2022-07-31

Wenn es geht, bitte koan RB!

Eigentlich wollte ich dazu gar nichts schreiben, weil es bisher nur ein Gerücht ist, das zugebenermaßen nicht so ganz abwegig erscheint. Ob es stimmt, dass Max Eberl ein knappes Jahr nach seinem abrupten und tränenreichen Abschied aus Gladbach ausgerechnet beim Konstrukt aus Leipzig anheuern will, weiß ich nicht. Aber sicher erscheint mir, dass der Tag näherrückt, an dem Max Eberl wieder in seinen Beruf einsteigt, und das definitiv nicht bei Borussia Mönchengladbach. Also können wir uns alle auch langsam damit beschäftigen, was das mit uns machen würde.  

Max Eberl hat Verdienste um Borussia, die nicht hoch genug einzuschätzen sind. Er hat den Verein aus seiner langen Grauen-Maus-Phase geführt, kontinuierlich dazu beigetragen, dass man Gladbach heute wieder ernstnimmt und mit Hochachtung von diesem Verein spricht, der nach seinen glänzenden Jahrzehnten im vergangenen Jahrhundert doch für viele Jahre den Kompass verloren hatte, wie man erfolgreichen Fußball spielt.
Ohne Max Eberl wäre Gladbach mit Sicherheit nicht der Verein, der er ist. Vielleicht gäbe es ihn auch nicht mehr auf diesem sportlichen Niveau, sondern er stünde in der zweiten, dritten oder gar vierten Liga vor ganz anderen Problenen, als wir sie in diesem Sommer vor uns sehen.

In dieser langen Zeit, die Eberl Borussia als Nachwuchskoordinator und Sportdirektor an vorderster Front mitgeprägt hat, hat er sich selbst kaum Pausen gegönnt. Was er richtig oder falsch gemacht hat und inwiefern ihn die Schuld am Scheitern der Phasen Rose und Hütter trifft und ob es noch einen anderen Weg gegeben hätte als dieses Aus mit Knalleffekt - das will ich hier gar nicht diskutieren.

Sicher ist: Es gab einen Punkt, an dem Max Eberl für sich selbst handeln musste. Er hat im Januar entschieden, Hals über Kopf seinen Posten zu räumen, weil es für ihn und seine Gesundheit an dieser Stelle wichtig war und er den Eindruck hatte, dass das jetzt Vorrang hatte und anders nicht zu lösen gewesen wäre. Das muss man akzeptieren und respektieren, ungeacht dessen, was es an Schwierigkeiten für den Verein bedeutet hat und was die Vertragssituation an dieser Stelle dazu vielleicht noch hergibt.

Für mich steht an erster Stelle der Mensch Max Eberl, und deshalb würde ich mich zunächst mal darüber freuen, wenn er voller Tatkraft zurück wäre und wieder für seinen Traumberuf arbeiten und "brennen" kann. Auch wenn ich natürlich weiß, dass dies wohl nie mehr zum Vorteil von Borussia der Fall sein wird.

Denn er hat es sich ja nicht leicht gemacht. Er hat diesen Schritt gehen müssen und hat damit auch in Kauf genommen, dass man ihn am Ende seines Vertrages nicht für sein "Lebenswerk" in Gladbach hochleben und auf Händen aus dem Stadion tragen wird. Verdient hätte er genau das gehabt, für das, was er für und mit Borussia erreicht hat.
Er wäre vermutlich sogar der erste Gladbacher gewesen, dem man einen Wechsel in die alte Heimat zum FC Bayern nicht hätte übel nehmen können und wollen - bei aller negativen Aussagekraft, die dies für die Wettbewerbsfähigkeit von Vereinen wie Borussia gehabt hätte.
Und ich denke, irgendwann kommt auch die Zeit, wo man ihm - auf welche Art auch immer - ein verdientes Denkmal setzen wird. Dass dies nicht so bald sein wird, liegt daran, dass Max Eberls Geschichte in der Bundesliga vermutlich noch nicht vorbei ist. Und daran, dass das Ende des Kapitels für alle Seiten doch sehr unglücklich gelaufen ist.

Max Eberl hat - auch wenn das andere immer wieder so interpretieren - nie gesagt, dass er einen Burn-Out hat(te) oder dass er mit seinem Rückzug aus Gladbach auch seine Karriere als Manager oder Sportdirektor im Profifußball beendet. Es wäre ehrlich gesagt auch etwas zu viel verlangt, das alles aufzugeben - von einem nicht einmal 50 Jahre alten Vollblutprofi, der über so viele Jahre so viel Kraft und Engagement in seine Karriere im Fußball gesteckt hat und für den dieser Beruf ja sichtbar auch sein Leben war (und wieder sein soll). Warum sollte er das alles aufgeben, wenn er vor allem eine zeitlich begrenzte Auszeit brauchte, um wieder "der Alte" werden zu können. Nichts anderes hat er bei genauer Betrachtung bei seinem Abschied aus Gladbach formuliert. Und am Ende wissen wir alle auch nicht, ob er nicht nach seiner Auszeit nicht doch noch einen ganz anderen beruflichen Weg einschlagen wird.

Wenn Max Eberl aber tatsächlich bei der ungeliebten Vereinsimitation aus Leipzig anheuern würde, wäre das zuallererst seine Entscheidung und sein gutes Recht - mit der Einschränkung, dass das auch nicht ganz ohne die Zustimmung von Borussia laufen würde, das der Vertrag bislang ja wohl nur ruht und er erst "ausgelöst" werden müsste. Sicherlich würde das angesichts der Vertragssituation nicht ohne eine Ablösesumme für Borussia abgehen. Es wäre aber auch nicht angemessen, ihn bis zum Ende des Vertrages 2026 ganz daran zu hindern, einen neuen Job anzunehmen. Vor allem, da er seit seinem Ausstieg ja auch offensichtlich nicht mehr bezahlt wird.

Natürlich wäre es enttäuschend, wenn Max Eberl, der seine ganze Managerkarriere lang seine Last mit Konkurrenten wie Leipzig hatte, die mit nicht vergleichbaren finanziellen Mitteln ausgestattet sind und für die scheinbar andere Regeln gelten, ausgerechnet einen solchen Player verstärken würde. Und dann noch Leipzig, das ein knallrotes Tuch für jeden traditionellen Fußballfan darstellt. Das von und nur durch den unangenehmen Brauseunternehmer lebt, der sein kritikwürdiges Sportimperium inklusive Finanzierung von rechts- und schwurbeloffenen Medien unaufhaltsam wie ein Krebsgeschwür in die verschiedenen Sportarten und Ligen fräsen lässt.

Andererseits wäre das - aus sportlicher Sicht - der derzeit logischste Schritt für einen Manager vom Kaliber Eberl. Wenn er keinen Job im Ausland anstrebt, bleiben in der Bundesliga nur wenige Vereine, die ihm mehr bieten können als das von ihm mitgeformte Borussia Mönchengladbach. Beim FC Bayern sind die Slots gerade geschlossen, und dort wäre er auch immer nur einer von mehreren Entscheidern. Ruhiges Arbeiten - eher nicht. Gleiches gilt für den BVB, der seine personellen Mananger-Rollen ja auch gerade erst neu gefüllt hat, sowie für Bayer Leverkusen nach dem Abschied von Rudi Völler.
Viel mehr ist da nicht, wenn man annimmt, dass Max Eberl nicht noch einmal einen Verein von Grund auf so aufbauen will wie Borussia nach 2008. Es würde also leider einen gewissen Sinn ergeben, nach Leipzig zu gehen.

Wie gehe ich damit um? Mit unverbrüchlicher Dankbarkeit für das, was war - no hard feelings. Denn was mit seiner Hilfe wieder aus meinem Lieblingsverein geworden ist, ist kaum hoch genug einzuschätzen. Mit den besten Wünschen, dass er dort die Liebe zum Fußball und die Kraft zum Bestehen in seinem Beruf wiederbekommt, die ihm zuletzt fehlte.

Seinem neuen Verein (und somit ihm) sportlichen Erfolg zu wünschen, fiele mir beim Arbeitgeber RB Leipzig allerdings sehr schwer. Denn ich möchte nicht, dass der Weg dieses Vereins auf Dauer erfolgreich verläuft, weil er die Strukturen im Fußball zerstört und Beispiel für andere sein wird, die sich ebenfalls sportlichen Erfolg von Grund auf neu erkaufen wollen. 

Es ist also kompliziert. Und käme es so, zerrisse es nicht nur ein wenig mein Herz, das gebe ich zu. Ganz frei von grummelndem Unbehagen wäre dieser Schritt aus oben angeführten Gründen für mich nicht, auch wenn ich ihn aus der Sicht der Person Max Eberl natürlich nachvollziehen könnte. Aber irgendwann im Leben muss man eben auch weitergehen, sich von Liebgewonnenem verabschieden und gute Leute in Frieden ziehen lassen, ob einem nun alles an dessen neuem Ziel gefällt oder nicht.

Es wäre in jedem Fall zu einfach, jemanden in Bausch und Bogen zu verdammen, weil er nun andere Wege geht und die letzten gemeinsamen Schritte nicht so gelaufen sind, wie es sich beide Seiten erhofft hatten. Am besten wäre es für unser Seelenleben sicherlich, wenn Max Eberl sein Comeback nicht in Leipzig feiern würde. Aber es ist wie mit Spielern, die ablösefrei gehen können, wenn sie ihren Vertrag erfüllt haben. Sie dürfen das. Auch wenn es uns nicht gefällt. Und trotzdem geht danach das Leben weiter.

In diesem Sinne: Tu, was du tun musst und wann du glaubst, es tun zu müssen, Max. Was du für Borussia Mönchengladbach getan hast, vergesse ich dir nie. Und ich werde mich bemühen, auch alle Schritte danach möglichst fair zu bewerten. Ob das immer glingt, weiß ich heute noch nicht.

Saisonspende 2022/23 - es geht los!

Kurz vor dem ersten Pflichtspiel der Saison will ich noch die Einsätze für meine auch schon traditionelle Saisonwette beziehungsweise -Spende bekannt machen. In den beiden Saisons zuvor kamen jeweils (aufgerundete) 150 Euro zusammen. Mal sehen, was das Team von Daniel Farke diesmal auf dem Platz erspielt. Ich freue mich drauf, und bin auch stolz, weil es sogar schon Leser meines Blogs gibt, die mein kleines Spielchen dann ebenfalls zum Spenden animiert hat. Auf eine tolle und erfolgreiche Saison!

Die Spielregeln für meine Saisonspende 2022/23 sind folgende:

Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2022-07-30

Start the engines

Es ist soweit. Saison 2022/23 - es wird ernst. Und ich habe meine kleine Saisonvorschau tatsächlich absichtlich bis zum letzten Moment hinausgezögert, um möglichst klar sehen zu können, wie Borussia für das neue Spieljahr aufgestellt ist. 

Ohne Erfolg. Denn seit meinem letzten Text von Mitte Juni hat sich auf den entscheidenden Baustellen leider nicht so viel bewegt wie erhofft. Oder anders ausgedrückt: Es gibt noch immer bei (zu vielen) zentralen Spielern große Fragezeichen, ob sie Borussia auch die gesamte Saison lang zur Verfügung stehen werden. 

Das macht es schwer, eine seriöse Einschätzung abzugeben, wie gut der VfL gerüstet ist - in einer Saison, in der die Spitzenclubs Bayern und BVB die vorgeschobene Corona-Demut ziemlich unverblümt durch schulterzuckende Transfer-Hemmungslosigkeit ersetzt haben. Soll man sagen, dass wir uns zum Glück derzeit nicht mehr mit diesen Kalibern auf Augenhöhe messen müssen und kleinere Brötchen zu backen haben? Wie auch immer: Natürlich kann Gladbach auch weiterhin in einzelnen Spielen jedes Topteam gefährden. Und jeder Erfolg wird umso süßer schmecken.

Doch der Fokus muss auf anderen Zielen liegen: Gesundes Überwinden der finanziell fordernden Corona-Zeit, Aufbau bzw. Halten einer schlagkräftigen Mannschaft und deren geschickte Verjüngung und Weiterentwicklung mit einem unaufgeregten, realistischen Trainer. Eine sichere Saison ohne Abstiegsnöte, aber mit der Hoffnung, positiv zu überraschen - das ist das, was für diese Saison das Ziel sein muss. Glücklicherweise scheinen Verantwortliche und Fans das ziemlich ähnlich einzuschätzen.

Und immerhin, es gab ja Entscheidungen - unter dem Strich nur gute. Breel Embolo geht für gutes Geld nach Frankreich. Er hinterlässt aber auch eine Lücke, weil es einen solchen Stürmertyp im Kader sonst nicht gibt. Und natürlich hätte ich ihn als Typ weiter gern in unserem Trikot gesehen und vielleicht auch doch noch seinen endgültigen Durchbruch in die Topklasse der Bundesligastürmer erlebt.
Andererseits steckt in seinem Abgang und  seiner Ablöse - wie bei Zakaria - auch eine Art verzinster Dank und eine gewisse Wertschätzung gegenüber dem Verein, der ihn in den vergangenen Jahren wieder in die richtige Spur gebracht hat.
Es wäre schön, wenn auch andere Spieler, die sich am Ende gegen eine Vertragsverlängerung entscheiden wollen, dies berücksichtigen. Natürlich, verlangen kann man es nicht, schließlich ist ein Vertrag letztlich dazu da, erfüllt zu werden. Und nichts anderes wäre der ablösefreie Wechsel. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Zwar kam bisher kein direkter Stürmer-Ersatz für Embolo. Dafür wurde andernorts eine wichtige Baustelle angegangen. In Ko Itakura kam ein wichtiger Baustein für die neue Startelf, der in dieser Ausprägung bislang ebenfalls nicht im Kader stand. Ein richtiger Sechser, der auch als Innenverteidiger eingeplant werden kann und vergangene Saison als Leihspieler auf Schalke überzeugt hat.
Der Japaner ist der schnörkellose Ausputzer und Staubsauger vor der Abwehr, der unserem spielstarken zentralen Mittelfeld bisweilen gefehlt hat. Ein harter, aber fairer Spieler, geschickt im Zweikampf und auch im geradlinigen Passspiel nach vorne. Unter dem Strich aber eben ein anderer Spielertyp als Neuhaus, Koné und auch Kramer. 

Dazu verpflichtete Borussia den jungen Dänen Oscar Fraulo, der in eine der Mittelfeldrollen reinwachsen kann und - gemessen an den Testspieleindrücken - das Rüstzeug mitbringt, sich mittelfristig in die Mannschaft zu spielen. Wie einen Zugang muss man auch Eigengewächs Rocco Reitz nach seiner Leihe in Belgien sehen, es ist aber abzuwarten, wie schnell er sich herankämpfen kann, nachdem er die Vorbereitung teilweise krankheitsbedingt verpasst hat.

Ob Torben Müsel und Conor Noß eine große Rolle im Bundesligakader spielen werden, hängt vor allem von der Gesundheit ihrer Kollegen ab. Denn auf ihren Positionen im offensiven Mittelfeld und Sturm ist die Konkurrenz normalerweise zu stark, um sie zu verdrängen.

Weg sind daher auch einige Spieler, denen der Durchbruch bei Borussia offensichtlich nicht mehr zugetraut wurde. Keanan Bennetts, Famana Quizera, Andreas Poulsen hatten in den vergangenen Jahren wenig Chancen, sich auszuzeichnen. Da der Kader insgesamt etwas verschlankt werden soll, ist der Schritt, sie ziehenzulassen, völlig nachvollziehbar.

Das gilt auch für Laszlo Benes, der sich bei allem vorhandenen Können und Talent nie auf Dauer in die Mannschaft zu spielen verstand. Für beide Seiten ist daher der Wechsel zum HSV eine vernünftige Sache, die Gladbach zudem noch eine kleine Ablöse einbrachte.

Erstaunlich ist, dass eins der vieldiskutierten Themen aus der jüngeren Vergangenheit im Moment gar keine Rolle mehr zu spielen scheint. Es ging sowohl und Rose als unter Hütter immer wieder darum, dass die Mannschaft zu brav sei und es einen Drecksack brauche, der sie manchmal mitreißt, Zeichen setzt und aufweckt. Diese Spielerpersönlichkeit ist nicht verpflichtet worden, es ist auch bis jetzt keiner in diese Rolle reingewachsen. Es gibt Pros und Contras, ob ein solcher Spieler wirklich notwendig sein muss. Aber auch wenn man verstärkt wieder auf die spielerischen Stärken setzen will, gibt es die Spiele und Spielphasen, wo ein energisches Dazwischengrätschen notwendig wird. Ich bin gespannt, ob Diskussionen über das Fehlen eines "aggressive leaders" wieder aufflammen werden.

Das hängt vielleicht im Saisonverlauf auch mit der Frage zusammen, wie variabel die Farke-Elf in schwierigeren Spielen agieren wird. Ein Problem der vergangenen Jahre war der oft fehlende "Plan B", wenn die eingeübten Strategien nicht zündeten.
Ich will nichts in Testspiele hineininterpretieren, die sind letztlich für andere Dinge wichtig, als aus Ihnen Schlüsse für die folgende Saison abzuleiten. Dass in der Vorbereitung an der defensiven Struktur und Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, gearbeitet wurde, war unübersehbar. Und es war angesichts der Gegentore in der Vorsaison auch Baustelle Nummer 1.

Was mir daneben auffiel, ist allerdings, dass es im Spiel nach vorn in erster Linie darum ging, den Ballbesitz-Fußball, den Daniel Farke ausgerufen hat und mit dem er in der Mannschaft offenbar den richtigen Nerv getroffen hat, wieder verlässlich und mit entsprechenden Routinen einzuüben. Das gelang gegen die unterklassigen Gegner auch ansprechend. Gegen die Gegner auf Augenhöhe war es häufiger eine zähe Angelegenheit, vor allem, wenn der Gegner in einer gut sortierten Defensive gegenüber stand.

Gegen die massiert in der eigenen Hälfte wartenden Teams der Liga wird es also nicht immer auf diese Weise funktionieren. Das hat auch ein Lucien Favre irgendwann erfahren müssen. Ich bin gespannt, wie breit Farkes Instrumentenkasten hier sein wird - und ob er dafür nicht vielleicht doch noch einen anderen Stürmertyp brauchen wird, als ihm Plea, Thuram, Stindl und Herrmann bieten. Zumindest scheint dies ja auch eine Überlegung zu sein, wie Roland Virkus auf der PK am Freitag bestätigte.      

Wie auch immer: Borussia ist grundsätzlich komplett, personell gut - nein, individuell überwiegend hervorragend - aufgestellt und startklar. Fürs Erste jedenfalls. Zugänge, so sieht es aus, gibt es aber nur noch, wenn jemand geht. Deshalb sind auch alle Gerüchte um mögliche Neuzugänge im Moment zu vernachlässigen, und ich verzichte darauf, hier Spekulationen anzustellen. Es scheint so zu sein, das Borussias sportliche Führung nach wie vor ihre Kandidatenlisten hat, mit denen man auf mögliche Abgänge angemessen reagieren kann, ohne zu große Risiken zu gehen. 

Was fängt man nun damit an?
Es kann sein, dass sich das Mannschaftsgefüge bis zum Transferschluss in gut einem Monat noch mal erheblich verändert - oder sich auf Abgangs- und Zugangsseite wenig bis gar nichts mehr tut. Das wäre in Hinblick auf wichtige Stützen der Mannschaft einerseits eine tolle Nachricht. Andererseits verschöbe es das Problem von drohenden ablösefreien Wechseln im kommenden Jahr auf Herbst oder gar ins Neue Jahr. 

Für den Trainer - das machte Daniel Farke auf der Spieltagspressekonferenz auch deutlich - wäre das eine deutlich komfortablere Situation als für den Verein und den handelnden Sportdirektor Roland Virkus. Zumindest bis zum kommenden Sommer - denn auch dann wird es für Borussia kein Geld geregnet haben, mit dem man ablösefrei verlorene Stammspieler spielend ersetzen könnte. Weitere Fälle wie Matze Ginter gilt es natürlich möglichst zu verhindern. Dessen ist sich jeder bewusst. Aber erzwingen kann man in dieser Situation eben auch nichts. 

Geduld und ruhiges Blut ist also auch hier vonnöten, nicht zuletzt bei den Fans. Denn mancher lässt sich von medial ausgebreiteten Gerüchten ja doch zu gern und zu schnell gegen einen eigenen Spieler aufbringen. Dass Pfiffe, Unmut und Beleidigungen in Stadion und auf den Social-Media-Präsenzen der Akteure wenig hilfreich sind, einen Spieler von einer Vertragsverlängerung zu überzeugen, ist ja ohnehin klar.

So, lang fabuliert und doch ist es nicht so recht zufriedenstellend, was man über Borussia nur eine Woche vor Bundesligastart sagen kann. Ich bin positiv gestimmt, weil die Atmosphäre im Team offenbar stimmt und der Abgang von Adi Hütter offenbar einige mentale Bremsen gelöst hat. Daniel Farke hat einen fußballerischen Plan und weiß auch, welche Worte er wählen muss, um Fans und Mannschaft wieder zusammenzuholen. Es kann also etwas werden mit der Hoffnung auf eine erfreuliche Saison. Also gehe ich auch mit Freude ins DFB-Pokalspiel morgen gegen Oberachern - obwohl das im unglücksseligen Dreisamstadion stattfindet. Und der Rest wird sich finden. 

Also sage ich es mal so: Gentlemen, start your engines. There are many miles ahead. And perhaps some milestones, too! Here we go - we are Borussia!