Es ist wie immer nicht so einfach, nach so einem Spiel die richtigen Worte zu finden. Dämlich verloren, irgendwie relativ chancenlos, trotzdem eine beeindruckende Leistung und auch gelungene Rehabilitation für manch matte Leistung der vergangenen Wochen. In all dem steckt mehr als ein Körnchen Wahrheit. Aber was zählt, sind Punkte und Tore. Und in dieser Bilanz sieht es seit dem verlorenen Derby weiterhin äußerst dürftig aus.
Besonders ärgerlich ist das 2:3 heute in Leipzig aus mehreren Gründen. Zum einen tabellarisch, weil ausbleibende Punkte immer schwerer wiegen, je weniger Spiele übrig bleiben. Zum anderen vom Kopf her, weil das Selbstvertrauen, das sich die von Ausfällen und angeschlagenen Spielern geplagte Mannschaft in der ersten Hälfte zurecht ein Stück weit zurück erkämpft hatte, durch die zweite Halbzeit und das „Unhappy End“ wieder einen Knacks bekommen haben dürfte. Und natürlich, weil es wieder nicht gelungen ist, im Stadion des Kommerzprodukts den ersten Sieg einzufahren.
Es reicht einfach im Moment (nicht nur gegen Spitzenteams) nicht zu mehr. Das ist die Erkenntnis aus den heutigen 98 Minuten Leipzig. Natürlich ist es auch ärgerlich, dass nicht viel Fantasie dazugehört hatte, eben jenes Ende vorherzusehen.
Denn Gladbach kam in der ersten Hälfte trotz verbessertem Offensivspiel mit den zwei wuchtigen Spitzen Thuram und Embolo fast aus dem Nichts zu zwei Toren, während die Brause-Vertreter ein ums andere Mal mit schnellem Spiel und zwingenden Spielzügen die Borussen einschnürten und das Gladbacher Tor berannten. Die 2:0-Führung gehörte daher in die Kategorie „clever“ einsortiert, aber nicht unbedingt in die Kategorie „verdient“. Die klasse kämpferische Einstellung, die Giftigkeit und das Geschick in den Zweikämpfen, die fehlende Präzision beim Gegner und die sehr lockere Linie, die der Schiedsrichter Manuel Gräfe wählte, sorgten dafür, dass in den ersten 45 Minuten kein Ball im Tor des glänzend aufgelegten Yann Sommer einschlug. Doch man konnte die Uhr danach stellen, dass dies passieren würde.
Und damit kommen wir zu den Problemen. Leipzig wechselte zur Pause den Stürmer Sörloth ein und agierte fortan mit zwei echten Spitzen. Und diese eine personelle (und natürlich taktische) Änderung brachte letztlich die Wende für die Gastgeber. Die gegnerische Trainerabteilung veränderte also die Statik des Spiels, während Borussias Gegenmaßnahmen, auch mit den späteren Einwechslungen, nicht für Entlastung nach vorne sorgten. Einmal mehr fand Borussias Trainerteam trotz aller Bemühungen keinen Schlüssel gegen einen top dominanten Gegner, auch nicht nach der Erkenntnis aus 45 Minuten mit klar pro Leipzig verteilten Spielanteilen.
Es gelang weder, die eigenen Ballbesitzphasen auszudehnen noch Bälle zu sichern noch Nadelstiche nach vorne zu setzen. Keine nennenswerte Chance in Hälfte 2, kein Torschuss, in allen Statistiken klar unterlegen und 49 Minuten Dauerstress in der Abwehr bis zum unglücklichen, aber natürlich nicht unverdienten Siegtreffer: Es war nicht wirklich eine Überraschung, dass der Gegner das bessere Ende für sich hatte. Auch wenn dem Tor ein grenzwertiger Schubsen gegen Lazaro voranging. Eine klare Fehlentscheidung von Manuel Gräfe war das nicht, auch wenn ich fand, dass er heute keine wirklich überzeugende Linie in der Zweikampfbewertung hatte. Aber ganz sicher hat der VfL das Spiel nicht in dieser einen Szene hergegeben.
Warum ist das so? Warum ist die Mannschaft nicht in der Lage, sich zu befreien, einen Gegnerdruck zu brechen, sich nicht so hinten reindrängen zu lassen wie zuletzt gegen City und heute gegen RB? Schwer zu sagen, und sicher nicht in wenigen Worten zu beschreiben. Es spielt viel rein in diese Situation.
Immerhin: Was die Mannschaft in der ersten Hälfte nach vorne brachte, sah schon deutlich besser aus als am Mittwoch und in den vergangenen Wochen. Aber dafür kann man sich nichts kaufen, wenn nicht am Ende auch mal wieder ein Erfolgserlebnis steht. Aber an großen Schrauben drehen ist im Moment nicht möglich. Die personelle Situation hat sich innerhalb weniger Tage erheblich verschlechtert, Rotation ist kaum ohne Qualitätsverlust möglich, die ausbleibenden Punkte erhöhen den Druck auf dem Feld. Und die Taktung der Spiele verhindert große Erholungsphasen und auch taktische Feinarbeit.
Also muss sich die Mannschaft an den kleinen Fortschritten hochziehen, sich mit den kleinen Erfolgserlebnissen hochpushen - endlich wieder mal zwei Tore, eine bärenstarke Defensivleistung und die aufsteigenden Formkurven bei Spielern wie Thuram, Embolo, Wendt oder dem heute sehr präsenten und galligen Hannes Wolf. Dass die Einstellung stimmte, war heute deutlich im Stadion zu hören: Mit jedem abgeblockten Schuss, jedem gewonnenen Zweikampf, der von den Mitspielern lautstark kommentiert und bejubelt wurde, war der Zusammenhalt spürbar, der Willen, heute den Sieg erzwingen zu wollen.
Doch wie schon gesagt. Es fehlte dazu am Ende Entscheidendes, so ehrlich muss man sein. Eine Mannschaft, die eine ganze Halbzeit keinen gefährlichen Ball aufs gegnerische Tor bringt, kann sich auch nicht beschweren, wenn sie am Ende ohne Punkte dasteht.
Nächstes Etappenziel heißt jetzt also Dortmund. Und nach den doch eher tristen Auftritten zuletzt nehme ich aus dem heutigen Spiel - trotz der Niederlage - mit, dass die Rose-Elf auch da nicht chancenlos ist. Eine Halbzeit lang schien es heute möglich, dass der Knoten nach dieser Misserfolgserie heute platzen könnte. Und bis zur 93. Minute konnte man immerhin noch auf einen wichtigen (und dann auch verdienten) Punktgewinn hoffen. Jetzt kommt es darauf an, sich vom k.o. in der letzten Minute nicht wieder zurückwerfen zu lassen, sondern sich an den starken Szenen zu orientieren: An der guten und cleveren Ausbeute in der ersten Hälfte und dem großen Kampf, den man der spielerisch klar überlegenen Mannschaft geliefert hat.
Ich weiß, ein wenig ist das auch Pfeifen im Wald, aber was bleibt uns übrig? Resignieren ist keine Option. Also - volle Konzentration auf den BVB!
Bundesliga, 23. Spieltag: RB Leipzig - Borussia Mönchengladbach 3:2. Tore für Borussia: 0:1 Hofmann (FEM, Embolo), 0:2 Thuram.
Saisonspende: Es hätte richtig klingeln können in der Kasse heute. Zur Halbzeit stand die Spendenuhr auf Kurs +12 Euro. Am Ende stand die Mannschaft mit leeren Händen da. Und auf die Spendensumme kommen nur zweimal 50 Cent für die beiden Tore. Nun also 98,50 Euro.
Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Erreichen der K.o-Phase und für jede weitere erreichte CL-Runde: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
Borussia war gestern wiederholt leider nicht in der körperlichen und mentalen Verfassung um ernsthaft dagegen zu halten. Vom Spielerischen ganz zu schweigen. Ich fürchte die Saison wird ziemlich trostlos austrudeln.
AntwortenLöschenSchön geschrieben und 100%-ige Zustimmung.
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