Mit inzwischen 33 Gegentoren, der "zweitschlechtesten" Abwehr der Liga, kann man theoretisch zwar in der Tabelle relativ weit oben bleiben, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Natürlich, 12 der Gegentore fielen noch in der Startphase unter Favre, 14 allerdings auch in den vergangenen fünf Bundesligaspielen (davon nur eins ausgerechnet gegen Bayern). Man muss also konstatieren: Wir stehen, was die Entstehung und Häufigkeit der Gegentore angeht, wieder am Anfang der Saison. Klar, der VfL hat eine beeindruckende Offensive, die auch heute drei oder vier Tore hätte erzielen können. Hat sie aber nicht. Und das ist das Problem. Ein Tor mehr zu schießen als der Gegner wird umso schwerer, je mehr man hinten reinlässt. Und das ist das Problem. Das Toreschießen ist gegen den VfL im Moment einfach zu leicht. Natürlich wird über weite Strecken hervorragend verteidigt, viel auch vom eigenen Tor weggehalten. Man tut Christensen, Elvedi, Korb oder Wendt auch unrecht, wenn man pauschal von schlechter Abwehrarbeit redet. Sie stehen oft auch nur am Ende der Fehlerkette. Doch wie die Tore dann fallen, darf das auf diesem Niveau eigentlich nicht passieren.
Gegen Dortmund und seine Ausnahmekönner kann man verlieren. Das wussten wir auch schon vor der Partie. Dass es so kam, hat mir trotzdem ziemlich den Abend versaut. Denn es hätte nicht sein müssen - und war zugleich fraglos verdient. Ich gebe "strafmildernd" zu Protokoll, dass Schiedsrichter Brych vor dem Konter zum 1:3 bei der Dortmunder Balleroberung ein klares Foulspiel an Dahoud übersah (wie in ein paar weiteren Szenen in der letzten halben Stunde), aber das war nicht der Grund für die Niederlage. Die liegt tiefer, in der phasenweise gestörten Balance zwischen agressivem Anlaufen und Pressen des Gegners, dem extrem offensiven Spielaufbau, der zu sehr schönen Aktionen vor dem gegnerischen Tor führt - und der Anfällligkeit für einfach ausgespielte Konter bei Ballverlusten. Die haben uns letztlich zum Jahresende die Teilnahme an zwei Wettbewerben gekostet und sie gefährden jetzt auch die gute Arbeit der Schubert-Schützlinge in der Hinrunde.
So gut sich das nach vorne anschauen lässt - auch heute waren wieder Angriffe zum Zunge schnalzen zu sehen - die entscheidenden Dinge passieren vor Yann Sommers Tor. Sicher, Borussia Dortmund hat ein starkes Spiel abgeliefert. Aber wenn man nur die drei Tore sieht und deren Entstehung, dann muss man sagen: Diese Tore spielt jede Mannschaft in der Bundesliga so heraus, wenn man sie einlädt. Die Räume sind offen, die Passwege auch und dreimal steht der Torschütze mutterseelenallein vor dem Torwart, der nicht einmal mehr die Chance bekommt, einzugreifen. Das darf einfach nicht sein.
Natürlich muss man berücksichtigen, dass da zwei 19-Jährige gegen Leute wie Aubameyang, Reus oder Mikhitarian verteidigen und ein 20-Jähriger im Mittelfeld die Hauptarbeit leistet (neben einem heute wenig überzeugenden, wesentlich erfahreneren Havard Nordtveit). Natürlich muss man hinnehmen, dass man großes Risiko eingeht, wenn man vorne extrem auf Ballgewinn aus ist. Man muss auch akzeptieren, dass der Mannschaft in Stranzl, Xhaka, Jantschke, Dominguez hinten erfahrene Stützen fehlen, an denen sich ein junger Spiele orientieren könnte. Und dass speziell heute einige Spieler nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Insofern ist es von André Schubert auch in Ordnung, wenn er nach dem Spiel das Positive betont. Intern müssen aber klare Worte fallen und die richtigen Schlüsse gezogen werden - sonst rennt der VfL weiter in sein "Verderben" - er ist nämlich im Moment eindeutig hinten "nicht ganz dicht".
Bundesliga 2015/16, 18. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 1:3 (23.1.16)
(Tor für Borussia: 1:2 Raffael)
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