Das war eminent wichtig. Borussias erster Sieg der Rückrunde, das sind mehr als nur drei Punkte, über die bald niemand mehr spricht. Der Erfolg mit Anlaufschwierigkeiten rückt nämlich sowohl die Bilanz im neuen Jahr zurecht und taucht zugleich die medial geschürte "Untergangsstimmung" wieder etwas ins realistischere Licht.
3:1 gegen Mainz, das ist einerseits ein erwarteter Pflichtsieg, andererseits ist es die erhoffte gute Reaktion auf den Nackenschlag der vergangenen Woche. Damit ist längst noch nicht wieder alles so wie zu besten Zeiten in der Hinrunde.
Aber die Mannschaft ist bereit, ihren Weg mit Mut fortzusetzen und sie ist fähig, dabei auch Widerstände zu überwinden. Dafür war die Partie im Borussia Park heute ein gutes Beispiel.
Denn anfangs schien es, als hätte sich der ernüchternde Rückrundenauftakt auf Schalke auch diesmal ins Selbstvertrauen der Borussen gefressen. Unpräzise Pässe, viel Quergespiele, wenig vertikales Tempo - das machte es dem Gegner in der ersten Halbzeit oft leicht, die Gladbacher Feldüberlegenheit gefahrlos zu verwalten. Der frühe Rückstand nach einem einfach mal lang nach vorne geschlagenen Ball auf Quaison trug seinen Teil dazu bei.
Die erste Halbzeit zeigte aber auch, dass die Selbstverständlichkeit im Spiel bei Gladbach im Moment nicht einfach so da und abrufbar ist. Die Mannschaft von Marco Rose muss sie sich hart erarbeiten. Und das Gute war, dass sie dies heute tat und in der zweiten Halbzeit an die guten Spiele anknüpfte - zugebenermaßen gegen relativ schwach verteidigende Gäste.
Der VfL steigerte sich im Aufbau und legte sich den Gegner gerade in der zweiten Halbzeit nach und nach immer besser zurecht. Unter anderem dank eines im Spielaufbau immer dominanter auftretenden Nico Elvedi, über den gefühlt 70 Prozent aller Angriffe in Hälfte zwei eingeleitet wurden. Die Mainzer rannten teilweise minutenlang hilflos hinter dem Ball her, allein der Ertrag der Hausherren blieb überschaubar. Beide Tore von Alassane Plea fielen nach Standardsituationen, und das mit freundlicher Unterstützung der Mainzer Abwehr, die Plea frei vor dem Tor einfach mal machen ließen.
Das waren schöne Tore, kein Zweifel - aber keine, die aus dem Spiel heraus erzwungen worden wären. Beschweren will ich mich darüber ganz sicher nicht. Denn gerade die Harmlosigkeit nach Ecken und Freistößen war zuletzt ja ein Manko gewesen. Von der Sorte herausgespielte Tore hätte es gleichwohl über die 90 Minuten ebenfalls noch ein paar geben können - bei nur ein bisschen mehr Effektivität vor dem Tor.
Zwei Aluminiumtreffer, fehlende Konzentration vor dem gegnerischen Tor sowie der tapfere und in den meisten Szenen starke Mainzer Torwart Zentner verhinderten, dass das Spiel am Ende so deutlich entschieden wurde, wie es hätte sein müssen.
Klar: Statt des 3:1 oder eines ohne Weiteres möglichen Fünf-Tore-Abstandes hätte das Spiel natürlich auch ganz bitter enden können. Schließlich kam Mainz beim Stand von 2:1 ärgerlicherweise noch zu mehreren erstklassigen Einschussmöglichkeiten, die aus Yann Sommer einmal mehr Paraden der Extraklasse herauskitzelten. Wahrscheinlich war es das, was den gegnerischen Trainer nach dem Spiel zu der steilen These verleitete, dass seine Mannschaft heute den Sieg auch irgendwie verdient gehabt hätte. Wer das Spiel gesehen hat, weiß es besser. Gladbach hätte das Spiel verlieren können. Aber verdient wäre das nicht gewesen.
Es gäbe natürlich Grund, mal wieder zu einer meiner gefürchteten Schiri-Schelten anzusetzen. Aber angesichts der Tatsache, dass Gladbach auch trotz Felix Zwayer und seinen Helfern gewonnen hat, belasse ich es heute bei einer allgemeinen Anmerkung. Es ist krass, in einem leicht zu leitenden Spiel klarste Fouls und Handspiele selbst aus wenigen Metern Entfernung nicht zu erkennen, dafür dann aber einen zurecht darüber erzürnten Trainer bei erster Gelegenheit zu verwarnen.
Was noch krasser ist: wenn das Team im Kölner Keller seinen Job auch nicht macht, wie bei den zwei elfmeterreifen Einhak-Einlagen von Niakaté gegen Ginter in der ersten Halbzeit und gegen Embolo in der Schlussphase. Das Gleiche gilt für den Tritt oberhalb des Knöchels von Brosinski gegen Johnson, der laut Regeln mit Rot zu bestrafen ist, wo Zwayer nur Gelb gezückt hatte. Schwamm drüber, das Spiel ist gewonnen. Aber entspannen kann man sich als Fan während solcher Schiri-Auftritte ganz und gar nicht.
Zum Glück gab es dafür in der Mannschaft einiges sehr Positives zu notieren. Sommers Zuverlässigkeit muss man eigentlich gar nicht mehr erwähnen. Dass sich Chris Kramer heute im Mittelfeld als sehr stabilisierender Faktor erwiesen hat, schon. Das war eine saubere Leistung, ebenso wie die von Fabian Johnson, der Stevie Lainer solide vertrat und auch gute Szenen in der Offensive hatte. Johnson ist nicht die Dampfwalze, die wir auf der rechten Abwehrseite gewohnt sind, aber er löste seine Aufgaben heute sehr unaufgeregt und zuverlässig. Beim Gegentor war er sicher einen Moment zu spät, andererseits durfte er auch die Außenbahn nicht ganz blank lassen. Gerade, weil Kramer und Johnson ja recht wenig Spielpraxis haben, finde ich das erwähnenswert.
Neben dem bärenstarken Plea stand für mich heute Kapitän Lars Stindl an der Basis des Erfolgs. Immer anspielbar, mit vielen Bewegungen in die Tiefe, mit Ballsicherheit, Zweikampfhärte und guten Weiterleitungen zeigte er, was seine Position in der Startelf sein kann und sein soll.
Und weil ich ihn letzte Woche einen der schwächsten fand, will ich Oscar Wendt heute loben. Ein paar Unsicherheiten hatte der Schwede auch heute drin. Aber das meiste hatte Hand und Fuß, er war konzentriert in den Duellen an der Seitenlinie und nicht zuletzt war er als Freistoßausführender auch an den Plea-Toren beteiligt.
Besonders gefreut habe ich mich natürlich über den Wahnsinnstreffer von Flo Neuhaus. Nicht nur, weil er die ersehnte Erlösung im Stadion bedeutete. Neuhaus hatte in der Schlussphase ja kaum Zeit, dem Spiel noch seinen Stempel aufzudrücken. Aber manchmal gelingt es eben doch. Der platzierte Schuss in den Winkel aus 35 Metern gegen den herausgeeilten Torwart (Embolo gebührt für seinen Einsatz im Laufduell gegen Zentner auch ein Lob und ein Stück vom Tor) sollte ihm wieder Selbstbewusstsein und Auftrieb geben. Denn bis dahin hatte er auch aus kürzester Entfernung schon so viele Chancen liegengelassen, dass sich das schon zu einem Trauma zu entwickeln drohte.
Vor dem Duell um die Tabellenspitze am kommenden Samstag lässt sich also sagen: Borussia ist wieder im Soll. Ist Borussia aber auch bereit für Leipzig? Das lässt sich anhand des heutigen Spiels kaum beurteilen. Es waren genug Schwächen zu sehen, um eher skeptisch zu sein. Andererseits kann der VfL auch gegen starke Gegner gut aussehen. Zudem wird der Auftritt im Brausestadion voraussichtlich von einer ganz anderen Taktik bestimmt sein. Dazu haben beide Teams zu gern den Ball und die Kontrolle über das Spiel. So tief wie Mainz wird der Gegner sicher nicht stehen. Und das bedeutet naturgemäß, dass beim schnellen Umschalten nach Ballgewinnen auch die Räume in der gegnerischen Hälfte andere sein werden. Hoffen wir, dass Borussia sie nutzen kann.
Bundesliga
2019/20, 19. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FSV Mainz 05 3:1 (Tore für Borussia: 1:1 Plea, 2:1 Plea, 3:1 Neuhaus)
2020-01-25
2020-01-18
Mit den eigenen Waffen geschlagen
Wow. Das war ja mal eine kalte Dusche zum Aufgalopp in die Rückrunde! Äußerst unzufriedenstellende 94 Minuten in der Schalker Turnhalle, keine Punkte und die klare Erkenntnis, dass ein Gegner unserer Borussia auch im Jahr 2020 allein mit aggressivem Pressing den Schneid abkaufen kann.
Immerhin: Es war die erste verdiente Niederlage gegen S04 seit vielen Jahren, und die Deutlichkeit, mit der der VfL heute unterlegen war, macht es einfacher, sich nicht lange ärgern zu müssen. Es war kein fehlendes Spielglück, kein schlechter Platz, schon gar nicht der Schiedsrichter. Heute ist die Rose-Elf an sich selbst gescheitert, und an einem Gegner, der den VfL erfolgreich mit seinen eigenen Waffen attackierte.
Von der ersten Minute und Yann Sommers erstem schlampigen Pass an zeigte der Gegner, wer hier Herr im Haus ist. Gladbach kam zwar ganz passabel ins Spiel, aber Schalke war fast durchweg gedankenschneller, fixer in den Zweikämpfen und erstickte so die meisten Angriffe mühelos schon weit vor dem eigenen Strafraum. Während der Gladbacher Spielaufbau behäbig wirkte und oft unpräzise, kopierte Königsblau ein blitzsauberes Gladbacher Konterspiel mit klaren, präzisen Pässen, begünstigt natürlich auch von den glänzend aufgelegten Raman, Serdar und dem Neuzugang Gregoritsch, der ja gegen Gladbach irgendwie schon immer aufzutrumpfen wusste.
Die dezimierte Gladbacher Hintermannschaft kam damit gar nicht zurecht, die zentralen Mittelfeldspieler Zakaria und Hofmann wirkten in der ersten Halbzeit häufig nicht gut aufeinander abgestimmt, und so ließen sich die Gäste das Spiel der Schalker aufdrücken und machten dabei Fehler um Fehler.
Es hat aber keinen Sinn, heute einzelne Spieler für eine schwache Leistung an den Pranger zu stellen, auch nicht Oscar Wendt, der sich einen rabenschwarzen Abend ausgerechnet da genehmigte, wo ihm in den kommenden Wochen voraussichtlich keiner den Startelfplatz streitig machen kann.
Nein, es waren heute zu viele, die deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben. Einzig Yann Sommer zeigte heute für mich eine annehmbare Leistung. Bei den anderen waren es oft ganze Fehlerketten, die einen nach dem anderen schlecht aussehen ließen. Beispielhaft etwa beim 0:2, einem simplen Konter nach einem am gegnerischen Strafraum leicht verlorenen Ball.
Dass das Spiel trotz einer etwas stärkeren Phase in der Schlussviertelstunde nicht mehr zu retten sein würde, war mir ebenfalls nach einer Wendt-Szene klar - als der Schwede völlig allein im Strafraum angespielt wurde und er den Ball, anstatt ihn mutig mit dem starken linken Fuß ins Tor zu schweißen, irgendwie nochmal in die Mitte legen wollte und dabei einem Schalker direkt in die Füße spielte. Das war symptomatisch für das Spiel, in dem ja prinzipiell durchaus etwas drin gewesen wäre für den VfL - hätte er die vorhandenen Chancen etwas cleverer ausgespielt.
So war der 18. Spieltag einer für die Füße. Nicht nur wegen der verlorenen Punkte, genauso wegen der Erkenntnis, dass natürlich auch das Trainerteam um Marco Rose Fehler macht - die Gift sein können für das oft angesprochene neue Selbstvertrauen. Denn wenn man das ganze Spiel nur hinter dem Gegner herläuft, frustriert das natürlich nicht nur uns Fans.
War schon die Aufstellung mit Hofmann statt Neuhaus oder Benes im Nachhinein vielleicht nicht ganz glücklich, so zeigte sich nach der Pause auch, dass die taktische Umstellung zur Dreierkette mit Zakaria die schnellen Gegentore und die Schalker Kontertaktik eher noch begünstigte. Hofmann war da in der Zentrale mit zu großen Räumen konfrontiert, die Schalke dankbar annahm.
Weder eine Pausenansprache von Marco Rose noch die späteren Einwechslungen vermochten der Partie diesmal noch eine Wendung zum Positiven zu geben.
Das ist keine Kritik, es ist das, was im Fußball immer passieren kann. Eine Taktik kann aufgehen, oder eben auch nicht. Nicht immer kann man das dann innerhalb der 90 Minuten reparieren. Und heute lief unterm Strich schon sehr viel schief. Das muss schnell aufgearbeitet werden, damit es nicht doch in die Köpfe der Spieler einsickert.
Und damit bin ich beim eigentlichen Aufreger des Spiels. Zum Glück kann ich diesmal anmerken, dass ich an der Leistung von Schiri Aytekin nichts Nennenswertes auszusetzen habe. Er zückte sogar mal Gelb für einen Schalker, der wieder einmal die schnelle Ausführung eines Gladbacher Freistoßes verhinderte, indem er den Ball wegschoss. Diese Unsportlichkeiten - den Ball wegkicken, den Ball wegtragen - häuften sich auf Schalker Seite heute dermaßen, dass diese Verwarnung schon ein bisschen zu spät kam. Aber insgesamt war das eine unaufgeregte und souveräne Leistung des Unparteiischen-Gespanns.
Das kann man leider von den handelnden Personen des übertragenden ZDF nicht sagen. Dass der Sportjournalismus gerade rund um die Bundesliga schon lange nur in vorgefertigten Stories denkt und manche Reportage unabhängig vom Spielverlauf in diese Dramaturgie gepresst wird, ist ja nichts Neues. Aber das Herbeireden eines angeblichen Rückrunden-Blues' und das impertinente Nachfragen von Feldreporter Boris Büchler, ob man jetzt - nach dem ersten Spiel - Angst vor einem Einbruch in der Rückrunde wie im letzten Jahr habe, das war unwürdig und unverschämt. Die zurecht genervte Reaktion von Jonas Hofmann werden diese Art Berichterstatter dann natürlich wieder genau so auslegen: als Angst vor dem Absturz in der Tabelle.
Wer das Spiel gesehen hat, muss zum Glück diesem Quatsch nicht folgen. Die Fehler waren klar zu erkennen, die Mannschaft kann es nachweislich sehr viel besser. Gleichwohl muss das Team aufpassen, dass es nicht gleich zu Beginn unter Druck gerät. Mainz am kommenden Wochenende dürfte nämlich kaum wenig wehrhaft auftreten als Schalke heute.
Und die Befürchtung mit den Verletzungen ist ja leider auch schon Realität geworden. Für den nächsten Spieltag stellt sich die Abwehr fast von alleine auf: Lainer ist gelbgesperrt, Bensebaini wird fehlen, möglicherweise Elvedi und der heute verletzt ausgewechselte Tony Jantschke auch. Beyer und Poulsen sind ausgeliehen. Da wird es dann defensiv schon sehr eng. Aber ich habe Borussia in dieser Saison nicht ohne Grund schon oft loben können für die Fähigkeit, nach Rückschlägen aufzustehen und stärker zurückzukommen. Und darauf baue ich auch heute, nach diesem wirklich unerwartet ernüchternden Rückrundenauftakt.
Bundesliga 2019/20, 18. Spieltag: Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach 2:0
Immerhin: Es war die erste verdiente Niederlage gegen S04 seit vielen Jahren, und die Deutlichkeit, mit der der VfL heute unterlegen war, macht es einfacher, sich nicht lange ärgern zu müssen. Es war kein fehlendes Spielglück, kein schlechter Platz, schon gar nicht der Schiedsrichter. Heute ist die Rose-Elf an sich selbst gescheitert, und an einem Gegner, der den VfL erfolgreich mit seinen eigenen Waffen attackierte.
Von der ersten Minute und Yann Sommers erstem schlampigen Pass an zeigte der Gegner, wer hier Herr im Haus ist. Gladbach kam zwar ganz passabel ins Spiel, aber Schalke war fast durchweg gedankenschneller, fixer in den Zweikämpfen und erstickte so die meisten Angriffe mühelos schon weit vor dem eigenen Strafraum. Während der Gladbacher Spielaufbau behäbig wirkte und oft unpräzise, kopierte Königsblau ein blitzsauberes Gladbacher Konterspiel mit klaren, präzisen Pässen, begünstigt natürlich auch von den glänzend aufgelegten Raman, Serdar und dem Neuzugang Gregoritsch, der ja gegen Gladbach irgendwie schon immer aufzutrumpfen wusste.
Die dezimierte Gladbacher Hintermannschaft kam damit gar nicht zurecht, die zentralen Mittelfeldspieler Zakaria und Hofmann wirkten in der ersten Halbzeit häufig nicht gut aufeinander abgestimmt, und so ließen sich die Gäste das Spiel der Schalker aufdrücken und machten dabei Fehler um Fehler.
Es hat aber keinen Sinn, heute einzelne Spieler für eine schwache Leistung an den Pranger zu stellen, auch nicht Oscar Wendt, der sich einen rabenschwarzen Abend ausgerechnet da genehmigte, wo ihm in den kommenden Wochen voraussichtlich keiner den Startelfplatz streitig machen kann.
Nein, es waren heute zu viele, die deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben. Einzig Yann Sommer zeigte heute für mich eine annehmbare Leistung. Bei den anderen waren es oft ganze Fehlerketten, die einen nach dem anderen schlecht aussehen ließen. Beispielhaft etwa beim 0:2, einem simplen Konter nach einem am gegnerischen Strafraum leicht verlorenen Ball.
Dass das Spiel trotz einer etwas stärkeren Phase in der Schlussviertelstunde nicht mehr zu retten sein würde, war mir ebenfalls nach einer Wendt-Szene klar - als der Schwede völlig allein im Strafraum angespielt wurde und er den Ball, anstatt ihn mutig mit dem starken linken Fuß ins Tor zu schweißen, irgendwie nochmal in die Mitte legen wollte und dabei einem Schalker direkt in die Füße spielte. Das war symptomatisch für das Spiel, in dem ja prinzipiell durchaus etwas drin gewesen wäre für den VfL - hätte er die vorhandenen Chancen etwas cleverer ausgespielt.
So war der 18. Spieltag einer für die Füße. Nicht nur wegen der verlorenen Punkte, genauso wegen der Erkenntnis, dass natürlich auch das Trainerteam um Marco Rose Fehler macht - die Gift sein können für das oft angesprochene neue Selbstvertrauen. Denn wenn man das ganze Spiel nur hinter dem Gegner herläuft, frustriert das natürlich nicht nur uns Fans.
War schon die Aufstellung mit Hofmann statt Neuhaus oder Benes im Nachhinein vielleicht nicht ganz glücklich, so zeigte sich nach der Pause auch, dass die taktische Umstellung zur Dreierkette mit Zakaria die schnellen Gegentore und die Schalker Kontertaktik eher noch begünstigte. Hofmann war da in der Zentrale mit zu großen Räumen konfrontiert, die Schalke dankbar annahm.
Weder eine Pausenansprache von Marco Rose noch die späteren Einwechslungen vermochten der Partie diesmal noch eine Wendung zum Positiven zu geben.
Das ist keine Kritik, es ist das, was im Fußball immer passieren kann. Eine Taktik kann aufgehen, oder eben auch nicht. Nicht immer kann man das dann innerhalb der 90 Minuten reparieren. Und heute lief unterm Strich schon sehr viel schief. Das muss schnell aufgearbeitet werden, damit es nicht doch in die Köpfe der Spieler einsickert.
Und damit bin ich beim eigentlichen Aufreger des Spiels. Zum Glück kann ich diesmal anmerken, dass ich an der Leistung von Schiri Aytekin nichts Nennenswertes auszusetzen habe. Er zückte sogar mal Gelb für einen Schalker, der wieder einmal die schnelle Ausführung eines Gladbacher Freistoßes verhinderte, indem er den Ball wegschoss. Diese Unsportlichkeiten - den Ball wegkicken, den Ball wegtragen - häuften sich auf Schalker Seite heute dermaßen, dass diese Verwarnung schon ein bisschen zu spät kam. Aber insgesamt war das eine unaufgeregte und souveräne Leistung des Unparteiischen-Gespanns.
Das kann man leider von den handelnden Personen des übertragenden ZDF nicht sagen. Dass der Sportjournalismus gerade rund um die Bundesliga schon lange nur in vorgefertigten Stories denkt und manche Reportage unabhängig vom Spielverlauf in diese Dramaturgie gepresst wird, ist ja nichts Neues. Aber das Herbeireden eines angeblichen Rückrunden-Blues' und das impertinente Nachfragen von Feldreporter Boris Büchler, ob man jetzt - nach dem ersten Spiel - Angst vor einem Einbruch in der Rückrunde wie im letzten Jahr habe, das war unwürdig und unverschämt. Die zurecht genervte Reaktion von Jonas Hofmann werden diese Art Berichterstatter dann natürlich wieder genau so auslegen: als Angst vor dem Absturz in der Tabelle.
Wer das Spiel gesehen hat, muss zum Glück diesem Quatsch nicht folgen. Die Fehler waren klar zu erkennen, die Mannschaft kann es nachweislich sehr viel besser. Gleichwohl muss das Team aufpassen, dass es nicht gleich zu Beginn unter Druck gerät. Mainz am kommenden Wochenende dürfte nämlich kaum wenig wehrhaft auftreten als Schalke heute.
Und die Befürchtung mit den Verletzungen ist ja leider auch schon Realität geworden. Für den nächsten Spieltag stellt sich die Abwehr fast von alleine auf: Lainer ist gelbgesperrt, Bensebaini wird fehlen, möglicherweise Elvedi und der heute verletzt ausgewechselte Tony Jantschke auch. Beyer und Poulsen sind ausgeliehen. Da wird es dann defensiv schon sehr eng. Aber ich habe Borussia in dieser Saison nicht ohne Grund schon oft loben können für die Fähigkeit, nach Rückschlägen aufzustehen und stärker zurückzukommen. Und darauf baue ich auch heute, nach diesem wirklich unerwartet ernüchternden Rückrundenauftakt.
Bundesliga 2019/20, 18. Spieltag: Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach 2:0
2020-01-16
Noch einmal von vorn
So, Borussia scheint bereit für die zweite Saisonhälfte - ich bin es auch. Die Ausgangslage ist klar - so klar wie im vergangenen Januar, als der VfL aus einer vergleichbar guten Position in die Rückrunde ging.
Die Parallelen zur ersten Halbserie unter Marco Rose sind natürlich da. Und die Befürchtungen, dass am Ende ein ähnlicher Einbruch wie unter Dieter Hecking stehen könnte, kann wohl kein Gladbach-Fan so ganz von sich schieben.
Aber ich finde, es ist jetzt auch genug darüber philosophiert worden. Der VfL hat es selbst in der Hand, sich am 34. Spieltag zu belohnen - mit einem Europa-Startplatz oder mehr. Die Mannschaft ist, das wissen wir inzwischen, noch besser besetzt als vergangene Saison, sie ist flexibler und schwerer auszurechnen. Das Selbstbewusstsein (auch nach außen) ist ein anderes und die Mannschaft ist um ein erfahrungsreiches Jahr weiter. Warum also sollte sie also diesmal die günstige Situation nicht besser für sich nutzen können?
Um Unzufriedenheit im recht großen Kader bei vergleichsweise wenigen Spielen gar nicht erst aufkommen zu lassen, hat der Verein im Winter aus meiner Sicht sehr umsichtig gehandelt. Die Leihen von Julio Villalba, Andreas Poulsen und Jordan Beyer sind sinnvoll und teils überfällig (wobei die Verletzungshistorie bei Villalba und die fehlende Alternative auf Poulsens Position vor Bensebainis Verpflichtung eine frühere Leihe sicher verhindert hat). Gut wäre es auch, wenn es bei Keanan Bennetts noch klappen würde.
Als vorsichtiger Mensch bin ich dennoch leicht beunruhigt, weil die "falschen" Verletzungen sich nun durchaus zu einem Risiko im Kampf um die europäischen Plätze auswachsen könnten. Denn natürlich sind viele Spieler auf mehreren Positionen einsetzbar. Doch allein Bensebainis Ausfall zum Rückrundenbeginn zeigt, wie schnell das Makulatur sein kann. Plötzlich ist Wendt ohne gleichwertigen Backup, eine Option in der Innenverteidigung oder Dreierkette fällt damit ebenfalls weg. Johnson, der zudem in den vergangenen Jahren sehr verletzungsanfällig, mutiert so schon zum Backup für beide Außenpositionen, Tobi Strobl zum vierten Innenverteidiger oder dritten Rechtsverteidiger. Es kann also im ungünstigsten Fall schnell eng werden mit der Kaderherrlichkeit der Vorrunde. Aber meine Güte: Warum sollen wir nicht auch das nötige Glück haben, was das betrifft? Und warum sollte unser Pechvogel Doucouré nicht im richtigen Augenblick zur Verfügung stehen? Verdient hätte er es, und der Verein, der sich so gut um ihn gekümmert hat, auch.
Was zählt, ist ohnehin noch etwas anderes: Man muss sich jetzt davon lösen, was war. Klar, die Spieler wissen aus der Hinrunde, was sie können und wozu sie gemeinsam in der Lage sind. Doch das darf nicht ablenken. "Noch einmal ganz von vorn", das muss stattdessen das Motto sein. Genauso konzentriert in die restlichen 17 Spiele zu gehen wie zu Saisonbeginn, so als wären die 35 Punkte aus der Hinrunde noch nicht im Sack. Das ist leicht gesagt, aber es ähnelt der Erfolgsformel des "von Spiel zu Spiel denken" nicht von ungefähr. Ich hoffe, dass Thuram und Co. diesen Fokus behalten, sich nicht auseinanderdividieren und auch nicht von außen kirre machen lassen, egal ob man sie medial in den Himmel heben oder bei Niederlagen als nicht reif genug vorführen will.
Ich freue mich jedenfalls auf die Rückrunde und bin zugleich äußerst angespannt und nervös. Denn dieses Jahr ist erstmals seit Jahrzehnten etwas möglich, was man besser nicht aussprechen sollte. Es ist nicht wahrscheinlich, und das eigentliche Ziel, mit dem man am Ende von der Saison ebenfalls hochzufrieden sein kann, liegt einige Plätze darunter. Halten wir uns den Traum dennoch warm und hegen ihn, solange es geht.
Und wer weiß: Wer hätte denn auch bei der Eroberung der Tabellenführung schon gedacht, dass wir sie dann so lange nicht mehr abgeben würden? Und dass wir auch jetzt noch näher dran sind als alle Teams, die viel größere Ambitionen haben als unser kleiner Verein vom Niederrhein.
In diesem Sinne, haut rein, gebt alles für Borussia, auf und neben dem Platz, vor dem Fernseher oder dem (Fohlen-)Radio. Volle Kraft nach vorn, alle positive Energie gebündelt - dann wird es am 16. Mai auch einen Grund zu feiern geben.
Die Parallelen zur ersten Halbserie unter Marco Rose sind natürlich da. Und die Befürchtungen, dass am Ende ein ähnlicher Einbruch wie unter Dieter Hecking stehen könnte, kann wohl kein Gladbach-Fan so ganz von sich schieben.
Aber ich finde, es ist jetzt auch genug darüber philosophiert worden. Der VfL hat es selbst in der Hand, sich am 34. Spieltag zu belohnen - mit einem Europa-Startplatz oder mehr. Die Mannschaft ist, das wissen wir inzwischen, noch besser besetzt als vergangene Saison, sie ist flexibler und schwerer auszurechnen. Das Selbstbewusstsein (auch nach außen) ist ein anderes und die Mannschaft ist um ein erfahrungsreiches Jahr weiter. Warum also sollte sie also diesmal die günstige Situation nicht besser für sich nutzen können?
Um Unzufriedenheit im recht großen Kader bei vergleichsweise wenigen Spielen gar nicht erst aufkommen zu lassen, hat der Verein im Winter aus meiner Sicht sehr umsichtig gehandelt. Die Leihen von Julio Villalba, Andreas Poulsen und Jordan Beyer sind sinnvoll und teils überfällig (wobei die Verletzungshistorie bei Villalba und die fehlende Alternative auf Poulsens Position vor Bensebainis Verpflichtung eine frühere Leihe sicher verhindert hat). Gut wäre es auch, wenn es bei Keanan Bennetts noch klappen würde.
Als vorsichtiger Mensch bin ich dennoch leicht beunruhigt, weil die "falschen" Verletzungen sich nun durchaus zu einem Risiko im Kampf um die europäischen Plätze auswachsen könnten. Denn natürlich sind viele Spieler auf mehreren Positionen einsetzbar. Doch allein Bensebainis Ausfall zum Rückrundenbeginn zeigt, wie schnell das Makulatur sein kann. Plötzlich ist Wendt ohne gleichwertigen Backup, eine Option in der Innenverteidigung oder Dreierkette fällt damit ebenfalls weg. Johnson, der zudem in den vergangenen Jahren sehr verletzungsanfällig, mutiert so schon zum Backup für beide Außenpositionen, Tobi Strobl zum vierten Innenverteidiger oder dritten Rechtsverteidiger. Es kann also im ungünstigsten Fall schnell eng werden mit der Kaderherrlichkeit der Vorrunde. Aber meine Güte: Warum sollen wir nicht auch das nötige Glück haben, was das betrifft? Und warum sollte unser Pechvogel Doucouré nicht im richtigen Augenblick zur Verfügung stehen? Verdient hätte er es, und der Verein, der sich so gut um ihn gekümmert hat, auch.
Was zählt, ist ohnehin noch etwas anderes: Man muss sich jetzt davon lösen, was war. Klar, die Spieler wissen aus der Hinrunde, was sie können und wozu sie gemeinsam in der Lage sind. Doch das darf nicht ablenken. "Noch einmal ganz von vorn", das muss stattdessen das Motto sein. Genauso konzentriert in die restlichen 17 Spiele zu gehen wie zu Saisonbeginn, so als wären die 35 Punkte aus der Hinrunde noch nicht im Sack. Das ist leicht gesagt, aber es ähnelt der Erfolgsformel des "von Spiel zu Spiel denken" nicht von ungefähr. Ich hoffe, dass Thuram und Co. diesen Fokus behalten, sich nicht auseinanderdividieren und auch nicht von außen kirre machen lassen, egal ob man sie medial in den Himmel heben oder bei Niederlagen als nicht reif genug vorführen will.
Ich freue mich jedenfalls auf die Rückrunde und bin zugleich äußerst angespannt und nervös. Denn dieses Jahr ist erstmals seit Jahrzehnten etwas möglich, was man besser nicht aussprechen sollte. Es ist nicht wahrscheinlich, und das eigentliche Ziel, mit dem man am Ende von der Saison ebenfalls hochzufrieden sein kann, liegt einige Plätze darunter. Halten wir uns den Traum dennoch warm und hegen ihn, solange es geht.
Und wer weiß: Wer hätte denn auch bei der Eroberung der Tabellenführung schon gedacht, dass wir sie dann so lange nicht mehr abgeben würden? Und dass wir auch jetzt noch näher dran sind als alle Teams, die viel größere Ambitionen haben als unser kleiner Verein vom Niederrhein.
In diesem Sinne, haut rein, gebt alles für Borussia, auf und neben dem Platz, vor dem Fernseher oder dem (Fohlen-)Radio. Volle Kraft nach vorn, alle positive Energie gebündelt - dann wird es am 16. Mai auch einen Grund zu feiern geben.
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