Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!
Was ist hier eigentlich los? Borussia gewinnt das erste Derby seit Jahren - und das recht souverän! Gewinnt dann auch noch das vierte Pflichtspiel hintereinander und das dritte Bundesligaspiel in Folge! Und ist, was Stabilität und Kontrolle des Gegners angeht, Welten von dem entfernt, was die vorherigen Trainer über mehrere Jahre in dieser Hinsicht erreicht haben.
Der gerade nach den ersten Spielen doch unerwartet klar durchschlagende Polanski-Effekt hat eine Mannschaft wachgeküsst, der man eigentlich schon das wenig schmeichelhafte Prädikat untrainierbar verleihen wollte.
Man kommt als geübter Beobachter von Borussia Mönchengladbach aus dem Staunen fast nicht mehr heraus.
Phoenix Florian Neuhaus hat, nach immer tieferen Tiefpunkten in den vergangenen Jahren, seit dem Sommer in einem flexiblen und derzeit außergewöhnlich gut eingespielten Mittelfeld mit Yannick Engelhardt und Rocco Reitz seine Form aus den Zeiten wiedergefunden, als sein Marktwert satt zweistellig war.
Und wie? Ich habe keine Ahnung. Möglicherweise hat er dem Teufel seine Seele oder die Trikotsammlung von seinem Freund Chris Kramer verkauft. Anders ist eine solche Wiedergeburt als Träger der legendären Nummer 10 bei Borussia fast nicht erklärbar.
Alles, was Roland Virkus noch an Verstärkungen nach Gladbach gebracht hatte, und was von vielen als von "Na ja" bis "Um Gottes Willen!" eher skeptisch wahrgenommen wurde, funktioniert derzeit so einfach wie selbstverständlich. Ein Zeichen, dass doch nicht alles im Verein amateurhaft geworden war? Ein Zeichen, dass intern im Team einiges gerade- und zusammengerückt sein muss. Und auch ein Zeichen, wieviel im Fußball am Ende von kleinen Zufällen, "dem Momentum", zurechtgerückten Köpfen und aufgepäppeltem Selbstbewusstsein abhängt.
Natürlich, zu so einem Aufstehen aus dem Ringstaub nach dem ersten Anzählen gehören auch einige richtig fallende Würfel. Günstige Spielverläufe mit Elfmetern zu richtigen Zeit, Spiel- und ein bisschen Schiedsrichterglück, ein passender Spielplan, der zum richtigen Zeitpunkt auch die Gegner vor die Füße spülte, die man auch bei eigener Unpässlichkeit auf Augenhöhe einordnen kann (und sowieso schlagen muss, um in der Liga zu bleiben). Die aber auch jeweils an diesen Tagen gegen die in vielen Bereichen verbesserten Borussen einfach nicht mehr zuzusetzen hatten und somit verdient besiegt wurden.
Doch es gehört natürlich mehr dazu als glückliche Umstände.
Etwa eine Mannschaft, die auf dem Rasen Leidenschaft am engen und konsequenten Verteidigen entdeckt hat, die Geduld im Spiel genauso beherrscht wie das gierige Losgaloppieren Richtung gegnerisches Tor, wenn der Ball nach gewonnenen Zweikämpfen in die eigenen Reihen wechselt. Das mitanzusehen macht gerade sehr viel Spaß.
Den Hauptanteil an dem Aufschwung hat sicher ein cleverer Trainer, der seine Spieler (wahrscheinlich nicht erst seit einigen Wochen) gut beobachtet hat, zum Teil auch schon gut kennt und der mit seinem Staff offensichtlich die richtigen Schlüsse gezogen hat. Und der echtes Vertrauen schenkt, wie es scheint.
Der nicht jammert, wenn ihm aus der neu gefundenen und so stabilisierten Dreierkette wieder ein Stück rausbricht, wie vor dem Heidenheim-Spiel Philipp Sander. Der mutige Entscheidungen trifft. Und zumindest für heute dann zum Beispiel einen Joe Scally so stark einstellen konnte, dass der auf typische Joe-Scally-Fehler verzichtete und eins seiner besten Spiele ablieferte.
Es lässt sich anders gar nicht sagen. Eugen Polanski hat aus Borussia wieder einen ernstzunehmenden Bundesligisten gemacht. Und aus verunsicherten und sehr formschwankenden Spielern ein Kollektiv, das zusammen atmet und wächst, das füreinander rennt und beißt.
Nicht mehr, nicht weniger. Bei aller Freude: Noch immer sind wir dem Abstiegsbereich noch zu nahe, um aufatmen oder schon andere Träume zulassen zu dürfen.
Aber mit dieser Siegesserie ist auch mehr als eine Wiederbelebung einer ziemlich toten Mannschaft geglückt. Der Patient ist auf einem guten Weg der Heilung. Der Glaube daran, das alles wieder in den Griff zu bekommen, was in den letzten Jahren Stück für Stück dahin ging, der ist wieder spürbar. Überall, im Verein, auf dem Platz, auf den Rängen. Und der Hunger auf Erfolgserlebnisse auch.
Darauf lässt sich prima aufbauen - wenn der Fokus so streng wie im Moment nur von Aufgabe zu Aufgabe beibehalten wird. Denn: Die ersten Pflichtsiege in der prekären Situation sind zwar eingefahren. Doch ob die Spielkontrolle auch gegen höher einzuschätzende Gegner funktioniert, muss sich zeigen. Wie nächste Woche in der Partie gegen das leider diese Saison gut performende Konstrukt, mit der übrigens die unglaublichen Freitagswochen eingeläutet werden. Drei von vier Spielen bis zur Winterpause finden freitagabends statt. DFL - hast du eigentlich noch alle Tassen im Schrank?
Egal, ich freue mich jedenfalls wieder auf die nächsten Spiele meiner Mannschaft. Das war in der jüngeren Vergangenheit längst nicht immer so. Gibt es ein besseres Kompliment für Team und Trainer?
Bundesliga, 10. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - 1. FC K*** 3:1. Tore für Borussia: 1:0 Sander, 2:0 Diks (HEM), 3:0 Tabakovic.
Bundesliga, 11. Spieltag: FC Heidenheim - Borussia Mönchengladbach 0:3. Tore 0:1 Diks (FEM), 0:2 Tabakovic, 0:3 Machino.
Saisonspende: 6 Tore aus zwei Spielen, ein weiteres zu
Null von Mo Nicolas und die 10 Euro für den Derbysieg erhöhen die Spendensumme auf glatte 40 Euro. Ein schöner Sprung nach vorn.
Das
gilt in der Saison 25/26: Für jedes erzielte Tor von Borussia in
Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für Derbysiege gegen K***
gibt es 10 Euro.
Gehaltener Elfmeter: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2
Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder
Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 20 Euro. Einstelliger
Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am
Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 125 Euro. DFB-Pokalsieg: 50
Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
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