Tja, wieder nix mit einem Sieg im VW-Hauptquartier. Allerdings muss ich sagen, dass dieser Punkt für beide Teams in Ordnung geht. Also kann und muss man heute auch mit diesem Teilerfolg leben. Natürlich wäre ein Sieg drin gewesen. Wenn man zweimal in Führung geht und in Führung liegend jeweils gute Chancen hat, den Vorsprung auszubauen, dann ist es schade, dass es auch diesmal mit dem Dreier bei den Wölfen nicht geklappt hat. Andererseits hatten die Gastgeber vor allem in der zweiten Halbzeit die bessere Spielanlage und waren etwas gefährlicher als die Fohlen. Die bauten in der letzten halben Stunden merklich ab, vielleicht auch bedingt durch die doch sehr fordernde englische Woche.
Dennoch: Für mich war das heute das beste Auswärtsspiel der noch jungen Saison. Nach vorne oft brilliant mit den hervorragend aufgelegten Außen Herrmann und Hazard (auch nach hinten mit phänomenalem Einsatz), mit dem brandgefährlichen Plea und einer gut harmonierenden Mittelfeldachse Kramer, Zakaria und Neuhaus.
Auch defensiv sah das heute nicht ganz so fragil aus wie in manch anderem Spiel zuvor. Zwar waren die Gegentore erneut viel zu leicht hergegeben, vor allem das erste mit dem fatalen Fehlpass von Alassane Plea. Doch ich denke, heute ließen Elvedi und Co. weniger klare Chancen des Gegners zu als in den anderen Partien. Dass Wolfsburg die besser zu nutzen wusste als Frankfurt, Schalke oder Leverkusen, ist dann halt mal so.
Beim 2:2 hatte das auch viel damit zu tun, dass Schiedsrichter Felix Zwayer heute früh seinen freigiebigen Tag hatte und für die ersten beiden Fouls gleich (ziemlich harte) Gelbe Karten an Elvedi und Kramer verteilte - eine Linie, die er (natürlich) später dann nicht mehr durchhielt. Die beiden früh Verwarnten wären diejenigen gewesen, die in der Szene zum Gegentor den Wolfsburger Konter leicht mit einem taktischen Foul hätte beenden können. Sie verzichteten letztlich vernünftigerweise darauf - einen Platzverweis wäre es nicht wert gewesen.
Auf jeden Fall hat sich die Mannschaft - verdient - eine gute Ausgangposition für die nächsten Monate herausgespielt. Nächste Woche geht es zu den Bayern, wo ich traditionell nichts für unser Punktekonto erwarte. Diesmal noch weniger, weil die Münchner sicher angestochen sind wegen der Niederlage in Berlin (da kann man mal verlieren, habe ich gehört). Es ist also in erster Linie die Aufgabe, hinten dichtzumachen, was gegen die Offensivkaliber des Rekordmeisters eine ziemliche Nuss zu knacken ist. In den letzten Partien erdrückte uns das Bayern-Spiel förmlich, Entlastung gab es nur selten. Mit etwas Geschick könnten sich nach vorne aber Räume und damit gute Chancen ergeben. Es wäre nicht das erste Mal, dass das gegen die Bayern klappt. Denn dass unser Team immer für ein Tor gut ist, haben wir eigentlich in jedem Spiel gesehen.
Aber so weit ist es noch nicht. Abgesehen vom Ergebnis heute bin ich sehr zufrieden mit der Gesamtsituation. Der Stamm aus der vergangenen Saison hat sich stabilisiert, die damals fast aussortierten Herrmann (tolles Spiel heute) und Jantschke sind wieder voll im Geschehen. Neuhaus und Plea sind von der ersten Minute an richtige Verstärkungen, auch Michael Lang zeigte heute gleich mit einer souveränen Leistung, was die Verantwortliche in ihm gesehen haben, als sie ihn verpflichtet haben. Ich hoffe, dass er heute nicht gleich wieder etwas abbekommen hat und dem Team auch nächste Woche zur Verfügung steht.
Heute konnte sich Dieter Hecking fast ohne Qualitätsverlust leisten, in Hofmann den laufstärksten Spieler der Liga ganz aus dem Kader zu lassen. Bisher im Kader herausragende Spieler wie Raffael und Stindl waren noch gar nicht so richtig dabei diese Saiosn. Auf der Bank scharren im Moment Leute wie Traoré, Johnson, Cuisance mit den Hufen, während Benes und Müsel es nicht einmal in den 18er-Kader schaffen, von den angeschlagenen Drmic und Villalba ganz zu schweigen. Die Talente wie Bennetts, Müsel, aber auch Poulsen, Doucouré und Cuisance können so endlich auch mal etwas behutsamer aufgebaut werden, was letzte Saison angesichts der Verletzungsmisere kaum möglich war - da mussten sie sich im kalten Wasser sofort freischwimmen. Ich hoffe nur, dass sie die Geduld behalten und im richtigen Moment dann auch ihre Einsätze bekommen. So wie Cuisance heute, der hoffentlich weiß, dass er sich nicht die Einsatzbilanz der ersten Saison zum Maßstab nehmen sollte.
Dass Drmic derzeit fehlt, ist für mich im bärenstarken Backup-Aufgebot von Borussia der einzige Schwachpunkt, weil damit die Option wegfällt, für Plea einen frischen echten Mittelstürmer zu bringen. Das hat sich gegen Frankfurt und auch heute gegen Wolfsburg als kleiner Nachteil erwiesen, weil in der Schlussphase kein Spieler mehr vorne wartete, um einen langen Ball auch mal zu sichern und vielleicht gefährlich nach vorne und ins Ziel zu bringen. Aber das ist jammern auf sehr hohem Niveau, zumal die Variabilität des VfL mit einem gesunden Raffael und einem Rückkehrer Stindl nochmal erheblich gestärkt wird.
Das alles gibt mir im Moment ein gutes Gefühl, und ich mache mir vor den Spielen das erste Mal seit langem kaum Sorgen, dass etwas grundlegend schief gehen könnte. Natürlich ist das Rennen eng in der Bundesliga, vielleicht diese Saison noch etwas enger als sonst. Aber ich habe Vertrauen in die Mannschaft und in die sportliche Führung, denn beide strahlen Ruhe aus, zeigen die richtige Reaktion auf Fehler und haben aus den letzten Monaten ganz offensichtlich viel gelernt. Das ist schon fast wie damals unter Favre, wo man sagen konnte: Egal was passiert, ihm wird schon was einfallen. Gut, wenn man so jemanden hat. Besser ist es aber, wenn man das Gefühl hat, die ganze Mannschaft ist auf dem Rasen in der Lage, sich auch unter Druck etwas einfallen zu lassen. Das reicht nicht immer zum Sieg, wie man heute erkennen musste, es werden auch weiterhin Fehler gemacht. Aber der eingeschlagene Weg scheint der richtige zu sein. Und dann macht Fan sein auch richtig Spaß. Vor allem, wenn man eine so gute Aussicht auf die Liga hat - zum Beispiel von Platz 4.
Bundesliga
2018/19, 6. Spieltag: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 2:2 (Tore für Borussia: 0:1 Plea, 1:2 Hazard)
2018-09-29
Entscheidende Impulse von der Bank
Berufsbedingt bin ich mit meiner Meinung zum Mittwochsspiel zeitlich ordentlich ins Hintertreffen geraten. Aber kurz vor dem nächsten Anpfiff klappt es ja doch noch, puh!
"Es war nicht alles schlecht", schrieb ich vor wenigen Tagen zum Hertha-Spiel. Und ich bin sehr froh, dass mich mein Eindruck über den Zustand der Mannschaft nicht getrogen hat. Denn was am Samstag noch schlecht war, war gegen Frankfurt - den Angstgegner der vergangenen zwei Jahre - fast ausnahmslos wieder gut. Und zum Glück war das, was in Berlin schon gut war, auch diesmal im Borussia Park wieder gut. Doch der Reihe nach.
Borussias Spiele werden in dieser Saison nicht nur auf dem Platz gewonnen, sondern auch von der (stark besetzten) Bank aus. Das hat sich in einigen erfolgreichen Einwechslungen in den ersten Spielen bereits angedeutet. Es hat sich aber am Mittwoch auch daran gezeigt, dass sich die Änderungen des Trainerteams in der Aufstellung auszahlten. Elvedi stand als Jantschke-Vertreter deutlich sicherer in der Innenverteidigung als noch gegen Berlin auf der Außenposition. Defensiv solide und mit dem Siegtor per Kopf, das war eine gelungene Wiedergutmachung für den eher unglücklichen Auftritt in der Hauptstadt.
Auf der Rechtsverteidigerposition zeigte Jordan Beyer auch in seinem dritten Bundesligaspiel eine reife Leistung. Er machte seine Seite dicht, hatte Kostic in der Regel gut im Griff und bewies im Spiel nach vorne erneut sein gutes Auge. Nur beim Gegentor merkte man, dass ihm noch Erfahrung fehlt. Wenn er Sommer da den Ball überlassen will, muss er natürlich den Stürmer gleichzeitig effektiv blocken. So mogelte sich Rebic an ihm vorbei und kam zum Abschluss.
Für mich im übrigen irregulär, weil der Frankfurter vor dem Zusammenprall mit dem Goalie den Ball nicht spielte, sondern Sommer einfach nur umrempelte, wodurch dieser den Ball nicht festhalten konnte. Da die Gladbacher beim Schiri nicht energisch genug protestierten und es am Ende keine Auswirkung auf den Sieg hatte, will ich es aber dabei belassen, denn ein Abstimmungsfehler in der Abwehr war es allemal, sonst wäre es nicht dazu gekommen.
Als Sechser durfte endlich mal wieder Christoph Kramer ran, und das zahlte sich genauso aus wie der Tausch Neuhaus für Zakaria, der sich ebenfalls nach den Eindrücken von Berlin angeboten hatte. Warum? Weil Kramer wie Neuhaus ihre Stärken unter anderem in der engen Ballführung und in ihrer Wendigkeit haben, während Strobl und Zakaria eher "Laufräume" brauchen und eine größere "Übersetzung" bei Drehungen und Richtungswechseln haben. Das geschickte Verhalten auf engem Raum ist aber gerade gegen Frankfurt wichtig, weil deren Mittelfeld die Räume schnell dicht macht und aggressiv angreift. Schnelle, unerwartete Drehungen öffnen da Passwege, die im Spiel nach vorne Gold wert sein können. Exemplarisch ist da der Move von Neuhaus vor dem Führungstor zu nennen, als er mit einer leichten Täuschung und mit der Hacke um den Gegner herumkam und elfmeterreif gefoult wurde. Hier muss man dem Schiedsrichterteam um Sven Jablonski ein großes Lob zollen, dass sie weiterspielen ließen und so Plea seinen Kunstschuss aus spitzem Winkel erlaubten. Viele Schiris hätten da sicher früher abgepfiffen und auf den Elfmeterpunkt gezeigt.
Neben den Impulsen durch die reinrotierten Spieler muss man auch konstatieren, dass der VfL im Spiel nach vorne bereits ein äußerst eingespielten Eindruck macht. Natürlich klappt nicht alles, gerade in der ersten Halbzeit waren noch einige unsaubere Bälle dabei, die gute Angriffe jäh unterbrachen. Doch was teilweise an Pass-Stafetten zu sehen war, war Top-Qualität, selbst wenn man konstatieren muss, dass die Gäste sicher nicht ihren besten Tag erwischt hatten.
Kämpferisch muss man dem Team ein großes Lob aussprechen. Natürlich, jeder weiß, dass Frankfurt eine sehr körperliche Mannschaft ist und man hier über die ganze Spielzeit knallhart gegenhalten muss, um nicht Gefahr zu laufen, sich das Spiel aus der Hande nehmen zu lassen. Doch das gelang eben in den letzten Jahren fast nie gegen die Eintracht. Am Mittwoch schon, und ich glaube, dass Ginter und Co. da wirklich hinzugelernt haben durch die vergangene Saison.
Ach ja: Fanprotest gab es ja auch noch. Ich habe länger überlegt, ob ich mich dazu äußern soll oder nicht. Wie aus früheren Blogeinträgen hervorgeht, stehe ich voll hinter den Protestaktionen gegen die fanunfreundliche Politik von DFB und DFL. Ich weiß auch, dass da viele Leute viel Arbeit und Zeit reinstecken. Dennoch halte ich die Aktion, das Stadion 20 Minuten lang mit Trillerpfeifen zu beschallen, für nicht gelungen. Es ist wie mit den Streiks von Busfahrern. Es trifft die Falschen - nämlich die, die diesen schrillen Tönen im Stadion ausgesetzt sind (ich empfand es im Fernsehen schon als Zumutung) - und es juckt die Verantwortlichen kein bisschen. Es ist auch nicht pfiffig oder ausgefallen. Es macht eher aggressiv. Ich habe leider aber auch kein Konzept, wie und mit welchen (friedlichen) Aktionen man die Verbände stärker unter Druck setzen kann.
In dem Fall bin ich aber dann doch eher für den schweigenden Protest, der ist deutlicher, wenngleich sich das auch mittlerweile abgenutzt hat und ich auch weiß, dass es blöd ist, wenn die Gästefans nicht mitmachen und das Schweigen in diesem Fall noch ausgenutzt hätten.
Was das angeht, bin ich im Moment also eher ratlos. Was die nächste Partie angeht, da bin ich zum ersten Mal seit Jahren wieder leicht optimistisch. Ich weiß, es ist Wolfsburg, es ist das für Borussen irgendwie mit einem Siegausschluss-Fluch belegte VW-Werksstadion. Dennoch. Heckings Elf hat schon die Pillen geschlagen, Schalke und Frankfurt. Warum sollte nicht auch endlich dort mal der Knoten platzen? Ich freue mich seit langem mal wieder auf die Partie. Und hoffe inständig, dass ich das nachher nicht wieder bereue.
Bundesliga 2018/19, 5. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 3:1 (Tore für Borussia: 1:0 Plea, 2:0 Hazard, 3:1 Elvedi)
"Es war nicht alles schlecht", schrieb ich vor wenigen Tagen zum Hertha-Spiel. Und ich bin sehr froh, dass mich mein Eindruck über den Zustand der Mannschaft nicht getrogen hat. Denn was am Samstag noch schlecht war, war gegen Frankfurt - den Angstgegner der vergangenen zwei Jahre - fast ausnahmslos wieder gut. Und zum Glück war das, was in Berlin schon gut war, auch diesmal im Borussia Park wieder gut. Doch der Reihe nach.
Borussias Spiele werden in dieser Saison nicht nur auf dem Platz gewonnen, sondern auch von der (stark besetzten) Bank aus. Das hat sich in einigen erfolgreichen Einwechslungen in den ersten Spielen bereits angedeutet. Es hat sich aber am Mittwoch auch daran gezeigt, dass sich die Änderungen des Trainerteams in der Aufstellung auszahlten. Elvedi stand als Jantschke-Vertreter deutlich sicherer in der Innenverteidigung als noch gegen Berlin auf der Außenposition. Defensiv solide und mit dem Siegtor per Kopf, das war eine gelungene Wiedergutmachung für den eher unglücklichen Auftritt in der Hauptstadt.
Auf der Rechtsverteidigerposition zeigte Jordan Beyer auch in seinem dritten Bundesligaspiel eine reife Leistung. Er machte seine Seite dicht, hatte Kostic in der Regel gut im Griff und bewies im Spiel nach vorne erneut sein gutes Auge. Nur beim Gegentor merkte man, dass ihm noch Erfahrung fehlt. Wenn er Sommer da den Ball überlassen will, muss er natürlich den Stürmer gleichzeitig effektiv blocken. So mogelte sich Rebic an ihm vorbei und kam zum Abschluss.
Für mich im übrigen irregulär, weil der Frankfurter vor dem Zusammenprall mit dem Goalie den Ball nicht spielte, sondern Sommer einfach nur umrempelte, wodurch dieser den Ball nicht festhalten konnte. Da die Gladbacher beim Schiri nicht energisch genug protestierten und es am Ende keine Auswirkung auf den Sieg hatte, will ich es aber dabei belassen, denn ein Abstimmungsfehler in der Abwehr war es allemal, sonst wäre es nicht dazu gekommen.
Als Sechser durfte endlich mal wieder Christoph Kramer ran, und das zahlte sich genauso aus wie der Tausch Neuhaus für Zakaria, der sich ebenfalls nach den Eindrücken von Berlin angeboten hatte. Warum? Weil Kramer wie Neuhaus ihre Stärken unter anderem in der engen Ballführung und in ihrer Wendigkeit haben, während Strobl und Zakaria eher "Laufräume" brauchen und eine größere "Übersetzung" bei Drehungen und Richtungswechseln haben. Das geschickte Verhalten auf engem Raum ist aber gerade gegen Frankfurt wichtig, weil deren Mittelfeld die Räume schnell dicht macht und aggressiv angreift. Schnelle, unerwartete Drehungen öffnen da Passwege, die im Spiel nach vorne Gold wert sein können. Exemplarisch ist da der Move von Neuhaus vor dem Führungstor zu nennen, als er mit einer leichten Täuschung und mit der Hacke um den Gegner herumkam und elfmeterreif gefoult wurde. Hier muss man dem Schiedsrichterteam um Sven Jablonski ein großes Lob zollen, dass sie weiterspielen ließen und so Plea seinen Kunstschuss aus spitzem Winkel erlaubten. Viele Schiris hätten da sicher früher abgepfiffen und auf den Elfmeterpunkt gezeigt.
Neben den Impulsen durch die reinrotierten Spieler muss man auch konstatieren, dass der VfL im Spiel nach vorne bereits ein äußerst eingespielten Eindruck macht. Natürlich klappt nicht alles, gerade in der ersten Halbzeit waren noch einige unsaubere Bälle dabei, die gute Angriffe jäh unterbrachen. Doch was teilweise an Pass-Stafetten zu sehen war, war Top-Qualität, selbst wenn man konstatieren muss, dass die Gäste sicher nicht ihren besten Tag erwischt hatten.
Kämpferisch muss man dem Team ein großes Lob aussprechen. Natürlich, jeder weiß, dass Frankfurt eine sehr körperliche Mannschaft ist und man hier über die ganze Spielzeit knallhart gegenhalten muss, um nicht Gefahr zu laufen, sich das Spiel aus der Hande nehmen zu lassen. Doch das gelang eben in den letzten Jahren fast nie gegen die Eintracht. Am Mittwoch schon, und ich glaube, dass Ginter und Co. da wirklich hinzugelernt haben durch die vergangene Saison.
Ach ja: Fanprotest gab es ja auch noch. Ich habe länger überlegt, ob ich mich dazu äußern soll oder nicht. Wie aus früheren Blogeinträgen hervorgeht, stehe ich voll hinter den Protestaktionen gegen die fanunfreundliche Politik von DFB und DFL. Ich weiß auch, dass da viele Leute viel Arbeit und Zeit reinstecken. Dennoch halte ich die Aktion, das Stadion 20 Minuten lang mit Trillerpfeifen zu beschallen, für nicht gelungen. Es ist wie mit den Streiks von Busfahrern. Es trifft die Falschen - nämlich die, die diesen schrillen Tönen im Stadion ausgesetzt sind (ich empfand es im Fernsehen schon als Zumutung) - und es juckt die Verantwortlichen kein bisschen. Es ist auch nicht pfiffig oder ausgefallen. Es macht eher aggressiv. Ich habe leider aber auch kein Konzept, wie und mit welchen (friedlichen) Aktionen man die Verbände stärker unter Druck setzen kann.
In dem Fall bin ich aber dann doch eher für den schweigenden Protest, der ist deutlicher, wenngleich sich das auch mittlerweile abgenutzt hat und ich auch weiß, dass es blöd ist, wenn die Gästefans nicht mitmachen und das Schweigen in diesem Fall noch ausgenutzt hätten.
Was das angeht, bin ich im Moment also eher ratlos. Was die nächste Partie angeht, da bin ich zum ersten Mal seit Jahren wieder leicht optimistisch. Ich weiß, es ist Wolfsburg, es ist das für Borussen irgendwie mit einem Siegausschluss-Fluch belegte VW-Werksstadion. Dennoch. Heckings Elf hat schon die Pillen geschlagen, Schalke und Frankfurt. Warum sollte nicht auch endlich dort mal der Knoten platzen? Ich freue mich seit langem mal wieder auf die Partie. Und hoffe inständig, dass ich das nachher nicht wieder bereue.
Bundesliga 2018/19, 5. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 3:1 (Tore für Borussia: 1:0 Plea, 2:0 Hazard, 3:1 Elvedi)
2018-09-22
Es war nicht alles schlecht
So wenig wie in den Spielen vorher alles gut war, war heute alles schlecht. Das ist mir wichtig voranzuschicken, wenn ich sage, dass ich die Niederlage heute nicht so schwer nehme. Sie ist ärgerlich, klar, und sie hätte nicht sein müssen. Doch Hertha hat sich den Sieg ohne Frage verdient, und wenn ich einem anderen Trainer einen Sieg gönne, dann ist es der sympathische und in der Analyse stets faire Pal Dardai, dessen Taktiken gegen uns in den vergangenen Jahren ja zudem erfreulicherweise oft nicht so gut aufgingen.
Klar ist: Gladbach hat heute einfach zu viele Fehler gemacht, um in Berlin etwas mitnehmen zu können. Zu schwach im Zweikampf, fahrig und fehlerhaft im Spielaufbau, zu oft ungeordnet in der Abwehr. Das muss man so sehen. Und es gab außer Yann Sommer kaum einen, der in der Mannschaft positiv herausgeragt hätte - Herrmann und Plea vielleicht, bei allen anderen wechselte viel Schatten mit eher weniger Licht. Das passiert, sollte aber nicht zur Regel werden.
Leider hat auch der Schiedsrichter das Spiel mehr mitbestimmt als richtig war - was ich später erkläre, was ich aber auch nicht als Grund für die Niederlage anführen will.
Und doch war es für mich unter dem Strich keine Leistung, nach der man den Stab über die Mannschaft brechen muss. Genausowenig ist es so, dass man jetzt Angst vor dem nächsten Spiel haben müsste, selbst wenn mit Frankfurt ein ähnlich unangenehmer Gegner kommt wie es die "alte Dame" heute (ungewohnterweise) war.
Der Gegner hat uns heute vor Augen geführt, wo die Schwächen von Strobl und Co liegen. Das war auch schon gegen Leverkusen, Augsburg und Schalke zu sehen (ich schrieb darüber), nur ging es da glimpflicher aus als heute. Was heute schief ging, lässt sich relativ leicht abstellen, wenn man die Gegentore gut analysiert und vor allem die Szenen davor mit den unnötigen Ballverlusten sowie den Fehlern in der Rückwärtsbewegung und in den Zweikämpfen, die zu den Hertha-Toren führten.
Doch der Reihe nach. Die Mannschaft von Pal Dardai hat heute viel richtig gemacht. Sie hat die Räume geschickt eng gemacht und mit dem schnellen Spiel nach vorne über die Außen ein gutes Mittel gefunden, Borussia in Schwierigkeiten zu bringen. Das lag natürlich auch daran, dass Nico Elvedi auf rechts heute nicht seinen besten Tag hatte und aus meiner Sicht am Ende nicht mehr fit war. Nach einem unglücklichen Ausfallschritt in der zweiten Halbzeit gegen Kalou schien er nicht mehr voll sprinten zu können, was sich beim vorentscheidenden 2:4 im Sprintduell entscheidend auswirkte. Man kann monieren, dass Hecking ihn nicht früher ausgewechselt hat, aber andererseits wäre dies relativ früh der letzte mögliche Wechsel gewesen. Elvedi war auch nicht der einzige, der hinter seinen Möglichkeiten blieb, er ist also auch nicht als Sündenbock für dieses Spiel geeignet.
Die Probleme auf der rechten Abwehrseite waren auch nicht der Hauptgrund für die Niederlage. Dies lag vor allem daran, dass die Berliner die Zweikämpfe über die 90 Minuten deutlich besser geführt und so die meisten auch gewonnen hatten, logischerweise dann auch die für das Spiel entscheidenden.
Der VfL kam nur in der letzten halben Stunde und nach vielen personellen Umstellungen besser in die Zweikämpfe und dann auch flüssiger ins eigene Kombinationsspiel. So sprangen auch ein paar ganz gute Chancen heraus, die sogar mit Glück noch für einen Punkt hätten reichen können. Das zweite Tor etwa fiel so, nach Herrmanns feiner Flanke und dem bildschönen Kopfballtor von Alassane Plea - ich betone das so, weil es für uns Gladbach-Fans in den vergangenen Jahren ein so seltener Anblick war, wie sich ein Stürmer in die Höhe schraubt und derart gekonnt vollendet.
Aber zurück zum Thema: Das Mittelfeld war heute nicht in der Lage den blau-weißen Gegenübern ihren Willen und ihr Spiel aufzuzwingen, weil die Gegner geschickter und zwingender agierten. Das war anders als in den bisherigen Spielen. Da waren Hofmann und seine Nebenleute viel zwingender und enger an den Gegnern und sie fanden ihre Räume - nicht über die gesamte Spielzeit, aber doch öfter und länger als der Gegner. Was heute positiv zu Buche schlägt, ist, dass die Mannschaft nicht aufsteckt. Sie kämpfte sich nach den Rückständen zurück ins Spiel, sie versuchte ihre Spielphilosophie auch weiter durchzubringen, wenn es auch nicht gereicht hat.
Kein Grund also, den Rückschlag zu dramatisieren. Ein Erfolg heute hätte vielleicht sogar eine gefährlichere Wirkung gehabt, weil er erneut vorhandende Schwächen ein wenig übertüncht hätte. Es ist gleichwohl ein deutlicher Warnschuss, dass man nie auch nur einen Deut nachlassen darf. Sonst wird aus einem guten Start in die Saison schnell eine unsanfte Landung. Nach Frankfurt folgen vor der nächsten Länderspielpause schließlich die Spiele in Wolfsburg und gegen München. Ratzfatz steht man da auch mal ohne Punkte da, wenn man nicht aufpasst. Ich habe aber ein gutes Gefühl, dass Mannschaft und Trainerstab darauf gut reagieren können.
Was wohl nicht über Nacht abzustellen sein wird, sind die Schwächen bei Standardsituationen in der Defensive. Hertha ist zwar mit Ibisevic immer gefährlich, hat aber ansonsten eigentlich keine besonders herausragenden Spezialisten für die Verwertung von Ecken und Freistößen. Dennoch brannte es heute immer wieder lichterloh im Strafraum, wenn ein Ball in die Mitte geflankt wurde. Ohne Yann Sommer wäre es noch bitterer geworden. Gerade Strobl, Ginter, Jantschke und Elvedi strahlen mir da noch zu wenig Präsenz und Kompromisslosigkeit aus. Im übrigen ist auch das eine Beobachtung, die man schon bei den ersten Spielen machen konnte.
Hier besteht schnell Handlungsbedarf, und es ist insofern für mich etwas überraschend, weil ich vor allem die Aufstellung von Strobl auch so interpretiere, dass Hecking gerade für den Defensivkopfball einen zusätzlichen starken und großen Spieler auf dem Platz haben will. Das klappte heute gar nicht, was auch daran lag, dass die Herthaner Strobl sehr effektiv bearbeiteten und er auch dadurch häufig überfordert wirkte. Am offensichtlichsten war das vor dem 1:3 zu sehen, wo er auf außen Kalou mit einem taktischen Foul stoppen wollte und musste, ihm aber selbst das Foul an der Außenlinie misslang.
Zum Schluss noch die angekündigte Schiedsrichterschelte. Nach zwei in dieser Hinsicht ereignislosen Spielen schlägt das Pendel nun bereits zum zweiten Mal deutlich gegen den VfL aus. Schön war zwar, dass Markus Schmidt den berechtigten Elfmeter auch ohne Videoassistenz aus Köln erkannt hatte. Wie gegen Schalke hätte es aber zwingend einen frühen Platzverweis gegen den Gegner geben müssen. Niklas Stark war bei seinem Foul an Johnson der letzte Mann und verhinderte eine klare Torchance. Somit wäre statt Gelb die einzig richtige Entscheidung die rote Karte gewesen und somit eine Stunde Überzahl für Borussia. Eine Szene übrigens, bei dem der VAR hätte eingreifen dürfen.
Doch das war nicht das einzige Problem. Zwei äußerst schwache, weil völlig falsche Abseitsentscheidungen des Assistenten gegen Ibisevic (1. Halbzeit, als Sommer parierte) und Hazard in der zweiten Hälfte (wo er allein aufs Tor gelaufen wäre) heben sich zwar quasi gegenseitig auf.
Allerdings ging dem Kopfballtor zum Ausgleich von Ibisevic ein deutlich sichtbares Foul an Jantschke voraus, den Grujic im Gladbacher Strafraum in Ballnähe mit beiden Händen zu Fall brachte. Und nur wenig später, im Spielzug zum 1:2, ahndete Schmidt bei Borussias Ballverlust am gegnerischen Strafraum ein klares Foul gegen Hofmann nicht. Zu der unglücklichen Leistung passte, dass es auch am Schiri lag, dass es überhaupt zu der Szene kam, in der Patrick Herrmann Grujic mit seiner Grätsche unabsichtlich verletzte. Auch da war wenige Sekunden vorher ein Gladbacher im Mittelfeld deutlich gefoult worden, aber Schmidt ließ weiterlaufen. Die Bemessung der Nachspielzeit war ebenfalls viel zu knapp. Von der Ankündigung vor der Saison, dass konsequent nachgespielt würde, ist bei den Spielen des VfL bislang nichts zu merken. Auch seltsam.
Man hat natürlich keinen Einfluss darauf, ob der Schiri einen schlechten Tag hat. Man kann aber die eigene Leistung beeinflussen. Darauf kommt es in den wenigen Tagen bis zum Spiel am Mittwoch gegen Frankfurt an. Und ich bin zuversichtlich, dass wir da wieder einen anderen VfL zu Gesicht bekommen als heute. Denn es war längst nicht alles schlecht.
Bundesliga 2018/19, 4. Spieltag: Hertha BSC - Borussia Mönchengladbach 4:2 (Tore für Borussia: 0:1 Hazard FEM, 3:2 Plea)
Klar ist: Gladbach hat heute einfach zu viele Fehler gemacht, um in Berlin etwas mitnehmen zu können. Zu schwach im Zweikampf, fahrig und fehlerhaft im Spielaufbau, zu oft ungeordnet in der Abwehr. Das muss man so sehen. Und es gab außer Yann Sommer kaum einen, der in der Mannschaft positiv herausgeragt hätte - Herrmann und Plea vielleicht, bei allen anderen wechselte viel Schatten mit eher weniger Licht. Das passiert, sollte aber nicht zur Regel werden.
Leider hat auch der Schiedsrichter das Spiel mehr mitbestimmt als richtig war - was ich später erkläre, was ich aber auch nicht als Grund für die Niederlage anführen will.
Und doch war es für mich unter dem Strich keine Leistung, nach der man den Stab über die Mannschaft brechen muss. Genausowenig ist es so, dass man jetzt Angst vor dem nächsten Spiel haben müsste, selbst wenn mit Frankfurt ein ähnlich unangenehmer Gegner kommt wie es die "alte Dame" heute (ungewohnterweise) war.
Der Gegner hat uns heute vor Augen geführt, wo die Schwächen von Strobl und Co liegen. Das war auch schon gegen Leverkusen, Augsburg und Schalke zu sehen (ich schrieb darüber), nur ging es da glimpflicher aus als heute. Was heute schief ging, lässt sich relativ leicht abstellen, wenn man die Gegentore gut analysiert und vor allem die Szenen davor mit den unnötigen Ballverlusten sowie den Fehlern in der Rückwärtsbewegung und in den Zweikämpfen, die zu den Hertha-Toren führten.
Doch der Reihe nach. Die Mannschaft von Pal Dardai hat heute viel richtig gemacht. Sie hat die Räume geschickt eng gemacht und mit dem schnellen Spiel nach vorne über die Außen ein gutes Mittel gefunden, Borussia in Schwierigkeiten zu bringen. Das lag natürlich auch daran, dass Nico Elvedi auf rechts heute nicht seinen besten Tag hatte und aus meiner Sicht am Ende nicht mehr fit war. Nach einem unglücklichen Ausfallschritt in der zweiten Halbzeit gegen Kalou schien er nicht mehr voll sprinten zu können, was sich beim vorentscheidenden 2:4 im Sprintduell entscheidend auswirkte. Man kann monieren, dass Hecking ihn nicht früher ausgewechselt hat, aber andererseits wäre dies relativ früh der letzte mögliche Wechsel gewesen. Elvedi war auch nicht der einzige, der hinter seinen Möglichkeiten blieb, er ist also auch nicht als Sündenbock für dieses Spiel geeignet.
Die Probleme auf der rechten Abwehrseite waren auch nicht der Hauptgrund für die Niederlage. Dies lag vor allem daran, dass die Berliner die Zweikämpfe über die 90 Minuten deutlich besser geführt und so die meisten auch gewonnen hatten, logischerweise dann auch die für das Spiel entscheidenden.
Der VfL kam nur in der letzten halben Stunde und nach vielen personellen Umstellungen besser in die Zweikämpfe und dann auch flüssiger ins eigene Kombinationsspiel. So sprangen auch ein paar ganz gute Chancen heraus, die sogar mit Glück noch für einen Punkt hätten reichen können. Das zweite Tor etwa fiel so, nach Herrmanns feiner Flanke und dem bildschönen Kopfballtor von Alassane Plea - ich betone das so, weil es für uns Gladbach-Fans in den vergangenen Jahren ein so seltener Anblick war, wie sich ein Stürmer in die Höhe schraubt und derart gekonnt vollendet.
Aber zurück zum Thema: Das Mittelfeld war heute nicht in der Lage den blau-weißen Gegenübern ihren Willen und ihr Spiel aufzuzwingen, weil die Gegner geschickter und zwingender agierten. Das war anders als in den bisherigen Spielen. Da waren Hofmann und seine Nebenleute viel zwingender und enger an den Gegnern und sie fanden ihre Räume - nicht über die gesamte Spielzeit, aber doch öfter und länger als der Gegner. Was heute positiv zu Buche schlägt, ist, dass die Mannschaft nicht aufsteckt. Sie kämpfte sich nach den Rückständen zurück ins Spiel, sie versuchte ihre Spielphilosophie auch weiter durchzubringen, wenn es auch nicht gereicht hat.
Kein Grund also, den Rückschlag zu dramatisieren. Ein Erfolg heute hätte vielleicht sogar eine gefährlichere Wirkung gehabt, weil er erneut vorhandende Schwächen ein wenig übertüncht hätte. Es ist gleichwohl ein deutlicher Warnschuss, dass man nie auch nur einen Deut nachlassen darf. Sonst wird aus einem guten Start in die Saison schnell eine unsanfte Landung. Nach Frankfurt folgen vor der nächsten Länderspielpause schließlich die Spiele in Wolfsburg und gegen München. Ratzfatz steht man da auch mal ohne Punkte da, wenn man nicht aufpasst. Ich habe aber ein gutes Gefühl, dass Mannschaft und Trainerstab darauf gut reagieren können.
Was wohl nicht über Nacht abzustellen sein wird, sind die Schwächen bei Standardsituationen in der Defensive. Hertha ist zwar mit Ibisevic immer gefährlich, hat aber ansonsten eigentlich keine besonders herausragenden Spezialisten für die Verwertung von Ecken und Freistößen. Dennoch brannte es heute immer wieder lichterloh im Strafraum, wenn ein Ball in die Mitte geflankt wurde. Ohne Yann Sommer wäre es noch bitterer geworden. Gerade Strobl, Ginter, Jantschke und Elvedi strahlen mir da noch zu wenig Präsenz und Kompromisslosigkeit aus. Im übrigen ist auch das eine Beobachtung, die man schon bei den ersten Spielen machen konnte.
Hier besteht schnell Handlungsbedarf, und es ist insofern für mich etwas überraschend, weil ich vor allem die Aufstellung von Strobl auch so interpretiere, dass Hecking gerade für den Defensivkopfball einen zusätzlichen starken und großen Spieler auf dem Platz haben will. Das klappte heute gar nicht, was auch daran lag, dass die Herthaner Strobl sehr effektiv bearbeiteten und er auch dadurch häufig überfordert wirkte. Am offensichtlichsten war das vor dem 1:3 zu sehen, wo er auf außen Kalou mit einem taktischen Foul stoppen wollte und musste, ihm aber selbst das Foul an der Außenlinie misslang.
Zum Schluss noch die angekündigte Schiedsrichterschelte. Nach zwei in dieser Hinsicht ereignislosen Spielen schlägt das Pendel nun bereits zum zweiten Mal deutlich gegen den VfL aus. Schön war zwar, dass Markus Schmidt den berechtigten Elfmeter auch ohne Videoassistenz aus Köln erkannt hatte. Wie gegen Schalke hätte es aber zwingend einen frühen Platzverweis gegen den Gegner geben müssen. Niklas Stark war bei seinem Foul an Johnson der letzte Mann und verhinderte eine klare Torchance. Somit wäre statt Gelb die einzig richtige Entscheidung die rote Karte gewesen und somit eine Stunde Überzahl für Borussia. Eine Szene übrigens, bei dem der VAR hätte eingreifen dürfen.
Doch das war nicht das einzige Problem. Zwei äußerst schwache, weil völlig falsche Abseitsentscheidungen des Assistenten gegen Ibisevic (1. Halbzeit, als Sommer parierte) und Hazard in der zweiten Hälfte (wo er allein aufs Tor gelaufen wäre) heben sich zwar quasi gegenseitig auf.
Allerdings ging dem Kopfballtor zum Ausgleich von Ibisevic ein deutlich sichtbares Foul an Jantschke voraus, den Grujic im Gladbacher Strafraum in Ballnähe mit beiden Händen zu Fall brachte. Und nur wenig später, im Spielzug zum 1:2, ahndete Schmidt bei Borussias Ballverlust am gegnerischen Strafraum ein klares Foul gegen Hofmann nicht. Zu der unglücklichen Leistung passte, dass es auch am Schiri lag, dass es überhaupt zu der Szene kam, in der Patrick Herrmann Grujic mit seiner Grätsche unabsichtlich verletzte. Auch da war wenige Sekunden vorher ein Gladbacher im Mittelfeld deutlich gefoult worden, aber Schmidt ließ weiterlaufen. Die Bemessung der Nachspielzeit war ebenfalls viel zu knapp. Von der Ankündigung vor der Saison, dass konsequent nachgespielt würde, ist bei den Spielen des VfL bislang nichts zu merken. Auch seltsam.
Man hat natürlich keinen Einfluss darauf, ob der Schiri einen schlechten Tag hat. Man kann aber die eigene Leistung beeinflussen. Darauf kommt es in den wenigen Tagen bis zum Spiel am Mittwoch gegen Frankfurt an. Und ich bin zuversichtlich, dass wir da wieder einen anderen VfL zu Gesicht bekommen als heute. Denn es war längst nicht alles schlecht.
Bundesliga 2018/19, 4. Spieltag: Hertha BSC - Borussia Mönchengladbach 4:2 (Tore für Borussia: 0:1 Hazard FEM, 3:2 Plea)
2018-09-16
Verstärkt, gereift, erfolgreich
Nach drei Spieltagen kann im Spiel einer Bundesligamannschaft noch nicht alles hundertprozentig glatt laufen. Das muss es aber auch nicht - solange die Punkteausbeute stimmt. Und deshalb lässt sich der Abend nach dem Topspiel gegen Schalke heute guten Gewissens genießen, selbst wenn es auch heute Phasen im Spiel gab, in denen der VfL nicht alles im Griff hatte im Borussia Park. Dennoch: Die Hecking-Elf ist auf einem guten Weg - und wird es bleiben, sofern man all das realisiert und akribisch angeht, was noch nicht so geklappt hat in den ersten Spielen.
Unter dem Strich steht ein hervorragender Start in die Liga, zeitweise zauberhafter Fußball, eine laufstarke Spielanlage und eine überzeugende kämpferische Einstellung. Um das gegen unangenehme Gegner wie Leverkusen, Augsburg und Schalke auf den Rasen zu bringen, braucht es aber nicht nur individuelle Klasse und taktische Disziplin. Es braucht auch die richtige Einstellung untereinander und zueinander. Und die scheint da zu sein.
Bei Borussia steht nicht nur eine eingeschworene Elf auf dem Platz, sondern der gesamte Kader hält zusammen, jeder stellt sich in den Dienst des Teams. Das sieht man daran, wie man füreinander einsteht, wie man sich über gute Szenen und Erfolgserlebnisse des Kollegen freut, wie heute über das lang ersehnte Tor für Patrick Herrmann nach vielen Monaten schwerer Arbeit, die ihn zurück ins Team gebracht hat. Wer seinen Jubel gesehen hat, weiß, dass dieser Junge bei uns immer richtig war und immer richtig sein wird. Ich habe ihm das Tor so gegönnt heute.
Es ist viel spekuliert worden, wie die vergangene Saison verlaufen wäre, hätte das Verletzungspech nicht so ausdauernd zugeschlagen. Es ist müßig, darüber heute noch zu streiten. Doch wer die momentane personelle Situation anschaut und beobachtet, wie Dieter Hecking diese Möglichkeiten nutzt, sieht auch, dass es einen deutlichen qualitativen Unterschied zur Vorsaison gibt.
Ich hätte vor einem Jahr jedenfalls keine ruhige Woche vor dem Schalke-Spiel gehabt, wenn ich gewusst hätte, dass Stindl, Raffael und auch Drmic nicht zur Verfügung stehen würden. Diesmal war das für mich kein großes Problem, denn nahezu alle anderen offensiven Kräfte standen nicht nur bereit, alle sind auch in einer sehr guten Verfassung.
Heute konnten wir Kramer, Herrmann und Neuhaus von der Bank bringen, wie in Augsburg (Plea) knipste ein Joker (Herrmann), und ohne Einsatz blieben sogar noch Cuisance, Traoré und Beyer. Johnson ist fit wie lange nicht, Herrmann eine ebensogute Alternative und jemand wie Laci Benes hat es gegen Schalke nicht einmal in den 18er-Kader geschafft.
Das bietet nicht nur die Möglichkeit, jederzeit noch eine andere individuelle Qualität ins Spiel zu bringen, es eröffnet auch taktisch Optionen, um auf wechselnde Herausforderungen zu reagieren. Und Dieter Hecking macht in dieser Saison geschickt Gebrauch davon. Früher machte er ja öfter den Eindruck, dass er relativ wenig Einfluss von außen nehmen wollte oder konnte. Das hat sich geändert.
Und für jede schwierige Spielphase fand er bis jetzt eine angemessene Lösung. Heute etwa, indem er Christoph Kramer als zweiten Sechser statt des offensiveren Denis Zakaria aufstellte, rechtzeitig in der wichtigen Phase, wo Schalke mit geballter Offensivkraft von der Bank langsam im Mittelfeld die Oberhand zu gewinnen schien. Fortan musste sich Strobl den langen Bällen auf Embolo, di Santo und Uth nicht mehr allein entgegenwerfen, in der Folge gewann Borussia die Hoheit in der eigenen Hälfte wieder zurück und kam schließlich auch zum vorentscheidenden Treffer. Denn auch Jonas Hofmann bekam als alleiniger Achter von da an mehr Räume, die er bespielen konnte, und er wurde dadurch präsenter als vorher.
Viel war also wieder gut heute, aber längst nicht alles. Nach einer souveränen und spielfreudigen ersten halben Stunde verlor der VfL zusehends den Faden, zog sich nach dem ersten laufintensiven Pressing wieder etwas zu sehr zurück und machte den Gegner mit einigen blöden Ballverlusten (wie bei Jantschkes "Vorlage" für Uth) stärker als er war.
Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten sich Ginter und Co noch nicht richtig wieder in die Spur zurückgebracht, sodass das Spiel durchaus hätte kippen können, wenn Schalke den Ausgleich erzielt hätte.
Chancen dazu gab es, neben dem Abseitstor stand aber immer wieder ein Yann Sommer in Weltklasseform im Weg. Der war für mich heute der Spieler des Tages, auch wenn Ginter mit sehr robustem Verteidigen und dem schönen Tor sicher ein Konkurrent dafür war, sowie mit Abstrichen auch Hofmann, der vor allem einige gute Ecken und Freistöße zeigte - und erneut sein unnachahmliches Pfostenpech bemühte. Wäre ich Yann Sommer - oder Dieter Hecking - dann würde ich mich aber maßlos über das späte Gegentor ärgern, das nicht nur völlig unnötig durch nachlässiges Verteidigen entstand, sondern auch schon fast ein Affront gegenüber Sommer war, der es heute wirklich mehr als verdient gehabt hätte, ein weiteres zu-Null in sein Karrierebuch eintragen zu können.
Sicher noch kein Spieler des Spiels, aber eine große Versprechung war der erste Startelfeinsatz von Alassane Plea in der Bundesliga. Ein ganz feiner Fußballer, der nicht nur ein Näschen für die gefährlichen Situationen vor dem Tor hat, sondern auch andere hervorragend in Szene zu setzen versteht. Mitunter passt es bei den Zuspielen noch nicht ganz mit der Präzision, aber im Spiel ohne Raffael zeigte er heute schon einmal, dass ihm auch das Spiel mit einem größeren Aktionsradius liegt. Es ist natürlich noch viel Luft nach oben bei ihm, er braucht noch einige Spiele, um blind mit den anderen zu harmonieren (Ich fürchte, ich wiederhole mich).
Doch gerade in vielen kleinen Szenen sieht man das Potenzial des Franzosen. Er kann sich körperlich hervorragend auch gegen Abwehrklötze wie heute Naldo und Sané behaupten. Und er ist einfach ein toller Fußballer. Wie er vor dem 2:1 Wendts Flanke leicht herunternahm, sodass Herrmann der Ball direkt vor die Füße fiel, war ganz fein - wobei er sicher nicht assistieren, sondern selbst abschließen wollte. Aber darauf kommt es dann ja nicht an. Auch vor dem Pfostenschuss war es Plea, der sich klasse durchsetzte und den Pass auf Hofmann spielte.
Es ist ja immer wieder so viel über Gladbach und seine (nicht vorhandenen) Mittelstürmer geschrieben worden. Hier haben wir endlich wieder einen, der an alte Helden anknüpfen könnte.
Ansonsten zeigt sich die Ausgeglichenheit im Kader auch an den Erfolgserlebnissen: 5 Tore, 5 verschiedene Torschützen. Das macht es den Gegnern schwer, sich auf einzelne Spieler des VfL besonders einzustellen. Und das kann uns nur nutzen.
Das Spiel ist gewonnen, deshalb muss man sich heute nicht so sehr mit Fehlern des Schiedsrichterteams aufhalten. Doch ganz ohne geht es natürlich auch heute nicht. In den vergangenen Jahren haben sich die Benachteiligungen Borussias gerade in Spielen gegen Schalke so gehäuft, dass man nicht von "Normalität" sprechen kann. Und das setzte sich heute leider auch mit Manuel Gräfe wieder fort.
Wenn ein Spieler zweimal innerhalb weniger Minuten dermaßen rücksichtslos seinen Gegenspieler umtritt, ohne eine Chance gehabt zu haben, den Ball zu spielen, ist es ein Skandal, wenn er nicht zum Duschen geschickt wird. Was Gräfe geritten hat, Mendyl beim zweiten Foul zu verschonen, sodass ihn sein Trainer noch fix auswechseln konnte, möchte ich gar nicht wissen. Es ist für einen Bundesligaschiedsrichter einfach inakzeptabel. Inakzeptabel ist für mich auch, dass sich Köln zwar bei roten Karten einschalten darf, bei Gelb-Rot-Szenen wieder dieser aber nicht. Das ist völliger Quark.
Und es greift möglicherweise erheblich in ein Spiel ein. Denn im Normalfall hätte der VfL mehr als eine Stunde in Überzahl spielen dürfen. Dazu kamen in der zweiten Halbzeit heute drei oder vier Szenen, bei denen klare Schalker Abseitsentscheidungen nicht geahndet wurden und die Gäste dadurch in Ballbesitz blieben. Solange aus solchen Fehlern keine Tore resultieren, kann man am Ende einen Strich drunter machen. Aber wehe, dadurch kippt ein Spiel.
Bundesliga 2018/19, 3. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FC Schalke 04 2:1 (Tore für Borussia: 1:0 Ginter, 2:0 Herrmann)
2018-09-02
Überwiegend halbvoll
Ein Punkt in Augsburg, vier zum Saisonauftakt - gut oder nicht gut? Darüber kann man geteilter Meinung sein. Bei mir überwiegt - nachdem ich während des Spiels wieder viel zu hadern hatte - am Ende das Positive. Und ich will auch erklären, warum.
Dass das Spiel bei den Kampfrobotern aus der Puppenkiste ein ganz anderes werden würde als der Auftakt gegen die spielerisch anspruchvolleren Leverkusener, das lag auf der Hand. Und genauso kam es. Augsburg presste extrem hoch bis zum gegnerischen Strafraum und zwang Borussia so zu vielen langen Bällen, die wiederum gegen Spieler wie Hazard, Raffael oder Johnson relativ leicht zu verteidigen sind. Dazu kam ein sehr geschicktes Spiel nach vorne, entweder mit weiten Schlägen, mit denen Spieler wie Gregoritsch oder Hahn besser zurechtkommen als etwa unsere filigranen Offensivkünstler. Oder eben mit zwei drei präzisen Pässen durch das Mittelfeld, die Borussias Abwehr (egal ob in Dreier- oder in Viererformation) immer wieder vor Probleme stellte. Es ist das Erfolgsrezept, das schon in der vergangenen Saison gegen den VfL zu oft aufgegangen war. Und auch gestern wurden mit diesem schnörkellosen Spiel so sowohl das Tor als auch die anderen Großchancen der Gastgeber eingeleitet.
Leider gelang es dem FCA auch diesmal über weite Strecken des Spiels, das Gladbacher Spiel zu lähmen oder in die ungefährliche Zone der Gladbacher Hälfte zu verschieben. Dass sie trotz des Wissens um die Taktik des Gegners vor allem in der ersten Halbzeit - von zwei, drei Torgelegenheiten abgesehen - kein Gegenmittel fand, muss man der Mannschaft ankreiden, auch wenn wir erst am Anfang der Saison sind. Wenn man in der eigenen Hälfte von vier oder fünf Gegners angelaufen wird, müssen dahinter logischerweise Räume entstehen, die man nutzen kann.
Das gelang aber nur selten, weil dann doch wieder statt dem schnellen, risikoreicheren Pass oft der quer oder nach hinten gesucht wurde und häufig am Ende einer solchen Ballbesitzpassage nur der lange Schlag des Torwarts als Alternative blieb. So ist es auf der einen Seite zwar klasse, dass Yann Sommer mit fast 100 Ballaktionen als Torwart und erster Spielmacher rekordverdächtig aufspielte. Andererseits ist es genau das, was der Gegner vorhatte: lange Bälle zu provozieren, die in der Genauigkeit eine große Streuung haben und mit der Körperlichkeit der Augsburger Verteidiger recht sicher zu verteidigen sind.
Dennoch brachte der VfL in der ersten Halbzeit drei gute Angriffe durch, bei denen Hazard leider wieder einmal bei Abschluss oder Zuspiel zu lange zögerte. Ein Spieler seiner Klasse muss da einfach effektiver sein. (Einschub: Ich habe mir gerade das Video mit den 100 Bundesligatoren von Marco Reus angeschaut. Das sieht man den Unterschied.)
So, das war ziemlich viel Kritik. Wieso sehe ich das 1:1 am Ende trotzdem positiv? Weil die Mannschaft funktioniert, weil sie fokussiert bleibt, weil sie in der Lage ist, taktisch schnell umzustellen und auch nach einem Rückstand gegen eine solche Abwehrmannschaft geduldig bleibt. Das hat sich gestern nur zum Teil ausgezahlt, weil nach der Halbzeit die kurze Drangphase nicht ausgereicht hat, den FCA stärker zu erschüttern. Die mutige Umstellung auf Dreierkette und die dadurch im Mittelfeld vorhandene Überzahl setzte dem Gegner zwar sichtlich mehr zu. Allerdings passte es in der Rückwärtsbewegung dann nicht immer, sodass Hecking das Risiko eines zweiten Gegentreffers wohl zu hoch wurde und er Johnson in die Viererkette zurückbeorderte.
Dennoch war es taktisch (und vom Coaching her) ein Fortschritt zur vergangenen Saison, auch wenn man das Spiel gestern nicht besser reden muss als es war. Nicht jeder konnte gestern an seine Form der Vorwoche anknüpfen (Hofmann, Jantschke, Raffael, Hazard, Strobl...) und es hakt weiterhin an einigen Stellen, etwa wenn es schnell nach vorne gehen müsste. Es sind aber die guten Ansätze und die verbesserte Spielanlage, die ich in die Länderspielpause mitnehme. Da ist Alassane Plea, an dem wir viel Freude haben werden, weil er gezeigt hat, dass er weiß, wo er stehen muss, wenn es nach Tor riecht. Ein bärenstarker Torwart klärt so manchen Ball, den nicht jeder hält. Die Einstellung stimmt, die Zweikampfhärte ist da, die Mannschaft lässt sich auch durch robusten Körpereinsatz des Gegners nicht so leicht aus dem Konzept bringen, auch nicht, wenn der nicht ausreichend geahndet wird.
Damit bin ich zum Abschluss wieder mal bei meinem Lieblingsthema, das ich aber etwas gelassener ansprechen kann, da es am Samstag keine spielentscheidende Wirkung entfaltete wie diverse Male in früheren Spielen. Schiedsrichter Willenborg war mit dem Spiel leider überfordert, und ich frage mich, warum wir gerade gegen solche körperbetonte Gegner immer wieder Schiedsrichter bekommen, die überharten Einsatz nicht angemessen ahnden. Nach 90 Minuten hatte Augsburg eine gelbe Karte, Gladbach zwei. Dabei unterließ der Schiri auf Augsburger Seite nicht weniger als vier Pflichtverwarnungen, zwei weitere hätte er bei Gladbach zeigen müssen. Stattdessen gefiel er sich darin, an unnötigen Stellen Spielzeit mit Ansprachen an Spieler zu verplempern, die er anschließend nicht angemessen nachspielen ließ. Von der Nachspielzeit am Ende verbrauchte er allein gut eineinhalb Minuten, weil er bei Ecken und Freistößen für Verzögerungen sorgte.
Dazu kommt eine Reihe von nicht geahndeten klaren Fouls (auf beiden Seiten) und der Regelverstoß kurz vor der Halbzeit, als Hahn den Freistoß von Hofmann aus einem halben Meter Entfernung blockte und ein gefährlicher Angriff daraus resultierte. Sicher, in diesem Fall hätte eher sein Gespann reagieren müssen, weil es hinter Willenborgs Rücken geschah. Und bei einem Gegentor hätte der Videoassistent noch die Möglichkeit gehabt, einzugreifen. Aber ehrlich gesagt hätte ich mich darauf nicht verlassen wollen. Insgesamt also wieder eine überschaubare Leistung der Unparteiischen, ausgerechnet in einem Spiel, in dem es auf solche Feinheiten besonders ankommt.
Sei es, wie es will. Für mich steht unter dem Strich nach zwei Ligaspielen ein guter Saisonstart, denn es hätten mit wenig Fantasie bei Betrachtung der "Papierform" und auch bei Betrachtung der beiden Spiele genausogut 0 werden können. Insofern wäre es zu früh, von einer gefestigten Borussia zu sprechen, die ihren Weg in der Saison machen wird. Aber wir haben gesehen, dass da mental, taktisch, von der Einstellung her und auch von den individuellen Stärken schon eine Mannschaft auf dem Platz ist, die sich vor (fast) keinem Team verstecken muss. Bedenkt man, dass dazu noch in Stindl, Traoré, Elvedi, Lang sowie Kramer und Drmic gestandene Spieler dazu kommen und die Talente Bennetts, Benes, Cuisance und Zakaria erst ein paar oder gar keine Spielminuten auf dem Tacho haben, sieht die Perspektive erstmal gut aus. Hoffen wir, dass alle gut und gesund durch die unnötige Länderspielpause kommen. Dann sehen wir weiter.
Bundesliga 2018/19, 2. Spieltag: FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 1:1. (Tor für Borussia: 1:1 Plea)
Dass das Spiel bei den Kampfrobotern aus der Puppenkiste ein ganz anderes werden würde als der Auftakt gegen die spielerisch anspruchvolleren Leverkusener, das lag auf der Hand. Und genauso kam es. Augsburg presste extrem hoch bis zum gegnerischen Strafraum und zwang Borussia so zu vielen langen Bällen, die wiederum gegen Spieler wie Hazard, Raffael oder Johnson relativ leicht zu verteidigen sind. Dazu kam ein sehr geschicktes Spiel nach vorne, entweder mit weiten Schlägen, mit denen Spieler wie Gregoritsch oder Hahn besser zurechtkommen als etwa unsere filigranen Offensivkünstler. Oder eben mit zwei drei präzisen Pässen durch das Mittelfeld, die Borussias Abwehr (egal ob in Dreier- oder in Viererformation) immer wieder vor Probleme stellte. Es ist das Erfolgsrezept, das schon in der vergangenen Saison gegen den VfL zu oft aufgegangen war. Und auch gestern wurden mit diesem schnörkellosen Spiel so sowohl das Tor als auch die anderen Großchancen der Gastgeber eingeleitet.
Leider gelang es dem FCA auch diesmal über weite Strecken des Spiels, das Gladbacher Spiel zu lähmen oder in die ungefährliche Zone der Gladbacher Hälfte zu verschieben. Dass sie trotz des Wissens um die Taktik des Gegners vor allem in der ersten Halbzeit - von zwei, drei Torgelegenheiten abgesehen - kein Gegenmittel fand, muss man der Mannschaft ankreiden, auch wenn wir erst am Anfang der Saison sind. Wenn man in der eigenen Hälfte von vier oder fünf Gegners angelaufen wird, müssen dahinter logischerweise Räume entstehen, die man nutzen kann.
Das gelang aber nur selten, weil dann doch wieder statt dem schnellen, risikoreicheren Pass oft der quer oder nach hinten gesucht wurde und häufig am Ende einer solchen Ballbesitzpassage nur der lange Schlag des Torwarts als Alternative blieb. So ist es auf der einen Seite zwar klasse, dass Yann Sommer mit fast 100 Ballaktionen als Torwart und erster Spielmacher rekordverdächtig aufspielte. Andererseits ist es genau das, was der Gegner vorhatte: lange Bälle zu provozieren, die in der Genauigkeit eine große Streuung haben und mit der Körperlichkeit der Augsburger Verteidiger recht sicher zu verteidigen sind.
Dennoch brachte der VfL in der ersten Halbzeit drei gute Angriffe durch, bei denen Hazard leider wieder einmal bei Abschluss oder Zuspiel zu lange zögerte. Ein Spieler seiner Klasse muss da einfach effektiver sein. (Einschub: Ich habe mir gerade das Video mit den 100 Bundesligatoren von Marco Reus angeschaut. Das sieht man den Unterschied.)
So, das war ziemlich viel Kritik. Wieso sehe ich das 1:1 am Ende trotzdem positiv? Weil die Mannschaft funktioniert, weil sie fokussiert bleibt, weil sie in der Lage ist, taktisch schnell umzustellen und auch nach einem Rückstand gegen eine solche Abwehrmannschaft geduldig bleibt. Das hat sich gestern nur zum Teil ausgezahlt, weil nach der Halbzeit die kurze Drangphase nicht ausgereicht hat, den FCA stärker zu erschüttern. Die mutige Umstellung auf Dreierkette und die dadurch im Mittelfeld vorhandene Überzahl setzte dem Gegner zwar sichtlich mehr zu. Allerdings passte es in der Rückwärtsbewegung dann nicht immer, sodass Hecking das Risiko eines zweiten Gegentreffers wohl zu hoch wurde und er Johnson in die Viererkette zurückbeorderte.
Dennoch war es taktisch (und vom Coaching her) ein Fortschritt zur vergangenen Saison, auch wenn man das Spiel gestern nicht besser reden muss als es war. Nicht jeder konnte gestern an seine Form der Vorwoche anknüpfen (Hofmann, Jantschke, Raffael, Hazard, Strobl...) und es hakt weiterhin an einigen Stellen, etwa wenn es schnell nach vorne gehen müsste. Es sind aber die guten Ansätze und die verbesserte Spielanlage, die ich in die Länderspielpause mitnehme. Da ist Alassane Plea, an dem wir viel Freude haben werden, weil er gezeigt hat, dass er weiß, wo er stehen muss, wenn es nach Tor riecht. Ein bärenstarker Torwart klärt so manchen Ball, den nicht jeder hält. Die Einstellung stimmt, die Zweikampfhärte ist da, die Mannschaft lässt sich auch durch robusten Körpereinsatz des Gegners nicht so leicht aus dem Konzept bringen, auch nicht, wenn der nicht ausreichend geahndet wird.
Damit bin ich zum Abschluss wieder mal bei meinem Lieblingsthema, das ich aber etwas gelassener ansprechen kann, da es am Samstag keine spielentscheidende Wirkung entfaltete wie diverse Male in früheren Spielen. Schiedsrichter Willenborg war mit dem Spiel leider überfordert, und ich frage mich, warum wir gerade gegen solche körperbetonte Gegner immer wieder Schiedsrichter bekommen, die überharten Einsatz nicht angemessen ahnden. Nach 90 Minuten hatte Augsburg eine gelbe Karte, Gladbach zwei. Dabei unterließ der Schiri auf Augsburger Seite nicht weniger als vier Pflichtverwarnungen, zwei weitere hätte er bei Gladbach zeigen müssen. Stattdessen gefiel er sich darin, an unnötigen Stellen Spielzeit mit Ansprachen an Spieler zu verplempern, die er anschließend nicht angemessen nachspielen ließ. Von der Nachspielzeit am Ende verbrauchte er allein gut eineinhalb Minuten, weil er bei Ecken und Freistößen für Verzögerungen sorgte.
Dazu kommt eine Reihe von nicht geahndeten klaren Fouls (auf beiden Seiten) und der Regelverstoß kurz vor der Halbzeit, als Hahn den Freistoß von Hofmann aus einem halben Meter Entfernung blockte und ein gefährlicher Angriff daraus resultierte. Sicher, in diesem Fall hätte eher sein Gespann reagieren müssen, weil es hinter Willenborgs Rücken geschah. Und bei einem Gegentor hätte der Videoassistent noch die Möglichkeit gehabt, einzugreifen. Aber ehrlich gesagt hätte ich mich darauf nicht verlassen wollen. Insgesamt also wieder eine überschaubare Leistung der Unparteiischen, ausgerechnet in einem Spiel, in dem es auf solche Feinheiten besonders ankommt.
Sei es, wie es will. Für mich steht unter dem Strich nach zwei Ligaspielen ein guter Saisonstart, denn es hätten mit wenig Fantasie bei Betrachtung der "Papierform" und auch bei Betrachtung der beiden Spiele genausogut 0 werden können. Insofern wäre es zu früh, von einer gefestigten Borussia zu sprechen, die ihren Weg in der Saison machen wird. Aber wir haben gesehen, dass da mental, taktisch, von der Einstellung her und auch von den individuellen Stärken schon eine Mannschaft auf dem Platz ist, die sich vor (fast) keinem Team verstecken muss. Bedenkt man, dass dazu noch in Stindl, Traoré, Elvedi, Lang sowie Kramer und Drmic gestandene Spieler dazu kommen und die Talente Bennetts, Benes, Cuisance und Zakaria erst ein paar oder gar keine Spielminuten auf dem Tacho haben, sieht die Perspektive erstmal gut aus. Hoffen wir, dass alle gut und gesund durch die unnötige Länderspielpause kommen. Dann sehen wir weiter.
Bundesliga 2018/19, 2. Spieltag: FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 1:1. (Tor für Borussia: 1:1 Plea)
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