2025-08-03

Lange Zeit, langer Weg: Happy birthday, Borussia!

Die neue Saison rückt näher, einiges ist klar, anderes weiter offen - und wie das Spieljahr 2025/26 für die Elf vom Niederrhein enden wird, darüber lässt sich auch heute nur spekulieren.

Hier und heute aber soll es um das gehen, was in den letzten Wochen gefühlt die Hauptbeschäftigung innerhalb des Vereins gewesen zu sein schien: die Jubiläumsvorbereitungen und dann das rauschende Fest am Wochenende, mit dem die Vereinsgründung vor 125 Jahren und die wechselvolle Klubgeschichte zelebriert wurde.

Zunächst also auch an dieser Stelle, wie es sich gehört: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und alles Gute für die Zukunft, lieber Fußball-Club Borussia, lieber Verein für Leibesübungen 1900 e.V. aus München Gladbach bzw. Mönchengladbach! 

Du einzige und eigenartige Borussia! Du nervige Zauderprinzessin, du draufgängerische Fohlenherde, du Provinzglück und Wohlfühloase, du schnell Zufriedene und meist Unvollendete, du Unglückliche in großen Dramen, Stolperexpertin mit Ansage, du vernünftige Realistin und selbstangemaltes Mauerblümchen. 

Du verzückender, verrückter und vereint so großer, glänzender, herzlicher Verein - du Freund wie Feind in den Wahnsinn treiben könnender unvergleichlicher VfL!

Borussia blickt zweifellos zurück auf eine äußerst spannende Geschichte, die mit der Gründung am 1. August 1900 ihren Anfang nahm. Und hat es verdient, dies auch jetzt angemessen zu begehen, trotz oder obwohl es in der Gegenwart nicht so rund läuft, wie es alle, die es mit der Borussia halten, so gern hätten.

Aber vielleicht ist es auch ganz gut, sich die Historie dieses stolzen Vereins immer mal wieder zu Gemüte zu führen, um den einen oder anderen Fehlschuss richtig einzuordnen.

Ich bin jetzt seit fast einem halben Jahrhundert Gladbach-Fan. Als kleines Kind habe ich, eher am Rande, das Aushauchen der 70er-Erfolgsjahre erlebt.

Ich habe in den Achtzigern an jedem Wochenende mit meinen Idolen gefiebert und versucht, ihnen so gut es ging auf den Sportplätzen meiner Umgebung nachzueifern. Siege trugen mich fröhlich durch die Woche, Niederlagen drückten die Laune tagelang, vor allem, wenn auf dem Pausenhof das Thema auf Fußball kam.

Es gab auch in diesen Jahren viele begeisternde Momente und ein paar schlimme Niederlagen, die es verhinderten, dass eine mit wirklich talentierten Spielern ausgestattete Gladbacher Mannschaft in diesem Jahrzehnt etwas "Blechernes" in die Höhe strecken durfte. Dennoch war es eine gute Zeit für alle, die die Raute im Herzen tragen.

Ich habe in den 90ern mit Ausnahme der zweiten "Effenberg-Ära" und in den Nuller-Jahren mehr und mehr verzweifelt den Weg in die Bedeutungslosigkeit verfolgt, und doch jedes Jahr aufs Neue auf eine gute neue Saison gehofft, nach dem Motto "Es kann doch nicht immer jedes Jahr wieder so viel falsch laufen". Doch, es konnte. Immer wieder. Aber auch das waren Erfahrungen, die bleiben, und die heute als Anekdoten leicht von der Zunge gehen und nicht mehr wehtun.

In den Zehnerjahren konnte ich vieles aufholen, was mir als Kind und junger Erwachsener in Sachen Borussia verwehrt geblieben ist, einfach weil 250 Kilometer bis zum Niederrhein damals zu weit weg und eigentlich nie genug Geld für große Sprünge zum Stadion oder für ein Trikot da waren. 

Ich - wir alle - haben in diesen Jahren viel miterlebt, was uns für die graueren Jahrzehnte mehr als entschädigt hat. Vom Fast-Abstieg zur Champions-League, von Aue bis Barca, diese Jahre haben mich (und einen meiner Söhne) vielleicht am meisten geprägt. Oder sie blieben besser im Geächtnis haften. 

Oder ich konnte einfach nur live im Stadion und im Fernsehen viel mehr davon selbst sehen, schließlich bestand meine Gladbachwelt früher überwiegend aus der Samstagnachmittag-Radiokonferenz und den Kurzfilmen aus Sportschau und Sportstudio. 

Dass es nicht auf Dauer so weitergehen würde und konnte, das war absehbar. Und als vorsichtiger, skeptischer Mensch befürchtete ich schon in der Favre-Ära jederzeit einen erneuten Absturz. Es lief nach dem Befreiungsschlag in der Relegation gegen Bochum einfach zu plötzlich zu gut. Wie im Stoppok-Song "Ärger" blieben große Rückschläge aber aus, Borussia spielte wieder eine Rolle, auch international. Und scheiterte genauso in Schönheit wie früher. 

Das alles geschah schon gegen alle Wetten, gegen die normalen Regeln des Geschäfts. Das durchkommerzialisierte Business Profifußball füttert, nein stopft mit dem Gros der Einnahmen nur die, die schon oben stehen. Es erlaubt Außenseiter nur der Folklore willen, um den Eindruck zu erwecken, dass der Wettbewerb fair und offen und märchenhafte Aufstiege jederzeit möglich sind. 

Sie sind es natürlich nicht. Das haben alle deutschen Vereine erfahren, die mal ein wenig bei den Großen mitspielen durften und die nicht Bayern oder Dortmund heißen. Selbst Vereine, die für ihren Weg in die nationale Spitze einen dauerhaften Geldzugang von außen gelegt bekamen, stagnieren irgendwann, weil die Dauerteilnahme an den großen europäischen Geldtöpfen und die ungleichen Erlössituationen eben den Unterschied machen.

Unsere Borussia hat in diesen Jahren sehr viel richtig gemacht und ist im Rückblick doch nur wenige Schritte vorangekommen - zu wenige, um dagegen gefeit zu sein, die Erfolgstreppe auch wieder ein ganzes Stück hinunterzupurzeln. 

Trotz des zwischenzeitlichen Gladbacher Höhenfluges gab es wohl nur einmal eine wirkliche Chance, sich mit einem gewagten nächsten Schritt sich länger oben festsetzen zu können. Das war die Zeit der Rose-Verpflichtung, als der Verein so sexy war, dass auch Spieler kamen, die einen sehr großen sportlichen Impact und zugleich bislang ungeahnte finanzielle Möglichkeiten bei einem Verkauf versprachen. 

Wie es im Idealfall hätte laufen können, zeigt Eintracht Frankfurt, das momentan mit Glück und Geschick ganz andere Transfersummen jongliert als Borussia. Doch: Zwei Jahre ohne entsprechendes Fortune in diesem Spieler-Karussell, dann kann es auch dort wieder anders aussehen. Shit always happens.  

Der mutige Schritt wurde bei Borussia jedenfalls nicht konsequent genug gegangen, für die jahrelange Aufbauarbeit belohnte sich der Verein nicht. Oder vielleicht wäre es ohnehin vergebens gewesen, wer weiß das schon. Dazu kamen negative äußere Einflüsse, die zu weiteren Fehlern führten. Seitdem ging mehr schief, als für den Verein in dieser Phase verkraftbar war. Und doch war es wahrscheinlich richtig, diese einzigartige Chance beim Schopfe packen zu wollen.

Der Rest ist bekannt. Wir sind wieder da, wo wir herkamen. Aber auch doch noch nicht wieder da unten, wo wir nie wieder hinwollen. 

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr passt die sportliche Lage nicht mit dem glanzvoll in Rückblenden erzählten Fest, der Selbstbespiegelung einer trägen sportlichen Führung und dem trotzigen Eintauchen in eine mit Tradition und Erfolgen gespickte Vergangenheit zusammen. 

Die neue Führung schwankt zwischen Aussitzen und Neustart, zwischen ausprobieren, neu ausrichten und "das haben wir schon immer so gemacht". Aber die Bilanz ist mit etwas Abstand auch wieder nicht so verheerend, wie sie oft gemacht wird. Borussia ist nicht abgeschmiert wie andere Vereine, die mal in ähnlichen Sphären unterwegs waren. Der Verein scheint sich zu festigen, was auch immer das für die nähere und fernere Zukunft bedeutet. 

Denn es ändert nichts daran, dass das derzeit realistische Ziel "Mittelfeld ohne Kontakt zur Abstiegszone" nicht ausreichen wird, um die Tradition des Clubs in der höchsten deutschen Liga dauerhaft fortführen zu können. 

Das moderne Fußballsystem ist elitär und ungerecht, es belohnt nicht vernünftige Wachstum und gesunde Entwicklung, sondern die Potenz, jeden Schritt bei der Monetarisierung des Spiels mitzugehen und auch sportlich bei jedem Irrsinn mithalten zu können. Das moderne Fußballsystem erlaubt keine Bräsigkeit, es bestraft Fehler und das zu lange Festhalten daran oft sehr brutal. Manchmal bestraft es auch, ohne dass jemand viel falsch gemacht hat. 

Trifft das auch unsere Borussia, und am Ende noch ausgerechnet im Jubiläumsjahr? Das ist eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten und Variablen. Ich kann mir zwischen Platz 5 und 17 vieles vorstellen. Seriös abschätzen lässt sich das allerdings von Jahr zu Jahr immer schlechter, finde ich. In dieser Saison kommen mit Köln und Hamburg noch zwei Konkurrenten hinzu, die ein anderes Potenzial haben als kleinere Auch-mal-dabei-Vereine wie Kiel.  

In den vergangenen Jahren hat mich vieles von dem, was ich bereits geschrieben habe, vom Profifußball entfremdet. Es ist ein Geschäft, das zunehmend von Geldgebern von außen bestimmt wird, von Spielverderbern, die aber immer mehr Fäden in die Hand bekommen. Warum? Weil sie bereit sind, permanent irre Summen in ein Spiel hineinzupumpen, das längst kein Spiel mehr ist. 

Wo Fußballer in erster Linie Sportunternehmer sind (oder werden mussten?), die das Spielen auf der Klaviatur der Gefühle von Fans genauso erlernt haben wie den exakten Pass in den richtigen Fuß des Mitspielers. Die mit gewinnmaximierend ablösefreien Wechseln das Geschäftsmodell von Vereinen aushebeln, die ihren Etat komplett selbst erwirtschaften müssen - und das kann man den Akteuren nicht einmal vorwerfen, weil es erstens vertragsgemäß ist und zweitens zum unternehmerischen Handeln dazugehört, den eigenen Marktwert bestmöglich zu nutzen. Schön ist es dennoch nicht.

In meiner Jugend hätte ich mir eher vorstellen können, dass 40 Jahre später nicht mehr Menschen, sondern Roboter gegeneinander spielen, als dass dieses unberechenbare Hin und Her, was wir als Fußball lieben, Million für Million korrumpiert, für die Besten sehr lukraktiv und für wenige Auserwählte sogar hablwegs berechenbar gemacht wird. Die Zeche zahlen wir alle, und auch wenn wir nur noch als stimungsvolle Wettbewerbs-Staffage erwünscht sind, packt uns dann doch jeder kleine Höhenflug wieder emotional und lässt unsere Portemonnaies aufspringen, für Merch, Karten, Pay-TV etc.    

So betrachtet, und damit komme ich zurück zum Vereinsjubiläum, lässt sich auch so ein Fest wie das am Wochenende mit Fug und Recht als reines Kommerz-Event betrachten. 

Ich denke zum Beispiel nicht, dass wir eine massive Fohlenskulptur gebraucht hätten, für die jetzt 1900 Paten gesucht werden, die für einen Umsatz von 1,8 Mio. Euro sorgen sollen. Was an diesem Wochenende konsumiert und geshoppt wurde, kann ich nicht annähernd schätzen. Doch trotz hoher Kosten wird am Ende ein hübsches Sümmchen übrig bleiben, das den fürs Geld zuständigen Geschäftsführer bis zur nächsten Jahreshauptversammlung vielleicht auch ein wenig ruhiger wird schlafen lassen. Vielleicht erweitert es auch die finanziellen Möglichkeiten so, das wir am Ende sagen, auch dafür hat es sich gelohnt.

Das Jubiläum also als Verkaufsveranstaltung, quasi eine Kaffeefahrt, zu der die Teilnehmer freiwillig selbst und mit gelockertem Geldbeutel anreisen. Sicherlich. Und jeder hat ja die Wahl, ob er daran teilnimmt und was er in den Warenkorb legt oder auch nicht.

Ich habe für mich aus verschiedenen Gründen entschieden, dass ich das diesmal auslasse. Mir haben die Impressionen über Social Media und in der Sky-Übertragung gereicht. Aber ich verstehe gerade deshalb auch jeden, der Teil davon sein wollte. Und darin steckt die wirkliche Chance, die diese Veranstaltung bot.

Denn wir brauchen keine Fohlen-Bronze, kein goldgerändertes Real-Madrid-Imitat als Trikot - aber wir brauchen einander. 

Um zusammenzurücken, wenn der Opa dem Enkel von den tollen und den tragischen Kapiteln der Vereinsgeschichte erzählt und auch hier wieder den Funken der Begeisterung erweckt, der bei manchem anderen nur noch manchmal leise aufglimmt. 
Um einig zu sein - dort, wo zusammen gelacht, geweint, gefightet und gejubelt wird, denn dort entsteht die Kraft, die einen Verein und eine Mannschaft trägt, auch wenn es gerade mal nicht so gut steht.

Das hat Borussia Mönchengladbach nach den letzten Jahren bitter nötig, die doch eher von zerbröselnder Liebe denn von unerschütterlichem Zusammenhalt geprägt waren. 

Nach allem, was ich aus der Ferne von diesen zwei Tagen mitbekommen habe, hat hier am Ende vieles besser gepasst als es vielleicht im Vorfeld zu hoffen oder zu erwarten war - es gab viele glückliche Gesichter, tolle Begegnungen mit nahbaren Legenden, ein familiäres, friedliches Fest und gegen Valencia eine bemerkenswerte Stimmung im Stadion, die für Pflichtspiele auf mehr hoffen lässt. 

Natürlich, der Pathos tropfte zwei Tage lang nur so aus jedem Lautsprecher, inklusive augenbefeuchtenden Filmschnipseln, Feuerwerk und einer neuen, mit allen Klischees und Worthülsen beladenen und daher auch überflüssigen Hymne.

Aber wenn es genau das braucht, um "ein einig Volk von Brüdern" zu aktivieren, den Mythos Borussia zu reanimieren, sich unterhaken zu lassen und Borussia mit ordentlich Rückenwind ins Feuer der neuen Saison zu schicken, dann bin ich fein damit und habe nie etwas anderes gewollt ;-)

Auch das wird uns wohl nicht zum Meister machen, aber es lässt alles, was da kommen mag, besser ertragen. Und wer weiß, vielleicht gibt es doch bald mal wieder mehr Grund zur Freude als zuletzt. E
s muss ja nicht alles immer nur schlechter werden. Wenn Zusammenhalt in den kommenden Monaten fußballerisch Berge versetzen würde - ich würde ich mich jedenfalls nicht dagegen wehren wollen. 

Die Seele brennt!

2025-07-13

In der Falle

Es ist Mitte Juli und gut einen Monat vor dem Beginn der neuen Saison steht man als geneigter Borusse ziemlich ratlos vor dem, wofür der Verein in diesem Sommer eigentlich steht und was er in den kommenden Monaten vorhat - außer bei einer zweitägigen Jubiläumsfeier Anfang August in der glorreichen und halb glorreichen Vergangenheit zu schwelgen.

Die Transfertätigkeiten liegen auf Eis, weil es für zu viele, von denen man sich zum wiederholten Mal vorstellen könnte, sie zu einem anderen Club zu verabschieden, offensichtlich keinen Markt gibt. Oder zumindest keinen, auf dem es mögliche Abnehmer besonders eilig hätten. 
Ohne zu dramatisieren, kann man also festhalten: Borussia Mönchengladbach sitzt da in einer blöden Falle.

Der vielzitierte Dominostein, der alles andere auf dem Transfermarkt ins Rollen bringen könnte, er wird auch diesmal nicht von der Gladbacher Seite angestoßen. Das ist jedem längst deutlich geworden, auch ohne dass die sportliche Führung das immer wieder mantraartig hätte betonen müssen. 
Ob das eine kluge Verhandlungstaktik ist, ein folgenschwerer Fehler oder ob man sich das Leben damit zumindest nur schwerer macht, kann sich jeder selbst überlegen. Wir werden es erst später endgültig bewerten können.

Der daraus folgende Stillstand im Kader ist allerdings beunruhigend. Denn auch wenn Roland Virkus sehr früh die Vorgriffs-Transfers von Kevin Diks und Jens Castrop verkünden konnte: Ohne Bewegung bei Gladbacher Ab- und Zugängen können sie - trotz ihrer zweifellos vorhandenen Klasse - wichtige Probleme auch nicht lösen.

Denn: Für beide gäbe es Stand jetzt keinen Platz in der Startelf oder sie verdrängen dort Stammspieler mit gut dotierten Verträgen, die damit auch nicht an (Verkaufs-)Wert gewinnen würden. 

Denn sowohl auf den zentralen Positionen im Mittelfeld, die der aus Nürnberg gekommene Castrop beackert, als auch in der Abwehr, in der Diks heimisch ist, gibt es einen krassen Überhang an (Noch-)Konkurrenten.

Das Dumme: Castrop ist ebenso wie Weigl, Reitz, Sander, Stöger, Fraulo und Neuhaus kein klassischer Sechser. Sander kommt dem bisher noch am nächsten, und vielleicht entwickelt sich ja der Neuzugang dahin - man möchte sich aber nicht darauf verlassen. 

Weigl scheint unverkäuflich (und ein Transfer wird offenbar auch von Vereinsseite nicht für notwendig erachtet) und wirkt zugleich als einer der größten Problemfälle, was die Balance in der Mannschaft angeht. 
 

Der Vizekapitän spielte in den letzten Jahren fast immer, doch es kam jeweils sehr stark auf seinen Nebenmann an, wie gut oder schlecht Borussia das zentrale Mittelfeld defensiv dicht bekam und ob es offensiv Durchschlagskraft entwickeln konnte. 

Ob und wie Borussia diese Baustelle - die Unwucht zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei einem der nominellen Führungsspieler - angeht, ist mir völlig unklar.   

Kevin Diks konkurriert rechts zwar nur mit Joe Scally, doch in der Innenverteidigung, wo er vermutlich dringender gebraucht würde, steht er sich derzeit noch mit Itakura, Elvedi, Chiarodia und Friedrich auf den Füßen. 

Auf der einen Seite steht Scally, mit einem gewissen Marktwert ausgestattet, genauso im Borussia-Schaufenster wie die Innenverteidiger Itakura (bringt notwendiges und zum Teil bereits ausgegebenes Geld) und Elvedi (müsste bei zu erwartender eher geringer Einnahme erst gleichwertig ersetzt werden). 

Andererseits hat Borussia weder beim Japaner noch beim - nicht vergessen: äußerst verdienten und treuen - Schweizer Borussen ein Druckmittel im Poker um die Ablösesumme. Im Gegenteil: Wenn beide bleiben, könnten sie sich im kommenden Jahr bzw. im Fall Elvedi dann 2027 in die Reihe der unglückseligen ablösefreien Abgänge von Thuram bis Bensebaini einreihen. 

Etwas, was Virkus und Stegemann zwar unbedingt vemeiden wollen und müssen, aber kaum können, wenn die Spieler nicht mitspielen. Ähnlich schlecht sind Borussias Karten bei einem Wechsel von Marvin Friedrich.     

Gehandelt werden muss nun aber mal. Überall.

Im Tor, wo Jonas Omlin nach seiner voraussichtlich dauerhaften Einordnung als Nummer zwei hinter Moritz Nicolas eigentlich dem eigenen Anspruch nach das Weite suchen müsste, es für ihn angesichts der Verletzungshistorie aber möglicherweise gar keine passenden Interessenten gibt.

Im Sturm, weil Tim Kleindienst bis mindestens November das Toreschießen in der Liga nicht wieder wird aufnehmen können. 

In der Abwehr, weil durch Lainers Weggang bei einer Verletzung von Scally oder Diks die Seite nicht mehr doppelt besetzt wäre. Und, weil die Abwehr insgesamt eine Auffrischung oder Neuausrichtung dringend nötig hätte. 

Im Mittelfeld schließlich, weil zu viele Spieler um die spielgestaltenden Positionen rangeln und zu wenige um die Türsteherjobs vor der letzten Verteidigungslinie.

Als wäre es noch nicht kompliziert genug, diese Aufgaben bei gesperrtem Festgeldkonto einigermaßen unter einen Hut zu bekommen, bleibt auch noch die Ungewissheit bei einer Handvoll weiterer Spieler.

  • Gehen Luca Netz oder Lukas Ullrich und was hieße das für die defensive Stabiliät hinten links, wenn man weiß, dass beide in der kompromisslosen Verteidigung nach hinten keine Monster sind?
     
  • Macht Lasso Plea nochmal was Neues und hinterlässt uns ein kleines Ablösesümmchen, für das man aber keinen gleichwertigen Ersatz mit diesem Profil und Spielintelligenz bekommt? Kann Stöger dann in diese Rolle schlüpfen?

  • Was sind die besten Entscheidungen für Fraulo, Ranos, Fukuda, Tiago Perreira? 

  • Bekommt man den in Ungnade gefallenen Florian Neuhaus in ein 1,2,3,4 Wochen koste es, was es wolle, noch vom Hof oder sitzt auch er seinen Vertrag aus?

  • Oder muss man am Ende einen Honorat ziehen lassen, um auf dem Transfermarkt überhaupt handlungsfähig zu werden?
     
  • Und werden wir am Ende wirklich darauf vertrauen müssen, dass Tomas Cvancara gegen jede Wette unverhofft durchstartet und sich als Kleindienst-Vertreter bewährt? Oder Ngoumou daran anknüpft, wo ihn die schwere Verletzung ausgebremst hat?

  • Hofft der Verein ernsthaft, dass in dieser Situation ein Nachwuchsspieler den "Borussia-Weg" geht und zum Hoffnungsträger mutiert?  

Was sich bis zum Ende der Transferperiode tut und ob Borussia da gut, zerrupft oder katastrophal heraus kommt, ist bis heute kaum vorherzusagen. 

Fakt ist, dass einige der hoffnungsvollen Spieler, die mit Borussia in Verbindung gebracht wurden, aufgrund der selbst auferlegten Handlungsunfähigkeit längst vom Markt sind. Das klingt nach verpassten Chancen, muss aber kein Nachteil sein. 

Immerhin: Dass ein (Wunsch-)Spieler wie Kiels Machino noch nicht woanders unterschrieben hat, macht etwas Mut. Aber auch diese Entscheidung ist sicher keine Frage von mehreren Wochen mehr. 

Alles unklar also an der Spielerfront. Und da haben wir noch nicht über den Trainer gesprochen, der mit gellenden Pfiffen in die Sommerpause verabschiedet wurde (was ich in keiner Weise billige). 

Die Zweifel daran, dass er in der Lage ist, die Mannschaft neu auszurichten, sich den gegebenen Möglichkeiten anzupassen und junge Spieler mutig und nicht nur in Notsituationen zu integrieren oder Spieler einfach besser zu machen, konnte er auch in der vergangenen Saison nicht zerstreuen. 

Dass der Verein in Ermangelung anderer guter Nachrichten zuletzt medial in den Vordergrund stellte, dass man in den kommenden Jahren stärker auf die Durchlässigkeit aus der Jugend in die Profimannschaft achten will, ehrt ihn. Doch bis die Talente aus der bisherigen U17 und U19 zu konkurrenzfähigen Bundesligaspielern für Borussia entwickelt werden können, werden noch einige Jahre vergehen. 

Und ob gefragte U17-Topspieler wie Moya und Güner auch nach ihrer Volljährigkeit ihre Zukunft noch in Gladbach sehen, hängt erheblich davon ab, wie Borussia dann da steht und welche Perspektiven man ihnen bieten kann. 

Entkommt Borussia bis dahin der Weiterentwicklungsfalle, in der sie gerade sitzt, könnte das ein Wendepunkt zum Positiven sein. Wenn nicht, drohen auch die großen Anstrengungen des Vereins in seiner Jugendarbeit zu verpuffen. Was es nicht leichter machen würde, in einem immer enger werdenden Wettbewerb und bei steigender Zahl an finanzkräftigeren Konkurrenten, dauerhaft zu bestehen.

Das heißt: Man kann wegen der Bedeutung der diesjährigen Entscheidungen für die nächsten Jahre nur hoffen, dass die Weichen in diesem Sommer noch richtig gestellt werden können. 

Ich würde allerdings im Moment darauf nicht wetten. Und das hat nichts mit überhöhten Ansprüchen oder Erwartungen eines Fans zu tun. Es ist die Befürchtung, dass man sich entgegen der berühmten Aussage des Sportchefs eben doch Sorgen um Borussia Mönchengladbach machen muss.

2025-05-21

Werte, Demokratie und die Saisonspende

Das war sie nun, die Saison, und damit auch meine Saisonspende 2024/25. Kurz und schmerzlos zur Bilanz: 

Da kamen in den letzten vier Bundesligaspielen nochmal 7 Borussia-Tore dazu. Damit summiert sich das erspielte Geld auf 114,50 Euro. 

Im Jubiläumsjahr von Borussia runde ich das natürlich zu einer standesgemäßen Endsumme von 125 Euro auf.

Es brennt an allen Ecken unserer Landes und in der Welt. Man weiß nicht, wo zuerst anzupacken wäre. Weil Bildung, Wertevermittlung und das Ermutigen junger Menschen das beste Rezept dafür sind, dass sich Menschen für die Demokratie und für ihre Mitmenschen einsetzen, habe ich in diesem Jahr meinen Spendenschwerpunkt darauf gesetzt.

50 Euro gehen deshalb an Scoring Girls Deutschland. Bildung, Bewegung und das Gefühl der Zugehörigkeit sind für die gesunde Entwicklung junger Menschen essenziell, heißt es dort. Leider wird vor allem Mädchen mit Zuwanderungsgeschichte und aus sozial benachteiligten Familien der Zugang zu Förderprogrammen oftmals erschwert, nicht zuletzt auf Grund kultureller & finanzieller Hürden. 

Bei Scoring Girls, einem Empowermentprojekt für Mädchen von 9 bis 18 Jahren werden junge Frauen durch wöchentliche Sport- und Bildungsangebote dabei unterstützt, jene Kompetenzen zu stärken, die sie für eine selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft benötigen. Gegründet hat die Initiative die ehemalige Bundesligaspielerin Tuğba Tekkal 2016 in Köln. Die Angebote gibt es aber auch in anderen Städten.

Link zu Scoring Girls 

 

Weitere 50 Euro gehen an die Initiative GermanDream von Tuğbas deutlich bekannterer Schwester Düzen Tekkal.

Worum geht es da? Auf der Seite der Initiative heißt es dazu: Toleranz, Freiheit, Chancengleichheit und Pluralismus – was bedeuten diese Begriffe und wie begegnen wir ihnen in unserem täglichen Leben?

Um all das und noch mehr geht es in den Wertedialogen von German Dream, die der Vermittlung von Werten einen Raum geben, durch Besuche und Veranstaltungen an Schulen, anderen pädagogischen Einrichtungen oder im digitalen Gespräch - für eine Wertevermittlung, die wirkt. Interessierte Schulen, Verbände oder Einrichtungen können sich direkt über das Anmeldeformular für einen kostenlosen Wertedialog anmelden.

Link zu German Dream 

 

Die restlichen 25 Euro gehen an unser örtliches Frauenhaus. Wir wissen alle, warum das unverändert bitter nötig ist. Denn jeder hat das Recht auf ein Leben ohne Gewalt.

Ich muss dazu sagen, dass ich mit meiner Familie ohnehin jedes Jahr spende und dies auch ohne den Bezug zu Borussia tun würde. Es macht aber Spaß, das mit diesem sportlichen Thema zu verknüpfen und zu schauen, was am Ende rauskommt. Und den einen oder anderen daran teilhaben zu lassen und beispielhaft zu zeigen, was es für Initiativen und Projekte gibt, die man unterstützen kann, wenn man will. Ich lese auch gern die Spendenziele von anderen Saisonspendern. In diesem Sinne, habemus nun wirklich Saisonende! 

Saisonspende: Das galt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.



 

2025-05-19

Verbesserte Stagnation

Die Saison ist vorbei, das war sie im Prinzip auch schon einen Spieltag vor Schluss.

Nach der Niederlage in Dortmund schrieb ich noch:
"Die Mannschaft und der Trainer haben noch ein Kiel, Hoffenheim, Bayern und Wolfsburg lang Zeit, das Gefühl, das wir für diese Saison haben, in ein nachhaltig Gutes zu verwandeln. Vier Spiele für ein Halleluja oder vier Spiele für ein "Ihr Hallodris"?
Im zweiten Fall werden wir über den Sommer hinweg eine weiter verschärfte Diskussionsschleife und Wehklagen über Virkus und Seoane haben, inklusive des fortgesetzten Zweifels an der Richtung, die der Verein verfolgt. (...)
Das Gute: Mannschaft und Trainer haben das noch selbst in der Hand. Das nicht so Gute:
Mannschaft und Trainer haben das noch selbst in der Hand."

Was soll man sagen? Mannschaft und Trainer haben nur eine sehr unbefriedigende Antwort auf die damals offenen Fragen geben können, und doch war es eine durchaus vorhersehbare Antwort. Von der Momentaufnahme auf Platz 5 hat man sich innerhalb der letzten Wochen verdient in der Tabelle durchreichen lassen. 

Die zwischenzeitlich erreichbar scheinenden Ziele verpasst, allein die "Einstelligkeit", das nach dem Verlauf der Saison dann doch unterambitionierte Saisonziel, von Roland Virkus mangels besserer Argumente aber nochmals beschworen, war vor Spiel 34 noch in Sichtweite. 

Wie fast schon zu erwarten, hätte Borussia aber selbst ein Heimsieg gegen Wolfsburg nicht mehr dazu gereicht, dazu hätten ja außerdem die Konkurrenten mitspielen müssen. Und selbst ein versöhnlicher Heimsieg gelang gegen einen äußerst biederen Gegner nicht, trotz vernünftiger erster Halbzeit und ausreichend Torchancen. Borussia verpasste somit auch die letzte Möglichkeit, die Fans mit einem guten Gefühl in die Sommerpause zu schicken. Was kein Grund ist, Trainer und einzelne Spieler des eigenen Teams vor, während und nach dem Spiel auszupfeifen.

Fest steht: Diese letzte Saisonphase macht eine Saison kaputt, die nicht so schlecht war, wie sie jetzt wirkt und teilweise gemacht wird. Die aber trotzdem auch alle Schwächen im Verein, im Kader und auf dem Platz aufgedeckt hat.

Irgendwas zwischen Platz 8 und 11 konnte es vor dem Wolfsburg-Spiel noch werden. Platz 10 blieb es, was allerdings auch nicht dem eigenen Ertrag aus dem Spiel, sondern den Ergebnissen auf den anderen Plätzen geschuldet war.

Platz 10 also. Das ist erstmal unbestreitbar positiv, mit dem kurzen Blick zurück auf Rang 14 in der vergangenen Saison. Im Vergleich zu den wenig erquicklichen Jahren zuvor - Platz 10, 10 und 8 - liegt die Seoane-Borussia allerdings etwa auf dem gleichen Niveau, was Abschneiden und Punkteausbeute angeht. Und die Jahre zuvor ziehen wir zum Vergleich erst gar nicht heran, das wäre nicht zielführend.

In dieser Saison stehen am Ende 34 Spiele, 13 Siege, 6 Remis und 15 Niederlagen in der Bilanz. Vor einem Jahr war es am Saisonende eine Niederlage weniger, allerdings nur 7 Siege und 13 Unentschieden. Das macht ziemlich genau den Unterschied, denn statt zu derzeit 45 Punkten reichte es damals nur zu 34. Die geschossenen Tore sind mit 55 gleich. 

Deutlich besser sind die Gegentore mit 57. Und hätte sich die Mannschaft in den letzten fünf Spielen nicht einen Gegentorschnitt von fast 3 Toren geleistet, hätte diese Bilanz deutlich noch freundlicher ausfallen können. Denn vergangene Saison waren es noch 67 Gegentore, und das ist neben der Punkteausbeute der positive Befund eines Fortschritts - wohlgemerkt zur ersten Seoane-Saison. 

Vergleicht man mit der Farke- (52:55 Tore, 43 Punkte) und der Hütter-Saison (54:61 Tore, 45 Punkte), so liegt Borussia in diesem Jahr wieder fast auf dem gleichen Niveau, was Tore, Gegentore und Punkte angeht - nicht mehr und nicht weniger. Auch diese beiden Saisons endeten im absoluten Mittelfeld, auf Platz 10.

Der von der Vereinsspitze vielbeschworene Fortschritt beschränkt sich also in Wirklichkeit nur auf die missratene erste Saison unter Gerry Seoane.

Doch Zahlen verraten nicht alles. Team und Trainer haben sich weiterentwickelt. Beide haben zeitweise die Hoffnungen nähren können, dass sie zueinander gefunden haben. Dass die Mannschaft verstanden hat, was Seoane will und dass der Schweizer Trainer sich auch anderen Ansätzen als seinen öffnet, wo es für den Erfolg nötig ist. 

Doch das hatte Grenzen. Es blieb eine Wechselpolitik, die zu oft von außen nicht nachvollziehbar war. Die aber dafür sorgte, dass Spiele enger endeten, als es hätte sein müssen. Dass die Mannschaft sich aus dem gegnerischen Druck nicht mehr befreien konnte. Des öfteren blieb so auch der begründete Verdacht des Vercoachens hängen. 

Mit zunehmender Dauer des Saison reichten die Kräfte auch immer öfter nicht mehr, um ständige personelle Ausfälle und individuelle Durchhänger zu kompensieren, weil gleichzeitig von Einwechselspielern in engen Schlussphasen kaum Entlastung kam.    

Ich bin keiner, der sich für schlauer hält als ein Trainer, der die Spieler täglich sieht, einschätzen kann und der natürlich seinen Beruf beherrscht - sonst wäre er kein Trainer bei einem Proficlub. Für alle Entscheidungen hat das Trainerteam seine Gründe gehabt, gute und die, sich sich als nicht erfolgreich herausgestellt haben. 

Sicher ist: Keine war dazu gedacht, die eigene Mannschaft schwächer zu machen. Wenn ich den handelnden Personen diese Selbstverständlichkeit nicht zugute halten würde, bräuchte ich mir kein Spiel mehr anzuschauen. 

Allerdings wird auch Gerardo Seoane wissen, dass das, was er innerhalb der Partien in dieser Saison entschieden und umgesetzt hat, zu oft nicht den Ertrag gebracht hat, der möglich war.

Und was hat sich nun wirklich geändert in dieser Saison? Die Runderneuerung des teuren, aber stagnierenden "Europa"-Kaders schreitet voran, ist vielleicht sogar bald fürs erste abgeschlossen - sofern Abgänge nicht neue Wunden reißen. Es bringt wenig, Sommer, Thuram, Bensebaini, Hofmann oder Koné hinterherzutrauern oder darüber nachzudenken, wo man mit ihnen heute stehen könnte - sie wären ohnehin nicht in dieser Konstellation zusammengeblieben. 

Und zur Ehrlichkeit gehört auch, dass auch diese Kader unter Hütter und Farke nicht wirklich rund waren und unter dem Strich keine bessere Performance ablieferten als der heutige. 

Klar, Vergleiche der letzten drei, vier Jahre sind schwierig, aber nicht unzulässig.

Tatsächlich steht der aktuelle Kader im Vergleich nicht so schlecht da. Von den individuellen Fähigkeiten der besten 16, 17 Spieler könnte er durchaus einen europäischen Wettbewerb erreichen, meint man, besonders in einem Jahr wie diesem, wo es eine Reihe von Konkurrenten auf Augenhöhe gab, die sich auch nicht viel cleverer angestellt haben. Der Kader ist noch immer (auch ohne Verletzungen) auf einigen Positionen nicht gut oder nicht ausgeglichen genug besetzt, um wirklich eine ganze Saison lang im ersten Drittel der Tabelle mithalten zu können. 

Dennoch haben wir auch viele gute Spiele und viele sehr gut (oder grandios) herausgespielte Tore erlebt, dazu eine sehr starke Präsenz bei offensiven Standards. Phasenweise klappte die Gesamtverteidigung hervorragend, zeitweise gab es aber auch üble Rückfälle in alte, schlechte Muster.   

Dass es in der Saison 25/26 nicht zu Auslandspflichtspielreisen kommen wird, hat viele Gründe. Jeder für sich ist nachvollziehbar, oder fast jeder. In der genauen Betrachtung bleiben sie trotzdem ärgerlich. Und möglicherweise vermeidbar. Oder sie waren Folge verschiedener Fehlentwicklungen früherer Jahre. Manche waren aber auch zufällig, wie etwa die sich aus der Vorsaison fortsetzende Verletzungsdramen bei Gladbacher Torleuten.

Das alles muss ehrlich bewertet werden und es müssen richtige Schlüsse daraus gezogen werden. Ob das auch im Verein geschieht, kann ich nicht sagen. 

Dass sich alle offensichtlichen Probleme durch Transfers lösen lassen, ist jedenfalls zu bezweifeln. Dafür fehlt Borussia das Geld und vielleicht auch andere Möglichkeiten. Deshalb ist es umso wichtiger, junge, talentierte Spieler mehr zu fördern und einzubauen. Es ist auch notwendig, dass sich der Trainer weiterentwickelt.

Netz, Ullrich, aber auch Nicolas und Tiago Cardoso haben sich nur in die Mannschaft spielen können, weil Seoane durch entsprechende Personalnot nicht mehr an ihnen vorbei kam. Es wäre wichtig, dass aus dieser Erfahrung heraus jetzt die nächsten Spieler, etwa Fukuda oder Pesch, einen größeren Vertrauensvorschuss bekommen und schneller integriert werden.

Es braucht aber auch einen Fokus darauf, wie man eine Mannschaft emotional und taktisch so clever aufstellen kann, damit sie daraus Kraft ziehen kann, auch wenn sie sonst an Grenzen stößt. Es gibt genug Vereine, die dies schaffen und die damit fehlende individuelle Klasse wettmachen können. 

Dass Borussia Comeback-Qualitäten hat, hat sie auch in dieser Saison schon ausgiebig bewiesen. Das ging oft ein wenig unter, weil man sich mehr darüber ärgern musste, warum Vorsprünge überhaupt abgegeben wurden oder Rückständen hintergelaufen werden musste.

Nun ist die Zeit, die Weichen zu stellen, damit das kommende Spieljahr einen wirklichen Forschritt zeitigt. Trotz guter Ansätze ist das in der Saison 2024/25 nicht gelungen. Es bleibt der mittelprächtige Eindruck einer verbesserten Stagnation hängen. Das ist angesichts einer Reihe von guten Auftritten schade. Doch das haben sich Mannschaft und Trainerteam durch das schlaffe letzte Drittel der Saison wiederum selbst zuzuschreiben.      

"Wird's besser? Wird's schlimmer?, fragt man alljährlich", schrieb vor langer Zeit Erich Kästner. Um dann weiter zu dichten: "Aber seien wir ehrlich, Leben ist immer lebensgefährlich.” 

So dramatisch müssen wir es noch nicht sehen oder formulieren. Doch es ist nicht aus der Luft gegriffen, das in diesem Sommer entscheidende Weichen für die nächsten Jahre gestellt werden - in die eine, bessere oder die andere, schlechtere Richtung. Weichen, die Roland Virkus und Gerry Seoane mit zu verantworten haben werden, genauso wie der Rest der oft zu gemütlichen Vereinsführung. 

Und das ist wiederum von elementarer Wichtigkeit für unseren begrenzt handlungsfähigen Verein, der anders als andere niemals die Gewissheit haben kann, dass er nicht sehr schnell in einen fatalen Abwärtsstrudel hineingezogen werden könnte. Sicher, es kann auch anders, deutlich besser, kommen. Dazwischen liegen oft nur Nuancen, Zufälle, Glück und Pech. Aber wetten würde ich im Moment darauf nicht.


Saison 2024/25, Bundesliga, 31. Spieltag: Hostein Kiel - Borussia Mönchengladbach 4:3. Tore für Borussia: 2:1 Cvancara, 2:2 Plea, 3:3 Honorat.

Saison 2024/25, Bundesliga, 32. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - TSG Hoffenheim 4:4. Tore für Borussia: 1:0 Chiarodia, 2:0 Reitz, 3:2 Honorat, 4:4 Kleindienst.

Saison 2024/25, Bundesliga, 33. Spieltag: Bayern München - Borussia Mönchengladbach 2:0.

Saison 2024/25, Bundesliga, 34. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg 0:1.

2025-04-20

Vier Spiele für ein Halleluja

Wie gewonnen, so zerronnen: Als unsere Borussia das Spielglück der bisherigen Saison nochmal ganz gut gebraucht hätte, war es gerade nicht verfügbar. Und das hatte wahrscheinlich sehr viel damit zu tun, dass man es sich in anderen Partien mit besseren Leistungen einfach mehr erarbeitet hatte. 

Im engen Rennen der Plätze 4 bis 12 hat sich Gladbach daher unnötigerweise mit drei sieglosen Spielen auf (Stand jetzt) Platz 9 durchreichen lassen. Und das entspricht dem Leistungsstand nach wie vor recht gut, auch wenn mancher kleine Höhenflug das immer wieder zu übertünchen verstand.

Beim spielerisch stärksten Kellerkind St. Pauli liefen Kleindienst und Co. über weite Strecken erschreckend hilflos der Musik hinterher. Der schwachen Chancenverwertung des Gegners war es zu verdanken, dass am Ende ein Pünktchen heraussprang.

Im Heimspiel gegen den direkten Tabellenkonkurrenten aus Freiburg ereilte die Seoane-Elf nahezu das gleiche Schicksal. Auch hier ging man in Führung, auch hier entglitt das Spiel völlig und die einzige Entlastung waren lang rausgeschlagene Bälle auf nicht vorhandene oder nicht zweikampfstarke Stürmer. Der Nackenschlag des 1:2 in letzter Minute war bitter, aber ohne Zweifel verdient. 

Und heute? Es klingt seltsam, aber trotz einer erneut über die gesamte Spielzeit der mittelmäßigen Leistung wäre hier vielleicht noch am meisten drin gewesen. Denn der Gegner ließ nur selten den Druck erkennen, den Freiburg und die Hamburger ausgeübt hatten. 

Die feine Einzelleistung von Itakura zum überraschenden Führungstreffer hätte gegen eine immer noch zeitweise anfällige Dortmunder Mannschaft viel wert sein können, wenn man sich nicht entschieden hätte, ab der 41. Minute bis zum Pausenpfiff gleich drei Ostergeschenke an die Hausherren zu einem 1:3-Rückstand zu verteilen. 

Es war schon mehr als fahrlässig, wie leicht eigener Ballbesitz hergegeben und im Strafraum dann die Zuspiele und ihre Adressaten nicht verteidigt wurde. In den Minuten rund um die Halbzeitpause hätte es insgesamt noch bitterer kommen können, was den Spielstand angeht. Doch danach setzten sich die Schwarz-Gelben weitgehend zur Ruhe und Borussia bekam das Spiel unverhofft besser in den Griff. 

Zwar brauchte es erneut eine Szene aus dem Nichts, um wieder auf die Anzeigetafel zu kommen. Doch der Elfmeter, den der "warum auch immer Fifa-Schiedsrichter" Daniel Siebert nach mehreren Minuten dann doch geben musste, nachdem er den Tritt von Nmecha gegen Tim Kleindienst trotz guter Sicht in Realgeschwindigkeit noch großzügig übersehen hatte, dieser Elfmeter war unstrittig.   

Dass ausgerechnet Kevin Stöger zur Vollstreckung antrat, nachdem er das 1:3 auf sehr dämliche Weise mit einem krassen Fehlpass verschuldet hatte und auch ansonsten keine Hilfe auf dem Platz gewesen war, das schockte sicher nicht nur mich. Doch der Standardspezialist, der in Gladbach noch zu keiner Zeit einer geworden ist, verwandelte den Strafstoß bombensicher, trotz diverser Störfeuer von Guirassy und Co. vor der Ausführung.

Mit etwas kühlerem Kopf, mehr Fortune in der gegnerischen Hälfte und dem einen oder anderen ausgewogeneren Schiedsrichterpfiff in der letzten halben Stunde wäre sicher auch mehr drin gewesen. Borussia steigerte sich insgesamt auf eine unter dem Strich ordentliche Leistung, die letztlich aufgrund der Aussetzer vor der Pause unbelohnt blieb. So war es am Ende weniger der BVB, der das Spiel gewonnen hatte, sondern Gladbach, das es irgendwie auf dem Weg verloren hatte.

Das hilft aber leider nicht weiter. Die große Chance, sich vor dem Saisonendspurt eine richtig gute Ausgangsposition für den Kampf um Europa zu verschaffen, wurde mit drei mehr als mauen Spielen leichtfertig hergegeben.

Dass das auch damit zu tun hat, dass wieder und wieder personelle Ausfälle zu beklagen sind, die mit der Fortdauer der Saison immer schlechter zu kompensieren sind, ist überdeutlich. Der Substanzverlust, der auch und gerade vor den bisherigen Leistungsträgern nicht halt macht, bringt das Korsett der Mannschaft und damit die gesamte Balance im Spiel immer häufiger ins Wanken. 

Dennoch wäre es zu einfach, nur darauf zu zeigen. Denn die Wechsel, die das Trainerteam im Spiel und in der Startformation vornimmt, sind oft genug von außen nicht zu verstehen. Und die Reaktion auf taktische Wechsel des Gegners erfolgen immer wieder zu spät oder gar nicht. Das ist Wasser auf die Mühlen derer, die offenbar nur darauf gewartet haben, die in der Punktebilanz ablesbaren Fortschritte dieser Saison wieder kleinzureden und die nachlassenden Leistungen der letzten Wochen in erster Linie gegen Trainer und Sportdirektor zu verwenden. 

Auch das ist mir zu einfach. 

Gleichwohl: Es ist eine Entwicklung, die man als leidgeprüfter Borussenfan nicht nur erwartet hat, sondern nach der man seine Uhr stellen konnte. Immer, wenn Borussia die Chance auf einen Schritt nach vorne hat, wird dieser sogleich und zielgewiss mit dem Hintern eingerissen. 

Wenn also am 17. Mai kein europäischer Startplatz herausgesprungen sein sollte, wonach es gerade stark aussieht, dann ist das kein Beinbruch, weil bei ehrlicher Betrachtung dann die Mannschaft ihr Soll erfüllt und sich insgesamt trotzdem gesteigert hat (wir wissen, wo wir herkommen - aus der letzten Gruselsaison!). 

Es wäre dennoch enttäuschend, weil jeder weiß, dass mehr drin war. Und, dass es vielleicht nächstes Jahr nicht mehr so leicht sein wird, einen europäischen Startplatz zu erreichen wie in diesem Jahr 2025. 

Die Mannschaft und der Trainer haben noch ein Kiel, Hoffenheim, Bayern und Wolfsburg lang Zeit, das Gefühl, das wir für diese Saison haben, in ein nachhaltig Gutes zu verwandeln. Vier Spiele für ein Halleluja oder vier Spiele für ein "Ihr Hallodris"? Im zweiten Fall werden wir über den Sommer hinweg eine weiter verschärfte Diskussionsschleife und Wehklagen über Virkus und Seoane haben, inklusive des fortgesetzten Zweifels an der Richtung, die der Verein verfolgt. 

Das wiederum kann sich Borussia eigentlich nicht leisten, wenn es wirklich nachhaltig und Schritt für Schritt wieder nach oben gehen soll. Das Gute: Mannschaft und Trainer haben das noch selbst in der Hand. Das nicht so Gute: Mannschaft und Trainer haben das noch selbst in der Hand.

Saison 2024/25, Bundesliga, 28. Spieltag: FC St. Pauli - Borussia Mönchengladbach 1:1. Tor für Borussia: 0:1 Itakura.

Saison 2024/25, Bundesliga, 29. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 1:2. Tor für Borussia: 1:0 Günter (Eigentor).

Saison 2024/25, Bundesliga, 30. Spieltag: Die aus Dortmund - Borussia Mönchengladbach 3:2. Tore für Borussia: 0:1 Itakura, 3:2 Stöger (FEM).

Saisonspende: 3 Spiele, 4 Tore, 1 Punkt. Neuer Stand: 107,50 Euro. 

Das gilt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2025-03-29

Unheimlich erfolgreich

Borussia fast verrückt: Heimsiege sind gerade die Ausnahme, dafür Auswärtssiege die neue Stärke der Fohlen-Elf. Und jetzt noch ein Sieg gegen die Dosen: Fans der langjährigen Auswärtsdeppen und erfahrene Schlachtenbummler der Fohlenelf müssen sich in dieser Saison die Augen reiben. Was ist da nur los?

Wenn am Ende die Punktebilanz stimmt, und danach sieht es gerade aus, soll uns recht sein, wenn alles etwas anders verläuft als gewohnt. Aber klar ist auch: Nach dem gesicherten Klassenerhalt, den viele vor der Saison sicher nicht so früh in der Saison erwartet hätten, muss auch weiter kontinuierlich gepunktet werden, will man tatsächlich die gute Ausgangsposition Richtung Europa nutzen. 

Über die erstaunliche Diskrepanz in der Punktebilanz gegen schlechtere (volle Punktzahl) und gegen besser platzierte Mannschaften (ein paar verstreute Pünktchen, vier davon gegen die eher enttäuschenden Leipziger) ist schon viel geschrieben worden. Doch woher die Punkte kommen, ist letztlich egal - wenn sie denn für das reichen, was man anpeilt. 

Mit dem hart erkämpften 1:0 gegen Marco Roses Konstruktkicker ist dafür heute ein erster großer Schritt gemacht worden, doch es ist immer noch zu lang zu spielen, um sich den Europa-Träumen hinzugeben.

Unterschiede zu den letzten Spieljahren sind aber dennoch mehr als deutlich: Borussia ist erheblich gefestigter im Spielsystem, erheblich widerstandsfähiger in Drucksituationen und erheblich variabler bei personellen Ausfällen. 

Aus den letzten vier Spielen war sogar die einzige Niederlage gegen Mainz verkraftbar, weil der Gegner da einfach reifer wirkte. Gegen Heidenheim und Bremen gelangen selbst weitgehend abgeklärte Leistungen und sehr verdiente Siege. Und das heute war auch der absolut richtige Spielausgang, nach Chancen und Aluminiumtreffern, nach Defensivleistung, nach Mannschaftszusammenhalt.

Und all das ist für mich tatsächlich der Schlüssel zu mehr. Borussia ist dieser Tage in der Lage, erstaunlich  viel wegzustecken: Sperren, Verletzungen von vielen Leistungsträgern, Rückschläge und Druck vom Gegner. Die personellen Ausfälle sind oft nicht eins zu eins zu ersetzen, doch die Spieler, die reinkommen, steigern sich und machen genau das, was nötig ist, um sich auch ein bisschen Spielglück zu verdienen. Das ist in den vergangenen Saisons nur selten der Fall gewesen.

Und so spielt es keine große Rolle, dass Cvancara heute die Reihe unglücklicher Auftritte fortsetzte, allerdings in einer Rolle, die nicht seine ist und in der er kaum glänzen konnte. Warum? Weil Borussias Spieler und der Trainerstab richtig einordneten, dass es heute wichtiger sein würde, hinten dicht zu halten statt vorne zu sehr ins Risiko zu gehen und im Hurrastil auf Torejagd zu gehen. Eine Zehn, die vorne dosiert angriff und nach hinten giftig und zäh die Reihen zusammenhielt, um den elften hinten im Tor so gut wie möglich zu schützen. Das war einfach sehr stark. 

Denn der bislang noch unbezwungene Tiago Perreira Cardoso ist ohne Zweifel hochtalentiert und macht seine Sache sehr gut. Aber wenn Borussia im Minutentakt in den Dauerdruck einer Mannschaft wie Leipzig käme und deutlich mehr gefährliche Abschlüsse parieren müsste, könnte das auch für ihn noch zu viel sein. Man denke an die ersten Olschowsky-Einsätze, wo dieser sich zwar bravourös verkaufte, aber hinter einer nicht sattelfesten Abwehr eben auch nicht alles verhindern konnte. 

Deshalb war es heute oberste Aufgabe, das eigenen Tor gut zu verteidigen und damit einem nachrückenden jungen Torwart Feuerschutz zu geben, damit der sich auch auf diesem Niveau schnell akklimatisieren und stabil entwickeln und seinerseits der Mannschaft auch Stabilität zurückgeben kann. Das hat Borussia mit Moritz Nicolas sehr gut hinbekommen und es scheint auch jetzt mit dem 18-jährigen Luxemburger zu gelingen.

Und weil auch auf dem Feld der Zusammenhalt die vielleicht etwas sinkende Qualität durch Ersatzspieler auszugleichen vermag, ist die Hoffnung, dass man sich bis zuletzt an den europäischen Plätzen festklammern könnte, nicht unbegründet.

Und das ist das erfreulichste, was uns nach einigen wenig erquicklichen Jahren passieren konnte. Schritt für Schritt auf diesem Weg, das könnte echt was werden - Rückschläge natürlich inbegriffen. Aber wir nehmen es gern mit. Denn schon jetzt ist Borussia fast schon unheimlich erfolgreich.   

     

Saison 2024/25, Bundesliga, 24. Spieltag: FC Heidenheim - Borussia Mönchengladbach 0:3. Tore für Borussia: 0:1 Hack, 0:2 Ngoumou, 0:3 Hack.

Saison 2024/25, Bundesliga, 25. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FSV Mainz 05 1:3. Tor für Borussia: 1:2 Lainer.

Saison 2024/25, Bundesliga, 26. Spieltag: Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 2:4. Tore für Borussia: 0:1 Plea, 0:2 Plea, 2:3 Plea, 2:4 Kleindienst.

Saison 2024/25, Bundesliga, 27. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - überflüssiges Konstrukt Leipzig 1:0. Tor für Borussia: 1:0 Plea.

 

Saisonspende: 4 Spiele, 9 Tore, zweimal zu Null sind glatte 13 Euro. Der Sieg gegen Marcos Dosen bringt noch einmal 10 Euro. So teuer war lange keine Spieltag mehr für mich. Neuer Stand: 103,50 Euro. 

Das gilt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

 

2025-02-22

Ausrutscher in der Spur

"Weichenstellungswochen" - so hatte ich meine letzte Wortmeldung nach dem Bochum-Spiel überschrieben. Und die Mannschaft hat in den drei Spielen danach die Weichen in eine gute Richtung gestellt. Mit 7 von 9 Punkten gegen durchweg unbequeme Gegner wurde die Abstiegsgefahr für diese Saison zum Glück gebannt, und aufgrund des recht breiten Mittelmäßigkeitsfeldes in der Liga sind bei guter Führung sogar europäische Geldtöpfe weiter in Reichweite.

Das gilt auch nach dem heutigen Spiel gegen den FC Augsburg. Das 0:3 ist schwer zu schlucken, weil das Spiel eigentlich sehr gut anfing. Aber: Shit always happens against Augsburg, und davon gab es heute nicht zu knapp. Das muss man akzeptieren, wenn eine einzige Fehlerkette sich am Ende so dramatisch auf ein Spiel auswirkt.

Ein langer Ball des FCA-Torwarts, ein verlorenes Kopfballduell, ein Rückpass, der rational nicht zu erklären ist, ein wacher Stürmer und ein übermotivierter Torwart - fertig ist der bittere Wendepunkt im Spiel. 

Man kann es sich jetzt einfach machen. Elvedi ist der Passgeber, sein Aussetzer erinnert an die Fehler, die er in den vergangenen Jahren immer wieder produziert hat. Das ist nicht bundesligareif gewesen,  aber es passiert. Und vorher hat er sich schon lange nichts mehr zuschulden kommen lassen, er war in den letzten Spielen einer der Garanten der stabilen Defensive.

Jonas Omlin wollte klären, kam klar zu spät und hatte keine Argumente, von seiner Mitschuld abzulenken. Allerdings hat er seit seiner Operation auch noch kein ganzes Spiel absolviert, und genau das könnte ihm heute dazu verleitet haben, mehr Risiko zu nehmen als notwendig. Selbst ein Gegentor in dieser Szene wäre ja besser zu verschmerzen gewesen als ein Platzverweis des Torwarts in der 28. Minute. Er glaubte es anders lösen zu können, kann man kritisieren, aber nicht wirklich vorwerfen.

Das sorgte wiederum für die nicht erwartete Spielchance für Tobi Sippel. Ob er die Klasse dafür nicht mehr hat oder einfach die fehlende Spielpraxis nach zwei Jahren ohne Bundesligaspiel eine größere Rolle spielt, kann man bei den Gegentoren diskutieren. Die waren allerdings in erster Linie Folge der laschen Verteidigung davor. 

Fakt ist, dass Sippel nicht der moderne aktive Torwart ist, den die Mannschaft gewohnt ist. Ein mitspielender Keeper wie Nicolas oder Omlin hätten auch in Unterzahl einen kleinen Nachteilsausgleich bedeutet. So sprach am Ende zu viel gegen Borussia, sodass sich das Unheil ab der spielentscheidenden Szene sichtbar aufbaute.

Das Spiel hätte noch deutlich übler enden können, insofern muss man das einfach heute so nehmen, wie es kam. Und hoffen, dass sich die Reihen auf dem Rasen im nächsten Spiel wieder besser schließen lassen als heute. Und alle Spieler wieder an einem STrang ziehen, auch wenn es nicht so läuft. Der unlustige Auftritt von Plea heute als Einwechselspieler hat mir gar nicht gefallen. Es ist kein Vergnügen, in ein verlorenes Spiel reinzukommen. Aber der Einsatz muss wenigstens stimmen - bei Neuhaus war er zu sehen. 

Nehmen wir es nach den vergangenen Wochen also als erklärbaren Aussetzer und bleiben positiv. Von Europa zu träumen, lohnt sich ohnehin noch nicht. Denn die gute Phase, die Borussia gerade hat, muss dafür bis ins Ziel gerettet werden. Die jüngsten Spiele haben einerseits gezeigt, dass sich Kleindienst und Co. gegen jeden Gegner behaupten können. 

Andererseits gibt es immer auch Phasen im Spiel, wo man die Spielkontrolle nicht halten kann. Durch taktische Anpasungen beim Gegner, auf die vom Trainerteam nicht oder eher spät reagiert wird, wird der Ertrag der guten Spielphasen immer wieder gefährdet. 

Natürlich, der VfL ist noch lange nicht in der Verfassung, wo er jeden Gegner über 90 Minuten dominieren und kleinhalten kann. Das darf man auch nicht erwarten nach den vergangenen Jahren.

Insofern wäre es nicht verwunderlich, wenn Borussia zum Ende der Saison ein wenig die Luft ausgehen könnte. Noch immer ist die Last der offensiven Durchschlagskraft auf wenige kreative Schultern verteilt und von der Torjägerqualität von Tim Kleindienst abhängig. 

Doch der Gesamteindruck ist inzwischen ein besserer, weil die Mannschaft auf dem Feld als Einheit auftritt, weil die schwächelnden Defensivleistungsträger der vergangenen beiden Jahre ihre alte Form wiedergefunden haben. Und weil der zweite offensive Anzug nun (mit ausnahme von heute) besser sitzt. Ngoumou hat sich etwas berappelt, Stöger findet sich zunehmend besser in den Abläufen zurecht (und muss jetzt vor allem deutlich an der Gefährlichkeit seiner Standards feilen).

Das entlastet einen unverzichtbar-unberechenbaren Spieler wie Hack und überdeckt den Fakt, dass neben Honorat auch Lasso Plea zuletzt fehlte und Rocco Reitz das noch länger tun wird. Selbst Neuhaus ist wieder eine Option für schwierige Spielphasen geworden. Das alles ist positiv, aber auch notwendig. Denn personelle Ausfälle werden auch weiterhin nicht ausbleiben.

Besonders bitter ist vor allem die Verletzung von Moritz Nicolas. Das vorzeitige Saison-Aus kostete den Schlussmann möglicherweise seine erste Nominierung für die Nationalmannschaft, denn in der Form, die er hatte, war er zweifellos einer der besten Torleute der Liga. Dass Omlin nn mindestens zwei Spiele ebenfalls fehlen wird, muss verkraftbar sein. Egal, wer nächste Woche im Tor steht.      

Saison 2024/25, Bundesliga, 20. Spieltag: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 1:2. Tore für Borussia: 0:1 Ngoumou, 1:2 Kleindienst.

Saison 2024/25, Bundesliga, 21. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 1:1. Tor für Borussia: 1:0 Kleindienst.

Saison 2024/25, Bundesliga, 22. Spieltag: Union Berlin - Borussia Mönchengladbach 1:2. Tore für Borussia: 0:1 Ullrich, 0:2 Kleindienst.

Saison 2024/25, Bundesliga, 23. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg 0:3.

 

Saisonspende: 4 Spiele, 5 Tore = 5 Euro. Dazu gibt es außer der Reihe 10 Euro für den Sieg in Berlin. Dass es der erste an der Alten Försterei war, das war mir tatsächlich gar nicht mehr bewusst. Ist aber genauso belohnenswert wie die seltenen sonst von mir ausgelobten Auswärtssiege. Also: neuer Stand 80,50 Euro. 

Das gilt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

 

2025-01-30

Weichenstellungswochen

So gut das Jahr endete, so mau begann es für Borussia. Erst im vierten Spiel der erste Sieg, und schnell waren wieder die alten Zweifel in den Köpfen, ob der VfL, das Team und der Trainerstab lern- und entwicklungsfähig sind oder die Stabilisierung der vergangenen Monate doch nur ein Strohfeuer gewesen sein könnte.

Nun, diese Diskussion scheint mir ein wenig zu alarmistisch. Erstens war vorab zu erwarten, dass gegen die Auftaktgegner, darunter der Meister und der derzeitige Tabellenführer, nicht allzuviele Punkte in erreichbarer Höhe hingen.

Zweitens ist Borussia auch vor dem Jahreswechsel kein Spitzenteam gewesen, Fort- und Rückschritte waren immer wieder unübersehbar, teilweise über ganze Spiele, teilweise nur spielphasenweise. Immerhin hatte das Team insgesamt zu einer gewissen Stabilität gefunden, die auch durch ein paar erfolglosere Auftritte nicht ganz verschüttet wird. 

Das liegt ganz sicher daran, dass die neuen  Leistungsträger weiterhin (überdurchschnittlich?) mit unermüdlichem Einsatz abliefern und mit gutem Beispiel vorangehen. Kleindienst, Reitz, Hack, Nicolas, auch der wieder zu alter Stärke findende Nico Elvedi sind momentan die wichtigsten Faktoren in dieser Mannschaft.

Das reicht offenbar in diesem Jahr beständig für eine gute Punktausbeute gegen die Teams, die sich leistungsmäßig etwas unter Borussia einsortieren. Es reicht auch gegen gleichwertige Teams, sofern Weigl und Co. im Spiel nicht zu viele Fehler machen.

Zum Favoritenschreck taut Borussia im Gegensatz zu früheren Jahren allerdings nicht mehr. Und da sind wir beim Knackpunkt für den Fehlstart ins Jahr 2025. Der Spielplan wollte es, dass Bayern und Bayer gleich in den ersten drei Partien auf dem Gegnerzettel standen. Und obwohl man der Mannschaft von Gary Seoane in beiden Spielen eine tapfere und teils auch sehr clevere (Defensiv-)Leistung bescheinigen konnte: Viel mehr war ehrlicherweise nicht drin. 

Das beherzte tiefe Verteidigen, in das die deutlich besseren Gegner sie zwangen, verhinderte zuverlässig jede Entlastung und damit den einen oder anderen schmerzhaften und wirksamen Nadelstich gegen die beileibe nicht immer sicheren Abwehrreihen der Münchner und Leverkusener. Das zeigt aber auch, wie schon in der ersten Saisonhälfte: Spitzenteams sind in der Regel eine Nummer zu groß für die aktuelle Borussia. 

Das gilt allerdings auch gegen einen nominell stärker besetzten traditionellen Underperformer wie die Auto-Werkself aus Wolfsburg. Zumindest, wenn man die Ordnung verlässt und sich nach einer guten Hälfte mit einigen fahrlässig ausgelassenen Torchancen dann wie eine unerfahrene Jugendmannschaft abschießen lässt.

Das 1:5 war ärgerlich und auch unnötig, es hatte sicherlich aber auch ein wenig mit dem Fehlen von Kleindienst und Honorat zu tun. Gleichwertiger Ersatz ist weiterhin für diese beiden Spieler nicht da, das wurde nicht nur dort deutlich. Insgesamt ist diese Niederlage aber schnell abzuhaken, und spätestens mit dem insgesamt überzeugenden 3:0 gegen Bochum konnte die Ergebniskrise für beendet erklärt werden. Odr könnte. Wenn ja die nächsten beiden Gegner nicht wieder eher zur Kategorie Spitzenteams gehören würden.

Stuttgart, Frankfurt, danach die traditionell unbeliebten unbequemen Gegner von Union Berlin und dem FC Augsburg - in den nächsten vier Wochen bis zur Partie gegen den neuen Lieblingsgegner Heidenheim entscheidet sich, wohin sich der Borussenexpress zu entscheidenden Saisonphase hin bewegt. Hält er Schritt mit den Europaanwärtern, tritt er auf der Stelle oder rutscht er langsam nochmal den Abhang in Richtung der gefährlichen Zone hinunter?

Alles drei ist möglich, alles drei ist mit guten Argumenten zu prognostizieren. Wissen können wir es erst nach diesen vier Spielen. Aber auch wenn Borussia sehr weit vom erheblich feineren Fußball entfernt ist, der sie in den vergangenen Jahren mehr oder weniger charakterisiert hat: das Team scheint gefestigt genug, die Ordnung zu halten, wenn nötig wiederzufinden und damit seriös zu punkten. 

Dabei hilft sicher eine einsatzfreudige, willige Mannschaft, die über eine geschickte Defensivstruktur in eine stabile Ordnung gefunden hat; die hinten wie vorne über die Physis kommen kann, dies auch über die gesamte Spielzeit durchhält - und die den Weg nach vorne möglichst einfach gestaltet, über sehr viele (oft zu viele) lange Bälle oder wenige Stationen im Kombinationsspiel, wo es sich anbietet. 

Das ist eine gute Basis, um diese Saison anständig zu bestreiten. Doch das gelingt nur, wenn keiner nachlässt. Diesen Charaktertest hat die Mannschaft in der Regel in dieser Saison bestanden. Und das deutet für mich darauf hin, dass Borussia sich auch weiterhin um die Plätze 8 bis 10 herum halten können wird. 

Ob es für mehr reicht, hängt eher daran, wieviele Schwächen sich andere Teams erlauben. Borussia könnte da in den nächsten vier Wochen einen guten Grundstein für den Saisonendspurt legen, wenn sie konzentriert und kompromisslos zu Werke geht - und ein bisschen Spielglück dazu kommt.  

     

Saison 2024/25, Bundesliga, 16. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 0:1. 

Saison 2024/25, Bundesliga, 17. Spieltag: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 5:1. Tor für Borussia: 5:1 Fukuda.

Saison 2024/25, Bundesliga, 18. Spieltag: Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach 3:1. Tor für Borussia: 3:1 Kleindienst.

Saison 2024/25, Bundesliga, 19. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfL Bochum 3:0. Tore für Borussia: 1:0 Reitz, 2:0 Hack, 3:0 Kleindienst.

 

Saisonspende: 4 Spiele, 5 Tore und ein weiteres Zu-Null-Spiel von Moritz Nicolas. Neuer Stand: 65,50 Euro. 

Das gilt in der Saison 24/25: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für die beiden kampflosen Derbysiege gegen K*** gibt es diese Saison ein Startkapital von 20 Euro. Gehaltener Elfmeter von Jonas Omlin oder einem anderen Torwart: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 124 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.