Wenn Borussia sich im Sommer zur ersten Trainingseinheit zur Vorbereitung auf die neue Saison versammelt, wird sich das Bild der Mannschaft gewandelt haben - einmal mehr, denn auch der sportliche Erfolg der vergangenen fünf Jahre hat den traditionellen Talententwickler vom Niederrhein nicht vor schmerzlichen personellen Umbrüchen bewahren können. Klar, das ist das Los vieler Vereine. Aber wir gehören immerhin inzwischen zu denen, die ihre Abgänge über noch "kleinere" Vereine ganz gut und kostengünstig kompensieren können. Das zeigen nicht zuletzt die Transfers von Max Kruse, André Hahn, Fabian Johnson oder Lars Stindl. Auch der erste Neuzugang für die kommende Saison, Defensivallrounder Tobias Strobl von 1899 Hoffenheim, fällt in diese Kategorie.
Doch wie verändert sich der VfL zur neuen Saison, vor allem im Strudel der drohenden Geldmassen, die die englischen Vereine streuen werden (und mit denen sie zugleich auch andere deutsche Vereine zu Großeinkäufern machen könnten)? Und kann der Verein alle drohenden Schwächungen adäquat ersetzen - ungeachtet der Frage, ob und in welcher Etage der internationalen Wettbewerbe er antreten dürfte?
Darüber lässt sich ja schon mal vorsichtig sinnieren und spekulieren.
Gehen wir es doch mal durch: Im Tor verändert sich wohl nichts, Yann Sommer macht nicht unbedingt den Eindruck, dass er sich verändern will, seine Vertreter Sippel und Heimeroth haben dazu ebenfalls keinen Grund. Der ausgeliehene Janis Blaswich ist bei Dresden offenbar zufrieden, mit einem Aufstieg in die zweite Liga käme er aus meiner Sicht auch an seine Grenzen. Ich denke nicht, dass er zurückkehren wird.
In der Abwehr macht Martin Stranzl einen Platz frei, den wohl sein Landsmann Martin Hinteregger einnimmt - wenn die Kaufoption gezogen wird, was zu erwarten ist. Hintereggers Leihe war ja im Prinzip ein Vorgriff auf die neue Saison, weil in der Rückrunde klar war, dass in Jantschke, Stranzl, Dominguez und dem möglichen Wendt-Backup Nico Schulz vier Defensivspieler verletzt fehlen würden.
Ziemlich sicher kann man davon ausgehen, dass Andreas Christensen noch ein Jahr in Gladbach verbringt, dafür sprechen auch seine eigenen Aussagen im jüngsten Interview. Die Hoffnung, dass man ihn im Anschluss fest verpflichten kann, teile ich hingegen nicht. Denn geht seine Entwicklung so weiter, stehen ihm in England (aber vielleicht auch in Barcelona oder anderswo) alle Türen offen. Und dass das höchste Ziel von Skandinaviern eher auf der Insel liegt als in Deutschland, hat uns ja gerade Havard Nordtveits Entscheidung wieder bewiesen.
Bleiben für die reinen Außenpositionen Oscar Wendt und der zuletzt etwas ins Abseits geratene Julian Korb. Für mehrere Positionen in der Viererkette und im defensiven Mittelfeld geeignet sind Tony Jantschke, der spielintelligent genug ist, sich in die veränderten Anforderungen an das Verteidigen unter Schubert schnell reinzuarbeiten, dann Hinteregger, Nico Elvedi, Tobias Strobl und Alvaro Dominguez, wenn er denn fit wird. Defensiv außen wären zudem die eher im Mittelfeld vorgesehenen Nico Schulz und Fabian Johnson einsetzbar, denkbar wäre auch noch der junge Marvin Schulz als Innenverteidiger. Bleibt noch der ewige Rooooel, der allerdings auf die Innenverteidigerposition festgelegt ist, sodass er bei einer möglichen Vertragsverlängerung im Kader erneut nur der Ersatz des Ersatzes sein würde. Ausgeschlossen ist das aber nicht.
Ich denke, dass sich im Abwehrbereich transfermäßig nur noch etwas tut, falls man mit Dominguez weiterhin nicht rechnen kann, Brouwers keinen Vertrag mehr bekäme oder Christensen doch nicht zu halten wäre.
Im Mittelfeld ist eine Personalie schon klar: Tobias Strobl nimmt den Platz von Havard Nordtveit ein, der Neue kann alle Positionen spielen, die auch der Norweger bei Borussia schon innehatte. Ob Strobl seinen Vorgänger auch qualitativ gleichwertig ersetzen kann, muss sich zeigen, aber da kann man dem Gladbacher Scouting in der Regel schon trauen. Und schließlich darf man auch nicht vergessen, dass auch Nordtveit lange zwischen Stammplatz und Bank pendelte. Die ganz große Form erreichte er ja erst vor wenigen Monaten wieder.
Während die Außenpositionen mit Ibo Traoré, Thorgan Hazard, Fabian Johnson, Patrick Herrmann, André Hahn, Jonas Hofmann und Nico Schulz üppig besetzt sind, wird sich Wohl und Wehe von Borussia am ehesten im defensiven Mittelfeldzentrum entscheiden. Dass Granit Xhaka den VfL für eine riesige Ablösesumme gen England verlassen wird, davon kann man getrost ausgehen. Ob man trotz dieses Geldes einen gleichwertigen Ersatz verpflichten kann, der im Sommer sofort Xhakas Fußstapfen ausfüllt? Bis jetzt reine Spekulation.
Dass auch Dahoud verkauft wird, glaube ich aus diesem Grund nicht. Ein weiteres Jahr in Gladbach tut ihm auch persönlich sicher gut. Ideal wäre es, wenn Max Eberl ihn rechtzeitig nochmal zu einer Verlängerung seines Vertrages (gilt bis 2018) bewegen könnte. Denn sollte er auf diesem Niveau weiterspielen, wird es 2017 schwer sein, ihn vom nächsten Schritt abzuhalten. Auch wenn mehrere Borussen grundsätzlich auch die "Sechs" spielen können (Strobl, Jantschke, Stindl, Marvin Schulz, Christensen, Elvedi), käme es beim Abgang von Xhaka entscheidend auf den zu verpflichtenden Ersatz an, der neben Dahoud den etwas absichernderen Part innehätte. Es wäre fahrlässig, hier nicht tätig zu werden.
Anders sähe das im offensiven Bereich aus, in dem Gladbach außerst komfortabel ausgestattet ist. Meine kleine Befürchtung, dass Patrick Herrmann von geldwerfenden Engländern abgeworben werden könnte, ist zwar noch nicht vom Tisch, aber derzeit nicht allzu akut. Also gäbe es höchstens Handlungsbedarf, wenn sich ein Spieler dem Konkurrenzkampf durch einen Wechsel entziehen wollte. Auch das ist derzeit nicht abzusehen.
Für die Außenpositionen offensiv stünden nach heutigem Stand zur Verfügung: Traoré, Hazard, Herrmann, Hahn (vorwiegend rechts), Johnson, Hofmann, Nico Schulz (vorwiegend links) (Edit: Natürlich ist Jonas Hofmann eigentlich eher auf der rechten Angriffseite beheimatet, ich denke aber, dass er alle offensiven Positionen bis auf Stoßstürmer spielen könnte). Auf den zentralen Stürmer-/Halbstürmerpositionen sind neben den gesetzten Raffael und Stindl vor allem Hazard, Hahn und Hofmann denkbar. Und natürlich Josip Drmic, der nach seiner langwierigen Verletzung einen neuen Anlauf beim VfL nehmen wird und muss. Denn selbst wenn es einen Plan gab, ihn schnell wieder zu verkaufen: Derzeit wäre das kaum zu einem akzeptablen Preis möglich.
Bleiben zwei Fragezeichen: Wer ersetzt Branimir Hrgota, der zuletzt nicht einmal mehr auf der Bank saß? Und schafft Marlon Ritter, in der Regionalliga ein Toptorjäger, nun auch den Sprung nach oben? Hier wäre, je nachdem, wie man diese Fragen beantwortet, ein bis zwei Kaderplätze neu zu bestücken.
Unter dem Strich bedeutet das voraussichtlichen Handlungsbedarf auf der Sechserposition und auf einer Stürmerposition. Dies müsste durch einen Topmann im defensiven Mittelfeld und möglicherweise durch einen "Nachwuchs"-Stürmer (wie damals Hrgota) angegangen werden. Inwiefern die Abwehr nochmals verstärkt werden muss oder sollte, liegt mehr an den Personalien Dominguez (Fitness) und Brouwers (neuer Vertrag?) als an dem umworbenen Christensen. Wenn hier noch ein Transfer kommt, dann sicher ein erfahrener Mann, eventuell auch hier einer, der auch im defensiven Mittelfeld einsetzbar wäre. Dass neue Spieler nicht immer Eins-zu-Eins den Abgang ersetzen müssen, zeigt sich zum Beispiel an Lars Stindl, den viele als reinen Kramer-Ersatz eingeordnet hatten. Viel wertvoller ist er auf der offensiveren Position, die er heute bei Borussia bekleidet. Und Dahoud hat die Kramer-Lücke dann vollends geschlossen. Klappt nicht immer, aber bei Borussia hoffentlich immer öfter.
So, das war jetzt viel über die möglichen Baustellen für die neue Saison. Im zweiten Teil will ich - noch spekulativer - ein paar Spieler nennen, die ich für geeignete (und auch realistische) Neuzugänge halten würde (oder auch nicht). Bis dann.
2016-03-19
Ungerechtigkeit 2, Gladbach 1
Ich habe ja schon
viele Spiele der Borussia gesehen und bin dabei schon öfter schier
verzweifelt. Das Freitagsspiel in Schalke war aber das absurdeste
Fußballspiel, das ich seit langer, langer Zeit gesehen habe.
Großchancen des VfL im Minutentakt, der die hilflose Gelsenkirchener
Millionentruppe ein ums andere Mal tranchierte, nach allen Regeln der
Spielkunst auseinandernahm und vor eigenem Publikum in der
königsblauen Turnhalle fast lächerlich machte. Und doch haben die
Schalker die Punkte. Unfassbar. Und beschweren darf man sich am Ende
noch nicht einmal, weil man ja nur die allerbesten Torgelegenheiten
hätte nutzen müssen, um einen Kantersieg auf Schalke zu feiern.
Dass die Schalker
sich stattdessen anschließend für dieses Spiel feiern ließen und versuchten,
das unverschämte Glück von diesmal mit dem Pech von anderen Spielen
zu vergleichen, sprach für sich. Dieses 2:1, für das die Hausherren
so gut wie nichts konnten, übertünchte somit die Fehler der
Königsblauen und die untaugliche Taktik, die Schalke-Trainer
Breitenreiter gewählt hatte. Spielt Schalke so weiter, werden sie nicht lange vor dem VfL bleiben. Wo andere Gegner gegen Gladbach bewusst
das Mittelfeld engmaschig verdichten, ließ Schalke riesige Löcher
zu. Mit wenigen schnellen Pässen waren die Gastgeber ein ums andere
Mal ausgespielt. Warum Breitenreiter deshalb ausgerechnet Geis auf
der Bank ließ, weiß wohl nur er. Die angeblich mehrfachen
Taktikwechsel, mit denen er im Spiel auf die Gladbacher Dominanz
reagiert haben wollte, verpufften.
Vor allem änderten sie über die
gesamte Spielzeit nichts daran, dass der VfL weiter durch die
königsblauen Reihen kombinierte, wie er wollte. Wenn man Hazard,
Stindl und Raffael den Ball allerdings auch annehmen und weiterleiten
lässt, muss man sich nicht wundern, dass man nur hinterher rennt.
Kompensieren konnten
die Schalker das oft nur noch mit Fouls, vor allem effektiven
Schubsern, die der für so ein leicht zu leitendes Spiel schwache
Schiedsrichter Fritz aber konsequent versäumte zu ahnden. Besonders
ärgerlich war das vor allem in zwei Strafraumszenen, in denen Hazard
und Stindl jeweils schon am Gegner vorbei waren und dann von hinten
einen Stoß in den Rücken bekamen. Das sind natürlich Foulspiele,
weil schon ein leichtes Drücken reicht, um einen Spieler in voller
Geschwindigkeit aus dem Gleichgewicht zu bringen. Für mich sind das
dann folglich auch berechtigte Elfmeter, aber die Linie der
Schiedsrichter ist in der Bundesliga dermaßen weit auseinander, dass
man sich eigentlich überhaupt nicht mehr aufregen sollte. Aber wenn
man sieht, was alles schon als „Elfmeter“ gegen Gladbach
gepfiffen wurde, fällt mir das immer wieder aufs Neue schwer.
Nun kann man lange
weiter lamentieren, warum es ungerecht ist, wenn man 1:2 verliert,
ohne das der Gegner auch nur einmal gefährlich aufs Tor geschossen
hat. Die Fakten ändert das jedoch nicht. Die Punkte sind weg. Und
das ist ernüchternd. Denn gegen Wolfsburg und Schalke die direkte
Konkurrenz zu stärken, das kann man sich nicht leisten, wenn man
vorne mitspielen will. Zumal, wenn man auch schon Mainz und Dortmund
die sechs Punkte gelassen hat. Es wird weiterhin also zuerst darum
gehen, nach hinten zu schauen und sich die Verfolger vom Leib zu
halten.
Trotzdem überwiegt
bei mir auch nach diesem Spiel das Positive. Von der Krise, die der
Schubert-Elf Anfang des Jahres durch die vielen Gegentore angedichtet
wurde, ist keine Rede mehr. Sie wurde abgelöst von der
„Auswärtsseuche“. Mit der kann man aber deutlich besser leben,
wenn man auch die spielerische Leistung und nicht nur die nackten
Ergebnisse betrachtet. Borussia spielt eindeutig nach Dortmund und
Bayern den drittbesten Fußball in der Liga, und das muss sich auch
irgendwann in den entscheidenden Zahlen widerspiegeln: den Toren.
Davon bin ich überzeugt, denn der VfL wird nicht immer so viele
Chancen so jämmerlich ungenutzt lassen wie gegen Frankfurt und
Schalke, das geht einfach nicht.
Und: Borussia lässt
längst nicht mehr so viele gegnerische Chancen zu wie noch vor ein
paar Wochen. Dumm ist natürlich, wenn die regelmäßig zu zwei
Gegentoren führen. Verhindern lässt sich das nicht immer, zumal bei
einem so intensiven Lauf- und Passspiel, wie es Dahoud und Co.
derzeit zelebrieren. Zwei Gegentore waren es in Wolfsburg, da schoss
der Gegner wenigstens die Tore noch selbst, zwei waren es auf
Schalke, die die Borussen dann gnädigerweise für die unfähigen
Gastgeber dann auch gleich noch selbst verwandelten. Natürlich muss
da weniger auf die letzten Meter der Slapstick-Tore gucken, sondern
auf die Entstehung. Nordtveits Stockfehler und Christensens
verlorenes Laufduell gegen Sané waren ausschlaggebend für das 0:1,
das gleichzeitige Herausrücken von gleich drei Spielern ermöglichte
mit etwas Glück beim 1:2 den Pass auf Goretzka, dessen schwacher
Schuss ausschließlich durch Xhakas Schulter unhaltbar wurde.
A propos: Wenn
jemand unter den Funktionären den Fußball lieben sollte, dürfte er
nach dieser Szene nicht mehr ruhig schlafen können. Xhakas
Körperhaltung zeigte perfekt die Perversion der geltenden
Handspiel-Regel: Er dreht sich weg, mit beiden Armen hinter dem
Körper, um nicht angeschossen zu werden und am Ende einen Elfmeter
zu verursachen. Wenn Spieler in der Verteidigung zu solch
unnatürlichen Haltungen gezwungen und dadurch an einer vernünftigen
Abwehraktion gehindert werden, dann ist das ist einfach nur noch
lächerlich.
Bundesliga 2015/16, 27. Spieltag: FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach 2:1 (18.3.16)
(Tor für Borussia: 1:1 Christensen)
Bundesliga 2015/16, 27. Spieltag: FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach 2:1 (18.3.16)
(Tor für Borussia: 1:1 Christensen)
2016-03-12
Reife Leistung
Gegner beherrscht,
abgeklärt gespielt, immens zweikampfstark, ohne groß zu foulen,
wieder ohne Gegentor geblieben: Borussia hat sich im Spiel gegen
Eintracht Frankfurt erneut in der Heimspiel-Galaform präsentiert.
Auch wenn man sagen muss, dass Eintracht Frankfurt in der derzeitigen
Verfassung kein Gegner auf Augenhöhe ist, war der Auftritt, der
dritte Heimsieg zu Null in Folge, beeindruckend herausgespielt. Nicht
unbedingt in der Entstehung der Tore, bei denen vor allem
Gästetorwart Hradecky behilflich war, sondern in der gesamten
Spielanlage, die den Hessen über die gesamte Spielzeit keine Luft
zum Atmen ließ.
Ein Torschuss der
Frankfurter in 90 Minuten, keine Herausforderungen für Yann Sommer,
gepflegtes, geduldiges Spiel fast wie zu Favres Zeiten, das machte
wirklich Spaß. Auch den Spielern, offenbar so viel, dass Mo Dahoud
in der Schlussphase fast etwas überdrehte und letztlich zurecht
einen Rüffel vom Trainer für die eine oder andere übertriebene
Einlage kassierte. Andererseits machte der junge Sechser so viel
richtig, nicht zuletzt bei seinem frechen Treffer zum 3:0, dass man
ihm das nachsehen konnte.
Die Schubert-Elf kam
glänzend mit der Herausforderung zurecht, dass Frankfurt mit einer
unbekannten Taktik und unberechenbaren Personalrochaden ihres neuen
Trainers anreisen würde. Und zogen den Gästen den Zahn, in Gladbach
die Trendwende anstoßen zu können. Allerdings muss man auch zur
Kenntnis nehmen, dass der Gegner dem VfL in der ersten Hälfte zum
Teil sehr erfolgreich die gewohnten Passwege zulief und sich in der
Defensive nicht ungeschickt „verdichtete“. Das sorgte dafür,
dass die Borussen öfter als gewollt den Weg hinten herum suchen oder
den Pass zurück zum Torwart spielen mussten. Die Geduld, mit der
Christensen, Nordtveit, Xhaka und Dahoud dies lösten und immer
wieder neu aufbauten, bis sich ein Loch zum Pass in die gefährlichen
Zonen öffnete, zahlte sich aus.
Insgesamt sieht es
so aus, als stünde die neue Abwehr inzwischen deutlich stabiler als
zu Jahresbeginn. Doch ob das wirklich so ist, wird sich in den
kommenden Wochen zeigen, wenn es gegen offensiv deutlich stärkere
Teams geht als es Frankfurt an diesem Spieltag war. Schalke wird in
dieser Hinsicht ein anderer Prüfstein werden. Hoffentlich kann André
Schubert dann auch wieder auf die angeschlagenen Xhaka und Nordtveit
bauen. Denn allzuviel Umbaumaßnahmen verträgt das immer noch etwas
fragile Defensivgebilde derzeit eigentlich noch nicht.
Bundesliga 2015/16, 26. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 3:0 (12.3.16)
(Tore für Borussia: 1:0 Stindl, 2:0 Raffael, 3:0 Dahoud)
Bundesliga 2015/16, 26. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 3:0 (12.3.16)
(Tore für Borussia: 1:0 Stindl, 2:0 Raffael, 3:0 Dahoud)
2016-03-06
Punkte vor die Säue
Warum nur kann
Borussia bei dem blutleeren Abgas-Club nicht gewinnen? Das
Endergebnis der Samstagspartie war einmal mehr der Hohn. Der VfL
spielte Wolfsbug 60 Minuten an die Wand, dreißig weitere Minuten beherrschte
man, müder werdend, den Gegner, der nur in der dichten Verteidigung und einem
hervorragend aufgelegten Torwart Casteels sein Heil suchen konnte.
Insofern ist der Verlust der drei Punkte besonders ärgerlich. An der
Leistung der Gladbacher gibt es aber nur wenig zu mäkeln. Es war das
mit Abstand beste Auswärtsspiel seit dem 5:1 in Frankfurt. Und das
ist am nächsten Wochenende eine halbe Saison her.
Viele Fans hatten im
Netz dennoch schnell Schuldige ausgemacht und folgten damit der
unterirdischen Analyse des offenbar weitgehend geistesabwesenden
Sky-Starschwätzers Fuss und dem irreführenden Kurzbericht in der
Sportschau: Nico Elvedis Abwehrverhalten bei den Gegentoren und André
Schuberts Taktik mit der Dreierkette gegen Kruse, Draxler und Co
wurde die Niederlage angekreidet.
Wer so argumentiert,
macht sich einfach und recht hat er trotzdem nicht. Zuerst zu Nico
Elvedi: Beim ersten Tor versuchte er in höchster Not zu retten, als
das Kind schon in den Brunnen gefallen war und Draxler frei vor dem
Tor in Ballbesitz kam. Elvedi musste mit viel Tempo in den Zweikampf
kommen, ohne aber einen Elfer zu verursachen. Die Chancen dafür
standen in dieser Szene 50:50, er entschied sich für den geraden
Weg, Draxler hebelte ihn mit einer ziemlich guten Körpertäuschung
aus. Das kann passieren. Der eigentliche Fehler passierte aber schon
in der Rückwärtsbewegung außen, spätestens, als Nordtveit den
Pass in die Mitte nicht unterbinden konnte. Dass Wolfsburg dann noch
von einer unglücklichen Weiterleitung durch Hinereggers
reingestellten Fuß profitierte und der Schuss von Draxler dann auch
noch vom Pfosten ins Tor sprang, zeigt, wie glücklich das
Zustandekommen dieses zu diesem Zeitpunkt absurden Führungstreffers
war. Wolfsburg hatte bis dahin überhaupt nicht stattgefunden,
Borussia das Spiel eindeutig beherrscht.
Eklatant schlechter
war das Verhalten der gesamten Mannschaft unmittelbar nach dem
Gegentreffer. Wieder eine extrem offensive Aufstellung, ein
Ballverlust, der die meisten Spieler hinter dem Ball herlaufen ließ.
Dass Elvedi dann im Zweikampf mit Kruse schlecht aussah, stimmt. Aber
auch hier muss man eins berücksichtigen. Wenn der Gegner so leicht
in den Strafraum kommt, hat vorher etwas nicht gestimmt. In Zeiten,
wo der Abwehrspieler im eigenen Strafraum auch noch die Arme
möglichst hinter den Rücken halten und den direkten Körperkontakt
fast meiden muss, damit er den Stürmer nicht zum Fallen einlädt,
ist es schwer, noch richtig zu attackieren. Und dass Kruse im
Strafraum mit so viel Platz kaum zu verteidigen ist, wissen wir ja
alle selbst.
Nun zu Schuberts
Dreierkette, mit der der VfL unter anderem ja auch gegen München
gewonnen hat (wenn auch mit viel Glück, wenn man die erste Hälfte betrachtet). Im
Prinzip gibt es diese „Dreierkette“, die in Wahrheit gar nicht so
statisch gespielt wird, ja nur im Spielaufbau, wenn Borussia in
Ballbesitz ist. Und dann sichert meist einer der Sechser, Xhaka oder
Dahoud mit ab, während Elvedi und Hinteregger (sonst Wendt) nach
vorne schieben. Der Vorteil, den die hoch stehenden Außenverteidiger
und auch die immer wieder wechselweise nach vorne stoßenden
Christensen, Xhaka oder Nordtveit bieten, ist, dass der Gegner keine
Luft und keinen Platz mehr findet, kontrolliert nach vorne zu
spielen. Dieses effektive Pressing gelang Borussia gegen Stuttgart
fast perfekt über 90 Minuten, gegen Wolfsburg - mit Ausnahme der
beiden Gegentore – ebenso. Diese beiden Spiele waren für Yann
Sommer wohl die geruhsamsten in der Rückrunde.
Die Gefahr darin sind die Ballverluste, die man in einem spiel aber nie ganz abstellen kann. Und wenn man hinterhelaufen muss, wird es für die beste Defensive schwer. Da ist Borussia anfällig, und wird es wohl auch vorerst bleiben. Etwas, was man im übrigen mit den Über-Bayern teilt.
Wenn man dem Team
also etwas vorwerfen will, sollten es nicht die „falsche“ Taktik
oder individuelle Fehler in der Abwehr sein, sondern die
Anfälligkeit, wenn man gerade ein Gegentor kassiert hat, gleich das nächste zu schlucken, weil man es sofort wieder gut machen will. Etwas mehr Abgeklärtheit wäre da oft bessern. Kritisieren kann man auch die
manchmal zu verspielte Art, den Ball ins Tor tragen zu wollen. Allerdings ist sie es auch, die uns mit Zaubertoren oft genug wieder entschädigt. Mit
Patrick Herrmanns Schnelligkeit kommt zum Glück aber eine
weitere Option zurück ins Repertoire, nämlich präzise schnelle
lange Bälle aus der Abwehr in die Spitze. Das klappt gegen Stuttgart nach wenigen Sekunden, und es wurde auch gegen
Wolfsburg versucht. In Hinteregger, Xhaka, Christensen und Nordveit
gibt es gleich vier Spieler, die diese präzisen Schläge in die
Tiefe hervorragend beherrschen. Doch die Streuung zwischen gut und
lausig war gegen Wolfsburg einfach zu groß.
Festzuhalten ist,
dass Borussia in der englischen Woche deutlich stabiler geworden ist,
mit Ausnahme der beiden Gegentore beim VW-Werksteam eine der
stärksten Offensivreihen der Liga über die komplette Spielzeit fast
völlig aus dem Spiel genommen hat und diesmal eben ein Quäntchen
weniger Fortune in der Zweikampfführung hatte als am Mittwoch gegen
Stuttgart, wo jeder Ball irgendwie wieder zum Mitspieler sprang.
Kein
Beinbruch also, wohl aber eine sauärgerliche Niederlage, die im
engen Rennen um die europäischen Startplätze Gift ist. Zumal die
drei Punkte bei diesem jämmerlichen Heimpublikum in der VW-Arena
wirklich Perlen vor die Säue geworfen heißt. Wie üblich gaben die
Gladbacher Fans den Takt vor und zauberten Stimmung in das fremde
Stadion, während man über die Golfsburg-Fans in Abwandlung des
Spruchs über den Man-City-Anhang (der Spielverlauf ähnelte sich ja
leider auch ziemlich) nur eins sagen konnte: „They don't even sing when
they are winning.“
Bundesliga 2015/16, 25. Spieltag: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 2:1 (5.3.16)
(Tor für Borussia: 2:1 Raffael)
2016-03-03
Grandiose Heimborussia
Herrlich! Die Heimborussia ist
zum Zunge schnalzen. Das Spiel gegen den VfB Stuttgart gestern war
ein Genuss. Es war auch eine fast perfekte Kopie der ebenso überzeugenden
Spiele gegen Bremen und Köln, nur endlich auch mit der Belohnung
eines den Torchancen entsprechenden Endergebnisses und - trotz des
Ausfalls von Dauerbrenner Oscar Wendt - mit einer eindrucksvollen
Abwehrleistung, die einen eigentlich nie daran zweifeln ließ, wer
das Spiel gewinnen würde.
Wenn der VfL dieses
kraftvolle, kraftraubende selbstbewusste und zugleich spielerisch
brillante Auftreten im Borussia Park nun auch in einem Auswärtsspiel
konsequent umsetzen könnte, stünde am Samstag einem Sieg im
ungeliebten Wolfsburger Stadion (weil dort selten was gelingt) kaum
etwas im Wege. Doch so einfach ist es wohl nicht. Denn auch wenn es
am Gladbacher Auftritt gestern nichts auszusetzen gibt – an dem der
Gäste gab es das wohl. So desolat wie die Schwaben muss man den
nächsten Gegner nicht erwarten. Aber auch gestern zeigte sich, wie
schmal der Grat ist, auf dem Borussia Spiel fußt. Gegen Stuttgart
sprang nahezu jeder enge Ball wieder in die Füße der Borussen,
viele durchaus hart geführte Zweikämpfe wurden nicht abgepfiffen
und sorgten so für viele Balleroberungen, die Raffael und Co. in
gefährliche Angriffe ummünzen konnten. Das demoralisiert natürlich
auch den Gegner, und wenn ich mich richtig erinnere, ging es uns
gegen den HSV und beim 0:5 in Leverkusen im negativen Sinn ähnlich.
So bitter der
Ausfall von Oscar Wendt ist, André Schubert kann insgesamt mit den
Alternativen zufrieden sein. Martin Hinteregger machte es auf der
linken Abwehrseite recht gut, hatte sogar viel Zug nach vorn und
einige gute Szenen im Angriff. Das kann natürlich aber auch ein
Stück weit an den nachlassenden Gegnern gelegen haben. Nico Elvedi
überzeugt auf rechts (auch er könnte wohl auf der Wendt-Position
spielen) und auch Havard Nordtveit zeigte sich von seinem schwachen
Auftritt gegen Augsburg erholt. Dass von Didavi und Co. rein gar
nichts zu sehen war, zeigte insgesamt, dass die Defensivabteilung
schnell lernfähig ist.
Sehr gefreut habe
ich mich über das märchenhafte Comeback von Patrick Herrmann, der
mit dem ersten Pass loszog und vollstreckte, als wäre er nie weg
gewesen. Noch mehr allerdings hätte es mich gefreut, wenn es nicht
diese unglückliche Einwechslung für ihn am Sonntag gegeben hätte,
die Borussia im Spiel rein gar nichts brachte und dem Spieler auch
nicht unbedingt.
Es sendete aber ein
anderes Signal: Die Zeit von Branimir Hrgota in Gladbach ist
endgültig abgelaufen. Wäre es anders, hätte Schubert ihn in
Augsburg gebracht, vielleicht sogar auch von Beginn an auf Stindls
Position. Dass er dann aber sogar in einem Spiel, das auf Messers
Schneide steht, auf die Einwechslung eines topfitten Stürmers
verzichtet, der zudem nach Schuberts Worten gut trainiert hat, und
dafür einem lange verletzten Spieler „ein bisschen Spielpraxis“
verschafft, hat mich sehr verwundert.
Bundesliga 2015/16, 24. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 4:0 (2.3.16)
(Tore für Borussia: 1:0 Hazard, 2:0 Raffael, 3:0 Herrmann, 4:0 Eigentor Großkreutz)
Bundesliga 2015/16, 24. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 4:0 (2.3.16)
(Tore für Borussia: 1:0 Hazard, 2:0 Raffael, 3:0 Herrmann, 4:0 Eigentor Großkreutz)
Abonnieren
Posts (Atom)