Danke, Borussia, für einen einzigartigen Abend mit einer einzigartigen Genugtuung! Drei-zu-Null in der Arroganz-Arena. Und nicht einmal mit großem Zittern hintenraus. Das war großes Kino, wenn auch sicher nicht so einfach wiederholbar. Aber das ist heute auch egal.
Klar, ich weiß, dass sich der FC Bayern München derzeit nicht auf dem Zenit seines Leistungsvermögens befindet. Und dass der VfL selbst dann noch nicht in der Lage ist, die Münchner nach allen Regeln der Kunst spielerisch auseinanderzunehmen und sie zu dominieren.
Aber: Dieter Hecking und seine Mannschaft haben heute nicht nur ein Mittel gehabt, mit dem man einen solchen Gegner besiegen kann - sie haben es auch über 90 Minuten konsequent umgesetzt. Wo letzte Saison nach 30 grandiosen Minuten und einer 1:0-Führung der komplette Zusammenbruch und ein 1:5 folgte, wo in den Jahren zuvor viel zu oft die Einigel-Taktik gegen den Dauerdruck der Roten daneben ging - da war Gladbach heute die Mannschaft, die (vielleicht mit Ausnahme der ersten 12 Minuten) bestimmt hat, welches Spiel gespielt wird.
Interessanterweise war es eins, das beide Teams einiger ihrer Stärken beraubte - so sind zum Beispiel weder Plea (links) noch Hazard (rechts) auf den Flügeln besser aufgehoben als auf ihren angestammten Positionen. Auch Hofmann musste zwischenzeitlich auf dem Flügel aushelfen, wo er lange nicht so effektiv ist. Doch der Gegner hatte mehr zu knapsen. Dass die Bayern-Stürmer so oft im Abseits standen, zeigt beispielhaft, was dort heute alles nicht gepasst hat.
Aber die Heckingsche Rechnung ging vor allem auf, weil der VfL heute so ziemlich alles richtig gemacht hat, woran es letzte Saison noch gehapert hat: eine nahezu perfekte Chancenverwertung, eine engmaschige Defensive, die das ganze Spiel über zusammenhielt, keinerlei Räume für Konter, keine unnötigen Fouls in gefährlichen Räumen und schließlich einen Torwart in Weltklasseform, der spielend abräumte, was dann doch noch durch kam.
Und womit wohl keiner - ich auch nicht - gerechnet hätte, war, dass es ausgerechnet das verflixte "Mauerspiel" war, was Kramer und Co. nun so perfekt imitieren konnten. Ausgerechnet die Taktik, an der die Mannschaft selbst schon so oft gegen die diversen Augsburgs der Liga verzweifelt und gescheitert ist. Letzte Saison wurde deutlich, dass der VfL diese Flexibilität (und oft genug das Personal) nicht hatte, sich auf andere Gegner besser einzustellen. Das war nicht schön, aber notwendig.
Und es ist ein wichtiges Signal. Denn dieser Saisonstart hat uns gezeigt: Wir können jetzt auch anders. Und das macht Borussia gefährlich, für jeden Gegner, auch für die, die uns stets überlegen zu sein scheinen oder die glaubten, unsere Spiel-DNA entschlüsselt zu haben. Das Schöne ist: Das alles lief bis heute noch ohne nennenswerten Einsatz von Stindl und Raffael. Von der Bank kann Hecking jederzeit eine neue Waffe bringen, die das Spiel verändert - sei es Johnson oder Traoré, Herrmann oder Zakaria. Drmic oder gar Villalba wären, wenn sie fit wären, weitere Spielertypen, die derzeit noch nicht auf dem Plast stehen. Es hat sich einiges verändert zur Vorsaison. Und das zahlt sich jetzt schon aus.
Es erübrigt sich, heute einen Spieler aus dieser hervorragenden Einheit herauszuheben. Dennoch muss man den Hut davor ziehen, wie der Capitano Lars Stindl zurückgekommen ist, wie Feinfüße wie Hazard und Plea heute defensiv gerackert haben. Wie ein Jonas Hofmann 13,63 Kilometer aus sich rausholt, wie trocken und präzise Plea vom Strafraum aus abschließt, welche Cleverness ein Florian Neuhaus und später ein Denis Zakaria an den Tag legen. Und wie souverän die Abwehrrecken und der Sechser Chris Kramer bei den anrollenden Angriffen der Bayern immer wieder die Übersicht behalten haben. Yann Sommer hatte ich ja schon erwähnt.
Nun, nachdem ein Fünftel der Saion rum ist, lässt sich - vorsichtig - sagen, dass Borussia in dieser Saison für etwas mehr gut ist als in der Vorsaison. Aber es gibt keinen Grund, abzuheben. Ein Spiel wie heute ist zum Genießen, vor allem, weil es drei nicht eingeplante Punkte bringt. Doch es ist keine Blaupause für künftige Kräftemessen mit den Bayern, genausowenig wie es ein Rezept gegen andere Gegner in der Liga wäre. Doch das Entscheidende ist für die Fohlenelf: Wir können auch anders, und das können wir sogar gut.
Nun sind wieder zwei Wochen Zeit, um sich für die nächsten Aufgaben zu rüsten, und die werden nicht unbedingt leichter. Mainz ist ein sehr unbequemer Gegner, dann ist mal wieder die ungeliebte Reise nach Freiburg ins Breisgau fällig, es folgt die DFB-Pokal-Nuss gegen Leverkusener, die sich so langsam gefangen zu haben scheinen und dann kommt Düsseldorf, das uns beim letzten Erstligaausflug ziemlich geärgert hat und sich aktuell stark ans Ingolstädter Zerstörer-Spiel angenähert hat (nicht nur, weil dort inzwischen der wohlbekannte Alfredo Morales spielt).
Doch heute ist mir das erstmal egal. Ich freue mich über den höchsten Sieg in München, über Platz zwei, einen geilen Saisonstart, den ersten Auswärtssieg seit Februar, ein Super-Comeback von Lars Stindl, und dass ich endlich wieder auch aus dem Nichts heraus auf Tore hoffen kann, weil wir Alassane Plea haben. Natürlich auch, weil Borussia alles mitbringt, um in dieser Saison oben mitzuspielen - solange man wie versprochen immer nur von Aufgabe zu Aufgabe denkt und jede so seriös und entschlossen angeht, wie die heute und die meisten davor. Gladbach macht wieder Spaß. Und ich kann das nächste Spiel schon jetzt kaum noch abwarten.
Bundesliga
2018/19, 7. Spieltag: FC Bayern München - Borussia Mönchengladbach 0:3 (Tore für Borussia: 0:1 Plea, 0:2 Stindl, 0:3 Herrmann)
Was war das gestern für ein grandioser Sieg! Was habe ich mich gefreut! "Meine Jungs" sind die BAYERNBESIEGER! Und nach dem Spiel musste die Freude über den 0:3-Auswärtssieg natürlich herausgelassen werden! Da war die pure Euphorie auf dem Rasen der Allianz-Arena selbst für mich vor dem TV-Bildschirm deutlich spürbar.
AntwortenLöschenIch hatte aufgrund meines guten Gefühls NATÜRLICH auf einen Sieg der Elf vom Niederrhein getippt, allerdings dachte ich dass die Bayern zumindest ein Tor zu Hause schießen würden. Mein Tipp war also ein 1:3. Aber bei den Münchnern lief gestern ja wirklich gar nichts auf dem Platz zusammen. Es ist sehr lange her, dass ich den Deutschen Rekordmeister so harmlos agieren habe sehen. Das muss auch für Kovac erscheckend gewesen sein, sich das Spiel seiner Mannschaft anzusehen. Wenn man bei 72 % Ballbesitz so harmlos und praktisch ohne Zug zum gegenerischen Tor spielt, nennt man das dann noch mangelnde Motivation oder ist das schon Arbeitsverweigerung? Ich finde, da muss man sich schon fragen dürfen, was da bei den Bayern los ist. Für die Beantwortung dieser Frage haben Hoeneß, Rummenigge und Kovac ja nun durch die Länderspielpause ein bisschen Zeit.
Und für mich wird jetzt bitte die Tabelle eingefroren! Zweiter Platz für "meine Jungs" … ich bin rundum begeistert! Wenn es am Ende der Bundesligasaison 2018/19 zu einem Platz, der für das Internationale Fußballgeschäft qualifiziert, reichen sollte, wäre ich mehr als glücklich, bestünde doch dann immerhin die Möglichkeit, dass mein Schweizer Lieblingsgoalie wider Erwarten doch noch weiter bei Borussia Mönchengladbach bleibt …
Sehr schön geschrieben, Schnack! Und zumindest für zwei Wochen ist die Tabelle ja schon mal so eingefroren. :-)
AntwortenLöschenHatte ich gedacht. Und dann kommen diese albernen Nürnberger und lassen dieses Brauseprodukt noch an uns vorbei.
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AntwortenLöschenBlog 100 % zutreffend! Voll "In den Winkel", sozusagen...
AntwortenLöschenWobei noch zu ergänzend wäre, dass m.E. beide Trainer gestern das Spiel entschieden haben. Hut ab vor Dieter Hecking !!!
Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt für "ein Gespräch" zw. Max und Dieter.
Bevor Ulli aus München anruft, weil Jupp NEIN gesagt hat( wg. Cando % Iris ) ;-)
Das mit den Trainern stimmt. Wobei eigentlich nur unserem Trainer etwas eingefallen ist. Kovac hat im Prinzip taktisch nicht auf das Spiel reagiert. Allerdings muss man so ehrlich sein, dass bei einem frühen Gegentor vermutlich vieles wieder so gelaufen wäre wie in den letzten Partien. Denn gerade kurz vor dem 1:0 ließ sich die Mannschaft schon wieder viel zu tief in die eigene Hälfte fallen.
LöschenStimmt, auch wenn Kovac sich bei den Wechseln zur HZ sich nachvollziehbar schon was gedacht hat.
LöschenAber dieses Mal ging halt der Plan von Hecking auf. Der Schachzug mit Stindel war z.Bsp. überraschend und genial.
Und man darf ja auch mal Glück haben und verdientermaßen die Früchte seiner Arbeit ernten...
Zitat aus de kicker von morgen:
LöschenWaren Sie von dem schwachen Zustand der Bayern überrascht?
Plea: Es ist eher so: Wir haben ein großes Spiel abgeliefert. Wir haben ihnen große Schwierigkeiten bereitet. Wir waren sehr effizient vor dem Tor, was ihnen sehr weh getan hat. Danach standen wir gut und sie haben keine Räume gegen uns gefunden. Trotzdem bleiben die Bayern eine große Mannschaft und sie werden Meister.
kicker: Was haben Sie erwartet vor Ihrem ersten Spiel bei Bayern?
Plea: Ich habe ein enges Spiel erwartet und dass wir die meiste Zeit verteidigen müssen. So ist es auch gekommen. Wir wussten, dass wir einige Chancen bekommen werden. Wir haben sie dann eiskalt genutzt. Aber Bayern, das ist ein Top-Niveau. Das ist wie PSG, das sind alles Weltklassespieler. Sie machen den Unterschied aus, wenn sie wollen.
UND JUPP ODER DIETER TRAINER WERDEN ...
Es ist ermutigend, dass wir so variabel sind. Bis auf Elvedis schwaches Spiel in Berlin ist keiner abgefallen. Neuhaus ist schon Routinier, Beyer ist ständig zuverlässig, Hermann wieder der Alte, auch Fabian wird noch sehr wertvoll. Nein, da entwickelt sich etwas auf breiterer Basis. Fantastisch, mit meiner Rautenjacke durch München zu radeln, wo ich wohne.
AntwortenLöschenMit Raute durch München - hervorragend. Weiter viel Spaß dabei. :-)
LöschenDie Vorredner haben ja schon so gut wie alles gesagt. Dass Gladbach im Gummiboot so hoch gewinnt, hätte ich nie vermutet. Die zwei frühen Tore haben uns natürlich in die Karten gespielt. Ob es weiter so gelaufen wäre, wenn man Lewandowskis Tor nicht aberkannt hätte (selbiges spielte uns natürlich in die Karten, aber normalerweise finde ich solche "Abseitstore", wenn der Stürmer mit 1/2 Zehe vor istreichlich dämlich, denn diese haben nichts mit "im Zweifel für den Angreifer" zu tun. Aber dies nur am Rande.
AntwortenLöschenWas die Vertragsverlängerung mit DH angeht, der gibt sich ja betont lässig. Trotzdem, wir sollten die Saison ruhig noch ein wenig weiter spielen und sehen, ob das Hoch anhält. Ich denke, Eberl wird sich schon so seine Gedanken machen.
Allerdings, wenn alle wieder an Bord sind, das neue Athletik-Team gute Arbeit leistet und wir vom letztsaisonlichen Verletzungspech weitgehend verschont bleiben... Der Kader hat meines Erachtens in der Breite und der Qualität zugelegt. Letzte Saison - ein Fehlen von Stindl UND Raffael ("Katastrophe"!). Und jetzt: "Ach ja, die haben wir ja auch noch... Und Johnson ja auch...". Tolle Perspektive.
Leicht grinsend muss ich ja noch anmerken: Stellt euch vor, Gladbach im Europapokal und Vestergaard in England bei Southhampton spielt vielleicht um den Abstieg mit. Aber er wollte ja nach England :o)
Und mit der Raute auf der Brust durch München fahren - herrliche Vorstellung...
Beste Grüße,
Fohlen