2019-01-20

Tüchtiges Glück

Huiuiuiuiuiui.... War das knapp und zugleich so wichtig zum Auftakt der Rückrunde. 

Ich habe mich in der Pause diesmal nicht zu meinem Eindruck aus der Vorbereitung geäußert, weil ich a) die beiden Spiele im Trainingslager nicht gesehen habe und b) die Erkenntnisse aus dem Telekom-Cup ziemlich überschaubar waren. Zumindest ließen diese beiden Halbzeiten aber vermuten, dass die Mannschaft nicht völlig von der Rolle sein würde, wenn es wieder um Punkte geht. Und so war es heute auch.

Drei wichtige Auswärtspunkte im Sack, und das gegen einen Gegner, der in der Restsaison noch zum Konkurrenten um Europa-Startplätze werden kann. Da gibt es erstmal nichts zu meckern. Dass das Spiel zu Null ausging, war ebenfalls ein sehr guter Fingerzeig für die Rückrunde. Es glich aber schon einem Wunder. Das Spiel heute hätte mit nur etwas konsequenteren Pillen-Akteuren genauso bitter enden können wie die DFB-Pokal-Pleite im Herbst. Das muss man einfach so sagen. In der ersten Halbzeit vielleicht noch nicht, da kamen die gefährlichen Aktionen der Hausherren fast ausnahmslos durch Distanzschüsse zustande, mit denen Yann Sommer kaum Probleme hatte. 
In der zweiten Hälfte aber gab es so viele Strafraumszenen in der Gladbacher Hälfte, dass es wirklich verwunderlich war, dass nicht doch ein Ball irgendwie in Netz fiel - oder ein Spieler strafwürdig zu Fall gebracht wurde, worauf es die Bosz-Schützlinge das eine oder andere Mal auch anlegten. 

Leverkusen war über 90 Minuten nicht nur die Mannschaft mit der Masse an besten Torchancen, sie hatten deutlich mehr Ballbesitz, waren viel laufstärker, zweikampfstärker und auch sonst in allen Statistiken vorn. Doch das berühmte Tor mehr, das machte Borussia. Und das ist es, was mir heute das gute Gefühl vermittelte, dass die Mannschaft der Hinrundenplatzierung vielleicht sogar über die gesamte Saison gerecht werden könnte. 
Wir wissen alle, dass das in den vergangenen Jahren oft das Manko war. Überlegen geführte Spiele gingen ähnlich unglücklich verloren (übrigens auch gegen diesen Gegner) wie es die Bayer-Akteure heute mal selbst erlebten. Und wie oft hielt Borussias Defensive in den entscheidenden Momenten gegen stark aufspielende Mannschaften nicht stand.

Das scheint diese Saison anders zu sein. Auch in knappen Spielen wird oft gepunktet, die unnötigen Punktverluste halten sich in Grenzen. Das ist sehr beruhigend - aber erst nach dem Abpfiff. Bis dahin kostet es unglaublich Nerven. Deshalb ist mein einziger Kritikpunkt heute, dass die zwei, drei richtig guten Kontermöglichkeiten nicht zum beruhigenderen 2:0 genutzt wurden, sodass wir bis zum letzten Moment um den Sieg zittern mussten.

Ansonsten habe ich, was Einstellung und kämpferische Leistung betrifft, eine tadellose Vorstellung gesehen - herausragend dabei für mich heute wieder Kapitän Stindl und Jonas Hofmann, die nicht nur gewohnt viel liefen, sondern auch immer wieder Bälle gewannen. Im Spiel nach vorne ging es in der ersten Halbzeit meist noch zu langsam. Wenn die Pässe aber konzentriert gespielt wurden, sah das Kombinationsspiel schon wieder ziemlich gut aus. Probleme machten sich die Borussen selbst dann, wenn sie einen auf "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei" machten oder schlampige Anspiele fabrizierten. Das führte mehrmals zu gefährlichen Ballverlusten (Hazard, Hofmann, Plea) und Kontern der Gastgeber.

Zum Glück war die Hintermannschaft heute fast immer rechtzeitig zur Stelle, und wenn nicht, kam der erneut eiskalte Goalie Yann Sommer ins Spiel. Besonders herausheben muss man in der Abwehr sicher Oscar Wendt, der sich gegen Bailey und Bellarabi bärenstark behauptete und Nico Elvedi, der hinten bombensicher stand und zudem nach vorne einige sehr gute Pässe in die Schnittstelle auf Hofmann oder Stindl spielte. Ganz stark. 
Matze Ginter und Michael Lang spielten natürlich auch nicht schlecht, aber ganz so gut wie ihre Partner auf links kamen sie nicht zurecht, vor allem in der zweiten Hälfte nicht. 
Tobias Strobl hatte wenig Möglichkeiten zu glänzen, weil er vor allem gefordert war, aufziehendes Unheil vom VfL-Tor wegzuhalten. Stark in der Defensive, nach vorne nicht so spielbestimmend wie sonst. Gut, dass ihm in der Schlussphase Chris Kramer zur Seite gestellt wurde, um die Lücken zu schließen. Denis Zakaria fand ich defensiv heute sehr ansprechend und auch in den Zweikämpfen deutlich verbessert. Nach vorne zeigte er auch einige Male seine Geschicklichkeit. Dennoch würde ich einem ausgeruhten Florian Neuhaus auf der Position neben Hofmann weiterhin den Vorzug geben, weil er einfach ein besseres Auge für den Mitspieler hat.
Stindl habe ich schon gelobt, Thorgan Hazard war wieder fleißig wie immer, wollte bei seinen Aktionen aber oft wieder mit dem Kopf durch die Wand und fand dann seinen Meister in den Bayer-Abwehrspielern. Und zu Alassane Plea muss man wohl nichts weiter sagen. Viel unter dem Radar unterwegs, nur einmal im Blickpunkt - und dann genetzt. Mehr braucht es nicht für einen Stürmer.

So kann es weitergehen. Dass da heute wieder eine "Bestbesetzung" auf dem Platz stand, war klar zu erkennen, vor allem im Vergleich zu den letzten Spielen vor der Winterpause. Und wenn die Spieler auch von heute mitnehmen, dass es jedesmal aufs Neue ein harter Kampf wird, dann muss es gegen Augsburg nächste Woche auch nicht unbedingt ein Zittern bis zum Schluss werden. 
Der Grundstein für eine Fortsetzung des Höhenfluges ist jedenfalls mit dem heutigen Erfolg gelegt. Mit tüchtigem Glück zwar - aber wie Sieg zustande kam, interessiert morgen schon keinen mehr.      

Bundesliga 2018/19, 18. Spieltag: Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach 0:1 (Tor für Borussia: 0:1 Plea)

1 Kommentar:

  1. Joachim Koch1/20/2019 5:47 PM

    Wohltuend kurzer, knapper und absolut zutreffender Blog! Weiter so !! Weniger ist definitiv mehr !!!

    Wobei meiner Meinung nach die Leistung von Oskar mit spielentscheidend war. Wenn der alte Mann gegen Bailey und Bellarabi mal wieder wie so oft ins Klo gegriffen hätte ...

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