2024-09-21

Fortschritte müssen sich auszahlen

Es wird eine schwierige Saison. Wieder einmal. Davon kann man zumindest ausgehen, wenn man die ersten vier Bundesligapartien betrachtet.

Klar, mit Leverkusen, Stuttgart und Frankfurt waren drei Gegner dabei, die deutlich höher eingeschätzt werden können oder müssen. Gegen alle drei musste man eine Niederlage einkalkulieren. Ja, in jedem dieser drei Spiele hat Borussia sehr gute Phasen gehabt, in allen drei wäre mehr drin gewesen. 

Und es stimmt auch, dass sich das Verhalten der Mannschaft erheblich verbessert hat: im Pressing, im mutigen und effektiveren Anlaufen, in der Gesamtverteidigung als Einheit. Das Spiel nach vorne ist zielstrebiger geworden und gerade durch die Mitte häufig schneller und weniger ausrechenbar. Das zeigt, dass die Neuzugänge ihre Sache gut machen, aber auch, dass sich Spieler wie Weigl und Elvedi wohler in ihrer Rolle fühlen und in der Regel besser performen. 

Fakt ist aber auch: Teilweise haarsträubende Fehler haben in diesen drei Spielen letztlich einen besseren Ertrag gekostet. Nicht durch Aussetzer eines einzigen Spielers, nein, meist durch Kettenreaktionen aus mehreren verlorenen Zweikämpfen, aus zu naivem Verteidigungsverhalten, falschen Entscheidungen, aus vogelwildem Verhalten im eigenen Strafraum. Dazu kommt, dass Borussia einen bundesligatauglichen Kader hat, dieser aber immer noch nicht in allen Mannschaftsteilen ganz austariert ist. Bei Ausfällen zentraler Spieler wie Plea, Honorat oder Stöger droht schnell, dass die mühevoll gewonnene Balance wieder flöten geht.

Die nächsten Spiele werden daher, früher als sonst vielleicht in einer Saison, schon darüber Auskunft geben, wohin Borussias Weg dieses Jahr führt - in sichere Gewässer oder wieder mal in die Zitterregionen der unteren Tabelle. Denn mit dieser Fehlerquote wird man es schwer haben, Spiele in der Liga zu gewinnen, egal ob der Gegner Bayern München oder Heidenheim, Kiel oder Leipzig heißt. 

Als nächstes hat Borussia in Union Berlin, Augsburg, Heidenheim, Mainz und Bremen ausschließlich Gegner vor sich, die auf Augenhöhe operieren. Allerdings sind das alles auch äußerst unangenehme Gegner, die andere Herangehensweisen erfordern als eher mitspielende oder dominante Teams wie Leverkusen, Stuttgart oder Frankfurt. Traditionell tut sich der VfL mit solchen Kontrahenten besonders schwer. 

Es wird also Zeit, hier schnell mehrere Schritte nach vorn zu machen. Dass die Seoane-Elf mit dem Ball etwas anfangen und durchaus eigene Dominanz ausstrahlen kann, hat sie auch diese Saison schon gezeigt. Sie muss es aber verstetigen, nicht nur über 20 Minuten wie heute, oder erst dann, wenn der Gegner es zulässt. 

All das ist ein Entwicklungsprozess. Aber Zeit gibt es dafür im Wettbewerb selten. Falls die nächsten beiden Spiele punktemäßig nicht positiver ausfallen, kann das eine ungute Entwicklung in Gang setzen. Denn dann würde wieder der Trainer in den Fokus rücken. Es wäre gut, wenn wir uns das dank einer steigenden Punktausbeute ersparen könnten. 

Saison 2024/25, Bundesliga, 2. Spieltag: VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach 0:2. Tore für Borussia: 0:1 Kleindienst, 0:2 Honorat.

Saison 2024/25, Bundesliga, 3. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 1:3. Tor für Borussia: 1:1 Plea. 

Saison 2024/25, Bundesliga, 4. Spieltag: Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 2:0.

Saisonspende: 20 Euro gab es als "Startkapital", im Pokal und den ersten vier Bundesligapartien kamen 8 Euro für 8 Tore dazu und 2 Euro für ein Zu-Null gegen Bochum. Der gehaltene Elfmeter gegen Leverkusen zählt 2,50 Euro, auch wenn der Nachschuss im Tor landete. Damit sind jetzt 32,50 Euro im Spendentopf. Nicht schlecht für einen relativ mäßigen Saisonstart. 

Das gilt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-08-24

Mehr, als zu erwarten VAR

Willkommen in der neuen Spielrunde unter dem Motto "VAR da was?" Borussia ist mit einem Sieg im DFB-Pokal in Aue und einem Fast-Erfolgserlebnis gegen den amtierenden Meister nach einem mehr als ordentlichen Spiel in die Bundesliga-Saison gestartet. Das ist deutlich mehr, als man noch vor zwei Wochen erwarten konnte.

Ich habe mir - wegen der sehr zweifelhaften Entwicklung dieses Sports und seiner Profiteure - vorgenommen, künftig deutlich weniger Engagement (und Geld, z.B. für DAZN) in die Begleitung des Ganzen zu stecken und Borussias verzweifelten Weg in einer Sportwelt der vielen Ungleichen mit mehr Gelassenheit zu betrachten. 

Deshalb wären die Ergebnisse der ersten beiden Spiele im Normalfall auch geeignet gewesen, das Gemüt in dieser Hinsicht gleich etwas zu beruhigen. Natürlich kam es anders und ich war die guten 100 Minuten gegen Leverkusen sowas von "on fire". Aus vielen Gründen.

Fangen wir mit dem Positiven an. Die Fans sind wieder ok mit dem Club und der Mannschaft. Das ist wichtig.

Der Fanmarsch war klasse anzusehen, die Bökelberg-Choreo überragend, die Stimmung im Park mitreißend, selbst die (natürlich teuren) Pyrogrüße gaben dem Saisonauftakt einen guten Rahmen. Irre: Der Verband, der das sanktioniert und verteufelt, macht genau mit diesen stimmungsvollen Bildern dann Werbung in aller Welt für das Premiumprodukt Bundesliga. Finde den Fehler.

Das Drumherum stimmte also. Und auch die Mannschaft von Gerardo Seoane lieferte. Sie hatte in der schlimmen Endphase der letzten Saison und auch in der Vorbereitung auf die neue zwar nur wenig aufblitzen lassen, was auf eine sichere Saison ohne Abstiegssorgen schließen lassen würde.

Doch diese Zweifel sind ein wenig kleiner geworden. Nach den ersten mauen Minuten gegen Aue mit der Reproduktion altbekannter Fehler bekam das um Kevin Stöger und Tim Kleindienst verstärkte Team in der vergangenen Woche die Nervosität und die eigene Spielidee besser in den Griff und brachte die nicht nur für die Stimmung im Anhang sehr wichtige Partie letzlich sicher ins Ziel. Erster Grundstein also gelegt.

Ob damit sportlich gegen den ungeschlagenen Übermeister der letzten Saison etwas zu holen sein würde, war zum Abpfiff in Aue allerdings noch äußerst fraglich. Eine Woche später wissen wir: Der VfL hat standgehalten. Die Trainingswoche wurde offensichtlich gut genutzt, und Borussia zeigte sich im Gegensatz zu den beiden letzten eher chancenlosen Treffen mit Xabi Alonsos Bayer-Team erheblich besser gerüstet, als das zu erwarten war.

Die Gäste waren zwar am Freitagabend durchweg die reifere und erheblich besser eingespielte Mannschaft, doch Borussia verdichtete ihrerseits die eigenen Räume fast über die gesamte Spielzeit mit großem läuferischen Einsatz, mutigem und gutem Angriffspressing und einer tadellosen kämpferischen Einstellung. 

Dass Leverkusen durch zwei eiskalt genutzte Chancen frühzeitig zu enteilen drohte, war dennoch nicht überraschend. Denn die niederrheinische Defensive neigt nach wie vor zur Anfälligkeit, das war schon gegen Aue zu beobachten. Hier fehlt einfach noch die adäquate Verstärkung, die es im Offensivbereich mit Kleindienst, Stöder und Sander schon gegeben hat. Und Fehlpässe wie der von Elvedi vor dem 0:1 werden von Spitzenteams nun mal gern konsequent ausgenutzt.

Doch Borussia zog weiter durch, blieb giftig und fleißig, ließ sich zu keinem Zeitpunkt des Spiels hängen und wurde, angetrieben vom unermüdlichen Stöger, selbst phasenweise spielbestimmend und immer wieder mal gefährlich. 

Mit etwas Glück und viel Einsatz verdiente sich die Seoane-Elf kurz vor Schluss dann auch den von Kleindienst auf unnachahmliche Mittelstürmer-Art erzielten Ausgleichstreffer. 

Dass der gegen die "Nachspielzeit-Monster" vom Bayer-Kreuz aber dann doch nicht zu einem Punktgewinn reichte, war ärgerlich. Nein: Es war zum Kotzen. Denn wieder waren es diverse fragwürdige äußere Eingriffe, die dafür sorgten, dass am Ende weniger die beherzte Leistung der Borussia im Vordergrund stand, sondern wieder einmal das versagende Schirihilfsmittel VAR.

Ich habe mich am Freitagabend und am Samstag schon wieder viel zu lange mit den strittigen und möglicherweise spielentscheidenden Szenen beschäftigt, aufgehalten, darüber diskutiert und mich geärgert. Deshalb wollte ich sie hier auch bewusst nicht mehr in den Vordergrund stellen. Allerdings leistete das schwache Schiripärchen Robert Schröder (Feld) und Benjamin Cortus (VAR) so gründliche Arbeit, um das von mir immer wieder verteidigte Korrektur-Hilfsmittel zur Zumutung verkommen zu lassen, dass man nicht dran vorbeikommen kann.

Viermal griff der VAR ein, zweimal überprüfte er dabei Abseitsentscheidungen, die bei den Toren jeweils haarscharf zugunsten der Gladbacher ausfielen. Glück gehabt, denn auch wenn es sich hier um messbare, "unparteiische" Ergebnisse handelt, ist "Abseits oder nicht" heute in 90 Prozent der Fälle eine reine Glückssache, die weder ein Verteidiger noch ein Stürmer bewusst durch das eigene Verhalten steuern können. Aber: Geschenkt.

Dass das vermeintliche 1:2 durch Kleindiensts Kopfballhechter knapp über der Grasnarbe nicht zählte, war nicht nur aufgrund der Energieleistung und des brachialen Durchsetzungswillens des Torschützen sehr schade. Es säte auch erste Zweifel daran, ob der VAR Cortus seine Aufgabe kannte, nämlich den Schiedsrichter nur auf drohende klare Fehlentscheidungen aufmerksam zu machen. 

Ja, ich kann damit leben, dass der Treffer zurückgenommen wurde, weil es bei der Grätsche um den Ball zu einem wahrscheinlich eher leichten Kontakt gegen Hincapies Wade kam, die Schröder vermutlich nicht sehen konnte. Doch weder war das ein Tritt, der den Abwehrspieler behinderte, noch einer, der den Ablauf der gesamten Aktion bis zum Torerfolg verändert hat. Das Tor wäre auch sonst genauso gefallen, da Hincapie die Aktion nicht besser hätte klären können. Klare Fehlentscheidung also? Mitnichten.

Spielentscheidender und vollends unerträglich wurde es in der Nachspielzeit, als Itakura gegen Adli im Strafraum klären wollte und beide Spieler nahezu zeitgleich den Fuß an den Ball brachten. Der kullerte aus dem Strafraum heraus, genau in der Richtung, in die Itakura gegrätscht hatte, bevor der Japaner dann unzweifelhaft Adlis Fuß traf. 

Der wiederum ging mit langem Bein in den Zweikampf, um den Ball zu erreichen oder zumindest möglichst vom Gegner getroffen zu werden. Adli fiel theatralisch zu Boden, doch Schiri Schröder sah die Richtung des Balles und ließ weiterlaufen. Auf Intervention aus dem Kölner Keller änderte er seine Meinung, wobei unklar ist, ob er alle zur Verfügung stehenden Perspektiven ausreichend betrachtete. 

Ein Kamerawinkel entlastet Itakura, andere legten den Schluss nahe, das der Gegner eher am Ball war. Diese Blickwinkel waren allerdings nicht geeignet, die Richtung deutlich zu machen, in die der Ball nach dem Kontakt lief. Es ist jedenfalls kaum realistisch, dass Adli in dieser Situation den Ball statt geradeaus nach links hätte spielen können und wollen. 

Ohne Zweifel eine sehr verzwickte Szene, die wie die beim 1:2 über mehrere Minuten gecheckt wurde und aus der vor allem eins klar wurde: eine eindeutige Fehlentscheidung des Schiedsrichters lag nicht vor, Schröder hatte in der Realgeschwindigkeit richtig gelegen - etwas, was ihm an diesem Abend nicht immer gelungen war. 

Auch ganz am Ende der Partie übrigens nicht, als eine fast identische Grätsche von Itakura gegen Adli - diesmal ohne Ballberührung - zu einem Elfmeter hätte führen müssen. Hier blieben Schiri und VAR allerdings untätig, vermutlich, weil das Spiel beim Stand von 3:2 für Leverkusen ohnehin kurz vor dem Abpfiff stand. Was es nicht richtiger macht. Genausowenig allerdings wie die Tatsache, dass der VAR sich in diesem Spiel einfach öfter hätte zurückhalten müssen.  

Fazit: Auf der Leistung der Borussia lässt sich aufbauen, auch defensiv. Dennoch gilt es abzuwarten, ob und wie sich die unrunde Kaderstruktur angesichts noch möglicher Transfers von Koné, Neuhaus, Itakura oder Elvedi bis zum Monatsende noch verändert. Und ob Borussia nach dem mutigen Auftritt gegen den übermächtigen Gegner die Spannung auch gegen andere Gegner zu halten imstande ist.

Saison 2024/25, DFB-Pokal, 1. Runde: Erzgebirge Aue - Borussia Mönchengladbach 1:3. Tore für Borussia: 1:1 Honorat, 1:2 Netz, 1:3 Plea.

Saison 2024/25, Bundesliga, 1. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen 2:3. Tore für Borussia: 1:2 Elvedi, 2:2 Kleindienst. 

Das gilt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-08-13

Unfertig in die Saison

Vier Tage noch, dann beginnt mit dem Erstrundenspiel in Aue für Borussia die neue Saison. Ich habe mir bis jetzt Zeit gelassen, meine Gedanken zum erneuten Umbruch nach der so enttäuschenden letzten Saison zu Tastatur zu bringen. Denn ich habe gehofft, dass irgendwann der Kader so steht, dass man ihn vorläufig beurteilen kann. 

Aber auch heute muss ich gestehen: Egal, was ich schreiben würde, es wäre ein Schuss ins Blaue - eine Rechnung mit zu vielen Unbekannten. Eine reine Spekulation. Wer heute eine Saisonprognose wagt, kann richtig liegen. Aber genausogut völlig falsch.


Deshalb konzentriere ich mich darauf, mich der Frage „Wie stark kann Borussia sein?“ von verschiedenen Seiten zu nähern. Beantworten kann ich sie nicht. 



Die Transfers

Eins lässt sich mit einiger Berechtigung sagen: Roland Virkus und sein Team haben bislang drei gute Transfers getätigt. 


Kevin Stöger ist ein weit überdurchschnittlicher Bundesligaspieler in einer unterdurchschnittlichen Bochumer Mannschaft gewesen - und letztlich ihr Garant für den Klassenerhalt in der Relegation. Als Bochumer Kapitän hat er auch gegen Borussia gezeigt, dass er sich nicht versteckt und auch nicht zurücksteckt. Man erinnere sich nur an die Ajuseinandersetzung mit Florian Neuhaus. 

Das ist eine Eigenschaft, die unserem VfL oft gefehlt hat - zumindest, wenn man mit aggressivem Spiel nicht auch gleich bei den Schiedsrichtern im Block steht, wie es unseren Spielern teilweise sehr schnell passiert.


Auch Philipp Sander ist bei seinem vorherigen Team Kapitän gewesen und kein unerfahrener Spieler. Er kann auch im zentralen Mittelfeld variabler eingesetzt werden als zum Beispiel Stöger. Dass er erste Liga kann, würde ich nicht in Zweifel ziehen. Allerdings sollte man nicht gleich erwarten, dass er die Seoane-Elf alleine stabilisieren kann. 

Zugleich sollte man genau das aber auch nicht ausschließen. Beispiele wie Hack und Reitz haben ja genau das gezeigt. Wem sich eine Chance bietet und wer sie nutzen kann, dem ist viel mehr zuzutrauen als von der Papierform erwartbar wäre. 


Tim Kleindienst ist der durchsetzungs- und abschlussstarke Mittelstürmer, der eigentlich Tomas Cvancara letzte Saison hätte sein sollen. Kleindienst hat seine Treffsicherheit in der Bundesliga bei Heidenheim vergangene Saison nachgewiesen. Allerdings war das auch sein bisher einziges Erstliga-Jahr. Dass er das wiederholen kann, wird weniger an ihm liegen als seinen Nebenleuten. Und da spielt die taktische Ausrichtung im Spiel nach vorne die entscheidende Rolle.

 Was Kleindienst auf jeden Fall auf ein anderes Niveau heben kann, ist das Anlaufverhalten im Gegenpressing und im gegnerischen Spielaufbau - was wiederum auch nicht so schwer ist. Er ist nachweislich ein unermüdlicher und sehr unangenehmer Gegner, seine neuen Kollegen waren es bis jetzt nur in Ausnahmefällen. Zusammen mit Stöger und Hack könnte das also eine gute erste Pressinglinie geben. Und: Kleindienst kommt mit einer Prise Extravaganz und viel Selbstvertrauen nach Gladbach - so wie Max Kruse damals. Das kann auch eine Mannschaft beflügeln - sofern sie dafür Freiräume bietet und akzeptiert.


Drei Neuzugänge also, die nach Beobachtung der letzten Spieljahre durchaus Sinn ergeben und der Mannschaft neue Impulse geben können. Allerdings: Härte gegen Ball und Gegner, die den notwendigen Respekt beim Gegner erzeugen und ihn stressen kann, ist ein Mittel, aber kein Allheilmittel. Und nur eins der vielen Probleme, die Borussia in der vergangenen Saison an den Rand des Abgrunds geführt hatten. 

Da kann eine besser austarierte Offensivabteilung natürlich schon eine entscheidende Rolle in der erneuten Neuerfindung der Borussia spielen. 


Und die Offensivkräfte im Gladbacher Kader können sich insgesamt sehen lassen. Für die Neuzugänge sollten Robin Hack und Franck Honorat perfekte Ergänzungen sein. Von Shio Fukuda und Grant-Leon Ranos sind weitere Schritte zum Bundesligaspieler zu erwarten. Gerade beim Japaner sehe ich die nötige Wettkampfhärte und auch die Abschlussstärke, dass er sich kurzfristig durchsetzen kann und ein Spieler für den Spieltagskader sein kann. Eine Leihe kann bei Ranos allerdings dennoch Sinn ergeben. 

Denn ohne verletzte Kollegen ist die Konkurrenz noch immer sehr groß: Plea, Hack, Kleindienst, Stöger, Cvancara sollten in verschiedenen taktischen Varianten im zentralen Positionen gesetzt sein. 


Cvancara wäre zu wünschen, dass er diesmal fit bleibt und auch seinen Stärken entsprechend eingesetzt wird. Was er kann, hat er immer wieder angedeutet. 


Dazu die Wundertüten Neuhaus und Ngoumou, die alle Anlagen für mehr als nur Bankdrücker haben, dies aber auch konstant auf dem Platz beweisen müssten (was aber in den Testspielen diesen Sommer nicht wirklich zu sehen war). Was für eine Renaissance von Neuhaus und eine wieder wichtige Rolle von Alassane Clea sprechen könnte wäre, dass sie läuferisch stärkere Spieler neben sich und gute Passempfänger vor sich hätten.  


Die Abgänge 


Tony Jantschke und Patrick Herrmann sind Verluste. Nicht mehr so sehr sportlich, wobei Tony auch in seinen letzten Spielen erneut bewies, dass er auf den Punkt seine Leistung abzurufen weiß. Flaco gelang dies in den letzten eineinhalb Jahren dagegen fast gar nicht mehr.

Verluste sind sie zweifellos dennoch, für das Mannschaftsgefüge, so wie Oscar Wendts und Ibo Traorés Abschied sich damals merklich auf die Disziplin der damaligen Mannschaft auszuwirken schien.

Vielleicht bietet das Karriereende der sportlich nur noch teilzeitgefragten Urgesteine aber auch die Chance, dass sich neue ehrgeizigere Teamstrukturen bilden, wer weiß das schon.


Dass Chris Kramer wohl nicht mehr für Borussia auflaufen wird, ist für mich eine zwiespältige Sache. Einerseits ist er noch immer einer, der Bundesliga spielen kann. Doch sein sportlicher Impact beim VfL ist seit Jahren kaum noch zu spüren. 

Er hat es verpasst, sein Spiel an die Erfordernisse der jeweiligen Trainer zu adaptieren (oder zu wechseln). Denn diese Flexibilität ist Grundvoraussetzung dafür, um dauerhaft einen Kaderplatz bei einem Bundesligisten besetzen zu können. 

Ich sehe über Laufbereitschaft und Erfahrung hinaus heute wenige sportliche Argumente, die noch für ihn (bei Borussia) sprechen. Und dass die Interessenten bei ihm trotz vermutlicher Ablösefreiheit nicht Schlange stehen, sagt auch etwas aus. 


Kramer hat sich immer zu Borussia bekannt, das rechne ich ihm hoch an. Aber möglicherweise hat er auch seinen Anteil an manchen wenig leistungsfördernden Stimmungen in der Kabine, aber das kann ich nicht beurteilen. Dass er von Seoane am Ende so deutlich aussortiert wurde, macht die Sache nicht schöner. Schade, wenn es so endet, denn Borussia könnte einen eloquenten Vertreter auch nach seiner Karriere sicher gewinnbringend einsetzen. Aber dazu scheint es jetzt nicht mehr kommen zu können.


Falls Kramers Vertrag aufgelöst wird und auch Manu Koné den Verein noch verlässt, wäre Borussia im zentralen Mittelfeld immer noch zahlenmäßig und qualitativ ausreichend besetzt. Zu den schon genannten Namen kommen ja auch noch Rocco Reitz und Julian Weigl. Mehr geht immer. Dennoch scheint der Offensivbereich derzeit deutlich besser für die Saison gerüstet als die übrigen Mannschaftsteile.


Für Patrick Herrmanns Kaderplatz rücken vor allem Nachwuchskräfte wie sein aus Dortmund gekommener Namensvetter oder die Eigengewächse Boteli und Sauck in Reichweite. Keiner von diesen dreien ist Stand heute bundesligareif. Aber über kurz oder lang könnte der eine oder andere an den Bundesligakader heranrücken. 


So wie man überhaupt lobend erwähnen muss, dass Borussia gerade für die „Nachwuchs-Säule“ im Borussia-Plan diesmal sehr viel Überzeugungskraft und auch wohl Geld in die Hand genommen hat, um Toptalente von Spitzenclubs wie Dortmund abzuwerben oder, wie im Fall Boteli, im Verein zu halten. 


Das ist sicher ein wichtiges Investment, das sich aber frühestens in zwei, drei Jahren in der Bundesliga auszahlen könnte. Zugleich ist jeder dieser frühen Transfers ein Wagnis, weil es eine Garantie nicht gibt, dass ein verheißungsvoller Spieler am Ende dort ankommt, wo man es sich erhofft. Gerade bei Borussia hat man da in den vergangenen Jahren sowohl mit ausländischen Talenten wie mit den eigenen so seine Erfahrungen gemacht. Kaum einer kam wirklich rein in die Fohlenelf - eine ganze Reihe aber ist zum guten Zweit- oder Drittligaspieler geworden. 


Der Unterschied zwischen diesen beiden Karriereverläufen muss gar nicht groß sein - aber es ist bei sehr wenigen Spielern frühzeitig vorhersehbar, dass sie es ganz nach oben schaffen werden. 


Die (noch) fehlenden Transfers


Würde man die Transferarbeit zum heutigen Tag bewerten wollen, dann müsste man sie wohl fahrlässig unvollendet nennen. Nun wissen wir alle, dass das Geschäft in den letzten Jahren nicht einfacher geworden ist, und schon gar nicht für eine in einen Negativstrudel geratene Borussia. Und wir wissen alle, dass Geld über Verkäufe erst reinkommen muss, bevor über Kleindienst und Co hinaus weiter investiert werden kann. 


Dennoch ist wenige Tage vor dem Saisonstart die Zusammenstellung der Defensive wenig vertrauenerweckend. Den Talenten Chiarodia und Ullrich stehen in Itakura, Friedrich, Elvedi, Scally, Netz und Lainer erfahrenere Kollegen zur Seite, von denen aber nicht einer eine gute letzte Saison gespielt hat. Phasenweise ja, zumal in Anbetracht des insgesamt prekären Auftretens der Mannschaft. Aber dauerhaft überzeugend war keiner davon. Diese acht Spieler sind nach den derzeitigen und vergangenen Eindrücken ohne Frage nicht ausreichend, um eine erfolgreiche Bundesligasaison zu spielen - geschweige denn, sie schadlos zu überstehen.



Auch Jantschkes Aufrücken in den Trainerstab und das Auslaufen der Leihe von Max Wöber haben für diese deutliche Lücken im defensiven Kaderteil gesorgt, die bis heute nicht ansatzweise geschlossen sind. Mit Patrick Herrmanns Karriereende und dem mutmaßlichen Ausstieg von Chris Kramer fallen zudem zwei (zugegeben absolute) Notnägel für die Rechtsverteidiger bzw. Innenverteidigerposition weg. In Jantschke und Wöber fehlen auch die letzten erfahrenen Spieler, die sowohl auf Außen als auch innen verteidigen könnten. Die möglicherweise schwerwiegende Trainingsverletzung von Nico Elvedi vom heutigen Dienstag lässt spätestens jetzt alle Alarmglocken schrillen.


Insofern muss sich hier noch bis zum Transferschluss Ende August etwas Gravierendes tun. Hoffen wir, dass das noch durch einen Koné-Wechsel in den kommenden Tagen realisiert werden kann und mit entsprechenden Kandidaten soweit alles klar ist, dass sie auch kommen würden. Wenn nicht, was wäre Plan B?


Es bleibt ein Ritt auf der Rasierklinge


Was heißt das nun alles? Ich weiß es nicht. Natürlich kann es sein, dass ab Samstag alle Rädchen wie geschmiert ineinander greifen. Dass sich die neuen Mannschaft schnell findet, all die enttäuschenden individuellen und mannschaftlichen Leistungen der vergangenen Saison einfach weggewischt werden können. Und dass sich auch das nicht zu Unrecht kritisierte Trainerteam um Gerry Seoane rehabilitieren und das Vertrauen der Vereinsführung rechtfertigen kann. Dass die Elvedis und Friedrichs, die Weigls und Neuhaus’ plötzlich wieder das spielen, was man ihnen zutrauen darf. Dass Omlin verletzungsfrei bleibt und das hohe Niveau wieder erreicht, mit dem er hier einst ankam. 


Vielleicht haben alle im Verein verstanden, worauf es ankommt und ziehen gemeinsam an einem Strang. Vielleicht überrascht man uns auch mit dem einen oder anderen weiteren guten Neuzugang. Vielleicht hat Borussia auch mal wieder das Spielglück, was es braucht, um sich selbst auf einen guten Weg zu bringen. Das ist alles möglich, und man sollte es auch nicht ausschließen, nur weil die Testspiele wenig davon haben erkennen lassen.


Allein, ich kann es mir nicht so recht vorstellen. 

Für mich ist Borussias inzwischen dritter Umbruchsversuch in Folge noch zu unvollendet und das Team nicht ausreichend auf durchaus wahrscheinliche Rückschläge wie Verletzungen von Leistungsträgern vorbereitet. Stand heute ist Borussia für mich ein Kandidat für das untere Mittelfeld, mit einem gewissen Risiko für noch Schlechteres. 


Nicht falsch verstehen: Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Ich hoffe sogar sehr, sehr, sehr darauf. Ein, zwei, drei sinnvolle Verpflichtungen können viel bewirken - oder mancher, den man gar nicht auf dem Zettel hatte, kann sich in den Fokus spielen. 


Aber alles, was dafür besser laufen müsste, muss auch erstmal eintreffen. Daran habe ich mit den heute vorliegenden Informationen und Eindrücken meine begründeten Zweifel. Denn nicht zuletzt zeichnet es unsere Borussia bekanntermaßen gerade nicht aus, dass ihr stets die Sonne aus dem Hintern scheint. Obwohl es mal Zeit dafür wäre. 


In diesem Sinne: Trotz allem auf eine geile Saison!


2024-05-29

Saisonspende: Auch hier die Ziele verfehlt

Zum Abschluss jeder Saison, diesmal zugegeben ziemlich spät, kommt die Abrechnung meiner Saisonspende. Was ich ausgelobt hatte, steht nochmal ganz unten im Text. Und es ist keine Überraschung, dass sich auch hier die enttäuschende Saison von Borussia widerspiegelt.

Auch zum Schluss gab es gegen Frankfurt und vor allem in Stuttgart fußballerisch noch mal absolute Magerkost und folglich nur einen weiteren Euro aus zwei Spielen für die Spendenkasse. Die von mir berücksichtigten Spenden-Saisonziele wurden selbstredend alle verfehlt. Das bedeutet: Auch meine Spende erreicht den absoluten Tiefstand, seitdem ich das mache. 

Am Ende stehen unter dem Strich 75,50 Euro - die ich noch auf 80 Euro aufrunde. 50 Euro davon überweise ich in diesem Jahr an Hate Aid, die Opfern von Hass im Netz Hilfe und Beratung bieten (hateaid.org). Die restlichen 30 Euro gehen an den Civilfleet-Support e.V. (civilfleet.org), der verschiedene Organisationen und zivilgesellschaftlichen Akteure unterstützt, die sich an den EU-Außengrenzen für die Rechte und Würde von Menschen auf der Flucht und in der Seenotrettung einsetzen.            

Saison 2023/24, Bundesliga, 33. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 1:1. Tor für Borussia: 1:0 Hack. 

Saison 2023/24, Bundesliga, 34. Spieltag: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 4:0. 

Das galt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-05-10

Jedem Ende wohnt ein Anfang inne

Die Ziellinie der Saison ist endlich in Sicht, nach ernüchternden Monaten im Jahr 2024, die die Hoffnung auf eine schnelle Entwicklung des angekündigten Borussia-Weges mehr als deutlich erstickt haben. Und anders als in den 12 Jahren zuvor wissen wir noch nicht einmal, ob die Borussia vom Niederrhein überhaupt rechtzeitig den Saisonabschluss einleiten darf oder sogar noch eine Extrarunde mit dem Risiko des Abstiegs über die Relegation ansteht. 

Am Vorabend des letzten Heimspiels gegen Frankfurt ist diese Gefahr jedenfalls alles andere als gebannt, zumindest für alle, die der Mannschaft von Gerry Seoane zuletzt aufmerksam bei der Arbeit zugesehen haben.

Ich erspare mir, auf die Spiele 29 bis 32 im einzelnen einzugehen. Es wiederholen sich die guten wie die schlechten Dinge, und es deutet derzeit nichts darauf hin, dass sich der VfL mit einer eigenen Energieleistung die notwendigen Punkte zum Klassenerhalt sichern kann. Es liegt, so scheint es, in erster Linie an der Performance der Teams hinter Gladbach, die darüber entscheiden wird, wo der Verein in der (Fernsehgeld-)Tabelle am Ende stehen wird.

Gehen wir mal zweckoptimistisch vom Klassenerhalt aus, dann heißt es mit dem Abpfiff der Bundesligasaison am 18. Mai, alles abzuhaken, was in den letzten drei Jahren von der oberen Tabellenhälfte an den Rand des Abgrunds geführt hat. Es gilt die Karten auf den Tisch zu legen und nicht nur zu sagen, wofür Borussia stehen will, sondern auch danach zu handeln. Die Idee, was und wie man spielen lassen will, darf sich nicht ständig wieder verändern. 

Der Verein muss kommunikativ um die Mannschaft herum wieder aktiver und präsenter werden, darf den Trainer nicht immer nur alleine in die PKs schicken und dann, wenn es nicht so läuft, ihn auch noch auf diese Weise im Regen stehen lassen. Und es muss klar werden, welches Risiko man bereit ist zu gehen, und wie man die große und leidensfähige Anhängerschaft des Vereins einbinden und wieder zum Faktor im Spiel machen will. Denn es brodelt an vielen Ecken in und um den Verein. Und besonders sauer stößt auf, dass Roland Virkus und Co das nicht oder wenn, dann nicht gut moderieren.

Denn so, wie es jetzt ist, droht die Zustimmung und die Bereitschaft, das Projekt Borussia neu aufzusetzen und mitzutragen, in kurzer Zeit zu kippen - ganz egal übrigens, was die Verantwortlichen in Management und Präsidium denn auch genau darunter verstehen. Denn das, was als der Borussia-Weg öffentlich angekündigt wurde, wurde nicht so umgesetzt wie erwartet und auch nicht so, dass es von außen nachvollziehbar wurde. Es wurde sogar mehrfach die Richtung verändert und umdefiniert, was denn nun der gewählte Weg auf und neben dem Rasen ist, und wie man wieder in die Spur finden will. 

Fakt ist, nach Roses Abgang haben es aus unterschiedlichen Gründen weder Hütter noch Farke noch Seoane verstanden, innerhalb einer Saison zu vermitteln, was sie aus der Mannschaft herausholen wollen - und können. Möglicherweise ist es zu viel verlangt, dies in der Zeitspanne in der notwendigen Deutlichkeit nachzuweisen. Aber mehr Zeit haben Seoanes Vorgänger nun mal nicht bekommen. 

Und wenn man ehrlich ist, spricht auch im Moment nicht viel dafür, dass man dem Schweizer die Zeit geben wird, wenn die Leistungskurve in der Rückrunde doch derart nach unten zeigt (ohne große Verletzungsausfälle) und die immer wieder sichtbaren, vor allem defensiven Probleme über die gesamte Runde hinweg nicht abgestellt werden können.

Ich will mir ein Urteil darüber nicht anmaßen, ob der Trainer mit Zeit und gezielten Kaderergänzungen den Turnaround schaffen kann. Auf dem Papier ist der Kader ausreichend gut besetzt, um in der ersten Tabellenhälfte eine sichere Saison zu spielen. Die geschossenen Tore zeigen das, nach vorne ist Borussia ein durchaus ernstzunehmender Gegner. Bei der Verteidigung des eigenen Tores ist man ein Abstiegskandidat. Und steht zurecht dort, wo man gerade steht. Das spricht nicht für Seoane und den Impact seines Trainerteams.

Doch egal, wie schwierig diese Saison für uns alle war: Jedem Ende wohnt auch ein Anfang inne. Und Hoffnung auf Besserung. Und egal, mit welchem Trainer und in welcher Liga Borussia im Sommer in die neue Saison startet: die Mannschaft wird sich erneut deutlich verändert haben. 

An erster Stelle ist da das nachvollziehbare Karriereende von Tony Jantschke und Flaco Herrmann zu nennen. Sportlich spielten beide schon länger nur noch eine Notnagelrolle, wobei zumindest auf den "Fußballgott" stets Verlass war, wenn er nochmal ins Spiel geschickt wurde. Die Frage ist, wie sich ihr Fehlen in der Kabine und für die Teamhierarchie auswirken wird. Ich bin mir heute noch sicher, dass der Weggang von Oscar Wendt und Ibo Traoré gerade im Zwischenmenschlichen eine unterschätzte (negative) Auswirkung gehabt hat.

Egal wie man dazu steht: Es wird ganz sicher ein trauriger Abschied, nach so langer gemeinsamer Borussenzeit. Aber beide Legenden bleiben im Verein, und es scheint auch sinnvolle Aufgaben für sie zu geben. Deshalb sollten wir lieber nach vorne und darauf schauen, welche Chancen es bietet, zwei Kaderplätze neu besetzen zu können.

Auch für manch anderen Spieler, der sich in den vergangenen Jahren nicht mehr weiterentwickelt hat, könnte ein Ortswechsel ein guter Weg - und für beide Seiten von Vorteil sein. Doch der Verein wird bei der Besetzung der Kaderplätze auch einmal mehr darauf achten müssen, was dafür als Ablösesumme reinkommen würde, und wieviel man demnach für Ersatzlösungen investieren kann. 

Das macht die Planung auch diesmal wieder kompliziert, und das gerade auch dann, wenn man auf den zentralen Positionen Handlungsbedarf hat, in sportlicher Hinsicht, und ebenso in der Persönlichkeit und beim Hunger auf Erfolg.

Immerhin: Viele gute junge Spieler drängen aus dem Nachwuchs in Richtung Profikader. Man kann gespannt sein, ob jemand schnell genug so weit sein kann, dass er sich zum Überraschungsspieler entwickelt. Und genauso gespannt muss man sein, was die Verantwortlichen personell sonst so auf die Beine stellen können. 

Mehr Robin Hack wäre wünschenswert. Aber das Fußballgeschäft ist kein Wunschkonzert.  Sonst würden ja alle oben mitspielen. Wollen wir hoffen, dass Borussia auf allen Positionen so gut aufgestellt ist, dass sie sich durch gute Entscheidungen bald wieder in Richtung der angenehmeren Tabellengefilde orientieren kann. Wetten würde ich nach den letzten drei Jahren nicht darauf. Aber auch hier hoffe ich auf Lerneffekte bei den handelnden Personen. 

Aber nun gilt es erstmal, mit voller Kraft voraus in die letzten zwei Spiele zu gehen. Der beste Rückenwind wäre, wenn die Mannschaft sich aus eigener Kraft vor der Relegation rettet und mit einem Erfolgserlebnis in die Sommerpause verabschiedet. 

Zähne zusammenbeißen und durch! Und dann alles auf Neustart, die negativen Erfahrunen löschen und die Systeme rebooten. Das gilt auch für alle, die im Stadion sind. Denn wir brauchen einander, auf und neben dem Feld. Schließlich sind wir alle Borussia.            

Saison 2023/24, Bundesliga, 32. Spieltag: Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 2:2. Tore für Borussia: 0:1 Hack, 2:2 Neuhaus (HEM). 

 Saison 2023/24, Bundesliga, 31. Spieltag: Borussia Mönchengladbach -Union Berlin 0:0. 

Saison 2023/24, Bundesliga, 30. Spieltag: TSG Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach 4:3. Tore für Borussia: 1:1 Hack, 3:2 Hack, 3:3 Hack.  

Saison 2023/24, Bundesliga, 29. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - BVB 1:2. Tor für Borussia: 1:2 Wöber.  

 

Saisonspende: 6 Tore und nur zwei Punkte aus drei Spielen - der Spendenstand steigt genauso lahm an wie Borussias Punktestand in der Rückrunde. Immerhin kommt noch ein Euro für das 0:0 gegen Union dazu. Neuer Spendenstand: 74,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-04-11

In der Dauerfindungsphase

Es geht munter weiter mit dem aufreibenden Hü und Hott im Fohlenstall. Eine insgesamt wieder nur zeitweise gute Leistung gegen den überraschend erfolgreichen Aufsteiger aus Heidenheim endete leistungsgerecht und zugleich etwas glücklich mit 1:1. Das zeigt einerseits die Mittelmäßigkeit der Borussensaison gut auf. Andererseits ist dieses Heidenheim bis dato auch einer der wenigen Lieblingsgegner der Saison. Schließlich gab es gegen das Team von Frank Schmidt zwei Siege und ein Remis in Liga und Pokal. 

Diese positive Bilanz toppte die Seoane-Elf gegen den VfL Wolfsburg sogar noch. Dem 4:0 im Hinspiel und dem Pokalkrimi mit Konés Last-Minute-Treffer zum 1:0 in der Verlängerung folgte am Sonntag auch noch der dritte Sieg gegen die Wölfe, diesmal in der VW-Stadt. 8:1 Tore in drei Spielen, das kann sich sehen lassen. Dass gerade dieses 3:1 eine so große Erleichterung im Anhang der Borussia auslöste, hatte mit dem kraft-, ideen-, sang- und klanglosen 0:3 in der Vorwoche gegen nicht einmal besonders überzeugende Freiburger zu tun. Das brachte Gladbach erstmals seit langem wieder in die Reichweite der Plätze 16 und 17, weil Mainz und Köln am vergangenen Wochenende dann auch mal dreifach punkteten. Ob die Mannschaft in diesem Jahr mental auf einen Abstiegskampf vorbereitet wäre, dürfte man getrost bezweifeln.

Umso wichtiger war die Reaktion gegen die punktgleichen Niedersachsen, gegen die es sich Weigl und Co. aber von Beginn an erstmal wieder selbst schwer machten. Ein frühes Gegentor, das in seiner Schlichtheit erschreckend verteidigt war, brachte Borussia schnell unter Druck, und die Partie hätte jederzeit auch in Richtung der Gastgeber kippen können. 

Doch diesmal war das Glück auf der richtigen Seite. Aus dem Nichts fand Itakura mit einem eigentlich wenig erfolgversprechenden Weitschuss einen abfälschenden Verteidiger und erzielte so den Ausgleich. Danach reichten ein feiner Spielzug für die schnelle Führung und eine entschlossene Aktion von Cvancara zum entscheidenden 3:1 durch Rocco Reitz. Das macht wieder Mut, dass nun doch noch so etwas wie ein kleiner Aufschwung im Saisonfinale denkbar sein könnte. Doch ob das ausgerechnet im nächsten Spiel gegen Dortmund zu halten sein wird, ist mehr als offen. Die Schwarz-Gelben spielen zwar derzeit auch keine Sterne vom Himmel, sind aber dennoch zumindest von der Papierform eine Nummer zu groß für die launische Borussia vom Niederrhein.  

Saison 2023/24, Bundesliga, 28. Spieltag: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 1:3. Tore für Borussia: 1:1 Itakura, 1:2 Ngoumou, 1:3 Reitz.  

Saison 2023/24, Bundesliga, 27. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 0:3. 

Saison 2023/24, Bundesliga, 26. Spieltag: 1. FC Heidenheim - Borussia Mönchengladbach 1:1. Tor für Borussia: 0:1 Hack. 

Saisonspende: Vier Tore aus drei Spielen bedeuten ein Plus von 4 Euro. Und weil es doch recht selten ist, lege ich für den Sieg bei VW noch die Sonderprämie von 10 Euro drauf, die ich in den Vorjahren immer noch drin hatte, für diese Saison aber nicht mehr für so exotisch hielt. Aber in dieser Spielzeit erfreut man sich auch an solchen Dingen. Neuer Spendenstand: auf 77,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-03-13

Hier gibt's nichts zu sehen

"Geh'n Sie bitte weiter, hier gibt's nichts zu sehen." Das neue Lied von Stefan Stoppok passt hervorragend als Hymne in die Borussenzeit. Auf und Ab, mehr Ab als wieder auf, alte Fehler in Serienproduktion, fahrlässiges Wegwerfen einer einmaligen Pokalchance, und dazwischen ein paar wenige helle Momente. 

Doch auch die können nicht darüber hinweg täuschen, dass bei Borussia nichts mehr stimmt. Dass es anders sein kann, anders werden kann, sich das Pendel zum Besseren wendet, wenn nach mehreren Jahren Trial-and-Error erst einmal die Spur gefunden ist - alles Makulatur. Das peinliche Aus im Pokal und der schwer herausgearbeitete und dann viel zu einfach wieder hergeschenkte Derbysieg haben dieser Entwicklung das Krönchen aufgesetzt. Das war selbst für die gleichmütigsten Charaktere im Fohlenlager ein Tiefschlag zu viel.

Selbst die positivsten Fans sind tief desillusioniert und sind die vielen Versprechen vor und die leeren Erklärungen nach verlorenen Spielen leid. Die Vereinsführung scheint ohnmächtig oder noch immer nicht dessen gewahr, was vor der Tür gerade passiert. Die Entfremdung, die aus den Reaktionen vieler Fans spricht, sie wird langsam dem ganzen Verein gefährlich. 

Die sportlich-wirtschaftliche Seite ist es schon - zumindest, wenn man konkurrenzfähig bleiben möchte. Es ist nur nicht klar, ob diese Botschaft im Vorstand und Management ankommt. Und ob irgendjemand dort eine andere Antwort hat als den, der die vergangenen drei Jahre immer nur kurzzeitig neue Hoffnung gebracht hat: einen Trainer zu kippen und einen neuen vor das schwer trainierbare Ensemble zu werfen. 

Alles Weitere ist schon vor mir exzellent beschrieben worden von den anderen Gladbach-Blogs wie Seitenwahl, BorussiaXplained, Fohlen Hautnah und und und. Auch die RP findet klare Worte. Ob es was nützt? Schaun mer mal.

Saison 2023/24, DFB-Pokal, Viertelfinale: 1.FC Saarbrücken - Borussia Mönchengladbach 2:1. Tor für Borussia: 0:1 Hack.

Saison 2023/24, Bundesliga, 25. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - 1. FC K*** 3:3. Tore für Borussia: 1:1 Honorat, 2:2 Hack, 3:2 Hack.

Saison 2023/24, Bundesliga, 24. Spieltag: FSV Mainz - Borussia Mönchengladbach 1:1. Tor für Borussia: 1:1 Ngoumou.

Saison 2023/24, Bundesliga, 23. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfL Bochum 5:2. Tore für Borussia: 1:0 Ngoumou, 2:0 Weigl FEM, 3:0 Reitz, 4:1 Jordan, 5:2 Honorat.

Saison 2023/24, Bundesliga, 22. Spieltag: RB Leipzig - Borussia Mönchengladbach 2:0. 

Saisonspende: 10 Tore, wenig Ertrag für Borussia und viel Ärger im Umfeld. Immerhin steigt der Spendenstand auf 63,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-02-10

Wie Schilfrohr im Wind

In meinem bisher letzten Text schrieb ich: "Mit 20 Punkten in die zweite Saisonhälfte zu gehen, das ist insgesamt unter dem Strich in Ordnung und lässt auch genug Abstand nach hinten." Vier Spiele, zwei Punkte und ein ins Wasser gefallenes Pokalviertelfinale später weicht diese Zuversicht zunehmender Ratlosigkeit.

Eigentlich hatte ich geglaubt, dass es mir in dieser Saison helfen würde, wenn ich nicht mehr nach jedem Spiel, sondern alle drei bis vier Wochen etwas über Borussia schreibe. Denn bei einer unsteten Mannschaft im Umbruch sollte man meinen, dass es auf diese Weise leichter fallen würde, Entwicklungen über ein Spiel hinaus zu erspüren oder verfolgen zu können - statt wöchentliche Wasserstandsmeldungen abzugeben.
Doch dieser Verein und seine Mannschaft bleiben auch über mehrere Wochen gesehen und zusammengefasst ein Mysterium. Das einzige Beständige ist, dass man sich nie sicher sein kann, wie das Team um Julian Weigl im nächsten Spiel aufgelegt sein wird.

Bestes Beispiel sind die Spieltage 18 bis 21 der laufenden Saison. Ein fahrig und unnötig hergeschenktes Spiel gegen Augsburg mit der xten hergegebenen Führung ließ den Sieg gegen Stuttgart innerhalb von 90 Minuten gleich wieder recht derbe verblassen. Denn es weckte Erinnerungen an viele ähnliche Partien der vergangenen Jahre.

Darauf folgte das hart und mit Glück und Geschick ermauerte 0:0 beim Tabellenführer Leverkusen, das zugleich ein positives Novum bedeutete. Es war bis heute das einzige Saisonspiel, an dem der Gegner kein Tor erzielen konnte. Das ließ hoffen, zumindest, was die verbesserte defensive Stabilität anging.

Ein ähnlich erarbeiteter Punkt wäre auch gegen überlegene, aber auch selten besonders einfallsreiche Münchner, in der Woche darauf drin gewesen. Die Führung von Elvedi brachte den Münchnern ob des Aufflackerns ihres ehemaligen Angstgegners ein paar Schweißperlen auf die Stirn. Doch letztlich besiegelten vor allem individuelle Fehler auf Gladbacher Seite als die Klasse von Kane und Co. die am Ende verdiente Niederlage.

Nach zwei durchaus respektablen Auftritten gegen Spitzenteams durfte man also gespannt sein, ob dem Seoane-Team gegen "Underdogs" - oder sollten wir sie nicht inzwischen lieber "Gegner auf Augenhöhe" nennen - mehr gelingen würde als in so vielen Spielen dieser Art in dieser und den vergangenen Spielzeiten. Gegen die spucken-kratzen-beißenden Teams der Liga tat und tut sich Borussia schon traditionell schwer, und das ganz unabhängig von der Klasse der Spieler auf dem Platz und des Trainers an der Seitenlinie. 

Der Tabellenletzte SV Darmstadt 98 war heute der erste Gegner aus den unteren Gefilden, der sich dem VfL im letzten Saisondrittel in den Weg stellt. 

Und wieder zeigte ein spielerisch recht limitierter Gegner, wie man es gegen Gladbach anstellen muss, um zumindest nicht zu verlieren. Es war damit auch schon der sechste Tabellenletzte in Folge, gegen den Borussia kein Sieg gelang. 

Und obwohl Jordan und Co. heute die klar besseren Chancen hatten und mit 24 Torschüssen und einem Expected-Goals-Wert von über 2 für die eigenen Verhältnisse unüblich gute Werte in diesen Kategorien aufwies, gelang wieder kein Tor und nur ein sehr ernüchterndes Unentschieden. Denn berauschend war die Gladbacher Leistung nicht. Und auch Darmstadt gelang es kaum, das Tor der Hausherren mal in Gefahr zu bringen.

Neben dem Ärger über zwei bittere Verletzungen von Hack und Jordan, die jeweils nach üblen Fouls von Darmstädter Verteidigern ausgewechselt werden mussten und vorher zu den Aktivposten im Spiel gezählt hatten, blieb also auch sonst nicht viel Gutes hängen.

Die Lehren aus diesem Spiel (und den dreien zuvor) sind folglich wenig verheißungsvoll: Borussia ist nicht beständig.

Borussias Tagesform ist absolut nicht vorherzusehen oder auszurechnen - außer für den Gegner, der sich zumindest im Laufe eines Spiels ganz gut darauf einstellen kann.

Fortschritte im Spiel sind flüchtig, im jeweils nächsten Spiel muss man wieder mit den gleichen alten Macken und Fehlern rechnen, die sich durch die vergangenen drei oder vier Saisons ziehen - und die leider auch in diesem Jahr das Trainerteam um Gerry Seoane offenbar nicht in der Griff bekommt. 

Und das wirft auch nach gut 25 Pflichtspielen der Saison auch langsam einen Schatten auf den Trainer, dessen Handschrift mal mehr und oft gar nicht zu erkennen ist. Mit der Viererkette stabilisierte sich die Mannschaft zuletzt gegen die Spitzenteams defensiv, war offensiv aber fast gar nicht zu sehen. Diese Aufstellung war unter anderem auch dem anhaltenden Verletzungspech geschuldet, und auch dem monatelangen Fehlen von Ko Itakura.

Nun waren der Japaner und auch Wöber wieder da, und Seoane kehrte zurück zur Dreierkette, mit Honorat und Netz als vorgelagerte Flügelspieler. Das war defensiv keineswegs ein Downgrade, aber im eigenen Ballbesitz half es eben auch nicht, den Gegner besser zu bespielen. Stattdessen scheuten die Borussen vor allem im Spielaufbau über die Verteidiger oft jegliches Risiko und spielten schon bei nur einem anlaufenden Darmstädter Stürmer hintenrum und wieder viel über Torwart Nicolas. Das war gegen den heutigen Gegner zu viel der Ehrfurcht.

Was konstant bleibt, ist, dass die Mannschaft will. Sie bemüht sich, sie kommt auch in gute Positionen für den vorletzten oder letzten Pass, doch allzuoft sind diese Zuspiele dann zu ungenau oder enden in Missverständnissen. So bringt sich die Mannschaft immer wieder um den Lohn ihrer Arbeit. 

Dass in dieser Saison jeder Mannschaftsteil mal so von Verletzungen gebeutelt war, dass der Konkurrenzkampf darunter litt, macht es auch nicht leichter, in die Spur zu finden. Aber dennoch muss man erwarten können, dass gegen Gegner vom Kaliber Darmstadt spielerisch, taktisch und punktemäßig mehr drin ist als ein glücklicher Punkt im Hinspiel und ein weiterer glanzloser im Rückspiel.

Denn die Konkurenz, die längst schon nicht mehr vor Borussia, sondern hinter ihr in der Tabelle platziert ist, schläft nicht. Um die Saison zumindest ohne große Sorgen und schadlos über einen ergehen lassen zu können, muss deutlich besser gepunktet werden als in den letzten vier Spielen. Zwei Punkte aus vier Partien sind trotz der Gegner Bayern und Bayer nicht dafür geeignet, beruhigt in die nächsten Wochen zu gehen.

Und solange Woche für Woche wieder so rätselhafte Auftritte gegen kampfstarke Gegner drohen, kann man nicht einmal gegen den Drittligisten aus Saarbrücken guten Gewissens auf Sieg Richtung Pokalhalbfinale setzen. Das wäre tatsächlich etwas, was für diese Saison nochmal viele Kräfte freisetzen könnte. Oder was bei einem Scheitern für ein ganz schwieriges Klima im Verein und seinem Umfeld sorgt. Ich wünschte, ich könnte mehr Zuversicht vermitteln. Aber das heutige Spiel gibt dafür leider nichts her. Borussia 2024 wogt auch im Jahr 2024 wie Schilfrohr im Wind hin und her. Es bleibt kompliziert.

Saison 2023/24, Bundesliga, 21. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Darmstadt 98 0:0.

Saison 2023/24, Bundesliga, 20. Spieltag: Bayern München - Borussia Mönchengladbach 3:1. Tor für Borussia: 0:1 Elvedi.

Saison 2023/24, Bundesliga, 19. Spieltag: Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach 0:0.

Saison 2023/24, Bundesliga, 18. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg 1:2. Tor für Borussia: 1:0 Jordan.

Saisonspende: 2 Tore aus vier Spielen bringen 2 Euro, zwei Zu-Null-Spiele auch. Damit steht es nun 53,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2024-01-19

Wird schon

Drei Spiele mit einigen Ähnlichkeiten und sehr unterschiedlichen Ausgängen runden die Hinrunde ab. Zweimal brachte Borussia Führungen nach guten Phasen nicht ins Ziel, beim Spiel gegen Stuttgart lief auch alles darauf hinaus, dass die Gäste noch zumindest zum ausgleich kommen würden. Doch der massierte Abwehrverbund hielt diesmal, der wichtige Sieg konnte durch einen späten Konter am Ende durch Jordans Treffer zum 3:1 abgesichert werden.

Doch es bleibt dabei. Borussia kann brillant aufspielen, Borussia kann äußerst effektiv nach vorne spielen. Doch eine Garantie, dass hinten dicht gehalten werden kann, gibt es nicht. Nicht einmal eine halbwegs erträgliche Wahrscheinlichkeit. Das ist unser Los als Fans diese Saison. Und wir dürfen gespannt sein, ob die Mannschaft in der Rückrunde einen dauerhaften Schritt nach vorne macht, was die Anfälligkeit für Gegentore angeht.

Ohne wird es nicht leichter, aber das ist es auch in den vergangenen 17 Spielen nicht gewesen. Denn in keiner Phase der Saison blieb das Team von Gerardo Seoane von Verletzungen gleich mehrerer Stammspieler verschont. Torwart Jonas Omloin konnte da noch am besten ersetzt werden. Doch mal fehlte die halbe Abwehr, dann hakte es im Mittelfeld und im Sturm gab es in der gesamten Hinrunde gefühlt keine volle Besetzung.

Auch zuim Start der Rückrunde scheint sich dieser unschöne Serie fortzusetzen. Toma Cvancara fällt erneut aus, Jordan ist gerade aus der Verletzung gekommen, nun ist auch Plea lädiert. Doch wenn es eins gibt, was Mut macht, dann ist es die Fähigkeit, trotz mehrerer Ausfälle immer eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz schicken zu können. Es gab nur ein Spiel, in dem Borussia komplett chancenlos war, und das war das gegen den Tabellenführer aus Leverkusen. In allen anderen Partien hatte der VfL seine Chancen, nutzte sie allerdings zu wenig, meist, weil die guten Phasen im Spiel weniger als eine Halbzeit umfassten.

Aber mit 20 Punkten in die zweite Saisonhälfte zu gehen, das ist insgesamt unter dem Strich in Ordnung und lässt auch genug Abstand nach hinten. Das könnte der Mannschaft die Nervosität eines drohenden Abstiegskampfs ersparen - wenn sie in der Rückrunde zumindest im gleichen Umfang punktet. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.  

Saison 2023/24, Bundesliga, 17. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 3:1. Tore für Borussia: 1:0 Hack, 2:0 Hack, 3:1 Jordan.

Saison 2023/24, Bundesliga, 16. Spieltag: Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 2:1. Tor für Borussia: 0:1 Wöber.

Saison 2023/24, Bundesliga, 15. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SV Werder Bremen 2:2. Tore für Borussia: 1:1 Reitz, 2:1 Reitz.

Saisonspende: 6 Tore aus drei Spielen bringen 6 Euro in der Spendenkasse -Zwischenstand nun 49,50 Euro.

Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.