Selten war eine
Winterpause wohl so willkommen wie in dieser Saison. Durchschnaufen,
neu ausrichten, den eingeschlagenen Weg beibehalten, das ist das, was
im kommenden halben Jahr zählt. Denn die unerwartete Entwicklung im
Spätsommer hat wieder einmal bewiesen, dass die guten Leistungen der
Vorjahre keine Garantie auf Fortsetzung beinhalten. Weil Borussia
inzwischen auf allen Positionen (ausdrücklich nicht nur im
Profikader, sondern in allen Schlüsselpositionen des Vereins
hervorragend besetzt ist, gelang die Reparatur des Saisonstarts trotz
des Verlustes des Erfolgstrainers und einer Horrorserie bei den
Verletzungen von Spielern.
Letzteres macht es
auch schwer, eine Rangliste der aller Borussen für die Hinrunde
aufzustellen, wie ich es im vergangenen Jahr gemacht habe. Ich werde
es deshalb diesmal etwas anders anlegen.
Als erstes fällt
auf, dass – bedingt vor allem durch Verletzungen – viele der
Topspieler der Hinrunde 14/15 in dieser Saison keine tragende Rolle
spielten. Aus meiner Top 5 vom Januar 2015 sind weder Martin Stranzl
noch Tony Jantschke in dieser Hinrunde eine Option gewesen,
naturgemäß auch nicht der abgewanderte Max Kruse (gleiches gilt für
Christoph Kramer, der in meiner Vorrunden-Elf auftauchte.) Bleiben
als Konstante Yann Sommer und Granit Xhaka, die ihre Führungsrolle
in der Mannschaft auch bestätigt haben – bei aller berechtigten
Kritik an Xhakas Abo auf Platzverweise. Wie wichtig die beiden
Schweizer für den VfL sind, muss man keinem mehr erklären. Aber
auch wenn man meine Elf der Hinrunde von vor einem Jahr betrachtet,
bleiben nicht wirklich viele Spieler für die Hinrunden-Elf 15/16
übrig. Es sind die vier fett markierten Spieler:
Sommer
Korb
Stranzl Jantschke
Dominguez
Kramer
Xhaka
Traoré
Herrmann
Kruse
Hazard
Patrick Herrmann und
Alvaro Dominguez kosteten die Verletzungen ihre Chance auf die
Hinrunden-Elf-Nominierung. Bis dahin waren sie mit teils sehr guten Leistungen
auf klarem Kurs „Stammspieler“. Bei Thorgan Hazard hat sich der
Aufwärtstrend des vergangenen Jahres in der Hinrunde nicht
bestätigt, wobei dies zu einem großen Teil auch dem sportlichen
Verlauf beim VfL geschuldet war. Als Borussia ins Rollen kam, war er
nicht in der Stammelf, danach war es schwer, dort wieder
reinzukommen. In der Schlussphase der Saison zeigte er mit mehr
Spielzeit auch wieder, warum ihn Borussia im vergangenen Jahr fest
verpflichtet hat. Mal sehen, wie es für ihn in der Rückrunde läuft.
So, und wer schafft
es nun in meine Hinrunden-Elf? Die Wahl für die freiwerdenden Plätze
von Kramer und Kruse fällt nicht schwer. Lars Stindl trat mit etwas
Anlaufschwierigkeiten mit großem läuferischen Einsatz und Torgefahr
gekonnt in Kruses Fußstapfen, und Mo Dahoud hat sich neben Granit
Xhaka mit hervorragenden Leistungen festgespielt. Der junge
Mittelfeldspieler ist einer von nur drei Borussen, die alle 17
Bundesligaspiele absolviert haben. Dass er auch der Auswechselkönig
ist (12mal) liegt weniger an seinen Leistungen als an
Spielsituationen, wo zum Beispiel taktische Wechsel vonnöten waren
und natürlich daran, dass man einen so jungen Spieler nicht
verheizen will. Der 20-Jährige hat jedenfalls seine Chance genutzt
und ist auch nicht vom zuletzt so stark aufspielenden Havard
Nordtveit von dieser Position zu verdrängen.
Auf den offensiven
Außenbahnen gibt es auch keinen größeren Diskussionsbedarf. Da in
Patrick Hermann, André Hahn und Neuzugang Nico Schulz gleich drei
Alternativen langfristig fehlten und Hazard wie geschildert nicht wie
erhofft zum Zuge kam, sind diese Positionen mit Ibrahima Traoré und
Fabian Johnson besetzt. Traoré, der durch den Afrika-Cup zum
Jahresbeginn ein sehr intensives Jahr hinter sich hat, profitierte
davon, dass er dank fehlender Konkurenz diesmal nicht einer Rotation
unterworfen war. Er braucht das Vertrauen, sich über mehr als ein
Spiel zeigen zu können. Und das durfte er bis zu seiner Verletzung
letztlich auch sehr erfolgreich tun.
Dass 2015 das Jahr
von Fabian Johnson war, kann man getrost behaupten. In meiner
Rangliste vor 12 Monaten tauchte er nur unter ferner liefen auf, doch
in der Rückrunde drehte er auf und avancierte zum zeitweise vielleicht sogar
wichtigsten Spieler auf dem Platz. In seinem oft unauffälligen Spiel
werden die enormen Wege, die er ohne Ball geht, aber auch die vielen
Balleroberungen in der Defensive manchmal unterschätzt. Fakt ist: Ohne ihn war
Borussia deutlich anfälliger, und ohne ihn kann auch ein Oscar Wendt
nicht das Spiel spielen, was ihn nach vorne in dieser Hinrunde so
ausgezeichnet hat.
Damit wäre ich auch
beim Schweden, der auf der linken Seite wichtiger Teil der
„Wiederauferstehung“ unter Schubert war. Woran das liegt? Auch
„Oscar, Oscar Wendt“ spielt nur dann gut, wenn er über längere
Zeit durchspielen darf. Die Rotation in der Vorsaison war Gift für
ihn, in der zweiten Saisonhälfte, wo er sich links festgespielt hatte, lief es für ihn besser. Über seine Leistungen in der Vorrunde 2015/16 muss man nicht
mehr viel sagen, die waren ganz überwiegend hervorragend, vor allem
im Spiel nach vorne. Gemeinsam mit Johnson hielt er aber auch die
linke Abwehrseite weitgehend dicht, erst im Endspurt der Saison ging
auch ihm die Puste aus. Kein Wunder: Der Schwede ist der Feldspieler
mit den meisten Einsatzminuten im Team. Er stand in allen 26 Spielen
(17 Buli/3 DFB-Pokal/6 CL) auf dem Platz und wurde nur im letzten
Champions-League-Spiel in Manchester sechs Minuten vor Schluss
ausgewechselt. Damit liegt er mit Lars Stindl und Yann Sommer
(verpassten je ein Spiel) in dieser Statistik vorne und
logischerweise steht er auch in meiner Hinrunden-Elf.
Bleiben noch die
beiden Sturmpositionen und die Innenverteidiger.
Vorne stehen in Lars
Stindl (5Tore, 5 Vorlagen in der Bundesliga und Raffael (6/10) fast
logischerweise die beiden torgefährlichsten Borussen, die im Laufe
der Saison auch immer besser miteinander harmonierten. Auffällig ist, wie Raffael
nach Favres Abgang aufgeblüht ist. Im vergangenen Januar hatte ich
ihm Hazard noch knapp vorgezogen, in der Form dieser Hinrunde führt
am Brasilianer allerdings kein Weg vorbei – zumal er nun auch
merklich Fühlung zu den Fans aufgenommen hat.
Dauerläufer Lars
Stindl hat es mit seinen Auftritten geschafft, dass der Name Max
Kruse rund um den Borussia Park kaum noch zu hören ist. Er traf in
allen drei Wettbewerben zuverlässig, ist damit auch bester
Torschütze im Team. Zu den fünf Bundesligatoren kommen drei in der
Champions League und vier im Pokal. Falls also jemand im Sommer
Zweifel gehabt haben sollte, ob Stindl der richtige für Borussia
wäre, kann sich heute freuen, dass er nicht Recht behalten hat.
Welche Auswirkungen dies auf andere Borussen hat, beleuchte ich in
einem weiteren Teil der Halbzeitbilanz.
Nun zur
Innenverteidigung, die man sich vor der Saison sicher ganz anders
vorgestellt hatte. Dort hat angesichts der Verletzungsprobleme
(Stranzl, Dominguez und Jantschke) Andreas Christensen
gezwungenermaßen schneller Fuß fassen müssen als gedacht, doch mit
einigen kleinen Ausnahmen hat er sehr routiniert und abgeklärt
erledigt. Gegen Dortmund zum Auftakt noch (wie die ganze Mannschaft)
schwindelig gespielt, zeigte er unter Schubert, warum man auch bei Chelsea
mit ihm plant. Klare Aktionen im Zweikampf, kaum Fouls, blendende
Spieleröffnung. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass
der Däne seinen Platz in der Innenverteidigung in der Rückrunde
nicht mehr hergeben wird.
Noch nicht ganz so reif, aber mit
bemerkenswerten Auftritten, zeigte sich Nico Elvedi. Doch mein
zweiter Innenverteidiger in der Hinrunden-Elf heißt aus ganz
praktischen Erwägungen Havard Nordtveit. Auch wenn ich den Norweger
auf der Position des Innenverteidigers nicht am stärksten sehe:
Angesichts der Tatsache, dass Christensens Nebenmänner häufig
wechselten und somit keiner auf eine ausreichende Zahl von Spielen
kam, bekommt „Howie“ hier den Stammplatz, den ihm Dahoud auf der
„Sechs“ abgenommen hat. Das erscheint mir auch seiner Rolle in der
ersten Halbserie angemessen. Dass er dort bleibt, sollten Stranzl
und/oder Alvaro Dominguez wieder eingreifen können, muss sich dann aber erstmal
zeigen.
Meine Elf der
Hinrunde sieht demnach so aus:
Sommer
Korb
Nordtveit
Christensen Wendt
Dahoud
Xhaka
Traoré
Johnson
Stindl
Raffael
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