Das war wohl eine der wichtigsten Wochen in diesem Jahr für Borussia. Drei wegweisende Spiele in 7 Tagen, mit glücklicherweise am Ende zwei bestandenen Bewährungsproben.
Am Ende lässt sich sagen: Ja, das Ausscheiden aus dem Pokal ist so unnötig wie ärgerlich, sportlich und finanziell. Aber es ist verkraftbar, wenn die Konzentration in der Liga so konserviert werden kann wie in den anderen beiden Spielen. Ich bin fein damit, dieses Aus als kleineres Übel zu akzeptieren, denn es ist nicht selbstverständlich, dass der VfL so erfolgreich ist, wie er in der Liga zuletzt aufgetreten ist.
Gegen den Tabellenzweiten aus Leipzig fand Borussia zwar nur selten gute Lösungen nach vorn, viele Ungenauigkeiten im Spiel und unter Druck viele überhastete Befreiungsschläge verhinderten vielleicht sogar einen Überraschungserfolg. Doch das hatte keine negativen Auswirkungen.
Leipzig hatte zwar wie Mainz am gestrigen Abend zwei, drei wirklich hochkarätige Chancen, die das Spiel in die andere Richtung hätten kippen lassen können. Beide Gegner ließen sie aber liegen oder scheiterten an Moritz Nicolas. Und so blieben es defensiv über jeweils 90 Minuten reife Leistungen, trotz diverser personeller Ausfälle, die sich nach dem Leipzig-Spiel nochmals verschärften.
Unter dem Strich stehen ein erkämpfter Punkt gegen eine spielerisch deutlich überlegene Spitzenmannschaft und ein trotz des glücklichen Zustandekommens des Tores verdienter Auswärtssieg beim Tabellenletzten, ein Sieg, der in der aktuellen Situation buchstäblich doppelt zählt. Denn einen direkten Konkurrenten hinter sich zu distanzieren, das ist etwas, was Borussia auch in besseren Zeiten nur selten (oder wenig überzeugend) gelang.
Das alles spricht dafür, dass die Mannschaft im Moment fast optimal abrufen kann, was sie zu leisten in der Lage ist - trotz einiger widriger Umstände. Denn auch trotz der tadellosen Bilanz aus den letzten 5 Bundesligaspielen mit 4 Siegen und einem Remis, 4 mal zu Null bei einem Torverhältnis von 11:1 (und das einzige Gegentor durch den lächerlichen Elfmeter beim 3:1 im Derby), muss man festhalten, dass aus Borussia nicht über Nacht auf wundersame Weise eine Topmannschaft geworden ist - nur eine außerordentlich erfolgreiche.
Jeder Punkt musste hart erkämpft werden, das Spielglück ist (noch) oft auf unserer Seite, das hilft natürlich. Aber Ausfälle in der Startelf sind nicht gleichwertig ersetzbar. Und es gibt keine Garantie, das knappe Spiele auch weiterhin zugunsten von Borussia ausgehen. In wenigen Wochen könnte es genauso auch wieder sieglose Phasen geben.
Eine wichtige Rolle spielt dabei sicher die personelle Lage. In Mainz fehlten in Kleindienst und Hack plötzlich auch wieder die, auf deren Genesung man so lange schon gehofft hatte. Dazu Honorat, Sander, Neuhaus, das ist zu viel, um auf dem Feld eine dominantere Rolle spielen zu können. Dass auf der Bank in Swider, Mohja und Herrmann drei Jugendspieler saßen, und Eugen Polanski nur drei seiner fünf möglichen Wechseloptionen nutzte, sagt viel aus.
Zum Glück kam wenigstens Jens Castrop zurück und fügte sich auch ohne grobe Fouls mit einem beherzten Auftritt nahtlos wieder ein. Und Giovanni Reyna zeigte neben dem übrragenden Rocco Reitz sein bisher vielleicht bestes Spiel, war auch defensiv erheblich verbessert. Es reicht bei ihm aber immer noch nicht für ein ganzes Spiel, auch das muss berücksichtigt werden, zumal Stöger als Einwechseloption seine Rolle einfach nicht zu finden scheint.
Und das nächste Loch wartet schon. Durch die 5. Verwarnung (nach einem dummen Ballhochwurf) nahm ihn Schiri Benjamin Brand für die Partie gegen Wolfsburg aus dem Spiel. Es wird also nicht einfacher, aber Eugen Polanski und die Borussia klagen auch nicht darüber. Sie nehmen es an und machen das Beste daraus. Und das zu beobachten, macht Spaß.
Mit den Erfolgserlebnissen der vergangenen Wochen im Rücken lässt sich auch die Heimsuchung durch VAR-Entscheidungen - oder sagen wir durch unausgegorene bis absurde Regeln - besser verkraften. Ein nur mikroskopisch nachweisbares Abseitstor kostete gegen Leipzig ein sehenswertes Führungstor, das erste Mainzer Abseitstor setzte den absurden Verwirrungen, die die Handregel bereithält, dann gestern die Krone auf.
Ich würde es sicher nicht so entspannt sehen, hätte Borussia dieses Spiel aufgrund dieser Entscheidung verloren. Es ist dennoch an Widersinnigkeit nicht zu überbieten, dass ein lupenreines selbstverschuldetes Mainzer Eigentor annulliert wird, weil der Ball des Mainzer Spielers kurz vor der Torlinie noch leicht den Finger des Gladbachers Yannik Engelhardt berührt hatte.
Nur kurz: Ich halte die Entscheidung für regelwidrig, auch wenn die Handregel inzwischen jedes Handspiel des Schützen bei einer Torerzielung verbietet. So heißt es jedenfalls immer.
Das ist der Wortlaut der Regel:
"Ein Vergehen liegt vor, wenn ein Spieler
(...) ins gegnerische Tor trifft:
• direkt mit der Hand/dem Arm (auch wenn dies versehentlich geschieht)
(gilt auch für den Torhüter),
• unmittelbar nachdem er den Ball mit der Hand/dem Arm berührt hat
(auch wenn dies versehentlich geschieht)."
Diese Formulierung geht ausschließlich von einer bewussten oder zufälligen Torerzielung durch den Angreifer aus ("ins gegnerische Tor trifft"). Beide Fälle sind nicht auf das Tor in Mainz anwendbar.
Die Regel ist nicht für Eigentore präzisiert ("gegnerische Tor"). In der Szene handelt sich aber ungeachtet des leichten Berührens an der Engelhardtschen Hand um ein Eigentor ohne Fremdeinwirkung - und nicht den Versuch des Stürmers, ein Tor zu erzielen. Engelhardt hat dieses Tor nicht erzielt, er hat es auch nicht versucht. Deshalb hat er den Ball nicht absichtlich oder unabsichtlich direkt ins Tor befördert. Er hat ihn auch nicht nach einer Handberührung ins Tor befördert. Nichts davon trifft zu. Der Ball geht ohne sein Zutun ins Tor.
Davon abgesehen, dass jedem Fußballer einleuchtet, wie absurd es ist, dieses Tor zurückzunehmen, besteht Regelungsbedarf, auch wenn dieses Beispiel natürlich sehr ungewöhnlich ist. Das ließe sich textlich ergänzen und präzisieren (z.B. sinngemäß: im Zuge einer Torerzielung ist jedes Handspiel zu ahnden, auch bei Eigentor).
Es hätte umgekehrt so eigentlich aber nicht zum Nachteil des Stürmers aberkannt werden dürfen. Da wir aber wissen, wie Schiedsrichter arbeiten, überrascht uns aber auch die Antwort von Benjamin Brand nicht: "Regel ist Regel". Nur: Manchmal eben auch nicht.
Die beste Nachricht für alle Beteiligten war, dass Borussia das am Ende für sich und den Schiedsrichter verträglich selbst noch regeln konnte. Ein wichtiger weiterer kleiner Sieg auf dem richtigen Weg zurück in die Normalität.
Bundesliga, 12. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - RB Konstrukt Leipzig 0:0.
DfB-Pokal, Achtelfinale: Borussia Mönchengladbach - FC St. Pauli 1:2. Tor für Borussia: 1:1 Tabakovic.
Bundesliga, 13. Spieltag: FSV Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach 0:1. Tor für Borussia: 0:1 Eigentor da Costa (Tabakovic).
Saisonspende: Nur zwei Tore aus drei Spielen, aber zwei weiße Westen für Moritz Nicolas und wichtige Punkte im Abstiegskampf. Macht unter dem Strich 46 Euro (+6). Das gilt in der Saison 25/26: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für Derbysiege gegen K*** gibt es 10 Euro. Gehaltener Elfmeter: 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 2 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund, Leverkusen oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 20 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 30 Euro. Deutsche Meisterschaft: 125 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
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