Wenn man im Stadion ist, so wie ich am Samstag in der Kältekammer der Schwaben, kann man viele Szenen, wie Fouls oder Abseitsentscheidungen, natürlich nicht mit absoluter Sicherheit einschätzen.
Dafür hat man im Vergleich zum Fernsehbild den besseren Blick auf das Verhalten der Mannschaft als Ganzes. Und man kann besser auf einzelne Spieler achten, die man im Fernsehen ja nicht zu jedem Zeitpunkt im Bild hat.
An der Mannschaftsleistung und dem taktischen Verhalten gab es trotz des eher mäßigen Spielniveaus eigentlich wenig zu meckern. Nur dass man auch gegen einen eher bieder zu Werke gehenden Gegner bis zum Schluss um die Punkte zittern muss, ist einfach nervenzehrend.
Auch gegen den VfB zeigte die Borussia ihr sehr reifes, bekannt passorientiertes und sicherheitsbetontes Spiel, hielt den Ball geduldig in den eigenen Reihen, ohne großes Risiko einzugehen. Damit dominiert man die Partie, immer darauf lauernd, dass man die Lücke in den gegnerischen Reihen findet und eiskalt zuschlägt, ohne selbst in Konter zu laufen. Das gelang ab und an, die Stuttgarter allerdings hatten über das gesamte Spiel gesehen die besseren Torgelegenheiten, sodass man sich über einen anderen Spielausgang letztlich nicht hätte beschweren dürfen.
In so einem Spiel sind es dann die Kleinigkeiten, die den Ausschlag für Sieg oder Niederlage geben können. Wie die sich immer wieder erfüllende Fußballerregel, dass man, wenn man im Tabellenkeller steht, aus vier Metern den Ball an die Latte nagelt, während beim Spitzenteam ein alles andere als idealer Schuss zum entscheidenden Tor ins selbige fliegt. Diese leidvolle Erfahrung habe ich in meinem Borussia-Fan-Dasein wahrlich oft genug machen müssen, wenn der VfL unten stand. Deshalb habe ich bei aller Freude über den Sieg auch ein bisschen Mitgefühl für den Gegner und seine Fans übrig.
Zu den möglicherweise entscheidenden Kleinigkeiten gehört auch, nach dem Pass zum Mitspieler nicht abzuschalten, sondern gleich wieder in eine anspielbare Position zu laufen. Macht man das nicht, ist nur einen Moment unaufmerksam, bringt man den Kollegen in Bedrängnis. Gegen die Stuttgarter, die nun wirklich nicht besonders aggressiv pressten, passierte das phasenweise bei Rückpässen auf Abwehrspieler mehrmals. Ballverluste in dieser Zone können böse enden, zum Glück taten sie das diesmal nicht.
Nun zur wirklich entscheidenden Kleinigkeit: Der fantastische Pass
zum 1:0. Der kam vom wieder recht unauffälligen Branimir Hrgota, dem
trotz großem läuferischen Einsatz nicht viel gelang. Fehlpässe, gut
gemeinte, aber zu komplizierte Aktionen und eine schwache
Zweikampfbilanz (der Kicker verzeichnet nur 18 Prozent gewonnener
Zweikämpfe) wurden durch diesen feinen, überlegten Pass auf Hermann
allerdings aufgewogen. Und da hinten die Null stand, kann man nach dem
Spiel die wenig schmeichelhafte Statistik des Schweden getrost in die
Tonne treten. Wobei auch dieser Angriff natürlich nicht möglich gewesen
wäre ohne Xhakas Balleroberung, Fabian Johnsons Weiterleitung und den
cleveren Laufweg von Kruse, der Hermanns freistehende Position erst
möglich machte.
So wie in dieser Szene macht Borussia
einfach Spaß. Und deshalb freue ich mich schon auf den zweiten Teil
dieser proppenvollen Fußballwoche morgen gegen Freiburg. Und hoffe, dass die Kleinigkeiten auch diesmal zu unseren Gunsten ausschlagen
werden.
Bundesliga, 18. Spieltag 2014/15: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 0:1 (31.1.15)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.