2021-11-09

Randerscheinungen

Oh, schon Dienstag. Nach einer kleinen Auszeit, zu der unter anderem das Spiel in Mainz gehörte, melde ich mich zwar spät, aber kurz doch noch zu Wort.

Da ich das Spiel anders als sonst nicht komplett gesehen habe, sondern nur die üblichen Zusammenfassungen, werde ich mich mit dem Spiel an sich nicht mehr auseinandersetzen. Nach allem, was ich gehört hatte, war ich ehrlich gesagt auch nicht mehr wild darauf, es nochmal in voller Länge bei Fohlen TV nachzuschauen.

Ich konzentriere mich daher auf Dinge am Rand, die jedoch in den kommenden Wochen durchaus große (auch negative) Wirkung entfalten können.

Da ist zum Einen die Verletzungsmisere. Erst Jantschke und Beyer, jetzt Elvedi und Embolo - das sind bittere langfristige Ausfälle, nicht nur in der Breite des Kaders. Denn es bedeutet, dass entweder junge Spieler ohne Bundesligaerfahrung in den Kader gezogen werden müssen, was Adi Hütter in den beiden zuletzt absolvierten Spielen noch vermieden hat, als er mit Luca Netz nur einen halbwegs defensiven Auswechselspieler auf der Bank hatte. Oder er muss neben Bensebaini in Zakaria einen weiteren Spieler nach hinten ziehen, der in einer offensiveren Aufstellung deutlich mehr seiner Stärken einbringen kann als in der Innenverteidigung. 

Immerhin, sollte Chris Kramer bis zum Ende der Länderspielpause wieder dabei sein, wäre ein Wechselspiel mit Zakaria denkbar, sodass der Schweizer öfter mal marschieren könnte und Kramer dann als Sechser tiefer absichert. Ein Gedankenspiel, bei dem sich allerdings wiederholen würde, was sich schon durch die Saison zieht. Spieler, die aus einer Verletzung kommen, müssen zu oft gleich wieder voll ins Geschehen geworfen werden, weil dann gerade andere ausfallen, siehe Bensebaini, siehe Plea, siehe auch Thuram. Das wirkt sich dann möglicherweise nicht nur sichtbar auf dem Platz aus, wenn dem Spieler noch einige Prozent zu seinem wahren Können fehlen. Es ist auf Dauer auch Gift für die Spieler, dafür muss man kein Experte sein.

Im Verletzungszusammenhang gibt es aber noch etwas, was mich aus dem Mainz-Spiel wirklich aufregt, nämlich die Art und Weise der Verletzung von Nico Elvedi. Schwere Verletzungen können immer passieren und im Zweikampf ist dem Gegenspieler oft nicht unbedingt ein Vorwurf zu machen - wie etwa im gleichen Spiel bei Breel Embolos frühem Ausscheiden.

Doch in der Szene zwischen Nico Elvedi und Karim Onisiwo war offensichtlich, dass der Mainzer im Laufduell nur ein Foul und eine Gelbe Karte gegen den Gegner provozieren wollte. Dazu hakte er sein Bein absichtlich in Elvedis Laufrichtung ein und sorgte dadurch zugleich dafür, dass der Schweizer böse umknickte und nun lange ausfallen wird. Bei einem beinharten, aber sehr präzisen Verteidiger wie Elvedi macht die erste und unverdiente Verwarnung der Saison zwar noch nichts aus - in Hinsicht einer möglichen Sperre zumindest. Dennoch ist es eine Farce, dass hier das Opfer zum Täter gemacht wurde und Elvedi Gelb sah, obwohl er in diesem Zweikampf nichts (falsch) gemacht hatte.

Ja, der Schiri konnte das so wahrnehmen. Und ja, der VAR durfte dies wieder einmal nicht korrigieren, weil es nicht um einen Platzverweis, sondern nur um eine gelbe Karte ging. Wie man es auch immer rechtfertigt: Es bleibt absurd. 

Nur frage ich mich aber, warum eine solch hinterhältige Aktion des Mainzer Stürmers auch kein Nachspiel hat - in einem Verband und einer Liga, die ja  ständig Fair-Play-Appelle durch die Stadien jagt. Man muss den Spieler nicht gleich sperren für diese grobe Unsportlichkeit. Aber man sollte klar thematisieren, dass man so etwas auch von Verbandsseite nicht sehen will im Fußball - verbunden mit einer Geldstrafe für einen guten Zweck wäre mehr Öffentlichkeit auf solches Fehlverhalten sicherlich angemessen. Und natürlich auch mal etwas Nachdenken in der Bewertung durch manche Sportjournalisten (am Mikro), die solche Szenen dann auch noch als "clever" abfeiern.

Bei dem Ganzen geht es mir überhaupt nicht drum, welcher Spieler es war. Ich möchte solche Szenen grundsätzlich nicht sehen. Und ich finde eigentlich auch, dass es in den letzten Jahren angenehm selten derartig unfaire Ausreißer gibt. Soweit dazu. 

Ach ja: Da war da ja noch der ominöse Satz des Florian Neuhaus über „fehlende Rückendeckung vom Verein“, die schnell für mehr Gesprächsstoff sorgte als das Spiel selbst. Ich habe dazu eine klare Meinung. Wenn es da etwas zu klären gibt, kommuniziert man das besser nicht vor Livekameras, sondern klärt das intern. Dafür ist Borussia eigentlich auch bekannt, und ich denke, dass nach dem Interview auch entsprechende Gespräche stattgefunden haben.

Andererseits kann ich auch nachvollziehen, dass aus aufgestautem Frust auch mal was in einem Nebensatz rausrutschen kann - mehr war es ja nicht, und Neuhaus hat deutlich mehr und deutlich Vernünftigeres davor und danach im DAZN-Interview gesagt. So wie ich ihn bisher in seinen Aussagen wahrgenommen habe, ist er jemand, der die Situation realistisch einschätzt und auch annimmt. Das hat Adi Hütter für die Trainingsleistungen ja auch bestätigt. 

Flo weiß - wie jeder Fußballer -, dass ein Trainer nicht ohne Not eine Mannschaft verändert, wenn sie gerade funktioniert. Deshalb muss auch er oder der ebenfalls zuletzt eher unglücklich agierende Lars Stindl mal auf der Bank sitzen, bis seine Chance kommt. Das geht im Fußball oft schneller als man denkt - siehe Mainz. Fakt ist auch: Bei den Einwechslungen war er zuletzt nicht so stark, dass der Trainer nicht mehr an ihm vorbeikam - um nicht zu sagen, er war weit davon entfernt, daran ändert auch sein wichtiges Tor gegen Mainz nichts.

Daraus nun aber so ein Thema zu machen, ist aus meiner Sicht völlig unnötig. Hätte Neuhaus die Vereinsführung provozieren wollen, hätte er sicher deutlichere Worte gewählt. Und um sich eventuell woanders ins Gespräch bringen zu wollen - nun, dafür sind solche Sätze auch nicht geeignet.

Manchmal wäre es einfach besser, die Kirche im Dorf zu lassen, zu solchen Anlässen nicht gleich in die Luft gehen wie viele "Foren-Fans", die ihn nach diesem Satz gleich am liebsten zum Teufel oder zu den Bayern gejagt hätten und ihm höhnisch einen Verlauf wie bei Cuisance wünschten. Ernsthaft? Neuhaus und der gescheiterte Weltstar mit den offenen Schuhen, das ist nicht nur charakterlich ein unpassender Vergleich - und deshalb ist mir das alles viel zu viel Aufregung um sehr wenig. Es ist letztlich ein gefundenes Boulevard-Fressen, was wir ja alle nicht noch zusätzlich befeuern sollen und wollen.
Auf dem Trainingsplatz und in der Kabine wird dies längst gelöst sein, wenn es denn ein Thema war. Und Neuhaus selbst wird das größte Interesse daran haben, wieder in Form zu kommen, zu spielen, Erfolge zu feiern, damit seine Nationalmannschaftschancen zu wahren und ja, sich möglicherweise auch für andere Vereine interessant zu machen, wovon Borussia bei der kolportierten Ausstiegsklausel ja am Ende auch nochmal profitieren würde. Dass er seinen Marktwert nicht mit Interviews, sondern mit Taten auf dem Platz steigert, muss man einen Vollprofi wie Neuhaus ganz sicher nicht erst beibringen. Aber dabei kann man es fürs erste auch belassen. Meine Meinung.

So, und nun schauen wir, was bis zum nächsten Spiel gegen Fürth geht oder nicht geht. Und ob das Verletzungspech wenigstens nun auch mal ein paar Tage Pause macht. Ich persönlich freue mich außerdem sehr darüber, dass wir Mamadou Doucouré endlich mal wieder auf dem Trainingsplatz sehen konnten. Und halte Atem an und Daumen gedrückt, dass es irgendwann doch noch ein Happyend für den Jungen gibt.       

Bundesliga, 11. Spieltag: FSV Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach - 1:1. Tor für Borussia: 0:1 Neuhaus.

Saisonspende: Ein Tor zum Remis kommt dazu, damit ist der neue Zwischenstand nun 62 Euro.

Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

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