2019-03-16

Raus aus der neutralen Zone

Wohin verschlägt es den VfL in dieser Saison? Ich weiß es nicht, auch acht Spieltage vor Saisonende noch nicht. Auf das schwer erarbeitete 1:0 in Mainz folgt ein magerer Punkt gegen Freiburg vor eigenem Publikum. Das klingt, zusammen mit dem deftigen Durchhänger vor Mainz, nach einer unerfreulich engen Kiste im Rennen um die Europa-Plätze. Und da rede ich nicht notwendigerweise von den Startplätzen zur Champions League. 
Natürlich war das 1:1 heute vom Ergebnis insgesamt so verdient, wie es zu wenig war für unsere Borussia. Und natürlich ist trotzdem noch lange nichts verloren. Die anderen müssen ja auch erst gewinnen. 

Doch wenn ich mir die Mannschaften anschaue, die mit Gladbach um die europäischen Fleischtöpfe konkurrieren, fällt auf, dass die Hecking-Elf gerade den am wenigsten feurigen und entschlossenen Eindruck macht. Selbstbewusst schon, aber nicht mit dem Vertrauen in die eigenen Stärken wie in der Hinrunde, als man die Gegner mit schnellem, trickreichem Spiel einschüchtern, nervös machen und zu Fehlern zwingen konnte. 
Es gibt zwar immer wieder Phasen im Spiel, wo Stindl und Co. Druck machen, wo sie den Gegner ins kurzzeitig ins Wanken bringen und sich mehrere Chancen am Stück herausarbeiten. Diese Phasen verpuffen aber meist ohne Ertrag, und was dazwischen liegt, ist ein risikoarmes Fußballspiel in neutralen Zonen. 
Heute hatte Freiburg dazu noch sehr viel einfachen Ballbesitz, der dem VfL zwar keine Probleme für das eigene Tor bereitete, aber irrsinnig viel Zeit von der Uhr nahm. Das halbherzige Pressing, was die Offensivkräfte da heute anboten, war ungeeignet, den Gästen dazwischenzufunken.
Anders Freiburg. Heute haben ihnen zwei anlauffreudige Stürmer und eine gut sortierte Defensive ausgereicht, um das Gladbacher Aufbauspiel immer wieder ins Stocken zu bringen. Das führte zu vielen Sicherheits-Rück- und Querpässen, die nicht nötig gewesen wären. Gerade dann fehlt es oft an der Frische oder dem Mut, druckvolle, schnelle Pässe nach vorne zu spielen, um in die Räume zwischen die Defensivketten zu kommen und Löcher in den gegnerischen Abwehrverbund zu reißen. 

Das hat heute phasenweise zwar funktioniert (deutlich besser als in Mainz), etwa rund um das Ausgleichstor oder in der frühen zweiten Hälfte. Insgesamt aber besitzt die Mannschaft um Yann Sommer zu wenig "Drohpotenzial", um den Gegnern das eigene Spiel aufzuzwingen.  
Da sehe ich Leverkusen und Frankfurt derzeit im Vorteil, beide spielen wie aufgedreht. Leipzig ist zwar weit wenig begeisternd, aber der Brauseclub liefern zuverlässig, was die Punkte angeht. Auch Wolfsburg, Bremen und Hoffenheim bleiben gefährlich.
Borussia muss also schleunigst die Schnelligkeit im Spiel, die Zielstrebigkeit und die Effektivität wiederfinden, die ihnen den Respekt der Gegner eingetragen hatte. So-la-la-Leistungen wie heute werden nicht reichen, um am Ende von einer gelungenen Saison sprechen zu können.

Damit endlich konkret zu dieser Partie. Defensiv war das ordentlich, bis auf das Gegentor von Grifo, das man hätte besser verteidigen können. Ansonsten hatten die Gäste kaum Gelegenheiten, sich mehr als den Punkt zu verdienen. 
Und der VfL? Der sammelte gleich ein halbes Dutzend hochkarätige Chancen, hatte aber noch viel mehr Angriffe, die durch falsche Entscheidungen versandeten. Zu nennen wären zum Beispiel ein Hazard-Rückpass dorthin im Strafraum, wo ausschließlich Freiburger unterwegs waren. Oder eine Szene, als Oscar Wendt aus spitzen Winkel sieben Meter vor dem Tor fast freie Schussbahn hatte und den Ball noch einmal abspielte, statt draufzuhalten. Das erledigte dann Hazard einmal aus unmöglicher Position von der Strafraumgrenze aus und verzog doch nur knapp. Es wäre ihm zu wünschen gewesen, dass einfach mal so ein Ding reinfliegt.

Immerhin: Mit seiner schönen Vorarbeit zu Pleas ersehntem zweiten Rückrundentreffer geht der Aufwärtstrend bei beiden zumindest vorsichtig weiter. Plea war heute wieder ein Faktor im Spiel, behauptete sich besser und war nur durch Fouls zu stoppen, die aber meist nicht gepfiffen wurden. Mau fand ich das zu zögerliche Spiel von Fabian Johson. Als Rechtsverteidiger war er mir zu passiv im Spiel nach vorn und seine Sicherheitspässe sahen sehr nach Verunsicherung aus. 
Gut gefallen hat mir dagegen Denis Zakaria, dessen frühe Auswechslung ich nicht wirklich verstanden habe. Auch wenn er kein Knipser ist, ist er an fast jeder gefährlichen Szene beteiligt. Mit etwas Glück hätte er sogar einen Elfmeter bekommen können, als ihn Schwolow nach einem Patzer deutlich festhielt und damit zu Fall brachte. Aber angesichts der ansonsten auch bisweilen absurd falschen Zweikampfbewertung durch Schiri Robert Kampka (unter anderem bei Zweikämpfen von Plea, der seit Wochen gefühlt kein Foul für sich gepfiffen bekommt) war da heute nicht viel zu erwarten.

Bundesliga 2018/19, 26. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 1:1 (Tor für Borussia: 1:1 Plea)

2 Kommentare:

  1. Es ist relativ einfach ! Wenn ich sämtliche Aussagen dieses Trainers, übrigens regelmäßig nach schlechten Leistungen höre, also fehlende Durchschlagskraft, schlechte Standards, zu langsam, etc...…, dann ist die Frage relativ simple zu beantworten ! Der Trainer ist dafür verantwortlich !! Und ich nehme es vorweg. Er wird es nicht schaffen, dieser Trainer taugt nichts ! Und das habe ich auch gesagt, als wir zweiter waren mit 10 Punkten (!!) Vorsprung auf Frankfurt !

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    1. Ach weißt du, das ist mir zu einfach. Egal, wie das Spiel ausgeht: es sind die 22 auf dem Platz, die den Ausgang eines Spieles in erster Linie beeinflussen. Ein Favre in Dortmund kann nix dafür, wenn seine Spieler die besten Torchancen nicht verwerten. Und so ist es auch bei Hecking. Ich kann nicht beurteilen, wie er mit den Spielern außerhalb des Spieltags umgeht, was er ihnen auf den Weg gibt. Aber es wird sicher nicht sein: Schießt Freistöße und Ecken so, dass kein eigener Mann rankommt und spielt so langsam, dass der Gegner leicht mitverschieben kann. Es hängt einfach an zu vielen Variablen, wie ein Spiel läuft. Hätten wir die Effektivität und auch das Glück der Vorrunde,wären wir noch im Meisterschaftsrennen. Derzeit fehlt dazu einiges, aber bis auf das Bayern-Spiel waren ja alle Spiele im Verlauf so, dass Gladbach sie hätte gewinnen können (oder müssen). Die Gelegenheiten waren also da. Ich glaube nicht, dass man Hecking in dieser Saison einen großen Vorwurf machen kann. Was mich auch umtreibt, ist, dass eine Mannschaft wie Frankfurt nach außen auf dem Spielfeld einen anderen "Willen" vermittelt und der derzeit auch belohnt wird. Ob das allein am Trainer liegt, vermag ich nicht zu sagen, glaube ich aber nicht. Ich denke, da sind im Team alle gefragt, mehr Zielstrebigkeit auch nach außen zu zeigen - gegenüber dem Gegner, aber auch, um die Fans mitzuziehen.

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