Die abgelaufene Saison war eine außerordentlich gute Saison - zumindest für Borussia Mönchengladbach. Aber sie ist jetzt auch schon wieder ein paar Wochen abgeschlossen, gerade hat schon wieder die Vorbereitung auf das neue Spieljahr begonnen - dazwischen hatte ich bis jetzt nicht so viel Zeit (und Muße) für eine ausführliche Bilanz der Spielzeit und für die Würdigung der Leistungen einzelner Spieler.
Das haben viele meiner Blogkollegen und die Redaktionen von RP oder Express in der Zwischenzeit auch so ausgiebig getan, das muss ich kaum nochmal alles wiederholen.
Deshalb schaue ich hier lieber nach vorn, auf eine ungewisse neue Saison, aber immer mit dem Blick zurück auf das, was man aus dem ersten Jahr unter Marco Rose mitnehmen kann.
Wenn ich auf die neue Saison blicke, ist auch Anfang August noch ziemlich viel offen. Lässt man die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie mal außer Acht und damit ihre Auswirkungen auf die Zuschauer und die Vereine, sind auch in sportlicher Hinsicht noch Fragen zu klären. Und das, obwohl Borussia mit einem starken Kader und geklärten Finanzen in die neue Spielzeit gehen kann.
Aber: Die Aussagen von Stephan Schippers und Max Eberl in Sachen Zurückhaltung auf dem Transfermarkt sind dank ihrer Deutlichkeit nicht misszuverstehen. Auch ein rundum gesunder Verein mit Champions-League-Einnahmen in Aussicht kann vernünftigerweise das Risiko nicht eingehen, sich an der Spielerbörse zu verzocken.
Was wäre, wenn die Zuschauer doch nicht oder nur bis zum nächsten Lockdown ins Stadion dürfen? Die bisher diskutierten Teilfreigaben der Stadien helfen vielleicht. Doch sie haben nichts mit dem Stadionerlebnis zu tun, das wir lieben. Das könnte viele abschrecken und auch so wird es die Kosten langfristig nicht decken können.
Was passiert bei einer erneuten Unterbrechung des Spielbetriebs mit den Fernsehgeldern? Wer droht in der Liga dann pleite zu gehen - wo doch von der DFL selbst auf eine vernünftige Lizensierung verzichtet wurde. Just nachdem sich im Frühjahr gezeigt hatte, wie wenig sie ohnehin wert war, weil sich bei einigen Clubs schon bei einem Liquiditätsengpass von wenigen Wochen der Kollaps angedeutet hatte.
Dass Borussia diesen Weg geht ist kaufmännisch vernünftig und absolut nicht zu kritisieren. Allerdings ist es die Frage, wie es sich sportlich auswirkt. Denn es ist nicht zu erwarten, dass die Konkurrenten durchweg ähnliche Vorsicht und Seriösität an den Tag legen werden. Gut, ob und wie das auf dem Rasen ins Gewicht fällt, das wird sich erst noch zeigen.
Doch bis wir wirklich wissen, wo der VfL im Spieljahr 20/21 dasteht, geht noch einige Zeit ins Land. Und da die Saison nicht nur spät startet, sondern die sonst schon viel zu lange offene Transferperiode nun bis zum 1. Oktober geht, bedeutet das: Es kann am Ende viel kaputt gemacht werden, wenn einer mit den großen Geldbündeln kommt und man für einen abgeworbenen Topspieler keinen gleichwertigen Ersatz mehr bekommt. Diese Gefahr besteht bei Borussia aus meiner Sicht durchaus noch bei Spielern wie Zakaria, Elvedi oder Plea. Weniger bangen muss man um Thuram und nach dessen Klarstellung auch nicht um Matthias Ginter. Doch das gilt erstmal nur für diesen Sommer und Herbst. Nächstes Jahr kann es wieder anders aussehen.
Insofern können wir fast froh sein, dass es in diesem Sommer nicht auch noch die EM und das Olympiaturnier gegeben hat, bei dem der eine oder andere Gladbacher Nationalspieler sich in den Vordergrund hätte spielen können. Denn allein die demnächst anstehenden europäischen Finalturniere bringen weitere Unwägbarkeiten mit sich. Wenn sich dort wichtige Spieler verletzen, werden Bayern, Chelsea und Co. nachlegen wollen. Vielleicht müssen diese Clubs personell auch noch ganz neue Wege gehen, weil diese ungewohnte "Zwischensaison" mit den Spielen ums große Champions-League-Geld auch neue Belastungen für die Kader mit sich bringen wird.
Viele Fragezeichen also bis zum geplanten Bundesligastart am 18. September.
Max Eberl und sein Team haben das eine oder andere Fragezeichen immerhin bereits sehr früh tilgen können, sodass sich für uns - zumindest bezogen aufs eigene Team - ein guter Weg abzeichnet.
Die großen Verpflichtungen wird es nicht geben, daher ist auch ein Wunschspieler wie Hannes Wolf, der nach einem eher unglücklichen Jahr in Leipzig nach Gladbach kommt, noch nicht mehr als ein Leihgeschäft.
Dass er ein vielversprechender Neuzugang ist, steht außer Frage. Schließlich ist er bei RB Salzburg schon als Jugendlicher unter Marco Rose von Erfolg zu Erfolg geeilt. Und das, was ich bisher von ihm gesehen habe, lässt viel erwarten: ein schneller, arbeitender Stürmer/offensiver Mittelfeldspieler, ein guter Balleroberer, der auch in die Räume geht, wo es weh tut. Es ist für mich mehr der Typ Stindl als der Typ Raffael, den er im Kader ja nominell quasi ersetzt.
Daneben soll noch ein weiterer Spieler kommen, der ebenfalls das Mittelfeld stärken soll. Der junge Pedri von Barcelona ist da im Gespräch. Aber vielleicht wird es am Ende auch so wie schon öfter sein: dass Max Eberl einen Spieler aus dem Hut zaubert, der bei keinem auf dem Zettel stand. Wobei dies immer schwieriger wird, je mehr Aufmerksamkeit unserem Verein international zuteil wird.
Sollte es wie angekündigt bei diesen beiden Zugängen bleiben, dann bin ich als vorsichtiger Mensch noch nicht ganz beruhigt. Denn eine Saison ist lang und mit Champions League ist sie vor allem in der ersten Saisonhälfte sehr kräfteraubend. Entsprechend müssen vermehrte verletzungsbedingte Ausfälle einkalkuliert werden. Und da besteht aus meiner Sicht zwischen Abgängen und Zugängen noch ein leichtes Ungleichgewicht, was die defensiveren Parts in der Mannschaft angeht.
Und damit befasst sich der bald folgende Teil 2 meiner "Saisonvorbereitung" - ich will ja nicht mit endlos langen Blogposts eure Aufmerksamkeit überstrapazieren. Deshalb teile ich das Ganze wieder etwas auf.
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