Die Saison ist vorbei, erneut verlassen einige Spieler die Borussia.
Einen Verlust stellen sie alle dar, auch wenn man persönlich an dem
einen mehr hängen mag als an dem anderen. In einer losen Folge zeichne
ich nach, was dem Team mit den Abgängen verloren geht und wie man Xhaka,
Stranzl, Brouwers, Nordtveit, Hrgota und Hinteregger ersetzen sollte. Heute: Havard "Nordtfight".
Havard Nordtveit sprang mitten rein, als es um Borussias Existenz ging. In der Winterpause 2010/11 noch unter Michael Frontzeck geholt, und - wie Mike Hanke - etwas skeptisch beäugt, weil er bei einer vorherigen Ausleihe in Nürnberg nicht hatte überzeugen können, war er dann doch elementarer Teil des dramatischen Nichtabstiegsmärchens. Kostete uns Fans zugleich aber einige Nerven. Denn er war es, der mit seinem weiten Einwurf in der Nach-Nachspielzeit im ersten Relegationsspiel gegen Bochum den Siegtreffer von Igor de Camargo einleitete und den Borussia Park (und mich vor dem heimischen Fernseher) vor Freude explodieren ließ. Und er war es auch, der diese Energieleistung im Rückspiel wenige Tage später wieder zunichte zu machen drohte, als er mit dem langem Bein unglücklich zum 0:1 ins eigene Tor traf.
Doch alles ging gut, und so konnte sich der Norweger analog zur ganzen Mannschaft in den vergangenen Jahren zu einem Spieler entwickeln, dem der Durchbruch nun auch in der englischen Liga zuzutrauen ist - was ihm einst aus der Jugend des FC Arsenal heraus nicht gelungen war.
Dass Nordtveit geht, und das auch noch ablösefrei, ist schade. Aber bei aller Wertschätzung für ihn und seinen unermüdlichen geradlinigen Einsatz auf dem Feld: Er ist mit am leichtesten zu ersetzen. Denn trotz der Phasen, in denen er sich als Stammspieler fühlen durfte, war er doch in Wirklichkeit immer "nur" der Nachrücker Nummer 1 - im Mittelfeld wie in der Verteidigung. Weder gegen das Duo Kramer/Xhaka noch gegen die Kombination Xhaka/Dahoud kam er dauerhaft an. Und in der Innenverteidigerposition wäre er in der abgelaufenen Runde wohl auch kaum so oft zum Einsatz gekommen, wären Dominguez und Stranzl nicht dauerverletzt gewesen. Und ich finde auch nicht, entgegen seiner Selbsteinschätzung, dass er in der Innenverteidigung besser aufgehoben wäre als im defensiven Mittelfeld. Dazu waren seine Auftritte im Vergleich zu einem Andreas Christensen zu durchwachsen, auch und vor allem in den Zweikämpfen und Kopfballduellen. Wenn er nach einer längeren Pause von der Bank kam, brauchte er immer auch einige Spiele, bis er in seinem Rhythmus war - und zeigte vorher bisweilen haarsträubende Fehler.
Das hört sich schon fast nach einer negativen Bilanz an. Soll es aber nicht sein. Denn was Borussia mit Havard Nordtveit verliert, ist offensichtlich ein noch junger, entwicklungsfähiger Spieler, ein sehr angenehmer Charakter, ein Teamplayer und ein sehr variabler Spielertyp. Nordtveit ist oder wird vielleicht auf keiner Position Weltklasse sein, kann aber dafür als Rechtsverteidiger genauso solide auftreten kann wie auf der Sechs oder im Abwehrzentrum. Das müssen seine Nachfolger erst über einen längeren Zeitraum nachweisen, wobei man davon ausgehen kann, dass Tobias Strobl das Zeug dazu mitbringt. Der Spielerkader wird sich nach jetzigem Stand zudem so verändern, dass es für Nordtveit auch in der kommenden Saison schwer gewesen wäre, einen Stammplatz zu erobern.
Ich werde auf jeden Fall mit Sympathie und Spannung beobachten, wie sich unser Wikinger auf der Insel schlägt. Bei West Ham United wird die Konkurrenz nicht geringer sein als bei Borussia - ich wünsche es ihm, dass er daran wächst und sich durchsetzt. Schließlich stünden wir ohne ihn vermutlich nicht da, wo der VfL in der kommenden Saison angreifen will - in der Champions League. Lykke til! Mange takk skal du ha, Havard!
Super geschrieben, dem Inhalt gibts nix mehr hinzuzufügen.
AntwortenLöschenDanke! :-)
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