedanken mit Füßen tritt.
Wer vier von fünf gelben Karten für Zeitspiel kassiert und drei davon auch noch in der ersten Halbzeit, kann sich die Achtung von Fußballfans auch nicht mehr durch eine höchst effiziente Spielweise und blitzsauber herausgespielte Kontertore zurückholen.
Es war einfach ein unsportlicher und peinlicher Auftritt der spanischen Gäste. Ich jedenfalls akzeptiere lieber, dass mein Team nach einer solch starken Leistung anständig ausscheidet, als dass ich mich wie der Gegner für die Art und Weise des Weiterkommens schämen müsste.

Soweit mein emotionaler Kommentar zum letzten Europapokalspiel der Borussia in dieser Saison.

Sieht man es nüchtern, hat Martin Stranzl natürlich recht mit seinem Satz (Zitat aus der WAZ): „Wenn man in zwei Spielen als Verlierer vom Platz geht, kann man nicht von unverdientem Ausscheiden sprechen.“ Fakt ist, dass Borussia in beiden Spielen die bessere, aber nicht die erfolgreichere Mannschaft war. Wieviel Aufwand man treibt, um zum Erfolg zu kommen, ist im Fußball eben nicht immer entscheidend. Was zählt, ist der Ertrag in Toren. Und da kann sich Sevilla dazu gratulieren, dass sie mehr Tore geschossen haben als der VfL - der in beiden Spielen ausreichend Gelegenheiten hatte, diese Bilanz umzudrehen.

Welchen Anteil an der Gegentor-Ausbeute man der Klasse der spanischen Spieler zubilligen will und welchen den Fehlern bei Ballverlusten und in der Verteidigung der Sevilla-Konter, ist Geschmackssache. Trainer wie Spieler bei Borussia werden daran zu arbeiten wissen.
Allerdings ist auch klar, dass das Risiko auf Fehlpässe und solche Konter immer steigt, wenn man das Passspiel rund um den Strafraum (wie beim Handball) so beschleunigt wie Favres Elf dies gestern tat. In den Wochen zuvor spielte die Mannschaft deutlich risikobewusster, das heißt der Ball zirkulierte bedächtiger in den eigenen Reihen. Mit der Folge, dass aus dem fußballerisch sehr anspruchvollen Mittel, eine Lücke in den Abwehrreihen zu erzwingen, ein eher langweiliges Hin- und Hergeschiebe ohne große Torchancen wurde.

Gestern setzte der VfL dieses Offensivkonzept aber fast perfekt um. Die schnelle Verlagerung des Balles von einem Flügel auf den anderen und überraschende Pässe in die Mitte riss Lücken in den Defensivverbund der Gäste und führte zu einer Reihe von großen Chancen und zeitweise zu Konfusion in der Abwehr des Titelverteidigers. Kritisieren kann man da höchstens, dass oft auch aus guten Positionen am und im Strafraum nicht sofort und platziert geschossen wird (um gegebenfalls auch einen Abpraller verwerten zu können). Es wird oft noch ein weiterer Pass versucht, um noch eine bessere Position herauszuspielen. Und irgendwann ist dann ein Abwehrbein dazwischen. 

Trotz allem war das Achtelfinale bis zur 70. Minute des Rückspiels zum Greifen nah. Dann wurde Borussias Weiterkommen in Form von Granit Xhaka vom Platz geschickt. Ich erspare mir die Diskussion, ob die Verwarnungen gerechtfertigt war, auch weil ich die Szenen bisher nur im Stadion und nicht im Fernsehen gesehen habe (seltsam nur - und das habe ich genau gesehen -, dass die zweite Gelbe angeblich für ein Foulspiel gegeben wurde, obwohl das Spiel anschließend mit Einwurf fortgesetzt wurde).
Ohne die Leistungen der anderen Spieler schmälern zu wollen: Der Effekt des Platzverweises war  für Sevilla der siegbringende Mosaikstein. Xhaka machte ein unglaublich gutes Spiel, mit wenig Fehlern und einer beeindruckenden Präsenz auf dem Platz. Er war einfach überall und zu jedem Zweikampf bereit. Und er war damit in beiden Spielen der Stachel im Fleisch des FC Sevilla. Die durchschaubare Taktik des Gäste, gegen ihn (möglichst frühzeitig) Karten zu provozieren, ging wie im Hinspiel leider auf. Dass Granit Xhakas Spielweise risikoreich ist, weiß inzwischen jeder. Auch Favre. Seinen Schlüsselspieler zum eigenen Schutz frühzeitig auszuwechseln, war gestern aber dennoch keine Option. Und so kann man es bedauern, dass mit der gelb-roten Karte das Spiel gekippt ist, aber es war das Risiko, das Borussia gehen musste.

Aus Niederlagen kann man am meisten lernen. Das gilt besonders für diese. Aus dem Duell gegen Sevilla (und der Unterstützung durch die Fans, auf die ich noch separat eingehen will), lässt sich aber auch für den Endspurt der Saison viel Kraft und Motivation ziehen. Und das gilt es zu nutzen. Also: Weiter geht's!

Euro League 2014/15, Sechzehntelfinale: Borussia Mönchengladbach - FC Sevilla 2:3 (26.2.15)

2015-02-22

Auf den letzten Drücker

Als ich mich Mitte der zweiten Halbzeit gerade mit dem Gedanken angefreundet hatte, dass man manchmal wohl auch mal mit einem Punkt zufrieden sein muss, schoss der HSV das 1:0. Und ehrlich gesagt hatte ich trotz der danach wieder zwingenderen Aktionen nach vorne nicht mehr damit gerechnet, dass am Ende wenigstens dieser eine Punkt noch für den VfL herausspringt.

Das ist, was mich heute gut schlafen lässt. Borussia ist zu jeder Zeit in der Lage, ein Tor zu machen. Na klar, es wird nicht immer klappen, aber die Mannschaft selbst verliert offensichtlich nie den Glauben daran. Das ist es, was in einer Saison am Ende den Ausschlag zum Besseren geben kann.

Über den Rest des Spiels hülle ich den Mantel des Schweigens. Denn vieles, was ich über die Spiele zuvor geschrieben habe, wiederholt sich sonst. Und wahrscheinlich muss man auch anerkennen, dass sich zum einen der HSV nach Kräften gewehrt hat und zum anderen bei einigen Spielern die Frische (Traoré, Hermann, Kruse) oder die Spielpraxis (Hahn) gefehlt hat.

Und für alle, die Branimir Hrgota gerade nach der Niederlage am Donnerstag mal wieder die nötige Klasse abgesprochen haben (manches Fanforum ist ja voll davon): Sauberes Tor, Branne! 


Bundesliga, 22. Spieltag 2014/15: Hamburger SV - Borussia Mönchengladbach 1:1 (22.2.15)

2015-02-19

Bereit für den nächsten Schritt

Lassen wir die Unzulänglichkeiten mal beiseite. Denn der Schiedsrichter war zwar heute der schlechteste Mann auf dem Platz, aber um den Europapokalfight in Sevilla zu analysieren, kann man diesen Störfaktor vernachlässigen.

Entschieden wurde das Spiel heute in zwei Szenen. In beiden spielte leider Oscar Wendt die Hauptrolle. Vorne aus bester Position den Ball am Tor vorbeigeknödelt, beim Gegentor eine ganz schlechte Figur abgegeben (wobei auch Dominguez' halbherziger Aushilfsversuch nicht gerade europaligatauglich war.) Dennoch sollte der Schwede nicht zum Sündenbock gemacht werden, so schlecht war seine Leistung nämlich gar nicht.

Dennoch: Eine kleine Unaufmerksamkeit reicht aus, und schon ist eine der besten Leistungen der Borussen in dieser Saison fast nichts mehr wert. Das ist ärgerlich. Aber kein Beinbruch. Wenn man dieses Spiel mit dem doch noch sehr naiven Auftreten vor zwei Jahren gegen Kiew und Lazio Rom vergleicht, steht für mich fest, dass Borussia bereit ist für den nächsten Schritt. Der Weg ins Achtelfinale ist durch das 0:1 nicht wesentlich schwerer geworden als vor diesem Spiel.

Unser Team stand hinten bis auf wenige Szenen bombensicher und es spielte clever, dominant, bis zum Schluss ohne Nervosität - gefährlich und gefällig. Wenn jetzt noch der Borussia-Park hinter der Elf vom Niederrhein steht, ist nächsten Donnerstag alles drin für uns.

Lassen wir also den Park beben - ich bin dabei!


Euro League 2014/15, Sechzehntelfinale: FC Sevilla - Borussia Mönchengladbach 1:0 (19.2.15)

2015-02-15

Who let the dogs out?

Eigentlich sollte man gar nichts über die Vollhonks aus dem Gästeblock schreiben, um sie nicht noch mit zusätzlicher Aufmerksamkeit zu bedenken. Aber was am Samstagnachmittag während und nach dem Spiel abging, wirft Fragen auf. Und die betreffen nicht nur die Verantwortlichen der Gäste.

Wie kommt die ganze Pyrotechnik in den Block? Bei jedem Heimspiel wird selbst beim Eingang zum Familienblock zumindest jeder Erwachsene abgetastet. Warum passiert das offensichtlich nicht auch da in ausreichendem Maß, wo in aller Regel die Pyrotechnik gezündet wird?

Wie werden die Eintrittskarten für den Gästeblock vergeben? Die Verantwortlichen beim FC müssten ihre Pappenheimer ja eigentlich kennen. Wenn man solche Leute mit Karten ausstattet, sind auch die ganzen Appelle für ein friedliches Miteinander im Vorfeld und die Beteuerungen danach für die Mülltonne. Womit ich nicht sage, dass für diesen Mist, der da seit Jahren bei den Derbys passiert, nur Kölner verantwortlich sind. Da kochen Idioten aus beiden Lagern untereinander ihr eigenes Süppchen, zu Lasten der Vereine und der Fans, die wegen Fußball ins Stadion kommen. 

Und was war mit der Polizei? Wieso steht das ganze Spiel über nur ein Häufchen Platzordner vor dem Block, wenn dort von Spielbeginn an wiederholt Feuerwerk auf den Platz und auf andere Tribünen geschossen wird und sich nach und nach der halbe Block vermummt? Warum marschieren da nicht nach der zweiten Pyrosalve und allerspätestens nach dem Tor mal ein paar Polizisten auf?

Wieso ist das Tor zum Gästeblock nach Spielschluss plötzlich offen? Und warum können Polizei und Ordnungdienst von gut 30 aufs Feld gelaufenen Gästekarteninhabern nur zwei festnehmen?

Es gibt noch mehr Fragen, und vielleicht kann mir jemand ja auch Antworten geben. Zunächst aber werden jetzt die gegenseitigen Schuldzuweisungen losgehen und am Ende hat dann keiner einen Fehler gemacht - nicht mal die DFL, die das Spiel wider besseren Wissens auf das Karnevalswochenende gelegt hat. ;-) Und beim nächsten Derby knallt's dann wieder irgendwo anders.

Ein Ruhmesblatt ist das für keinen der Beteiligten, weder für Borussia und den Ordnungsdienst, noch für den 1. FC Köln und auch nicht für die Polizei. Im Hinspiel wurde sie von einer Weichbirnen-Schlägerei neben dem Stadion überrumpelt, diesmal kam sie im Stadion zu spät, wo man sich eigentlich sicher fühlen sollte. Aber eins ist auch sicher: Die Polizei allein kann das Problem nicht lösen. Es wird Zeit, dass die Vereine durchgreifen.

Bundesliga, 21. Spieltag 2014/15: Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 1:0 (14.2.15)

Es konnte nur einen geben


Eine Woche nach der ärgerlich-unnötigen Niederlage auf Schalke sind Favres Jungs wieder voll im Soll. Und die Ausbeute mit neun Punkten aus vier Spielen der Rückrunde, jeweils zu Null und mit gerade mal drei geschossenen Toren nötigt, auch wenn längst nicht alles Gold ist, was glänzt, höchsten Respekt ab - sicherlich auch der Konkurrenz. 

Ganz klar ist: In diesem Spiel durfte es auch nur einen Sieger geben. Nicht, weil Köln schlecht gespielt hätte. Sondern weil sie nicht einmal den kleinsten Versuch gemacht haben, mehr als ein 0:0 mitzunehmen. Das ist legitim, aber es nervt. Vor allem, wenn man das jetzt jede Woche gegen Borussia zu sehen bekommt.

So, wie es am Ende gelaufen ist, ist es allerdings gleich ein doppelter Sieg. Neben den ersehnten drei Punkten gegen den Erzrivalen, der sich durch das hochverdiente Tor in der Nachspielzeit sogar noch ein bisschen besser anfühlt, war es ein Sieg für das Selbstbewusstsein. Vier Spiele hintereinander gegen ultradefensiv spielende Gegner können einer Mannschaft den letzten Nerv rauben. Doch diesmal hat sich das geduldig nach vorne Spielen ausgezahlt - ohne dass Köln dadurch eine wirkliche Konterchance besessen hätte.

Und gerade auf der Spielqualität der letzten 20 Minuten lässt sich aufbauen. Denn da haben die Borussen gezeigt, dass sie auch solche Gegner mit Erfolg bespielen können. Das gelingt nicht immer, wie gegen Schalke zu besichtigen war. Aber sie können es.     

Bundesliga, 21. Spieltag 2014/15: Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 1:0 (14.2.15)

2015-02-07

Das Messer steckt in der Butter

Wenn man zweimal relativ glücklich 1:0 gewinnt und dazu dem Gegner im eigenen Stadion noch 65 Prozent Ballbesitz gönnt, dann darf man sich nicht beschweren, wenn einem das Gleiche im negativen Sinne "Auf Schalke" passiert.

Es ist natürlich ein Witz, dass di Matteo mit seinem Chelsea-Mauerwerk-Stil immer noch Erfolg hat. Schöner Fußball ist anders. Aber es ist legitim. Und den Borussen muss man vorwerfen, dass sie über die gesamte Spielzeit keine wirklich zwingende Torchance zustandegebracht haben.

Das ist aber auch schon alles, was ich ihnen vorwerfen will. Denn defensiv war das bis auf ein, zwei Szenen wirklich souverän (auch ohne Martin Stranzl), geduldig trotz des frühen Rückstands und auch sonst ein sehr sicherer Auftritt. Vor allem kämpferisch waren die Borussen wieder voll auf der Höhe, mit vielen Ballgewinnen (nicht zuletzt dank einer Topleistung von Havard Nordtveit). So kann man auch gegen Spitzenmannschaften bestehen. Man gewinnt aber möglicherweise nicht mehr gegen sie.

Denn dass Borussia ein offensiv-taktisches Problem hat, ist offensichtlich. Dass in Gelsenkirchen am Ende ein wirklich ärgerliches 0:1 steht, liegt auch an der fehlenden Balance im Spiel. Die Angst vor Fehlern im Spielaufbau, die bei jedem Gegner gefährliche Konter zur Folge haben würden, endet zu oft in sicheren Quer- oder Rückpässen und darin, aus der eigenen Hälfte umständlich einen neuen Anlauf zu starten, statt mutig und vor allem schnell und überraschend nach vorn zu spielen.
Dieses Sicherheitsbedürfnis kann ich zwar gut nachvollziehen, aber gegen defensiv starke Gegner lähmt es auch die eigentliche Stärke der Borussia: mit schnellen Pässen über mehrere Stationen eine gegnerische Abwehr auseinanderzunehmen.

Anders ausgedrückt: Wo in der Hinrunde die Angriffe noch wie das Messer durch die weiche Butter glitten, bleibt es jetzt im tiefgekühlten Butterklotz stecken.

Es wird uns so schnell nicht mehr passieren, dass sich Teams so auskontern lassen, wie es Schalke im Hinspiel unter dem damaligen Trainer Keller noch zuließ. Die Gegner haben gelernt, wie man die Räume so verdichtet, dass alle Anläufe wie in Zuckerwatte hängenbleiben.
Das zeigte sich nicht erst in diesem Spiel. Und es änderte sich heute auch erst, als Ibrahima Traoré aufs Feld kam und mit seinen unvorhersehbaren Läufen die Abwehr der Schalker ein wenig aufmischte. Das war, bei allen guten Ansätzen, vorher weder den durchaus engagierten und lauffreudigen Hermann und Hazard noch den eher enttäuschenden Max Kruse und Raffael gelungen.

Gut, das Lucien Favre jetzt mal eine gute Woche Zeit hat, an der Offensivausrichtung zu feilen und das Buttermesser zu schärfen. Denn Derby hin oder her, eins ist sicher: Der 1. FC K*** wird im Borussia-Park genauso destruktiv auftreten wie Schalke. Die Zeiten, dass die Narrenkappen gegen uns ins offene Messer gelaufen sind, sind unter Stöger passé. Das hat schon das langweilige Hinspiel gezeigt.

Bundesliga, 20. Spieltag 2014/15: FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach 1:0 (6.2.15)

2015-02-04

Alles perfekt gelaufen. Oder?

Heute kann ich mich kurz halten. Zwei Spiele in der Rückrunde, zwei Siege, kein Gegentor, Platz drei vorerst gesichert: Das ist toll. Da gibt es einfach nichts zu meckern. Oder doch?

Ich denke, die zweite Halbzeit kann man nicht so stehen lassen. Ein prima Start in das Spiel, und dann, nach einer halben Stunde, versandet fortan jeder Angriffsversuch mehr oder weniger kläglich.
Freiburg dagegen in den Zweikampf viel stärker, Freiburg taktisch und spielerisch überlegen, mit am Ende 65 Prozent Ballbesitz sogar der Herr im Borussia-Park: Da stimmt dann doch was nicht. Zumal nach dem Chancenfestival in der ersten halben Stunde, wo längst drei bis vier Tore hätten zu Buche stehen können/müssen - die dem Team auch die nötige Ruhe geben würden, um so ein Spiel sicher nach Hause zu bringen.

Dennoch bin ich milde gestimmt. Schließlich ist die "Ich-führe-1:0-und-bringe-das-über-die-Zeit"-Taktik zweimal aufgegangen, über das Wie spricht bald keiner mehr. Beide Male aber hätte der Gegner zumindest einen Punkt verdient gehabt. Das sollte Warnung genug sein. Nochmal sollte das Team sein Glück nicht dermaßen strapazieren - und meine Nerven bitte auch nicht.

Bundesliga, 19. Spieltag 2014/15: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 1:0 (4.2.15)

2015-02-02

Ein Sieg der Kleinigkeiten

Wenn man im Stadion ist, so wie ich am Samstag in der Kältekammer der Schwaben, kann man viele Szenen, wie Fouls oder Abseitsentscheidungen, natürlich nicht mit absoluter Sicherheit einschätzen.
Dafür hat man im Vergleich zum Fernsehbild den besseren Blick auf das Verhalten der Mannschaft als Ganzes. Und man kann besser auf einzelne Spieler achten, die man im Fernsehen ja nicht zu jedem Zeitpunkt im Bild hat.

An der Mannschaftsleistung und dem taktischen Verhalten gab es trotz des eher mäßigen Spielniveaus eigentlich wenig zu meckern. Nur dass man auch gegen einen eher bieder zu Werke gehenden Gegner bis zum Schluss um die Punkte zittern muss, ist einfach nervenzehrend.

Auch gegen den VfB zeigte die Borussia ihr sehr reifes, bekannt passorientiertes und sicherheitsbetontes Spiel, hielt den Ball geduldig in den eigenen Reihen, ohne großes Risiko einzugehen. Damit dominiert man die Partie, immer darauf lauernd, dass man die Lücke in den gegnerischen Reihen findet und eiskalt zuschlägt, ohne selbst in Konter zu laufen. Das gelang ab und an, die Stuttgarter allerdings hatten über das gesamte Spiel gesehen die besseren Torgelegenheiten, sodass man sich über einen anderen Spielausgang letztlich nicht hätte beschweren dürfen.

In so einem Spiel sind es dann die Kleinigkeiten, die den Ausschlag für Sieg oder Niederlage geben können. Wie die sich immer wieder erfüllende Fußballerregel, dass man, wenn man im Tabellenkeller steht, aus vier Metern den Ball an die Latte nagelt, während beim Spitzenteam ein alles andere als idealer Schuss zum entscheidenden Tor ins selbige fliegt. Diese leidvolle Erfahrung habe ich in meinem Borussia-Fan-Dasein wahrlich oft genug machen müssen, wenn der VfL unten stand. Deshalb habe ich bei aller Freude über den Sieg auch ein bisschen Mitgefühl für den Gegner und seine Fans übrig.

Zu den möglicherweise entscheidenden Kleinigkeiten gehört auch, nach dem Pass zum Mitspieler nicht abzuschalten, sondern gleich wieder in eine anspielbare Position zu laufen. Macht man das nicht, ist nur einen Moment unaufmerksam, bringt man den Kollegen in Bedrängnis. Gegen die Stuttgarter, die nun wirklich nicht besonders aggressiv pressten, passierte das phasenweise bei Rückpässen auf Abwehrspieler mehrmals. Ballverluste in dieser Zone können böse enden, zum Glück taten sie das diesmal nicht.



Nun zur wirklich entscheidenden Kleinigkeit: Der fantastische Pass zum 1:0. Der kam vom wieder recht unauffälligen Branimir Hrgota, dem trotz großem läuferischen Einsatz nicht viel gelang. Fehlpässe, gut gemeinte, aber zu komplizierte Aktionen und eine schwache Zweikampfbilanz (der Kicker verzeichnet nur 18 Prozent gewonnener Zweikämpfe) wurden durch diesen feinen, überlegten Pass auf Hermann allerdings aufgewogen. Und da hinten die Null stand, kann man nach dem Spiel die wenig schmeichelhafte Statistik des Schweden getrost in die Tonne treten. Wobei auch dieser Angriff natürlich nicht möglich gewesen wäre ohne Xhakas Balleroberung, Fabian Johnsons Weiterleitung und den cleveren Laufweg von Kruse, der Hermanns freistehende Position erst möglich machte.

So wie in dieser Szene macht Borussia einfach Spaß. Und deshalb freue ich mich schon auf den zweiten Teil dieser proppenvollen Fußballwoche morgen gegen Freiburg. Und hoffe, dass die Kleinigkeiten auch diesmal zu unseren Gunsten ausschlagen werden.

Bundesliga, 18. Spieltag 2014/15: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 0:1 (31.1.15)