2020-03-15

Fokus aufs Wesentliche


Das erste Wochenende ohne die gewohnten Spiele der Bundesliga liegt fast hinter uns. Und auch wenn es mir vor allem gestern schwerfiel, nicht immer wieder daran zu denken, dass nichts mehr stattfindet – mit der Saison habe ich eigentlich schon so gut wie abgeschlossen.

Das liegt zum einen natürlich daran, dass Borussia sich im Geisterderby wieder auf den Champions-League-Platz vier vorgeschoben hatte und insofern selbst bei einer kompletten Absage der Saison für uns alle Ziele erreicht wären. 
Zum anderen wird es aber auch immer deutlicher, dass alles andere kompletter Schwachsinn gewesen wäre.

Die Vollbremsung mitten im Saisonendspurt ist vom Coronavirus erzwungen, und ich glaube, es bezweifelt auch inzwischen niemand mehr, dass es die einzig richtige Entscheidung war, die Ligabetriebe (nicht nur im Fußball) auszusetzen, bis wir etwas klarer sehen, was die Bekämpfung des Virus angeht.
Es hat natürlich viel zu lange gedauert, bis die DFL sich endlich entschlossen hatte, die Notbremse zu ziehen. Das war äußerst ärgerlich und unverantwortlich gegenüber allen Beteiligten. Und hätte sie es wirklich getan, wenn nicht die ersten Verdachtsfälle in Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga aufgetreten wären? Ich bin mir nicht sicher.
Aber das ist auch schon wieder Schnee von gestern. So wie es jetzt ist, kann man immerhin einen halbwegs fairen Zwischenstand der Saison notieren. Falls es also wirklich nicht mehr möglich sein sollte, die Saison noch zu Ende zu spielen, spiegelt die derzeitige Tabelle die derzeitigen Leistungen auch ganz gut wider.

Es täte mir zwar leid für Werder Bremen, aber auch das einzige noch ausstehende Nachholspiel gegen Frankfurt könnte angesichts von vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz nichts am Verweilen auf einem Abstiegsplatz ändern. Allerdings wäre es aus meiner Sicht geboten, bei einer vorzeitigen Beendigung der Saison in der Abstiegszone andere Maßstäbe anzulegen als beim Kampf um die europäischen Startplätze. 
Vereine auf der Basis von 25 gespielten Partien in die zweite Liga zu schicken, wäre nicht richtig. Insofern hielte ich eine zeitweise Aufstockung der Bundesliga in einem solchen Fall für fairer gegenüber den betroffenen Vereinen, die sonst von Auf- und Abstieg betroffen wären.
Eng wäre es zwar mit 2 Punkten Abstand auch zwischen den Teams auf den Plätzen 6 bis 9, für die es um zwei europäische Startplätze ginge. Doch diese harte Entscheidung (ähnlich wie für den jetzt Fünften Leverkusen) hätte nicht so große Auswirkungen für den einzelnen Verein wie ein Abstieg oder ohne eigene Schuld verpasster Aufstieg.
Aber noch sind wir nicht so weit. Und ehrlich gesagt mache ich mir im Moment auch weniger Gedanken darum, ob es einen Abbruch der Saison, eine Fortsetzung im Sommer, Playoffs um den Titel (vielleicht sogar noch die einzige echte Titelchance für Gladbach) geben könnte oder noch andere Gedankenspiele Wirklichkeit werden.

Jetzt steht im Vordergrund, wie wir es schaffen, dass Covid19 möglichst wenige Opfer kostet und wie wir in unserer Gesellschaft damit vernünftig umgehen können. Wie wir es schaffen, unser Leben einzuschränken und zu organisieren, ohne uns die Köpfe einzuschlagen oder durch Panik alles noch schlimmer zu machen.
Danach gilt es die richtigen Schlüsse aus der Krise zu ziehen, um künftig sicherstellen zu können, dass wir weltweit besser und koordinierter auf eine solche Herausforderung reagieren können. Da gibt es für alle viel zu lernen und viel zu tun, das ist klar.

Unabhängig davon muss man sich – abseits von Infektionen - auch Sorgen um viele Menschen machen, die uns fast selbstverständlich täglich unterhalten und dies nun nicht mehr dürfen. Dazu gehören Profivereine und alle Angestellten, die zum Funktionieren eines Ligabetriebs beitragen. 
Aber noch mehr gilt es für Freiberufler, Künstler und Veranstalter, denen nun ein Großteil ihrer Einnahmen wegbrechen könnte - egal in welchem Metier. 
Ich hoffe, dass wir uns dessen bewusst sind und vielleicht auch durch diese Krise ein feineres Gespür dafür entwickeln, wer und was unsere Gesellschaft jeden Tag antreibt. Wenn wir dazu kämen, wäre ich sehr froh. Und dann schreibe ich gern auch wieder mehr über Borussia und sportliche Dinge.

Bis dahin gilt: Bitte bleibt gesund! Lasst euch nicht unterkriegen! Und: Haltet zusammen!

P.S. Ich wollte dieser Tage eigentlich einen ersten Ausblick auf die kommende Saison wagen, vor dem Hintergrund von möglichen Zu- und Abgängen im Sommer. Den Plan habe ich auf Eis gelegt, weil es mir bei der unsicheren Lage über die Fortführung der europäischen Ligen derzeit nicht sinnvoll erscheint, solche Spekulationen anzustellen (was passiert etwa mit zum 30. Juni auslaufenden Verträgen?). Außerdem gibt es wie gesagt derzeit wirklich Wichtigeres als das.

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