Das
erste Wochenende ohne die gewohnten Spiele der Bundesliga liegt fast hinter uns.
Und auch wenn es mir vor allem gestern schwerfiel, nicht immer wieder daran zu
denken, dass nichts mehr stattfindet – mit der Saison habe ich eigentlich schon so gut wie abgeschlossen.
Das
liegt zum einen natürlich daran, dass Borussia sich im Geisterderby wieder auf
den Champions-League-Platz vier vorgeschoben hatte und insofern selbst bei
einer kompletten Absage der Saison für uns alle Ziele erreicht wären.
Zum
anderen wird es aber auch immer deutlicher, dass alles andere kompletter
Schwachsinn gewesen wäre.
Die
Vollbremsung mitten im Saisonendspurt ist vom Coronavirus erzwungen, und ich
glaube, es bezweifelt auch inzwischen niemand mehr, dass es die einzig richtige
Entscheidung war, die Ligabetriebe (nicht nur im Fußball) auszusetzen, bis wir
etwas klarer sehen, was die Bekämpfung des Virus angeht.
Es
hat natürlich viel zu lange gedauert, bis die DFL sich endlich entschlossen
hatte, die Notbremse zu ziehen. Das war äußerst ärgerlich und unverantwortlich
gegenüber allen Beteiligten. Und hätte sie es wirklich getan, wenn nicht die
ersten Verdachtsfälle in Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga aufgetreten
wären? Ich bin mir nicht sicher.
Aber
das ist auch schon wieder Schnee von gestern. So wie es jetzt ist, kann man
immerhin einen halbwegs fairen Zwischenstand der Saison notieren. Falls es also
wirklich nicht mehr möglich sein sollte, die Saison noch zu Ende zu spielen,
spiegelt die derzeitige Tabelle die derzeitigen Leistungen auch ganz gut wider.
Es
täte mir zwar leid für Werder Bremen, aber auch das einzige noch ausstehende
Nachholspiel gegen Frankfurt könnte angesichts von vier Punkten Rückstand auf
den Relegationsplatz nichts am Verweilen auf einem Abstiegsplatz ändern.
Allerdings wäre es aus meiner Sicht geboten, bei einer vorzeitigen Beendigung
der Saison in der Abstiegszone andere Maßstäbe anzulegen als beim Kampf um die
europäischen Startplätze.
Vereine auf der Basis von 25 gespielten Partien in
die zweite Liga zu schicken, wäre nicht richtig. Insofern hielte ich eine
zeitweise Aufstockung der Bundesliga in einem solchen Fall für fairer gegenüber
den betroffenen Vereinen, die sonst von Auf- und Abstieg betroffen wären.
Eng
wäre es zwar mit 2 Punkten Abstand auch zwischen den Teams auf den Plätzen 6 bis
9, für die es um zwei europäische Startplätze ginge. Doch diese harte
Entscheidung (ähnlich wie für den jetzt Fünften Leverkusen) hätte nicht so
große Auswirkungen für den einzelnen Verein wie ein Abstieg oder ohne eigene
Schuld verpasster Aufstieg.
Aber
noch sind wir nicht so weit. Und ehrlich gesagt mache ich mir im Moment auch
weniger Gedanken darum, ob es einen Abbruch der Saison, eine Fortsetzung im
Sommer, Playoffs um den Titel (vielleicht sogar noch die einzige echte
Titelchance für Gladbach) geben könnte oder noch andere Gedankenspiele Wirklichkeit
werden.
Jetzt
steht im Vordergrund, wie wir es schaffen, dass Covid19 möglichst wenige Opfer
kostet und wie wir in unserer Gesellschaft damit vernünftig umgehen können. Wie
wir es schaffen, unser Leben einzuschränken und zu organisieren, ohne uns die
Köpfe einzuschlagen oder durch Panik alles noch schlimmer zu machen.
Danach
gilt es die richtigen Schlüsse aus der Krise zu ziehen, um künftig
sicherstellen zu können, dass wir weltweit besser und koordinierter auf eine
solche Herausforderung reagieren können. Da gibt es für alle viel zu lernen und
viel zu tun, das ist klar.
Unabhängig
davon muss man sich – abseits von Infektionen - auch Sorgen um viele Menschen
machen, die uns fast selbstverständlich täglich unterhalten und dies nun
nicht mehr dürfen. Dazu gehören Profivereine und alle Angestellten, die zum
Funktionieren eines Ligabetriebs beitragen.
Aber noch mehr gilt es für Freiberufler,
Künstler und Veranstalter, denen nun ein Großteil ihrer Einnahmen wegbrechen
könnte - egal in welchem Metier.
Ich hoffe, dass wir uns dessen bewusst sind
und vielleicht auch durch diese Krise ein feineres Gespür dafür entwickeln, wer
und was unsere Gesellschaft jeden Tag antreibt. Wenn wir dazu kämen, wäre ich
sehr froh. Und dann schreibe ich gern auch wieder mehr über Borussia und sportliche
Dinge.
Bis dahin gilt: Bitte
bleibt gesund! Lasst euch nicht unterkriegen! Und: Haltet zusammen!
P.S.
Ich wollte dieser Tage eigentlich einen ersten Ausblick auf die kommende Saison
wagen, vor dem Hintergrund von möglichen Zu- und Abgängen im Sommer. Den Plan
habe ich auf Eis gelegt, weil es mir bei der unsicheren Lage über die Fortführung
der europäischen Ligen derzeit nicht sinnvoll erscheint, solche Spekulationen
anzustellen (was passiert etwa mit zum 30. Juni auslaufenden Verträgen?). Außerdem
gibt es wie gesagt derzeit wirklich Wichtigeres als das.