Oh Mann. Wieder kein Auswärtssieg. Wieder die bessere Mannschaft gewesen, die besseren Torchancen gehabt und den Sieg liegengelassen. Wieder nur ein Punkt, und das gegen eine Mannschaft, die uns sonst doch so gut gelegen hat. Es wird Zeit, mal wieder Trainer André Schubert in Frage zu stellen...
Spaß beiseite. Wie schrieb ich vergangene Woche: Erst Taten, dann Sprüche. Das hat geklappt. Deshalb haben wir heute gut lachen und können den Bayern-Fans in unserem Freundeskreis einen Spruch drücken. Denn Borussia hat dem Serienmeister erneut gezeigt, dass er nicht nur Stärken hat. Dank eines engagierten Auftritts, bis auf wenige Szenen sehr souveräner Abwehrarbeit und mit einigen Nadelstichen in die umformierte Bayern-Defensive und dem schönen Angriff zum 1:1 durch André Hahn gibt es nicht viel zu kritisieren. Der Punkt ist hochverdient, auch für einen Sieg hätte sich der VfL sicher nicht entschuldigen müssen.
Es war kein so rassiges, begeisterndes Spiel wie das 3:1 in Gladbach in der Hinrunde, es war eher ein höchst mittelmäßiges Bundesligaspiel, aber es zeigte die erstaunliche Reife, die die doch überwiegend noch jungen Fohlen manchmal auch (und vielleicht gerade) gegen Spitzenteams zeigen können.
Dass Trainer Guardiola die bayerische Rotationsmaschine in dem (lästigen) Pausenfüller zwischen den Champions-League-Halbfinals ein bisschen zu viel gedreht hatte, mögen die Münchner als Ausrede nehmen. Auch die Frage, warum der Spanier ausgerechnet die auch gegen Atletico sehr schwachen Coman und Bernat sowie später Thiago und Costa in der Mannschaft ließ und dazu weitere Totalausfälle wie Götze und Tasci reinrotierte, kann man stellen. Aber dass muss uns ja nicht kümmern. Denn der eine Punktgewinn, der dem FCB die Meisterfeier dahoam in der Arroganz-Arena versaute (das i-Tüpfelchen auf einem gelungenen Nachmittag) war der, der uns zur sicheren Europacup-Teilnahme noch fehlte.
Und da Hertha am Abend in Leverkusen verlor, ist zwar Platz drei endgültig weg, dafür führt Gladbach das Feld der Kandidaten für den CL-Qualifikationsplatz (Platz 4) an. Das bedeutet: Xhaka und Co haben es wieder selbst in der Hand, das Ticket zur Königsklasse zu lösen. Und wenn nicht, wird es eben die Euro-League. Das wichtigste Saisonziel ist damit erreicht und es entspricht dem, was der VfL über die gesamte Saison abgeliefert hat. Dass man über Bayern und Dortmund nicht reden muss, ist klar. Und Leverkusen war, wenn man ehrlich ist, eben auch den Tick besser, um zu Recht Platz drei zu sichern.
Doch wie kann es sein, dass wir als einziges Team den Meister-Bayern (dass sie das werden, bezweifelt ja niemand) erneut vier Punkte in einer Saison abnehmen konnten? Es hat etwas mit der richtigen Taktik zu tun. Weil das Gladbacher Trainerteam ja nicht wissen konnte, mit welcher Elf die Bayern auflaufen würden, musste es eine Aufstellung sein, die universell passte. Und die hat in jedem Fall mit "viel laufen" zu tun. Borussia war in der Defensive eng genug gestaffelt, um das Passspiel der Roten stören zu können. Hahn (erneut ein toller kämpferischer Auftritt mit 12,18 Kilometern Laufleistung), Hazard, Raffael, aber auch Dahoud (12,75 Kilometer) störten zudem oft früh und aggressiv, um die Ballverteilungsmaschine der Bayern gar nicht erst in Gang kommen zu lassen. Das führte in der Endabrechnung auch zu einem für die Bayern unterirdischen Ballbesitz von 56 Prozent. Durch das gute Pressing nötigte der VfL die Bayernabwehr immer wieder zum Rückpass auf Neuer oder zu häufig planlosen langen Bällen nach vorne. Die brachten zwar ab und an Gefahr, meist aber waren sie kein Problem für Elvedi, Nordtveit und den wieder in seiner abgeklärten Zweikampfführung überragenden Andreas Christensen.
Herausgespielte Torchancen der Gastgeber gab es so gut wie gar nicht. Es ist bezeichnend, dass der Führungstreffer aus einer Standardsituation fiel, die eigentlich gut zu verteidigen gewesen wäre, und bei der Yann Sommer Pech hatte, dass er von Benatias vergeblicher Grätsche noch entscheidend irritiert wurde und Müllers Kopfball so nicht um den Pfosten lenken konnte. Danach aber kamen die Bayern kaum noch zum Abschluss - es war insgesamt wohl einer der schwächsten Auftritte des kommenden Meisters in den vergangenen Jahren. Das hatte nicht nur mit Gladbach zu tun, aber dem VfL gebührt doch ein ganzes Stück des Ruhms. Verglichen mit den letzten Duellen zwischen Borussia und den Münchnern hatte Borussia diesmal nämlich auch keine Phase, wo man durch den Angriffswirbel des Gegners von einer Verlegenheit in die nächste stolperte. Kurz gesagt: Gladbach hatte die Bayern gut im Griff - und das auswärts im roten Gummiboot in der Fröttmaninger Heide. Herrlich - da kann man auch mal verzeihen, dass die "Auswärtsdeppen" wieder keine drei Punkte aus der Fremde mitbrachten.
Bundesliga 2015/16, 32. Spieltag: Bayern München - Borussia Mönchengladbach 1:1 (30.4.16)
(Tor für Borussia: 1:1 Hahn)
...da wäre ich doch glatt fast auf den ersten Passus hereingefallen!!! Wie immer eine treffende Analyse. Ich freue mich jetzt erst einmal über Rang 4 und hoffe, dass wir den halten können. Aber wenn nicht, Europa ist uns nicht mehr zu nehmen. Und das ist auf jeden Fall was.
AntwortenLöschenImmerhin einen Punkt geholt, gegen diese Bayern!
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