2025-02-22

Ausrutscher in der Spur

"Weichenstellungswochen" - so hatte ich meine letzte Wortmeldung nach dem Bochum-Spiel überschrieben. Und die Mannschaft hat in den drei Spielen danach die Weichen in eine gute Richtung gestellt. Mit 7 von 9 Punkten gegen durchweg unbequeme Gegner wurde die Abstiegsgefahr für diese Saison zum Glück gebannt, und aufgrund des recht breiten Mittelmäßigkeitsfeldes in der Liga sind bei guter Führung sogar europäische Geldtöpfe weiter in Reichweite.

Das gilt auch nach dem heutigen Spiel gegen den FC Augsburg. Das 0:3 ist schwer zu schlucken, weil das Spiel eigentlich sehr gut anfing. Aber: Shit always happens against Augsburg, und davon gab es heute nicht zu knapp. Das muss man akzeptieren, wenn eine einzige Fehlerkette sich am Ende so dramatisch auf ein Spiel auswirkt.

Ein langer Ball des FCA-Torwarts, ein verlorenes Kopfballduell, ein Rückpass, der rational nicht zu erklären ist, ein wacher Stürmer und ein übermotivierter Torwart - fertig ist der bittere Wendepunkt im Spiel. 

Man kann es sich jetzt einfach machen. Elvedi ist der Passgeber, sein Aussetzer erinnert an die Fehler, die er in den vergangenen Jahren immer wieder produziert hat. Das ist nicht bundesligareif gewesen,  aber es passiert. Und vorher hat er sich schon lange nichts mehr zuschulden kommen lassen, er war in den letzten Spielen einer der Garanten der stabilen Defensive.

Jonas Omlin wollte klären, kam klar zu spät und hatte keine Argumente, von seiner Mitschuld abzulenken. Allerdings hat er seit seiner Operation auch noch kein ganzes Spiel absolviert, und genau das könnte ihm heute dazu verleitet haben, mehr Risiko zu nehmen als notwendig. Selbst ein Gegentor in dieser Szene wäre ja besser zu verschmerzen gewesen als ein Platzverweis des Torwarts in der 28. Minute. Er glaubte es anders lösen zu können, kann man kritisieren, aber nicht wirklich vorwerfen.

Das sorgte wiederum für die nicht erwartete Spielchance für Tobi Sippel. Ob er die Klasse dafür nicht mehr hat oder einfach die fehlende Spielpraxis nach zwei Jahren ohne Bundesligaspiel eine größere Rolle spielt, kann man bei den Gegentoren diskutieren. Die waren allerdings in erster Linie Folge der laschen Verteidigung davor. 

Fakt ist, dass Sippel nicht der moderne aktive Torwart ist, den die Mannschaft gewohnt ist. Ein mitspielender Keeper wie Nicolas oder Omlin hätten auch in Unterzahl einen kleinen Nachteilsausgleich bedeutet. So sprach am Ende zu viel gegen Borussia, sodass sich das Unheil ab der spielentscheidenden Szene sichtbar aufbaute.

Das Spiel hätte noch deutlich übler enden können, insofern muss man das einfach heute so nehmen, wie es kam. Und hoffen, dass sich die Reihen auf dem Rasen im nächsten Spiel wieder besser schließen lassen als heute. Und alle Spieler wieder an einem STrang ziehen, auch wenn es nicht so läuft. Der unlustige Auftritt von Plea heute als Einwechselspieler hat mir gar nicht gefallen. Es ist kein Vergnügen, in ein verlorenes Spiel reinzukommen. Aber der Einsatz muss wenigstens stimmen - bei Neuhaus war er zu sehen. 

Nehmen wir es nach den vergangenen Wochen also als erklärbaren Aussetzer und bleiben positiv. Von Europa zu träumen, lohnt sich ohnehin noch nicht. Denn die gute Phase, die Borussia gerade hat, muss dafür bis ins Ziel gerettet werden. Die jüngsten Spiele haben einerseits gezeigt, dass sich Kleindienst und Co. gegen jeden Gegner behaupten können. 

Andererseits gibt es immer auch Phasen im Spiel, wo man die Spielkontrolle nicht halten kann. Durch taktische Anpasungen beim Gegner, auf die vom Trainerteam nicht oder eher spät reagiert wird, wird der Ertrag der guten Spielphasen immer wieder gefährdet. 

Natürlich, der VfL ist noch lange nicht in der Verfassung, wo er jeden Gegner über 90 Minuten dominieren und kleinhalten kann. Das darf man auch nicht erwarten nach den vergangenen Jahren.

Insofern wäre es nicht verwunderlich, wenn Borussia zum Ende der Saison ein wenig die Luft ausgehen könnte. Noch immer ist die Last der offensiven Durchschlagskraft auf wenige kreative Schultern verteilt und von der Torjägerqualität von Tim Kleindienst abhängig. 

Doch der Gesamteindruck ist inzwischen ein besserer, weil die Mannschaft auf dem Feld als Einheit auftritt, weil die schwächelnden Defensivleistungsträger der vergangenen beiden Jahre ihre alte Form wiedergefunden haben. Und weil der zweite offensive Anzug nun (mit ausnahme von heute) besser sitzt. Ngoumou hat sich etwas berappelt, Stöger findet sich zunehmend besser in den Abläufen zurecht (und muss jetzt vor allem deutlich an der Gefährlichkeit seiner Standards feilen).

Das entlastet einen unverzichtbar-unberechenbaren Spieler wie Hack und überdeckt den Fakt, dass neben Honorat auch Lasso Plea zuletzt fehlte und Rocco Reitz das noch länger tun wird. Selbst Neuhaus ist wieder eine Option für schwierige Spielphasen geworden. Das alles ist positiv, aber auch notwendig. Denn personelle Ausfälle werden auch weiterhin nicht ausbleiben.

Besonders bitter ist vor allem die Verletzung von Moritz Nicolas. Das vorzeitige Saison-Aus kostete den Schlussmann möglicherweise seine erste Nominierung für die Nationalmannschaft, denn in der Form, die er hatte, war er zweifellos einer der besten Torleute der Liga. Dass Omlin nn mindestens zwei Spiele ebenfalls fehlen wird, muss verkraftbar sein. Egal, wer nächste Woche im Tor steht.      

Saison 2024/25, Bundesliga, 20. Spieltag: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 1:2. Tore für Borussia: 0:1 Ngoumou, 1:2 Kleindienst.

Saison 2024/25, Bundesliga, 21. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 1:1. Tor für Borussia: 1:0 Kleindienst.

Saison 2024/25, Bundesliga, 22. Spieltag: Union Berlin - Borussia Mönchengladbach 1:2. Tore für Borussia: 0:1 Ullrich, 0:2 Kleindienst.

Saison 2024/25, Bundesliga, 23. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg 0:3.

 

Saisonspende: 4 Spiele, 5 Tore = 5 Euro. Dazu gibt es außer der Reihe 10 Euro für den Sieg in Berlin. Dass es der erste an der Alten Försterei war, das war mir tatsächlich gar nicht mehr bewusst. Ist aber genauso belohnenswert wie die seltenen sonst von mir ausgelobten Auswärtssiege. Also: neuer Stand 80,50 Euro. 

Das gilt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.