Was für eine finale Bundesligawoche in Gladbach! Aufsehen erregende Interviewaussagen von Matze Ginter, emotionale Abschiedsworte von Max Eberl - beides erstaunlicherweise mit Absicht über Fanmedien beziehungsweise das Fanprojekt veröffentlicht - und dazwischen eine denkwürdige Pressekonferenz, die den "Paukenschlag" nach dem Schlusspfiff gewissermaßen schon anmoderierte.
Die Dramaturgie hätte also nicht besser sein können, die Stimmung in weiten Teilen der Fanszene kaum schlechter. Und das, obwohl der letzte Spieltag nach der in vielem missglückten Saison eigentlich überhaupt nichts Spannendes mehr versprochen hatte. Zumindest von der sportlichen Seite.
Im letzten Spiel gegen die ebenfalls im Niemandsland feststeckenden Hoffenheimer ging es "nur" noch um einige Fernsehmillionen und um die Frage, ob man an der so lange selbstverständlichen "Einstelligkeit" haarscharf oder doch deutlich vorbeirutschen würde. Die Mannschaft riss sich noch einmal zusammen, zeigte den nach dem Verlust der frühen Führung allerdings auch schnell resignierenden Gästen deutlich die Grenzen auf und landete so direkt hinter der TSG auf dem bestmöglichen, dem 10. Platz. Das ist unter dem Strich auch genau das, was Borussia Mönchengladbach über die 34 Spieltage abgeliefert hatte: einige Spitzenleistungen, einige Blamagen - und viel Mittelmaß.
Heute boten Spielfreude und schöne Tore nochmal ein gutes Stück Wiedergutmachung und ein bisschen Harmonie nach zuletzt so vielen Misstönen. Die emotionalen Verabschiedungen von Betreuer-Urgestein Rolf Hülswitt und Spieler Keanan Bennetts, dem der Durchbruch leider versagt blieb, aber auch vom Noch-Hoffenheimer und auch in Gladbach unvergessenen Howie Nordtveit taten ihr übriges, um den Abschied von der Spielzeit 21/22 versöhnlich zu gestalten und alles wieder in ein etwas milderes Licht zu tauchen.
Und so war die "beste" Nachricht des Tages neben dem hübschen Sieg die, die Adi Hütter gleich nach dem Spiel noch am Sky-Mikrofon verkündete: Dass der Verein und er sich auf eine Trennung zum Saisonende geeinigt haben. Es hatte sich in den vergangenen Wochen immer deutlicher gezeigt, dass die Verbindung Trainer-Mannschaft, aber auch Fans-Mannschaft und Trainer-Fans in dieser Konstellation nicht mehr funktionieren würde. Es gibt dafür viele Gründe, und Adi Hütter ist in Gladbach ganz sicher nicht nur an sich selbst gescheitert. Es müssen sich da alle im Verein auch an die eigene Nase packen.
Es wurde in den vergangenen Wochen allerdings auch spürbar, dass Hütter keinen Ausweg aus der Unwucht im Spiel finden konnte oder am Ende vielleicht auch nicht mehr mit aller Macht anstrebte.
Aber: Hütter war auch unter anderen Voraussetzungen nach Gladbach geholt worden, und diese sowie die Versprechungen auch personeller Art für seinen Kader waren so nicht umsetzbar. Nicht aus bösem Willen, sondern weil in Corona-Zeiten und unter den Vertragskonstellationen verschiedener Spieler nicht das klappte, was man sich vorgestellt hatte.
Ob es sonst anders gelaufen wäre, ist Spekulation. Inwieweit Fehler und der abrupte Ausstieg von Max Eberl eine Rolle spielten oder welchen Einfluss äußere Faktoren wie Verletzungen oder die wirtschaftliche Situation in der Corona-Saison hatten, kann und will ich nicht bewerten.
Es ist mit dem heutigen Tag auch egal. Denn Eberl ist weg, und auch Hütter ist weg. Der Weg ist frei für etwas Neues. Und das gestaltet der Eberl-Nachfolger Roland Virkus mit einem hoffentlich bald feststehenden neuen Trainer und einem hoffentlich auch ausgewogenen, hungrigen und wettbewerbsfähigen Kader. Wie der aussieht, wird sich zeigen. Die Spieler, die sich auch in den vergangenen Wochen empfohlen haben, machen jedenfalls Hoffnung für die neue Saison.
Der Weg für einen unbelasteten Neustart ist also frei. Mit Adi Hütter wäre das nicht möglich gewesen, weil er bei jeder weiteren Niederlage sofort wieder in Frage gestellt worden wäre. Es spricht für den Österreicher, dass er dies auch offenbar für sich selbst so erkannt hat und der richtigen Konsequenz nicht im Weg steht. Es spricht auch für ihn, dass er stets gute Miene zum fehlgelaufenen Spiel gemacht hat.
Erst jetzt, nach dem Aus, war auch für ihn die Zeit des Vorbeilavierens an den offensichtlichen Problemthemen vorbei, und er nahm stil- und respektvoll und mit klarer Analyse dazu Stellung, warum es eben diesmal nicht gepasst hat zwischen einem tollen und an sich gut aufgestellten Verein und dem bis dato überall erfolgreichen Trainer.
Das Mannschaft und Fans sich im Stadion wieder annähern, war heute gut zu spüren. Und das ja auch zu Recht. Bis auf eine Sache: die Pfiffe bei Ginters Einwechslung kurz vor Schluss. Leute, was soll das? Matthias Ginter hat wie viele andere keine gute Saison gespielt, ja - davor aber hat er als Dauerbrenner nahezu jedes Spiel alles für Borussia investiert. Er muss sich nichts vorwerfen lassen, er hat für sein Gehalt und seine Ablösesumme gearbeitet und abgeliefert. Und auch der ablösefreie Wechsel ist sein gutes Recht, selbst wenn das Ganze, vor allem aber das Theater darum, woran eine Vertragsverlängerung letztlich scheiterte, wohl von beiden Seiten hätte vermieden werden können. Schade, dass so ein Spieler Gladbach mit einem zwiespältigen Gefühl verlassen wird.
Aber nun gilt es den Blick voran zu richten und mit "Voller Kraft voraus" in die Zukunft zu gehen. Die Dramaturgie dieser Woche war dafür nicht nur eine spannende Ouvertüre. Sie war auch so geschickt gewählt, dass sich die vielen Spannungsfelder rund um den VfL heute mit einem Schlag auflösten und ermöglichen, dass alle Kräfte im Verein - Spieler, Management, Mitarbeiter, Fans und demnächst dann auch ein neues Trainerteam - wieder gemeinsam an einem Strang ziehen können. Lasst die Seele wieder brennen. Aber erstmal: Sommerpause. die haben wir uns alle wirklich verdient!
Bundesliga, 34. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - TSG Hoffenheim 5:1. Tore für Borussia: 1:1 Stindl, 2:1 Plea (FEM Embolo), 3:1 Hofmann, 4:1 Embolo, 5:1 Hofmann.
Fünf Tore als Schlusspunkt einer komischen Saison, das reichert die Spendensumme nochmals um 5 auf 137 Euro an. Die vor der Saison ausgerufenen Endprämien wurden logischerweise allesamt verpasst. Aber da die letzte Saisonphase mit nur einer Niederlage aus neun Spielen doch recht versöhnlich endete und man sich frühzeitig aus dem zeitweise drohenden Abstiegskampf heraushalten konnte, runde ich die Summe noch um die schon vor Wochen angekündigte "Nichtabstiegsprämie" auf. Mit diesen 13 Extra-Euro beträgt der finale Spendenstand 150 Euro. Über die Verwendung der Summe gibt es von mir aber noch einen Extra-Beitrag.
Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
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