2015-02-07

Das Messer steckt in der Butter

Wenn man zweimal relativ glücklich 1:0 gewinnt und dazu dem Gegner im eigenen Stadion noch 65 Prozent Ballbesitz gönnt, dann darf man sich nicht beschweren, wenn einem das Gleiche im negativen Sinne "Auf Schalke" passiert.

Es ist natürlich ein Witz, dass di Matteo mit seinem Chelsea-Mauerwerk-Stil immer noch Erfolg hat. Schöner Fußball ist anders. Aber es ist legitim. Und den Borussen muss man vorwerfen, dass sie über die gesamte Spielzeit keine wirklich zwingende Torchance zustandegebracht haben.

Das ist aber auch schon alles, was ich ihnen vorwerfen will. Denn defensiv war das bis auf ein, zwei Szenen wirklich souverän (auch ohne Martin Stranzl), geduldig trotz des frühen Rückstands und auch sonst ein sehr sicherer Auftritt. Vor allem kämpferisch waren die Borussen wieder voll auf der Höhe, mit vielen Ballgewinnen (nicht zuletzt dank einer Topleistung von Havard Nordtveit). So kann man auch gegen Spitzenmannschaften bestehen. Man gewinnt aber möglicherweise nicht mehr gegen sie.

Denn dass Borussia ein offensiv-taktisches Problem hat, ist offensichtlich. Dass in Gelsenkirchen am Ende ein wirklich ärgerliches 0:1 steht, liegt auch an der fehlenden Balance im Spiel. Die Angst vor Fehlern im Spielaufbau, die bei jedem Gegner gefährliche Konter zur Folge haben würden, endet zu oft in sicheren Quer- oder Rückpässen und darin, aus der eigenen Hälfte umständlich einen neuen Anlauf zu starten, statt mutig und vor allem schnell und überraschend nach vorn zu spielen.
Dieses Sicherheitsbedürfnis kann ich zwar gut nachvollziehen, aber gegen defensiv starke Gegner lähmt es auch die eigentliche Stärke der Borussia: mit schnellen Pässen über mehrere Stationen eine gegnerische Abwehr auseinanderzunehmen.

Anders ausgedrückt: Wo in der Hinrunde die Angriffe noch wie das Messer durch die weiche Butter glitten, bleibt es jetzt im tiefgekühlten Butterklotz stecken.

Es wird uns so schnell nicht mehr passieren, dass sich Teams so auskontern lassen, wie es Schalke im Hinspiel unter dem damaligen Trainer Keller noch zuließ. Die Gegner haben gelernt, wie man die Räume so verdichtet, dass alle Anläufe wie in Zuckerwatte hängenbleiben.
Das zeigte sich nicht erst in diesem Spiel. Und es änderte sich heute auch erst, als Ibrahima Traoré aufs Feld kam und mit seinen unvorhersehbaren Läufen die Abwehr der Schalker ein wenig aufmischte. Das war, bei allen guten Ansätzen, vorher weder den durchaus engagierten und lauffreudigen Hermann und Hazard noch den eher enttäuschenden Max Kruse und Raffael gelungen.

Gut, das Lucien Favre jetzt mal eine gute Woche Zeit hat, an der Offensivausrichtung zu feilen und das Buttermesser zu schärfen. Denn Derby hin oder her, eins ist sicher: Der 1. FC K*** wird im Borussia-Park genauso destruktiv auftreten wie Schalke. Die Zeiten, dass die Narrenkappen gegen uns ins offene Messer gelaufen sind, sind unter Stöger passé. Das hat schon das langweilige Hinspiel gezeigt.

Bundesliga, 20. Spieltag 2014/15: FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach 1:0 (6.2.15)

2 Kommentare:

  1. "geduldig trotz des frühen Rückstands"
    Ja , das ist schön, dass Favre eine so geduldige Mannschaft geformt hat.Das ist auch viel wichtiger als zu fighten und Tore zu schiessen. Sorry, wenn ich "geduldig" höre, dann sehe ich nur noch Rück- und Querpässe vor meinem geistigen Auge, viel Ballbesitz, wenig Laufbereitschaft und 0:1 über 80 Minuten.

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  2. Na ja, am fighten und an der Laufbereitschaft hat es glaube ich nicht gelegen (Hazard, Xhaka, Nordtveit, Raffael haben zum Beispiel mehr als 12 Kilometer abgespult, selbst Brouwers mehr als 10). Ohne Laufbereitschaft würde auch das dominante Passpiel in den eigenen Reihen nicht funktionieren. Die Frage ist aber, wie effizient sind die Läufe? Und da liegt das Problem. Es dauert oft zu lange, bis in die Spitze gespielt wird oder werden kann und es fehlt der Mut, öfter etwas Unerwartetes zu machen, dafür steht im Moment nur Traoré.

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