Drei Spiele in einer Woche ergeben zwei zurecht enthusiastisch gefeierte Siege und eine Niederlage für Borussia. Das klingt passabel, und das war es auch. Doch das relativ hilflose Auftreten bei der erwartungsgemäßen Niederlage in der Alten Försterei gegen die bis dahin 16mal hintereinander sieglosen Unioner verdirbt die Laune ein bisschen.
Muss sie aber nicht, denn dieses 1:3 ist vielleicht noch am besten zu erklären, nach 120 intensiven Pokalminuten und einer nicht enden wollenden Personalrotation, die den ständigen Verletzungsausfällen von Stammkräften geschuldet war. Erstaunlicher war für erfahrene Borussia-Fans, dass die Mannschaft von Gerardo Seoane quasi mit dme letzten Aufgebot wichtige Spiele zweimal sehr hemdsärmelig über die Zeit brachte.
Sowohl gegen die TSG als auch gegen Wolfsburg war nicht viel zu sehen vom spielerischen Vermögen der Mannschaft. Doch auch wenn die Gegner ihre hochkarätigen Chancen hatten, um die Spiele zu gewinnen: am Ende hatte der VfL beide Partien über wiete Strecken relativ gut kontrolliert und über die gesamte Spielzeit clever verteidigt. Das sind möglicherweise Borussia-untypische oder zumindest ungewohnt Tugenden, aber sehr wertvolle Skills, wenn man sich in der Bundesliga behaupten will.
All das gelang Borussia heute in Berlin nicht. Eigentlich war man in allen Belangen unterlegen und die Niederlage somit folgerichtig. Das lag einerseits an den vorgenannten Widrigkeiten - wenig Erholungszeit seit dem Pokalspiel und eine erneut ausgedünnter Personaldecke. Andererseits lag es auch daran, dass Union dank der Schneepause vom Bayernspiel fast zwei Wochen Zeit hatte, sich mit dem Nachfolger von Trainer Urs Fischer wieder auf das zu besinnen, was den Köpenicker Terrorfußball erfolgreich gemacht hat: einfach einfachen und stressigen Terrorfußball zu spielen. Diesen Pfad, so schien es zumindest für mich als Randbeobachter, hatte der Verein mit Erreichen der Champions League und den Zu- und Abgängen im Sommer ein wenig verlassen (wollen).
Jetzt brachen die "Eisernen" also wieder auf die altbekannte Art und Weise über Plea und Co. herein, mit viel Laufarbeit und Zweikämpfen um jeden Preis. Hilfreich ist es für ein solches Vorhaben, den Schiedsrichter mit sich im Bunde zu wissen, so dass man Bälle ungestraft auch mit großzügig durchgewunkenen Regelwidrigkeiten erobern kann. Dass ist für jeden Gegner unangenehm, für Borussia sind physisch fordernde Gegner aber seit vielen Jahren bekanntermaßen ein Knock-out-Kriterium. Von diesem Makel konnte sich das Team auch unter Seoane noch nicht befreien.
Umso ärgerlicher ist es, wenn bei solchen Partien dann zielsicher Schiedsrichter angesetzt werden, die nicht in der Lage oder willens sind, gleiches Maß auf beiden Seiten anzulegen. Wie mal wieder: Martin Petersen. Der gab Scally völlig ohne Not in der zweiten Minute für ein unabsichtliches Foul Gelb, oder zeigte Weigl nach einem völlig korrekt nur mit Gelb bestraften harten Einsteigen an, dass er Zentimeter an Rot vorbeigeschrammt sei und sich demnach jetzt gar nichts mehr leisten dürfe. Auf der anderen Seite signalisierte er aber mit großspurigen Gesten dem von hinten umgetretenen Plea "kein Foul" und gab ihm prompt Gelb, als er nach dem xten Foul mal deutlicher beschwerte. Insgesamt präsentierte Petersen eine sehr unerfreuliche Unwucht in seinen Pfiffen.
Natürlich ist das für den Gegner nervenaufreibend, hinterlässt Abnutzungsspuren - und es hilft dem Gegner, einen Spieler wie Lasso Plea, der das Borussen-Spiel seit Wochen mit brillantem Spielmacher-Gen lenkt, weitgehend als Verbindungsstation in der Offensive aus dem Spiel zu nehmen.
Doch im Normalfall darf sich Borussia davon dennoch nicht so beeindrucken lassen, dass die von den meisten Borussenfans schon vorher erwartete traditionelle Niederlage schon früh im Spiel greifbar wurde.
Ich will mich damit aber gar nicht lange aufhalten, denn für mich ist der Leistungseinbruch heute mit den Abnutzungskämpfen der letzten Wochen durchaus vernünftig erklärbar.
Seit dem verhunzten Köln-Spiel hat sich die Mannschaft in beeindruckender Weise gefunden, von den folgenden 7 Spielen nur eins verloren, aber 5mal gewonnen. Dabei hat das Team vor dem in seine Stammtorwartrolle ganz famos hineingewachsenen Moritz Nicolas allen personellen Rückschlägen getrotzt.
Gegen gegen Hoffenheim und im Pokal gegen Wolfsburg war das nur mit einer gehörigen Portion Glück möglich, unter dem Strich auch sicher nur ein kleines bisschen unverdient. Aber wer mit großem Herz zwei Spiele erfolgreich nach Hause bringt, die man in den Vorjahren sicher verloren hätte, muss sich das nicht vorwerfen lassen.
Gerade der November und Dezember sind in jeder Bundesliga-Saison die Monate, wo es nicht auf Schönheit, sondern auf Effizienz und Ergebnisse ankommt. Was mit fußballerischer Finesse da nicht klappt, muss eben erkämpft werden. Man muss auf die Zähne beißen und befindet sich schnell mal im "Überlebensmodus". Gerade das hat die alte Borussia zum Jahresende oft nicht mehr hinbekommen, oder nur in einzelnen Spielen. Die neue Borussia ist da auf einem guten Weg. Aber Rückschläge sind unausweichlich, nur ohne Verletzungen wäre der Kader vielleicht in der Breite robust genug, um individuelle Leistungsschwankungen auszugleichen. In dieser Saison schon mehr zu verlangen, wäre vermessen.
Die jungen Spieler, die ihre Feuertaufe in dieser Saison oder jetzt gerade gegen Hoffenheim und Wolfsburg erlebt haben, werden weiter Fehler machen und uns an anderer Stelle verzücken. Ein Luca Netz genauso wie ein Joe Scally, ein Fabio Chiarodia oder ein Tomas Cvancara.
Letzterer wirkt nach vielen Verletzungspausen und kleineren Blessuren körperlich nicht auf der Höhe, die ein Stammspieler in der Bundesliga haben muss. Er will dann oft zu viel und scheitert an den einfachen Dingen. Das endet für ihn dann in einem sehr frustrierenden Spiel, über das er sich sicher am meisten ärgern wird. Doch es hilft keinem, ihn jetzt deshalb durch den Wolf zu drehen. Zum Glück hat Seoane eine gute Art, damit umzugehen. Er wird die richtigen Worte finden, Cvancara wieder Selbstvertrauen zu verschaffen und auch an seinen taktischen Fehlern arbeiten.
Jordan, der sich in seine Stürmerrolle ebenfalls nur kurzzeitig reinbeißen durfte, bevor er sich verletzt hat, fehlt im Moment einfach besonders. Wäre er fit, bekäme Cvancara sicher mehr Zeit zur Erholung und Entwicklung. Gleiches gilt auch für andere Positionen. In Lainer, Itakura, Jantschke fehlen auch der Abwehr ein paar Spieler, die anderen bitter notwendige Pausen verschaffen könnten. Das kann man alles nicht ändern, aber man muss es in die Bewertung mit einbeziehen.
Ich kann jedenfalls mit dem, was ich bis heute gesehen habe, gut leben. Und so sollte man auch die heutige Niederlage nehmen. Scheißegal, ob es wieder kein Sieg bei den Kultigen gab oder eine Pleite gegen den nächsten Tabellenletzten oder einfach nur eine zu wenig wehrhafte Leistung: Die Mannschaft lebt, und das ist die Basis für alles andere.
Saison 2023/24, Bundesliga, 13. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - TSG Hoppenheim 2:1. Tore für Borussia: 1:0 Plea (FEM, Plea), 2:1 Ngoumou.
Saison 2023/24, DFB-Pokal, Achtelfinale: Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg 1:0 n.V. Tor für Borussia: 1:0 Koné.
Saison 2023/24, Bundesliga, 14. Spieltag: Union Berlin - Borussia Mönchengladbach 3:1. Tor für Borussia: 3:1 Plea.
Saisonspende:
Vier Tore und ein Zu-Null aus drei Spielen sind am Ende 5 Euro mehr in der Spendenkasse, die nun bei 43,50
Euro steht.
Das gilt in der Saison 23/24: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 123 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.