2022-02-12

Ein Stück weit befreiend

Tief durchatmen - das war wichtig! Endlich mal wieder ein Sieg, der etwas Luft im Abstiegskampf verschafft. Drei verdiente Punkte gegen den Tabellennachbarn Augsburg vor einer mal wieder vernehmbaren Kulisse tun allen wirklich gut, auch wenn es dann doch nicht ohne eine Portion unnötiger Spannung am Ende ging.
Das ist einerseits egal, weil nur die drei Punkte zählen und natürlich auch die gute Leistung. Andererseits zeigte auch dieses Spiel wieder deutlich auf, was für eine sorgenfreiere Restrunde fehlt.

Heute kann ich mich dennoch recht kurz halten. Das Spiel war eine gute Fortsetzung der mutigen Partie in Bielefeld, es lief allerdings auch vom Spielverlauf  deutlich günstiger als vor einer Woche. Weil der Gegner eben nicht mit dem ersten Torschuss in Führung ging. Weil das 2:0 nicht einmal eine Minute nach der Pause zum denkbar besten Zeitpunkt fiel. Ein Augsburger Ausgleich statt dem 1:2-Anschlusstreffer nach nicht einmal einer Stunde hätte ein ganz anderes Spiel draus machen können, nämlich eins, bei dem Augsburg hätte passiver bleiben und auf Konter lauern können. 

Spielerisch war es - mit dem Ball - eine weitere Steigerung um den wieder wie befreit aufspielenden und kämpfenden Alassane Plea - zudem eine Steigerung auch individuell, speziell von Spielern wie Bensebaini oder Lainer. Belohnt wurde das durch drei blitzsauber herausgespielte Tore, bei denen vor allem endlich auch die Besetzung der Räume im gegnerischen Strafraum stimmte. Auch abgesehen von den Toren sah das auf dem Weg nach vorn erheblich besser aus, doch es dauerte eine halbe Stunde, bis die Borussen mit dme 1:0 auch einen Weg gefunden hatten, die tiefstehende Defensive der Puppenkistler mal etwas auseinanderzuziehen. Die ersten Versuche endeten regelmäßig in der vielbeinigen Abwehr an der Strafraumgrenze. Und wieder gelang bis dahin kein Schuss, der auf das Tor geflogen wäre - auch wenn Flo Neuhaus mit seinem überlegten Flachschuss ans Außennetz zumindest nah dran war. 

Oft stehen sich die Spieler (auch mit einer Führung im Rücken) aber auch noch selbst im Weg, wenn es darum geht, einen vielleicht vorentscheidenden Treffer nachzulegen. Der tödliche Pass kommt nicht, es wird zu lange damit gewartet - oder aus guter Position verzogen, wie in der ersten Hälfte bei den Chancen von Hofmann und Embolo. Dennoch liegen Welten zwischen den letzten beiden Spielen und vielen verlorenen davor; vom Einsatz natürlich, aber auch, was den Zug nach vorne angeht. Es wird endlich wieder schneller, direkter, vertikaler, mutiger gespielt. Das Selbstbewusstsein, dies wieder öfter zu wagen, zu versuchen, sich den Gegner mit durchdachten, scharfen Kombinationen "zurechtzulegen", das kommt natürlich mit den Erfolgserlebnissen - den eigenen Toren.

Ein 4:1 oder 5:1 wäre heute sicher insgesamt möglich und aufgrund der spielerischen Dominanz auch nicht unverdient gewesen. Aber: Das Spiel ging dann doch nur 3:2 aus. Und das zeigt auch die Schwachstellen auf. Gerade mancher lange Ball des ansonsten wieder tadellosen Keeper Sommer kommt nicht ideal, und wenn im Mittelfeld zweite Bälle verloren werden, geht es oft blitzschnell bis in den Gladbacher Strafraum, und leider muss man bei jedem Angriff der über Außen kommt und mit einer Flanke endet, Befürchtungen haben. Das 3:2 in der Nahcspielzeit habe ich vor dem Fernseher schon einige Sekunden vorher "angekündigt". Das war kein Hexenwerk, weil es ein so typischer Angriff war, und der VfL mit seinen 40 Gegentoren schon so oft in dieser Saion solche Angriffe nicht vernünftig verteidigen konnte. 

Ich kann gar nicht mal sagen, woran es jeweils im Einzelnen hapert. Aber dass immer wieder Gegner frei zum Abschluss kommen, bei fast jeder Flanke ein Gegner zuerst dran kommt, das ist überdeutlich.
Die Dreierkettenmitglieder Ginter, Friedrich und Elvedi suchen immer wider die richtige Abstimmung. Und ehrlich gesagt haben sie zum Teil auch immer noch mit eigenen Formschwankungen zu tun. Alle werfen sich rein, das ist zu sehen. Aber was Elvedi und Ginter teilweise für leichte Fehler machen, das ist ungewöhnlich und scheint dann doch auch ein wenig mit dem Kopf zu tun zu haben. 

Aber so negativ muss mein Bericht nicht enden. Es war heute ein nicht mehr nur erkämpfter Erfolg, er hatte eine spielerische Basis. Ich denke, dass man sich bei Borussia von diesem kleinen Befreiungsschlag dennoch nicht zu sehr blenden lässt und auch auf dem Schirm hat, dass auch das Spiel heute wohl unbefriedigend zu Ende gegangen wäre, wenn Plea und Co. nicht dreimal eingenetzt hätten. Denn für zwei Gegentore ist die Mannschaft - leider - auch gegen solche Gegner derzeit immer "gut".

Nun wäre es wichtig, diese Woche effektiv zu nutzen, um solche einfachen Fehler gegen den Ball zu minimieren. Der nächste Gegner, die ungeliebte Namenscousine, bietet jedenfalls wohl die Chance, dass das spielerische Element der wahren Borussia mehr Räume bekommt als in den beiden vorhergehenden Spielen. Den Kampf darf man darüber selbstverständlich nicht vernachlässigen. Aber ich bin recht zuversichtlich, dass das inzwischen bei allen Spielern angekommen ist. 

Zum Schiedsrichter: Dr. Martin Thomsen musste für den verletzten Tobias Welz kurzfristig einspringen. Kann man das als Entschuldigung für eine weitgehend linienlose Leistung nehmen? Keine Ahnung. Es war natürlich auch heute nichts Spielentscheidendes dabei. Aber wieso grobe Fouls, Rempeleien und Ballwegschlagen (und nicht zwingend gelbwürdige Aktionen) zwar oft auf Gladbacher Seite zu Verwarnungen führen, aber nicht beim Gegner, das will mir nicht in den Kopf. 

Das zieht sich durch die Saison, heute war es mal wieder besonders krass, weil Plea für einen Wischer mit ausgestreckten Armen sofort Gelb sah, aber etwa Hahn für seine dumme Klammeraktion gegen Yann Sommer, Dorsch für taktische Fouls und Ballwegschlagen sowie Gouweleeuw für eine rücksichtslose Grätsche gegen Herrmann eben nicht. Ja, ich weiß, dass der Augsburger zunächst den Ball gespielt hat, aber ich weiß nicht mehr, wie viele vergleichbare Gelbe Karten gegen Gladbach ich schon gesehen habe - trotz "Ball gespielt" - es waren jedenfalls eine Menge.
Und das alles, obwohl der Schiri ja jeweils nach einer solchen Aktion eines Gästeakteurs wie von der Tarantel gestochen auf denjenigen zusprintete, um mit ihm zu schimpfen, aber dann doch die angemessene Gelbe Karte stecken ließ. Man kann sagen, das ist am Ende eines gewonnenen Spiels nicht schlimm, aber da die gesammelten Verwarnungen irgendwann zu Sperren führen, ist es nicht gerecht, wenn sich wie heute eine Mannschaft förmlich alles erlauben konnte, und die andere nicht. 

Davon abgesehen verstehe ich es auch aus Schiedsrichtersicht nicht, denn ich mache mich doch vor den Spielern beider Teams völlig unglaubwürdig, wenn sich zweierlei Maß anwende. Dass auch Thomsens Assistenten heute keinen guten Tag hatten, war bei einer Reihe falscher Aus- und Einwurfentscheidungen zu begutachten. Aber gut, das soll meine Freude über den Sieg dann auch nicht trüben. Wir haben schon Schlimmeres erlebt.  

Bundesliga, 22. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg 3:2. Tore für Borussia: 1:0 Koné, 2:0 Hofmann, 3:1 Bensebaini.

Saisonspende: Drei Euro für drei wunderschön herausgespielte Tore führen (endlich) zur dreistelligen Punktlandung beim Spendenstand. Der beträgt jetzt 100 Euro.

Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

1 Kommentar:

  1. Ein wichtiger Sieg im Abstiegskampf und wir freuen uns über 3 Punkte. Aber selbst eine 3:1 Führung kurz vor Schluß zu Hause gegen Augsburg wird noch zur Zitterei. Wenn wir es nicht endlich schaffen anständig zu verteidigen und Tore zu verhindern, wird es das auch so bis zum Ende der Saison bleiben. Die Raute im Herzen!

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