2017-08-26

Gute Geister in der Kabine gelassen

Machen wir es kurz: Nach drei Pflichtspielen noch ungeschlagen, vier Punkte vor K*** und fast zum ersten Mal in Augsburg gewonnen - das ist die positive Seite des heutigen Spieltags. Und bis zwei Minuten vor Schluss sah es tatsächlich so aus, als könnte Borussia auch die zweite Abwehrschlacht in der zweiten Spielhälfte binnen sechs Tage unbeschadet überstehen - mit mehr Glück als Verstand. Doch Augsburg spielte da nicht mit und kam zum mehr als verdienten Ausgleich. Das ist ärgerlich, aber nach diesem Spielverlauf muss man eben auch einen solch späten Rückschlag sportlich nehmen.

Es war fast wie befürchtet. Wo am  letzten Sonntag noch das Derbyfeeling zusätzliche Kampfkraft verlieh, blieb die Mannschaft von Dieter Hecking heute über weite Strecken der Partie in den Zweikämpfen einiges schuldig. 
Dabei war es nicht so, dass sie sich nicht bemüht hätten. Doch die Abstände zu den Gegnern waren oft erschreckend groß - zu groß, um das bekannt einfache und robuste Spiel der Augsburger effektiv stören zu können. 
Das zeigte sich gleich zu Beginn nach wenigen Sekunden, als die Gastgeber zielstrebiger agierten, dabei auch von einem nicht geahndeten Foul von Finnbogasson an Vestergaard profitierten und dann den VfL kalt erwischten. Auch in den Minuten nach dem 1:0 standen die Gäste ziemlich neben sich.
Umso ärgerlicher, dass die Gäste, nachdem sie sich langsam aus dem ersten Alptraum des verpatzten Spielbeginns befreit und das 0:1 gekonnt in eine 2:1-Führung verwandelt hatten, mit der Pause alle guten Geister in der Kabine ließen. Sie wischten mit der unterirdisch zweikampfschwachen zweiten Hälfte den guten Eindruck aus 30 recht souveränen Minuten vor der Halbzeit völlig weg.

Bis dahin konnte man Stindl und Co. zugute halten, dass sie sich, wie im Pokal, von einem Rückstand nicht hatten beeindrucken lassen und dem Gegner nach und nach ihr passstarkes Spiel aufdrücken konnten.
Doch mit dem Wiederanpfiff war das Geschichte. Ein hervorragender Zweikämpfer wie Jannik Vestergaard stand völlig neben sich, Matthias Ginter konnte seine Spielmacherqualitäten aus der Abwehr heraus kaum entfalten. 
Die vergangene Woche noch zu Recht hochgelobte Doppelsechs Kramer/Zakaria konnte die Löcher nicht stopfen und lief oft hinterher, was unter anderem zu gefährlichen Verwarnungen (Zakaria und Vestergaard) führte, die sich im weiteren Verlauf leicht in eine Unterzahl hätte verwandeln können. Insbesondere Augsburgs Kapitän Daniel Baier arbeitete sehr stark daran, Karten für Gladbacher herauszuholen. Dabei hätte er aus meiner Sicht für seinen absichtlichen Ellbogencheck ins Gesicht von Chris Kramer auch durchaus selbst Rot statt Gelb sehen dürfen.
Aber das soll keine Ausrede oder Entschuldigung sein. Gladbach war als Kollektiv zu schwach, um den möglichen Sieg nach Hause zu bringen. Die Offensive glänzte nur vor der Pause - da war es durchaus ansehnlich. Danach gab es kaum noch Entlastung für die heute nicht sattelfeste Verteidigung. Nicht nur, dass man dem Gegner insgesamt 24 Torschüsse erlaubte, es sprangen für den FCA auch acht richtig gute Torchancen raus, bevor der einfache Spielzug über Heller und die durch Wendt wieder einmal nicht unterbundene Flanke zum Erfolg gegen Yann Sommer führte.
Die Länderspielpause bietet Gelegenheit, an diesen Problemen gegen aggressive Gegner zu arbeiten, die einen in ständige 50:50-Zweikämpfe zu verwickeln versuchen. Und da der nächste Gegner Frankfurt ähnlich unangenehm zu spielen ist, wäre es gut, schnell aus diesem Spiel zu lernen. Damit Borussia auch nach dem dritten Spieltag ungeschlagen bleibt. Damit wären wir in der Liga voll im Soll.

Bundesliga, Saison 2017/18, 2. Spieltag: FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 2:2 (Tore für Borussia: 1:1 Zakaria, 1:2 Wendt)

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