2020-12-22

Ein Schlusspunkt wie gemalt

"Denn eins ist klar: So gemütlich wie heute wird es in dieser Saison wohl nicht nochmal." Das schrieb ich als letzten Satz in meinem Bericht über den lockeren Aufgalopp gegen den FC Oberneuland in Runde 1 des DFB-Pokals. Und ich bin heilfroh, dass ich mich da geirrt habe.

Endlich mal wieder ein klar gewonnenes Spiel, das man entspannt anschauen konnte. Bei dem es spätestens zur Halbzeit darum gehen konnte, ein paar Vielspieler zu schonen und jenen Spielpraxis zu geben, die bisher zu kurz kamen. Ein Spiel, das - zumindest auf den ersten Blick - ohne weitere Verletzungen vorbei ging. 

Das war nicht selbstverständlich, denn der tapfere Regionalligist SV Elversberg verkaufte sich gerade in der ersten Viertelstunde teuer, war bissig und zielstrebig im Spiel nach vorn. Was wäre gewesen, wenn Schnellbacher in der 17. Minute den Aufgleich erzielt hätte, als er schon an Sippel vorbei war, aber ins Straucheln geriet?
Was, wenn sich der Gegner nicht früh und innerhalb von fünf Minuten völlig unnötig um alle Chancen gebracht hätte, als Tekerci sich innerhalb von fünf Minuten zwei Gelbe Karten einhandelte und sein Team in Unterzahl brachte? Ich will es nicht wissen, und ich muss mir zum Glück keine Gedanken mehr darum machen. Doch das Spielglück und die Meckerempfindlichkeit von Schiedsrichter Markus Schmidt kamen dem VfL heute zumindest ein bisschen zugute. Darf ja auch mal sein.

Die Spieler um Matthias Ginter machten aber auch ihrerseits ihre Sache gut, blieben aufmerksam, spielten kräfteschonend und zugleich immer wieder gefährlich nach vorn, sodass der Gegner stets in der Defensive so beschäftigt war, dass sich ihm kaum Gelegenheit für Entlastung bot. Alles wie gemalt also, mit dem Platzverweis natürlich erst recht.

Aber ganz ehrlich: Heute hätte ich mir echt auch bei so einem Gegner mal wieder ein volles Stadion gewünscht, das diese klinische Atmosphäre und das viele Geschrei der Aktiven einfach wegwischt und auch einer unterlegenen Mannschaft nochmal ein paar Extra-Prozent mitgeben kann. Es fehlt einfach. Aber das muss ich ja bei Euch nicht betonen.

Über den feinen und glatten Sieg hinaus gab es noch ein paar Randaspekte, die mich heute besonders gefreut haben:

- Dass Tobias Sippel sich sein Zu-Null mit zwei, drei sehr guten Paraden selbst auch verdient hat und verdienen konnte.

 - Dass Laszlo Benes endlich mal über 90 Minuten Selbstvertrauen tanken und dabei auch sein außerordentliches Ballgefühl und seine gute Übersicht vorführen durfte (natürlich gegen einen Gegner, der ihm vor allem in Unterzahl mehr Platz lassen musste als jede Bundesligamannschaft es tun würde).

- Dass sich Pechvogel Julio Villalba endlich, endlich mal wieder in einem Pflichtspiel für die Profis beweisen konnte. Und natürlich, dass ihm die Mannschaft den Elfmeter zum 5:0 überließ. Das zeigt einmal mehr, dass da ein sehr empathischer Haufen zusammengewachsen ist, in dem jeder bereit ist, dem anderen zu helfen.

- Dass der Verein alle bis hierhin gesteckten Ziele erreicht beziehungsweise in Reichweite hat. DFB-Pokal: Check!, Champions League: Check!!!, Bundesliga: alles drin (mit ein paar leichten Dellen im Blech). Borussia tanzt also auch zu Beginn des neuen Jahres noch auf drei Hochzeiten. Dass das außergewöhnlich ist, muss ich nicht betonen.

Ansonsten will ich natürlich nicht dauernd solche einseitigen Spiele sehen. Aber für den Zeitpunkt heute war es einfach sehr gut, wie es war - auch so langweilig, wie es war. Es tat uns allen mal gut nach diesen Turbo-Power-Wochen - den Spielern, den Trainern, den Fans, dem Rest des Vereins.
Es erlaubte uns, auch im Wettkampf einmal tief durchzuatmen und zumindest beruhigt Weihnachten zu feiern. 

Ich wünsche Euch, dass Ihr das so unbeschwert tun könnt, wie es eben in diesen Zeiten geht und schicke Euch liebe Rautengrüße dahin, wo immer sie Euch gerade erreichen. Haltet die Ohren steif, bleibt gesund  und bis bald schon wieder! Euer Michael

DFB-Pokal 2020/21, 2. Runde: SV Elversberg - Borussia Mönchengladbach 0:5. Tore für Borussia: 0:1 Wolf, 0:2 Benes, 0:3 Stindl, 0:4 Herrmann, 0:5 Villalba (FEM, Herrmann)

Saisonspende: Mit fünf Toren und dem Zu-Null von Tobi Sippel kommen im letzten Spiel des Jahres 3,50 Euro in den Topf, der jetzt mit 66,50 Euro gefüllt ist.

Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Erreichen der K.o-Phase und für jede weitere erreichte CL-Runde: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

 

2020-12-19

Schlechte Angewohnheiten

Ich glaube, es ist nach 9 Spielen in 29 Tagen nicht unbedingt die Zeit für mich, ein Spiel akribisch bis ins Einzelne taktisch zu analysieren, um Gründe zu finden, die zu  einer Niederlage geführt haben. Es gibt dennoch einige Dinge anzusprechen zu dieser vermeidbaren Niederlage, die richtig weh tut: tabellarisch, aber auch menschlich.

Zum einen war dieses 1:2 unnötig, weil es eine deutlich verbesserte und meist sehr kompakte Abwehrleistung über 75 Minuten wertlos machte.

Zum anderen, weil die Gegentore in letzter Zeit irgendwie immer wieder auf vergleichbare Art und Weise fallen. Und weil die Mannschaft in Führung liegend immer wieder zu sehr versucht, ein Ergebnis zu verwalten, statt es weiter aktiv zu gestalten.

Und natürlich, weil diese Niederlage nicht nur eine der Mannschaft war, sondern auch eine persönliche von Marcus Thuram. Mit seiner hässlichen Aktion in der 79. Minute rückte für mich der Ärger über die unnötige Niederlage in den Hintergrund. Denn auch wenn ich selbst nichts getan habe, schäme ich mich als Gladbach-Fan für diese Szene.

Der Reihe nach. Bis zum 1:1 war ich mir sicher, dass Borussia das Spiel heute gut nach Hause bringen wird. Die Spieler von Marco Rose waren vor allem in der ersten Halbzeit schneller in den Zweikämpfen, besser in der Spielanlage, und sie hatten die besseren Chancen, auch wenn Yann Sommer bei Kramarics Pfostentreffer und bei zwei knapp neben das Tor geschossenen Bällen auch mit dem Glück im Bunde war. Der VfL hätte auf der anderen Seite aber durch Breel Embolos zu leicht vergebene Konter durchaus deutlicher führen können - ja sogar müssen. 

Stattdessen musste ein ziemlich ungeschickter Einsatz von Hoffenheims Dennis Geiger gegen Thuram herhalten, um Borussia in Person von Kapitän Lars Stindl per Elfmeter in Führung zu bringen. Es war einer dieser Elfmeter, die ich gar nicht gern sehe, weil dort ein Abwehrspieler sehr hart bestraft wird, obwohl bei dem aus dem Strafraum rauslaufenden Stürmer keinerlei Torgefahr besteht. Nun gut, so ist die Regel, und nach dem 2:3 in Frankfurt profitierte Gladbach bereits zum zweiten Mal in einer Woche davon.

In der zweiten Halbzeit stand Borussia weiter stabil, ohne zu glänzen. Es gelang ihr aber auch nicht, mehr Druck aufzubauen, sich durch die Hoffenheimer Abwehr zu kombinieren und einen vernünftigen Angriff zu Ende zu spielen, um die Partie vorzeitig zu entscheiden. Das zieht sich durch die gesamte Saison, genauso wie die häufig vermeidbaren Gegentore. Die haben heute wiederum besonders beispielhaften Charakter. 

Der Ausgleich resultierte aus einem Konter nach einem Pressschlag mit Stindl im Hoffenheimer Strafraum und einem folgenden verlorenen 50:50-Zweikampf von Elvedi gegen Bebou. Der Ballverlust und der Gegenangriff - das kann passieren, auch wenn vielleicht manchmal ein taktisches Foul da möglich und sinnvoll gewesen wäre. Doch den entscheidenden taktischen Fehler beging im Anschluss ein anderer Spieler, nämlich der gerade eingewechselte Hannes Wolf. Vor allem deswegen kam am Ende Kramaric vor dem Tor völlig frei zum Schuss.

Denn: Christoph Kramer machte den richtigen Laufweg nach außen, um den durchgebrochenen Bebou zu stellen, kam aber nicht mehr nah genug heran, um die Flanke zu verhindern. Stefan Lainer ging - auch gut - auf den kurzen Pfosten mit, um einen Pass auf Baumgartner zu verhindern. Also wäre es die Aufgabe des dritten in Reichweite gelaufenen Spielers gewesen, im Rückraum von Lainer einzulaufen, falls die Flanke in die Mitte oder zum langen Pfosten kommt. Wolf aber lief ebenfalls auf den kurzen Pfosten zu. Und weil er den in seinem Rücken mitlaufenden Kramaric über die ganze Zeit von der Mittellinie bis in den Strafraum nicht auf dem Schirm hatte, stand der dann völlig frei.

Auch beim zweiten Tor ist Wolf einer der entscheidenden Akteure, obwohl oder weil er hinten fehlte. Bei seinem Kopfballduell wurde er leicht geschoben, absolut nichts, was man pfeifen muss. Statt schnell die Situation zu erfassen, blieb der Östereicher aber laut schreiend am Boden liegen und kümmerte sich auch nicht mehr um den weiterlaufenden Angriff der TSG. Auch in der Wiederholung ist nichts zu erkennen, was Wolf derart wehgetan haben könnte, dass er sich bis zum Gegentor nicht mehr vom Rasen erhob. 

Fakt ist allerdings, dass das Spiel zurecht weiterlief, und sein Gegner auf dem Flügel, Ryan Sessegnon, nach der Verlagerung auf rechts und der per Kopf verlängerten Flanke dort stand, wo Wolf auch hätte stehen müssen - wäre er nicht liegengeblieben.
Wenn man hart ist, kann man also sagen, dass Marco Rose heute einen Teil der Niederlage eingewechselt hat. Aber es geht mir nicht darum, den Stab über dem jungen Offensivspieler zu brechen. Denn in anderen Spielen waren es andere Borussen, die ähnliche Fehler gemacht haben. Allerdings muss Wolf im defensiven Verhalten schnell dazulernen, wenn er eine echte alternative sein will. Und er muss vor allem aufhören, auch bei leichten Fouls oder einfach Ballverlusten wie ein Sterbender zu Boden zu sinken, liegenzubleiben und auf einen Pfiff zu warten - oder darauf, dass der Gegner Erbarmen hat und den Ball ins Aus schlägt.

Wenn der Schiedsrichter ein Foul nicht gleich pfeift, dann pfeift er es gar nicht mehr. Das weiß jedes Kind. Hannes Wolf schadet mit solchen Aktionen nicht nur der Mannschaft, sondern auch seinem eigenen Ruf. Denn man darf sicher sein, dass auch die Schiedsrichter beobachten, wie sich Spieler verhalten. Und dass sie bei jemandem, der sich auch mal solche "Mätzchen" leistet, wenn er nicht hart gefoult wird, dies auch großzügiger durchwinken als bei anderen.

Aber nochmal: Der VfL hätte bis zur 75. Minute das Spiel aus eigener Kraft längst entschieden haben können, er hätte durch Embolo auch noch spät ausgleichen können. Also bringt es nichts, die Schuld  auf einzelne Spieler abzuwälzen. Daraus lernen muss man allerdings, und ich denke, das werden die Spieler auch.

Daraus lernen, das gilt heute ganz besonders aber für Marcus Thuram. Der junge Franzose hat nicht nur mich heute maßlos enttäuscht. Es gibt absolut nichts schönzureden, diese Rote Karte war verdient und natürlich unumgänglich. Dass Tikus seinen Gegner aus wenigen Zentimetern Abstand auch noch direkt Richtung Mund spuckt, ist besonders widerlich, und macht das Ganze für mich noch schlimmer. Das gilt nicht nur, aber auch in Corona-Zeiten.

Und auch wenn wir sicher gerne eine hätten: Es gibt keine Entschuldigung dafür. Wer sich dazu hinreißen lässt, jemanden anzuspucken, hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Die ganze Spuckerei auf dem Platz ist ohnehin eklig und unnötig, eine ziemlich blöde Angewohnheit, wie Chris Kramer im Interview nach dem Spiel offen zugab. Aber in Richtung des Gegners ist es einfach inakzeptabel. Und da ist es egal, was der Gegner vorher zu ihm gesagt hat. Worte sind Worte - spucken, treten oder schlagen, das ist eine andere Qualität.

Das besonders Enttäuschende ist, dass gerade Marcus Thuram für solches Verhalten bisher überhaupt nicht stand. Er ist ohne Frage einer der meistgefoulten Spieler der Liga, und dabei bekommt er viele mögliche Situationen noch nicht einmal für sich gepfiffen. Doch er gehört trotzdem nicht zu den Meckerern und Lamentierern. Er schien sich auch gegenüber den Gegenspielern und Schiedsrichtern immer im Griff zu haben. 

Heute wurde er von Posch in der Szene natürlich provoziert, aber auch das ist nicht das erste Mal für ihn gewesen. Warum ihm heute die Sicherungen durchgebrannt sind, wird er vielleicht selbst nicht erklären können. Er wird ganz sicher daraus lernen, er ist intelligent und gut erzogen, und er steht auch für Werte innerhalb und außerhalb des Fußballplatzes. Der Verein und Marco Rose haben gut reagiert und tun gut daran, ihn aus der Schusslinie zu nehmen. Auch hier darf man ihn nicht wegen eines Fehlverhaltens verdammen. Dennoch wird ihm das noch eine ganze Zeit nachhängen.

Nicht zuletzt erwies er seinem Team einen Bärendienst - und nicht nur für heute. Bei der Widerlichkeit der Spuckattacke direkt ins Gesicht und in Coronazeiten kann ich mir durchaus sechs Spiele Sperre oder mehr vorstellen, sicher werden es mindestens vier. Das bedeutet, er fehlte nicht nur heute in der Schlussphase und im Spiel gegen Bielefeld am 2. Januar. Er fehlt damit auch gegen Bayern und ziemlich sicher gegen den BVB. 

Das macht das, was Borussia jetzt braucht - möglichst bald mal eine kleine Erfolgsserie, um den Anschluss an die oberen Plätze nicht zu verlieren - natürlich nicht leichter. Aber vielleicht lässt es das Team ja auch noch etwas enger zusammenrücken. Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Reaktion am Dienstag im Pokal gegen Elversberg. Hoffentlich ohne die schlechten Angewohnheiten, mit denen sie sich heute selbst auf die Verliererseite gebracht haben.

Bundesliga 2020/21, 13. Spieltag: Borussia  Mönchengladbach - TSG Hoffenheim 1:2. Tor für Borussia: 1:0 Stindl (FEM, Thuram).

Saisonspende: Ein Tor, damit steigt die Spendensumme um 50 Cent auf 63 Euro.

Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Erreichen der K.o-Phase und für jede weitere erreichte CL-Runde: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2020-12-16

Stindelix und der rollende Freistoß von Frankfurt

Heute Abend um 18.50 Uhr hatte ich ein ganz gutes Gefühl. Meine Mannschaft führte 1:0 bei Eintracht Frankfurt, was für mich persönlich als in Hessen geborener, aufgewachsener und auch wieder dort lebender Gladbach-Fan schon mal ein sehr wichtiger Punkt ist. Doch Borussia hatte das Spiel ja auch im Griff, spielte gefällig, mit viel Ballbesitz gegen verunsichert wirkende Frankfurter. Und dann stand ja auch noch das frühe Führungstor durch einen feinen Freistoßtreffer von Kapitän Lars Stindl. Alles in der Spur, so schien es.

Doch dann geschah etwas, was ich nicht zum ersten Mal gesehen, aber in dieser Saison schon für überwunden gehalten hatte. Innerhalb von zehn Minuten verlor die Elf von Marco Rose völlig ihr Konzept, ließ sich überrumpeln und mit einfachsten Mitteln aushebeln. Und sie fand und fand nicht zurück zur eigenen Stärke.
Es ging noch verzeihlich los: Eine unglückliche Abwehraktion von Stefan Lainer im Strafraum führte zum Handelfmeter: 1:1. Keine zwei Minuten später pfiff Schiedsrichter Benjamin Cortus einen Freistoß für die Adler-Träger tief in deren Hälfte. Abraham warf den Ball vor sich auf den Rasen und spielte einen Pass auf Barkok, noch bevor der Ball ruhte. Der schickte Stürmer Silva auf die Reise gegen eine unsortierte VfL-Defensive, die zum Teil noch dabei war, sich über die irreguläre Ausführung des Freistoßes zu wundern.

Als alle gerechtfertigen Proteste beim Schiedsrichter nichts nutzten, gaben die Fohlen das Spiel dann völlig aus der Hand. Barkok machte bei seinem schönen Solo zum 3:1 die gesamte Gäste-Abwehr lächerlich. Ab da wollte den Borussen nichts mehr gelingen.

Das Spiel wurde grausam. Trotz frischen Winds von der Bank gelang Gladbach bis tief in die Schlussphase kein einziger bemerkenswerter Angriff, geschweige denn eine Torchance, die diesen Namen verdient gehabt hätte. Mit zunehmender Spielzeit ballerten Sommer, Ginter oder Kramer hilf- und ideenlos Ball um Ball aus der eigenen Hälfte nach vorn, wo die Frankfurter aber kaum Probleme hatten, die Borussen-Stürmer unter Kontrolle zu halten. Und wenn es doch mal hätte gefährlich werden können, fegten die Hessen mit ihrer noch aus Kovac-Zeiten bekannten Härte ordentlich dazwischen. Allerdings muss man sagen, dass sich in dieser Kategorie die Gladbacher Spieler immerhin zu wehren wussten.

Die Partie wurde zum schwächsten Auftritt des VfL seit langer Zeit. Dass aus Borussensicht aber doch noch etwas Positives zu notieren blieb, lag allein an der Willensleistung, mit der sich Dreifachtorschütze Lars Stindl und seine ebenfalls auf dem Zahnfleisch kriechenden Teamkollegen in der Schlussphase doch noch einen kaum für möglich gehaltenen und nicht wirklich verdienten Punkt erstritten. 

Dabei halfen drei Dinge. 

1) Ein Platzverweis gegen David Abraham, den es vielleicht nicht gegeben hätte, wenn den Schiedsrichter nach der Szene vor dem 1:2 nicht doch ein kleines bisschen das schlechte Gewissen geplagt hätte. Denn vor Abrahams leichtem, aber taktischen Foul an Breel Embolo hatten schon drei andere Eintracht-Spieler regelrecht Jagd auf den Schweizer gemacht, um ihn auf dem Weg nach vorne zu Fall zu bringen. Da ich mich schon so oft über ausbleibende Karten in solchen Szenen geärgert hatte, war ich auch diesmal nicht überzeugt, dass es dafür diesmal eine geben würde.
Doch das anschließende Gerangel zwischen Rode und Embolo brachte vielleicht den entscheidenden Vorteil für Borussia. Rode provozierte den VfL-Stürmer nach dem Foulpfiff, Embolo schubste ihn ein wenig, Rode fiel theatralisch, aber Cortus gab beiden Streithähnen Gelb. Das ist ein übliches Vorgehen, aber dadurch konnte Cortus Rode nicht auch noch für sein vorheriges Foul verwarnen, was deutlich grober war als das seines Teamkollegen Abraham. 

Ich bin mir aber nicht sicher, ob Cortus diese Entscheidung auch in einem vollen Frankfurter Stadion und in aufgeheizter Atmophäre so getroffen hätte. Mein unmaßgeblicher Tipp: Dann wäre Embolo mit Rot vom Platz gegangen.

Wie auch immer: Ein wichtiger Nebeneffekt dieses Platzverweises war nicht nur, dass Abraham hinten fehlte, sondern auch, dass Adi Hütter defensiv wechseln musste und keinen schnellen Stürmer mehr bringen konnte, der gegen die aufgerückten Borussen den Sack hätte zumachen können.

2) Ohne das ungeschickte und eher zufällig im Strafraum passierte Foul von Barkok an Embolo wäre Borussia an diesem Abend ganz sicher nicht mehr zu einem Torerfolg gekommen. So aber übernahm der Kapitän wie gewohnt Verantwortung und verweigerte sich auch noch des ungeschriebenen Gesetzes, dass in einem solchen gebrauchten Spiel dann auch geschenkte Elfmeter nicht verwandelt werden können. Lars Stindls Schuss war zwar schwach, aber Trapp konnte ihn nur mit der Hand ins eigene Tor lenken. Bis dahin hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, dass das Spiel noch eine Wende zum Besseren nehmen könnte. An ein Remis glaubte ich auch trotz des Anschlusstreffers nicht mehr so recht.

3) Die Moral und Verbissenheit, die zum Erfolg führt. Ohne die Zähigkeit, mit der sich Spieler wie Lars Stindl bis zuletzt in jeden Zweikampf stürzen, wäre ein Momentum wie das der Gladbacher in den letzten acht Spielminuten nicht möglich. Zweimal warf sich der Borussen-Anführer in den wohl letzten Kopfball (danke Ibo Traoré für die feine Flanke!), und beim zweiten Anlauf wehte gar ein Hauch von Gerd Müller durch den Frankfurter Fünfmeter-Raum. Richtig stehen und den Ball mit allem, was man hat, über die Linie prügeln - in diesem Moment passte sogar Stindls Figur zu diesem ansonsten sicher nicht angemessenen Vergleich. 

Dieses 3:3 war ein absoluter Sieg des Willens und der Moral. Und es ist etwas Positives als letzter Eindruck eines vermurksten Spiels, was bedeutet, dass man davon für die restlichen zwei Spiele vor Weihnachten nochmal zehren kann. Das war ganz, ganz wichtig.

Ja, aber woran lag es denn nun, dass sich die Rose-Schützlinge von der Eintracht so abkochen ließen? Der Trainer wird da intern die Finger sicher genau in die Wunde legen, und seine eigene Taktik und Aufstellung vielleicht auch hinterfragen. Fakt ist, zur Halbzeit kamen in Lazaro und Zakaria zwei neue Spieler für Hannes Wolf und Laci Benes. Letztere waren die, die in der sich zunehmend auflösenden defensiven Ordnung am deutlichsten abfielen. Dabei hatten beide zu Anfang auch gute Szenen gehabt. Doch gerade Benes ging es oft zu forsch offensiv an, sodass in seinem Rücken Räume für die Eintracht entstanden, die Chris Kramer allein nicht schließen konnte. Die Wechsel zur Halbzeit waren zwar folgerichtig, aber sie fruchteten nicht so wie erhofft, weil auch Denis Zakaria und Valentino Lazaro nach vorne zunächst nur wenig bewegten.

Heute zeigte sich, dass Kreativität fehlte. Einer dafür, Alassane Plea, hatte einen sehr durchwachsenen Tag, der mit einem völlig unötigen Schubser gegen Hinteregger und dessen Zusammenpral mit Keeper Trapp begann und wohl mit Schmerzen in der Leiste bei der Auswechslung endete. Jonas Hofmann ist noch nicht wieder soweit, ins Geschehen eingreifen zu können.
Und der wichtigste der unermüdlichen Duracell-Hasen im Borussia-Mittelfeld, Flo Neuhaus, hatte sich mit seiner 5. Gelben Karte gegen Hertha BSC selbst eine Atempause für den Dienstag verordnet. Wie sehr er als Verbindungsglied und ordnende Hand fehlte, zeigte sich bei dem wilden 3:3 überdeutlich.

So, ihr wartet bestimmt schon die ganze Zeit auf meine Schiri-Schelte wegen des absurden Nichteingreifens vor dem 1:2. Ja, kommt gleich. Denn bevor man hier die Keule rausholt, muss man festhalten, dass es vor allem an der fehlenden Aufmerksamkeit und dem schlechten Verhalten in der Rückwärtsbewegung der Gladbacher lag, dass die drei Gegentore fielen. Alle waren vermeidbar.

Vor dem Elfmeter gab es die Möglichkeit, den Ball früher zu klären.
Vor dem 1:2 muss man natürlich auch wach und darauf gefasst sein, dass der Gegner den Freistoß schnell ausführen könnte und ihn im Idealfall sogar blocken, auf jeden Fall aber den langen Ball auf Silva besser verteidigen. Das gilt vor allem, wenn man dieses Stilmittel, den schnellen Freistoß, selbst gern nutzt.
Und vor dem dritten Tor kann man einfach alles besser machen. Wenn ein Spieler im Strafraum fünf zaghaft angreifende Gegner stehen lässt und den Ball dann auch noch seelenruhig in die lange Ecke schieben kann, ist eine Menge aufzuarbeiten. Aber das sind zum Glück keine Riesenbaustellen, daran lässt sich drehen. Und wenn ein Spieler ausgeruht wäre, würden ihm solche Nachlässigkeiten wohl auch nicht so leicht passieren. Das ist das, was man in dieser Phase des Jahres dann wohl einfach in Kauf nehmen muss. Am Willen hat es jedenfalls auch heute nicht gemangelt.

So, nun zur Szene des Tages, die die Spieler von Marco Rose dann doch so aus dem Konzept gebracht hat, dass das Spiel eine andere Wendung nehmen konnte. Da haben wir heute also alle wieder etwas gelernt über die Feinheiten der Fußballregeln oder das, was die Fußballverwalter daraus gemacht haben.

Für mich als Fußballpragmatiker ist es ganz einfach. Wenn eine Regel nicht eingehalten wird, muss der Sünder zurückgepfiffen werden. Da der Ball beim Freistoß von Abraham nachweislich nicht ruhte, war die folgende Aktion, der Torschuss auf der anderen Seite, folgerichtig irregulär. Wie wie gelernt haben, gilt diese Regel aber nicht immer und für jeden. Sie gilt nur, wenn der Schiedsrichter auf dem Feld es so gesehen hat und entsprechend den Freistoß zurückpfeift. Das passiert nicht selten, ich kann mich an ein paar solcher Situationen zum Nachteil von Gladbach in den vergangenen Jahren erinnern.

Jetzt kommt aber das Irre daran. Der Schiedsrichter auf dem Feld hat es ja nachvollziehbar schwer, diese Frage - Ball ruht beim Tritt des Spielers oder nicht - in Echtgeschwindigkeit richtig zu beurteilen. Er fällt also oft eher eine "Wahrscheinlich-ja"-Entscheidung. Davon profitierte auch Borussia schon, bei einer Freistoßtorvorlage von Chris Kramer, die im Nachhinein für großen Aufruhr nicht nur beim Gegner sorgte, weil da der Ball wohl ebenfalls nicht ganz zum Liegen gekommen war. Damals gab es noch keinen Videoassistenten, der hätte helfen können.

Heute ist das anders. Kein Problem also, denkt der Fußballpragmatiker, dann wird das im Nachhinein eben richtig entschieden. Doch weit gefehlt. Der VAR durfte in dieser Szene den Schiedsrichter nicht über seine Fehleinschätzung aufklären, weil eine inkorrekte Spielfortsetzung (zumindest weit entfernt vom Tor des Gegners) nicht als "match-changing decision" gilt und somit nicht in seine Kompetenz fällt.
Da fehlen mir wieder einmal die Worte. Ein Tor, das aus einem Regelverstoß fällt, hat keinen Spiel verändernden Charakter? Man nutzt ein technisches Hilfsmittel nicht, das den Schiedsrichter in dieser Situation vor einer falschen Entscheidung bewahrt und überlässt es der Wahrnehmung des Referees, ob ein Freistoß, der zu einem Tor führt, korrekt ausgeführt wurde oder nicht? Das ist absurd.

Natürlich: Wenn im Spiel ein Eckball fälschlicherweise gegeben wird und daraus fällt ein Tor, wird dies auch nicht anulliert, denn dann hatte die gegnerische  Mannschaft ja noch die Chance, den Eckball besser zu verteidigen.
Bei einem Konter, der aus einem Ballverlust - oder eben aus einem zu schnell ausgeführten Freistoß resultiert, ist das schon viel schwieriger. In diesem Fall muss man auch berücksichtigen, dass der Protest der Gladbacher Spieler und die kurze Ablenkung den Torerfolg enorm begünstigt haben. Es ist zu einfach, den Spielern vorzuwerfen, dass sie eben aufmerksamer hätten sein müssen. Es ist schließlich eine allgemein anerkannte und in der Praxis gelebte Konvention, dass der Ball ruhen muss, bevor er gespielt werden darf. Die Irritation über den Schiedsrichter, der in dieser Szene einen relativ deutlichen Verstoß gegen die Regel übersah, ist nichts Verwerfliches. Und auf dem Niveau, auf dem der Profifußball gespielt wird, ist schon ein Augenblick dieser Ablenkung oft genug, um eine Mannschaft so wie heute entscheidend in ihrem Abwehrverhalten zu stören.

Und doch hätte es in diesem Fall eine klare Lösung gegeben, die die unsinnige Regel, dass der VAR nicht eingreifen durfte, außer Kraft gesetzt hätte. Chris Kramer forderte den Schiedsrichter nach seiner Schilderung ja auf, sich die Szene selbst anzusehen, was der aber ablehnte. Und das ist das, was ich Cortus heute vorwerfe. 

Ob er sich sehr sicher war? Oder unsicher? Ob er zu stolz war? Warum auch immer, er hatte es in der Hand, für Gerechtigkeit zu sorgen. Denn wie gesagt: Man kann den Hauptgrund für das Gegentor ja durchaus in der Unaufmerksamkeit der verteidigenden Mannschaft sehen, wie es auch die Schiedsrichter-Erklärer von "Collinas Erben" heute durchblicken ließen. Aber es ist nicht die Aufgabe des Schiedsrichters, dies für sich abzuwägen und in die Entscheidung mit einfließen zu lassen. Er ist da, um dafür zu sorgen, dass den Regeln Genüge getan wird. Das hat er nicht getan, und er hat die Chance versäumt, diesen Fehler zu korrigieren. Und die Spielfortsetzung - Regel 8 im Fußball - ist eine elementare Regel, nämlich die erste, die sich mit dem aktiven Spiel selbst beschäftigt.

Hier wünsche ich mir einfach mehr Einheitlichkeit und Gerechtigkeit. Wie oft werden schnell ausgeführte Freistöße - nicht nur bei Gladbach - zurückgepfiffen. Wie oft verhindert der Schiedsrichter eine gewünscht schnelle Ausführung, obwohl doch der Freistoß ein Vorteil der ballbesitzenden Mannschaft sein soll.
Wieso werden Gegner, die die Ausführung eines Freistoßes permanent verhindern, indem sie sich vor den Ball stellen, so selten sanktioniert? Wie passt das zusammen? Und wie passt der lasche Umgang mit dem unbestrittenen und klaren Regelverstoß vor dem 1:2 heute zusammen mit einer anderen Szene in der ersten Halbzeit, als Benjamin Cortus einen Freistoß für Borussia pfiff, den Ball aber selbst sofort ein paar Meter zurückkickte, und dem VfL damit gänzlich die Möglichkeit nahm, den Ball schnell weiterzuspielen? 

Es ist in ein paar Tagen schon vergessen, wie dieses 3:3 heute zustande kam. Aber bei der nächsten vergleichbaren Situation weiß ich doch schon, dass wir auch über den "rollenden Freistoß von Frankfurt" wieder diskutieren werden. Und das ist nicht das, was wir alle wollen. Also, liebe Regelhüter: Lernt aus solchen Vorfällen. Nutzt die technischen Möglichkeiten konsequent, und richtet die Regeln nach dem Sinn des Spiels aus, nicht nach der größtmöglichen Entscheidungs-Flexibilität für Schiedsrichter. Dann klappt's auch mit dne Gladbach-Fans.

Bundesliga 2020/21, 12. Spieltag: Eintracht Frankfurt - Borussia  Mönchengladbach 3:3. Tore für Borussia: 0:1 Stindl, 2:3 Stindl (FEM, Embolo), 3:3 Stindl.

Saisonspende: Drei Tore des Kapitäns zählen in einem wilden Spiel, damit freue ich mich über die aktuelle Spendensumme von 62,50 Euro (+ 1,50 Euro).

Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Erreichen der K.o-Phase und für jede weitere erreichte CL-Runde: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

 

2020-12-12

Kompromiss-Fußball

Wieder kein Heimsieg gegen einen vermeintlich leichten Gegner, wieder nicht der Glanz, den wir von unserer Mannschaft auch in dieser Saison schon gesehen haben. Ich werde deshalb heute mal etwas grundsätzlicher. Warum? Weil mancher Fan, wie man in den sozialen Medien lesen muss, schon mit ängstlichen Blicken nach unten schaut oder mit Unverständnis oder blanken Nerven auf diverse Punktverluste reagiert - wo die Rose-Elf doch in der Champions League schon zu viel besseren Leistungen fähig war. Aber es ist wohl so: Die Milchmädchenrechnung ist eben auch im Fußball nicht auszurotten.

Klar, Unentschieden sind immer irgendwie komisch - nicht Fisch, nicht Fleisch, jedenfalls kein klares Ergebnis, mit dem man etwas anfangen kann. Man verliert im schlechten Fall gegenüber Konkurrenten Boden in der Tabelle, jedenfalls kommt man nicht von der Stelle. Und man hat immer das Gefühl, etwas verloren zu haben, nämlich Punkte, die einem vielleicht am Ende fehlen werden.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein einziger gewonnener Punkt, zum Beispiel der von heute, am Ende genausogut den Ausschlag für eine bessere Platzierung geben kann. Aber auch das wissen wir heute natürlich noch nicht, und deshalb machen wir uns natürlich immer Sorgen. Aber müssen wir das wirklich?

Der VfL hat in dieser Bundesliga-Saison bislang fünfmal mit dem Gegner die Punkte geteilt. Mit dieser für Gladbach-Fans in den vergangenen Jahren eher seltenen Häufung steht der Verein in der Liga aber längst nicht allein. Frankfurt (7 Remis), Wolfsburg (6) sowie Union, Stuttgart, Freiburg und Bremen (je 5) teilen unser Schicksal. Und weil das so ist, steht keine dieser Mannschaften ganz vorne. Aber es ist auch keine chancenlos abgeschlagen, wenn man mal auf europäische Startplätze schielt. Wolfsburg hat vier Punkte vor dem VfL, Stuttgart und Union, wir haben vier Punkte auf Frankfurt und Freiburg liegt auf Platz 14 zwei Punkte hinter der Eintracht. Das heißt, nach einem Drittel der Saison ist Freiburg sechs Punkte oder zwei Siege von einem Euro-League-Platz entfernt. 

Borussia wiederum hat sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer München, fünf auf den Dritten Leverkusen und vier auf Wolfsburg. Zu vergeben sind ab heute aber noch 69 Punkte. Und damit komme ich auf meinen Punkt: 

Ja, es läuft nicht alles so glatt wie schon mancher Zauberangriff von Plea, Thuram und Co. in dieser Runde. Aber: Es gibt keinen Grund für irgendwelche Panikschübe. Und es gibt absolut keinen Grund, irgendetwas schlechtzureden, was nicht schlecht ist. Borussia ist voll im Soll. Unser Herzensziel, die Gruppenphase der Champions League zu überstehen, ist erreicht - mit Herz, Können, bezauberndem Fußball und auch einer gehörigen Portion Glück. 

In der Liga steht das Team stabil, mit deutlich mehr Höhen als Tiefen, wohl aber mit schwankenden Leistungen. Nicht einmal aber war die Rose-Elf komplett chancenlos, so wie es am Mittwoch in Madrid war. Sie hat unter dem Strich mehr Punkte leichtfertig verschenkt als glücklich gewonnen. Das ist vielleicht ärgerlich, aber besser als umgekehrt. Und sie hat dabei immer genug gute Torchancen herausgespielt, auch wenn diese oft nicht genutzt wurden. Keine unwichtige Erkenntnis. Denn dies zeigt, dass die Spielidee und die Mannschaft funktionieren.

In der kommenden Woche schließlich steht im DFB-Pokal eine nicht zu unterschätzende, aber lösbare Aufgabe an. Einen Sieg vorausgesetzt, würde Borussia auch im kommenden Jahr noch in drei Wettbewerben vertreten sein. Das wäre ein großer Erfolg. Um den zu erreichen, muss aber die Mannschaft auch im letzten Spiel des Jahres kurz vor Weihnachten so fit und perfekt eingestellt sein, dass sie nicht doch noch stolpert. Mehr noch: Da es keine richtige Pause zwischen den Jahren gibt und das nächste Bundesligaspiel schon am 2. Januar ist, muss das in der Belastungssteuerung der Spieler auch jetzt schon berücksichtigt werden. Denn in den vergangenen Wochen blieb kaum eine Möglichkeit für eine gepflegte Rotation im Kader.     

Das Trainerteam tat also gut daran, heute so stark zu rotieren, wie es vertretbar war. Durch Yann Sommers Verletzung kam Tobi Sippel ins Tor und zeigte, dass wir uns über diese Position den Kopf nicht zerbrechen müssen. In der Innenverteidigung ist ein personeller Austausch dagegen gerade kaum möglich. 

Dass es diesmal in der Offensive mehr wurde als erwartet, hat natürlich auch damit zu tun, dass schon am Dienstag das Spiel in Frankfurt ansteht und darauf noch eine weitere englische Woche mit den Spielen gegen Hoffenheim und in Elversberg folgt. Bisher gelang es Marco Rose aus verschiedenen Gründen nur, einzelnen Spielern mal eine Partie oder auch nur eine Halbzeit Pause zu gönnen. Insofern wirkte die heutige Aufstellung gewagt, aber nicht undurchdacht. Und auch wenn das Ergebnis nicht das gewünschte war - aus Sicht der Fitness und Gesundheit der Spieler war es unerlässlich. Und natürlich auch, um zu sehen, inwieweit der "zweite Anzug" passt.

Letzteres war offensichtlich nicht wie gewünscht der Fall. Der Angriff mit Herrmann, Wolf, Embolo und Traoré war zwar "stets bemüht", wie es so schön heißt, aber trotz enormem läuferischen Aufwands blieb in der ersten Halbzeit kaum etwas Bemerkenswertes hängen. Das ist schade, vor allem für einen Spieler wie Ibo Traoré, der solche Gelegenheiten besser nutzen müsste, um sich öfter in die Mannschaft spielen zu können. Aber wenn man sieht, wie wenig Spielzeit er in den vergangenen Monaten im Gegensatz zu Herrmann, Wolf oder Lazaro hatte, kann man auch keine Wunderdinge von ihm erwarten. Insgesamt wirkte die Offensive zwar besonders in der Anfangsphase wendig, aber gegen die robuste Berliner Defensive etwas "zu leicht" - auch, weil in Embolo nur ein wuchtiger Stürmer auf dem Platz stand.

Jetzt kann man natürlich darüber lamentieren, dass die "ausgeruhten Spieler" ihre Chancen nicht genutzt hätten und der Kader keine große Rotation verträgt. Aber stimmt das? Oder muss man im Wissen um die Stärken und Schwächen im Kader, aber auch unter Berücksichtigung von Verletzungen und Belastung, in dieser Phase vielleicht einfach damit zufrieden sein, dass diese veränderte Startelf die Hertha wohl nicht dominieren und in ihre Einzelteile zerlegen würde, sondern das Spiel vor allem ökonomisch führen und offen gestalten sollte, um andere Spieler schonen zu können und nur wenn nötig von der Bank bringen zu müssen?

Ich denke, dass es gerade nicht die Zeit ist, um Borussia Barcelona aufleben zu lassen und spielerische Glanzleistungen einzufordern, nur weil wir davon in dieser Saison schon einige gesehen haben. Es ist die Zeit der Schufterei und Quälerei, mit dem Ziel, möglichst ungeschoren durch eine körperlich und mental fordernde Saisonphase zu kommen. Dazu muss man Kompromisse eingehen. Und auch akzeptieren, dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich vielleicht in seinen Plänen ausgemalt hat. Ich finde, dass sich die Fohlenelf unter diesen Umständen sehr tapfer schlägt.

Für alles, was nicht klappt (oder mal besser und mal schlechter), gibt es Erklärungen. Spieler, die Zeit brauchen, um sich mit ihren Stärken neu ins Gefüge einzufinden (zum Beispiel Wolf, Lazaro), Spieler, die (in manchen Phasen, nicht durchweg) überspielt wirken wie Ginter, Neuhaus, Thuram oder Lainer. Spieler, die in manchen taktischen Aufstellungen und gegen manche Gegner gut funktionieren, gegen andere aber nicht so gut (Wendt). Und Spieler, die aus langen Verletzungen kommen oder sehr wenig Spielpraxis haben und daher nicht die Form haben, um sofort so zünden, wie es vielleicht notwendig erscheint (wie Traoré oder Benes). 

Und damit bin ich dann auch endlich beim heutigen Spiel angekommen.

Denn die erste Hälfte gegen die Hertha war eine der fehlerhaftesten Leistungen, die ich von zwei Mannschaften seit langem gesehen habe. Gute Ansätze waren zwar bei beiden Teams da, sowohl bei den Gästen als auch bei der Rose-Elf. Aber die wurden mit einer eklatanten Fehlpassquote hüben wie drüben wieder zunichtegemacht, was das Spiel eher unansehnlich machte. Die zweite Halbzeit bot da deutlich mehr, für beide Trainer aber sicher zu viel des offenen Schlagabtauschs.

Dennoch lässt sich aus meiner Sicht für Borussia viel Gutes aus dem Spiel ziehen. Anders als gegen Freiburg und Real blieben Großchancen des Gegners diesmal Mangelware. Das Gegentor fiel aus einem individuellen Fehler, dem Ballverlust von Denis Zakaria am eigenen Strafraum. Das sollte nicht, kann aber mal passieren. Und bei einem Spieler, der sich nach acht Monaten Verletzungspause erst wieder an die frühere Topform heranarbeiten muss, sollte man diesen Fehler zum 0:1 auch nicht überbetonen.
Demgegenüber waren die Torchancen der Borussen - vor allem der blitzsauber herauskombinierte Ausgleichstreffer - von anderer Güte. Ginter und Co. ließen sich vom Rückstand in keiner Weise verunsichern und starteten danach sogar die beste Phase im Spiel, in der sie die Berliner Defensive gehörig ins Schwimmen brachten. 

Dass der VfL stärker aufkam, war natürlich vor allem den personellen Änderungen nach einer Stunde zuzuschreiben. Thuram, Plea und Lainer brachten mehr Wumms in die Angriffe. Aber es ist klar, dass sie dies wohl kaum über komplette 90 Minuten so hätten bringen können.

Aber dass es in den ersten 45 Minuten eher wenig Spaß machte, das Spiel zu verfolgen, lag auch nicht nur an den "Neuen" im Team. Spieler wie Flo Neuhaus und Matthias Ginter spielen zwar immer solide und haben in jedem Spiel auch außerordentlich gute Ideen und Momente, wie heute bei ihrer Zusammenarbeit vor dem 1:1 oder in einigen ganz starken Zweikämpfen, die Flo in Bedrängnis für sich entschied. Man sieht ihnen in einigen Aktionen aber auch an, wie dringend sie beide eine Erholungspause bräuchten. Bei Flo Neuhaus waren das heute zum Beispiel zwei grobere Fouls, bei denen er einfach zu spät reingrätschte. Das waren keine bösen Aktionen, aber einfach Unkonzentriertheiten und falsche Entscheidungen. Er hatte etwas Glück, dass er dafür nur eine Karte sah. Diese verschafft ihm allerdings nun doch ein Spiel Pause, weil es ärgerlicherweise die 5. Gelbe Karte war.     

Mit Blick auf Dienstag wird es spannend sein, ob Yann Sommer länger ausfällt. Ich habe wie gesagt großes Vertrauen in seinen Vertreter Tobias Sippel, der sich heute schnell auf Wettbewerbstemperatur einfand, aber auch etwas weniger ins Spiel eingebunden war als es der "Libero" Sommer normalerweise ist.
Das muss aber kein Nachteil sein, weil es die Innenverteidiger und den oft zurückgezogenen Sechser auch dazu bringt, das Spiel öfter schnell nach vorne zu eröffnen und weniger oft den Weg hintenrum zu suchen. Ansonsten halte ich es mit Marco Rose, der jedem seinen Spielern ver- und sehr viel zutraut. Mit dieser Einstellung sind wir bisher blendend gefahren. Auch wenn auf manch großen Schritt nach vorn auch mal ein Schritt auf der Stelle oder sogar zurück folgt. 

Bundesliga 2020/21, 11. Spieltag: Borussia  Mönchengladbach - Hertha BSC 1:1. Tor für Borussia: 1:1 Embolo.

Saisonspende: Ein Törchen von Breel schlägt heute zu Buche, damit steigt der Spendentopf leicht - auf 61 Euro.

Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Erreichen der K.o-Phase und für jede weitere erreichte CL-Runde: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2020-12-10

Plötzlich unter den ganz Großen

Heute war alles anders als gedacht, erwartet, befürchtet. Das fühlt sich für jemanden, der aus langer Erfahrung dem Borussia-eigenen Fatalismus verpflichtet ist, durchaus ungewohnt an. Aber es ist sehr gut so. Nein, noch viel besser.

Ein ganzes Spiel lang musste man heute Abend verzweifelt hoffen, dass Borussia gegen Real Madrid im vielleicht wichtigsten Spiel des Jahres doch noch die Kurve kriegt oder der Mannschaft ein Geniestreich gelingt. Man konnte sich ob der mäßigen Leistung ärgern, oder fragen, warum Gladbacher Mannschaften immer wieder dann wie das Kaninchen vor der Schlange hocken, wenn es etwas zu gewinnen gibt.
Doch als das Spiel nach 92 klar verlorenen Minuten abgepfiffen wurde, war es heute zum Glück noch nicht wirklich zu Ende.
Es folgten noch überlange acht Minuten Nachspielzeit im Parallel-Spiel in Mailand. Und als dort endlich ein wunderschönes 0:0 abgepfiffen wurde, spielte das, was sich vorher auf dem Rasen des Estadio Alfredo di Stefano in Madrid ereignet hatte, schon keine Rolle mehr (deshalb spare ich mir auch eine tiefere Spielanalyse, mit Ausnahme des großen Lobes für Yann Sommer, der heute einmal mehr fantastische Reflexe zeigte).

Im Moment des Schlusspfiffs löste sich die Gladbacher Spielertraube jubelnd von dem Tablet eines Betreuers, über dem sie gerade noch mitgefiebert hatten, ob Schachtjor Donezk das Remis gegen Inter halten und Borussia damit den Champions-League-Achtelfinalplatz sichern würde. Es war vorbei und ein ausgelassenes Freudentänzchen in Madrid folgte: Der VfL hat es erstmals geschafft, unter die besten 16 in diesem Wettbewerb zu kommen. Und muss sich dann auch für das "Wie" am letzten Spieltag ganz sicher nicht schämen.

Bei den bisherigen Versuchen, auch zuletzt in der Euro League, war es in der Endabrechnung ja irgendwie immer nur ein Tor gewesen, das irgendwo zu viel oder zu wenig gefallen war, um dem VfL das Tor zur nächsten Runde aufzustoßen. Diesmal kam dieses in Mailand eben nicht gefallene Tor unserem Team zugute; denn bei einem Last-Minute-Sieg von Donezk oder Inter wäre Borussia nur Dritter in dieser Gegner- wie ergebnistechnisch komplizierten Gruppe geworden. 

Im sechsten Spiel der Champions-League-Vorrundengruppe, immerhin das, was über Weiterkommen in CL oder Euro League entscheiden würde, zeigte die Borussia ausgerechnet ihr schlechtestes Spiel. Real Madrid ließ zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran aufkommen, wer das Spiel gewinnen würde. Einfache Fehler bei den Gegentoren und die Ratlosigkeit darüber, wie man die wirksame Taktik der Gastgeber, das Gladbacher Aufbauspiel im Keim zu ersticken, auf dem Feld kontern könnte, begünstigten das.
Der VfL war nur selten im Spiel, und er fand über 90 Minuten kein Mittel gegen die mit Weltstars gespickte Auswahl, die mit Luka Modric und Toni Kroos als Ballverteiler im Mittelfeld schalten und walten konnte, wie sie wollten.
Es gibt diese Spiele, bei denen du einfach immer hinterher rennst und nicht eng genug in die Zweikämpfe kommst. Heute war so eins. Natürlich zu einem denkbar blöden Zeitpunkt - aber natürlich auch der Klasse des Gegners geschuldet, der gegenüber dem Hinspiel nicht wiederzuerkennen war.

Und da blinzelte es dann auch wieder durch, das kleine Gladbach der ersten Europapokalteilnahmen vor ein paar Jahren - wo man bei allem Pech und manch merkwürdigen Vorfällen am Ende einfach ehrlich einräumen musste, dass man gegen Gegner wie Barcelona, Man City oder Juve eben nur phasenweise mithalten konnte. Dass dies im Jahr 2020 anders ist, hatte die Elf von Marco Rose in den fünf vorhergehenden Spielen allerdings schon bewiesen.

Und dennoch hätte es heute auch leicht ein weiterer dieser bitteren Abende werden können, nach dem man ernüchtert feststellen muss, dass es (immer noch) nicht reicht für die europäische Elite. An dem man leichtfertig vertanen Chancen hinterhertrauern und den Fußballgott dafür verfluchen müsste, dass er uns Gladbachern nie etwas gönnt. 

Und das alles trotz zweier Kantersiege gegen Donezk, zweier hochverdienter Unentschieden gegen die eigentlichen Gruppenfavoriten und einer höchst unglücklichen Niederlage vor einer Woche.

Dass es anders kam, lag heute nicht wirklich in der Macht des Clubs vom Niederrhein. Aber wisst ihr was? Das ist mir jetzt einfach mal egal. Denn der Plan ist aufgegangen und die acht Punkte aus den guten fünf Spielen zuvor haben ausgereicht. 

Und das heißt: BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH steht zum ERSTEN MAL im ACHTELFINALE der CHAMPIONS LEAGUE!!! Das ist gigantisch, es ist so, dass ich erst noch darüber schlafen muss, um es wirklich zu realisieren. Eins weiß ich aber sicher: Ich bin sehr stolz auf mein Team, auf meinen Club, auf alle, die diesen Erfolg möglich gemacht haben. Und auf alle Fans, die mit mir - auf Abstand - vor einer blöden Mattscheibe erst heftig gelitten und dann ein bisschen gefeiert haben.

Wir sind Borussia! Und wir gehören - bis auf Weiteres - zu den ganz Großen! Lasst es uns genießen. 

Champions League 2020/21, Gruppenphase, 6. Spieltag: Real Madrid - Borussia  Mönchengladbach 2:0.

 Saisonspende: Keine Tore, auch sonst kein erspieltes Geld heute. Allerdings habe ich natürlich bei meiner Saisonwette nicht berücksichtigt, dass das CL-Achtelfinale wirklich möglich und für Borussia noch mehr wert ist. Also gebe ich außer der Reihe 10 Euro für das  Erreichen der K.o-Phase und für jede weitere erreichte CL-Runde in den Topf. Der aktuelle Stand damit: 60,50 Euro. 50 Euro davon habe ich wie angekündigt schon überwiesen, an diese beiden Organisationen (mehr dazu steht im Text zum Freiburg-Spiel):



Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro.
Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Jede erreichte Runde in der Champions-League: 10 Euro.
Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2020-12-05

Erwartet unerwartet

Es ist zwar blöd, wenn man mal so völlig ohne Erwartungen in ein Bundesliga-Spiel geht. Aber weil man dann nur positiv überrascht werden kann, lässt sich das Spiel dann auch weit entspannter anschauen. Das habe ich heute für Euch ausprobiert.

Klar, die Geschichten sind bekannt: In Freiburg ist für Borussia nix zu holen, egal ob man schlecht spielt oder gut - wobei letzteres dem VfL im Dreisamstadion allerdings deutlich seltener gelungen ist. Heute war das so ein bisschen von beidem - allerdings aus Gründen.
Dazu kam, dass ausgerechnet hier der Schiedsrichter angesetzt wurde, bei dem bei Gladbachfans schon vorher alle Sicherungen durchbrennen können: Tobias Stieler, der uns in der Vergangenheit des öfteren übel mitgespielt hat.
Und zu guter Letzt war da der Abwehrspielernotstand, der nicht nur dafür sorgte, dass die eingespielte Mittelfeldzentrale Kramer/Neuhaus auseinandergerissen wurde, sondern der zugleich verhinderte, dass auch mal ein Durchspieler wie Ginter oder Neuhaus (oder Lainer und Kramer) eine verdiente Erholungspause bekommen konnte.

Vor diesem Hintergrund kann ich mit dem Punkt heute sehr gut leben - und noch mehr, wenn man den Spielverlauf an sich betrachtet.  

Freiburg erspielte sich weit mehr gute bis erstklassige Einschuss-Chancen und war vor allem in der ersten Hälfte deutlich besser als die Fohlenelf. Die Mannschaft von Christian Streich wirkte frischer und lief die Notabwehr mit Aushilfe Chris Kramer immer wieder aggressiv und geschickt an, sodass Borussia zunächst überhaupt nicht geordnet nach vorne kam. Wenn das doch mal gelang, sah das im Direktspiel sogar ganz gut aus. Es wurde aber immer durch irgendein unkonzentriertes Zuspiel in der gegnerischen Hälfte dann wieder verschenkt.
Nur einmal kam der VfL zügig durch und erzielte nach einem sehenswerten Tiki-Taka-Spielzug prompt durch Breel Embolos erstes Saisontor in der Liga auch die bis dahin eher schmeichelhafte Führung, die Freiburgs Torwart Florian Müller mit einer seltsamen Nichtreaktion noch begünstigte.

Es war aber schon da zu ahnen, dass dieses Spiel noch viel mehr zu bieten haben würde. Und das auch bei den Toren das letzte Wort nicht gesprochen war. Die Breisgauer kamen noch vor der Halbzeit, begünstigt durch Gladbacher Stellungsfehler bei der Abwehr eines Eckballs zum verdienten, aber ziemlich unnötigen Ausgleich. Und nach der Pause nutzte der Ex-Borusse Grifo einen Foulelfmeter zur Freiburger Führung. Es war einer der Elfmeter, die völlig unstrittig sind, für die der Abwehrspieler - hier Lainer - aber eigentlich nichts kann, weil er keine aktive Bewegung macht, den Gegner aber trotzdem am Fuß trifft.

Das wiederum beschäftigte die Spieler des VfL überraschenderweise nur kurz, in dem jetzt sehr offenen Spiel setzten sie selbst den nächsten Glanzpunkt. Fast im Gegenzug traf Alassane Plea mit einem schönen Weitschuss in den Winkel zum 2:2-Endstand. Im Anschluss ließen die Gastgeber erneut größte Chancen aus, Gladbach hätte durch Patrick Herrmann zweimal Eiseskälte im Abschluss beweisen können. Doch einmal bekam Müller noch die Hand an den Ball, beim zweiten Mal zielte Flaco nach einem Freiburger Fehlpass aus gleicher Position im Strafraum Zentimeter neben das Tor. Insgesamt muss man einfach sagen: Auch wenn beide Mannschaften - den Chancen nach - das Spiel hätten gewinnen können oder müssen, war das Remis das gerechteste Ergebnis. Es hilft nur beiden nicht viel weiter.

Wir müssen im Moment akzeptieren: Die Bäume wachsen für Borussia immer noch nicht in den Himmel - vor allem nicht in dieser über-anstrengenden Phase der Saison, und besonders nicht in der Bundesliga. Das ist noch nicht besonders tragisch, weil immer noch erst 10 Spiele gespielt sind.
Das Pech mit den Ausfällen in der Abwehr ist eine Sache,
die man heute sicher strafmildernd anführen muss. Da stimmte dann einfach in vielen Mannschaftsteilen die Feinabstimmung nicht.
Das
andere sind leicht überspielte Leistungsträger, von denen heute aus meiner Sicht vor allem Flo Neuhaus auf der letzten Patrone daherkam. Dennoch initierte er noch viel, unter anderem mit einem weiteren Monsterpass die erste Chance von Patrick Herrmann.
Denis Zakaria zeigte bei seinem ersten längeren Auftritt im Mittelfeld nach seiner Verletzung schon wieder einiges von dem, was wir von ihm kennen und lieben. Aber auch er stieß physisch an Grenzen. Er braucht einfach noch ein paar Spiele bis zum Vollgas-Modus.
Dabei muss man sagen, dass auch Laszlo Benes, der für den Schweizer in der zweiten Halbzeit zum Einsatz kam, seine Sache sehr gut machte, nicht nur bei den Standardsituationen vorne.
Völlig unbeeindruckt von allen Strapazen der letzten Wochen scheint allein der vorbildliche Kapitän das Spielfeld umpflügen zu können. Selbst bei Stefan Lainer sieht man Ermüdungserscheinungen - bei Lars Stindl nicht. Sensationell.

Das alles - auch das mutige Spiel nach vorn bis zum Schluss - hat heute nicht für mehr gereicht. Aber eben auch nicht für weniger. Letzteres lag auch an der Klasseleistung von Yann Sommer, der seine Mannschaft immer wieder im Spiel hielt. Ersteres lag wiederum auch daran, dass man den Schwachpunkt der Freiburger Mannschaft - den Torwart - zu wenig beschäftigen konnte. Nach allem, was ich von Florian Müller in letzter Zeit in Mainz und Freiburg gesehen habe, ist er einer der schwächsten Torleute der Liga (was er nicht immer war). Doch Borussia war kaum in der Lage, ihn im Pressing unter Druck zu setzen. Und auch die Gladbacher Torschüsse wurden oft noch von Abwehrbeinen abgeblockt, sodass Müller sich nicht besonders auszeichnen musste. Die Torschuss-Statistik spricht auch da Bände. Sie lautete am Ende 22:12 für Freiburg.

Aber auch hier gilt vielleicht, dass es heute gar nicht darum gehen konnte, den Gegner in Grund und Boden zu rennen, was gegen die kampfstarken Freiburger ohnehin ein aussichtsloses Unterfangen wäre. Es ging darum gut durchzukommen - mit einer Mischung aus viel Aufwand und dem gleichzeitigen Bemühen, keine weiteren Verletzten einzusammeln und dem einen oder anderen Spieler dann dennoch auch ein paar Minuten Erholung gönnen zu können.
Das wäre dann letztlich so gelungen, wie es das Ergebnis aussagt: mittel.

Kommen wir zum Schluss noch zu Sportsfreund Stieler. Auch hier bin ich heute vergleichweise entspannt. Es war eine vergleichsweise akzeptable Leistung des Unparteiischen, weil der das Spiel diesmal nicht wesentlich beeinflusste. Er lag sowohl zu Lasten der Freiburger als auch zu Lasten Borussias in der Zweikampfbewertung mehrfach klar daneben, ohne dass das aber für die Teams gravierende Folgen hatte. 

Zu seinem Ruf als eitler Fatzke passte allerdings die Schluss-Szene. Da ließ er schon den zweiten heftigen Ellbogenschlag eines Freiburgers (hier Petersen) an diesem Nachmittag ohne Verwarnung durchgehen, nachdem er in Hälfte eins Florian Neuhaus nach einem völlig sauberen Tackling Gelb gezeigt hatte. Egal.
Doch als sich SC-Trainer Streich - in dieser Szene zu Unrecht - am Seitenrand über Stielers Foul-Pfiff aufregte, lief Stieler oberwichtig raus, mit der klaren Absicht, den Trainer zu verwarnen - aber nicht, ohne dies dann vorher noch ausgiebig zu diskutieren. Dann entfernte er sich ein paar Schritte, um nochmals zurückzukommen und anzudeuten, dass er ihm auch gleich Rot geben könnte, wenn er weiter mosert (woran erinnert uns das nur?).
Damit verplemperte der Referee aber vor allem eine gute Minute der dreiminütigen Nachspielzeit. Doch als Gladbach den Freistoß zur vielleicht letzten Torchance nach vorne schlug, pfiff er das Spiel pünktlich ab, noch während der Ball in der Luft war - was selten gesehene Beschwerden einer ganzen Gruppe Gladbacher inklusive Torwart Yann Sommer zur Folge hatte. Das blieb natürlich erfolglos, endete aber auch zum Glück auch nicht noch mit weiteren Verwarnungen wegen Majestätsbeleidigung. 

Also, machen wir schnell den Deckel drauf auf dieses Spiel und beenden damit hoffentlich auch das unschöne Kapitel der unerquicklichen Borussia-Geschichte im Schwarzwaldstadion an der Dreisam. Zwar auch heute nicht mit einem Erfolgserlebnis, aber mit der Hoffnung, dass es im neuen Schmuckkästchen des SC Freiburg ab nächster Saison dann besser läuft für den VfL.

Bundesliga 2020/21, 10. Spieltag: SC Freiburg - Borussia  Mönchengladbach 2:2. Tore für Borussia: 0:1 Embolo, 2:2 Plea.

Saisonspende: Die beiden Tore von heute knacken die 50-Euro-Marke. Nach einem knappen Drittel der Saison sind stolze 50,50 Euro im Spendentopf. Danke, Jungs! Da gute Zwecke immer Geld benötigen und nicht erst, wenn die Saison vorbei ist, habe ich mich entschlossen, diese ersten 50 Euro auch jetzt schon zu spenden. Erspielt ist schließlich erspielt.

Ich teile auf und überweise das Geld an zwei Projekte, bei denen ich die Organisatoren persönlich kenne und daher sicher sein kann, dass das Geld 1:1 in die Hilfe fließt. Zum einen ist das ein Waisenheim in Kenia, für das sich meine Kollegin Nadine Weigel aufopferungsvoll einsetzt (MiRo-Heim). Das andere ist eine Flüchtlingshilfsorganisation auf der griechischen Insel Chios, die von einem Marburger Pfarrer gegründet wurde (Offene Arme) und die unter anderem mit Freiwilligen vor Ort ankommende Bootsflüchtlinge mit dem Nötigsten ausstattet und unterstützt - auch gegen viele Widerstände.

Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2020-12-02

Alles andere als schlecht

Ich muss dann doch noch etwas außer der Reihe schreiben über das Champions-League-Spiel gegen Inter Mailand am Dienstag. Sonst überdeckt der Ärger über die strittigen Schiedsrichterentscheidungen noch etwas, was wirklich nicht unter den Tisch fallen darf.
Nämlich die Tatsache, wie gut sich der VfL in diesem Teich der großen Fische trotz des jüngsten Rückschlags bisher verkauft hat. 

Borussia ist zwar kein dominanter Raubfisch, ist aber mittlerweile zu einem stattlichen Karpfen herangewachsen, den auch die ganz großen Fische nicht mehr einfach so im Vorbeischwimmen verschlucken können.

Die Bilanz in einer Vorrunden-Gruppe mit zwei Weltklasseteams und einem weiteren arrivierten und finanziell bestens ausgestatteten Champions-League-Dauerteilnehmer ist besser, als man es sich nach der Auslosung hätte erhoffen können. Zwei Siege mit 10:0 Toren gegen Donezk, zwei Remis und eine unglückliche Niederlage gegen Real und Inter, das ist mehr als ein Ausrufezeichen. Vor allem, weil dahinter kein Glück steht, sondern hervorragende Arbeit und viel selbst erarbeitetes Selbstvertrauen. 


Anders als in allen europäischen Runden seit 2012 war Gladbach in dieser Gruppenphase nie in einem Spiel hoffnungslos unterlegen oder hätte gar glückliche Fügungen (wie einen unberechtigten Handelfmeter ohne VAR) gebraucht, um Punkte mitzunehmen.
Gegen Inter wurde ein Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt (wenn man das 3:3 mal kurz dazuzählt), gegen Real lag man mit zwei Toren vorn. Das waren keine Eintagsfliegenleistungen.
Borussia war gegen Donezk jederzeit Herr der Lage und gegen Inter und Real auf Augenhöhe – mal mehr unter Druck, dann wieder phasenweise deutlich besser als der Gegner. Diese 8 Punkte aus fünf Spielen, die genausogut 13 hätten sein können, sind also kein Zufall, sondern Früchte einer tollen Entwicklung. Sie sind: durchweg verdient.
 

Klar, die Jungs machen immer wieder auch Fehler - viele kleine, auch einige große -, die von einer Spitzenmannschaft auch ausgenutzt werden. Wäre es anders, wäre das Rennen längst gelaufen. Trotzdem hat Borussia in fünf Spielen nur 7 Tore kassiert und 16 geschossen. Auch das hätte wohl keiner so erwartet.
Und vor dem letzten Spieltag hat die Mannschaft von Marco Rose es komplett selbst in der Hand, das Weiterkommen klarzumachen. Etwas, was wir uns höchstens erträumt haben.
Und das einzig Gute an der Niederlage gegen Inter ist, dass die Italiener dadurch selbst noch im Rennen sind und daher das letzte Spiel gegen Donezk nicht abschenken können. Sollte der VfL also in Madrid ohne Punkte bleiben, könnte auch ein Remis im anderen Spiel das Tor zum Achtelfinale offen halten.


Die Spieler, die das schaffen können, haben wir. Das Trainerteam, dass die Mannschaft darauf gut und flexibel vorbereiten kann, auch. Fehlt ein Gegner, der das zulässt und ein Schiedsrichtergespann, das seine Arbeit macht. Auf letztere haben wir keinen Einfluss. Aber nach dem Ärger gestern setze ich einfach mal darauf, dass die Borussen auf dem Platz alles dafür tun werden, dass auch eine falsche oder strittige Entscheidung nicht mehr über Wohl und Wehe von Borussia in der CL entscheidet.


Und wenn es doch ganz dick kommt, dann stehen Thuram und Co immer noch seit vergangener Woche als weiterer Teilnehmer der Euro-League fest. Das ist etwas, was angesichts der großen Chance auf die nächste Runde der CL leicht untergehen kann, aber natürlich noch immer keine Selbstverständlichkeit ist und auch nicht gering geschätzt werden sollte. Zumal sich Borussia auch in diesem Wettbewerb noch etwas zu beweisen hat.

Um den Erfolg gebracht

Ja, Inter Mailand hätte das Spiel auch so gewinnen können - und keiner von uns hätte sich beschweren dürfen. Das stimmt, und es würde manche Diskussion vereinfachen. Aber mir geht es heute wieder mal um etwas Wichtigeres, nämlich Gerechtigkeit im Fußball. Ich weiß, da bin ich falsch bei der feinen Uefa-Gesellschaft, die kein Herz für Emporkömmlinge hat, die sich nicht einkaufen wollen, sondern sportlich nach oben kommen wollen. Aber für mich sind Berechenbarkeit, eine gewisse Gerechtigkeit und Vergleichbarkeit von Entscheidungen die Grundlage des fairen Spielablaufs. Dass das nicht immer gleich  gut gelingt, lässt sich nicht ändern. Aber mein Verständnis dafür hat auch Grenzen.

Also von vorn. Der VfL tat sich in den ersten 30 Minuten sehr schwer mit der an sich recht einfachen Taktik der Italiener, die nahezu immer Romelu Lukaku, den Wandschrank im Sturmzentrum, anspielten. Der wiederum legte auf nachrückende Spieler ab und ist leider nur ab und zu so zu verteidigen, dass man rechtzeitig vor ihn kommt, ihn bei der Ballannahme stören und ihm den Ball klauen kann. Das ist schon ein beeindruckender Stürmer, keine Frage. Ohne ihn wäre von Inter derzeit nicht viel zu erwarten.

Allerdings schien es zu Beginn der ersten Halbzeit, als hätten die Borussen insgesamt ein bisschen zu viel Respekt vor dem tabellarisch mit dem Rücken zur Wand stehenden Gegner. Anstatt mutig nach vorn zu spielen, kontrollierte Gladbach das Spiel tief in der eigenen Hälfte, ohne Raumgewinn und ohne Idee, wie man mal schnell das Mittelfeld überbrücken könnte. Dass das nicht gelingen wollte, lag auch daran, dass Florian Neuhaus als Aufbauspieler den Ball neben den Innenverteidigern oft im eigenen Strafraum aufnahm und ihm viele Meter bis zu seiner gewohnten zentralen Mittelfeldposition fehlten, von der aus er am liebsten das Spiel aufzieht und Überraschungsmomente kreiert.

So kam es, dass Inter, das vor allem aufs schnelle Kontern aus war, sich einige Chancen erarbeitete und fast folgerichtig auch in Führung ging. Genauso wie den beiden später folgenden Gegentoren funktionierte da die Zuordnung nicht optimal, sodass die Stürmer vor Yann Sommer jeweils relativ einfaches Spiel hatten. Beim 0:1 sah Sommer mit Beinschuss in der kurzen Ecke etwas unglücklich aus, aber er musste auch mit einem Schuss in die lange Ecke rechnen, sodass die Situation hier vielleicht nicht so eindeutig ist, wie sie wirkte.

Erstaunlicherweise warf dieses Gegentor Borussia gar nicht so sehr zurück, nach einer halben Stunde hatten Stindl und Co. sich die Oberhand im Spiel zurückerobert, konterten die Intertaktik besser und spielten selbst zielstrebiger und mutiger nach vorn. Das 1:1 kurz vor dem Pausenpfiff war zwar nicht wirklich zwingend, fiel aber zum perfekten Zeitpunkt.

Schon zur Halbzeit musste Marco Rose erstmals wechseln. Tony Jantschke hatte sich an Lukaku aufgerieben und musste verletzt in der Kabine bleiben. Hoffentlich nichts Schlimmeres, sonst würde es in der Innenverteidigung langsam eng. Rose brachte aber keinen gelernten Verteidiger, sondern wieder einmal Denis Zakaria in der Dreierkette, vor allem als Abfangjäger für den bulligen Mailänder Mittelstürmer. Zak machte es über die Spielzeit hervorragend, nahm Lukaku mit viel Physis und guten Abwehraktionen ein wenig die Lust, sodass sich das Spiel fortan wieder mehr in Richtung Inter-Tor verschob. Doch genau in die beste Phase des VfL fiel das 1:2 und eine Viertelstunde vor Schluss das 1:3. Das war die Zeit, als der Unparteiische begann, das Spiel nach seinem Geschmack umzugestalten.

So bullig wie er ist, ist Romelu Lukaku kaum zu foulen, man bekommt ihn einfach nicht umgetreten. Das ist schon gut anzusehen. Und es schien den holländischen Schiedsrichter Danny Makkelie so zu beeindrucken, dass er gleiches wohl auch von den Gladbacher Stürmern verlangen wollte und deshalb gefühlt nur etwa jedes siebte Foul an Thuram oder Plea ahndete. Dafür bekam Lars Stindl nahezu jeden Körperkontakt abgepfiffen.
Das war über das Spiel hinweg insgesamt zu verschmerzen, doch in einer Szene eben nicht. Da brachten drei Mailänder Marcus Thuram an der Mittelinie in einer konzertierten Aktion rüpelhaft zu Fall, Makkelie schaute sich aber lieber den folgenden Konter an, der zum 2:1 für die Gäste abgeschlossen wurde. Wo war der VAR? Keine Ahnung, es blieb jedenfalls eine klare Fehlentscheidung bestehen. 

Dennoch: Borussia kämpfte sich auch nach dem folgenden 1:3-Rückstand über mehrere Auswechslungen und taktische Umstellungen bravourös zurück. Und schaffte frühzeitig genug durch eine blitzsaubere Balleroberung von Flo Neuhaus, einen schnellen Pass von Tikus auf Plea und dessen eiskalten Abschluss den Anschlusstreffer. Und als dieser in der 83. Minute auch noch seinen dritten Treffer zum vermeintlichen 3:3 folgen ließ, griffen VAR und Feldschiedsrichter dann ein.

Embolo hatte sich zwischen der Schussbahn und dem Torwart befunden, als der Ball ins lange Eck ging und er war dem Ball auch leicht ausgewichen. Dumm, dass man im Uefa-Keller mit dem Lineal eine Hackenbreite Abseits nachmaß, sonst wäre die Aktion überhaupt nicht weiter zu prüfen gewesen.
So aber griff wieder einmal der Fall, dass ein Schiedsrichter für sich entscheiden kann, ob er in der Aktion eine strafwürdige Bewegung gesehen hat, die den Torwart irritiert hatte - oder eben nicht. Die Regeln sind so schwammig formuliert, dass man alles mit allem begründen kann.
In dieser Szene sprach aus meiner Sicht alles dagegen, dass Torwart Handanovic von Embolo irritiert war. Denn erstens reagierte der Keeper überhaupt nicht auf Pleas Schuss, machte also auch keine Abwehrversuch, bei dem man ihn hätte irritieren können. Das lag aber mitnichten an Embolo, sondern an den drei Inter-Spielern, die Handanovic die Sicht auf den Schützen Plea nahmen. Auch kein anderer Gegner wurde von Embolo irritiert oder an einer Verteidigungsaktion gehindert, was zu ahnden gewesen wäre. Es hätte zudem auch inklusive Torwart gegen diesen platzierten Schuss ins offene Eck niemand etwas tun können (was für die Beurteilung durch den SR weltfremderweise auch überhaupt keine Rolle spielt). Es war ein absolut sauber erzieltes Tor. Auch der Torwart reklamierte nicht beim Schiedsrichter, dass er beeinträchtigt worden sei. Das übernahmen seine Mitspieler - genau die, die dem eigenen Torwart im Sichtfeld gestanden hatten. Danny Makkelie aber schaute sich die Szene nochmal an und kam zu einem anderen Ergebnis. Er kassierte das Tor.

Das Schlimme für mich daran ist nicht einmal, dass er so entscheidet. Das Schlimme ist, dass er - egal wie er entscheidet - dabei aus offizieller Sicht keinen Fehler machen kann. Das ist der berühmte "Ermessensspielraum", der dem Schiedsrichter in solch entscheidenden Szenen zur Verfügung steht und der ihm immer wieder eine zu große Macht über den Spielausgang gibt.
Und der ihn natürlich auch selbst unter Druck setzen kann. Denn nehmen wir mal dieses Spiel als Beispiel. Man muss dem Schiedsrichter gar nicht vorwerfen, absichtlich eine Mannschaft bevorteilen zu wollen. Aber Makkelie weiß ganz genau, dass diese Szene in der 83. Minute mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit einen Punktverlust von Inter zur Folge gehabt hätte, wenn er das Tor gegeben hätte. Damit wäre die hoch favorisierte Mannschaft an diesem Abend aus der CL ausgeschieden. Wenn ich also als Schiedsrichter vor dem Monitor stehe und entscheiden muss - und ich weiß zugleich, dass mir bei keiner der beiden Entscheidungen jemand so richtig am Zeug flicken kann - außer die Fans des Teams, das davon nicht profitiert. Dann kann es auch unbewusst verlockend sein, nicht an diesem Tag derjenige sein zu müssen, der das ruhmreiche Inter Mailand mit einer diskutablen Entscheidung in den Abgrund schickt.

Dass es so gewesen ist, will ich damit nicht sagen. Aber diese Möglichkeit schwingt schon mit, wenn man über Jahre beobachtet, wie in engen Situationen immer wieder das Pendel zugunsten der großen Vereine der Uefa-Wettbewerbe ausschlägt. Und wenn man weiß, um wieviel Geld es hier für die Vereine geht.    

Für mich jedenfalls bleibt die Rücknahme des 3:3 eine krass sportwidrige Entscheidung, die nichts mehr mit dem Sinn einer Abseitsregel oder mit einem unerlaubten erlangten Vorteil zu tun hat, den man zurückpfeifen müsste. Und weil immer wieder solche Entscheidungen gegen Gladbach fallen, rege ich mich darüber mehr auf, als mir gut tut. Und ich halte es aus diesem Grund auch heute für einen Skandal, wie dieser Schiedsrichter in zwei entscheidenden Situationen den Ausgang des Spiels beeinflusst hat.

Um der Ehrlichkeit die Ehre zu geben, will ich nicht unerwähnt lassen, dass der VfL natürlich auch das 3:3 nicht notwendigerweise bis zum Schluss verteidigt hätte. Dass Gladbach Glück hatte, dass ein Schuss nur Yann Sommers Pfosten traf, eine Mega-Chance einen Meter vor dem Tor nicht genutzt wurde und vor allem Passgeber Alexis nicht im Strafraum nach einem Foul zu Boden ging, sondern weiterspielte. Sonst hätte es einen Elfmeter geben müssen. 

Inter hatte also die Chance, das Spiel auch früher zu entscheiden, sodass über manch andere Szene nicht mehr hätte gestritten werden müssen. Aber das zählt umgekehrt auch nicht als Ausrede. Deshalb bleibt von diesem für Mönchengladbach immer noch außergewöhnlichen Spiel in der Königsklasse vor allem der Ärger über die Eingriffe des Unparteiischen, dessen letzte Amtshandlung dann meinen Puls noch einmal in die Höhe trieb. Makkelie pfiff pünktlich nach den noch relativ knapp bemessenen sechs Minuten Nachspielzeit ab, in dessen Verlauf es Inter gelang weitere eineinhalb Minuten Zeit zu schinden - und dann noch mitten in einem letzten aussichtsreichen Gladbacher Angriff.

Dennoch will ich dem Holländer nicht den letzten Satz lassen. Denn was sonst etwas untergeht, ist, wie gut die Mannschaft um Florian Neuhaus auch heute wieder einer der stärksten Mannschaften im internationalen Geschäft bespielt und ihr Paroli geboten hat. Wie im Hinspiel gab es während des Spiels schnelle Lerneffekte. Zweimal hatte man den italienischen Big Player am Rand einer Niederlage - und das auch ohne Hofmann und Bensebaini, die im Hinspiel noch groß aufgetrumpft hatten. 

Es ist bitter, aber auch aus dieser Niederlage lässt sich viel Gutes ziehen. Außer der nagenden Frage, ob es irgendwann dann auch noch mal gelingen wird, nicht immer nur die tragische Figur zu sein, wenn es drauf ankommt.

Champions League 2020/21, Gruppenphase, 5. Spieltag: Borussia  Mönchengladbach - Inter Mailand 2:3. Tore für Borussia:  1:0 Plea, 2:3 Plea.

 Saisonspende: Zwei Tore, das gibt 1 Euro. Da das 3:3 in einem fairen Wettbewerb gezählt hätte, gebe ich auch diese 50 Cent noch dazu an diesem Champions-League-Spieltag. Der aktuelle Stand damit: 49,50 Euro.

Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro.
Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro.
Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2020-11-29

Die Kurve gekriegt

Heute kann und will ich es kürzer machen als sonst. Schließlich kostet der Drei-Tagesrhythmus nicht nur die Aktiven viele Körner. Auch mit dem Schreiben über die Spiele kommt man ja kaum nach. Also ist - nicht ganz ernstgemeint - auch bei mir heute Schonung angesagt. Heute fällt eine schnelle und milde Bilanz aber auch nicht so schwer.

Die erste halbe Stunde war nicht gut, das hat jeder gesehen. Nach passablem Start hatte Borussia einige brenzlige Szenen zu überstehen, hätte gar in Rückstand geraten können.
Und das gegen einen Gegner, der durch Verletzungen, Suspendierungen und eine verheerende Kaderplanung ziemlich geschwächt wirkte. Auf dem Platz machte es die Gäste um ihren zentralen Dreh- und Angelpunkt Mark Uth aber eine halbe Stunde lang - zumindest offensiv - ganz gut. Profitierten sie davon, dass die Borussen den Gegner doch etwas unterschätzt hatten? War es noch die Müdigkeit von den Strapazen der letzten Wochen? Oder war es die auf mehreren Positionen neu aufgestellte Mannschaft, die sich erst finden musste und im Defensivverbund dem Gegner anfangs doch ungewohnt viele Räume ließ und sich im eigenen Spiel nach vorne relativ viele Fehlpässe leistete?

Es ist wahrscheinlich ein bisschen von allem. Und ganz klar: Das hätte auch ins Auge gehen und mit einer Blamage enden können. Wir alle haben doch auch ein kleines bisschen genau das gefürchtet: Dass Schalke seine Sieglos-Serie ausgerechnet in Gladbach beenden würde - gegen den Gegner, gegen den sie im Frühjahr auch das vorerst letzte Spiel gewonnen hatten.

Dass es anders kam und Borussia in diesem Spiel die Kurve kriegte, war gut und wichtig - und durch die klare Leistungssteigerung ab der 30. Minute auch hochverdient. Und vielleicht hat die Rose-Elf auch in dieser Saison schon zu viele unnötige Punkte abgegeben, sodass das Schicksals-Pendel diesmal eben nicht nochmal gegen die Mannschaft ausschlagen mochte.

Aber natürlich hatte es in erster Linie die Gründe, die in den Qualitätsunterschieden zwischen beiden Mannschaften zu finden sind. So resolut, wie Denis Zakaria den Ballgewinn vor dem 1:0 erzwang, so robust zeigte sich auch Kramer mit einer gelungenen Balleroberung, mit der er das 4:1 von Hannes Wolf einleitete. Auch bei der einstudierten Freistoßvariante über Herrmann, Ginter und Plea vor dem vorentscheidenden 3:1 präsentierte sich die Schalker Hintermannschaft überfordert und gedanklich nicht fix genug. Das war mit zunehmender Spielzeit auch an der steigenden Zahl der Fouls abzulesen. Wenn man die Gladbacher Chancen zusammenzählt, hätte das Spiel am Ende auch heute weit höher ausgehen können, weil die Gelsenkirchener ihre anfängliche kompakte Verteidigung irgendwann nicht mehr hinbekamen und zum Ende des Spiels in den Mannschaftsteilen mehr oder weniger auseinanderfielen. Borussia hingegen fand zunehmend zurück zur Sicherheit im eigenen Spiel.

Das Erfolgsrezept war auch, dass der VfL heute (trotz einiger leichtfertig ausgelassener Chancen) insgesamt eine eiskalte Chancenauswertung an den Tag legte. Das beziehe ich auf die Tore und den jeweiligen Zeitpunkt, wann sie fielen. Das sehr schön herauskombinierte Tor zum 2:1 belohnte die Phase, in der sich Gladbach langsam fing, mit der sehr wichtigen und beruhigenden Führung noch vor der Pause. 

Das 3:1 kurz nach der Halbzeit, in die auch die Schalker nochmal schwungvoll gestartet waren, brachte Sicherheit und mit diesem Tor war das Spiel eigentlich auch entschieden, weil der Gegner auch von der Bank nichts mehr zuzusetzen hatte.

Das einzig wirklich Ärgerliche heute war die schläfrige Leistung von einem, der es deutlich besser kann. Schiedsrichter Manuel Gräfe ließ das Spiel viel zu großzügig laufen und verzichtete vor allem in der zweiten Halbzeit unerklärlicherweise auf diverse Verwarnungen für Gästeakteure, die reihenweise taktische Fouls begingen oder im Zweikampf oft frustriert einfach zu spät kamen. Oft pfiff er nicht einmal Freistoß für Borussia.
Es ist durchaus in Ordnung, als Schiedsrichter großzügig zu sein und die Spieler an der langen Leine zu führen. Aber nur, wenn beide Mannschaften ungefähr mit gleicher Klinge zu Werke gehen. Die einseitige Verschonung der in dieser Hinsicht mehrfach auffälligen Schalker Spieler, etwa Serdar, Mascarell, Ludewig oder Thiaw war schon auffällig. Zum Glück hatte das für den VfL keine Konsequenzen, außer dass Marcus Thuram wegen Festhaltens an der Mittellinie Gelb (schon die dritte) sah und zwei Schalker in absolut vergleichbarer Situation nicht. Ich weiß, dass im Anschluss an eine Vorteilssituation nicht mehr zwingend Gelb gegeben werden soll und muss. Aber das darf kein Freibrief sein, sämtliche derartigen Angriffe auf den Gegner ungeahndet zu lassen. Das war heute einfach zu viel der Milde gegenüber den Blau-Weißen.

Damit komme ich zurück zum Wesentlichen: zur Freude über diesen wichtigen Sieg, der die Mannschaft auch in ihrer Reife noch ein Stückchen weiterbringen könnte. Sie hat sich gegen Widerstände durchgebissen, sich nicht nervös machen lassen. Das ist sehr gut und das gilt es noch kurz zu genießen: Über das "Wie" und die holprigere Phase spricht schon bald niemand mehr. Denn nächste große Aufgabe steht schließlich schon vor der Tür. 

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So, und jetzt kurz vor Ende noch ein kleiner "Werbeblock". Ich bin ab kommender Woche Teil eines neuen Bundesliga-Newsletters namens Kehrwoche, der mittwochs erscheint. Dort schreiben ab dem 2. Dezember Blogger und Fans aller 18 Erstligisten ehrenamtlich über das vergangene und das nächste Spiel ihres Clubs - und was in der Woche dort so Thema ist. Wenn ihr einen schnellen Überblick haben wollt, was über den Borussia Park hinaus in der Liga passiert, könnt ihr euch hier anmelden. 

Ich bin gespannt, wie der Newsletter ankommt und wie er sich entwickelt. Gebt gern Feedback!

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Bundesliga 2020/21, 9. Spieltag: Borussia  Mönchengladbach - FC Schalke 04 4:1. Tore für Borussia: 1:0 Neuhaus, 2:1 Wendt, 3:1 Thuram, 4:1 Wolf.

Saisonspende: Vier Tore = 2 Euro. Die 50-Euro-Marke ist fast geknackt: 48 Euro sind im Spendentopf. Ach ja: Und erstmals in dieser Saison war Tony Jantschke ganz nah dran am 10-Euro-Tor. Da hätte ich wirklich gerne für bezahlt.  

Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.