Ein paar Stunden nur noch bis zum ersten Pflichtspiel von Borussia in der neuen Saison auf dem Betzenberg. Und jetzt erst fange ich an, meine Eindrücke über die Vorbereitung aufzuschreiben. Was stimmt nicht mit mir?
Nein, es kribbelt immer noch nicht bei mir, die Vorfreude auf das neue Spieljahr ist gedämpft, kein Anzeichen auf das übliche Hinfiebern, dem ersten Anstoß entgegen. Das ist komisch, aber für mich aufgrund der letzten Wochen und Monate auch nicht überraschend. Und hoffentlich gibt sich das, wenn nachher der Ball wieder rollt...
Aber: So sehr ich allen den Stadionbesuch wünsche, die sich in diesen Tagen wieder einmal auf den lange vermissten Anreiseweg zum Borussia Park oder in ein anderes Stadion machen. Ich halte es angesichts der Pandemie-Lage nach wie vor für nicht richtig. Es ist nichts, was ich hier näher diskutieren muss oder möchte. Aber ich habe für mich entschieden, dass ich - trotz zweifacher Impfung - weiterhin erst dann einen Stadionbesuch in Erwägung ziehen möchte, wenn dies wieder für eine volle Stadionkapazität möglich und sicher ist.
Im Moment steigen die Inzidenzen wieder deutlich an, und das liegt in erster Linie an den Lockerungen in vielen Bereichen, die besonders für die sommerliche Wahlkampfzeit vorhersagbar waren, aber sich in den kommenden Wochen auch vorhersehbar auswirken und später wohl zu neuen Problemen - und Einschränkungen - führen werden. Zumindest, bis die Impfquote so gut ist, dass das Virus besser beherrschbar wird.
Ich habe im Sommer mit Befremden gesehen, wie die großen Sportverbände ihre internationalen Großveranstaltungen - Fußball-EM und Olympia - ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen haben. Auch diese Spiele haben mich nur am Rande interessiert. Ich registriere die hohe Zahl von Corona-Infektionen unter den Bundesligaspielern, die - wie wir Normalos - natürlich auch wieder mal vernünftig urlauben wollten und nach diesen zwei Ausnahmesaisons auch jede Erholung und Zerstreuung brauchten und verdient hatten.
Das alles liegt für mich aber zugleich wie ein negativer Nebel auch über der Vorbereitung zur neuen Saison - und verdirbt mir die Vorfreude. Ob sie mit den ersten Spielen wiederkommt? Wir werden sehen.
Der andere Grund für meine Zurückhaltung auf meinem Blog ist ja eigentlich auch klar. Bis vergangenen Freitag gab es keine Spielerzugänge oder -abgänge, die eine Einordnung meinerseits erfordert hätten. Die Vorbereitung selbst lief - sagen wir: holprig.
Und selbst mit dem inzwischen feststehenden Wechsel von Linksverteidiger Luca Netz von der Hertha zum VfL und dem wohl in den nächsten Tagen folgenden Transfer des ecuadorianischen Verteidigers William Pacho (sprich "Patscho") ist dieses Thema natürlich noch lange nicht abgeschlossen.
Beide Neuzugänge sind sehr jung und versprechen viel. Doch um beurteilen zu können, ob sie sofort helfen können, muss man sie erst etwas länger beobachten können.
Um beurteilen zu können, was man Adi Hütter und seinem Team in dieser Saison insgesamt zutrauen kann, ist es jedenfalls noch immer zu früh. Die Tests waren kaum aussagekräftig, bis zuletzt wurde - auch aufgrund der fehlenden EM-Fahrer und der Verletzungsmisere in den vergangenen Wochen - viel durchgewechselt. Junge Spieler bekamen ordentlich Spielzeit, doch bis auf Conor Noß, Rocco Reitz und Joe Scally, die dem Profikader sichtbar am nächsten sind, werden sie wohl auf absehbare Zeit wieder in der U23 oder U19 verschwinden.
Die Tatsache, dass Rocco Reitz dann vergangene Woche für ein Jahr nach Belgien ausgeliehen wurde, beantwortet zumindest mal die Frage nach der Besetzung der Zentrale im Mittelfeld. Chris Kramer, Manu Koné und Laszlo Benes stehen dafür bereit, Denis Zakaria präferiert nach Aussagen von Max Eberl einen Wechsel in diesem Sommer, vielkeicht tut sich da ja schon diese Woche etwas.
Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass Flo Neuhaus sich wohl endgültig für eine weitere Saison bei Borussia entschieden haben muss, denn sonst hätte Borussia Reitz sicher nicht abgegeben. Zumal der talentierte Famana Quizera - ohnehin eher offensiver als auf der Sechs einzustufen - in der Vorbereitung für mich nicht die Duftmarken setzen konnte, die man sich von ihm erhofft hatte. Da gefiel mir Conor Noß deutlich besser.
Natürlich: Es kann sich bis zum Transferschluss noch viel tun, auch auf der Abgangsseite. Dann aber sollte Borussia in der Lage sein, mit diesem Geld einen vernünftigen Ersatz zu verpflichten. Und diese Zugänge wird es auch nur dann geben, wenn ein Stammspieler - Ginter, Thuram, Plea, Hofmann, Bensebaini - Borussia verlässt. Bisher sieht es danach nicht aus. Die Transfers von Koné, Netz und - wenn es klappt - Pacho dagegen sind auch so finanzierbar. Koné ist als potenzieller Nachfolger von Zakaria/Neuhaus schon sehr früh verpflichtet worden. Das Geld sollte noch aus der Champions-League-Saison gestemmt worden sein. Netz und Pacho kommen nicht umsonst, aber doch für überschaubare Millionenbeträge. Im Gegenzug sind durch Lang, Wendt und Traoré (relativ teure) Kaderplätze frei geworden, die diese Kosten zumindest abfedern werden.
Wenn alles so bliebe, könnte ich mit diesem Kader jedenfalls gut leben. Er ist konkurrenzfähig, und im Gegensatz zu den Saisons davor haben auch die echten und die Möchtegern-Konkurrenten um die europäischen Startplätze nicht so irre investiert, dass einem angst und bange werden müsste.
Im Gegenteil: Kaderplanung und Saisonvorbereitung scheinen bei allen Teams genauso schleppend zu verlaufen wie bei Borussia.
Wer also gut aus den Startlöchern kommt, kann sich schon einen möglicherweise entscheidenden Vorteil für diese Saison verschaffen. Insofern ist es vielleicht auch gar nicht so schlecht, in der Liga gegen Kaliber wie den FC Bayern und Bayer Leverkusen zu starten, die beide auch noch keine Bäume ausgerissen haben. Aber das ist Zukunftsmusik.
Heute ist erstmal gefährliche Fußballromantik angesagt. Live-Spiel im frei empfangbaren Fernsehen, der ehrwürdige Betzenberg (in meiner Erinnerung selten ein gutes Pflaster für Borussia, doch die Statistik gegen den FCK sieht insgesamt sogar positiv aus) und ein unberechenbarer Drittligist, der schon ein paar Spiele weiter ist als der Favorit.
Da bin ich froh, wenn alles gut über die Bühne geht. Eine Blamage, wie sie Frankfurt 50 Kilometer vom Betze entfernt gestern erlebt hat, würde ich da nicht ausschließen. Und deshalb liegt mir Schadenfreude über Hütters Ex auch fern - zumindest vor dem Spiel.
Apropos Adi Hütter. Vorschusslorbeeren gibt's nicht mehr, dank Marco Rose, den ich aber ansonsten schon abgehakt habe - bis auf den einen oder anderen Spruch, der auch künftig noch - ganz "lässig" - auf seine Kosten gehen wird. Doch mein Eindruck des neuen Übungsleiters ist bislang eigentlich sehr positiv. Er ist verbindlich, gut vorbereitet, geht ruhig und sachlich in die Aufgabe hinein und scheint auch eine gute Ansprache für die Spieler (und bisher für die Medien) gefunden zu haben.
Wie schnell es ihm gelingen wird, die beste Lösung für das vorhandene Spielermaterial zu finden (und nicht umgekehrt) - etwas, was Chris Kramer im Borussia-Podcast ja betonte (möglicherweise im Unterschied zum Vorgängertrainer), das ist natürlich bis zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation.
Doch er wird dazu erstmal genug Ruhe im Umfeld haben, davon bin ich überzeugt. Obwohl, bei einer Pleite heute Abend... Na ja, auch dann müsste man ihm in dieser Saison wohl noch deutlich mehr Zeit geben, das umzusetzen, was er vorhat.
Bleibt der einzige Misston im Verein: Die seltsam mehrdeutige Zurückstufung von Uwe Kamps als Chef im Torwartteam, die man wohl auch im Zusammenhang mit dem Abgang des erst vor nicht allzulanger Zeit geholten und hochgelobten Steffen Krebs nach Stuttgart lesen muss. Auf dem einen Mannschaftsfoto war Uwe Kamps noch dabei, auf dem anderen nicht, dazu die stille Entfernung aus dem Staff/Trainerteam auf der Vereins-Homepage und die wenig erhellenden Aussagen von Uwe und Max über eine Suche nach einem guten Platz im Verein für das Urgestein. Es hätte glatter laufen können. Für mich ist Uwe Kamps eins meiner Jugend-Idole, und es wäre schade, wenn eine so lange und gute Zusammenarbeit bei Borussia nicht einvernehmlich oder mit Gesichtsverlust der einen oder anderen Seite enden würde. Aber ich bin zu weit weg, um die Hintergründe einschätzen und bewerten zu können. Deshalb tue ich es an dieser Stelle auch nicht. Und vertraue darauf, dass der mit bereits drei namhaften Stationen im Lebenslauf ausgestattete, aber auch noch sehr junge neue Torwarttrainer Fabian Otte unsere Jungs gut in Form gebracht hat und im täglichen Training "bei Laune" hält.
So, genug geschwatzt. Eins fehlt ja noch: Ja, ich lobe auch in der neuen Saison wieder eine Saisonspende aus. Aber die Übersicht dazu kommt erst im nächsten Text 😜. Hoffentlich dann auch schon mit den ersten Euros, die von Adis Jungs bis dahin eingespielt worden sind.
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