2018-07-02

Leistung first, Leibchen second

Personell sind die ersten Baustellen geschlossen, mindestens eine wichtige entwickelt sich erwartungsgemäß zur Pokerpartie. Mit der Bewertung lasse ich mir aber noch etwas Zeit. Heute will ich mich einem anderen Neuzugang widmen, der schon länger bekannt ist und nach meiner Beobachtung einen großen Teil der Fans förmlich verzückt: Es geht um den neuen Ausrüster Puma.

Ich muss sagen, ich kann den Hype, der darum gemacht wird, nicht so recht nachvollziehen. Ja, Puma und Borussia "hautnah" zusammen auf dem Platz, das erinnert an die wohl erfolgreichsten Jahre der Vereinsgeschichte. Und für den Verein ist es zweifelsohne ein Riesenschritt nach vorne, sowohl was die finanziellen Einnahmen dieses Deals betrifft als auch was die Wahrnehmung in der internationalen Fußballwelt angeht. 
Borussia ist wieder wer - das sagt es aus, wenn die Megamarke Puma deinen Verein auswählt. Insofern haben die Verantwortlichen beim VfL eine richtig gute Arbeit gemacht, die den eingeschlagenen Weg der kleinen Schritte und einer kontinuierlichen Entwicklung ohne Anfälle von Größenwahn im Erfolgsfall fortsetzt. Das finde ich klasse, wenngleich es natürlich gegenüber den Partnern wie Kappa, vor allem aber auch Lotto und Reebok, die in den finsteren Zeiten auf Borussia setzten, ein wenig schade ist. Aber so ist das Geschäft, das wissen diese Firmen auch, und letztlich haben sie die Partnerschaft mit einem solchen Traditionsclub eben jenen Mechanismen des Marktes zu verdanken.

So weit, so gut. Was mir nicht so ganz klar ist, ist die Aufregung um die neuen Trikots. Egal, wer der jeweilige Ausrüster war, bei mir war die erste Reaktion auf ein neues Trikot meist Enttäuschung, die sich dann, wenn man die Dinger dann mal selbst in der Hand hatte, in der Regel einer positiveren Einschätzung wich. Letztlich waren alle Trikots der vergangenen Jahre ganz  hübsche Dinger. Immer mit der bekannten, aber unausweichlichen Einschränkung, die jede Trikotästhetik empfindlich störte: die Postbank-Werbung. 
Was konnte man also nun mehr erwarten? Klar war, dass auch Puma den gelben Balken nicht wegzaubern können würde. Besonders innovativ fand ich die Fußballtrikots der Herzogenauracher in den vergangenen Jahren allerdings ohnehin nicht, im Gegensatz zu anderen Segmenten ihrer Kollektion. 

Das Video zum Heimtrikot

Was Puma nun geliefert hat, bestätigt mich eher noch in dieser Einschätzung. Denn bis auf das weiße Heimtrikot, das abgesehen von Kleinigkeiten legendäre Jerseys der 70er und Anfang der 80er Jahre kopiert und neu auflegt, kommt das Design der anderen Trikots und Funktionsbekleidung von der Stange. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Zebraärmel beim neuen Trainingsanzug, den ich persönlich durchaus gelungen finde, auch bei Arsenal und Newcastle zu finden sind. Zu Borussia passen sie allerdings thematisch gar nicht so gut wie zu den "Magpies" (Elstern) aus Newcastle oder von mir aus zum MSV aus Duisburg. 
Das Design des Torwarttrikots ist identisch mit dem des BVB und von Arsenal. Und auch wenn der melierte Stoff des ganz hübschen Auswärtstrikots auch bei Arsenal und angedeutet bei Dortmund auftaucht - immerhin habe ich noch nicht das gleiche Trikot in anderen Farben mehrfach bei anderen Clubs gesehen. Insofern ist Puma zum Auftakt kein Risiko eingegangen. Und der "Clou", beim Heimleibchen auf Retro zu setzen, war nun wirklich vorhersehbar. Insofern kann ich die Aufregung um die neue Spielkleidung auch nicht im Geringsten teilen.

Schöner Stoff und pfiffiges Design hin oder her - Trikots allein schießen keine Tore und gewinnen keine Meisterschaft. Wäre das so, hätten wir dies mit Kappa schaffen müssen, deren Vorgänger Bremen und Dortmund nach meiner Erinnerung jeweils in solchen Trikots Meister wurden. Nun ja. Aber darum sollte es hier auch nicht gehen. Was mich wie gesagt etwas überrascht, ist, dass sich so viele Fans von der geschickten Marketingmasche unter dem Motto "GladToBeBack" so euphorisieren lassen, wo doch nun in erster Linie mal die (neue) Mannschaft verlorenes sportliches Terrain zurückerobern müsste, bevor man die stolzen Zeiten der alten Fohlen anhand eines (auch noch irre teuren) Stückes Stoff beschwört. Die Sehnsuch danach mag es geben. Aber der VfL im Jahr 2018 ist nicht die legendäre Fohlenelf von damals und wird es auch neu eingekleidet nicht. Und Puma? Ist ein Sponsor und Ausrüster. Mehr war er damals auch nicht. Doch die PR-Arbeit von heute will uns das weismachen. Ob das gelingt? Ich bin mir nicht sicher, vor allem, wenn ich so angesprochen werden soll wie in diesem Puma-Video (ich hoffe, es lässt sich abrufen)

StayFolish

Bei mir wirkt das jedenfalls nicht. Vielleicht bin ich dafür zu alt. Mich packt man so, auch wenn ich mir bewusst bin, dass auch das zu einer Marketingstrategie des Vereins zählt:


Kurz gesagt: Wenn die Mannschaft und die Fans in der neuen Saison die Liebe, den Teamgeist, den Einsatz so rüberbringen, wie es dieses Video aussagt, dann ist es mir piepsegal, was sie dabei anhaben. Wenn nicht, haben wir bald wichtigere Themen als das aktuelle Trikot.

1 Kommentar:

  1. Genauso! Super Einschätzung. Die beiden ersten Videos braucht kein Mensch - keine Seele, keine Emotion. Was bei Video 1 zur reinen Produktpräsentation noch erklärlich ist, ist bei Video 2 schon peinlich - was wird da beworben? Hoffentlich ist bald Schluss mit den Ablenkungen und die Mannschaft, der Verein und wir Fans verdienen uns (wieder) Video 3. In diesem Sinne auf eine gute Vorbereitung. Dem Autor aus gegebenen Anlass: 2x Herzlichen Glückwunsch :-).

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