2017-05-20

Gut, dass es vorbei ist

Endlich: Zeit zum Abschalten. Ich habe das Ende dieser komischen Saison schon seit einigen Wochen herbeigesehnt. Und es war fast logisch, dass in dieser Saison auch das letzte Spiel noch so laufen und so enden würde wie die gesamte Berg-und Talfahrt der Gefühle seit dem vergangenen August. 
Nur: Statt dass man erleichtert einen dicken Strich unter diese insgesamt 51 Spiele machen und einen versöhnlichen Abschluss feiern kann, bleibt jetzt ein schlechtes letztes Gefühl hängen.

Ich habe sie oft verteidigt - aber dafür muss heute vor allem die Mannschaft die Verantwortung übernehmen. Wenn man in einem Spiel, bei dem der Druck der vergangenen Wochen weg ist, so überlegen spielt. Wenn man gegen den wohl schlechtesten Gegner, der sich seit langem im Borussia Park vorgestellt hat, gut ein Dutzend Riesenchancen herauskombiniert und leichtfertig vergibt und damit am Ende doch nur ein lächerliches Unentschieden herausspringt, dann hat man viel falsch gemacht - obwohl man grundsätzlich kein schlechtes Spiel gezeigt hat.

Ich finde zwar die Pfiffe während und nach dem Spiel nach wie vor inakzeptabel. Aber die Enttäuschung auf den Rängen kann ich verstehen. Es ging mir vor dem Fernseher nicht anders. So gut die Mannschaft spielerisch ist, vor allem, wenn Raffael, Hazard und Johnson wieder mitmischen können - wenn man es dann auch gegen einen solchen Gegner nicht schafft, mehr als ein Tor vorzulegen, muss man sich Gedanken machen, woran das liegt. 
In Schönheit gestorben sind wir dieses Jahr schon viel zu oft, dieses letzte Spiel hat es nur einmal mehr gezeigt, dass es manchem Akteur an der Zielstrebigkeit fehlt, an dem auch nach außen erkennbaren Willen, das Tor zu machen und nicht noch dreimal im Strafraum Doppelpass zu spielen und den Ball ins Tor zu tragen. 

Wenn die Mannschaft das nicht ablegt, und nicht effektiver wird, wird sie immer wieder in Schwierigkeiten kommen - auch wenn dabei natürlich auf der anderen Seite auch spielerische Glanzpunkte herausspringen. 
Nur: Wenn man es immer verpasst, ein Spiel frühzeitig zu entscheiden und dadurch klar dominierte Partien noch aus der Hand gibt, setzt sich das in den Köpfen fest. Und das führt irgendwann dazu, dass man verkrampft. Die Hinrunde war ein Paradebeispiel für eine solche Entwicklung. Die Auswirkungen hat der VfL unter Dieter Hecking letztlich souverän reparieren können - mehr leider aber auch nicht.

Was die Gesamtbilanz angeht, ändert sich durch das letzte Unentschieden nichts - auch wenn es jetzt doch "nur" der 9. Platz geworden ist. Ein "Mehr" wurde über die gesamte Saison hinweg verspielt - und sicher auch nochmal in den letzten drei Spielen. Doch am Ende muss man bei allen ärgerlichen Punktverlusten sagen, dass die Teams vor dem VfL dort eben, über 34 Spiele gesehen, zurecht stehen.

Der Verein hat jetzt die Möglichkeit, sich zu sortieren, die sportlichen Baustellen durch die Abgänge von Dahoud und Christensen zu schließen und die Mannschaft für das kommende Spieljahr wieder gut aufzustellen. Dass das gelingt, daran habe ich wenig Zweifel.

Was mir Sorgen macht, ist die Lage in der Anhängerschaft. Die schlechte Stimmung, die unverschämten Pfiffe gegen einen Spieler wie Mo Dahoud, der für Borussia in den vergangenen Jahren alles gegeben hat, der Ton untereinander in Foren, sozialen Netzwerken und auf den Rängen - da gibt Borussia derzeit ein ungewohnt schwaches Bild ab. Und ich bin mir nicht sicher, wie man das wieder in den Griff bekommt. Wenn gegen die Mannschaft gepfiffen wird, weil der Ball dreimal hintenrum gespielt wird, dann zeigt das, dass die Erwartungen nicht realistisch sind. Und wenn einem der eigenen Frustabbau wichtiger ist als der Erfolg der Mannschaft, lässt es tief blicken. 

Auch weil das im Moment so ist, bin ich froh, dass die Saison endlich zu Ende ist. Ich werde auch für mich überlegen, ob ich den Takt meiner Texte so aufrecht halten werde. Ich habe jetzt gut zweieinhalb Jahre jedes Spiel in diesem Blog begleitet und auf meine Art "aufgearbeitet". Und ich spüre seit einiger Zeit, dass es mehr und mehr zu einer "Pflicht" wird, die auch einiges meiner Zeit auffrisst. Vielleicht werde ich daher künftig etwas weniger schreiben, Entwicklungen über mehrere Spiele hinweg analysieren. Wer weiß. Die Sommerpause bietet auch mir Zeit, darüber mal in Ruhe nachzudenken.  

Bundesliga 2016/17, 34. Spieltag (20.5.17): Borussia Mönchengladbach - SV Darmstadt 98 2:2 (Tore für Borussia: 1:0 Hazard, 2:1 Raffael)

2 Kommentare:

  1. Lieber wortarbeiter,

    wieder Mal ein passender Bericht. Und ja, die Pfiffe bei der Auswechslung von Dahoud und zum Ende, peinlich - wobei viele in der Süd ganz demonstrativ gegen die Pfiffe angeklatscht haben! Gut! Wir müssen glaub ich alle diese Saison verarbeiten ... das war schon arg. Allerdings sind wir nicht knapp nicht abgestiegen, sondern sind 9. (einstelliger Tap'platz - würg) geworden und hatten bis zum Schluss die Chance auf Europa. Warum die Mannschaft es in den letzten 3 Spielen nicht besser hin bekommen hat? - ist total ärgerlich - aber vielleicht ist das einfach Fussball - man weiß nie wie das Spiel ausgeht.

    Verloren haben wir Fans an dieser Saison. Anstelle ein vereinigt Volk von Brüdern unter der Raute, Zwist, Groll und Kindergarten in der Nord, Anspruchskake und Eventfans auf den Rängen. Aber mal ganz ehrlich, als starke Gemeinschaft müßten wir das aushalten und wenn einer in meinem Umfeld pfeifft wird er angesprochen, und wenn einer zum 8.Mal durch die Reihe will für Essen+Trinken+Klo kriegt er 'nen Text ans Ohr, dass er lieber am TV bleiben soll oder es jetzt mal gut ist. Also miteinander diskutieren, reden statt pfeifen und maulen. Denn wir sind Borussia!

    Liebe Ultras, diskutiert alles aus und seit nächste Saison wieder vereint in der Nord - Borussia braucht alle!

    Ach ja, wortarbeiter, bitte schreib weiter - mir würde da sonst was fehlen :-)

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  2. Es ist schön das es noch einem missfällt wen Spieler ausgepfiffen werden ich finde das unmöglich war bei Mats Hummels das selbe als er zu Bayern gewechselt ist. Ich finde das jeder Spieler selber entscheiden sollte wo er spielen will und wo er sich wohl fühlt. Und ich kann einen so positiven Fall wie bei Hummels nur unterstützen weil er sich bei seiner Familie in München wohlfühlen wird. Jeder hat seine Gründe und diese sollte man nicht mit Pfiffen quittieren .

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