Das war der erste Streich gegen Schalke - und was für einer.
Das 4:2 und vor allem das phasenweise hervorragende Spiel der Borussia ist eine Genuugtuung für mehrere Dinge: Es war die verdiente "Rache" für das Hinspiel, wo Schalke den VfL quasi aus dem Nichts heraus und nicht besonders verdient abschoss und zugleich Borussias Hinserien-Krise in Gang setzte, die schließlich Dieter Hecking auf den Trainersessel brachte. Das haben sie jetzt davon.
Zweitens wäre alles andere als ein deutlicher Sieg für die Gastgeber heute ein Witz gewesen (wobei wir derer schon zu viele in dieser Saisons erlebt haben).
Drittens war die
Klatsche die gerechte Strafe dafür, dass Höwedes bei der Platzwahl die
Regel des Anstands missachtete, nach der die Gastgeber in der zweiten
Halbzeit auf ihre Kurve spielen. Ätsch, hat nichts genutzt, Schalke
verlor das Spiel heute dann eben vor der Südkurve.
Und last, but not least, war es die Quittung für die foullastige blau-weiße Spielweise, der auch Schiedsrichter Gräfe heute Vorschub leistete, indem er die Vergehen der im Zweikampf häufig hilflosen Schalker zu oft ignorierte. Dann der Elfmeter, der nicht wirklich einer war: Er verdiente zu 100 Prozent das Prädikat "geschunden". Neben dieser ärgerlichen Szene, die das Spiel hätte kippen lassen können, fiel gerade der junge Kehrer über die ganze Spielzeit dadurch auf, dass er gefühlt in keinem Zweikampf ohne Foul auskam. Folgerichtig hätte er spätestens mit seiner Catchereinlage gegen Tony Jantschke nicht nur Gelb, sondern Gelb-Rot sehen müssen. Gleiches gilt für di Santo, der vor seiner dreisten Schwalbe, die Gräfe gut erkannte, schon zweimal ordentlich zugelangt hatte. So lag der Schiedsrichter zwar oft daneben, aber zum Glück nicht spielentscheidend.
Unter dem Strich steht heute ein hochverdienter Sieg, an dem es lediglich einmal mehr die Chancenverwertung zu bekritteln gäbe. Und die Phase Mitte der ersten Halbzeit, wo sich Kramer und Co zu passiv verhielten und sich mit Schalkes taktischer Umstellung schwer taten. Denn Gästetrainer Weinzierl gelang es, seinen anfänglichen Hühnerhaufen durch eine Umstellung in der Abwehr halbwegs zu stabilisieren. Vorher waren die Gladbacher Angreifer fast wie der Fuchs durch den Hühnerstall gefegt, ließen aber wieder viel zu viele Chancen ungenutzt.
Nach der Halbzeit kam die Sicherheit ins Spiel zurück, das toll herausgespielte 2:1 brach den Bann. Ab da konnten die Gelsenkirchener froh sein, dass sie nicht noch zwei oder drei Tore mehr bekamen. Diese Dominanz schlug sich am Ende nicht an der Anzeigetafel nieder, auch weil, wie gegen den HSV, erneut ein ärgerliches Gegentor fiel, das nicht gut verteidigt wurde.
Aber was soll's, es lohnt sich heute viel mehr, die hervorragenden Leistungen herauszustreichen. Da war Tony Jantschke, der heute auch nach vorne gute Akzente setzen konnte (dafür in der Defensive zwei ungewohnte Fehler hatte). Die Innenverteidiger Christensen (hatte den starken Burgstaller bis auf ein, zweimal gut im Griff) und der immer cleverer agierende Zweikampfkönig Vestergaard, laut Kicker mit einer Zweikampfquote von 100 Prozent, hielten hinten nahezu dicht.
Natürlich überzeugte der zweifache Torschütze Fabian Johnson, der die Treffsicherheit aus der vergangenen Saison wiedergefunden zu haben scheint. Und nicht nur das: Er war auch als Pressingspieler, Verteidiger und Ballschlepper ungemein wertvoll. Genauso wie Lars Stindl, der erneut ein Wahnsinnspensum abspulte. Wahnsinnig machte mich fast Raffael, der mit Ausnahme der ersten beiden Minuten mehr als eine Stunde lang ganz schwach spielte, kaum einen Ball sichern konnte und schon gar nichts Produktives zum Spiel beisteuerte. Dann aber entschied er mit einem genialen Pass vor dem 2:1 und dem von Strobl herausgearbeiteten Tor zum 4:1 das Spiel. Der Brasilianer ist einfach ein Phänomen.
Ein solches ist auch Mo Dahoud, der nach zuletzt wechselhaften Leistungen heute unglaublich gut aufspielte. 13,41 Kilometer gelaufen, 90 Prozent Passquote und 67 Prozent gewonnene Zweikämpfe, das ist außerordentlich gut, zumal sich an den reinen Zahlen ja noch nicht die Spielfreude, die Qualität der Pässe und die Geschicklichkeit in den Zweikämpfen ablesen lässt, mit der er heute glänzte.
Ein Schalker (Schöpf) lief sogar noch etwas mehr als Dahoud, aber insgesamt packte die Mannschaft von Dieter Hecking heute mit fast 125 gelaufenen Kilometern einen neuen Bestwert aus. Alle Achtung!
So kann es weitergehen. Aber wer denkt, der gleiche Gegner macht es Borussia am Donnerstag genauso leicht wie heute, wird Schiffbruch erleiden. Deshalb sollten tatsächlich im Vordergrund stehen, dass nun ein anderer Wettbewerb wartet. Und den Gegner stellt man sich am besten nicht als das Schalke von heute, sondern zum Beispiel als Nikosia, Krasnodar oder Lyon vor.
Bundesliga 2016/17, 23. Spieltag (4.3.17): Borussia
Mönchengladbach - FC Schalke 04 4:2 (Tore für Borussia: 1:0 Johnson, 2:1 Johnson, 3:1 Wendt, 4:1 Raffael)
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