Ganz klasse: Zweites Sky-"Topspiel" gegen einen unteren Mittelfeldclub hintereinander und auch gleich die zweite Enttäuschung. Das 0:1 gegen Hertha tut allerdings noch deutlich mehr weh als die Punkteteilung gegen Stuttgart. Denn sie legte alte Probleme offen, die Borussia offenbar trotz eines relativ lange eingespielten Kaders nicht in den Griff bekommt.
Pal Dardais Mannschaft machte das, was sie in der derzeitigen Verfassung kann - und das war von der fußballerischen Seite her wirklich nicht viel. Der VfL hingegen brachte seine vorhandenen und oft genug gegen deutlich hochwertigere Gegner nachgewiesene Qualitäten einmal mehr nicht gewinnbringend auf den Platz.
Sicher, heute war es kein ganz so überlegenes Auftreten wie gegen den VfB, aber vom Anpfiff ab doch 40 starke Minuten, in denen die Berliner sich des Gladbacher Spiels nur mit Mühe erwehren konnten und in denen der VfL den Weg auf die Siegerstraße hätte finden können und müssen.
Doch die Berliner schossen das 1:0 - wieder begünstigt von einer verschlafenen Einwurfsituation der Gladbacher und viel Glück mit einem glücklich im Strafraum hin und her flippernden Ball und einem gar nicht richtig getroffenen unhaltbaren Glücksschuss - eine Führung aus dem Nichts, der die Hauptstädter auch im restlichen Spiel keine hochkarätige Torchance mehr folgen ließen. Besonders ärgerlich, dass Borussias Defensive wie schon gegen Stuttgart überhaupt nur einmal im ganzen Spiel nicht im Bilde war -und bitter bestraft wurde.
Für die Hütter-Elf reichte das heute - wieder einmal fand sie im Anschluss kein Rezept, einen laufstarken und sehr defensiv eingestellten Gegner auszuspielen und sich zumindest eine Handvoll guter Torgelegenheiten herauszuarbeiten oder zu erzwingen.
Es gab ein Tor, das knapp abseits war. Es gab einen Elfmeter, den der VAR killte (dazu später) und es gab zwei, drei überhastete Abschlüsse (Embolo, Herrmann), wenn ein Angriff doch mal bis in den Strafraum führte. Viel mehr aber war nicht, trotz allen Bemühens, den Druck hoch und das Spiel mit vertikalen Pässen gefährlich zu halten.
Es bleibt dabei: Gegen defensive Zerstörer-Teams zerbröselt die gegen starke Gegner mitunter richtig beeindruckende Offensivabteilung zu oft an ihren eigenen Ansprüchen.
Woran liegt das? Es ist eine Beobachtung, die sich über die Jahre bei allen Trainern gezeigt hat, hießen sie Favre, Hecking oder Rose. Ist es eine Charakterschwäche in einem Kader, dem es in der Gladbacher Wohlfühloase zu gut geht? Wohl kaum. Auch heute war der Mannschaft ja das ernsthafte Bemühen nicht abzusprechen, das Spiel bis zuletzt drehen zu wollen. Von außen war aber relativ deutlich zu sehen, dass auch heute wohl 120 Minuten nicht gereicht hätten für ein Erfolgserlebnis.
Warum es im Moment in den entscheidenden Momenten hakt, lässt sich erklären.
Zu viele gestandene Spieler sind weit weg von ihrer Bestform. Die jungen Koné, Scally und Netz lassen nach einer ganzen Reihe von Startelfeinsätzen auch mal ein paar Federn - was ganz normal ist, aber ins Gewicht fällt, wenn die Spieler neben ihnen es nicht auffangen können.
Mit Thuram, Lainer und heute Ginter fehlten wieder Spieler, die den Unterschied machen können, gerade in einem solchen Spiel wie heute. Bensebaini musste durch Ginters Ausfall gleich wieder über 90 Minuten gehen, obwohl er schon in den vergangenen Monaten immer wieder sehr früh aus Verletzungen heraus ins Spiel geworfen werden musste, mit entsprechenden Rückschlägen und Verletzungen.
Doch: Was von der Bank kommt, macht in einem engen Spiel nicht den Unterschied. Es kommt keine zusätzliche Qualität auf den Rasen, obwohl dies den Namen nach eigentlich so sein müsste. Vielleicht kam heute erschwerend auch noch eine taktische Umstellung dazu, die für mich keinen Sinn ergab und die auch nicht von Erfolg gekrönt war.
Flo Neuhaus, ohnehin nicht mit dem nötigen Selbstbewusstsein ausgestattet, tobte da hinter den Spitzen als reiner Fremdkörper herum, während die aggressiven Speerspitzen Stindl und Hofmann, die in einem physisch anspruchsvollen Spiel bis zuletzt den Unterschied machen können, den Platz verließen oder sich plötzlich auf der Außenbahn wiederfanden, wo heute alles passierte, nur nicht der sinnvolle Spielaufbau der Borussia.
Je länger das Spiel dauerte, desto weniger hatte Borussia noch einen Spielfaden in der Hand. So war es für die Hertha zu leicht, gut über die Zeit zu kommen.
Aber wie gesagt: Diese Erkenntnis, dass es gegen vermeintlich unterlegene Gegner kaum eine zündende Spielidee gibt, ist nicht neu, und sie zieht sich durch die letzten Jahre durch. Ich habe derzeit keine Erklärung, warum es nicht gelingt, gegen solche Gegner Punktverluste zu minimieren und einen gewissen Lerneffekt nachzuweisen.
Wie man den vorhergehenden Zeilen entnehmen kann, war der Auftritt von Zakaria und Co. heute einfach objektiv nicht gut genug, um Punkte mitzunehmen. Ich tue mich zwar schwer damit, den Sieg des Gegners als verdient zu bezeichnen. Allerdings muss man konstatieren, dass Borussia sich dieses Gütezeichen heute auch nicht so recht verdient hatte. Ein Remis wäre der logische Kompromiss gewesen, aber selbst dazu war die Offensivleistung heute ganz offensichtlich zu wenig.
Dennoch oder gerade deswegen gibt es auch noch ein paar harsche Töne von mir in Richtung des Schiedsrichtergespanns, das sich das Etikett als Herthas 12. Mann heute redlich verdient hatte. Das sage ich nicht leichtfertig, aber selbst ich als kritikfreudiger und in der Hinsicht vielleicht oft zu anspruchsvoller oder emotionaler Fan habe selten eine schlechtere Leistung gesehen als die einseitige Pfeiferei, die Benjamin Cortus mit seinem Team heute auf den Rasen brachte.
Das fing nach nicht einmal zwei Minuten mit einer völlig überzogenen Gelben Karte für ein Allerweltsfoul von Jordan Beyer an, setzte sich mit einer überkleinlichen Linie fort, die sich in der ersten Halbzeit fast ausnahmslos gegen Borussias Spieler richtete und die ihren Teil dazubeitrug, dass das Spiel so zerfahren verlief, was vor allem der Hertha zugute kam. Reihenweise falsche Einwurfentscheidungen, unter anderem die vor dem Berliner 1:0, kamen dazu.
Und natürlich der zurückgenommene Elfmeter, für den es bestimmt auch wieder irgendeine Ausnahmeausrede geben wird. Denn wie hieß es doch immer wieder: der VAR soll/darf sich nur einschalten, wenn es sich um eine klare Fehlentscheidung handelt. Cortus sah den Tritt des Berliners gegen den von hinten an ihm vorbeilaufenden Scally und zeigte aus der Realgeschwindigkeit heraus aus meiner Sicht zurecht auf den Punkt. Natürlich, es war (zum Glück) kein fester Tritt in die Wade, doch die Berührung ist deutlich zu sehen und entscheidend für die Bewertung des Zweikampfs, auch wenn man bei Sky mit Superslowmotion-Bildern das Gegenteil zu suggerieren ("keine Berührung") versuchte.
Warum also schaltete sich in Köln der Kollege Kampka ein - ein wie Cortus mit der Bundesliga in aller Regel überforderter Unparteiischer? Ich weiß es nicht, ich verstehe es nicht, und es kotzt mich an, weil offensichtlich immer wieder Gladbach unter solchen seltsamen Entscheidungen und Ermessenspielraumverdehnungen leiden muss (siehe Thurams nicht gegebene Elfer gegen die Bayern). Benjamin Cortus jedenfalls hatte nach der Intervention aus Köln natürlich auch nicht den Arsch in der Hose, bei seiner ersten Entscheidung zu bleiben, was leider gerade bei der jüngeren Garde der Schiris in solchen Situationen zu häufig passiert.
War die erste Halbzeit in Sachen Gleichbehandlung schon eine Zumutung gewesen, steigerte Cortus seine seltsame Linie in den zweiten 45 Minuten sogar noch. Hatte er zunächst fast jeden Zweikampf abgepfiffen, fand er danach überhaupt keine nachvollziehbare Zweikampfbewertung mehr, ließ mehrere Pflichtverwarnungen einfach aus, legte vergleichbare Situationen konsequent unterschiedlich, meist zu Ungunsten von Gladbacher Spielern aus, fiel auf die mit der Spielzeit zunehmenden Schauspieleinlagen der Berliner inklusive der immer länger werdenden Behandlungspausen rein, unterband somit das impertinente Zeitspiel der Dardai-Truppe zu keinem Zeitpunkt, genausowenig wie deren Respektlosigkeiten, wenn er dann doch auch mal gegen Hertha gepfiffen hatte.
Chapeau für die Borussen auf dem Feld, die dieses unwürdige Schauspiel doch recht diszipliniert über sich ergehen ließen. Kurz gesagt: Das war ein Grauen, das man nicht auch noch gebraucht hätte, wo doch die eigene Mannschaft schon nicht so viel Freude machen konnte.
So, das musste raus. Dennoch wird Adi Hütter mit seinem Spielern in den nächsten Tagen natürlich nicht beim Schiri, sondern ganz woanders ansetzen müssen, wenn er sie wieder in die Spur führen will, das ist klar.
Das Pokalspiel gegen die Bayern wirkt angesichts des Auftritts in Berlin und des zeitgleich in Galaform befindlichen Gegners heute wie eine unüberwindbare Hürde. Aber das heißt nicht, dass Borussia gänzlich chancenlos sein muss. Doch spätestens wenn es am kommenden Wochenende gegen Bochum geht, muss ein echter Lerneffekt her, und zwar aus dem Spiel von heute. Wir dürfen gespannt sein auf eine weitere Woche der Wahrheit.
Bundesliga, 9. Spieltag: Hertha BSC - Borussia Mönchengladbach 1:0.
Saisonspende: Zu den 33
Euro kommt heute nix dazu.
Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
1971 (Inter Mailand) war ich einfach noch zu klein und dieses 7:1 wurde nicht im TV übertragen. Es gab dann jenes 12:0 gegen Dortmund, es gab 2011 das Igor de Camargo Tor in der Nachspielzeit der Relegation, welches mein Borussia Fieber neu entfacht.
AntwortenLöschenEs gab das Last Minute Tor von Thuram gegen den AS Rom, welches den Park genauso erleben liess wie das Relegatistor von de Camargo.
Nun hatte ich also auch eine Karte fürs Stadion gegen die Bayern am Mittwoch und meine Lust dahin zu gehen war auf dem Nullpunkt nach den Einfallslosigkeiten gegen Stuttgart und gegen Hertha. Meine Tochter blieb hartnäckig, sie wollte unbedingt dahin und so erlebte ich live im Stadion dieses historische 5:0 gegen die "Super Bayern" und es war für mich das Borussiaspiel meines Lebens! Es war der dritte Stadionbesuch meiner Tochter, welche nun auch endgültig vom VFL Fieber befallen ist <3
Ich bin mega dankbar, dieses Spiel im Stadion ERLEBT haben zu DÜRFEN!
H.R.