2016-01-04

Sieben Neue in der Hinrunden-Elf

Selten war eine Winterpause wohl so willkommen wie in dieser Saison. Durchschnaufen, neu ausrichten, den eingeschlagenen Weg beibehalten, das ist das, was im kommenden halben Jahr zählt. Denn die unerwartete Entwicklung im Spätsommer hat wieder einmal bewiesen, dass die guten Leistungen der Vorjahre keine Garantie auf Fortsetzung beinhalten. Weil Borussia inzwischen auf allen Positionen (ausdrücklich nicht nur im Profikader, sondern in allen Schlüsselpositionen des Vereins hervorragend besetzt ist, gelang die Reparatur des Saisonstarts trotz des Verlustes des Erfolgstrainers und einer Horrorserie bei den Verletzungen von Spielern.
Letzteres macht es auch schwer, eine Rangliste der aller Borussen für die Hinrunde aufzustellen, wie ich es im vergangenen Jahr gemacht habe. Ich werde es deshalb diesmal etwas anders anlegen.

Als erstes fällt auf, dass – bedingt vor allem durch Verletzungen – viele der Topspieler der Hinrunde 14/15 in dieser Saison keine tragende Rolle spielten. Aus meiner Top 5 vom Januar 2015 sind weder Martin Stranzl noch Tony Jantschke in dieser Hinrunde eine Option gewesen, naturgemäß auch nicht der abgewanderte Max Kruse (gleiches gilt für Christoph Kramer, der in meiner Vorrunden-Elf auftauchte.) Bleiben als Konstante Yann Sommer und Granit Xhaka, die ihre Führungsrolle in der Mannschaft auch bestätigt haben – bei aller berechtigten Kritik an Xhakas Abo auf Platzverweise. Wie wichtig die beiden Schweizer für den VfL sind, muss man keinem mehr erklären. Aber auch wenn man meine Elf der Hinrunde von vor einem Jahr betrachtet, bleiben nicht wirklich viele Spieler für die Hinrunden-Elf 15/16 übrig. Es sind die vier fett markierten Spieler:


Sommer

Korb        Stranzl     Jantschke       Dominguez

Kramer             Xhaka

Traoré                                     Herrmann

Kruse

Hazard


Patrick Herrmann und Alvaro Dominguez kosteten die Verletzungen ihre Chance auf die Hinrunden-Elf-Nominierung. Bis dahin waren sie mit teils sehr guten Leistungen auf klarem Kurs „Stammspieler“. Bei Thorgan Hazard hat sich der Aufwärtstrend des vergangenen Jahres in der Hinrunde nicht bestätigt, wobei dies zu einem großen Teil auch dem sportlichen Verlauf beim VfL geschuldet war. Als Borussia ins Rollen kam, war er nicht in der Stammelf, danach war es schwer, dort wieder reinzukommen. In der Schlussphase der Saison zeigte er mit mehr Spielzeit auch wieder, warum ihn Borussia im vergangenen Jahr fest verpflichtet hat. Mal sehen, wie es für ihn in der Rückrunde läuft.

So, und wer schafft es nun in meine Hinrunden-Elf? Die Wahl für die freiwerdenden Plätze von Kramer und Kruse fällt nicht schwer. Lars Stindl trat mit etwas Anlaufschwierigkeiten mit großem läuferischen Einsatz und Torgefahr gekonnt in Kruses Fußstapfen, und Mo Dahoud hat sich neben Granit Xhaka mit hervorragenden Leistungen festgespielt. Der junge Mittelfeldspieler ist einer von nur drei Borussen, die alle 17 Bundesligaspiele absolviert haben. Dass er auch der Auswechselkönig ist (12mal) liegt weniger an seinen Leistungen als an Spielsituationen, wo zum Beispiel taktische Wechsel vonnöten waren und natürlich daran, dass man einen so jungen Spieler nicht verheizen will. Der 20-Jährige hat jedenfalls seine Chance genutzt und ist auch nicht vom zuletzt so stark aufspielenden Havard Nordtveit von dieser Position zu verdrängen. 

Auf den offensiven Außenbahnen gibt es auch keinen größeren Diskussionsbedarf. Da in Patrick Hermann, André Hahn und Neuzugang Nico Schulz gleich drei Alternativen langfristig fehlten und Hazard wie geschildert nicht wie erhofft zum Zuge kam, sind diese Positionen mit Ibrahima Traoré und Fabian Johnson besetzt. Traoré, der durch den Afrika-Cup zum Jahresbeginn ein sehr intensives Jahr hinter sich hat, profitierte davon, dass er dank fehlender Konkurenz diesmal nicht einer Rotation unterworfen war. Er braucht das Vertrauen, sich über mehr als ein Spiel zeigen zu können. Und das durfte er bis zu seiner Verletzung letztlich auch sehr erfolgreich tun.

Dass 2015 das Jahr von Fabian Johnson war, kann man getrost behaupten. In meiner Rangliste vor 12 Monaten tauchte er nur unter ferner liefen auf, doch in der Rückrunde drehte er auf und avancierte zum zeitweise vielleicht sogar wichtigsten Spieler auf dem Platz. In seinem oft unauffälligen Spiel werden die enormen Wege, die er ohne Ball geht, aber auch die vielen Balleroberungen in der Defensive manchmal unterschätzt. Fakt ist: Ohne ihn war Borussia deutlich anfälliger, und ohne ihn kann auch ein Oscar Wendt nicht das Spiel spielen, was ihn nach vorne in dieser Hinrunde so ausgezeichnet hat.

Damit wäre ich auch beim Schweden, der auf der linken Seite wichtiger Teil der „Wiederauferstehung“ unter Schubert war. Woran das liegt? Auch „Oscar, Oscar Wendt“ spielt nur dann gut, wenn er über längere Zeit durchspielen darf. Die Rotation in der Vorsaison war Gift für ihn, in der zweiten Saisonhälfte, wo er sich links festgespielt hatte, lief es für ihn besser. Über seine Leistungen in der Vorrunde 2015/16 muss man nicht mehr viel sagen, die waren ganz überwiegend hervorragend, vor allem im Spiel nach vorne. Gemeinsam mit Johnson hielt er aber auch die linke Abwehrseite weitgehend dicht, erst im Endspurt der Saison ging auch ihm die Puste aus. Kein Wunder: Der Schwede ist der Feldspieler mit den meisten Einsatzminuten im Team. Er stand in allen 26 Spielen (17 Buli/3 DFB-Pokal/6 CL) auf dem Platz und wurde nur im letzten Champions-League-Spiel in Manchester sechs Minuten vor Schluss ausgewechselt. Damit liegt er mit Lars Stindl und Yann Sommer (verpassten je ein Spiel) in dieser Statistik vorne und logischerweise steht er auch in meiner Hinrunden-Elf.

Bleiben noch die beiden Sturmpositionen und die Innenverteidiger.

Vorne stehen in Lars Stindl (5Tore, 5 Vorlagen in der Bundesliga und Raffael (6/10) fast logischerweise die beiden torgefährlichsten Borussen, die im Laufe der Saison auch immer besser miteinander harmonierten. Auffällig ist, wie Raffael nach Favres Abgang aufgeblüht ist. Im vergangenen Januar hatte ich ihm Hazard noch knapp vorgezogen, in der Form dieser Hinrunde führt am Brasilianer allerdings kein Weg vorbei – zumal er nun auch merklich Fühlung zu den Fans aufgenommen hat.
Dauerläufer Lars Stindl hat es mit seinen Auftritten geschafft, dass der Name Max Kruse rund um den Borussia Park kaum noch zu hören ist. Er traf in allen drei Wettbewerben zuverlässig, ist damit auch bester Torschütze im Team. Zu den fünf Bundesligatoren kommen drei in der Champions League und vier im Pokal. Falls also jemand im Sommer Zweifel gehabt haben sollte, ob Stindl der richtige für Borussia wäre, kann sich heute freuen, dass er nicht Recht behalten hat. Welche Auswirkungen dies auf andere Borussen hat, beleuchte ich in einem weiteren Teil der Halbzeitbilanz.

Nun zur Innenverteidigung, die man sich vor der Saison sicher ganz anders vorgestellt hatte. Dort hat angesichts der Verletzungsprobleme (Stranzl, Dominguez und Jantschke) Andreas Christensen gezwungenermaßen schneller Fuß fassen müssen als gedacht, doch mit einigen kleinen Ausnahmen hat er sehr routiniert und abgeklärt erledigt. Gegen Dortmund zum Auftakt noch (wie die ganze Mannschaft) schwindelig gespielt, zeigte er unter Schubert, warum man auch bei Chelsea mit ihm plant. Klare Aktionen im Zweikampf, kaum Fouls, blendende Spieleröffnung. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass der Däne seinen Platz in der Innenverteidigung in der Rückrunde nicht mehr hergeben wird. 

Noch nicht ganz so reif, aber mit bemerkenswerten Auftritten, zeigte sich Nico Elvedi. Doch mein zweiter Innenverteidiger in der Hinrunden-Elf heißt aus ganz praktischen Erwägungen Havard Nordtveit. Auch wenn ich den Norweger auf der Position des Innenverteidigers nicht am stärksten sehe: Angesichts der Tatsache, dass Christensens Nebenmänner häufig wechselten und somit keiner auf eine ausreichende Zahl von Spielen kam, bekommt „Howie“ hier den Stammplatz, den ihm Dahoud auf der „Sechs“ abgenommen hat. Das erscheint mir auch seiner Rolle in der ersten Halbserie angemessen. Dass er dort bleibt, sollten Stranzl und/oder Alvaro Dominguez wieder eingreifen können, muss sich dann aber erstmal zeigen.


Meine Elf der Hinrunde sieht demnach so aus:


Sommer

Korb        Nordtveit     Christensen       Wendt

Dahoud             Xhaka

Traoré                                     Johnson

Stindl Raffael

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