2021-03-03

Nicht genug für Genugtuung

Es kam wie befürchtet. Die wahre Borussia ist raus aus dem DFB-Pokal, und damit ist auch wohl die letzte kleine Chance dahin, aus dieser Saison noch etwas Versöhnliches zu ziehen, auch für Marco Rose und sein Trainerteam. Und für uns Fans, wenigstens etwas Genugtuung zu empfinden gegenüber dem ungeliebten Konkurrenten, der sich immer wieder bei unseren Besten bedient. Und jetzt auch noch bei unserem Trainerteam.

Das Ärgerliche ist: Verdient war dieses Ausscheiden nicht. Es war, was die spielerische Qualität anging, der vielleicht zielstrebigste und beste Auftritt seit Wochen, auch wenn sich dies nicht Chancen ausreichend widerspiegelte. Die Spieler trauten sich sichtlich wieder mehr zu, schoben nicht mutlos den Ball dauernd in der eigenen Hälfte hin-  und her, sondern bemühten sich um One-Touch-Football und schnelles, vertikales Spiel. 

Der VfL war in der ersten Halbzeit durchaus spielbestimmend, kontrollierte auch die Offensive des Gegners um Erling Haaland ziemlich sicher. Der Norweger kam einmal gefährlich vors Tor, verzog aber, noch leicht gestört von Nico Elvedi. Dazu kam eine Zufallschance von Reus, der den Ball weit übers Tor drosch. In der zweiten Hälfte kamen die Schwarz-Gelben zwar ein paar Mal über Konter nach vorne.
Doch außer dem schön herausgespielten Tor von Sancho, einem vermeintlichen Treffer von Haaland, der aber Bensebaini vorher zu Fall gebracht hatte und einem weiteren Konter über den Topstürmer des BVB, der im klasse aufgelegten Tobias Sippel seinen Meister fand, war da nicht viel, was die Gladbacher Abwehr in Verlegenheit bringen konnte.

Der VfL hatte seinerseits genauso viele und gute Chancen. Doch Marcus Thuram verpasste es in der 2. und der 19. Minute nach hervorragenden Spielzügen über Hofmann, seine Farben frühzeitig in Führung zu bringen. Und knapp vor dem Pausentee brachte ihn bei Pleas Steilpass ein Schritt ins Abseits und damit um das 1:0 zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt. In der zweiten Halbzeit war das Team von Marco Rose gegen höher angreifende Gäste nicht mehr so zwingend wie zuvor, die besten Chancen resultierten aus (allerdings ziemlich guten) Fernschüssen von Bensebaini und kurz vor Schluss von Zakaria und Lainer. 

Dennoch hatte man das Gefühl, dass den Fohlen nach dem Führungstreffer des BVB in der 66. Minute der Zahn etwas gezogen war. Erst in den letzten 10 Minuten wurden die Aktionen wieder zwingender, die Gäste in die Defensive gedrängt und dort auch zu Fehlpässen gezwungen. Doch es reichte nicht mehr, um dem Spiel noch eine andere Wendung zu geben. Das hatte auch damit zu tun, dass in der Schlussphase nicht immer sehr clever vorgegangen wurde. 

Nach dem späten, aber verdienten Platzverweis gegen Mo Dahoud (der schon in der 40. Minute für sein taktisches Umreißen von Lars Stindl die zweite Gelbe hätte sehen können oder müssen), wäre es wichtig gewesen, die Überzahl spielerisch auszunutzen. Dass dann - wie bei Zakaria - aus wenig erfolgversprechender Entfernung aufs bzw. weit übers Tor geknallt wird, statt einen besser postierten Mitspieler zu suchen, ist einfach nicht hilfreich.  

So war es letztlich ein sehr schwacher Neuhaus-Pass über wenige Meter am gegnerischen Strafraum, der das Schicksal des VfL am heutigen Abend besiegelte, weil der Gegner von da aus über drei Stationen zum Torerfolg kam, während die Gastgeber einmal mehr keinen Treffer zustande brachten. Immerhin: Es war mal eine Partie gegen Dortmund ohne strittige Szenen, die gegen Gladbach gepfiffen worden wären. Schiedsrichter Sascha Stegemann pfiff ganz vernünftig. Und der VAR lag bei beiden Eingriffen und der Rücknahme der Tore richtig.


Das hilft in der Situation, in der sich die wahre Borussia befindet, allerdings auch nicht weiter. Das Spiel macht etwas Mut für die nächsten Aufgaben, die nun eigentlich nur noch in einem mächtigen Endspurt in der Liga liegen können. Aber für Marco Rose und sein Team wird es so oder so wohl keine Ruhe mehr geben. 

Es war absehbar, dass viele enttäuschte Fans fast auf diesen Ausgang des Spiels heute gewartet hatten, um Rose, Alexander Zickler oder René Maric auch für das Ausscheiden aus dem Pokal zu prügeln.

Aber abgesehen davon, dass die Mannschaft heute nicht den Eindruck machte, dass sie nicht alles für den Halbfinaleinzug tun hätte tun wollen: Auch objektiv ist Marco Rose nicht für alles verantwortlich, was auf dem Platz nicht klappt.

 

Er hat nichts damit zu tun, dass Marco Reus vor dem 0:1 um einen Schritt nicht im Abseits war, Marcus Thuram auf der anderen Seite aber schon. Er kann nicht beeinflussen, ob ein Stürmer seine Chancen nutzt oder ob jemand einen Fehlpass spielt, der zum entscheidenden Gegentor führt.
Was man ihm vorwerfen könnte, wäre eine taktische Aufstellung, die nicht funktioniert oder Auswechslungen, die nicht helfen. Doch heute greift das alles nicht. Die Startelf war nominell die beste, die Borussia auf den Platz stellen kann. Die Einwechslungen kann man diskutieren, vor allem, weil der fleißige, aber glücklose Plea und der ungewohnt fahrige Flo Neuhaus auf dem Feld blieben, aber Stindl, Thuram und Kramer gehen mussten, die man gern in der Schlussphase noch dabei gehabt hätte. Auch hier gilt aber, dass wir nicht wissen können, welche handfesten Hintergründe diese personellen Entscheidungen möglicherweise gehabt haben.


Die Taktik war wirkungsvoll - in keiner Phase bekam Dortmund auch nur ansatzweise so einen Druck auf das Gladbacher Spiel zustande wie es Leipzig oder Man City gelungen war. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, mit dem falschen Ergebnis. Aber auch dieser Hinweis auf deutlich aufsteigende Form wird im Umfeld nicht für Ruhe sorgen. Eine verpasste Chance im Pokal ist eben eine verpasste Titelchance, und viel gibt es darüber hinaus für Borussia nicht mehr zu erreichen.

 

DFB-Pokal, Viertelfinale: Borussia Mönchengladbach - BVB 0:1.


Saisonspende: Der Spendenstand bleibt weiter bei 98,50 Euro.

Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Erreichen der K.o-Phase und für jede weitere erreichte CL-Runde: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

 

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