Ein emotionales Spitzenspiel zum Abschluss der Saison-Ouvertüre, dazu ein Happyend und die ersten drei Bundesligapunkte gegen einen der schärfsten Konkurrenten aus dem vergangenen Bundesliga-Jahr - angesichts der eindrucksvollen Startbilanz mit vier Siegen aus vier Pflichtspielen kann man sich als Borussia-Fan ein breites Grinsen nicht verkneifen. Muss man auch nicht. Auch wenn das Glück in manchen Szenen gegen Bern und Leverkusen auf Seiten des VfL war, so waren die Siege doch allesamt verdient, natürlich auch der etwas schwerfällige im DFB-Pokal.
Was das Leverkusen-Spiel angeht, wäre es sehr bitter gewesen, wenn am Ende nur ein Punkt für die Schubert-Elf zu Buche gestanden hätte. Zwar war der späte Ausgleich der Gäste insgesamt nicht unverdient, doch wäre es nach einem wirklich beeindruckenden Gladbacher Auftritt nicht gerecht gewesen, wenn der zuerst clever erspielte und dann mit viel Kampf verteidigte Vorsprung noch aus der Hand gegeben worden wäre.
Die Borussen spielten in der ersten halben Stunde genau das, was sie vorhatten - sie kontrollierten das Spiel, ließen die gefährlichen Bayer-Offensivkräfte auf- und ins Leere laufen, gar nicht erst ins Spiel kommen. Dabei setzten Kapitän Stindl und seine Crew selbst einige Nadelstiche und verpassten nur knapp die Führung für den VfL. Dann aber hatte die Bayer-Elf den Dreh besser raus und setzte Borussia effektiver unter Druck. Die Ordnung im Gladbacher Spiel ging zuhends flöten. Was in der vergangenen Saison vielleicht noch mit einem Rückstand zur Halbzeit geendet hätte, lief mit der "Borussia 2016" genau andersherum. Ein langer Ball auf Hahn, dankenswerterweise von Abwehrmann Jonathan Tah verlängert und durch den beim Rauslaufen zögernden Torwart Leno begünstigt, und Gladbach schlug eiskalt zu. Das gleiche kurz vor Schluss, als ich eigentlich schon dachte, Borussia hätte nach der aufreibenden kämpferischen und taktisch wilden zweiten Hälfte nichts mehr zuzusetzen. Auch hier waren Johnson, Hazard und Stindl im richtigen Moment gedankenschneller als ihre tüdeligen Gegner und veredelten die tolle Mannschaftsleistung bei tropischen Temperaturen zum verdienten 2:1.
Das legt nahe, dass der VfL in diesen Wochen tatsächlich die Reife einer Spitzenmannschaft erkennen lässt, die nicht nur spielerisch hochwertiges auf den Rasen zaubern kann, sondern auch das Beißen und Rackern annimmt, wenn es nötig ist und in der Hektik eines Pressing-Spiels wie am Samstag kühlen Kopf bewahren kann. Das wird nicht immer gelingen, aber mit dem erfolgreichen Kaltstart haben sich die Jungs, im übrigen fantastisch unterstützt vom Publikum, eine hervorragende Ausgangsposition für die weitere Saison geschaffen. Und alle scheinen geerdet genug, dass sie deswegen jetzt nicht abheben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass man erwähnt, wer Gladbach im vergangenen Dezember mit 5:0 regelrecht zerlegt hatte: es waren vor allem die am Samstag fehlenden Chicharito und Kießling. Mit ihnen wäre es für die junge Borussen-Abwehr sicher noch eine größere Aufgabe geworden, die Übersicht zu behalten. Andererseits konnte sich die Bayer-Offensive mit Bellarabi, Volland, Calhanoglu und Kampl natürlich auch so mehr als sehen lassen.
Ach ja: Der wohl unvermeidlichen Diskussion über vermeintliche Fehlentscheidungen zugunsten Borussias im Spiel gegen die "Pillen" lässt sich kühl entgegnen, dass das Schiedsrichtergespann aus meiner Sicht bei allen wichtigen Szenen richtig lag. Der von mir grundsätzlich immer wieder gern kritisierte Schiri Brych und seine Assistenten hatten recht bei der kniffligen Entscheidung beim Foul an Johnson, das außerhalb des Strafraums geschah und demnach auch nicht mit Elfmeter geahndet wurde. Richtig war auch, den Ringkampf von Vestergaard mit seinem Leverkusener Gegenspieler beim Eckball nicht als Foulspiel zu werten und demzufolge auch keinen Elfmeter für Gladbach zu pfeifen.
Aus meiner Sicht war es zudem korrekt, nach dem "Handspiel" von Andreas Christensen im Strafraum weiterlaufen zu lassen, da klar erkennbar war, dass Christensen seinen Arm vom Ball noch wegzieht und ihn höchstens leicht berührt.
Es war weiter völlig in Ordnung, den Freistoß von Kramer vor dem 1:0 laufenzulassen, da selbst in Zeitlupe nur schwer aufzulösen ist, ob der Ball "ruhte" oder sich vielleicht doch noch einen halben Zentimeter bewegt hat, bevor Kramer ihn berührte. Und wer beim 2:1-Siegtreffer von Stindl auf Abseits plädiert, ignoriert wissentlich die Grenzen der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit. Linienrichter sind wirklich schon extrem gut geschult, wie die vielen korrekten Entscheidungen Woche für Woche beweisen. Aus meiner Sicht muss man aber endlich aufhören, einen im Laufduell eventuell ein paar Zentimeter vorstehenden Angreiferfuß, -bauch oder -kopf zum Entscheidungskriterium zu machen, zumindest, wenn damit nicht unmittelbar ein Torschuss erfolgt und sich der Stürmer so einen unerlaubten Vorteil verschaffen würde.
In der fraglichen Szene, die sich gut 30 Meter vor dem Tor abspielte, gaben selbst die Sky-Experten zu, fünf Minuten nach einer Kamera-Einstellung gesucht zu haben, die eine Abseitsposition nahelegte. Das hielt sie allerdings nicht davon ab, dann einigermaßen rechthaberisch auf Abseits zu entscheiden, wissend, dass die Echtzeit-Entscheidung des Schiedsrichter-Assistenten den technischen Mitteln der Kameras im Stadion unterlegen ist und auch damit nicht immer zweifelsfrei Klarheit geschaffen werden kann. Wenn ich die Interpretationen in solchen Szenen beobachte, da wünsche ich dann schon mal viel Spaß mit dem demnächst einzuführenden Videobeweis.
Dass ich mit dem Schiedsrichtergespann dennoch nicht zufrieden war, lag einmal mehr an der unterschiedlichen Gewichtung der Vergehen auf beiden Seiten. Die gelben Karten für Borussia, zweimal wegen Fouls gegen Kramer und Strobl sowie für Stindl nach dem Handgemenge mit Bellarabi, waren zweifelsfrei in Ordnung. Warum aber Wendell und Toprak nach mehreren teilweise groben und taktischen Fouls das Spielende auf dem Platz erlebten, erschließt sich mir nicht. Dass in der Szene mit Stindl die Aggressionen von zwei Leverkusener Spielern ausgingen, aber nur Bellarabi verwarnt wurde, der Stindl mit beiden Händen (schon fast rotwürdig) zu Boden stieß, passt in dieses Bild. Dazu kamen einige Mätzchen, wie das Blockieren von Freistößen, serienweise falsche Einwürfe oder Einwürfe mit teilweise 20 bis 25 Metern "Raumgewinn", die auf Gästeseite überhaupt nicht geahndet wurden. Aber letzlich hatte dies zum Glück keinen Einfluss auf den Spielausgang, sodass ich mich nicht länger darüber aufregen muss. Gesagt haben wollte ich es aber mal.
Bundesliga 2016/17, 1. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen 2:1
(Tore für Borussia: 1:0 Hahn, 2:1 Stindl)
2016-08-28
2016-08-25
Sternstunde mit kleiner Einschränkung
Hervorragend herausgespielt, souverän verteidigt, Aufgabe ganz toll gelöst: Der ungefährdete Rückspiel-Sieg gegen Bern war nicht nur historisch und hochverdient. Er zeigte all das, weswegen Borussia zurecht gefürchtet wird: Konsequente Balleroberung, überfallartige Konter und spielerisch hochwertige Passstaffetten bis zum Torerfolg. Diese Leistung zu diesem frühen Saisonzeitpunkt abrufen zu können, beweist, dass das Trainerteam in der Vorbereitung einiges richtig gemacht hat. Und das1 hochverdiente 6:1 lässt ahnen, was in dieser Saison ein großer Vorteil des VfL sein könnte - dass viele in der Mannschaft perfekt aufeinander eingespielt sind und sich auf dem Rasen fast blind verstehen. Das ließ sich gegen Bern an dem magischen Dreieck Raffael, Hazard, Stil beobachten, die wiederum sehenswert mit Patrick Hermann und Fabian Johnson harmonierten. So wie sie zuvor mit Hahn, Traoré oder Wendt kombiniert hatten - wenngleich wohl noch nie so perfekt wie an diesem Abend gegen die bedauernswerten Gäste aus der schweizerischen Hauptstadt, die nur ihr hervorragender Torwart Mvogo vor einer zweistelligen Klatsche bewahrte.
Eine ganz starke Leistung also im Borussia Park, die nur einen Schönheitsfehler hatte: Die Gala gelang gegen einen schon geschlagenen Gegner. Bern war, anders als im Hinspiel, zu keiner Phase des Spiels in der Lage, der Schubert-Elf etwas ernstzunehmendes entgegenzusetzen. Der frühe Rückstand gab ihnen dann den Rest. Der in Bern äußerst unangenehme kopfballstarke und ballsichere Sturmtank Hoarau war nicht zu ersetzen, sein Vertreter Frey fiel ausschließlich durch plumpe Fouls auf. Die ebenfalls ersatzgeschwächte Abwehr war völlig überfordert und kam stets einen Schritt zu spät. Das bewies einmal mehr, dass in der Bundesliga und in der Schweizer Liga nicht im gleichen Tempo gespielt wird, eine Erfahrung, die auch Granit Xhaka in seiner ersten Bundesligasaison machen musste.
Mit dem Hinweis auf die Berner Schwäche will ich keineswegs das tolle 6:1 kleinreden. Auch einen angeschlagenen Gegner muss man erstmal so konzentriert beherrschen und ein ums andre Mal ausspielen. Doch weder Leverkusen noch einer der folgenden Gegner worden Borussia nochmal so leicht machen. Jetzt kommen die Mannschaften, die auch die Gladbacher Hintermannschaft ganz anders fordern werden. In Bern war deutlich zu sehen, dass die junge VfL-Defensive auch schnell mal in Unordnung zu bringen ist. Und unterschätzen wird Raffael und Co. keiner mehr. Nach diesem Auftritt schon gar nicht.
Champions League, Qualifikation, Rückspiel: Borussia Mönchengladbach - Young Boys Bern 6:1
(Tore: 1:0 Hazard, 2:0 Raffael, 3:0 Raffael, 4:0 Hazard, 5:0 Raffael, 6:1 Hazard)
Eine ganz starke Leistung also im Borussia Park, die nur einen Schönheitsfehler hatte: Die Gala gelang gegen einen schon geschlagenen Gegner. Bern war, anders als im Hinspiel, zu keiner Phase des Spiels in der Lage, der Schubert-Elf etwas ernstzunehmendes entgegenzusetzen. Der frühe Rückstand gab ihnen dann den Rest. Der in Bern äußerst unangenehme kopfballstarke und ballsichere Sturmtank Hoarau war nicht zu ersetzen, sein Vertreter Frey fiel ausschließlich durch plumpe Fouls auf. Die ebenfalls ersatzgeschwächte Abwehr war völlig überfordert und kam stets einen Schritt zu spät. Das bewies einmal mehr, dass in der Bundesliga und in der Schweizer Liga nicht im gleichen Tempo gespielt wird, eine Erfahrung, die auch Granit Xhaka in seiner ersten Bundesligasaison machen musste.
Mit dem Hinweis auf die Berner Schwäche will ich keineswegs das tolle 6:1 kleinreden. Auch einen angeschlagenen Gegner muss man erstmal so konzentriert beherrschen und ein ums andre Mal ausspielen. Doch weder Leverkusen noch einer der folgenden Gegner worden Borussia nochmal so leicht machen. Jetzt kommen die Mannschaften, die auch die Gladbacher Hintermannschaft ganz anders fordern werden. In Bern war deutlich zu sehen, dass die junge VfL-Defensive auch schnell mal in Unordnung zu bringen ist. Und unterschätzen wird Raffael und Co. keiner mehr. Nach diesem Auftritt schon gar nicht.
Champions League, Qualifikation, Rückspiel: Borussia Mönchengladbach - Young Boys Bern 6:1
(Tore: 1:0 Hazard, 2:0 Raffael, 3:0 Raffael, 4:0 Hazard, 5:0 Raffael, 6:1 Hazard)
2016-08-22
Kontrollierte Grausamkeit
Wenn ein Champions-League-Anwärter bei einem Viertligisten mit Mühe 1:0 gewinnt, über 90 Minuten gerade einmal drei nennenswerte Torchancen herausspielt, ist das relativ mager. Wenn auch der Gegner nicht mehr zustandebringt, kann man getrost davon ausgehen, dass das Spiel kein Brüller gewesen ist.
In einer trägen ersten Halbzeit schien das einzige Ziel des VfL eine möglichst hohe Ballbesitzquote zu sein. Viel zu langsames, quer statt steil ausgerichtetes Passspiel, oft aber auch das noch fehlerbehaftet: Borussia war im Vergleich zum Dienstag in Bern nicht wieder zu erkennen. Statt Fußballfeuerwerk gab es vonseiten der Fohlen diesmal eher kontrollierte Grausamkeit zu sehen. Das wurde in der zweiten Halbzeit zwar etwas besser, aber längst nicht gut. Und allein die Tatsache, dass die Amateure in der Nachspielzeit noch eine große Chance zum Ausgleich bekamen, spricht Bände. Letztlich zählt der Sieg, auch wenn er knapp war. Doch er offenbarte auch, dass die Saison trotz aller Vorschusslorbeeren kein Selbstläufer werden wird.
In den vergangenen Tagen rund um das Spiel in Bern war viel die Rede von der Ausgeglichenheit des Kaders. Die ist ohne Zweifel vorhanden. Doch in dem kleinen Ort an der Elbe konnte sich - außer Tobias Sippel, der im Borussendress weiter ohne Gegentor ist - keiner von denen auszeichnen, die ins Team rotiert wurden. Gut, Julian Korb schoss ein Tor, was an sich schon außergewöhnlich ist. Doch ansonsten gelang es ihm nicht, sich im Flügelspiel besonders auszuzeichnen. Technisch beschlagene Spieler wie Jonas Hofmann und Mo Dahoud enttäuschten über weite Strecken des Spiels, offenbarten vor allem in der ersten Halbzeit zudem erschreckende technische Schwächen. Patrick Hermann fand in Drochtersen überhaupt nicht statt, Abwehrhüne Jannik Vestergaard war nicht so souverän, wie man es gegen Regionalliga-Gegenspieler erwarten könnte.
Auch Stammkraft Oscar Wendt kam in beiden Spielen nur selten zur Geltung.
Insgesamt gefiel sich die Mannschaft zu sehr darin, den Ballbesitz zu maximieren, zugleich mit der Geduld im Quer- und Rückwärts-Spiel das Risiko zu minimieren, um sich nicht vom unterklassigen, aber gut organisierten Gegner überrumpeln zu lassen. Das führte unweigerlich dazu, dass im Spiel nach vorn rein gar nichts zusammenlief. Das Tor in der 55. Minute war bezeichnenderweise Produkt der ersten wirklich gelungenen und für den Gegner überraschenden Kombination des VfL im ganzen Spiel.
Nun sollte man die Kirche im Dorf lassen und nicht alles zu dramatisch sehen, was am Samstag nicht funktionierte. Gegen Bern und Leverkusen wird der VfL ganz sicher ein anderes Gesicht zeigen als gegen den tapferen und gut eingestellten Pokalgegner. Klar ist aber auch: Es gibt für André Schubert keinen Grund, am Mittwoch im Vergleich zum Playoff-Hinspiel personell viel zu verändern. Dazu hätte in Drochtersen mehr passieren müssen.
DFB-Pokal, 1. Runde: SG Drochtersen/Assel - Borussia Mönchengladbach 0:1
(Tor: 0:1 Korb)
In einer trägen ersten Halbzeit schien das einzige Ziel des VfL eine möglichst hohe Ballbesitzquote zu sein. Viel zu langsames, quer statt steil ausgerichtetes Passspiel, oft aber auch das noch fehlerbehaftet: Borussia war im Vergleich zum Dienstag in Bern nicht wieder zu erkennen. Statt Fußballfeuerwerk gab es vonseiten der Fohlen diesmal eher kontrollierte Grausamkeit zu sehen. Das wurde in der zweiten Halbzeit zwar etwas besser, aber längst nicht gut. Und allein die Tatsache, dass die Amateure in der Nachspielzeit noch eine große Chance zum Ausgleich bekamen, spricht Bände. Letztlich zählt der Sieg, auch wenn er knapp war. Doch er offenbarte auch, dass die Saison trotz aller Vorschusslorbeeren kein Selbstläufer werden wird.
In den vergangenen Tagen rund um das Spiel in Bern war viel die Rede von der Ausgeglichenheit des Kaders. Die ist ohne Zweifel vorhanden. Doch in dem kleinen Ort an der Elbe konnte sich - außer Tobias Sippel, der im Borussendress weiter ohne Gegentor ist - keiner von denen auszeichnen, die ins Team rotiert wurden. Gut, Julian Korb schoss ein Tor, was an sich schon außergewöhnlich ist. Doch ansonsten gelang es ihm nicht, sich im Flügelspiel besonders auszuzeichnen. Technisch beschlagene Spieler wie Jonas Hofmann und Mo Dahoud enttäuschten über weite Strecken des Spiels, offenbarten vor allem in der ersten Halbzeit zudem erschreckende technische Schwächen. Patrick Hermann fand in Drochtersen überhaupt nicht statt, Abwehrhüne Jannik Vestergaard war nicht so souverän, wie man es gegen Regionalliga-Gegenspieler erwarten könnte.
Auch Stammkraft Oscar Wendt kam in beiden Spielen nur selten zur Geltung.
Insgesamt gefiel sich die Mannschaft zu sehr darin, den Ballbesitz zu maximieren, zugleich mit der Geduld im Quer- und Rückwärts-Spiel das Risiko zu minimieren, um sich nicht vom unterklassigen, aber gut organisierten Gegner überrumpeln zu lassen. Das führte unweigerlich dazu, dass im Spiel nach vorn rein gar nichts zusammenlief. Das Tor in der 55. Minute war bezeichnenderweise Produkt der ersten wirklich gelungenen und für den Gegner überraschenden Kombination des VfL im ganzen Spiel.
Nun sollte man die Kirche im Dorf lassen und nicht alles zu dramatisch sehen, was am Samstag nicht funktionierte. Gegen Bern und Leverkusen wird der VfL ganz sicher ein anderes Gesicht zeigen als gegen den tapferen und gut eingestellten Pokalgegner. Klar ist aber auch: Es gibt für André Schubert keinen Grund, am Mittwoch im Vergleich zum Playoff-Hinspiel personell viel zu verändern. Dazu hätte in Drochtersen mehr passieren müssen.
DFB-Pokal, 1. Runde: SG Drochtersen/Assel - Borussia Mönchengladbach 0:1
(Tor: 0:1 Korb)
2016-08-20
2016-08-18
Mission in Bern erfüllt
Länger als von mir geplant war hier diesmal Sommerpause. Warum? Zum einen brauchte ich wohl selbst eine Schreibpause. Und es gab nicht viel, was mich dazu gedrängt hätte, früher in die
Tasten zu hauen als heute. Gut - bei den Gerüchten um einen Wechsel von
Max Eberl nach München habe ich kurz gezuckt. Und mich dann doch gezügelt. Aber sonst? Die Transfers waren früh eingetütet, es ereignete sich wenig
Schlagzeilenträchtiges rund um Borussia. Und was die
Aussagekraft von Saisonvorbereitungseindrücken angeht, habe ich in der
vergangenen Saison ja selbst so meine Erfahrungen gemacht.
Egal: Gestern hat die Saison 2016/17 für Borussia begonnen - und ich war in Bern live dabei.
Ausgerechnet die Champions-League-Quali als erstes Pflichtspiel. Man hätte sich kaum einen fordernderen Saisonauftakt vorstellen können. Viele Faktoren haben dieses Spiel beeinflusst - und vor aller Kritik und Abwägung gilt es zunächst das nackte Ergebnis zu würdigen. Ein Auswärtssieg, zumal mit drei geschossenen Toren, das ist in den Regeln der Uefa-Wettbewerbe ein Pfund, mit dem sich im Rückspiel wuchern lässt. Damit ist das Weiterkommen noch nicht gesichert, aber doch wahrscheinlich geworden - die Mission von Bern ist also erfüllt. Der zweite Schritt muss im Borussia Park getan werden.
Blickt man nun genauer auf die Leistung des VfL im Spiel gegen Young Boys, darf man in der Bewertung die Umstände nicht außer Acht lassen. Es war ein erstes Saison-Pflichtspiel gegen einen eingespielten und durch den Erfolg gegen Donetsk euphorisierten Gegner. Ein Spiel auf ungewohntem Kunstrasen, das auch eine Anpassung an das eigene Spiel verlangt. Und es war das erste Spiel ohne Stützen wie Xhaka, Nordtveit oder Stranzl, mit Neuen, die sich mit dem eingespielten Rest erst finden müssen. Dass das Zeit braucht, war in den Vorbereitungsspielen zu erahnen.
Für den VfL sprach, dass der Gegner verletzungsbedingt erheblich geschwächt war und der YB-Kader eben nicht so ausgeglichen besetzt ist wie der von Borussia (wo André Schubert zudem personell nahezu aus dem Vollen schöpfen konnte). Ebenso, dass man die Qualität eines Tabellenvierten der Bundesliga höher einschätzen muss als die eines Vizemeisters in der Schweiz.
Am Ende schlug sich dies im Ergebnis nieder. Das 3:1 war Folge einer gnadenlosen Effizienz bei der Verwertung von (nicht mal besonders zwingenden) Torchancen. Es war Belohnung für eine kampf- und laufstarke Leistung des gesamten Teams, für Geduld im Spiel gegen einen geschickt verteidigenden und bisweilen überhart attackierenden Gegner. Dem wirkte der renommierte Fifa-Schiedsrichter Rizzoli leider längst nicht so konsequent entgegen wie in der Verhängung unnötiger gelber Karten gegen die Borussen. Der Sieg im "Stade de Suisse" war aber auch der nötigen Prise Glück geschuldet, die die Mannschaft auf ihrer Seite wusste - etwa mit dem ausbleibenden Abseitspfiff beim vorentscheidenden 2:1 durch Hahn und Raffaels abgefälschten Schuss zum 3:1.
So ganz in der Höhe verdient war der Sieg deshalb unter dem Strich auch nicht. Denn Bern verzeichnete mehr und die klareren Torchancen (Gladbach hatte viele gute Ansätze, aber kaum gefährliche Abschlüsse) und legte mit einigen zielstrebigen Angriffen die Schwächen der Gästedefensive bei schnell vorgetragenen Angriffen schonungslos offen. Mit etwas mehr Effektivität wären die Schweizer nächste Woche mit einer ganz anderen Ausgangsposition nach Mönchengladbach gefahren.
Aber nochmal: Es war das erste Spiel, es war ein schwieriges Spiel, das man aufgrund der angepeilten CL-Teilnahme nicht verlieren durfte. Am Ende steht ein überzeugendes Ergebnis nach einem streckenweise überlegen, meist geschickt geführtes Spiel mit einigen Schwächen, zum Beispiel manchen zu kompliziert vorgetragenen Angriffen, Missverständnissen im Passspiel und kleineren Stellungsfehlern in der Rückwärtsbewegung. Die Aufstellung und Taktik ohne Dahoud, Vestergaard und Hahn in der Startelf ging auf, Kramer und Strobl zeigten im defensiven Mittelfeld ein solides Spiel, hielten die Gastgeber meist effektiv auf dem Weg durch die Mitte auf. Der Dreier-Riegel Elvedi - Christensen - Jantschke sah zwar nicht immer souverän aus, zum Beispiel beim Gegentor, bot aber insgesamt klare und gute Abwehrarbeit. Tony Jantschkes robuste Zweikampfführung fiel dabei positiv auf, die Spieleröffnung und die Pässe im Spiel nach vorn weniger. Der lange verletzte Routinier hat wie alle Borussen noch deutliches Steigerungspotenzial. Das gilt auch für die herausragenden Spieler: Ibo Traoré, der manchen Ballverlust durch tolles Nachsetzen wettmachte und nach vorn zumindest eine Stunde lang ein steter Unruheherd war. Daneben setzten das Torphantom Raffael, der unscheinbare, aber an den entscheidenden Szenen beteiligte Kapitän Lars Stindl und der mit unbändigem Einsatz und Torgefahr punktende André Hahn sichtbare Ausrufezeichen im Konkurrenzkampf.
Champions League-Qualifikation 2016/17: BSC Young Boys Bern - Borussia Mönchengladbach 1:3 (16.8.16)
(Tore für Borussia: 0:1 Raffael, 1:2 Hahn, 1:3 Raffael)
Egal: Gestern hat die Saison 2016/17 für Borussia begonnen - und ich war in Bern live dabei.
Ausgerechnet die Champions-League-Quali als erstes Pflichtspiel. Man hätte sich kaum einen fordernderen Saisonauftakt vorstellen können. Viele Faktoren haben dieses Spiel beeinflusst - und vor aller Kritik und Abwägung gilt es zunächst das nackte Ergebnis zu würdigen. Ein Auswärtssieg, zumal mit drei geschossenen Toren, das ist in den Regeln der Uefa-Wettbewerbe ein Pfund, mit dem sich im Rückspiel wuchern lässt. Damit ist das Weiterkommen noch nicht gesichert, aber doch wahrscheinlich geworden - die Mission von Bern ist also erfüllt. Der zweite Schritt muss im Borussia Park getan werden.
Blickt man nun genauer auf die Leistung des VfL im Spiel gegen Young Boys, darf man in der Bewertung die Umstände nicht außer Acht lassen. Es war ein erstes Saison-Pflichtspiel gegen einen eingespielten und durch den Erfolg gegen Donetsk euphorisierten Gegner. Ein Spiel auf ungewohntem Kunstrasen, das auch eine Anpassung an das eigene Spiel verlangt. Und es war das erste Spiel ohne Stützen wie Xhaka, Nordtveit oder Stranzl, mit Neuen, die sich mit dem eingespielten Rest erst finden müssen. Dass das Zeit braucht, war in den Vorbereitungsspielen zu erahnen.
Für den VfL sprach, dass der Gegner verletzungsbedingt erheblich geschwächt war und der YB-Kader eben nicht so ausgeglichen besetzt ist wie der von Borussia (wo André Schubert zudem personell nahezu aus dem Vollen schöpfen konnte). Ebenso, dass man die Qualität eines Tabellenvierten der Bundesliga höher einschätzen muss als die eines Vizemeisters in der Schweiz.
Am Ende schlug sich dies im Ergebnis nieder. Das 3:1 war Folge einer gnadenlosen Effizienz bei der Verwertung von (nicht mal besonders zwingenden) Torchancen. Es war Belohnung für eine kampf- und laufstarke Leistung des gesamten Teams, für Geduld im Spiel gegen einen geschickt verteidigenden und bisweilen überhart attackierenden Gegner. Dem wirkte der renommierte Fifa-Schiedsrichter Rizzoli leider längst nicht so konsequent entgegen wie in der Verhängung unnötiger gelber Karten gegen die Borussen. Der Sieg im "Stade de Suisse" war aber auch der nötigen Prise Glück geschuldet, die die Mannschaft auf ihrer Seite wusste - etwa mit dem ausbleibenden Abseitspfiff beim vorentscheidenden 2:1 durch Hahn und Raffaels abgefälschten Schuss zum 3:1.
So ganz in der Höhe verdient war der Sieg deshalb unter dem Strich auch nicht. Denn Bern verzeichnete mehr und die klareren Torchancen (Gladbach hatte viele gute Ansätze, aber kaum gefährliche Abschlüsse) und legte mit einigen zielstrebigen Angriffen die Schwächen der Gästedefensive bei schnell vorgetragenen Angriffen schonungslos offen. Mit etwas mehr Effektivität wären die Schweizer nächste Woche mit einer ganz anderen Ausgangsposition nach Mönchengladbach gefahren.
Aber nochmal: Es war das erste Spiel, es war ein schwieriges Spiel, das man aufgrund der angepeilten CL-Teilnahme nicht verlieren durfte. Am Ende steht ein überzeugendes Ergebnis nach einem streckenweise überlegen, meist geschickt geführtes Spiel mit einigen Schwächen, zum Beispiel manchen zu kompliziert vorgetragenen Angriffen, Missverständnissen im Passspiel und kleineren Stellungsfehlern in der Rückwärtsbewegung. Die Aufstellung und Taktik ohne Dahoud, Vestergaard und Hahn in der Startelf ging auf, Kramer und Strobl zeigten im defensiven Mittelfeld ein solides Spiel, hielten die Gastgeber meist effektiv auf dem Weg durch die Mitte auf. Der Dreier-Riegel Elvedi - Christensen - Jantschke sah zwar nicht immer souverän aus, zum Beispiel beim Gegentor, bot aber insgesamt klare und gute Abwehrarbeit. Tony Jantschkes robuste Zweikampfführung fiel dabei positiv auf, die Spieleröffnung und die Pässe im Spiel nach vorn weniger. Der lange verletzte Routinier hat wie alle Borussen noch deutliches Steigerungspotenzial. Das gilt auch für die herausragenden Spieler: Ibo Traoré, der manchen Ballverlust durch tolles Nachsetzen wettmachte und nach vorn zumindest eine Stunde lang ein steter Unruheherd war. Daneben setzten das Torphantom Raffael, der unscheinbare, aber an den entscheidenden Szenen beteiligte Kapitän Lars Stindl und der mit unbändigem Einsatz und Torgefahr punktende André Hahn sichtbare Ausrufezeichen im Konkurrenzkampf.
Champions League-Qualifikation 2016/17: BSC Young Boys Bern - Borussia Mönchengladbach 1:3 (16.8.16)
(Tore für Borussia: 0:1 Raffael, 1:2 Hahn, 1:3 Raffael)
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