Wer mich und mein Blog etwas kennt, weiß, dass ich nicht vorschnell auf die Mannschaft einschlage. Aber das, was ich mir heute Abend anschauen musste, war sicherlich die schlechteste Leistung einer Borussen-Elf seit der letzten Abstiegssaison. Das war vor mehr als 10 Jahren.
Von Position eins bis elf gab es heute nur Totalausfälle. Von einem Yann Sommer, der zwar einige Male noch Schlimmeres verhinderte, aber gefühlt keinen langen Ball zum eigenen Mann brachte bis zu einem Thorgan Hazard, der uninspiriert und arrogant über den Platz stolzierte, wie ich es von ihm noch nie gesehen habe. Es schien so, als ob die Mannschaft vor dem Anpfiff noch gemeinsam einen Eimer Baldrian geschlürft hatte. Fünf bissige Minuten mit gutem Forechecking zu Beginn, danach nichts mehr, was in irgendeiner Weise an eine Bundesligamannschaft erinnerte, die zu diesem Zeitpunkt auf einem Champions-League-Qualiplatz stand. Drei offensive Einwechslungen, die verpufften. Eine Halbzeitpause, die keine erfrischende Wirkung zeigte - im Gegenteil. Direkt nach Wiederanpfiff hätten die Breisgauer unser Team richtig abschießen können. Das ist schlicht unbegreiflich.
Natürlich, es war wieder Freiburg mit dieser traditionell fohlenlähmenden Schwarzwaldluft, die seit inzwischen fast 30 Jahren für fortlaufend unerfreuliche Ausflüge unseres treuen Anhangs sorgt. Aber das heute war noch mehr (oder weniger) als die Fortsetzung einer holprigen Vorstellung bei einem Angstgegner. Das heute war ein Offenbarungseid.
Es hatte auch nichts damit zu tun, dass die Mannschaft sich verletzungsbedingt von selbst aufstellte oder dass der sichtlich noch nicht für die Startelf bereite Josip Drmic für Raffael begann. Es war eine kollektive Auszeit, ein Lehrbuch-Beispiel für Zweikampfschwäche und dem Gegner hilflos hinterherlaufen.
Nicht mal über das Tor des Tages lohnt es sich groß zu reden. Es ist zwar nach wie vor albern, dass es für so einen zufälligen Kontakt die gleiche Strafe gibt wie für eine Blutgrätsche im Strafraum, aber die Regel ist eben so. Dass es mehr als eine Minute braucht, bis der Elfmeterpfiff nachgeholt wird, gehört zu dem Irrsinn, der sich mittlerweile rund um den Videobeweis entwickelt hat. Zum Drehbuch hätte heute aber eher gepasst, dass Gladbach ein Tor schießt, das nicht zählt, weil es auf der anderen Seite Elfmeter geben muss. Den Shitstorm hätte ich dem DFB mal gegönnt. Aber nicht einmal diese Gefahr bestand heute.
Der VfL ließ heute nicht einmal in der Schlussphase erkennen, dass ihm bewusst war, dass man Tore schießen muss, um ein Spiel zu gewinnen. Wie anders ist es zu erklären, dass man sich trotz des frühen Rückstands bis zur 85. Minute stoisch die Bälle in der eigenen Hälfte hin und herschob und jeglichen Esprit nach vorne hin vermissen ließ? Leute - der Gegner hieß nicht Dortmund, Bayern oder Barcelona - das war der SC Freiburg, der auch heute defensiv keineswegs sattelfest war. Dem es aber ausreichte, die Gladbacher Defensive halbwegs clever anzulaufen, damit diese jeglichen Spielfluss nach vorne verstolperte und den Ball lieber zum Torwart zurückpasste, der ihn dann mit Vorliebe ins Seitenaus prügelte. Ok, ich übertreibe. Aber ich bin auch wirklich sauer über das, was sich die Hecking-Truppe da heute geleistet hat.
Zum Gesamteindruck passt, dass sich Denis Zakaria nun auch noch die 5. Gelbe Karte abholte, die natürlich nicht zwingend verhänt werden musste - was sich aber dadurch ausglich, dass Schiri Aytekin sowohl ein übles Frustfoul von Chris Kramer (der vor der Auswechslung erneut angeknockt wirkte) ungeahndet ließ wie Zakarias Rempler in der Schlussphase, der genausogut Gelb-Rot hätte bedeuten können.
In drei Tagen steht voraussichtlich eine noch gerupftere Borussen-Elf schon wieder gegen den HSV auf dem Platz und in der Pflicht, sich zu rehabilitieren. Da kann es einem schon ein bisschen mulmig werden. Denn aus der prima Ausgangslage nach dem Bayern-Sieg kann innerhalb von zwei Wochen auch leicht ordentlich Zunder unterm Weihnachtsbaum werden, wenn Stindl und Co. den Hamburgern nicht viel entschlossener die Stirn bieten und sich am Ende vielleicht auch noch im Pokal verabschieden müssen. Ich hoffe, ich sehe das zu schwarz. Aber sicher bin ich nicht. Dafür war die Leistung heute zu erschreckend.
Bundesliga,
Saison 2017/18, 16. Spieltag: SC Freiburg - Borussia Mönchengladbach 1:0
Kramer wurde direkt nach der Auswechslung vom Arzt in die Katakomben geleitet. Da hatte ich auch gedacht, schon wieder kurz vorher auf den Kopf gefallen. Mal hören, was es später dazu von Borussia gibt ...
AntwortenLöschenWürde aber zur aktuellen personellen Lage passen.
Zum Kommentar: Volle Zustimmung. Bin so sauer, wie Hecking hinterher beim Interview. Sowohl zum richtigen, aber wieder irrsinnig späten Elferpfiff, mehr noch aber zur (Nicht-)Leistung der Mannschaft. Man sah warum Oxford bisher nicht gespielt hat, und es sah nicht so aus, als ob er sich zerreißt, um dies zu ändern. Grifo unsichtbar, Drmic unsichtbar, Wendt eher vorne, Sommer unsicher bei Bällen am Fuß, Hazard, nun ja, bemüht. Wird Zeit für die Pause ...
In dem Fall hatte ich "zum Glück" nur den Ticker und kein TV - aber was der mir an Werten ausspuckte, das ließ die absolute...nennen wir es mal: Arbeitsverweigerung der Mannschaft schon erahnen. Ich meine, da stand irgendwas von 23:5 Torschüssen (erschreckend!)und irgendwann waren die Freiburger ca. 4 km (!!!) mehr gelaufen als die Borussen. Und das, nachdem sich Freiburg angeblich darüber mokiert hatte, dass man, obwohl man Sonntag gegen *öln spielen musste, schon wieder am Dienstag ran sollte. Sah aber eher so aus, als ob die gelaufen sind wie die Hasen.
AntwortenLöschenDie Sache mit dem Video-Elfer habe ich erst im Nachhinein entdeckt und bleibe umso fester bei meiner Meinung: SO geht das nicht und der Schiri auf dem Platz hat bald fast alle (notwendige) Autorität verloren, wenn "Köln Allmächtig" so willkürlich (und auch mit solcher Verspätung) einfach hineinfunken kann. Umso ärgerlicher, dass zu jenem Zeitpunkt wohl ein Gladbacher Angriff lief - und den dann noch weggepfiffen zu bekommen, das trägt ganz sicher dazu bei, eine breitere Brust zu bekommen (*Ironie aus*). Gut, die Leistung war offenbar super mies, so dass das vermutlich eh keinen Unterschied machte.
Ich weiß nicht, brauchen wir vielleicht einen Mentalcoach? Glauben die ernsthaft, man kann eine Mannschaft wie Freiburg mal eben vom Platz fiedeln, nur weil die im Tabellenkeller stehen? Hat sich NIEMAND mit deren Aufholjagd und mentaler Stärke, demonstriert gegen *öln, beschäftigt??
Klar, in Freiburg gibt's mit lähmender Monotonie nix zu holen, aber anscheinend WILL das auch niemand ändern?! Und kommt mir nicht mit "personellem Mangel". Ja, es sind viele verletzt, aber dann muss man entsprechend trainieren, damit man das vorhandene Personal entsprechend gewinnbringend einbringen kann?! Bin ratlos. Und sehr frustriert. Nun sind die unerwarteten "Bonuspunkte" gegen Hoffenheim und Bayern auch schon wieder futsch... Was man sich aufgebaut hat, hat man sich mit dem Hintern (malwieder) umgerissen und gegen den HSV steht man schon wieder unter Druck. An den Pokal mag ich schon gar nicht denken. Enttäuschte Grüße, Fohlen