2021-02-04

Jetzt aber wirklich 2:1

 Schon wieder 2:1 gegen den VfB Stuttgart! Ich gebe zu, mit dem erfolgreichen Einzug ins Viertelfinale lässt sich leicht feixen und die Ungerechtigkeit der 2:2-Fehlentscheidung vor zweieinhalb Wochen an gleicher Stelle gegen den gleichen Gegner etwas gelassener sehen.

Aber bis dahin war es ein knochenhartes Stück Arbeit. Und das auch im wörtlichen Sinn. Die Schwaben durften ordentlich ungestraft Holz hacken und mit Ellbogen arbeiten, weil Schiedsrichter Daniel Siebert einen auf großzügige Linie machte, ohne es wirklich zu können. 

Das störte Borussia zwar merklich, vor allem in der Anfangsphase. Doch angeführt vom bissigen Kapitän Lars Stindl, dem sein Stuttgarter Schatten Wataru Endo in der ersten Hälfte ziemlich zusetzte, nahmen sie das körperbetonte Spiel mehr und mehr an.
Startschuss dafür war vielleicht Ramy Bensebaini mit einem durchaus wütenden und rustikalen Tritt, der ihm zurecht die Gelbe Karte einbrachte.
Doch danach kam der VfL besser in die Spur, holte sich seine spielbestimmende Souveränität zurück, brachte aber dennoch zunächst nur wenige richtig gute Abschlusschancen zustande.
Das insgesamt verdiente 1:1 knapp vor dem Pausenpfiff war zwar dann schön herausgespielt und vom starken Marcus Thuram toll abgeschlossen. Es fiel aber doch auch ein wenig aus dem Nichts heraus.

Bis dahin hatte die Rose-Elf aber schon sehr viel Kraft aufwenden müssen, weil sie sich nach weniger als zwei Minuten ein klassisches Eigentor eingeschenkt hatte, dem sie nun hinterherlaufen musste. Nach einer Ecke traf Florian Neuhaus mit einem wenig platzierten Fernschuss nur seinen Mitspieler Ginter im Strafraum, von da wanderte der Ball schnurstracks und nach einem grenzwertigen Zweikampf von Silas Wamangituka gegen Stindl über zwei Stationen zum Führungstreffer ins Gladbacher Tor. Silas dribbelte sich da sehenswert durch, hatte aber auch das nötige Glück bei seinem Abschluss. Doch das Abwehrverhalten war hanebüchen. Bei eigenem Ballbesitz so früh in einen Konter zu laufen, bei dem der Gegner zunächst 2 gegen 1 steht, dann im Strafraum schon klar in Unterzahl ist und sich doch gegen vier Gegner durchsetzt - das war keine Empfehlung für ein Champions-League-Team.

In dieser Phase waren die Gastgeber brutal effektiv, kamen auch zu weiteren Umschaltsituationen, die ins Auge hätten gehen können. Kurz flackerte bei mir die bittere Erinnerung an das 0:5 gegen Leverkusen im Pokal auf, wo auch ein Konter nach dem anderen im VfL-Tor landete, obwohl Borussia selbst unverdrossen und mutig nach vorne spielte.

Doch Stindl und Co, diesmal im Tor wieder unterstützt vom heute fehlerlosen Tobias Sippel, kämpften sich zurück ins Spiel und belohnten sich rechtzeitig mit dem Ausgleich. Nach der Pause startete der VfB zwar erneut druckvoll und aggressiv in die Partie, doch ein Fehler in der Stuttgarter Hintermannschaft brachte Borussia auf die Siegerstraße. Torwart Bredlow rutschte beim Rauslaufen zum Steilpass auf Alassane Plea kurz aus und verlor so die notwendigen Meter zur Klärung der Situation. Und in der Mitte hatte zuvor Mavropanos noch das Abseits aufgehoben. Glück und Geschick waren da auf Seiten der Gladbacher.

Interessanterweise wurde ich nach diesem Tor aber erheblich ruhiger als noch in Halbzeit eins. Irgendwie hatte ich ab da das Gefühl: Heute geht hier nichts mehr schief. Borussia behielt nach der Führung die Spielkontrolle, beschäftigte den Gegner gut und ließ kaum noch einen gefährlichen Angriff zu. Dazu trug sicherlich auch die taktische Umstellung im Team bei, dessen Marschroute spätestens mit Oscar Wendts Einwechslung in der 71. Minute noch klarer wurde. 

Borussia stellte da auf Dreier- beziehungweise Fünferkette um, zog sich kompakt zurück und überließ dem Gegner absichtlich mehr und mehr den Spielaufbau. Das war Gift für die Stuttgarter Konterspieler, die deutlich besser im Ball erobern und schnellen Umschalten sind als im geduldigen Spiel gegen eine massierte Deckung. Eine "Ballbesitzmannschaft" ist der Aufsteiger noch nicht. Und so lief die Zeit von der Uhr, ohne dass der VfL nochmal so dauerhaft unter Druck geriet wie in der Schlussphase im Ligaspiel gegen den gleichen Gegner.

Doch Borussia wäre nicht Borussia, wenn sie nicht doch noch einmal haarscharf an einer möglichen Verlängerung vorbeigerauscht wäre. Zwei, drei Bälle kamen dann doch gefährlich durch, und weil wie üblich kein vernünftiger Konter fertig gespielt und veredelt werden konnte, blieb es bis zum Schluss eng und hektisch.
Krönung war die Situation kurz vor dem Ende, als Kalajdzic mit seinem Kopfball aus kurzer Entfernung erst Ginters Schulter und dann Lainers angewinkelte Hand traf. In Köln ging die Prüfung der Szene allerdings schnell mit dem Ergebnis "kein strafbares Handspiel" zu Ende, was viele VfB-Fans sehr erzürnte.

Ich glaube, das man hier beim besten Willen kein Kriterium für ein strafbares Handspiel finden kann.  Hier war es jedenfalls eine ziemlich kurze Entfernung vom Kopf des Stuttgarters zur Hand Lainers, sein Arm war auch nicht über Schulterhöhe oder in irgendeiner unnatürlichen Haltung. Er war eng angewinkelt, also nicht geeignet, um die Körperfläche zu vergrößern. Die Hand ging auch nicht zum Ball, Lainer versuchte sie eher noch wegzuziehen.
Also aus meiner Sicht war es völlig unstrittig, hier keinen Elfmeter zu geben, zumal ich eine sehr vergleichbare Szene am vergangenen Samstag beim Handspiel eines Unioners kurz vor Schluss ganz genauso klar mit nicht strafbar bewertet habe (wie auch die Schiedsrichter dort es taten).

Aber was in Köpfen von Schiris bei einem engen Pokalfight vor sich geht, weiß man eben auch oft nicht. Und wir alle haben ja auch schon Pferde vor der Apotheke... ihr wisst schon.

Unnötig aufregend waren diese letzten Szenen natürlich dennoch. Und das ist das, was sich die Mannschaft ankreiden lassen muss - dass sie es wieder nicht geschafft hat, den Sack mal frühzeitig mit einem dritten Tor zuzumachen. Ansonsten bin ich sehr zufrieden, wie sich Thuram und Co. heute verkauft haben. Denn in kurzer Zeit erneut gegen einen sehr unangenehmen Gegner spielen zu müssen, ist ja nicht ganz ohne. Und was der VfB da in beiden Spielen gegen uns auf den Rasen gebracht hat, ist auch wirklich stark gewesen. Das sollte man nicht vergessen.

Vergessen sollte man im Team allerdings erstmal wieder jeden Gedanken an etwas Blechernes, was ja ohne die Bayern und Leverkusen im Wettbewerb angeblich so viel leichter geworden ist. Denn jetzt geht es erstmal zum nächsten oberwichtigen Termin. Es gilt, den 1. FC Köln noch ein bisschen tiefer in die Krise zu schießen. Und auch wenn der ewige Rivale sich im Pokal gegen Regensburg leichtfertig verabschiedet hat, bedeutet es nicht, dass das bei Sky als Top-Spiel eingestufte Derby ein Selbstläufer wäre.

Auch da braucht es wieder volle Power vorn wie hinten. Aber immerhin ist die Borussia der Saison 20/21 bisher nicht damit aufgefallen, irgendeinen Gegner zu unterschätzen. Hoffen wir, dass das auch bei unserem Lieblingsgegner weiterhin so bleibt. 

DFB-Pokal 2020/21, 3. Runde (Achtelfinale): VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 1:2. Tore für Borussia: 1:1 Thuram, 1:2 Plea

Saisonspende: Mit zwei Toren wandert ein weiterer Euro ins Spendenschweinchen. Mit jetzt 95,50 Euro kommt die magische 100-Euro-Grenze in Gefahr. Kleiner Tipp an die Aktiven. Ein Derbysieg reicht, um diese Hürde zu überspringen.

Zur Erinnerung, darum geht's: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in den drei Wettbewerben: 50 Cent. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl oder Marco Rose: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Tore oder Vorlagen von Gladbacher Spielern in der deutschen Nationalelf: 1 Euro. Erreichen der K.o-Phase und für jede weitere erreichte CL-Runde: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Meisterschaft oder Finalsieg in CL oder EL: 50 Euro. DFB-Pokalsieg: 30 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

 

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