Ein Pflichtspiel mal ganz entspannt angucken zu können, das ist auch mal schön. Das konnte man als Borussen-Fan heute gegen Greuther Fürth allen Unkenrufen zum Trotz - schließlich wartete das Schlusslicht noch auf den ersten Sieg und angesichts des unter Fußball-Fans gefürchteten "Ausgerechnet"-Moments ließ sich schon fatalistischerweise argwöhnen, dass sich dies unter Beteiligung des Führter Kapitäns und früherem Favre-Schüler Branimir Hrgota "ausgerechnet" heute im Borussia Park ändern könnte.
Dass dem nicht so war, lag an einer konzentrierten Leistung der Hütter-Elf, einem nicht wettbewerbsfähigen Gegner und einem anderen "Ausgerechnet"-Moment. Denn es war nach Jonas Hofmanns frühem Führungstor der geistesgegenwärtige Florian Neuhaus, der den Fehlpass des Gästetorwarts Funk auf direktem Weg auf die Reise Richtung und schließlich ins Fürther Tor schickte - und so seinen diversen Bundesliga-Treffern aus größerer Torentfernung ein weiteres kurioses hinzufügte. Mit diesem 2:0 war frühzeitig genug die Sicherheit gegeben, dass man sich um diese drei Punkte nicht mehr allzuviel sorgen musste.
Ja, es war "ausgerechnet" Flo Neuhaus, der sich zuletzt von Adi Hütter hintan gestellt fühlte und sich ein wenig zu öffentlich über fehlende Rückendeckung des Vereins beklagte, obwohl ihn doch objektiv gesehen vor allem klare Leistungsgründe auf die Ersatzbank gebracht hatten.
Dieser Florian Neuhaus bekam nach einem klärenden Gespräch mit Adi Hütter und Max Eberl heute seine Chance im Mittelfeld, aber das eigentlich auch nur, weil Geburtstagskind Denis Zakaria angesichts des chronischen Innenverteidigermangels zurück in die Dreierabwehrkette gezogen worden war. Was Zak einmal mehr glänzend erledigte, denn der Schweizer war heute mit Abstand der beste Verteidiger, auch, weil die in der Länderspielpause weitgereisten Joe Scally und Ramy Bensebaini doch oft ungewohnt fahrig agierten.
Doch zurück zu Neuhaus. Der hatte in der Anfangsphase mit einem schlampigen Dribbling schon wieder einen gefährlichen Gegenangriff und gehöriges Raunen im Stadion und vor den Fernsehern eingeleitet, und auch sonst die eine oder andere Unsicherheit gezeigt, als ihm das Geschenk des gegnerischen Torwarts in die richtige Spur hievte. Im Anschluss fing sich Neuhaus und nutzte die Spielzeit, um sich zu stabilisieren. Das ist gut, für die Mannschaft, für Neuhaus, für alle bei Borussia. Doch wenn man ehrlich ist, kam die Spielvereinigung mit dem Kleeblatt im Wappen dafür heute - für ihn und seine Mannschaft - allerdings auch gerade goldrichtig.
Zwar forderte sie den Gegner durchaus mit beherztem Anlaufen und einer mutigen und auch ballfordernden Spielanlage und stellte sich nicht stur hinten rein wie der Rest der spielerisch unterlegenen Teams in der Liga. Doch weder waren die Franken in der Offensive durchschlagskräftig genug, um die Gladbacher Defensive ernsthaft zu stressen. Noch waren sie auf der anderen Seite in der Defensive mental und in den Zweikämpfen gut genug, um den Druck der VfL-Offensive ohne grobe Schnitzer zu überstehen.
Hier waren Lars Stindls Mannen heute klar Herr im Haus, sie konnten jederzeit Tempo und Spiel bestimmen. Wäre Borussia in der Chancenausnutzung konsequent gewesen, hätte es für den Gegner heute sehr übel ausgehen können. Mit dem 4:0 waren die Fürther am Ende noch gut bedient, zumal sie selbst überhaupt nur zweimal berichtenswert aufs Tor von Yann Sommer schossen.
Dennoch zeigten vereinzelte Angriffe der Gäste auch wieder auf, wie Borussia zu knacken wäre. Ein stärkerer Gegner hätte die Räume in der Rückwärtsbewegung heute möglicherweise besser genutzt.
Doch das ist am Ende egal. Borussia spielte mit einer vor allem durch die Verletzungen von Elvedi, Beyer, Jantschke und Kramer erzwungenen Alternativ-Aufstellung, die es ohne diese Ausfälle so nicht geben würde. Und dafür war das völlig in Ordnung, nein: sehr ansprechend. Zakaria top, Patrick Herrmann als Außenspieler vor der Dreierkette unheimlich fleißig und laufstark, allerdings vor dem Tor auch abschlussschwach - wie seit vielen Monaten schon.
Dafür konnte man auch einen Neuhaus wieder heranführen, wenngleich auch heute auf dem Feld zu sehen war, dass ihm Koné und Zakaria auf der Position weiter voraus sind. Stindl und Plea stabilisieren sich weiter, wobei der Capitano mit drei Assists vielleicht heute der heimliche Spieler des Tages war - auch wenn dieser Titel natürlich dem wie aufgedreht spielenden Doppeltorschützen Jonas Hofmann gebührt, der wieder einmal überall auf dem Feld zu finden war und derzeit die Fäden im Spiel zieht wie kein anderer. Und es gab Gelegenheit, Conor Noß zum Debüt und Torben Müsel zu ein paar weiteren Bundesligaminuten zu verhelfen sowie Marcus Thuram und Laszlo Benes zu etwas Spielpraxis. Einzig Hannes Wolf blieb einmal mehr außen vor, auch beim Stand von 4:0 - bemerkenswert. Warum Jonas Hofmann, der im Spiel dreimal übelst auf die Knochen bekommen hatte, in so einem früh entschiedenen Spiel nicht früher zur Schonung und zum Eigenschutz ausgewechselt wurde, erschloss sich mir da ehrlich gesagt nicht so recht.
Keine Frage, dieser Sieg tut allen gut. Aber er darf auch nicht überbewertet werden. Gerade in der Woche vor dem Derby, bei dem es darauf ankommen wird, um jeden Zentimeter Geißbockrasen zu KÄMPFEN. So leicht wie heute wird es den Borussen sicher kein Gegner mehr machen.
P.S. Ganz ohne Aufreger ging es für mich heute natürlich trotzdem nicht ab. Die Leistung von Schiri Benjamin Brand fand ich nach recht souveränem Beginn mit zunehmender Spielzeit immer schwächer. Was schade war, weil sich dies vor allem nach zwei Entscheidungen merklich verstärkte, bei denen er aus meiner Sicht völlig richtig gehandelt hatte, aber vom VAR beinahe aufs falsche Gleis geführt wurde.
Einmal geht es um das vermeintliche Foul von Zakaria an Leweling, das geschlagene drei Minuten vom VAR und dann noch vom Schiri im Stadion überprüft wurde. In dieser Szene gab es zwar einen Kontakt, weit nachdem der Stürmer den Ball unbedrängt in die Mitte flanken konnte, aber das war schlicht und einfach kein strafbarer Kontakt, der zu einem Elfmeter hätte führen dürfen.
Die zweite Szene war die Balleroberung von Lars Stindl im Mittelfeld vor dem 4:0. Da kam sein Gegenspieler zu Fall, nachdem Stindl seinen Fuß zwischen Ball und den Fuß des Gegners gebracht und diesen dabei wohl auch leicht gestreift hatte. Ich bin wirklich ein Freund davon, solche Balleroberungen im Mittelfeld genau unter die Lupe zu nehmen und im Zweifel zurückzupfeifen, weil oft vor dem Ballgewinn von hinten Beine gestellt werden oder geschubst wird. Das war hier eindeutig nicht der Fall, und das hatte Brand auch in Echtzeit so bewertet. Dabei blieb es auch nach dem obligatorischen VAR-Check nach der Torerzielung. Doch schien Brand im Anschluss an diese beiden Szenen, die nur wenige Minuten auseinander lagen, seine Linie zu verlieren.
Warum die Aufregung in einem solchen, klar gewonnenen Spiel? Gerade, weil uns Woche für Woche aufs Neue erzählt wird, wie und warum sich ein VAR nicht oder doch oder zwingend oder vielleicht besser melden sollte oder darf, sind wir hier besonders aufmerksam. Und wir verfolgen das ja vor allem deshalb als Fans alles so kritisch, weil es Woche für Woche dabei unglückliche Verkettungen des VAR-(Nicht-)Handelns gibt, ebenso offensichtliche Fehler oder "Systemversagen".
Einige der meistgenutzten Begründungen oder Rechtfertigungen für fehlende Signale aus dem Kölner Keller sind dabei die, dass nur klare Fehlentscheidungen oder fehlende Wahrnehmungen des Schiris auf dem Feld korrigiert werden sollen. Wenn man das zum Maßstab nimmt, werde ich bei besagter "Elfmeter"-Szene und im Vergleich dazu bei zwei Szenen des heutigen Spiels Leverkusen-Bochum, die ich zufällig gesehen habe, langsam irre.
In Leverkusen übersah der Schiri ein glasklares Foul der Gastgeber im Strafraum und gab außerdem nur Gelb statt Rot für einen (unglücklichen) Tritt mit durchgestrecktem Bein und offener Sohle gegen das Knie eines Bochumers. Beides Szenen, die zwingend hätten den VAR auf den Plan rufen müssen. Doch Fehlanzeige. Dagegen meldete sich in Gladbach der übereifrige VAR bei einer Situation, in der es weder sachlich noch nach den Regeln geboten war. Und da bin ich Benjamin Brand dann heute auch wirklich dankbar, dass er sich aus Köln nicht hat verunsichern lassen. Denn er hatte sowohl den Zweikampf mit Zakaria und den von Stindl vor dem 4:0 für sich bewertet und dies aus meiner Sicht völlig korrekt - mindestens aber regelgerecht.
Bundesliga, 12. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Spielvereinigung Greuther Fürth 4:0. Tore für Borussia: 1:0 Hofmann, 2:0 Neuhaus, 3:0 Plea, 4:0 Hofmann.
Saisonspende: Vier Tore und ein Zu-Null bringt weitere 5 Euro. Neuer Zwischenstand: 67 Euro.
Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.